Kommunikationsdynamiken zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit

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Bettina Kluge / Wiltrud Mihatsch / Birte Schaller

Kommunikationsdynamiken zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit

Festschrift für Barbara Job zum 60. Geburtstag

Narr Francke Attempto Verlag Tübingen

Inhalt

Fußnoten

1 Sprachliche Kommunikation – zwischen Bruch und Kontinuum

Stellvertretend seien hier die Positionen von Marshall McLuhan (McLuhan 1962) und Jack Goody (Goody 1986) genannt.

2 Konzeptionelle Variation: die kommunikativen Parameter

Im Folgenden verwenden wir „Texttyp“, „Gattung“ und „Diskurstradition“ als Quasi­­­­-Synonyme, obwohl dadurch die unterschiedlichen linguistischen bzw. literaturwissenschaftlichen Hintergründe der Terminologien verdeckt werden. Im vorliegenden Kontext kommt es uns aber ausschließlich auf den gemeinsamen begrifflichen Kern, die sozial-geschichtliche Normativität von Vertextungsformen, an.

Dies gilt nur bedingt für die französischen, spanischen und englischen Fassungen des Nähe-Distanz-Kontinuums, die statt von Nähe von Unmittelbarkeit (fr. immédiat; sp. inmediatez; engl. immediacy) sprechen (siehe Oesterreicher/Koch 2016: 38 Anm.). Wir gehen aber davon aus, dass die Bedenken gegenüber dem metaphorischen „Kuscheleffekt“ des Modells (Maas 2016: 91) dadurch auch nicht ausgeräumt werden.

Situationsentwürfe, Kommunikationsbedingungen, Versprachlichungsstrategien und Kommunikate – eine Präzisierung des Nähe-Distanz-Kontinuums

Siehe hier auch Feilke 2016: 125f. Ágel/Hennig (2006) gehen hinter diese Entwicklung zurück, wenn sie die konzeptionelle Variation aus einem einzigen Situationsparameter herleiten. Diese Reduktion des Untersuchungsfokus ermöglicht dann zwar die Konstruktion eines strikt linearen Modells. Die Frage ist aber, was durch diese Reduktion einer anerkanntermaßen komplexeren Gemengelage gewonnen ist. Auch der Verweis darauf, dass das vorgeschlagene Modell sich auf die grammatischen Aspekte konzentriert, hilft nicht weiter. Denn es ist gerade nicht klar, dass die Raum-Zeitlichkeit jede weitere grammatikrelevante Variabilität erklären kann und ein Zusammenspiel mehrerer gleichberechtigter Parameter von vornherein ausgeschlossen ist.

Die hier vorgetragene Argumentation setzt voraus, dass man die Berechtigung einer Begrifflichkeit anerkennt, die nicht vollständig determinierbare Gesamtheiten als Einfluss- oder Bezugsgrößen menschlichen Handelns benennt. Dazu ist zu bemerken, dass die von uns gewählten Begriffe eine sachlich gegebene Verwobenheit von Einflussgrößen konzeptualisieren. Der analytische Zugang, der Einzelfaktoren benennt und nachverfolgt, ermöglicht größere Klarheit und lässt unterschiedliche Gewichtungen erkennen. Leider führt er in vielen Fällen aber dazu, dass nicht nur auf dem Papier, sondern auch in re Faktoren nacheinander geschaltet werden, statt in ihrem realen Zusammenwirken untersucht zu werden (siehe etwa Knobloch 2016: 81; Zeman 2016: 261; siehe aber Feilke 2016: 124–125).

Wir greifen hier auf Vorschläge wie Tannen (1990) („rapport talk“ vs. „report talk“), Lausberg (1969, I: 26-30) („Verbrauchsrede“ vs. „Wiedergebrauchsrede“) oder Knobloch (2016: 81) („empraktisch“ vs. „dezentriert“) zurück, die die Variation der Textfunktionen zum Anlass nehmen, eine prototypisch-bipolare Typisierung von Texttypen/Gattungen/Diskurstraditionen zu entwickeln.

4 Situation und mediale Dispositive

In der ersten graphischen Fassung des Nähe-Distanz-Kontinuums sind an beiden Polen Aussparungen in den medialen Dreiecken eingetragen, sodass das Dreieck der graphischen Realisierung nicht bis zum Nähepol und das Dreieck der phonischen nicht bis zum Distanzpol heranreicht (siehe Koch/Oesterreicher 1985: 23). Extreme Nähesprache ist also nur phonisch, extreme Distanzsprache nur graphisch möglich.

5 Konzeption und die Grenzen der Linguistik

Aber siehe Zribi-Hertz 2011, die für das Französische zwei eng verwandte Grammatiken postuliert.

Siehe Zeman 2016: 274; siehe Feilke 2016: 141. Nach Kehrein/Fischer (2016: 249) wäre der Chat die einzige Kommunikationsform, deren Nähesprachlichkeit in Widerspruch zur graphischen Realisierung tritt.

Wir gehen also davon aus, dass das Nähe-Distanz-Kontinuum, pace Maas (2016: 96), in erster Linie als dynamisches (ontogenetisches und phylogenetisches) Entwicklungsmodell zu lesen ist, das die Bedingungen der sukzessiven Herausbildbarkeit distanzsprachlicher Kommunikationsbedingungen und Formen in der Kommunikationssituation transparent macht. Die Entwicklung individueller sprachlicher Kompetenzen bzw. sozial geteilter Diskurstraditionen und sprachlicher Repertoires in der Distanz müsste selbstverständlich detailliert nachvollzogen werden (siehe Koch/Oesterreicher 2011: 14–19). Dies kann aber nicht die Aufgabe des Nähe-Distanz-Kontinuums sein, das die Voraussetzungen der konzeptionellen Variation vor allen Konsequenzen für die einzelsprachlichen Systeme darstellen will.

