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WeRestore.it (http://werestore.it) ist ein internationales Fortbildungsprojekt, das Salvatore und Gaetano ins Leben gerufen haben. Ziele des Projekts sind das Streben nach Exzellenz sowie die Generierung von Ideen, Artikeln, Videos, Texten, Materialien, Verfahren und Forschung. Die Autoren halten im Kurszentrum in Rom und auf Anfrage regelmäßig Fortbildungskurse in englischer und italienischer Sprache ab.

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Titel der italienischen Originalausgabe:

Restauri diretti nei settori posteriori

Copyright © 2019 Quintessenza Edizioni, Milano

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.

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12107 Berlin

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© 2020 Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Übersetzung: Marion Zankl, München

Lektorat, Herstellung und Reproduktionen: Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin

ISBN Print: 978-3-86867-506-1

ISBN epub: 978-3-86867-514-6

Für meine Mutter und meinen Vater, in Dankbarkeit für ihre Liebe und die Werte, die sie mir vermittelt haben,

für meine Geschwister,

für meine große Liebe Maria, die mir immer zur Seite steht,

für meine Kinder Francesco, Giuseppe und Mariapaola: Mögen sie in ihrem Leben stets nach Wissen suchen und jeden Tag die Freiheit erobern.

Salvatore

Für meine Eltern,

für meine Schwester,

für Isabella, meine wundervolle Wegbegleiterin,

für meine Kinder Chiara und Edoardo: Möge es ihnen gelingen, immer frei und neugierig zu bleiben.

Gaetano

Geleitworte

ROBERTO SPREAFICO

In den letzten dreißig Jahren haben sich die Adhäsive und Restaurationsmaterialien kontinuierlich verbessert. Die Adhäsivtechnik hat die Therapieansätze für die Rekonstruktion von Front- und Seitenzähnen radikal verändert. Dadurch wurden zunehmend konservierende und ästhetische Zahnbehandlungen möglich.

Die Autoren dieses Buches, Dr. Salvatore Scolavino und Dr. Gaetano Paolone, haben ihr ehrgeiziges Ziel, dem Zahnarzt moderne Verfahren für direkte Komposit-Restaurationen im Seitenzahnbereich an die Hand zu geben, auf bewundernswerte Weise umgesetzt.

Das Buch ist meisterhaft illustriert und begleitet den Leser durch die verschiedenen klinischen Phasen von der Diagnose bis zur Politur und Nachbearbeitung der Restaurationen. Darüber hinaus beschreiben die Autoren zahlreiche klinische Empfehlungen, die auf ihrer Erfahrung als anspruchsvolle und zugleich kreative Behandler basieren. Sehr interessant ist das Kapitel über die Zahnanatomie. Die darin enthaltenen Informationen sind für eine angemessene und zugleich dauerhafte Funktion unerlässlich.

Die Entwicklung der verschiedenen Kapitel ist außerordentlich spannend, nie trivial und immer durch wissenschaftliche Evidenz gestützt. Die verschiedenen Materialien werden ausführlich diskutiert, und die Step-by-Step-Beschreibungen der klinischen Verfahren liefern Studenten und Zahnärzten die notwendigen Informationen, um qualitativ hochwertige direkte Restaurationen zu erzielen.

Dieses Buch verdient die weite Verbreitung, die es sicherlich erreichen wird. Deshalb ist es für mich ein Privileg und eine Ehre, dieses Geleitwort schreiben zu dürfen.

VINCENZO MUSELLA

Was soll ich sagen? Endlich ist der Moment gekommen, an dem sich so viel Arbeit und Engagement in einem Buch manifestiert haben, das ein Leitfaden für all diejenigen sein soll, die einen Teil ihrer Zeit der wahren konservierenden Zahnmedizin widmen wollen. Mit einer einfachen und effizienten Technik kann man die ideale anatomische Rekonstruktion erreichen.

Diagnose, Anatomie, Wahrnehmung der Form, Präparation und anatomische Rekonstruktion sind die dominierenden Themen dieses Buches.

Es ist mir eine große Freude, diese Einführung zu verfassen und jedem die Lektüre dieses Buches zu empfehlen.

Gaetano und Salvatore sind liebe Freunde, die ich schon seit langem kenne und deren Engagement und fachliche Kompetenz ich sehr schätze.

Die Leidenschaft, die sie in ihre tägliche Arbeit einbringen, werden Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch in diesem Buch wiederfinden. Gaetano und Salvatore, für Eure berufliche und private Zukunft wünsche ich Euch das Beste.

Vorwort

Dieses Buch ist das Ergebnis von Ideen, Träumen, Gesprächen und Diskussionen, die in Telefonaten, Nachrichten, Skype-Sitzungen und den vielen, unendlich vielen Zügen Rom-Neapel und Neapel-Rom, die uns auf dieser wunderbaren Reise begleitet haben, entstanden sind und weiterentwickelt wurden.

Dieses Buch ist noch viel mehr: In ihm leben die Aromen und Gerüche aller Orte, an denen es geschrieben wurde ... Selten saßen wir an einem Schreibtisch, wenn wir an dem Buch arbeiteten: Oftmals waren wir im Zug oder im Flugzeug, unterwegs zu fernen Orten, an denen wir Konferenzen und Kurse abgehalten haben, saßen neben der Steckdose eines Flughafens oder in wer weiß welchem Hotel bei einer schnellen Mahlzeit, am Tischchen in einem Bahnhofscafé oder im Auto, während wir vor der Schule auf unsere Kinder warteten.

Wir denken an all die Tages- und Nachtstunden zurück, die wir mit Schreiben, Nachdenken und Entwerfen von Konzepten verbracht haben und in denen wir uns am frühen Morgen oder abends, nachdem wir die Kinder zu Bett gebracht hatten, ausgetauscht haben, um unseren Familien keine kostbare Zeit zu rauben. Unzählige Stunden haben wir mit der Dokumentation verbracht, eingeschlossen in unseren Büros, alleine oder zusammen – endlose, schöne Stunden, in denen wir mit Liebe und Leidenschaft das getan haben, was Sie nun sehen und erleben können, wenn Sie dieses Buch lesen ... Es ist ein Teil von uns.

