Endnoten

1

Hubert Fichte: Versuch über die Pubertät. Roman. Frankfurt a.M. 1976 (erstmals 1974), S. 22.

2

So Fichte in einem Brief an Ellinor Jahnn, Briefe II, S. 1379.

3

Michael Fisch: Gesten und Gespräche. Über Hubert Fichte, Aachen 2005, S. 33.

4

Diese Erinnerung veröffentlichte Peter Rühmkorf im Rowohlt Literaturmagazin 35/1995 (Reinbek), S. 65f. Ausführlicher setzte er sich mit Jahnn 1972 in Die Jahre die Ihr kennt auseinander.

5

Ellinor Jahnn an Willi Weismann, 8. Oktober 1949, DLA, A: Weismann.

6

Adolf Muschg: Hans Henny Jahnn. Eine Rede vom Weißen Wal, Hamburg 1994, S. 7.

7

Werner Helwig: Eine nachgetragene Autobiographie, hg. von Ursula Prause, Bremen 2014, S. 180.

8

Schriften I, S. 1101.

9

Schriften II, S. 18.

10

Walter Muschg: Gespräche mit Hans Henny Jahnn, Frankfurt a.M. 1967, S. 157.

11

Oscar A.H. Schmitz: Das wilde Leben der Boheme. Tagebücher 18961906, hg. von Wolfgang Martynkewicz, Berlin 2006, S. 370. – Eine frühe Spur der Familie Philips findet sich im Nachlass von Karl Wolfskehl (DLA). Es handelt sich um eine Postkarte vom 13. März 1895, in der Philips u.a. von der kleinen »Butz« grüßen lässt, ein Kosename, den Ellinor gelegentlich auch in ihrer Beziehung zu Jahnn verwendete.

12

Zitat nach Bürger 2003, S. 178.

13

Zitat nach Bürger 2003, S. 178.

14

Hubert Fichte: Versuch über die Pubertät. Roman. Frankfurt a.M. 1976 (erstmals 1974), S. 75.

15

Jahnn schreibt auf Briefpapier des Rheinland-Hotels Köln, Domstraße 11.

16

»Friedel«, Kosename von Jahnns Freund und Partner Gottlieb Friedrich Harms (18931931). Beide lernten sich auf der Realschule in St. Pauli kennen. Erste gemeinsame Unternehmung war die Ostseereise im Frühjahr 1914. 1915 bis 1918 Aufenthalt in Norwegen. 1919 Mitbegründer der Glaubensgemeinde Ugrino. Autodidakt wie Jahnn. Als »Oberleiter« Ugrinos war Harms verantwortlich für die Musikeditionen. Unter seiner Leitung erschienen bei Ugrino/Abteilung Verlag die kritischen Gesamtausgaben der musikalischen Werke von Vincent Lübeck, Arnolt Schlick, Samuel Scheidt und Dieterich Buxtehude. Zusammen entwickelten Jahnn und er eine neue Schleifenwindlade: die sogenannte Harmslade. Die Patentierung für die »Schleiflade zur Register- und Windsteuerung in Windkoppeln von Orgeln und ähnlichen Musikinstrumenten« erfolgte 1925.

17

Am 16. November 1926 hatten Ellinor Philips und Jahnn geheiratet. Nun hielt sich Ellinor von Ende Dezember 1926 bis Ende Januar 1927 in St. Peter an der Nordsee auf. Gottlieb Harms besuchte sie dort, nachdem er von einem längeren Paris-Aufenthalt zurückgekehrt war.

18

Das Ziel war es, den Auftrag zusammen mit der Firma E. Kemper, Lübeck, zu übernehmen.

19

In der Hamburger Rothenbaumchaussee 137 wohnte Jahnn vorübergehend bei Ellinors Mutter. Wahrscheinlich schon Ende Januar konnte das Ehepaar eine Dreizimmerwohnung in der Rothenbaumchaussee 187 beziehen. Diese wurde zuvor aufwendig renoviert. Hier fanden auch Versammlungen der Glaubensgemeinde Ugrino statt. Im Mai 1929 wurde die finanzielle Lage schwierig, deshalb zogen die Jahnns zum Ehepaar Harms in deren Dreizimmerwohnung am Heidberg 53 in den Stadtteil Winterhude.

20

Jahnn schrieb am 8. Januar 1927 tatsächlich einen zweiten Brief (Briefe I, S. 292f.).

21

Bei Cutex handelt es sich um einen Nagellackentferner.

22

Friedel litt an einem chronischen Nierenleiden und war ständig in ärztlicher Behandlung.

23

Ellinor ließ sich in St. Peter wegen eines Hautleidens behandeln (Brief an Harms vom 8. Januar 1927).

24

Jahnn verwendet Briefpapier des Hotels International in Lübeck.

25

Ernst Eggers (18951942), mit Jahnn befreundeter Kaufmann, finanzierte zeitweilig die Aktivitäten der Glaubensgemeinde Ugrino. In den Erinnerungen der Ugrino-Anhängerin Margarete Möckli heißt es über ihn: »Im ersten Weltkrieg verlor er ein Bein. Dann: Schmerzen bis zu seinem Tode, die er wechselnd mit Betäubungsmitteln und Alkohol vertrieb. / Ich sah ihn zuerst in Eckel. Schon der erste Eindruck bestätigte: er gehörte wirklich dazu. Um Eckel gab es nie Streit. Dabei war er jedem einzelnen, Ellinor und Friedel so innig wie Henny verbunden. 1922/23 erschien er noch regelmässig in Eckel als der Schenkende, elegant, gut aussehend, gütig, grosszügig, warm« (zit. nach Bürger 2003, S. 102).

26

Im Sommer 1927 verliebte sich Harms bei einem Besuch in Verscio in Ellinors jüngere Halbschwester Sibylle – »Monna« – Philips (19071994). Die beiden heirateten am 1. Juli 1928 und zogen nach Hamburg. Signe Jahnn und Eduard Harms kamen beide 1929 zur Welt und wuchsen anfangs wie Geschwister auf.

27

Textverlust durch Ausriss. – Möglicherweise Hinweis auf eine öffentliche Veranstaltung in Jahnns Orgellaboratorium. Am 31. Juli 1932 erschien eine Ankündigung im Hamburger Fremdenblatt: »Orgelabend von Hans Henny Jahnn. Am Mittwoch, 3. August, 7 ½ Uhr abends, veranstaltet Hans Henny Jahnn vor seinem Haus (Bauernhaus) im Hirschpark in Dockenhuden einen Orgelabend. Eintritt in den Hirschpark frei.«

28

Nicht ermittelt.

