William Shakespeare


Macbeth


Ein Trauerspiel

Impressum



Klassiker als ebook herausgegeben bei RUTHeBooks, 2016


ISBN: 978-3-944869-77-3


Übersetzung: Christoph Martin Wieland


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Achte Szene



Man bläßt zum Abzug - Ein Trompeten-Stoß. Malcolm, Siward, Rosse,Thanes und Soldaten, ziehen mit Trummeln und Fahnen auf


Malcolm:

Ich wollte, die Freunde, die wir missen, wären unbeschädigt angelangt.

Siward:

Einige müssen schon drauf gehen, und doch ist so viel ich sehe, ein so grosser Tag wolfeil gekauft.

Malcolm:

Macduff wird vermißt, und euer edler Sohn!

Rosse:

Euer Sohn, Milord, hat die Schuld eines Soldaten bezahlt; er lebte nur bis er ein Mann war, und hatte nur so viel Zeit, seinen Muth durch Taten zu beweisen, so starb er als ein Mann.

Siward:

So ist er tot?

Rosse:

Ja, und schon vom Schlachtfeld weggetragen; ihr müßt euern Schmerz nicht seinem wert gleich messen, sonst hätt' er kein Ende.

Siward:

Hat er seine Wunden vornen?

Rosse:

Ja, in der Stirne.

Siward:

Nun dann, so sei er Gottes Soldat! Hätt' ich so viel Söhne als ichHaare habe, ich wollt' ihnen keinen schönern Tod wünschen.

Malcolm:

Er ist einer grössern Trauer wert, und die will ich ihm erstatten.

Siward:

Er ist keiner grössern wert; sie sagen, er starb edel, und bezahlte seine Zeche. Und so, sei Gott mit ihm! Hier kommt ein neuer Trost:

Macduff tritt mit Macbeths Kopf auf

Macduff:

Heil dir, König! Denn der bist du nun! Sieh' hier des Tyrannen verfluchten Kopf; die Zeit ist frei; ich seh dich von den Edeln deines Königreichs umgeben, die meinen Gruß in ihren Herzen nachsprechen, und die ich nun bitte, ihre Stimmen mit der meinigen zu erheben: Heil, König von Schottland!

Alle:

Heil, König von Schottland!

Ein Trompeten-Stoß

Malcolm:

Wir wollen keine Zeit verliehren, bis wir mit eurer Liebe zu uns abrechnen, und mit einem jeden unter euch quitt sind. Thanes und Vettern, von nun an seid Grafen, die ersten, die Schottland mit diesem Ehren-Namen begrüßt hat. Was ferner zu thun ist, und die erste Sorge unserer neuangehenden Regierung sein muß, die zurückberufung unserer verbannten Freunde, der Proceß der grausamen Werkzeuge dieses todten Schlächters und seiner teuflischen Königin, die, wie man glaubt, gewaltsame Hände an ihr eigen Leben gelegt hat. Dieses, und was sonst zu besorgen sein wird, wollen wir, mit des Himmels Beistand, in Maaß, Zeit und Ort zu Stande bringen: Und hiemit danken wir euch allen auf einmal, und jedem insbesondere, und laden euch nach Scone zu unserer Crönung ein.

Sie gehen unter Trompeten-Schall ab

 

 

Inhalt



Personen


Erster Aufzug

Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene
Sechste Szene
Siebente Szene
Achte Szene
Neunte Szene
Zehnte Szene

Zweiter Aufzug

Erste Szene
Zweite und Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene
Sechste Szene

Dritter Aufzug

Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene
Sechste Szene
Siebente Szene

Vierter Aufzug

Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene
Sechste Szene

Fünfter Aufzug

Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene
Sechste Szene
Siebente Szene
Achte Szene

 

 

Personen



Duncan, König von Schottland

Malcolm und Donalbain, Söhne des Königs

Macbeth und Banquo, Feldherren über das Königliche Kriegsheer

Lenox, Macduff, Rosse, Menteth, Angus und Cathneß, Thans oder Baronen von Schottland.

Fleance, Banquo's Sohn

Siward, Feldherr über das Engländische Heer

Der junge Siward, sein Sohn

Seyton, ein Vertrauter des Macbeth

Macduffs Sohn

Ein Arzt

Lady Macbeth

Lady Macduff

Kammer-Frauen der Lady Macbeth

Hecate und drei andere Hexen

Herren, Officianten, Kriegs-Knechte und Bediente, als stumme Personen

Der Geist des Banquo, und verschiedene andere Erscheinungen


Der Schauplatz liegt zu Ende des vierten Aufzugs in England, durch das ganze übrige Schauspiel in Schottland, und meistens in Macbeths Burg




Erster Aufzug

Erste Szene



ein offener Platz - Donner und Blitz - die drei Hexen treten auf


Erste Hexe:

Wenn kommen wir drei uns wieder entgegen, In Donner, Blizen oder Regen?

