Dionysius Areopagita

Die Engel-Hierarchie

Der Ursprung der christlichen Engel-Lehre

1. Auflage 2020

(Überarbeiteter Nachdruck der Ausgabe München 1955, mit freundlicher Genehmigung des O.W. Barth Verlages)

© Crotona Verlag GmbH

Kammer 11 • D-83123 Amerang

www.crotona.de

Übersetzung: Prof. Dr. Walther Tritsch

Umschlaggestaltung: Annette Wagner unter Verwendung von Study for a Stained Glass Window (chalk on paper) by

Sir Edward Burne-Jones (1833-98)

Private Collection/ © The Maas Gallery, London, UK/

The Bridgeman Art Library

INHALT

Vorwort

Kapitel I

Dionysius an Timotheus

1.Präambel

2.Anrufung

3.Die zwei Hierarchien

Kapitel II

Von unähnlichen Sinnbildern

1.Die Methode

2.Einwände

3.Arten der Bilder

4.Der Weg von materieller zu geistiger Anschauung

5.Beispiele

Kapitel III

Das Wesen der Hierarchie

1.Versuch einer Definition

2.Zweck der Hierarchie

3.Das Wirken der Hierarchie

Kapitel IV

Von Engeln überhaupt

1.Die Hierarchie der Engel

2.Das Wesen der Engel

3.Zwei Rangordnungen der Engel

4.Weitere Beispiele

Kapitel V

Was ihre Ordnungen zusammenhält

Kapitel VI

Die Gliederung der himmlischen Hierarchie

1.Die drei Reihen der himmlischen Wesen

2.Die neun Namen

Kapitel VII

Die erste Triade

1.Seraphim, Cherubim und Throne

2.Das Wesen der obersten Triade

3.Die Throne des Himmels

4.»Heilig, Heilig, Heilig«

Kapitel VIII

Die mittlere Hierarchie

1.Herrschaften, Mächte, Gewalten

2.Das Gesetz der Teilhabe

Kapitel IX

Die unterste Hierarchie des Himmels

1.Fürstentümer

2.Erzengel und Engel

3.Melchisedek

4.Beispiele

Kapitel X

Das dreifache Vermögen der Engel und Menschen

1.Eine Zusammenfassung

2.Die Kette

3.Das dreifache Vermögen

Kapitel XI

Die himmlischen Mächte

1.Ein scheinbarer Widerspruch

2.Seine Auflösung

Kapitel XII

Die irdischen Mächte

1.Bischöfe als »Engel«

2.Das Gesetz der Teilhabe

3.Propheten als »Götter«

Kapitel XIII

Der Prophet Jesaias und der Seraph

1.Das Problem

2.Erste Lösung

3.Eine zweite Lösung

4.Seraphim und Engel

Kapitel XIV

Die Zahl der Engel

Kapitel XV

Die bildlichen Gestalten der Engel

1.Wie sind solche Bilder zu denken?

2.Das Feuer

3.Die Menschengestalten der Engel

4.Die Kleider der Engel

5.Die Geräte

6.Winde und Wolken

7.Mystische Elemente

8.Die Tiere

9.Flüsse, Räder, Wagen

Epilog

Anmerkungen

VORWORT

Dionysius Areopagita ist ohne Zweifel die geheimnisvollste Gestalt der frühen Christenheit. Für nahezu anderthalb Jahrtausende besaß er, als »Apostel-Schüler«, eine Autorität, die nahe an den biblischen Kanon heranreichte. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hielt man ihn für den Dionysios, der in der Apostelgeschichte 17,33-34 erwähnt wird: »So ging Paulus aus ihrer Mitte hinweg. Einige aber schlossen sich ihm an und wurden gläubig; unter ihnen Dionysios, Mitglied des Areopags.«Als dann im 5. Jahrhundert die Schriften des »Dionysios Areopagites« auftauchten, glaubte man, auf die Werke eines wahrhaften Apostel-Schülers gestoßen zu sein. Dies führte dazu, dass der Ruf des Dionysius und sein Schrifttum eine überragende Autorität erlangten. Er wurde der Nationalheilige des Frankenreiches, und bis 1895 glaubte man, in Paris die Gebeine eines christlichen Heiligen der ersten Stunde zu verehren.