29

Erich Wenzel, Sekretär und technischer Assistent Jahnns in den Jahren 1931 bis 1934. Er übernahm große Teile der Orgel-Korrespondenz und die Pressearbeit. Wahrscheinlich ist hier das Stadtarchiv von Altona gemeint.

30

Nachdem Jahnn vom 8. bis zum 10. Oktober 1932 an der Tagung der Berliner Arbeitsgemeinschaft für die Orgelbewegung im Schloss Charlottenburg zu Berlin teilgenommen hatte, wo er mit Oscar Walcker und Günther Ramin zusammentraf, reiste er in der zweiten Novemberwoche in Orgelgeschäften nach Stavanger, Oslo und Bergen. Anschließend hielt er sich einige Tage zu Hause in Blankenese auf und fuhr dann weiter in die Schweiz, wo er die längste Zeit Carlo und Elsa Philips besuchte. Auf dieser Reise kam es zu einer Begegnung, die in den folgenden Jahren außerordentlich bedeutsam werden sollte. Im Sommer 1932 hatte sich der junge Schweizer Literarhistoriker Walter Muschg an Jahnn gewandt. Muschg, der damals Privatdozent in Zürich war, hatte kurz zuvor Perrudja gelesen, war von dem Werk begeistert und schrieb erstmals darüber in dem Artikel Dichtung des Schweigens (Die literarische Welt, 28. Oktober 1932). Nach 1933 gehörte Muschg zu Jahnns wichtigsten Förderern und Unterstützern in einer der schwierigsten Phasen seines Lebens (Bürger 2003, S. 299, 312317).

31

Textverlust durch Ausriss, Vorschlag der Herausgeber. – Am 4. Dezember 1932 schrieb Jahnn an Ellinor: »Meine Ausschlagwunden sind geheilt bis auf die eine auf der Fußwölbung. Und die hat beunruhigendes Ausmaß angenommen.« (Briefe I, S. 478)

32

Oscar Walcker (18691948), Orgelbauer, Inhaber der Firma E.F. Walcker & Cie, Ludwigsburg. Wichtiger Geschäftspartner Jahnns. Walcker lernte ihn 1922 anlässlich eines Konzerts von Karl Straube auf der Praetoriusorgel in Freiburg kennen. Die intensive Zusammenarbeit begann 1931. In Ludwigsburg machte Jahnn Zwischenstation auf seiner Orgelreise, die ihn im November 1932 von Bergen in Norwegen bis in die Schweiz führte.

33

Fréderic Haerpfer (18791956), Inhaber der Orgelbaufirma Haerpfer & Erman in Boulay. Haerpfer wandte sich mit Brief vom 13. November 1932 an Jahnn und bat um Rat bei der Begutachtung der historischen Schwalbennest-Orgel in der Kathedrale zu Metz. Inwieweit Jahnns Berechnungen oder Beratungen in die erfolgte Restaurierung einflossen, ist wegen lückenhafter Dokumentation ungeklärt (Lipski: Hans Henny Jahnns Einfluss auf den Orgelbau, S. 102f., siehe auch Brief Nr. 8).

34

Der Orgelkommission gehörten Joseph Bonnet, Marcel Dupré und Felix Rangel von den Beaux Arts Paris an. Ein offizieller Auftrag dieser Kommission wurde Jahnn nicht erteilt.

35

Jahnn spielt auf seinen äußerst niedergeschlagenen Brief vom 24. November an Ellinor und Sibylle Harms an (Briefe I, S. 476f.).

36

Carlo Philips (18681936), Altphilologe, Übersetzer und Schriftsteller. Von seiner ersten Frau Marie hatte er sich getrennt, als Ellinor und ihre Geschwister noch Kinder waren. Seit den zwanziger Jahren lebte er mit seiner dritten Frau Elsa in der Schweiz.

37

In der Handschrift: Schlagfertig

38

Ellinor ermahnte Jahnn in ihrem Brief vom 27. November 1932, sich zurückhaltend gegenüber ihrem Vater Carlo Philips zu verhalten und die Möglichkeit zu nutzen, sich zu erholen:

»Sei aber auch nicht selbst so unbeweglich in deiner Haltung. Bedenke, dass jeder Mensch gezwungen ist, in seiner Form leben zu wollen, auch dass, wenn es nicht geschieht, doch nur ein Zerrbild entsteht, doch nur alles ein schlimmes Ende geben muss. Das kann doch der Sinn nicht sein. Wir müssen doch über uns hinaus Verständnis oder Güte für anderes Leben haben. Es nützt mich gar nichts, gar nichsts, nichts, dass ich Dich bejahe. Wenn Du mir keinen Spielraum geben kannst neben Dir für mein Wesen, dann kann ich nicht leben. Noch wehre ich mich. Bald werde ich den einzigen Sinn darin finden, an meiner Unzulänglichkeit für Dein Leben zu sterben. Ich spreche das nicht leicht aus. Ich finde es bruttal. Aber ich komme nur mit ganz grobem Geschütz gegen Dich auf. Ich sterbe auch nicht leicht. Ich fühle mich dem Leben verwoben. Aber das Schuldgefühl und das tägliche Unheil ist stärker. Es sind für mich drei Leben nebeneinander, das Vergangene mit Friedel, das jetzige mit Dir und den Kindern und ein drittes, durch mein persönliches Wesen mir unrettbar diktiertes, das ich Dir in keinerlei Weise nahe bringen kann, das Du nicht verstehst oder nicht willst. Carlo hat bestimmt in grossen Zügen recht. Aber es ist trotzdem so, dass ich mit Freuden untergehe und damit dem Prinzip gegen seine Klugheit opfere. Er ist ein Gott, den ich nicht anbeten kann. / Unser Leben hat ein festes Gefüge bekommen. Trotz allem und die Kinder wachsen auf in diesem Bau, um sie brauchst Du nicht zu bangen. Es ist doch Dein Geist, der herrscht und mit dem sie vertraut werden und sich nicht fürchten.«

39

Wahrscheinlich spielt Jahnn auf Ellinors Brief vom 23. November 1932 an, in dem sie ihn bat, mehr auf sich selbst zu achten:

»Haben Dir die Gespräche mit Herrn [Walter] Muschg keine Anregung dafür gegeben? Oder wenn Du so erschöpft bist, dass sich Dir keine fassbaren Errungenschaften und Aussichten vor Augen stellen können, so hast Du doch schliesslich auch das Recht, nur sehr einfach über diese beiden Jahre zu erzählen. Ich wünschte wirklich, dass einmal, eine Woche ohne Anforderungen für Dich möglich wäre: Nur ausruhen, elend, ein Nichts sein dürfen und es vor niemandem verantworten müssen.«