Autoren

SALVATORE SCOLAVINO

Studium der Zahnmedizin und Prothetik, Promotion mit Auszeichnung an der Universität Neapel „Federico II“

Aktives Mitglied der italienischen Akademie für konservierende Zahnmedizin AIC (Accademia Italiana di Odontoiatria Conservativa e Restaurativa)

Aktives Mitglied der italienischen Gesellschaft für konservierende Zahnmedizin SIDOC (Società Italiana di Odontoiatria Conservativa)

Aktives Mitglied der IAED (Italian Academy of Esthetic Dentistry)

Dozent für Masterstudiengänge in Italien

Visting lecturer bei „Diplôme d’Odontologie Esthétique et Restauratrice“, Universität Montpellier, Frankreich

Gründer des Projekts WeRestoreit (www.werestore.it)

Niedergelassener Zahnarzt in Nola mit den Schwerpunkten konservierende Zahnmedizin, Endodontie und Prothetik

Autor von Publikationen in italienischen und internationalen Fachzeitschriften

Vortragstätigkeit bei italienischen und internationalen Kursen und Kongressen

GAETANO PAOLONE

Dozent für konservierende Zahnmedizin an der Universität „Vita-Salute San Raffaele“, Mailand

Aktives Mitglied der italienischen Akademie für konservierende Zahnmedizin AIC (Accademia Italiana di Odontoiatria Conservativa e Restaurativa), 2018–2019 Leiter des wissenschaftlichen Sekretariats der AIC, Mitglied des Kulturausschusses der AIC für die Jahre 2020–2021

Aktives Mitglied der IAED (Italian Academy of Esthetic Dentistry)

Aktives Mitglied der italienischen Akademie für mikroskopische Zahnheilkunde AIOM (Accademia Italiana di Odontoiatria Microscopica)

Dozent im Masterstudiengang Esthetics and Restorative Dentistry an der Universität Bologna

Visiting lecturer bei „Diplôme d’Odontologie Esthétique et Restauratrice“, Universität Montpellier, Frankreich

Gründer des Projekts WeRestoreit (www.werestore.it)

Niedergelassener Zahnarzt in Rom

Autor und Co-Autor von Publikationen in italienischen und internationalen Fachzeitschriften

Vortragstätigkeit bei italienischen und internationalen Kursen und Kongressen

Autor und Co-Autor von Kapiteln in den von Quintessence Publishing veröffentlichten Büchern „EndoProsthodontics“ und „Dentale Ästhetik, Workflow von A bis Z“

Koautoren

 

 

Dieses Buch wurde unter Mitwirkung der im Folgenden genannten Koautoren realisiert. Ihre Beiträge sind jeweils im Text ausgewiesen.

GIOVANNI SAMMARCO

Promotion in Zahnmedizin in Verona im Jahr 1997. Aktives Mitglied der AIC und der IAED. Von 2015 bis 2017 Vertragsprofessor für den Studiengang in Zahnmedizin an der Universität Insubria (VA), als Verantwortlicher für die gesamten Lehrveranstaltungen im Bereich „konservierende Zahnmedizin und Endodontie“. Von 2013 bis 2017 Co-Dozent im Kurs „konservierend-parodontale Zusammenhänge“ des 2. Master-Aufbaustudiengangs „Parodontologie“ der Universität „Dental School“ Turin. Seit 2017 Dozent im 2. Master-Aufbaustudiengang „ästhetische konservierende Zahnheilkunde“ an der Universität Bologna. Vortragstätigkeit auf nationaler und internationaler Ebene zu den Themen „klinische Kariologie“ und „minimalinvasive Restaurationen“. Autor von Veröffentlichungen zu diesen Themen.

LUCIO DANIELE

Promotion in Zahnmedizin im Jahr 1994. Aktives Mitglied der italienischen Gesellschaft für Endodontie SIE (Società Italiana di Endodonzia), der italienischen Akademie für mikroskopische Zahnheilkunde AIOM (Accademia Italiana di Odontoiatria Microscopica) und der ESE (European Society of Endodontology). Präsident in zweiter Amtszeit des italienischen nationalen Zahnärzteverbands ANDI von L‘Aquila und zum dritten Mal Leiter des Kultursekretariats des abruzzischen Regionalverbandes der SIE.

Gewinner des Giorgio Lavagnoli Award im Jahr 2016, Vortragstätigkeit bei italienischen und internationalen Kongressen, Autor des Kapitels „Der odontogene Schmerz“ des Endodontie-Handbuches „Manuale di Endodonzia“ (Elsevier, 2013).

Dozent in Italien und im Ausland bei Grund- und Aufbaukursen (Theorie und Praxis) in Endodontie und chirurgischer Endodontie. Niedergelassener Zahnarzt zusammen mit seinem Bruder Lorenzo in L‘Aquila und überregional in anderen Praxen als Zahnarzt für die Schwerpunkte Endodontie, mikroskopische orthograde und chirurgische Endodontie sowie ästhetische Restauration tätig.

TIZIANO BOMBARDELLI

Promotion in Medizin und Chirurgie an der Universität Pavia (1981) und Spezialisierung in Zahnmedizin an der Universität Mailand (1984). Teilnahme an zahlreichen Kursen zur Prothetik, Implantologie und Parodontologie.

Seit 2002 aktives Mitglied der italienischen Akademie für prothetische Zahnmedizin AIOP (Accademia Italiana di Odontoiatria Protesica) und seit 2012 der IAED (Italian Academy of Esthetic Dentistry). Team-Mitglied der Fortbildungseinrichtung „Fradeani Education“.

ROBERTO KAITSAS

Niedergelassener Zahnarzt in Rom. Promotion in Zahnmedizin und Prothetik an der Katholischen Universität Rom (1994), Spezialisierung in Endodontie (1999) an der Universität „La Sapienza“, Rom. Spezialisierung in Mund- und Kieferchirurgie an der Universität „La Sapienza“, Rom (2005). Co-Autor des Mundchirurgie-Handbuches „Manuale di Chirurgia Orale“. Aktives Mitglied der IAO (Italian Academy of Osseointegration, ehemals: Società Italiana di Chirurgia Orale ed Implantologia), der italienischen Gesellschaft für Endodontie SIE (Società Italiana di Endodonzia) und der ESE (European Society of Endodontology). Abschluss am „European Board of Oral Surgery“.