1 Einleitung

Das Wort ‚purismo‘ steht zwar in einer alten Tradition, sein einzelsprachlicher Gebrauch ist jedoch jüngeren Datums: Die ersten Belege des Terminus im Italienischen finden sich erst im späten 18. Jahrhundert (siehe Vitale 1986: 3ff.). Darüber hinaus ist es ein Fremdwort, ein Lehnwort aus dem Französischen: Über ein Jahrhundert vor seinem ersten Gebrauch in Italien, um 1619, führt Chapelain den Begriff ‚puriste‘ ein – als er über die Gruppe um Malherbe spricht und diese gerade mit den florentinischen Gelehrten der Accademia della Crusca vergleicht.

Um die Theorien und Praktiken des puristischen Normierens in der Frühneuzeit in Europa kreist das SFB-Projekt im Rahmen des Tübinger SFB 1391 Andere Ästhetik, das ich zusammen mit dem Germanistik-Kollegen Jörg Robert seit Sommer 2019 leite: „Purismus – Diskurse und Praktiken der Sprachreinheit“ (Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnumer 405662736).

2 Der Purismusbegriff in der frühen europäischen Sprach- und Kulturgeschichte

Leider kann hier nicht auf die späteren historischen Phasen eingegangen werden; es sei nur angemerkt, dass die Wirkungsgeschichte des Purismus nicht linear verläuft: Dem Settecento mit seiner kosmopolitischen Aufklärung, mit seinem Europäismus folgt eine Epoche, in der die jeweiligen eigenen nationalen Wurzeln mit Vehemenz wiederentdeckt werden. So entsteht um das Jahr 1900 im Namen des eigenen sprachlichen Erbes eine puristische linguistische und literarische Bewegung per antonomasiam, die wiederum auch ein Pendant in der Kunst findet. Auch dieser Purismus bewegt sich allerdings weiter innerhalb eines theoretisch-rhetorischen Horizonts klassischen Ursprungs, der auf den Prinzipien der consuetudo, der imitatio und der incorrupte loqui basiert (siehe Vitale 1986: 39–66). Anders wird dies dann bei einer ganzen Reihe von späteren Erscheinungen sein, die ebenfalls als puristisch bezeichnet werden, wie etwa der faschistischen Sprachpolitik verschiedener Länder oder aber des mehr oder weniger aggressiven Argwohns gegen ‚fremde‘ Wörter in der jeweiligen ‚eigenen‘ Sprache.

Zum Begriff der Diskurstraditionen siehe u.a. Aschenberg/Wilhelm (2003); Frank (1994); Frank/Heye/Tophinke (1997); Hafner/Oesterreicher (2007); Jacob/Krefeld (2007); Kabatek (2005, 2007, 2011); Koch (1987, wo der Terminus ,Diskurstradition‘ erstmalig verwendet wird, 1997, 1998, 2010); Oesterreicher (1988, 1997, 2009); Schlieben-Lange (1983, 1996).

Siehe Dessì Schmid/Robert (2019).

3 Puristische Sprachkultur und Sprachpolitik im Italien und Frankreich der Frühen Neuzeit

Die deutschen Sprachgesellschaften, allen voran die Fruchtbringende Gesellschaft (gegr. 1617), schließen eng an die Crusca an, gerade auch im Hinblick auf die Sprachvorbilder: Deren Gründer Ludwig von Anhalt-Köthen übersetzt Petrarcas Trionfi und andere italienische Autoren, um an ihnen ein reines Hochdeutsch als Grundlage für höfische Kommunikation und Literatur auszubilden. Anders als in Italien und Frankreich ist der deutsche Purismus jedoch von Anfang an durch starke sprachpatriotische Züge geprägt (siehe Dessì Schmid/Robert 2019).

Siehe dazu u.a. Christmann (1977); Dessì Schmid (2003); Gensini (1989); Rosiello (1965).

Siehe aber auch die für die neue Sprache und Ästhetik der französischen Dichtung sehr wichtige Arbeit des gegen Latinismen, Archaismen, Dialektismen, Fachwörter und Neologismen kämpfenden Hofdichters Malherbe.

1.1 La grammaticalisation en français

GN : groupe nominal, GPrep : groupe prépositionnel, GAdv : groupe adverbial ; DEM : démonstratif ; PRO : pronom ; IND : indéfini ; DEF : défini.

2.1 ESLO-MD

http://eslo.huma-num.fr (consulté le 24/11/19)

http://portal.textometrie.org/demo/ (consulté le 24/11/19)

La convention est consultable en ligne : http://eslo.huma-num.fr/index.php/pagetranscription (consulté le 24/11/19).

4 Analyse quantitative

Le terme de constellation renvoie, dans le contexte de cette étude, au croisement de deux variables, i.e. linguistique et extralinguistique.

Les calculs ont été effectués au moyen du package R textometry (Heiden et al. 2010), qui est disponible à l’adresse https://CRAN.R-project.org/package=textometry et que nous avons utilisé en ligne de commande, et non pas à partir de l’interface graphique de TXM.

Dans la suite, nous parlons de sur-représentation lorsque le score de spécificité observé est égal ou supérieur à 2,0, et de sous-représentation lorsque ce score est inférieur ou égal à -2,0. Conformément aux pratiques établies par les travaux lexicométriques faisant appel à la méthode du calcul des spécificités, nous considérons tout score situé dans l’intervalle allant de -2,0 à 2,0 comme statistiquement non significatif, c’est-à-dire banal.

Dans les tableaux que nous utilisons dans cette contribution pour donner un aperçu des scores de spécificité, les chiffres négatifs ou positifs surlignés en gras sur fond gris in-diquent une sous- ou sur-représentation significative du mot ou de l’emploi en question. Les chiffres non surlignés indiquent, quant à eux, une fréquence d’apparition banale.