40

Seit dem 8. März 1933 verfügten die Nationalsozialisten unter der Führung von Carl Vincent Krogmann über eine Mehrheit im Hamburger Senat. Am 12. März 1933 berichtete das Hamburger Tageblatt, die regionale Tageszeitung der NSDAP, dass der Altonaer Bürgermeister Max Brauer (SPD) »unauffindbar« sei. Brauer hatte sich seit 1929 mehrmals erfolgreich um finanzielle Beihilfen für Jahnn von öffentlicher Seite eingesetzt. Unter denjenigen, die Anfang März 1933 in »Schutzhaft« genommen wurden, befand sich auch der Altonaer Bausenator Gustav Oelsner. Mitte März wurde Jahnn erstmals denunziert. In einer Gastwirtschaft in Blankenese wurde er selbst Zeuge von Gerüchten, die man über ihn verbreitete und die wahrscheinlich der Anlass einer ersten Haussuchung am 17. März 1933 waren: Vier »Hilfspolizisten« kamen in Jahnns Abwesenheit in den Hirschpark und beschlagnahmten eine von Gottlieb Harms in den zwanziger Jahren angeschaffte Pistole und eine Postkarte. Am folgenden Tag schrieb Jahnn an Walter Muschg: »Vorübergehend schien es so, als ob bei uns eine kleine innerpolitische Beruhigung eintreten würde. Es finden sich aber Anzeichen dafür, daß mit den Frühlingsstürmen auch andere aufziehen. Bei mir ist gestern Nacht eine Haussuchung gewesen, und zwar wurde ich verdächtigt, selbstverständlich grundlos, Kisten mit Waffen bei mir eingelagert zu haben. Außer, daß alle Sachen und Schriften durchstöbert wurden, geschah nichts weiter. Möglich, daß ein negatives Ergebnis auf ungebildete Leute ähnlich beunruhigend wirkt wie eine aufgedeckte Verschwörung. Bei der geistigen Haltung, die ich Zeit meines Wirkens eingenommen habe, denke ich nicht daran, etwa dauernde Schikanen hinzunehmen.« Anfang April entschloss sich Jahnn sicherheitshalber zu einem längeren Dänemarkaufenthalt und reiste am 15. April mit dem Schiff über Malmö nach Kopenhagen. Von dort aus fuhr er für einige Tage mit der Familie des Orgelbauers Theodor Frobenius in deren Sommerhaus nach Solrød (Bürger 2003, S. 300317).

41

Georg Gretor (18921943), Redakteur der Kopenhagener Tageszeitung Politiken.

42

Erstdruck unter dem Titel »Kleine Reise durch Kopenhagen« in: Hamburger Fremdenblatt, 22. August 1933 (Schriften I, S. 821825).

43

Jahnn arbeitete an Armut, Reichtum, Mensch und Tier.

44

Kai Nielsen (18821924), dän. Bildhauer. Jahnn erwähnte ihn mehrfach, im Nachlass finden sich historische Fotografien von Skulpturen. Das Statens Museum vor Kunst in Kopenhagen besitzt neben Skulpturen auch Ölskizzen von Kai Nielsen. Im Reisebrief heißt es: »Erwähnt man Thorvaldsen, darf man den größeren dänischen Bildhauer nicht auslassen: Kai Nielsen, 1924 vierzigjährig gestorben. Die Glyptothek hat seit Jahren schon einige Werke von ihm besessen, darunter die Wassermutter, eine halbhingelagerte weibliche Figur, die gerade sechzehn Kinder geboren hat – wie der Museumsdiener erzählt, nach der Meinung Nielsens von sechzehn verschiedenen Vätern stammend. […] Dennoch deuten viele Werke des Bildhauers daraufhin, daß er sehr heidnisch alle Menschenmassen als Einheit sah und auserwählte nicht gelten ließ. […] In neuester Zeit hat das Haus eine liegende Frauenfigur erworben. Bis jetzt nur als Abguß in Kunststeinmasse. Ein hinreißend schönes Werk. Alles andere der dänischen Abteilung versinkt daneben.« (Schriften I, S. 823f.) – Siehe auch Brief Nr. 9.

45

Ellinor schrieb am 19. April 1933:

»Lieber Henny, aus Geldmangel kriegst Du wieder nur eine Karte. Dein Brief gekommen. Bin froh, dass es nicht allzu finster aussieht. Du bist untergebracht für die kleine Zeit und hast ein paar unbestimmte Aussichten. Wir sind auch untergebracht. Dein Haus steht noch, in dem ich aus und ein gehen kann noch[?]. Ostern waren wir ohne Martha, mit Maya und Tante. Ich habe Schwein[e]fleisch auf dem Rost gebraten, Kartoffeln auf Dampf (würden auch Dir schmecken) und Bananenspeisen m. gebranntem Zucker und Apfelwein bereitet, im übrigen geruht. Die Kinder Ostereier gesucht und wieder versteckt. Bella fängt an Höhlen zu graben. Jetzt gehe ich wieder meiner periodischen Beschäftigung nach – einen Juden totzuschlagen – oder wenn Du das nicht verstehst, bin ich auf Geldfang. Walcker hat geschrieben, will einstweilen 100 kr schicken. Ist auf Reisen, hat meinen Brief wegen Kammerorgel-Dänemark noch nicht in Händen. […] Alle Abrechnungen über Orgeln scheinen leider über Walcker zu gehen, auch die in Frankfurt gebauten Kammerorgeln. St. Gertrud heute perfekt, doch darf Dein Name auf Grund der von Berlin kommenden Verdächtigungen nicht genannt werden. Man ist in Aufregung, weiss, Du bist aus der Kirche getreten und durch den Umzug n. Altona automatisch wieder drin etc. Wie weit sonst Deine Stellung in Hmb. noch unerschüttert ist, kann ich noch nicht übersehen. Auch nicht wie weit man zu Dir steht. Groot steht doch sehr ausserhalb und ich bin sehr vorsichtig in Erkundigungen. Brinkmann ist nicht sachlich genug, habe ihn auch nicht gesprochen, werde auch von mir aus nichts unternehmen. Also beunruhige Dich nicht. Was Du an Gertrud verdienen wirst, wusste Rather noch nicht, will mir aber eine Abrechnung schicken. Jedenfalls mag ich keine grösseren Anforderungen an ihn stellen. Leider hast Du auch die 10 kr von Frau Eber nicht, wie abgemacht, Deiner Familie überantwortet, was mich in eine peinliche Situation brachte. Von Robinsohn u. Groot nichts gekommen. Hast Du das Geld auch? Oder ei[ne] Abma[chu]ng darüber, wann es kommt? – Von der Tagung werden Dir[?] Voss und Wenzel je einen Bericht liefern, sie war wohl, wie sie sein musste und endete mit einer Rede auf die Erhebung. Diese Flaschen und reines Orgelwerk! Es gab noch Leute, die danach fragten, ob diese Mensur, eine von Dir erfundene Sache sei, sonst wurde Dein Name offiziell nicht genannt. Mir tat nur leid, dass ich nicht auch die Orgeln einmal so hintereinander hören konnte (abends in Altona habe ich auf der Orgelempore gesessen) – dass ich überhaupt so wenig von Musik verstehe und bei unserm Leben immer Aussenseiter bleiben muss. – Biehle geht es jetzt an den Kragen. […] Bitte sei nicht böse über diese Karte, ich bin heute nicht brauchbar, sehr leer und vor U. / Es küsst Dich Deine B. / Grüsse an Frobenius.«