Danksagungen

 

 

Unser Dank geht an:

Vincenzo Musella, der uns zu diesem Buch ermutigt und uns stets unterstützt hat. Ohne ihn hätten wir es wahrscheinlich nie geschrieben.

Lauro Dusetti für seine freundschaftliche Unterstützung und seine wertvollen Ratschläge.

Tiziano Bombardelli, Lucio Daniele, Roberto Kaitsas und Giovanni Sammarco, die einen Teil ihrer kostbaren Zeit für einen Beitrag in diesem Buch geopfert haben.

Sergio Ariosto Hernández Delgado DDS, MSD, (UNAM, Mexiko), der uns die Veröffentlichung des Fotos auf dem Cover genehmigt hat.

Maciej Jùnior (Unesp Araraquara), der uns die Komposit-Farbmassen zur Verfügung gestellt hat, mit denen einige Modelliertechniken in vitro veranschaulicht wurden.

Maria M., Maria C., Felicia N., Patrizia S. und Stefania DM., unsere nicht zu ersetzenden Assistentinnen, ohne die all das nicht möglich gewesen wäre.

Die Akademie für konservierende Zahnmedizin AIC (Accademia Italiana di Odontoiatria Conservativa e Restaurativa) für die Leidenschaft, Integrität und den professionellen Anspruch, die sie zu vermitteln weiß. In einer mit irreführenden Medienbotschaften belasteten zahnmedizinischen Landschaft bleibt die AIC zusammen mit wenigen anderen wissenschaftlichen Gesellschaften ein Bezugspunkt für die Anhänger der restaurativen Zahnheilkunde.

Inhalt

Geleitworte

Vorwort

Autoren

Koautoren

Danksagungen

KAPITEL 1

FORM UND VISUELLE WAHRNEHMUNG

Betrachtung und Wahrnehmung

Wahrnehmung von Konturen

Wahrnehmung von Räumen und Relationen

Wahrnehmung von Licht und Schatten

Wahrnehmung des Ganzen

Literatur

KAPITEL 2

ANATOMIE FÜR FACHKUNDIGES MODELLIEREN

Anatomische Elemente

Oberkieferprämolaren

Erster Oberkieferprämolar

Zweiter Oberkieferprämolar

Oberkiefermolaren

Erster Oberkiefermolar

Zweiter Oberkiefermolar

Unterkiefermolaren

Erster Unterkiefermolar

Zweiter Unterkiefermolar

Unterkieferprämolaren

Erster Unterkieferprämolar

Zweiter Unterkieferprämolar

Fazit

Literatur

KAPITEL 3

DIAGNOSE UND BEHANDLUNG KARIÖSER INITIALLÄSIONEN

Einleitung

Folgen von Karies und Begriffsdefinition

Dynamik und Aktivität einer Läsion

Diagnose in der konservierenden Zahnmedizin

Läsionsdiagnose

Anamnese

Klinische Untersuchung

Röntgenuntersuchung

Radiologische Klassifikationen

Laserfluoreszenz

Transillumination

Sonstige diagnostische Mittel

Remineralisierung

Infiltration mit Kunststoff

Literatur

KAPITEL 4

ISOLIERUNG

Isolieren: immer!

Vorteile für den Behandler

Vorteile für den Patienten

Erforderliches Material

Kofferdam-Stärken

Schablone

Kofferdam-Lochzange

Klammerzange

Wahl der Klammer

Isolierungstechniken im Seitenzahnbereich

Technik „Kofferdam und Klammer zusammen“

Technik „Klammer zuerst“

Technik „Kofferdam zuerst“

Ligaturen

Entfernung des Kofferdams

Tricks

Literatur

KAPITEL 5

KAVITÄTENPRÄPARATIONEN

Grundregeln der Kavitätenpräparation

Fissurentypen

Beurteilung der Fissuren

Versiegelung

Minimalinvasive Kavitäten

Handstücke

Bohrer

Klasse-I-Präparation Step-by-Step

Rand anschrägen oder nicht?

Approximale Kavitäten (Klasse II)

Klasse-II-Präparation Step-by-Step

Ausgestaltung der axialen Wände

Approximalkavitäten mit nicht krestalem Zugang

Apikokoronale Position der zervikalen Stufe

Direkte oder indirekte Restaurationen? Entscheidungskriterien

Höckerüberkuppelung und Analyse der strukturellen Faktoren

Vergleich zwischen direkten und indirekten Kompositrestaurationen

Klinische Strategien

Direkte oder indirekte Technik

Wann ist eine indirekte Restauration vorteilhafter?

Fazit

Subgingivaler Restaurationsrand

Direkte Freilegung der Pulpa

Literatur

KAPITEL 6

WIEDERHERSTELLUNG DER APPROXIMALWAND

Matrizen

Wahl der Teilmatrize

Keile

Insertion des Keils

Holzkeile

Plastikkeile

Wahl des Keils bei komplexen anatomischen Situationen

Separierringe

Standard-Separierringe

Positionierung eines Standard-Separierrings

Separierringe aus Plastik/Kunststoff und Silikon

Aufbau der Approximalwand

Zentripetale Aufbautechnik (CBT) Step-by-Step

Abwandlungen der zentripetalen Aufbautechnik (CBT)

Open-Sandwich-Technik

CBT mit segmentierter Schichtung (split-two step)

Bestimmung der Höhe der Randleiste und der Okklusionskontakte

Standard-CBT

Segmentierte CBT

Konventionelle oder segmentierte CBT? Entscheidungskriterien

Besondere Situationen

Tipps und Tricks

Literatur

KAPITEL 7

OKKLUSALE MODELLIERUNG

Grundregeln der Modellierung

Modelliertechniken vs. Schichttechniken

Modellierinstrumente

Konstruktion eines Dreieckswulstes

Ausbildung einer Fissur

Proportionalitätsprinzip

Occlusal stamp technique

Subtraktive Technik

Additive Techniken

„Höcker für Höcker“-Technik (clockwise technique) Varianten im Vergleich

Simultaneous modeling technique (Simultane Modelliertechnik)

Modifizierte „simultaneous modeling technique“ (modifizierte SMT)

Klinische Überlegungen bei der Wahl der Modelliertechnik

Literatur

KAPITEL 8

DETAILLIERUNG

Perfektionieren, finalisieren, individualisieren, einzigartig machen

Wie man einem Wulst eine natürliche Form verleiht

Wie man einen Wulst dominant macht

Wie man einer Fissur einen natürlichen Verlauf verleiht

Anatomische Korrektur der Randleiste

Erhöhung des Volumens der sekundären Strukturen

Wie man die Schmelzbrücke individualisiert

Segmentierung der Inkremente der Höcker: Detaillierung bei der Modellierung

Einfärben der Fissuren

KAPITEL 9

NACHBEARBEITUNG, POLITUR UND OKKLUSIONS- KONTROLLE

Warum nachbearbeiten und polieren?