5.1 Emplois non-locatifs à portée étroite et figement lexico-grammatical

Ce calcul a été effectué au moyen de TXM, qui implémente la méthode lexicométrique mise au point par Lafon (1981).

Sous-catégorie de shell nouns non prototypique selon Schmid (ibid.), les shell nouns circonstanciels renvoient aux concepts généraux de situation, lieu, temps et condition.

2 Zur Analysierbarkeit digitaler Kommunikation im Rahmen des Nähe-Distanz-Modells von Koch und Oesterreicher

Etwa durch Ergänzung der gelben Smileys durch weitere Gesichtsausdrücke, Farben, zusätzliche Gestaltungslemente, Darstellung von Gesten und allgemein die Einführung weiterer Emojis mit unterschiedlichen Ausprägungen des Bezugs auf die Kommunikationspartner und die Kommunikation begleitende Handlungen.

„[…] spielen unseres Erachtens mindestens die folgenden Parameter […] eine wichtige Rolle […]: a) der Grad der Öffentlichkeit […], b) der Grad der Vertrautheit der Partner […], c) der Grad der emotionalen Beteiligung […], d) der Grad der Situations- und Handlungseinbindung […], e) der Referenzbezug […], f) die physische Nähe der Kommunikationspartner (face-to-face-Kommunikation) vs. physische Distanz in räumlicher und zeitlicher Hinsicht […], g) der Grad der Kooperation […], h) der Grad der Dialogizität […], i) der Grad der Spontaneität der Kommunikation, j) der Grad der Themenfixierung“ (Koch/Oesterreicher 2011: 7, Hervorhebungen im Orig.).

Die Einordnung der unter „a“ bis „e“ angesetzten Kommunikationsformen wäre weiterführend nuancierter zu erörtern, da etwa für E-Mails heute nicht mehr von einem einheitlichen konzeptionellen Relief ausgegangen werden kann, sondern spezifischere Nutzungsformen der E-Mail, etwa für Privatkommunikation oder geschäftliche Kommunikation, zu unterscheiden sind (vgl. Dürscheid 2003, 2016: 53, Androutsopoulos 2007: 87–88).

Vgl. Krefeld (2015) und Dufter (2018: 65): „la communication orale, face to face, se caractérise […] par l’absence de tout support médial“.

So wird beispielsweise die mediale1 Realisierung bei der Planung einbezogen, wenn das Layout eines Plakats als graphisches Kommunikat geplant wird oder bei einem Vortrag als phonischem Kommunikat im Manuskript Pausen oder prosodisch hervorzuhebende Passagen markiert werden.

Wie ließe sich beispielsweise der relative Nähe-/Distanzgrad eines literarischen Liebesbriefes im Vergleich zu Chatkommunikation mit teilweise unbekannten Gesprächspartnern vergleichend einordnen? In beiden Fällen liegen viele typische Merkmale der Nähekommunikation vor, aber auch einzelne Parameterwerte im distanzsprachlichen Bereich. Eine absolute Gewichtung der Parameter erscheint problematisch, stellt aus meiner Sicht jedoch auch keine Voraussetzung für eine sinnvolle Anwendung des Modells dar.

„[…] l’immédiat, c’est-à-dire la phonie issue de l’articulation et perçue par les organes de sens, implique la coprésence spatio-temporelle des communicants aussi bien que l’ancrage actionnel et référentiel du message fugitif dans le contexte situationnel actuel“ (Krefeld 2015: 267). Indem immédiat hier definitorisch auf phonische Kommunikation beschränkt wird, wird zugleich die begriffliche Trennung der medialen1 und konzeptionellen Ebene nach Koch und Oesterreicher aufgehoben.

Als ein Beispiel lässt sich die folgende Beobachtung von Dürscheid anführen: „Die Teilnehmer im Chat verwenden eine Ausdrucksweise, die in vielen Fällen der konzeptionellen Mündlichkeit zuzuordnen ist – und dies, obwohl sie sich in der Regel nicht kennen und die Kommunikation maximal öffentlich ist.“ (Dürscheid 2016: 47; die maximale Öffentlichkeit ist dabei allerdings aus meiner Sicht zu nuancieren, da in den meisten Chats eine Anmeldung erforderlich ist und programmgestützt ein explizit versprachlichtes persönliches Betreten des virtuellen Chatraums erfolgt).

3 Veränderungen und Diskurstraditionen im digitalen Zeitalter

Vgl. TLFi s.v. graf(f)igner: „Noter une forme grafougner en Anjou qui a un sens un peu différent ‚gratter, fouiller avec ses ongles, creuser avec ses doigts’ […]“.

1 Einleitung

Ich verwende den Begriff „Kommunikat“ im Sinne von kommunikativen Äußerungen in den sozialen Medien, die zumeist aus mind. 2 verschiedenen Modalitäten, also z.B. Text und Bild bestehen (vgl. zur Diskussion des Begriffs im Kontext des Textbegriffs Endres (2016)).

Ausdauersportart, in der nacheinander und ohne Pause Schwimmen, Radfahren und Laufen absolviert werden müssen, dabei gibt es verschiedene Distanzen von der Sprintdistanz (500 m, 20 km, 5 km) bis hin zur Langdistanz, im Volksmund auch „Ironman“ genannt (3,8 km, 180 km, 42,2 km).

2.1 Soziale Medien

https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/soziale-medien-52673 (Stand:14.10.2019).