Faksimile der mit Bleistift geschriebenen Postkarte von Ellinor Jahnn vom 19. April 1933

46

Nachbarin in Blankenese.

47

Georg und Risa Schmeding, wohlhabende Blankeneser Nachbarn. Risa Schmeding unterhielt einen Salon, in dem regelmäßig Vorträge zu künstlerischen und kulturellen Themen stattfanden.

48

Die Orgelbaufirma Theodor Frobenius & Sønner in Lyngby bei Kopenhagen. Ab 1930 arbeitete Jahnn zunächst mit Theodor und später mit dessen Sohn Walther Frobenius an zahlreichen Orgelbauprojekten in Skandinavien zusammen. Während seiner Bornholmer Jahre die wichtigste Einnahmequelle.

49

1932 hatte Jahnn zusammen mit der Firma Walcker eine Kammerorgel mit horizontalen Pfeifen für kleine und private Räume konstruiert.

50

Niels Otto Raasted (18881966) war Organist und Komponist, seit 1924 an der Domkirche in Kopenhagen.

51

Johannes Biehle (18701941), Orgelexperte. Leiter des Instituts für Orgelbau an der Universität und TU Berlin ab 1927. Schon im 1927 gegründeten Orgelrat waren Biehle und Jahnn Kontrahenten. Als Angriff auf Jahnn ist Biehles Erklärung als Vorsitzender der Technisch-wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft und Gesellschaft für Orgelbau im Januar 1933 zu sehen. Am 15. April 1933 schrieb Jahnn über seinen Konflikt mit ihm und der nationalsozialistisch-protestantischen Organisation der Deutschen Christen an Walter Muschg: »nun bin ich zu Schiff nach Dänemark. […] Der Anlaß war, vier meiner Bekannten wurden verhaftet. Sicherlich grundlos. Weiter: einige N.S.D.A.P.-Zeitungen begannen eine Hetze gegen mich. Prof. Biehle, ein alter Gegner von mir, schlug sich zum Haßverein der ›Deutschen Christen‹ und hielt von dort aus Brandreden gegen mich, gegen meine Tätigkeit als Orgelbauer. Folge, die Deutschnationalen ließen mich aus Furcht vor Gewalttätigkeiten fallen. Selbstverständlich war ich persönlich noch nicht gefährdet. Aber meine literarischen Werke, meine Friedensliebe, meine Aufklärungsarbeit über den Giftgaskrieg ließen es geraten sein, eine Pause der Unsichtbarkeit einzulegen.« (Briefe I, S. 505f.)

52

Im Typoskript: mir

53

Orgel im Dom zu Uppsala. Trotz umfangreicher Vorarbeiten erhielt Jahnn nicht den Auftrag für die Restaurierung. Ellinor hatte ihn auf seiner Orgelreise im Frühjahr nach Uppsala begleitet. Im Brief an Walter Muschg vom 2. Februar 1934 heißt es: »Du weißt, ich fuhr hinauf, um den Auftrag Up[p]sala zu erobern. Das ist vollkommen fehlgeschlagen, die Konkurrenz wird mit dem Auftrage davongehen.« (Briefe I, S. 643)

54

Es ging um die Restaurierung der Schwalbennest-Orgel im Straßburger Münster. Jahnn erhielt letztlich den zunächst für sicher gehaltenen Auftrag nicht, stattdessen ging er an die Straßburger Firma E.A. Roethinger.

55

Albert Schweitzer (18751965) lehrte an der Straßburger Universität Philosophie und Theologie und begann dort sein Medizinstudium; außerdem war er Organist in Straßburg. Kontakt zu Jahnn seit 1922. – Abbé F.X. Mathias (18711939), Musikwissenschaftler, Organist am Straßburger Münster. Er veröffentlichte zahlreiche Aufsätze über die Orgelbauer-Familie Silbermann.

56

Die Orgel im Dom zu Stavanger (Norwegen).

57

Jahnn hoffte, den Auftrag für die Konzertorgel des neuen Konzerthauses in Göteborg zu bekommen. Die Verhandlungen über dieses Projekt erstreckten sich über mehr als ein Jahr. Noch am 22. Mai 1934 schrieb Jahnn an Ellinor, dass »der Auftrag Göteborg, der meine größte Orgel darstellen wird, nunmehr in das offizielle Stadium gekommen« sei. Letztlich zerschlugen sich die Pläne für die »größte Konzertorgel Europas« dann aber doch (Briefe I, S. 692).

58

Vermutlich hatte Jahnn mit Herman Mannheimer (18671942) und dessen Familie zu tun und spielte auf den Hamburger Finanzfachmann Carl Melchior an. In den zwanziger Jahren standen Jahnn und die Glaubensgemeinde Ugrino in Kontakt mit dem berühmten Hamburger Bankier Max Warburg und dessen Bankhaus.

59

Jahnn schrieb an Armut, Reichtum, Mensch und Tier.

60

Jahnn arbeitete am zweiten, niemals vollendeten Teil seines Romans Perrudja.

61

Der Essay »Germanische Rundbauten in Dänemark« blieb zu Lebzeiten unveröffentlicht (Erstdruck: Schriften I, S. 826877). Für diese Arbeit ist eine umfangreiche Materialsammlung überliefert. Jahnn recherchierte vor Ort und fertigte Bauaufnahmen sowie Fotografien für die geplante Veröffentlichung an.