Im Jahre 1895 wiesen – seltsamerweise zeitgleich und unabhängig voneinander – die beiden Gelehrten Hugo Koch und Josef Stiglmayr nach, dass der Verfasser jener so einflussreichen Schriften in über siebenhundert Stellen aus dem Werk des neuplatonischen Philosophen Proklos geschöpft hatte. Damit war ein Mythos zerstört worden, aber keinesfalls eine Wirkungsgeschichte.

Die letzte große Studie über Dionysius, verfasst von Beate Regina Suchla, datiert nunmehr die Entstehung der Werke des (Pseudo-) Dionysius Areopagita auf eine Zeitspanne zwischen 476 und 518/528. Ob der auch heute noch immer weitgehend unbekannte Autor Proklos, der 485 starb, noch selbst gehört, wo er gelebt und gewirkt hat und wer er gewesen ist – wir wissen es nicht. Es gibt sogar ernstgemeinte Versuche, wie das 1385 Seiten starke Werk von Gerd-Klaus Kaltenbrunner, den Dionysius des 5./6. Jahrhunderts doch wieder mit einer Figur des 1. Jahrhunderts zu verschmelzen, um so seine Wirkmächtigkeit und Geistestiefe zu legitimieren. Aber bedarf es einer solchen Legitimation? Wirken die Gedanken des Dionysius Areopagita nicht aus sich heraus bis in die heutige Zeit?

DIE NEGATIVE THEOLOGIE

Kein anderer frühchristlicher Autor hat so die Unergründlichkeit, Verborgenheit (deus absconditus) und absolute Transzendenz Gottes betont wie Dionysius. Er wird nicht müde, immer wieder zu betonen, dass der Mensch eigentlich nur wissen könne, was Gott »nicht ist«, nicht aber, was er ist. Alles Seiende legt zwar Zeugnis für seine Erhabenheit, Schöpfungskraft und Allmacht ab, er selbst aber ist das »Überseiende«. Auch in seinem Werk über die »Engel-Hierarchie« macht Dionysius dies unmissverständlich deutlich: »Gott ist über jedes Wesen und über jegliches Leben erhaben; kein Licht gibt es, das Ihn kennzeichnen mag, kein Logos und kein Nous ist mit Ihm zu vergleichen, nichts Bestimmbares kann von weitem Seiner Unbestimmbarkeit ähneln.«

Diese radikale Entrückung Gottes von seiner Schöpfung brachte Dionysius den Ruf ein, der Begründer einer »Negativen Theologie« zu sein. Präziser müsste es allerdings heißen, dass seine Theologie weder »negativ« noch »positiv«, sondern eher »jenseits der Gegensätze« angesiedelt war. Für überzeugte Kabbalisten, die Gott, etwa im Begriff des »Ain Soph«, ähnlich transzendent definieren, oder für tiefsinnige Anhänger der indischen Spiritualität, die vom »eigenschaftslosen Gott« als »Nirguna Brahman« sprechen – ist Dionysius der kongeniale Dialogpartner. Jenseits eines trinitarischen Gottesbildes wird ein unendlicher Raum für echte mystische Begegnung frei; denn »Gott allein ist der Urgrund, der allumfassende Ursprung allen Seins und Nichtseins, darin Vollkommenheit und Überschwang, die Fülle von Allem und der Verzicht auf alles und die Jenseitigkeit selbst über alles umschlossen liegt. Kein Sein und Nichtsein kann Ihn treffen, und Ja und Nein erreichen Ihn nicht«.

Für Dionysius vollendet sich seine »Mystische Theologie« daher im Meditativen, in der Versenkung, in der Ekstase der »Unio Mystica«. Wie seine großen neuplatonische Vorbilder endet dieses Geschehen dann in dem Bekenntnis, dass man »dem Geheimnis Gottes allein durch Schweigen die Ehre geben könne«.