Im Grunde genommen handelt es sich hier um deutlich mehr als bloße Wahrnehmung. Dies würde aber in diesem Kontext den Rahmen sprengen. Vgl. dazu z.B. Marx und Weidacher (2014: 118ff.).

www.influma.com/blog/influencer-marketing-was-sind-influencer/
(Stand: 24.10.2019)

2.2 Instagram

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/300347/umfrage/monatlich-aktive-nutzer-mau-von-instagram-weltweit/ (Stand: 24.10.2019)

2.3 Inszenierungen

https://ze.tt/wie-instagram-uns-ein-besseres-gefuehl-geben-koennte/ (Stand: 24.10.2019)

www.faz.net/aktuell/wirtschaft/agenda/pink-gegen-social-media-instagram-nicht-das-echte-leben-15481618.html (Stand: 24.10.2019)

3 Das Korpus: Racing Aloha

Mittlerweile (September 2019) haben die Frauen einen Verein gegründet, dem interessierte Frauen beitreten können (https://www.racingaloha.de/verein/) (Stand: 24.10.2019)

https://www.racingaloha.de/ (Stand: 24.10.2019)

ebd.

ebd.

Racing Aloha veranstaltet auch jährlich einen mehrwöchigen Vorbereitungskurs für den Allgäu Triathlon für Frauen, die noch nie zuvor an einem Triathlon teilgenommen haben, sog. Rookies.

https://www.racingaloha.de/wir/ (Stand: 24.10.2019)

In diesem Zusammenhang möchte ich mich bei Daniela Loth für ihre Hilfe bei der Erstellung des Korpus bedanken.

5.2 Name des Accounts

https://www.racingaloha.de/wir/ (Stand: 24.10.2019)

https://www.racingaloha.de/wir/ (Stand: 24.10.2019)

5.3 Darstellung außerhalb der sozialen Medien

https://www.racingaloha.de/bunte-bilder/fotoalbum/ (Stand: 24.10.2019)

https://www.racingaloha.de/begleiter/ (Stand: 24.10.2019)

Ebd.

https://www.racingaloha.de/begleiter/ (Stand: 24.10.2019)

ebd.

1 Die dichterische Zusammenarbeit der europäischen Symbolisten

Im Folgenden werden, wie in der George-Forschung üblich, die Blätter für die Kunst mit der Sigle „BdfK“ und römischen Ziffern für die jeweilige Folge und lateinischen Ziffern für den jeweiligen Band der Zeitschrift nachgewiesen: Blätter für die Kunst. Begründet v. Stefan George. Hrsg. v. Carl August Klein. 1/1892−12/1919. Düsseldorf/München 1968 [Neudruck in 6 Bden.]. Üblich ist auch, dass die kommentierte Ausgabe der Sämtlichen Werke mit der Sigle „SW“ zitiert wird: Stefan George: Sämtliche Werke in 18 Bänden. Hrsg. v. der Stefan George Stiftung, bearb. v. Georg Peter Landmann u. Ute Oelmann. Stuttgart 1982–2013.

Siehe Mallarmés Briefe an George vom 23. Februar 1896 und vom 11. Januar 1898 (Mallarmé/George 2013: 72 bzw. 95).

Jutta Schloon bemerkt zu dieser dichterischen Praxis, dass sie in der zeitgenössischen Lyrik sehr verbreitet war: „Die gegenseitige Anerkennung und zum Teil auch freundschaftliche Verbundenheit schlug sich in einem Geflecht von Dedikationen sowie Preis- und Widmungsgedichten nieder.“ (Schloon 2012: 271). Sie verweist u.a. auf Swinburnes Widmung an Edward Burne-Jones. Vgl. auch den Sammelband Freundschaftsdichtung in den Niederlanden (1996) mit Widmungsgedichten von Jacques Perk, Willem Kloos und Albert Verwey.

2 Stefan Georges Übersetzungen von Wacław Rolicz-Lieders Gedichten in den Blättern für die Kunst

Georg Peter Landmann zitiert einen Brief von Karl Wolfskehl an Robert Boehringer aus dem Jahr 1937, in dem Wolfskehl, der mit George seit Ende 1893 eng befreundet war, über dessen Zusammenarbeit mit Rolicz-Lieder schreibt: „Er hatte das Polnische unter der Anleitung Lieders erlernt, ließ sich die Gedichte wieder und wieder lesen, um ihres Klanges und Gefälles ganz mächtig zu werden, besprach alle Einzelheiten, jedes ihm Auffällige im Gefüge wie im Rhythmus bis zum Wortsinn aufs sorgfältigste mit dem Dichter selbst, mit dem auch die fertige Übertragung – Lieder konnte gut deutsch – sehr genau durchgenommen wurde.“ (Zit. nach Landmann 1996: 140). Schon Landmann merkt allerdings auf der Basis der überlieferten Briefzeugnisse an, dass diese Erinnerung höchstens auf einen Teil der Übertragungen zutreffen könne (vgl. ebd.). Sie übertreibt die Polnischkenntnisse Georges und verklärt die Zusammenkünfte der beiden Dichterfreunde, die doch viel zu selten und viel zu kurz für eine derart minuziöse Arbeit an den Übersetzungen waren. Der Realität dürfte die Einschätzung von Christoph Perels deutlich näherkommen: „Während George die französische Sprache völlig beherrschte und auch des Italienischen und Spanischen mächtig war, hatte er es hier mit einer ihm fremden Sprache zu tun. Zwar hörte er sich dank Rolicz-Lieders Rezitationen in den Klang des Polnischen und den Ton der Gedichte ein, lernte auch selbst ein wenig polnisch. Aber eine hinreichende Voraussetzung, um Poesie zu übertragen, konnte das nicht sein, so unvergleichlich auch Georges Genie der Sprachaneignung sein mochte. Rolicz-Lieder versorgte den deutschen Freund daher sowohl mit französischen als auch mit deutschen Wort-für-Wort-Übertragungen, so daß George mitunter nur zu redigieren brauchte. Das erklärt auch, warum in den ‚Blättern für die Kunst‘ Waclaw Rolicz-Lieders Gedichte mehrfach nicht unter den Übertragungen eingeordnet werden, sondern neben den Texten von deutschen Muttersprachlern stehen.“ (SW XVI: 126).