62

Jahnn verwendete das zwölfbändige, von Max Ebert herausgegebene Reallexikon der Vorgeschichte (Berlin 1925).

63

Sibylle Harms hatte Verwandte (Fam. Richter) in Berlin-Friedenau, die sie regelmäßig und auch Ende September 1933 besuchte.

64

Siehe Anm. S. 44.

65

Wahrscheinlich spielt Jahnn auf seinen Brief vom 7. und die Postkarte vom 9. Februar 1934 an (Briefe I, S. 655658, 660). Ellinor schrieb am 7. Februar:

»Lieber Henny / hoffentlich bekomme ich Deine Adresse in Berlin. Ich habe Dir gestern ein Telegramm geschickt, weil ich fürchtete Du würdest noch einen Tag ohne Nachricht schwer ertragen. Ich konnte Dir aber nicht vorher schreiben, weil ich einfach zu überwältigt war von dieser Ansammlung teils verschuldeter teil[s] unverschuldeter Vorfälle und von der Art, wie W.[alter] M.[uschg] reagierte. Er war einfach ein Richter, und frug nur nach der Tat. Ich musste erst abwarten, was er Dir geschrieben, obwohl es besser gewesen wäre, Dich vorher zu instruieren. Ich habe mir eine genaue Übersicht gemacht über die Lebensführung in den letzten drei Monaten. Es hatte sich gerade alles ausbalanciert gehabt. / Hoffentlich bekomme ich Deine Berliner Adresse. Ich habe an Elli geschrieben und ihr manches erklärt. Nach dem Zusammentreffen sovieler Meldungen von andrer Seite musste alles schlimmer aussehen als es ist. Ich will damit mich nicht verteidigen. Ich kenne meine Fehler sehr gut. Leider treten aber auch immer wieder äussere Umstände auf, die es mir erschweren, gegen diese Schwächen aufzukommen. Ich will Dir vielleicht noch manches schreiben. Wenn Du da bist, wird man von vielem überwältigt und es ist doch nötig über einiges nachzudenken. Auf Hilfe v. S. Ellis f. den Kauf wage ich wenig zu hoffen. 1. Weiss ich nicht, ob sie überhaupt kann, 2. Sie haben grosse Bedenken und die festigen sich noch dadurch, dass Du Dich über viele sachliche Fragen nicht äusserst. Lass doch Otto Wenzel einmal an Muschg schreiben. Und ihm seine Ein- u. Aussichten darlegen. Bitte ihn wirklich darum! Das ewig Ungewisse, das Nichtzuwartenkönnen geht eben auch über ihre Kräfte und es ist für den Nichtganzbeteiligten auch wirklich schwerer als für den der darin steckt. / Deine Buz.«

66

Am 1. Februar 1934 schrieb Walter Muschg, der zusammen mit seiner Frau Elli Jahnns Aufenthalt in der Schweiz ermöglicht hatte: »In Männedorf hat sich eine gewisse Verstimmung über Ellinor gebildet, weil sie in der Begleichung von Rechnungen, in der Sauberhaltung der Wohnung usw. offenbar bei den Hausgenossen + anderswo einigen Anstoss erregt hat. […] Wir haben den Eindruck, dass Frau Hanhart die Wohnung nicht mehr unbegrenzt lange überlassen will, d.h. dass wir wohl moralisch verpflichtet sein werden, ihr in absehbarer Zeit den entsprechenden Vorschlag zu machen. […] Der Rede kurzer Sinn – den ich Ellinor nicht gesagt habe – ist einfach der, dass Dein Aufenthalt hier allen nur zur Freude gereicht, dass aber Ellinor allein offenbar sich nur schwer einzufügen vermag. […] Das Leben + Sprechen mit Dir wird immer das Kostbarste bleiben, was ich ungeschmälert zu hüten haben werde + worauf ich mich jetzt wieder freue.« (Briefe II, S. 1226) Ellinor selbst berichtete am 5. Februar von den Vorwürfen:

»Weil ich nicht jeden Tag die Zimmer etc pünktlich u. genau gemacht habe wie die Pfarrersfrauen, hat man das Gerücht zu Frau Hanhart, von ihr zu Frau Boesch, von Frau Boesch zu Muschgs gebracht, wie sich Gerüchte zw. 3 Mündern verändern, ohne Klatschsucht od. dergleichen, das weisst Du. In Muschgs Gehirn kam es als unsauber und liederlich, weil ich alle Woche eine Putzfrau hatte, auch faul. Ohne dass alle diese Worte ausgesprochen wurden. Jedenfalls hat man mir das letztere besonders übel genommen. Auch dass wir morgens vom Bäcker die kleinen Weissbrote bekamen. Ich hatte inzwischen heraus, dass es teurer wird und die Umbestellung schon ausgesprochen. […] Jedenfalls sind das mehrere schlechte Eindrücke für Muschgs. Es brauchen nur noch ein paar wirkliche Kleinigkeiten dazu zukommen (aus der Situation vor Weihnachten, als das Metzer Geld nicht kam) Sie fürchten, dass solche Eindrücke im Dorf Dir sehr schaden können, weil Du nun so lange fort warst und ich allein hier, und Frau Hanhart hat die Wohnung für einen Schriftsteller gegeben, der nur still und zurückgezogen arbeiten will, nicht aber für seine Frau, besonders wenn sie unangenehmes Aufsehen erregt. Was daran Vermutung ist und was begründet, weiss ich nicht.«

67

Seit dem 1. Dezember 1933 wohnten Jahnns zur Untermiete in Männedorf am Zürchersee bei Dr. Bösch-Hanhart.

68

Jahnn spricht über die nach seinen Plänen durch die Firma E.F. Walcker & Cie, Ludwigsburg, weitgehend neu erbaute Orgel der St. Maximilians-Kirche in Düsseldorf (»Orgelbauer bin ich auch«, S. 39f.).

69

Ludwig Voß (18981984) war Grundschullehrer in Ollsen (Lüneburger Heide). Dorthin zog sich Jahnn bereits während der Entstehungszeit des 1929 veröffentlichten Romans Perrudja mehrmals zum Schreiben zurück. Voß beschäftigte sich intensiv mit Musik und Literatur, lernte Jahnn 1921 kennen und wurde Ugrino-Mitglied (Bürger 2003, S. 209f.).

70

Olga – »Olli« – Jäger (18901970), verheiratet mit Georg Jäger, dem Direktor der Lichtwarkschule in Hamburg-Winterhude. In den zwanziger Jahren war sie Ugrino-Mitglied und seitdem vor allem mit Ellinor befreundet. Eltern von Herbert Jäger.