DIE ENGEL-HIERARCHIE

Die Bibel enthält zahllose Stellen, in denen vom wunderbaren Wirken der Engel die Rede ist. Von den mosaischen Schriften bis zu den Bekenntnissen der Apostel spannt sich ein Bogen, in dem immer wieder Zeugnis abgelegt wird, dass der Schöpfer des Himmels und der Erde Boten zu den Menschen sendet, die seinen Willen verkünden. Aber auch jenseits des biblischen Kanons, in den gnostischen Schriften oder in der mystischen Tradition des Judentums, kommt den Engeln eine überragende Bedeutung zu.

Obwohl es Unterschiede in der Rangordnung der Engel zu geben scheint, wird doch erst im Werk des Dionysius eine »Hierarchie der Engel« thematisiert. Er versteht, ganz im Nachklang seiner »Theologie«, die Annäherung an den Göttlichen Urgrund als einen unendlichen Prozess. Von diesem sind auch die Engel nicht ausgeschlossen: »Hierachie ist nach meiner Auffassung eine heilige Rangordnung, eine Erkenntnis ihrer selbst und dadurch auch eine Wirksamkeit. Sie will so weit wie möglich zu einer Ähnlichkeit mit Gott führen und in entsprechendem Verhältnis andere zum Nachbild Gottes erheben, gemäß den von Gott gegebenen Erleuchtungen.«

Der Geistige Pfad, im Verständnis des Dionysius, ist daher von der Ambivalenz des Hingebens und Annehmens charakterisiert. Er gründet auf der jesuanischen Verheißung des: »Klopfet an, so wird euch aufgetan.« Der Mensch vermag sich nicht selbst zu erlösen oder zu erleuchten. Er ist jedoch aufgerufen, sich in die Stille zu begeben, das Schweigen zu erlernen und sich innerlich bereit zu machen, um in dieser inneren Versenkung jenes LICHT zu empfangen, das von den Engel aus dem Reich des ÜBERSEIENDEN hinabgetragen wird in die Welt der Menschen.

Dieses Wissen macht Dionysius Areopagita selbst zu einem göttlichen Boten für jeden suchenden Menschen im Hier und Jetzt!

Johannes Clausner

KAPITEL I

DIONYSIUS AN TIMOTHEUS

1.PRÄAMBEL

Alle gute Gabe, jedes Geschenk, das Vollkommenheit in sich birgt, stammt von oben her, kommt vom Vater des Lichtes herab.1 Und jede aus ihm heraustretende Lichtausstrahlung führt uns auch wieder, sobald sie durch seine Güte erregt in uns eindringt, aufwärts: Sie ist eine uns zur Ganzheit umgestaltende Kraft. Sie vereinfacht und vervollkommnet uns, sie hebt uns wieder zur Einheit des Vaters zurück, zu seinem allverbindenden, allumfassenden göttlichen Eins- und Alles-Sein. Denn aus Ihm und zu Ihm kommen alle Dinge, wie die Heilige Schrift sagt.2

2.ANRUFUNG

Also lasst uns Jesus anrufen, das Licht des Vaters, das wirklich und wahrhaft für jeglichen Menschen leuchtet, sobald diese Welt ihn aufnimmt.3 Denn Jesus hat uns den Zugang zum Vater geschenkt, dem Urquell des Lichtes. Lasst uns dann zu den vom Vater her4 überlieferten, in den heiligsten Schriften enthaltenen Erleuchtungen uns wenden, nach unseren Kräften. Erschauen wir, so weit es uns möglich ist, die dort5 auf sinnbildlichen und anagogischen Wegen uns angedeuteten heiligen Ordnungen der himmlischen Geister. Versuchen wir, mit den reinen Augen des Geistes, ohne zu zucken, das ursprüngliche Licht in uns aufzunehmen, das Licht, das der über alle Ursprünge erhabene urgöttliche Vater über uns gnädig ergießen mag; dann offenbaren sich uns die seligsten Hierarchien der Engel in bildlich geformten Zeichen. Anschließend blicken wir wieder zu ihrem ureinfachen Strahlenquell empor.6 Dieser selbst verliert nie etwas von der ihm eigentümlichen einheitlichen Einfachheit,7 auch wenn er sich zum Zwecke der anagogischen und einigenden Anpassung an die durch göttliche Vorsehung geleiteten Wesen vervielfältigt und (zu den endlichen Geschöpfen) heraustritt. Er bleibt vielmehr innerhalb seiner selbst immer fest, unerschütterlich in seiner nie bewegten allumfassenden Ganzheit, und zieht diejenigen, die nach Kräften zu ihm aufstreben, ihrer Natur entsprechend an sich heran. Vermöge seiner Wesenseinheit, die eine vereinfachende Kraft besitzt, gestaltet er auch in ihrer endlichen Vielfalt das Eine, das aus dem Unendlichen stammt.