Das polnische Gedicht zit. nach Rolicz-Lieder/George 1996: 38. Die französische Interlinearversion zit. nach SW XVI: 176. Die deutsche Übersetzung Georges zit. nach SW XVI: 96.

Polnischsprachige Forschungsarbeiten zu Wacław Rolicz-Lieder und Stefan George sind bibliographisch verzeichnet in Rolicz-Lieder/George 1996: 154f., vgl. aus der deutschen Slawistik auch den auf die wechselseitigen Übersetzungen eingehenden Aufsatz von Hildegard Schroeder (Schroeder 1967).

In seinem Brief an George vom 3. Dezember 1897 dankte Rolicz-Lieder für Das Jahr der Seele im Allgemeinen und das Widmungsgedicht im Besonderen. Mit der Frage „Combien il y a-t-il des rois ici bas qui seraient autant souverains que vous l’êtez?“ fasst er dabei den Kerngedanken seines Antwortgedichts zusammen oder nimmt ihn vorweg (Rolicz-Lieder/George 1996: 105).

3 Übersetzungen und Widmungen in Wacław Rolicz-Lieders Gedichtbänden

Es handelt sich um die Übersetzungen der Gedichte Ballada o poczciwej dziewczynie (Ballade von einer teuren maid / „Meine geliebte hat augen wie ein see …“), Mygły jesienne (Im Nebel des Herbstes), Książka (Das Buch), Palma na pustyni (Die Palme in der Wüste), Lelije kwiaty dziwne (Lilien eigene Blumen), Są miesca: (Der orte giebt´s) und Modlitwa na organy (Gebet für Orgel / „Wach auf, die du mich geleitet durch einsame jahre …“). Mit Ausnahme von Książka, das schon in Poezje II erschienen war, wurden diese Gedichte erstmals in Wiersze III auf Polnisch veröffentlicht.

Rolicz-Lieder/George 1996: 10f., vgl. die entsprechende Erläuterung in Rolicz-Lieders Brief an George vom 25. Januar 1896 (ebd.: 87).

Rolicz-Lieder an George, 9. Januar 1896: „Inattendu – comme l’amour – se presenta chez moi votre dernier volume, charmant, caressant l’oeil et l’oreille… avec la dédicace spéciale pour laquelle je vous suis très gré.“ (Rolicz-Lieder/George 1996: 87).

Die Übersetzung von Stimmen im Strom ging in den 1903 gedruckten Band der Nowe Wiersze ein.

Nach der Widmung an S. G. („Es schimmerten gleich zwei sternen in frühlingsbläue / Im weltraum unsre beiden leben Gefährte −“), mit der Bd. III 3 (August 1896) der Blätter für die Kunst eröffnet wurde, folgten die Widmungen II−V zu Beginn von Bd. III 5 (Oktober 1896). Diese Gruppe schließt nach Art von An Kallimachus mit der Erinnerung an die Tage der persönlichen Begegnung der beiden Dichter: „Erinnern werd ich mich all jener guten Tage / Auf deren schwingen der träume zweisang geflogen / An jene gespräche, lebendge gedanken spinnend / Die angenehm uns den weltlichen dingen entzogen. // Noch schwimmen über die stirn mir wolken des traumes / Ich scheide und denke nicht was mit dem morgen droht / Wie nach korinthischem mahl auf lateinischer tafel / Wo man zum nach-tisch reichliche küsse bot.“ (BdfK III 5: 135) Mit zeitlichem Abstand erschienen zwei weitere Widmungen in BdfK IV 4 (Oktober 1899).

2 Die VOÜ in den Nachrichten

Die Bezeichnung als ‚hässliches Entlein‘ geht auf einen unveröffentlichten Vortrag von Pilar Orero zurück, der auf der MuTra (Multidimensional Translation)-Konferenz 2006 gehalten wurde. Der dreijährige, von der EU geförderte Konferenzzyklus 2005-2007 (Saarbrücken, Kopenhagen, Wien) stellte eine Art Initialzündung für die in Entstehung begriffene wissenschaftliche Erforschung der audiovisuellen Übersetzung dar. In den Tagungsakten findet sich die Bezeichnung ‚ugly duckling‘ nicht mehr.

3 Analyse eines Beispielvideos

Ein Vergleich mit dem Archiv aller Pressekonferenzen von Präsident Obama zeigt im Übrigen, dass zwischen Zeile 8 und 9 – auch angedeutet im Nachrichtenfilm durch einen deutlichen Bildschnitt – mehrere Minuten liegen, nämlich 3:27min. Das später in Z. 21/22 geäußerte We’ve become … NUMB to this folgt erst in Minute 3:47.
Das Transkript und eine Videoaufnahme sind permanent zugänglich unter https://obamawhitehouse.archives.gov/the-press-office/2015/10/01/statement-president-shootings-umpqua-community-college-roseburg-oregon (Stand: 19.08.2020)

Die männlichen VOÜ sowie der Sprechertext werden durch den Journalisten Martin Sümening selbst eingesprochen.

3.1 Datengrundlage und medialer Kontext

Vgl. https://domianarchiv.de/Domian (Stand: 01.10.2019)

3.2.1 „zum Abschluss was erFREUliches“ – Eine Pointe wird vorbereitet

Zur Initiierung von Themen im Gespräch vgl. z.B. Button und Casey (1984, 1985) sowie Gülich/ Mondada (2008: 85–93).

Transkriptionskonventionen GAT, siehe Selting et al. (1998).