71

Jahnn musste Dänemark im April für drei Monate verlassen, die dänischen Behörden verlängerten seine Aufenthaltsgenehmigung nicht. Otto Wenzel, der Verwalter von Bondegaard von April 1934 bis Juni 1935, und Monna Harms hatten sich verlobt. Wenzel musste Dänemark ebenfalls verlassen, auch er erhielt keine Aufenthaltsgenehmigung. Im Juni 1935 bereiste er Südafrika und ließ sich nach der Rückkehr in Breslau nieder. Er war der Bruder von Erich Wenzel, der vor Hitlers Machtübernahme als Jahnns Sekretär arbeitete.

72

Marisa – »Mascha« – Schillskaja (18921968), russisch-deutsche Übersetzerin, befreundet mit Werner Helwig, Ernst Fuhrmann und Erich Wenzel. Sie lebte in Düsseldorf.

73

Brief vom 15. April 1935 (Briefe I, S. 808813).

74

Am 8. April 1935 hatte Jahnn Walter Muschg noch berichtet: »Daß Werke von mir in Deutschland herauskommen werden, ist nach wie vor unwahrscheinlich. Ich habe zwar in letzter Zeit für das Berliner Tageblatt eine kleine Novelle geschrieben, nachdem man mich dazu aufgefordert hatte; aber ich habe noch nicht erfahren, ob sie auch wirklich erscheinen wird.« (Briefe I, S. 807) Vermutlich handelte es sich um die Erzählung »Gerechtigkeit – oder eine Motorbootfahrt« (Fluß ohne Ufer III, S. 652658).

75

Marie-Luise – »Mieze« – Philips (*1894), Schwester von Ellinor Jahnn.

76

Heinrich August Voss, vom Hamburger Vormundschaftsamt bestellter Nachlassverwalter für Eduard Harms.

77

Anspielung auf Verhandlungen über die Zukunft von Ugrino/Abteilung Verlag. Am 14. März 1935 wurden Sibylle Harms und ihr Sohn Eduard Besitzer des Unternehmens. Die offizielle Neuordnung des Verlags war nach dem Tod von Gottlieb Harms und durch Jahnns Auswanderungspläne notwendig geworden. Neue Verlagsleiter wurden Hilmar Trede, Ernst Eggers und Werner Bauer. Am 28. April 1935 trafen sich Jahnn, Eggers und Trede zu einer ersten Konferenz in Bad Harzburg, wo Ursula Trede, die zweite Frau von Hilmar Trede, ein Erholungsheim leitete. Es wurde entschieden, die Tätigkeit des Verlags auszubauen. Strittig blieb die Gestaltung des Programms: Eggers und Trede plädierten für die Herausgabe preiswerterer Ausgaben, die leichter zu verkaufen seien, und für den Nachdruck bereits vergriffener Ugrino-Ausgaben. Jahnn hingegen bestand auf dem ursprünglichen Konzept, der Herausgabe von Erstausgaben und darauf, die begonnenen Gesamtausgaben von Buxtehude, Scheidt, Lübeck und Merulo fortzusetzen (Hengst/Lewinski, S. 210f.).

78

Anspielung auf die Jahre 1931 bis 1933, in denen das Kavaliershaus im Blankeneser Hirschpark Wohn- und Arbeitsstätte Jahnns gewesen war. Es wurde zum Treffpunkt für Ugrino-Anhänger und Freunde sowie Veranstaltungsort für Orgelkonzerte und Vorträge. Außerdem wurden die Geschäfte von Ugrino/Abteilung Verlag von dort aus erledigt. Seit dem Auszug der Familie Jahnn aus dem Hirschparkhaus wurde es von Ellinors Mutter, ihrer Schwester und ihrer Tante Helene Steinius bewohnt.

79

Anny Voß (geb. Broocks, *1909) war 19261946 mit Ludwig Voß verheiratet.

80

Maurice Maeterlinck (18621949), belgischer Schriftsteller.

81

Hilmar Trede (19021947), Musiklehrer und Musikwissenschaftler. Vater von Yngve Jan Trede. Um 1928 Musiklehrer an der Hamburger Volksmusikschule. Über diese Einrichtung vermutlich erster Kontakt zu Jahnn und Gottlieb Harms. Seit ca. 1931 Mitwirkung bei Ugrino/Abteilung Verlag, von 1934 an offiziell Lektor des Ugrino Verlages und Herausgeber der Werke Buxtehudes. Seit 1942 in Freiburg am Deutschen Volksliedarchiv tätig. Übersetzer von Werken Keplers in Zusammenarbeit mit Hans Kayser (Hengst/Lewinski, S. 191195).

82

Ursula Trede, geb. Franz, zweite Frau von Hilmar Trede und Mutter von Yngve Jan Trede.

83

Judit Kárász (19121977), ungarische Fotografin. Stammte aus einer jüdischen Familie. Erster fotografischer Unterricht in Ungarn durch Lazlo Kassák, dem Begründer der Socio-Fotobewegung. 1930 und 1931 studierte sie in Paris, und vom Sommersemester 1931 bis Mitte 1932 war sie Bauhaus-Schülerin bei Walter Peterhans in Dessau. Kurz vor der offiziellen Schließung des Bauhauses durch die Regierung in Sachsen-Anhalt wurde sie 1932 vom damaligen Schulleiter Mies van der Rohe wegen ihrer Kontakte zur Kommunistischen Studentenfraktion der Schule verwiesen. Von 1933 bis 1935 war sie mit dem Medizinstudenten Karl – »Charli« – Müller-Touraine (gest. 1986) verheiratet, dem Bruder von Hanna Weissenfels. Im Juli 1935 verbrachte sie erstmals einige Wochen auf Bornholm. In den folgenden Jahren musste sie zwecks Verlängerung der dänischen Aufenthaltserlaubnis das Land verlassen. Erst die von Jahnn 1938 organisierte Heirat mit einem Dänen ermöglichte es ihr, längere Zeit auf Bornholm zu bleiben. Ende 1939 geriet das Zusammenleben mit Ellinor und Hans Henny Jahnn aus persönlichen Gründen in eine schwere Krise. Im September 1940 begann Kárász eine einjährige Ausbildung zur Weberin in Sønderborg. Anschließend lebte sie bis 1945 wieder auf Bornholm. Nach Kriegsende übersiedelte sie nach Sønderborg und Kopenhagen. Im Dezember 1949 kehrte sie nach Budapest zurück, wo sie bis zu ihrem Tod als Fotografin im Museum für Kunstgewerbe arbeitete. Jahnn begegnete sie nur noch einmal für ein kurzes Treffen im August 1958 in Berlin.