Es ist nicht möglich, dass der urgöttliche Strahl unmittelbar in uns hineinleuchte, anders als durch die bunte Fülle heiliger Umhüllungen verdeckt. Doch diese sind nur in väterlicher Fürsorge unserer Fassungskraft naturgemäß angepasst und entsprechen stets einem höheren Sinn.

3.DIE ZWEI HIERARCHIEN

Darum hat auch die heilige Satzung, welche dem Urquell aller Weihen entstammt, unsere heiligste (kirchliche) Hierarchie gewürdigt, dass sie durch eine überweltliche Nachahmung die himmlische Hierarchie versinnbildliche.8 Diese immaterielle Heilsordnung ist hier in materiellen Gestalten und zusammengesetzten Gebilden vielfältig dargestellt. Dadurch sollen wir, unserer eigenen Fassungskraft gemäß von den heiligen Gebilden angeleitet, allmählich durch inneres Entsprechen zu den einfachen urbildlichen und zuletzt bildlosen Wesenheiten erhoben werden. Wollte unser (durchaus endlicher) Geist sich nicht der ihm entsprechenden Führung anvertrauen, könnte er nie von materieller Ähnlichkeit bis zu jener immateriellen Nachahmung sich erheben, zur Schau ins Unendliche der himmlischen Heilsordnung.

So müssen wir die sichtbare Schönheit der Erscheinungen als bloße Abbilder der unsichtbaren Herrlichkeit studieren, die sinnlich wahrnehmbaren Wohlgerüche als Stellvertreter geistiger Ausstrahlung und die materiellen Lichter als Sinnbilder der immateriellen Licht-Ergießung betrachten. So müssen wir auch die auf Wegen des Verstandes vernommenen heiligen Lehrvorträge als Widerhall des geistigen Einklangs auffassen, eines Friedens, der nur durch reine Schau zu gewinnen ist, und die Rangstufen der irdischen (kirchlichen) Ordnung als Abglanz des harmonisch wohlgeordneten Verhältnisses zum Göttlichen begreifen. Zuletzt können wir die Teilnahme an der göttlichen Eucharistie als eine Darstellung der Gemeinschaft mit Jesus erkennen. Das Gleiche gilt von allen übrigen Dingen, welche den himmlischen Naturen in einer jenseitig wirklichen Weise, uns aber nur auf symbolische Art gewährt werden.

Allein wegen dieses nur uns entsprechenden Weges der Emporhebung zu Gott offenbart uns der menschenliebende Urquell allen Lebens auch die himmlische Hierarchie nicht anders als durch eine möglichst treue Nachbildung innerhalb unserer irdischen. Als Mitgenossin mit jenem gottähnlichen Priestertum geruht er diese in heiligem Dienst zu vollenden.9 Das ist der Grund, weshalb uns mit heiligem Griffel die Umrisse des überhimmlischen Geistes in sinnlich fassbaren Bildern gezeichnet werden, und darum führt uns auch die Heilige Schrift10 mittels sinnlicher Wahrnehmung zu geistiger Schau und von heilig umrissenen Sinnbildern immer näher zum einfachsten, höchsten Gipfel der himmlischen Hierarchie empor.