Zweite Hexe:

Wenn das Mordgetümmel schweigt, Und der Sieg den Aufruhr beugt.

Dritte Hexe:

Also, eh der Tag sich neigt.

Erste Hexe:

Nennt den Ort!

Zweite Hexe:

Die Heide dort.

Dritte Hexe:

Dort gehn wir Macbeths wegen hin.

Erste Hexe:

Ich komm, ich komme, Grimalkin

Zweite Hexe:

Padok ruft - wir kommen schon.

Alle:

Auf, und durch die Nebel-Luft davon!

Zweite Szene



Verwandelt sich in den Palast zu Foris - der König, Malcoln, Donalbain, Lenox, und Gefolge, die einenblutenden Officier antreffen


König:

Was für ein blutender Mann ist das? Seinem Aussehn nach kan er uns von dem neuesten Zustand der Rebellion Nachricht geben.

Malcoln:

Es ist eben der wakre Officier, dessen heroische Verwegenheit mich aus den Händen der Feinde riß. Heil dir, braver Freund; sage dem König, in was für Umständen du das Treffen verlassen hast.

Officier:

Lange war es zweifelhaft, wie der Kampf von zween Schwimmern, die, mit einander ringend, Kunst und Stärke an einander messen. Der unerbittliche Macdonell, (würdig ein Rebell zu seyn; so groß ist die Menge angebohrner Laster, die ihn dazu bestimmen) wurde durch Kernen und Gallo-Glassen*, aus den westlichen Inseln unterstüzt, und das Glük, das seiner verdammten Unternehmung lächelte, schien eines Rebellen Hure geworden zu seyn. Aber das alles half ihn nichts; der heldenmüthige Macbeth (wohl verdient er diesen Namen) hieb mit edler Verachtung des Glüks, mit seinem von blutiger Arbeit rauchenden Schwerdt, wie ein wahrer Liebling der Tapferkeit, sich seinen Weg bis unter die Augen des Sclaven durch; und ließ nicht eher von ihm ab, bis er ihn vom Wirbel bis zum Kinn aufgespaltet, und seinen Kopf als ein Siegeszeichen vor den Augen unsrer Schaaren aufgestekt hatte.

König:

O! tapfrer Vetter! würdiger Edelmann!

Cap:

Allein, gleichwie von eben dem Osten, woher die Sonne ihren glänzenden Lauf beginnt, schifbrechende Stürme und schrekliche Donner-Wetter hervorbrechen; so entsprang aus dem Schooße des Sieges eine neue Gefahr des Verderbens. Höre, König von Schottland, höre; kaum hatte die Gerechtigkeit mit Tapferkeit bewafnet diese schnellfüßigen Kernen genöthigt, ihr Heil ihren Fersen zu vertrauen; so begann seinen Vortheil ersehend, der Norwegische König mit hellgeschliffnen Waffen und einer Verstärkung von frischen Völkern, einen neuen Angriff.

König:

Erschrekte das nicht unsre Feldherren, Macbeth und Banquo?

Cap:

Wie Sperlinge, Adler; oder der Hase, den Löwen. Wenn ich die Wahrheit sagen soll, so muß ich sagen, sie waren Canonen die mit einer doppelten Ladung überladen sind, so verdoppelte Streiche führten sie auf den Feind; es war nicht anders als ob sie sich in rauchendem Blute baden, oder ein anderes Golgatha machen wollten— Das ist alles was ich davon sagen kan, denn ich bin ganz matt; meine Wunden schreyen um Hülfe.

König:

Deine Worte und deine Wunden machen beyde dir Ehre; geht, hohltWundärzte für ihn

Rosse und Angus zu den Vorigen

Aber wer kommt hier?

Malcoln:

Der würdige Than von Rosse.

Lenox:

Was für ein Hast aus seinen Augen schaut! So muß derjenige aussehen, der ausserordentliche Dinge zu sagen hat.

Rosse:

Gott erhalte den König!

König:

Woher kommst du, ehrenvoller Than?

Rosse:

Von Fife, grosser König, wo die Norwegischen Fahnen stolz an die Wolken anzuschlagen, und unsern Völkern kalte Schreknisse zuzuwehen schienen. Norwegen, selbst durch seine Anzahl furchtbar, und von diesem treulosen Verräther, dem Grafen von Cawdor unterstüzt, begann ein zweifelhaftes Gefecht; bis daß Bellonens Bräutigam, mit seiner unbezwingbaren Tapferkeit bewafnet, ihm seinen Mann zeigte, und Spize gegen Spize, Arm gegen Arm, seinen übermüthigen Geist dämpfte. Mit einem Wort, der Sieg fiel auf unsre Seite.