84

Jahnn spricht von Margrit Franz, die 1937 Carl Mumm heiratete.

85

Gertrud Trede (geb. Daus, 19011996), Pädagogin und Musikerin, erste Frau von Hilmar Trede und Mutter des gemeinsamen Sohnes Michael (*1928). Gertrud Trede stammte aus einer emanzipierten jüdischen Familie, ließ sich 1932 von Trede scheiden und konnte 1939 mit ihrem Sohn nach England emigrieren.

86

Über die Zukunft von Ugrino/Abteilung Verlag verhandelte Jahnn seinerzeit auch mit dem Musikverlag B. Schott.

87

Am 15. April 1935 hatte Jahnn Monna Harms einen ausführlichen Brief geschrieben, in dem er sich mit ihrer Liebesbeziehung zu Otto Wenzel und deren zu erwartenden Folgen für das gemeinsame Leben und den Ugrino Verlag auseinandersetzt (Briefe I, S. 808813).

88

Es wurde über die Idee diskutiert, das Häuslerhaus Granly in der Nähe von Bondegaard zu erwerben, in das sich Jahnn zum Schreiben zurückziehen wollte. Ellinor fragte in einem Brief vom 25. April 1935: »Hast Du Dir noch einmal überlegt, ob es nicht wirklich vorteilhaft wäre, wenn wir das kleine Haus kaufen könnten? Auch für uns beide. Und ob Du nicht erreichen könntest dafür eine höhere Hypothek bewilligt zu bekommen?«

89

Hans Kayser (18911964), dt. Musiktheoretiker. Begründete eine moderne Theorie der Harmonik. In Jahnns Bibliothek befanden sich die Werke Der hörende Mensch (Berlin 1930) und Orpheus. Vom Klang der Welt (Potsdam 1926). Lebte seit 1933 in der Schweiz. – Jacques Handschin (18651955), schweiz. Musikforscher und Organist, Schüler von Karl Straube und Max Reger. Seit 1935 Ordinarius an der Basler Universität. Die Daten eines Rundfunk-Vortrages konnten nicht ermittelt werden.

90

Aug. Laukhuff, Fabrik für Orgelteile in Weikersheim.

91

In der Handschrift: eher

92

Datum gestempelt.

93

An Walter Muschg berichtete Jahnn rückblickend am 17. Oktober 1935 über den Tod seines Vaters: »Mein Vater starb, wie er gelebt hat, ohne Krankheit, ohne Kampf, sozusagen auf die von ihm selbst bestellte Minute. Wenige Tage vor seinem Ableben, brachte er mir gegenüber seine Wünsche für die Zukunft vor: auch einmal ein Ausnahmemensch sein zu dürfen. Er meinte, daß ich es wäre. Und dies Schicksal sei garnicht zu hoch zu bezahlen. Ich war sehr nachdenklich über diesen Ausspruch. Denn mein Vater war ein Mensch, der sein Leben genossen hatte. Er hatte die Welt mit allen Erdteilen gesehen. Er hatte ohne wesentliche Sorgen, zwar arbeitsam, aber doch als unabhängiger Mann gelebt. Und pries das Schicksal seines Sohnes, der unsicher da stand. So ist denn mein Familiengefühl weiter vereinsamt.« (Briefe I, S. 843)

94

Jahnns ältester Bruder Ludwig Jahn (18861954).

95

Arthur – »Addi« – Harms (18981951), jüngster Bruder von Gottlieb Harms, Jahnn fühlte sich ihm eng verbunden und nannte ihn in der Regel seinen Schwager. Die Erbengemeinschaft von Johann Joachim Gottlieb Harms (gest. 1922) bestand aus seinen Söhnen Gottlieb, Arthur, Bernhard und Paul; nach dem Tod von Gottlieb kam dessen Sohn Eduard hinzu.

96

In der Handschrift: Gegengenteil

97

Der in Hamburg seinerzeit bekannte Maler Heinrich Stegemann (18881945) gehörte zu Jahnns engen Freunden.

98

Über Hilmar Trede hatte Jahnn Kontakt zu Hans Kayser und dessen Institut in Bern aufgenommen. Kayser gehörte zu den Gründerfiguren der neueren Harmonik, die dem Grundproblem der pythagoreisch-harmonikalen Tradition nachgeht, nämlich den Beweis zu erbringen, dass es sich bei den analogen Gesetzen der Geometrie und der Musik um Naturgesetze handelt.

99

Helene Steinius (18651951), die Tante Ellinors. Zu Mama siehe S. 11.

100

Datum gestempelt.

101

Jahnn verhandelte weiterhin über den Kauf des Hauses Granly.

102

Maya Chruzecz, Schneiderin und Kostümbildnerin. Geliebte des Dichters und Dada-Mitbegründers Tristan Tzara. Ließ sich um 1922 in Hamburg nieder. Zunächst Freundschaft und Liebesbeziehung mit Gottlieb Harms. Besuche auf Bornholm. Mitglied im »Bund zur Erneuerung Ugrino«. Kontakt zu Jahnn bis in die späten fünfziger Jahre.

103

Senta Buse, geb. Arlt, Ehefrau von Franz Buse, Mitbegründer der Glaubensgemeinde Ugrino und einer der engsten Freunde von Jahnn und Gottlieb Harms.

104

Jahnn hatte die Postkarte vermutlich von seiner Reise nach Norwegen im Februar 1935 mitgebracht. Am 25. Februar hielt er in Bergen den Vortrag »Aufgabe des Dichters in dieser Zeit«, eine aktualisierte und erweiterte Fassung seiner Rede anlässlich der Goethe-Feierlichkeiten des Jahres 1932 in Hamburg. Es war sein letzter öffentlicher Auftritt als Redner bis zum November 1946. Aurland ist der Name einer dünn besiedelten Region am Aurlandsfjord, hier fanden Jahnn und Harms während des Ersten Weltkriegs Zuflucht. Damals hatte der gleichnamige Hauptort des Gebiets nur 300 bis 400 Einwohner.

105

In der Großheidestraße in Hamburg-Winterhude wohnte Ernst Eggers. Diese Anschrift war auch die offizielle Adresse der »Vereinigung zur Wahrung der Interessen der Glaubensgemeinde Ugrino e.V.«.

106

Jahnn arbeitete am zweiten, niemals abgeschlossenen Teil seines Romans Perrudja. Große Teile der Handlung sollten auf der südlichen Erdhalbkugel spielen (vgl. Bürger 2003, S. 196f.).