KAPITEL II

VON UNÄHNLICHEN SINNBILDERN

1.DIE METHODE

Vor allem, so meine ich, ist genau zu klären, was uns als Ziel jeder Heilsordnung vorschwebt und welchen Nutzen eine solche ihren Eingeweihten bringen kann. Sodann obliegt es uns, die himmlischen Hierarchien nach ihrer eigenen Offenbarung in der Heiligen Schrift zu studieren. Hierauf ist anzugeben, in welche heiligen Gestalten die Beschreibungen der Heiligen Schrift diese himmlischen Ordnungen einkleiden und zu welcher Einfachheit man durch solche Bilder erhoben werden soll. Denn wir wollen nicht – gleich der ungebildeten Menge – der lästerlichen Auffassung verfallen, als wären himmlische und gottähnliche Wesen Gestalten mit vielen Füßen und allerhand Gesichtern, oder nach tierischen Vorbildern von Stieren oder nach Raubtierformen geschaffen, wie Löwen, oder nach dem Muster von Adlern mit krummen Schnäbeln oder wie Vögel mit buschigem Gefieder. Wir sollen uns nicht einbilden, gewisse feurige Räder liefen da über die Himmel und Throne wären aus irdischem Stoff und dienten der Urgottheit zum Zurücklehnen, oder es galoppierten da gar buntscheckige Pferde herum, mit Speere tragenden Kriegsherren auf ihren Rücken11 und was sonst noch alles durch die Schrift uns überliefert sein mag, in heiliger Plastik und mit farbenreicher Fülle von bedeutungsvollen Sinnbildern.12

Freilich hat sich die Offenbarung dichterisch geheiligter Formengebilde bedient, um gestaltlose Geister vor uns erscheinen zu lassen, weil sie, wie gesagt, auf unser Erkenntnisvermögen Rücksicht nahm. Sie sorgte aber nur für eine uns entsprechende, unserer Natur gemäße Emporführung und passte die heiligen Darstellungen anagogisch unseren Fähigkeiten an.13

2.EINWÄNDE

Wie aber, wenn jemand zwar das Prinzip der heiligen figürlichen Darstellungen gelten ließe – denn erkennbar und sichtbar bleibt das an sich Einfache –, aber doch der Ansicht wäre, die bildlichen Beschreibungen, wie sie in der Heiligen Schrift enthalten sind, wären unpassend? Wenn ihm dieses ganze System der Engelnamen absonderlich vorkäme, abgeschmackt sozusagen, und wenn er meinte, die Verfasser heilig inspirierter Schriften hätten lieber versuchen sollen, jene ganz körperlosen Wesen in entsprechenden und nach Möglichkeit artverwandten Formen nachzubilden, falls sie es wagen wollten, deren geistigen Widerschein durch körperhafte Darstellung festzuhalten? Sie hätten diese Formen aus den bei uns geehrtesten und auch unter uns sozusagen stofflosen und höher gestellten Wesenheiten wählen sollen, nicht aber, wie sie doch taten, höhere Wesen von himmlisch-gottähnlicher All-Einheit mit der naiven Gestaltenfülle umkleiden dürfen, die eben sonst nur auf Erden anzutreffen ist.

Das erstgenannte Verfahren könne immerhin eine uns stärker erhebende Kraft bewahren und würde Offenbarungen, die von außerhalb unserer Welt kommen, wenigstens nicht zu unpassenden Unähnlichkeiten herabziehen. Aber das andere Verfahren sündigte nicht nur frevelhaft an den göttlichen Mächten, es führte außerdem auch unseren Geist in die Irre und verführte ihn, sich unheiligen Bildern zuzuwenden.

Am Ende wird sich ein solcher auch zu der Meinung aufgefordert glauben, die überhimmlischen Sphären seien mit Löwen- und Pferdehaaren angefüllt, mit einem Hymnengesang von Rindergebrüll, mit Schwärmen von Vögeln und anderen Tieren und womöglich noch niedrigeren Wesen oder Sachen! Die heiligen Schriften zögen uns daher mit ihren so unähnlichen Vergleichen nur zu Unpassendem, Falschem, Sinnlichem herab, wo sie uns doch zur Aufklärung und Erhebung dienen sollen!