König:

Ein grosses Glük!

Rosse:

Nun macht Sweno, Norwegens König, Friedens Vorschläge: aber wir gestatteten ihm nur nicht das Begräbniß seiner Leute, bis er, auf der St. (Colmes-)Kill-Insel zehntausend Thaler in Eu. Hoheit Schazkammer bezahlt hatte.

König:

Nicht länger soll dieser Than von Cawdor unser Vertrauen mißbrauchen; geht, sprecht ihm das Todes-Urtheil, und grüsset Macbeth mit seinem ehmaligen Titel.

Rosse:

Ich will es besorgen.

König:

Was er verlohr, hat der edle Macbeth gewonnen.

Sie gehen ab

Dritte Szene



Verwandelt sich in die Heide - Donner und Blitz - Die drei Hexen treten auf


Erste Hexe:

Wo bist du gewesen, Schwester?

Zweite Hexe:

Ich brachte Schweine um.

Dritte Hexe:

Schwester, wo du?

Erste Hexe:

Ein Schiffers-Weib fand ich, das saß,
Und hatte Castanien im Schooß,
Und fraß und schmazt' und fraß;
Gieb mir auch, sagt ich;
Pak dich, Hexe, pak dich
Schrie das voll-wampige Aas.
Ihr Mann ist nach Aleppo gefahren,
Allein den Weg will ich ihm ersparen;
In einem Sieb, in Razengestalt,
Doch ohne Schwanz, erreich ich ihn bald!
Das thu' ich, das thu' ich, das thu' ich.

Zweite Hexe:

Das thu! Ich geb' dir einen Wind dazu.

Erste Hexe:

Ich danke dir.

Dritte Hexe:

Und ich den andern.

Erste Hexe:

Ich habe selbst schon alle andern,
Und wenn und wie ein jeder weht,
Woher er kommt, wohin er geht;
Das muß mir keine Carte sagen.
Neunmal neun die Zeit von sieben Tagen
Will ich ihn durch alle Meere jagen.
Dürr wie Heu will ich ihn machen;
Angst und Kummer,
Ohne Rast und ohne Schlummer,
Soll auf seinem Augdach wachen,
Nacht und Tag, und Tag und Nacht;
Und so soll er in der Acht
Siech und elend sich verzehren;
Und ists gleich in meiner Willkuhr nicht,
Sein Schiff an Klippen zu zerstören;
So soll's doch übel zugericht
Von Sturm und Wetter wiederkehren.
Sieh, was ich habe ...

Zweite Hexe:

Zeig es mir.

Erste Hexe:

Sieh eines Schiffers Daumen hier;
Ich brach sein Schiff nicht weit vom Land,
Und ließ ihn hingestrekt im Sand.

Dritte Hexe:

Trummeln, Trummeln! Macbeth kommt!

Alle:

Die Schicksals-Schwestern, Hand in Hand,
Schwärmen über See und Land,
Drehen so im Cirkel sich
dreimal für dich,
Und dreimal für mich;
Und dreimal, daß es neune macht.
Halt! der Zauber ist vollbracht.

Vierte Szene



Macbeth und Banquo, mit Soldaten und Gefolge


Macbeth:

Einen solchen Tag, so schlimm und so schön zugleich, hab' ich noch nie gesehn.

Banquo:

Wie weit ist es noch nach Foris? Wer sind diese hier, so grau von Haaren, und so wild in ihrem Anzug? Sie sehen keinen Einwohnern unsrer Erde gleich, und sind doch da. Lebt ihr, oder seid ihr etwas, dem ein Sterblicher Fragen vorlegen kan? Ihr scheint mich zu verstehen, indem jede zugleich ihren verkürzten Finger an ihre hautigen Lippen legt, Ihr solltet Weibsbilder sein, und doch verbieten mir eure Bärte, euch dafür zu halten.

Macbeth:

Redet, wenn ihr könnt; wer seid ihr?

Erste Hexe:

Heil dir, Macbeth! Heil dir, Than von Glamis!

Zweite Hexe:

Heil dir, Macbeth; Heil dir, Than von Cawdor!

Dritte Hexe:

Heil dir, Macbeth; der einst König sein wird!

Banquo:

Warum bebt ihr so zurück, und scheint euch vor Dingen zu entsezen, die so schön klingen?