2.1 Spiel(en) erforschen

Variationen von Spielregeln kommen hochfrequent vor, sei es durch regionale Entwicklungen mündlich tradierter Spiele, sei es durch Vereinbarungen innerhalb sozialer Gruppen (Familien, Vereine), um das Spiel an die konkreten Bedürfnisse anzupassen (um beispielsweise ein komplexes Spiel für junge Mitspielende zu vereinfachen). Dieser Themenbereich muss hier weitgehend ausgeklammert werden.

2.2 Spiele mit gemeinschaftlich hergestellter Fiktion

Die Frage, ob hier Narration (und wenn ja, in welcher Lesart) vorliegt, muss ebenfalls zurückgestellt werden – der Einfachheit halber soll hierunter eine Handlung verstanden werden, die sich durch die im Spiel stattfindenden Ereignisse sukzessive in der Vorstellung der Beteiligten aufbaut.

1 ‚Erfundene Gespräche und Briefe‘ bei Hofmannsthal

Barbara Beßlich, Heidelberg, und Kai Kauffmann, Bielefeld, danke ich sehr herzlich für die Hilfe bei der manchmal etwas komplizierten Literaturbeschaffung!
Vgl. als Übersicht und Zusammenfassung die Abschnitte zu den ‚Erfundenen Gesprächen‘ bei Mathias Mayer, Hugo von Hofmannsthal, Stuttgart/Weimar 1993, S. 112 ff. und die Artikel von Marco Rispoli zum Thema im Hofmannsthal-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, hrsg. v. Mathias Mayer u. Julian Werlitz, Stuttgart 2016, S. 313–315 und 324–326 (zu den ‚Unterhaltungen‘). Weiterführend ist der Aufsatz von Marco Rispoli, „Ich misstraue dem zweckvollen Gespräch“. Anmerkungen zu Hofmannsthals ‚Erfundenen Gesprächen‘. In: Marcus Andreas Born u. Claus Zittel (Hrsg.), Literarische Denkformen. Paderborn 2018, S. 251–272. Differenzierte Analysen der Texte, allerdings unter der Kategorie des poetisierten Essays, finden sich bei Simon Jander, Die Poetisierung des Essays. Rudolf Kassner, Hugo von Hofmannsthal, Gottfried Benn, Heidelberg 2008, S. 185–280. Vgl. auch Peter Schäfer, Zeichendeutung. Zur Figuration einer Denkfigur in Hugo von Hofmannsthals ‚Erfundenen Gesprächen und Briefen‘, Bielefeld 2012, bes. S. 193 ff. zu den ‚Unterhaltungen über ein neues Buch‘. Mit einem anderen Interesse beschäftigt sich Leonie Heim mit dem Thema: „Euer Europa ist ein gefährliches Gewebe“. Hugo von Hofmannsthals Blick aus Asien in seinen ‚Erfundenen Gesprächen und Briefen‘, in: Barbara Beßlich u. Cristina Fossaluzza (Hrsg.), Kulturkritik der Wiener Moderne (1890–1933). Heidelberg 2019, S. 235–243. Dass es Dialog-Essays im Sinne Janders auch bei anderen Autoren der Wiener Moderne gibt, zeigt Barbara Beßlich: Weltanschauungsliteratur in der Wiener Moderne. Die Politisierung des Dialog-Essays bei Leopold von Andrian. In: Weltanschauung und Textproduktion. Beiträge zu einem Verhältnis in der Moderne. Hrsg. v. Anna S. Brasch u. Christian Meierhofer. Berlin: Lang (Berliner Beiträge zur Wissens- und Wissenschaftsgeschichte, Bd. 18) [im Druck].

Vgl. Hugo von Hofmannsthal, Sämtliche Werke. Kritische Ausgabe, hrsg. v. Rudolf Hirsch u.a. (im Folgenden zitiert als SW), Bd. XXXI, Erfundene Gespräche und Briefe, hrsg. v. Ellen Ritter, Frankfurt/M. 1991.

Zur Geschichte dieser Textsorte vgl. Dieter Burdorf, Gespräche über Kunst. Zur Konjunktur einer literarischen Form um 1900, in: Andreas Beyer u. Dieter Burdorf (Hrsg.), Jugendstil und Kulturkritik. Zur Literatur und Kunst um 1900, Heidelberg 1999, S. 29–50, bes. Kap. II, S. 32 ff.

Zu diesem komplementären Denken Hofmannsthals vgl. Gerhard Neumann, „Kunst des Nicht-lesens“. Hofmannsthals Ästhetik des Flüchtigen, in: Hofmannsthal-Jahrbuch 4/1996, S. 227–260.

2 ‚Unterhaltung über die Schriften von Gottfried Keller‘ (1906)

Zum diesem Thema vgl. Lothar van Laak, Hermeneutik literarischer Sinnlichkeit. Historisch-systematische Studien zur Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts, Tübingen 2003.

3 ‚Unterhaltung über den ‚Tasso‘ von Goethe‘ (1906)

Zu dem Tasso-Vortrag vgl. Rudolf Hirsch, Drei Vorträge im Jahr 1902. Mit Aufzeichnungen Hofmannsthals zu ‚Die natürliche Tochter‘ und ‚Torquato Tasso‘, in: Ders., Beiträge zum Verständnis Hugo von Hofmannsthals. Frankfurt/M. 1995, S. 29–44. Der Pater-Aufsatz trägt den Titel ‚Diaphanéité‘; die Aussage über Kainz stammt aus einem unveröffentlichten Brief an den Vater, der im Freien Deutschen Hochstift aufbewahrt wird.

Der Text hat von den vorliegenden ‚Unterhaltungen‘ die größte Aufmerksamkeit in der Forschung erfahren, vgl. Rispolo, Artikel, S. 325. Vgl. auch Wolfram Mauser, ‚Sociabilität‘. Zu Hofmannsthals ‚Tasso‘-Feuilleton, in: Achim Aurnhammer (Hrsg.), Torquato Tasso in Deutschland. Seine Wirkung in Literatur, Kunst und Musik seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, Berlin/New York 1995, S. 123–144.