Instrumente und Materialien

Nachbearbeitung der Form der Kontur bei Klasse-II-Restaurationen

Finierscheiben

Flammenförmiger Rotringfinierer

Approximale Finierstreifen

EVA-Aufsätze

Okklusale Nachbearbeitung (Klasse-I- und Klasse-II-Restaurationen) – Arkansassteinchen

Okklusale Nachbearbeitung (Klasse-I- und -II-Restaurationen) – Silikonpolierer

Politur – Bürsten und Filze

Abrasive Polierpasten

Okklusionskontrolle und -korrektur

Literatur

KAPITEL 10

KLINISCHES VORGEHEN

Occlusal stamp technique

Multiple Läsionen bei Schmelzdysplasie

Erneuerung einer Klasse-II-Restauration

Multiple direkte adhäsive Restaurationen

Multidisziplinärer Ansatz

Ultrakonservative Klasse-II-Restauration

Restaurationen mit unterschiedlicher Invasivität im Bereich des suprakrestalen Attachments

Grenze zwischen direkt und indirekt. „Custom shield“ an einem Prämolaren

Erhalt des zervikalen Schmelzes bei Klasse-II-Kavitäten

Kapitel 1

Form und visuelle Wahrnehmung

Für eine anatomische Rekonstruktion der okklusalen Morphologie bedarf es, neben der Kenntnis der Anatomie, auch der Fähigkeit, das, was man replizieren möchte, „richtig zu betrachten“. Obwohl es als eine nahezu perfekt funktionierende Maschinerie angesehen werden kann, neigt unser Gehirn dazu, sich die Arbeit zu erleichtern, indem es versucht, bei maximaler Leistung ein Minimum an eigener Energie aufzuwenden. In diesem einführenden Kapitel werden wir versuchen zu verstehen, welche Grenzen der Mensch bei der Betrachtung von Formen hat und wie diese durch eine visuelle Zerlegung überwunden werden können.

Betrachtung und Wahrnehmung

Das Konzept der Form, welches das Aussehen eines Objekts betrifft, ist untrennbar mit dem Konzept der Funktion verbunden. Die Form der Dinge, mit denen wir interagieren, leitet sich von der Funktion ab, für die sie entwickelt wurden. Die Hand, als taktile sensorische Verlängerung des Gehirns, ist in der Lage, die Greiffunktion auszuführen, weil der Daumen den anderen Fingern gegenüberliegt. Wäre der Daumen in einer Reihe mit den anderen vier Fingern angeordnet, so wären viele der feinen und präzisen Bewegungen, die mit der Hand und insbesondere mit den Fingern ausgeführt werden können, nicht mehr möglich. Die Erkundung der Form beginnt mit der perzeptiven Analyse der Dinge, die wir betrachten. Die visuelle Wahrnehmung ist das Ergebnis der Integration und Verarbeitung eines Bildes mit einer Reihe von Hirnprozessen, die durch die kognitiven Inhalte des Betrachters beeinflusst werden (Stadium der kognitiven Verarbeitung). Das kognitive Erlebnis wird durch frühere Erfahrungen beeinflusst, die Ähnlichkeiten zwischen den Dingen, die wir gerade betrachten, und den uns bereits bekannten Dingen finden. Erst die anschließende Integration der verschiedenen Informationen ermöglicht konkret die vollständige Wahrnehmung des Objekts (Form) und die daraus resultierende emotionale Erfahrung. Die Wahrnehmung von Objekten wird durch zwei Arten von Reizen ermöglicht: distale und proximale Reize.1

Der distale Reiz ermöglicht die Wahrnehmung der physischen Präsenz des Objekts.

Der proximale Reiz führt den Betrachter zu den Informationen, die erforderlich sind, um etwas über die Eigenschaften des distalen Reizes aussagen zu können. Anders ausgedrückt erkenne ich „den Apfel“ (distaler Reiz), weil er „rundlich geformt ist, zwei Vertiefungen hat, rot ist usw.“ (proximaler Reiz). Abhängig vom proximalen Reiz (Eigenschaften des betrachteten Objekts) können wir die Präsenz eines Objekts (distaler Reiz) durch einen Prozess wahrnehmen, der es uns ermöglicht, durch Kopieren der im proximalen Reiz enthaltenen Informationen die perzeptive Darstellung des Objekts, d. h. den distalen Reiz, zu erzeugen.

Abb. 1, 2 Zweiter Molar im linken Oberkiefer aus zwei Betrachtungsperspektiven.

Abb. 3, 4 Visuell erfasste Umfänge, blau markiert.

Abb. 5, 6 Unterschiedliche Zahnumrisse. Der visuell erfasste Umfang variiert je nach Betrachtungsperspektive.

Abb. 8 Das Verhältnis von Licht und Schatten bei einem oberen Molaren in Okklusalansicht.

Interessant ist die Sichtweise der in Deutschland von Max Wertheimer (1921), Wolfgang Köhler und Kurt Koffka (1935) begründeten philosophischen Strömung der „Gestalttheorie“. Eine der Kernaussagen dieser Philosophie lautet: „Das Ganze ist mehr, als die Summe seiner Teile“.2 In der Tat wird die Gesamtform durch die sogenannten perzeptiven Fähigkeiten konditioniert:

Wahrnehmung von Konturen;

Wahrnehmung von Räumen und Relationen;

Wahrnehmung von Licht und Schatten.