Vgl. Hans-Jürgen Schings, Lyrik des Hauchs. Zu Hofmannsthals ‚Gespräch über Gedichte‘, in: Hofmannsthal-Jahrbuch 11/2003, S. 311–340.

Dieser Art der Plötzlichkeit der ästhetischen Erfahrung hat Karl Heinz Bohrer zum Kern seiner Theorie der ästhetischen Moderne gemacht, vgl. etwa: Plötzlichkeit. Zum Augenblick des ästhetischen Scheins, Frankfurt/M. 1981 oder: Das absolute Präsens. Die Semantik ästhetischer Zeit, Frankfurt/M. 1994 oder: Ekstasen der Zeit. Augenblick, Gegenwart, Erinnerung, München/Wien 2003. Auf Hofmannsthal geht Bohrer explizit am Beispiel der ‚Elektra‘ ein.

2 Linguistische Analyse mittels Scoring

http://www.agmedkomm.de/ (Stand: 18.08.2020).

https://tinyurl.com/EpiLing und https://tinyurl.com/AngstProjekt (Stand: 18..08.2020).

1 Eine (narrative) persönliche Vorbemerkung

Das in Kooperation mit Martin Schöndienst (damals Epilepsiezentrum Bethel) durchgeführte Forschungsprojekt (www.uni-bielefeld.de/lili/forschung/projekte/epiling/, Stand: 05.08.2020) wurde von 1999 bis 2001 von der DFG gefördert und über viele Jahre von der Universität Bielefeld unterstützt. Für eine zusammenfassende Darstellung siehe Frank-Job et al. 2017, Schöndienst 2000 oder Gülich 2012.

Der Workshop auf der Veranstaltung in Bad Segeberg 2001 hatte den Titel „Linguistische Analyse von Arzt-Patient-Interaktionen. Sprachliche Verfahren bei der Darstellung von Angst in Gesprächen über Anfälle“ (www.uni-bielefeld.de/ZIF/KG/2004Angst/, Stand: 05.08.2020). Das Thema wurde später im Rahmen einer Kooperationsgruppe am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld umfassend untersucht: „Kommunikative Darstellung und klinische Repräsentation von Angst“ (unter der Leitung von Jörg Bergmann, Elisabeth Gülich, Martin Schöndienst und Friedrich Wörmann). Vgl. dazu u.a. Gülich 2020 und Schöndienst 2020.

Für ebenso intensive wie entspannte Arbeitsmöglichkeiten in Freiburg danke ich Marina von Uexküll ganz herzlich; ohne sie wäre diese Arbeit nicht entstanden. Ihr und Karl Köhle bin ich auch sehr dankbar für eine sorgfältige und kritische Lektüre meines Textes dessen Entstehung auch durch die kompetente und tatkräftige Mitarbeit von Ingrid Furchner geprägt wurde.

Vgl. dazu z.B. Gülich 2017 und 2018. Dass diese Schwerpunkte sich so entwickeln konnten, verdanke ich langjährigen Kooperationen, insbesondere mit Gabriele Lucius-Hoene, Carl Eduard Scheidt und Martin Schöndienst.

Anregungen zu dieser Thematik gaben mir zahlreiche Gespräche in verschiedenen Kontexten der AIM, u.a. mit Werner Geigges, Miriam Haagen, Anna Staufenbiel-Wandschneider und Gisela Volck. Eine kurze Darstellung meiner ersten Eindrücke von den Auflagen 1–7 findet sich in Gülich 2017.

2 Thure von Uexküll: Das Lehrbuch Psychosomatische Medizin

Vgl. z.B. Goldbach 2006: 81, 139.

Nur in der 1. und 2. Auflage wird der Begriff „Lehrbuch“ im Titel gebraucht; ab der 3. Auf­lage verschwindet er daraus, wird aber manchmal im Vorwort noch gebraucht.

Nach Auskunft des Verlags ist bereits eine 9. Auflage geplant.

Die 1. Auflage von 1979 umfasst 844 Seiten und 48 Kapitel von 31 Autoren, die 8. Auflage hat 1240 Seiten und enthält 104 Kapitel von 100 Autoren.

Da im Laufe der Jahre bei den verschiedenen Auflagen der Psychosomatischen Medizin sowohl Titel als auch Herausgeber variieren, werden Zitatstellen aus den einzelnen Auflagen hier zugunsten der Übersichtlichkeit in einer Kurzform angegeben: Uexküll, römische Ziffer für die Auflage, Seitenzahl.

Bis zur 7. Auflage stand am Beginn von Teil I „Theoretische Grundlagen“ das Kapitel von Thure von Uexküll und Wolfgang Wesiack „Integrierte Medizin als Gesamtkonzept der Heilkunde: ein bio-psycho-soziales Modell“.

4 Die allmähliche Entwicklung des Interesses am Erzählen

Man findet hier zum Beispiel Hinweise auf Autoren und Autorinnen aus der Konversationsanalyse (wie Harvey Sacks), der Erzählforschung (wie Uta Quasthoff) und der Analyse medizinischer Kommunikation (wie Armin Koerfer und Thomas Bliesener). Ein Gesamtliteraturverzeichnis des Bandes ist im Internet zugänglich (https://shop.elsevier.de/uexkuell-psychosomatische-medizin-9783437218347.html, Stand: 05.08.2020).

Otte hat eine Biografie von Thure von Uexküll auf der Grundlage von Interviews verfasst, die er mit von Uexküll geführt hat.