Wahrnehmung von Konturen

Wahrnehmung von Konturen bedeutet, den Umfang eines Objekts (Umriss oder visueller Perimeter) zu definieren. Diese Definition hängt im Wesentlichen von der Perspektive ab: Jede Betrachtungsperspektive entspricht einem visuellen Umfang.

In den Abbildungen 1 und 2 betrachten wir denselben Zahn aus zwei unterschiedlichen Perspektiven. Wenn wir die Umrisse (blau) der beiden Zähne (Abb. 3, 4) markieren, können wir die Unterschiedlichkeit der beiden visuellen Umfänge feststellen (Abb. 5, 6). Mit anderen Worten: Wenn wir einen Zahn betrachten, müssen wir ihn aus allen möglichen Perspektiven ansehen, um seine realen unterschiedlichen morphologischen Ausprägungen zu erkennen. Jede Betrachtungsperspektive wird dem Gehirn Informationen liefern, die ins Gedächtnis aufgenommen, dort aufbereitet, verarbeitet, und schließlich zur wahrgenommenen Gesamtform zusammengesetzt werden.

Bei einer Klasse-II-Restauration wird im ersten Schritt die Kavität in eine Klasse I umgewandelt, um den Umriss neu zu definieren und die Rekonstruktion der Okklusalfläche zu vereinfachen. Die optische Wahrnehmung eines wiederhergestellten Umrisses definiert die peripheren Grenzen und liefert die erforderlichen morphologischen Informationen, um die okklusale Restauration zu vereinfachen.

Wahrnehmung von Räumen und Relationen

Die Wahrnehmung von Räumen und Relationen definiert das Verhältnis des Objekts zum umgebenden Raum und zu den anderen im Betrachtungsfeld vorhandenen Elementen sowie das Verhältnis der einzelnen Bestandteile des Objekts zueinander: Alles muss in einem proportionalen Verhältnis stehen (Abb. 7).

Wahrnehmung von Licht und Schatten

Die Wahrnehmung von Licht und Schatten spielt eine entscheidende Rolle bei der Wahrnehmung der dreidimensionalen Form des Objekts und der Visualisierung von Oberflächendetails (Abb. 8).

Wenn bei der Darstellung des Molaren von Abbildung 1 das Licht vollständig eliminiert wird, ist lediglich der Umriss zu erkennen (Abb. 9), allerdings ist das nur aufgrund des klaren Kontrastes des Bildes zum weißen Hintergrund möglich. Wenn der weiße Hintergrund desselben Bildes durch einen schwarzen Hintergrund ersetzt wird (Abb. 10), ist die Form nicht zu erkennen. Wenn beim Molaren von Abbildung 1 die Schatten vollständig eliminiert werden, ist lediglich der Umriss zu erkennen, und dies nur aufgrund des klaren Kontrastes des Bildes zum schwarzen Hintergrund (Abb. 11). Wenn der schwarze Hintergrund desselben Bildes durch einen weißen Hintergrund ersetzt wird, ist die Form nicht zu erkennen (Abb. 12).

Wahrnehmung des Ganzen

Alle diese Wahrnehmungen (proximaler Reiz) verbinden sich miteinander und definieren die Wahrnehmung des Ganzen, d. h. der Gesamtform (distaler Reiz). Die visuelle Erkennung einer Figur oder eines Objekts kann als „Integration und relative Übereinstimmung zwischen dem Netzhautbild und der im Gedächtnis gespeicherten Darstellung“ beschrieben werden. Frühere Erfahrungen haben einen so starken Einfluss auf die visuelle Wahrnehmung, dass die Formen in Abbildung 13, obwohl durch gestrichelte Linien dargestellt, einem Kreis und einem Rechteck gleichgesetzt werden können.

Dies geschieht, weil die erfassten Informationen so einfach und kohärent wie möglich organisiert werden (Gesetz der Geschlossenheit). Das Gehirn ist ständig darauf ausgerichtet, die betrachteten Bilder nach einem vereinfachten Prozess zu verarbeiten, den die Gestalttheorie mit dem „Gesetz der Erfahrung“ erklärt: Jedes Mal, wenn man ein Objekt betrachtet, ordnet das Gehirn das Bild einer bereits bekannten Form zu, um den Wahrnehmungsmechanismus zu vereinfachen.3

WO GRELLES LICHT ODER KEINERLEI LICHT VORHANDEN IST, GIBT ES KEINE FORM. DAS GLEICHGEWICHT ZWISCHEN LICHT UND SCHATTEN ERMÖGLICHT DIE WAHR­NEHMUNG DER FORM IN IHREN FEINSTEN DETAILS.

Abb. 7 Anatomische Relationen zwischen den anatomischen Bestandteilen eines Molaren, zwischen dem einzelnen Molaren und dem umgebenden Raum sowie zwischen den Molaren.

Abb. 9 Umriss.

Abb. 10 Wenn kein Kontrast zum Hintergrund vorhanden ist, ist die Form nicht zu erkennen.

Abb. 11 Ein Molar ohne Schatten. Die Form ist nur auf einem kontrastierenden Hintergrund zu erkennen.

Abb. 12 Ohne kontrastierenden Hintergrund ist das Bild nicht zu erkennen.

Abb. 13 Aus rationaler Sicht dürften wir die beiden Figuren wegen der gestrichelten Linien nicht mit bekannten geometrischen Formen gleichsetzen. Das Gehirn neigt aufgrund kognitiver Erfahrung dazu, das Ganze zu vereinfachen und assoziiert die beiden Figuren mit einem Kreis und einem Rechteck.