Diese für den Uexküllʼschen Ansatz zentralen Gedanken nimmt Leiß wieder auf: Für ihn fängt die „ärztliche Tätigkeit mit dem Zuhören an“ (Leiß, im Druck, Kap. 6), und er betont die Rolle des Arztes „als Ermöglicher eines salutogenen Narrativs“ (Leiß, im Druck, Kap. 10).

Vgl. Kap. 15 in der 3. Auflage, Kap. 18 in der 4. Auflage, Kap. 29 in der 5. Auflage.

Der Begriff Narrativ wird auch im Sachregister aufgeführt, aber der einzige Eintrag dazu verweist auf die betreffende Seite im Glossar. Diesen Text über das Narrativ hat die AIM in das Glossar auf ihrer Homepage übernommen (http://uexkuell-akademie.de/glossar/#post-643, Stand: 05.08.2020).

5 Patientenerzählungen zulassen oder: Der narrative Erkenntnismodus

In der 8. Auflage nimmt der Bereich „Klinik“ (Teil VIII) den größten Teil des Buchs ein: Er umfasst die Kapitel 55–101 (= S. 587–1166) über die einzelnen Erkrankungen.

Köhle übernimmt diese Unterscheidung von J. Bruner (vgl. Uexküll VIII: 290). Der Text von Kap. 27.1 ist mit Ergänzungen und den entsprechenden Literaturhinweisen auch im Internet zugänglich (www.netmediaviewer.de, Stand: 05.08.2020). Darauf folgt Kap. 27.2 „Techniken der patientenzentrierten Kommunikation“ (Langewitz); in Kap. 27.3 nimmt dann Karl Köhle das Thema „Sprechen mit unheilbar Kranken“ wieder auf (ebenfalls im Internet zugänglich). In der 7. Auflage ist als Kap. 28.2 „Anamnese und körperliche Untersuchung“ (Rolf H. Adler) eingeschoben, und als Kap. 28.4 wurde „Das Gespräch bei der Visite“ (Heidemarie Weber) hinzugefügt.

Es wäre sehr reizvoll, sich im Einzelnen mit der Rolle des Erzählens in der „Reflektierten Kasuistik“ zu beschäftigen, zumal diese auch auf Tagungen oder bei Modellwerkstätten und in den Regionalgruppen der AIM häufig praktiziert und viel diskutiert wird. Aber das würde in diesem Rahmen zu weit führen. Einen Einblick in die Diskussion gibt Geigges 2013. Leiß (im Druck, Kap. 8) geht ausführlich auf die „Reflektierte Kasuistik als methodisches Werkzeug der Integrierten Medizin“ ein, auch auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur Arbeit von Balint­gruppen.

Diese interdisziplinäre Kooperation hat sich auch schon in früheren Veröffentlichungen niedergeschlagen, z.B. Koerfer/Köhle/Obliers 2000, Koerfer/Köhle 2007, Koerfer et al. 2010.

6 Ein eigenes Kapitel zum „Narrativ“

Zu dem Kapitel werden im Internet (www.netmediaviewer.de, Stand:05.08.2020) multimediale Ergänzungen zur Verfügung gestellt, auf die jeweils im Verlauf des Textes hingewiesen wird. Dazu gehören Transkripte, einzelne Patientenäußerungen aus Audioaufnahmen und Filmausschnitte, u.a. aus einem Interview, das Maximiliane Mainka mit Thure von Uexküll geführt hat („Freiburger Interview“).

Das Konzept ‚Transformation‘ wird hier von Ricœur übernommen (Uexküll VIII: 327). Die Transformation in der Patientengeschichte wird auch in einer schematischen Darstellung (ebd.: Abb. 28.2) verdeutlicht.

Der Titel von Kap. 28.3.2 lautet „Dramaturgie: vom Referieren zum Evaluieren“.

Köhle und Koerfer stellen schematisch eine Weiterentwicklung dieser Normalform dar, in der die „Evaluation“ an der Spitze steht (Uexküll VIII: 328, Abb. 28.3); dabei beziehen sie sich auch auf Labov (1972), der die Evaluation nicht als ein Element in der Abfolge der Erzählung auffasst, sondern als eine die ganze Erzählung durchziehende sekundäre Struktur. Eine kritische Würdigung des Modells von Labov und Waletzky findet sich in Bamberg 1997; aus der Sicht der Gesprächsforschung wird vor allem das Fehlen der Interaktion kritisiert (vgl. dazu Gülich/‌Mondada 2008, Kap. 9). Auch Köhle und Koerfer weisen darauf hin, dass das Modell von Labov und Waletzky die Hörerperspektive vernachlässigt, die sie gerade für die Medizin als besonders wichtig herausstellen (Uexküll VIII: 330).

Die Funktion der Narrative als komplexe semiotische Systeme besteht darin, „Erfahrungen und Erlebnisse für sich oder in Kommunikation mit anderen (wieder) zu einem kohärenten funktionalen Ganzen zu verbinden“ (ebd.: 335).

Der Titel von Kap. 28.6.2 lautet: „Unsagbares in seinem Fortwirken verstehen“.

Vgl. dazu auch in Kap. 37 „Systemische Therapie und Familiendynamik“ den Abschnitt 37.5.2 „Krankengeschichte als Lebenserzählung (Narrativ)“.

7 Erzählen als Dreh- und Angelpunkt einer sprechenden Medizin

Dass mit denselben Begriffen nicht unbedingt dasselbe gemeint ist, habe ich an Beispielen aus eigenen interdisziplinären Forschungsprojekten gezeigt (Gülich 2006).

Das wird besonders deutlich bei Leiß (im Druck), der ausdrücklich die „Aktualität Thure von Uexkülls“ zum Thema macht. Ich danke Ottmar Leiß für die Möglichkeit, Einsicht in das noch unveröffentlichte Buch zu nehmen.