Je regelmäßiger und einfacher die Formen sind, desto weniger entkommen sie unserer Wahrnehmung (Gesetz der Prägnanz oder der guten Gestalt).3

Sehr interessant sind die Studien von Betty Edwards, die in ihrem Buch „Garantiert zeichnen lernen“ (englischer Originaltitel: Drawing on the Right Side of the Brain) einige sehr erstaunliche Aspekte im Zusammenhang mit dem Einfluss früherer Erfahrungen auf die Wahrnehmung hervorhebt.4

Der Umstand, dass eine Gehirnhälfte über die andere dominiert, hat enormen Einfluss auf die perzeptiven Fähigkeiten, vor allem vor dem Hintergrund, dass die rechte Gehirnhälfte für künstlerische und kreative Haltungen steht, während die linke für rationales, analytisches und logisches Denken zuständig ist. Dominiert die linke Gehirnhälfte, so hat der Betroffene Schwierigkeiten bei der Wahrnehmung, Analyse und Verarbeitung der Form. Im gegenteiligen Fall besteht eine ausgeprägte künstlerische Eignung (Roger Sperry 1913–1994).5

Die Worte des Neurochirurgen Richard Bergland im Jahr 1985 waren sehr klar: „Man hat zwei Hirne: ein rechtes und ein linkes. Die moderne Wissenschaft weiß heute, dass das linke Hirn verbalen und rationalen Funktionen vorsteht: Es denkt ernsthaft und reduziert Gedanken in Zahlen, Buchstaben und Wörter ... Das rechte Hirn ist für nonverbale und intuitive Funktionen zuständig: Es denkt in Modellen oder Figuren, die das „Ganze“ ausmachen und lässt keine Vereinfachungen zu, weder Zahlen, noch Buchstaben, noch Wörter“.6

Deshalb müssen bei denjenigen, deren kreative Hemisphäre von der linken Gehirnhälfte „dominiert“ wird, die Voraussetzungen geschaffen werden, um die rechte Gehirnhälfte aus dieser Art Schlummer herauszuholen.

In einem seiner Experimente fordert Edwards dazu auf, eine bekannte Zeichnung zu kopieren und dabei auf den Kopf zu stellen, etwa so, als würde man beispielsweise jemanden darum bitten, die „Mona Lisa“ auf den Kopf gestellt zu kopieren. Diese Erfahrung desorientiert den Lernenden, indem sie ihm jeglichen, im Gedächtnis abgespeicherten Bezug, der auf das bekannte, zu kopierende Bild hinweisen könnte, entzieht und auf diese Weise seine visuelle Wahrnehmung stimuliert.

Es wäre interessant, wenn der Leser beginnen würde, „die Dinge“ mit einem anderen Wahrnehmungsansatz zu betrachten und sich von den die perzeptiven Fähigkeiten und Kreativität einengenden didaktischen Schemata und bisherigen kulturellen Erfahrungen zu befreien.

Das Prinzip Figur/Hintergrund, bzw. das Verhältnis zwischen der Figur und dem von ihr dominierten Hintergrund, ist auch als „Prinzip des Kontrastes“ bekannt und ist die Grundlage der visuellen Wahrnehmung. In der Tat wird nach Ansicht des dänischen Psychologen Edgar Rubin (1886–1951) die Präsenz eines Körpers nur aufgrund des Kontrastes wahrgenommen, der zwischen dem betrachteten Körper und dessen Hintergrund besteht (Pind 1915)7. Wenn hingegen nur wenige oder keine Anhaltspunkte vorhanden sind, kann unser Verstand Schwierigkeiten bei der Entscheidung haben, welche Form er als Figur deutet und welche als Hintergrund (Abb. 14).

Durch die visuelle Zerlegung, d. h. die Trennung jedes einzelnen Bestandteils des Objekts von allen anderen Bestandteilen, erscheint die Wahrnehmung der Form klarer und einfacher. Wenn man nämlich jeden einzelnen Bestandteil betrachtet und im Detail analysiert und anschließend die Teile wieder zusammenfügt, erhält das Ganze eine „neue Wahrnehmung“. Aus geometrischer Sicht bestehen die Oberflächen eines festen Körpers im Wesentlichen aus:

Abb. 14 Das Bild veranschaulicht das Konzept Figur/Hintergrund. Wenn man die Abbildung betrachtet, kann man das Gesicht einer Frau wahrnehmen und/oder einen Mann, der Saxophon spielt. Die Informationen zu Bild und Hintergrund sind nicht klar voneinander abgegrenzt, und der Verstand gerät so sehr in Konflikt, dass er die Figur nicht vom Hintergrund unterscheiden kann.

Kanten: die Segmente, welche die Spitzen des festen Körpers verbinden;

Spitzen: die Punkte, an denen sich die Kanten treffen;

Seiten: die aus den auf gleicher Ebene liegenden Spitzen und Kanten gebildeten Figuren.8

Ein Zahn ist mit einem aus Kanten, Spitzen und Flächen bestehenden festen geometrischen Körper vergleichbar (Abb. 15).

Diese Übergangsbereiche sind mit mehr oder weniger abgerundeten Kanten vergleichbar, die den Verbindungsbereich zwischen zwei oder mehr einander gegenüberliegenden Flächen darstellen.11 In der Natur ist eine enorme intraindividuelle und interindividuelle anatomische Variabilität anzutreffen. Wenn wir in diesem Bewusstsein die Okklusalfläche eines Molaren aufmerksam betrachten, stellen wir fest, dass die gesamte okklusale Anatomie vom umlaufenden Höckergrat ausgeht, d. h. von der Summe der anatomischen Spitzen, welche die Kante darstellen, an der die vestibuläre, die mesiale, die distale und die palatinale/linguale Fläche in die Okklusalfläche übergehen.

Abb. 15 Die Zahnflächen und die Darstellung einer Kante.

Abb. 16 Die Zahnflächen mit Darstellung der Kanten und des Übergangsbereiches.

Abb. 17, 18 Das gezeichnete Schaubild zeigt den Zahn als Zusammensetzung aus einer Vielzahl von Kanten und Übergangsbereichen, wo es unendlich viele Variablen gibt und jedes kleine Detail zum Protagonisten wird.

Wenn man verstehen möchte, wie die Okklusalfläche eines Molaren beschaffen ist, muss man sie in ihre strukturellen Bestandteile zerlegen. Wenn man den mesiobukkalen Höcker eines oberen Molaren (Abb. 19) zerlegt, erkennt man folgende Bestandteile:

Spitze des umlaufenden Höckergrats;

bukkaler Wulst;

Dreieckswulst.

Bei genauerer Betrachtung hat der Dreieckswulst weitere Bestandteile:

Kamm des Wulstes;

mesiale und distale Abhänge, die in zwei Nebenfissuren enden.

Daraus lässt sich folgern:

Jeder Kamm eines Wulstes wird durch eine Seite des Höckers, an dem der Wulst seinen Ursprung hat, durch die Abhänge (mesial und distal), die seine lateralen Grenzen darstellen, sowie durch die Fissuren, in denen die Abhänge des Wulstes enden, abgegrenzt;

jeder Abhang befindet sich zwischen einem Kamm des Wulstes und einer Fissur, und jede Fissur befindet sich zwischen zwei Abhängen und kann mit anderen Fissuren verbunden sein.9

Abb. 19 Zerlegung des Dreieckswulsts in die Spitze, den mesialen und den distalen Abhang und die Fissuren.

Die Wechselbeziehung, die zwischen den Bestandteilen des betrachteten Objekts besteht, konkretisiert sich in der Ausdruckskraft des wahrgenommenen Bildes: Wir sehen die Spitze des Wulstes, weil Abhänge und Fissuren vorhanden sind. Wir sehen einen Abhang des Wulstes, weil er durch eine Spitze des Wulstes und eine Fissur abgegrenzt ist. Wir sehen eine Fissur, weil sie sich zwischen zwei Abhängen befindet.

Alles hängt davon ab, was wir sehen und aus welcher Perspektive wir es betrachten.

Rudolf Arnheim schreibt: „Die Wahrnehmungsform ist das Ergebnis der Interaktion zwischen dem physischen Objekt, dem Medium Licht, das die Informationen überträgt und den jeweiligen Bedingungen im Nervensystem des Betrachters. Die Form des Objekts, das wir sehen, hängt jedoch nicht nur von seiner Projektion auf die Netzhaut zu einem bestimmten Zeitpunkt ab: Das Bild wird durch die Gesamtheit der visuellen Erfahrungen bestimmt, die wir im Laufe unseres Lebens mit diesem Objekt oder einem ähnlichen Objekt gemacht haben“.10

In Bezug auf die Betrachtung der Dinge im Allgemeinen weist Arnheim darauf hin, dass „das Detail das Ganze ist“ und die Gesamtform nichts anderes ist, als eine Gesamtheit von Details, die sie ausmachen: Ohne das Detail gibt es keine Form.

Ein Zahn setzt sich anatomisch aus einer Gesamtheit von „Details“ zusammen, die durch ihre Interaktion miteinander die wahrgenommene Gesamtform bilden.

Literatur

1. Levitin DJ (Editor). Foundations of Cognitive Psychology: Core Readings. Cambridge, MA: Bradford Books, 2002.

2. Serge Ginger S, Ginger A. La Gestalt Terapia del contatto emotivo. Rom: Edizioni Mediterranee, 2004.

3. Spagnuolo Lobb M. The now-for-next in psychotherapy. Gestalt theapy recounted in post-modern society. Mailand: Franco Angeli, 2012.

4. Edwards B. Disegnare con la parte destra del cervello. Mailand: Longanesi, 2014.

5. Trevarthen CB. Brain Circuits and Functions of the Mind: Essays in Honor of Roger Wolcott Sperry. Cambridge University Press, 2008.

6. Bergland R. The Fabric of Mind. New York: Viking Penguin, 1985.

7. Pind JL. Edgar Rubin and Psychology in Denmark: Figure and Ground. Berlin: Springer, 2014.

8. Brogi C, Giovanni Brogi G. L’Opera di Corrado Brogi - Volume IV: La geometria descrittiva, la trigonometria sferica, solidi geometrici e la cristallografia. Createspace, 2014.

9. Scolavino S, Paolone G, Orsini G, Devoto W, Putignano A. The Simultaneous Modeling Technique: closing gaps in posteriors. Int J Esthet Dent 2016;11(1):58–81.

10. Arnheim R. Arte e percezione visiva. Mailand: Feltrinelli, 2002.

11. Miceli P. Mimesis: Imitation and interpretation of a natural tooth through shape and colour. Spectrum 2006;5(6).

Kapitel 2

Anatomie für fachkundiges Modellieren

Eine direkte adhäsive Kompositrestauration muss sich in allererster Linie morphologisch und in zweiter Linie farblich in die Zahnstruktur integrieren. So wie es keine zwei gleichen Zähne gibt, darf es niemals ein Modell geben, das mit einem anderen Modell identisch ist.

Das Studium der Zahnanatomie ist unverzichtbar, um die Beschaffenheit der Zähne so gut kennen zu lernen, damit naturgetreue Nachbildungen davon hergestellt und dabei zwei grundlegende Ziele verfolgt werden können: eine im verbliebenen gesunden Zahngewebe gut kaschierte Restauration und eine korrekte Funktion während der Kaubewegungen.

In diesem Kapitel werden die anatomischen Grundregeln beschrieben, die beim Modellieren hilfreich sind, weil sie die Voraussetzungen liefern, um die Modellierung durch „Interpolation“ der fehlenden Teile mit der Anatomie der verbliebenen Zahnstruktur in Beziehung zu setzen.

Fotografie: Stanislav Geranin, Poltawa, Ukraine

Anatomische Elemente

Die okklusale Anatomie der Seitenzähne ist durch einige klar definierte Elemente gekennzeichnet, die in den folgenden Definitionen und in den Abbildungen 1 bis 6 erklärt werden.

Fossa (Abb. 1): rundlich, dreieckig oder viereckig geformte Vertiefung der Krone. Je nach ihrer Lage erhält sie eine andere Bezeichnung (zentrale, mesiale, distale, marginale etc.)

Grübchen: der tiefste Punkt der Fossa.

Fissuren (Abb. 1): längliche, linienförmige Vertiefungen, die in Hauptfissuren und Nebenfissuren unterschieden werden können.

A Höckerkamm

B Nebenfissur

C zentrale Fossa

D Hauptfissur

E Randleiste

F umlaufender Höckergrat (A+E)

Abb. 1 Die wichtigsten anatomischen Elemente der Okklusalfläche eines Molaren.

Dreieckswulst (Abb. 2): Er weist einen Kamm auf, der die beiden Abhänge des Wulstes trennt.
Jeder Abhang des Wulstes endet in einer (Haupt- oder Neben-) Fissur.

G Abhang des Wulstes

H Kamm des Wulstes

Abb. 2 Der Dreieckswulst.

Höcker (Abb. 3): Er besteht aus dem okklusalen Dreieckswulst (gelb) und dem äußeren Wulst (grün), die durch den Höckerkamm getrennt sind. Von der Höckerspitze gehen vier Höckerkämme aus: der mesiale und der distale Höckerkamm (diese beiden bilden zusammen mit der Randleiste den umlaufenden Höckergrat) sowie der okklusale und der vestibuläre Höckerkamm.

Höckerkämme

Höckerspitze

Abb. 3 Der Höcker.

Crista transversa (Abb. 4): zwei gegenüberliegende Dreieckswülste als Ganzes.

I Crista transversa

Abb. 4 Die Crista transversa.

Crista obliqua (Abb. 5): typisch für Oberkiefermolaren, verbindet den distobukkalen mit dem mesiopalatinalen Höcker. Sie wird auch als „Schmelzbrücke“ bezeichnet.

L Crista obliqua

Abb. 5 Die Crista obliqua.

Abb. 6 Viereckige und dreieckige Fossae.

Abb. 7a, b Zwei vollkommen unterschiedliche linke erste Oberkiefermolaren.

Abb. 8 Schematische Darstellung der wichtigsten und der sekundären anatomischen Elemente eines linken ersten Oberkiefermolaren.

Fossae bilden sich, wenn Fissuren aufeinandertreffen: Bei drei Fissuren entsteht eine dreieckige Fossa; bei vier aufeinandertreffenden Fissuren bildet sich eine viereckige Fossa (Abb. 6). Die Abbildungen 7a und 7b zeigen zwei erste Oberkiefermolaren: Sie sind in Bezug auf die Morphologie der Höcker, Beschaffenheit der mesialen Randleiste und Anzahl der Höcker vollkommen unterschiedlich. Es gibt jedoch charakteristische Unterscheidungsmerkmale, die immer vorhanden sind und anhand derer die Oberkiefermolaren als solche identifiziert werden können (Abb. 8):

Präsenz und Position der zentralen Fossa, der okklusal-bukkalen Fissur, der okklusal-mesialen Fissur, der distopalatinalen Fissur und der Schmelzbrücke. Dies sind anatomische Elemente von primärer Bedeutung, deren charakteristische Form, Position und dynamische Funktion man kennen muss. Bei der Rekonstruktion der Okklusalfläche wird es durch die Auswertung und Interpretation der verbliebenen anatomischen Strukturen möglich sein, die fehlende Form zu projizieren, um eine mechanisch und ästhetisch einwandfreie anatomische Restauration zu erzielen. In diesem Kapitel werden die Unterscheidungsmerkmale jedes Zahntyps behandelt, und es wird dargelegt, wie man diese bei der Restauration einsetzt.

Oberkieferprämolaren

Abb. 9 Erster (links) und zweiter Oberkieferprämolar.

Die oberen Prämolaren (Abb. 9) ähneln zwar einander sehr, doch sie haben Merkmale, anhand derer sie leichter unterschieden und erkannt und folglich auch leichter modelliert und gestaltet werden können.

Der erste Prämolar ist im Vergleich zum zweiten Prämolaren rechteckiger und tendiert zu einer sechseckigen Form;

die mesiale Einbuchtung der Randleiste des 4ers ist beim 5er meistens nicht vorhanden;

die Hauptfissur des ersten Prämolaren ist größer als die des zweiten Prämolaren;

die Anatomie der Okklusalfläche des zweiten Prämolaren ist markanter und differenzierter.

Erster Oberkieferprämolar

Abb. 10 Erster Oberkieferprämolar.

Abb. 11 Schematische Darstellung des rechten ersten Oberkieferprämolaren.

Der erste Oberkieferprämolar ist ein zweihöckriger Zahn (Abb. 10, 11), sein bukkaler Höcker (etwas länger und höher) ist stärker ausgeprägt als der palatinale Höcker.

Ein insbesondere für rekonstruktive Zwecke sehr interessantes Merkmal ist die interradikuläre Vertiefung mesial, die sich sowohl an der mesialen Wand als auch sehr oft auf der Okklusalfläche fortsetzt und eine Unterbrechung der Randleiste bewirkt. Eine Hauptfissur durchquert den Prämolaren von mesial nach distal und ist länger als die des zweiten Prämolaren. Im Vergleich zum zweiten Prämolaren (Abb. 12, 18, 19) weist der erste Oberkieferprämolar eine gleichmäßigere okklusale Anatomie mit weniger Nebenfissuren auf, und der palatinale Höcker liegt oftmals weiter mesial. Die Abbildungen 13 bis 17 zeigen die absoluten anatomischen Bezugslinien, die Besonderheiten und die Varianten, die bei der Modellierung zu berücksichtigen sind.

Abb. 12 Erster (links) und zweiter Oberkieferprämolar.

Abb. 13 Zahn 14: Die zentrale Fissur befindet sich in der Mitte der Okklusalfläche, leicht palatinal. Der bukkale Höcker ist etwas größer als der palatinale Höcker. Bei den subtraktiven Techniken wird diese Fissur als erste Fissur modelliert, während sie bei den additiven Techniken aus der Annäherung der Kompositmassen, mit denen die Höcker modelliert werden, entsteht.

Abb. 14 Die zentrale Fissur verläuft sowohl mesial als auch distal in bukkale Richtung und trennt den bukkalen Wulst vom palatinalen Höcker und von der mesialen und distalen Randleiste. Bisweilen sind zwei kleine Nebenfissuren anzutreffen, die sich ausgehend von der Hauptfissur zum palatinalen Höcker hin öffnen.

Abb. 15 Die mesiale interradikuläre Rinne kann bis zur mesialen Randleiste reichen und deren Einbuchtung/Unterbrechung bewirken.

Abb. 16 Manchmal setzt sich die Unterbrechung der Randleiste in der Hauptfissur fort.

Abb. 17 Die Dreieckswülste der Höcker sind im Allgemeinen nicht markant; falls sie es doch sind, müssen ihre jeweiligen Nebenfissuren sehr stark akzentuiert werden.

Abb. 18 Erster (rechts) und zweiter rechter Oberkieferprämolar.

Abb. 19 Erster (links) und zweiter linker Oberkieferprämolar.

Zweiter Oberkieferprämolar

Abb. 20 Zweiter rechter Oberkieferprämolar.

Abb. 21 Schematische Darstellung des zweiten rechten Oberkieferprämolaren.