107

Frieda – »Friedel« – Thoms (*1900), in erster Ehe mit Hans Richters verheiratet, kannte Jahnn bereits seit 1919 und war für die Büroarbeiten der Glaubensgemeinde Ugrino zuständig. 1946 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern des »Bundes zur Erneuerung Ugrino«.

108

Jahnn verhandelte mit dem von Paris aus operierenden Albatross Verlag über die Veröffentlichung von Das Holzschiff, dem ersten Teil der Trilogie Fluß ohne Ufer.

109

John Holroyd-Reece (18971969), britischer Verleger.

110

Werner Helwig (19051985), Schriftsteller. Erste Begegnung mit Jahnn um 1927. 1931 arbeitete er mit Jahnn zusammen an dem Drama Neuer Lübecker Totentanz. Kontinuierlicher Kontakt bis 1959. In seinem Brief vom 28. August 1937 hatte Helwig Jahnn auf die Möglichkeit einer Verbindung zum Albatross Verlag aufmerksam gemacht: »Habe viel über Dich mit meinem Verlag gesprochen. Da der Konzern sich jetzt noch einen grossen Musikverlag für England angliedert, besteht ein ausserordentliches Interesse an einer Zusammenarbeit mit Ugrino Verlag. Vor allem von der Buxtehude Ausgabe wird für England sehr viel erwartet. Sende bitte sofort einen Ugrino Prospekt, am besten auch einen Buxtehude Probeband. Für Zurückgabe garantiere ich Dir. […] Ob allerdings Deine Dichtungen den Leuten liegen, weiss ich nicht. Damit nicht zuviel Hoffnung entsteht, vermute ich erst mal: nein. Trotzdem bitte ich Dich bevor Du mit jemand anders übers Holzschiff abschliesst, die Sache Albatros vorzulegen.«

111

Jahnn verhandelte mit dem Theater Basel über die Uraufführung von Armut, Reichtum, Mensch und Tier.

112

Elli Muschg (geb. Zollikofer *1906). Unterstützte Jahnn seit 1933 finanziell und steuerte einen Großteil der Summe für den Kauf des Hofes Bondegaard bei. Ihrer Familie gehörte das Schloss in Altenklingen im Kanton Thurgau.

113

1937 kam der 16-jährige, als verhaltensauffällig geltende Friedel Krahmann als zahlender Gast nach Bornholm. Er war der Sohn von Freunden Hilmar Tredes. Als Folge dieses Aufenthalts wurde Jahnn von Mitgliedern der Familie Krahmann denunziert, was zum Scheitern der Veröffentlichung des Romans Das Holzschiff im Hamburger Goverts Verlag führte (hierzu Briefe I, S. 10371073). Über diese Affäre berichtete Jahnn am 6. September 1937 an Werner Helwig: »Ich habe ziemlich ernste Zeiten hinter mir. Ein Onkel unseres Gastes [Friedel] Krahmann hatte mich denunziert. Die Sache ist, soviel man von auswärts beurteilen kann, vollkommen aus der Welt geschafft. Ich habe sogar militärischen Urlaub für mehrere Jahre erhalten, und damit die neue Form der Auslandspässe. Aber auf der Strecke ist das Holzschiff geblieben. Es wird jetzt nicht in Deutschland erscheinen. Ob es im Ausland verlegt werden wird, weiss ich noch nicht.« (DLA)

114

Fritz Weissenfels (*1898) war ein mit der Familie Trede und Jahnn befreundeter Arzt in Göttingen. Seine zweite Frau Hanna (*1903) war eine Schwester von Karl Müller-Touraine, dem ersten Mann von Judit Kárász.

115

Leif Gregersen, dänischer Violinist, mit Jahnn befreundet, seit 1935 verheiratet mit Doris Héron (18951979). Jahnn kannte die beiden aus den letzten Ugrino-Jahren. Héron, eine wohlhabende Hamburgerin, verehrte Jahnn, seit sie Perrudja gelesen hatte, und lebte zusammen mit Gregersen zeitweise ebenfalls auf Bornholm.

116

Um welchen Brief es sich handelt, konnte nicht ermittelt werden. Zu Karl – »Charli« – Müller-Touraine siehe Anm. 83.

117

Rass, Dackelrüde auf Bondegaard.

118

Heimatgefühle? […] Henny] Handschriftlich.

119

Jahnn verwendet Briefpapier der Fa. Th. Frobenius & Co., Lyngby.

120

Ellinor besaß keinen gültigen Pass, um Dänemark verlassen und nach Deutschland einreisen zu können. Sie überlegte, nach Hamburg zurückzukehren, weil das Zusammenleben mit Judit Kárász auf Bondegaard immer schwieriger wurde.

121

Johannes Anker-Larsen (18741957), dänischer Schriftsteller und staatlicher Zensor für Literatur, der sich erfolglos für eine Aufführung von Armut, Reichtum, Mensch und Tier am Kopenhagener Dagmar-Theater eingesetzt hatte.

122

In der Handschrift: Angagement.

123

Thorkild Roose (18741961), dänischer Schauspieler und Regisseur, der am Kgl. Theater in Kopenhagen arbeitete.

124

Daten zum Bau einer Rundfunkorgel konnten nicht ermittelt werden.

125

1934 hatte sich Jahnn um den Auftrag für den Bau einer Konzertorgel im Neuen Konzerthaus Göteborg bemüht. – Marcussen & Sohn, dänische Orgelbaufirma in Apenrade.

126

Io, Stute auf Bondegaard.

127

Ellinor schrieb:

»Lieber Henny, ich möchte Dir gern auf Deinen langen Brief v. 30 VI antworten aber es kommt nicht dazu, hauptsächlich weil ich mich so elend fühle. / Rheuma, Betäubungsmittel, jetzt Pillen v. Charli, die mir übel machen (acidacetylosalicyliz). Nur mit Überwindung leiste ich noch die paar Angelegenheiten, die ich mir vorgenommen habe. Vor jeder neuen Entscheidung graut mir, aber hier möchte ich auch nicht mehr bleiben. Damit Du endlich Nachricht bekommst, schreibe ich um die wichtigsten Ereignisse. [Textverlust durch Lochung] war ca 5 Tg hier. Aber dadurch ist natürlich nichts verändert. Ich glaube auch bei ihnen nicht. / Leila war rossig 2 Tg vor der Tierschau, nach langen Überlegungen blieb nichts übrig als sie zu Vereon[?] zu bringen, nachdem der Tierarztassistent sie auf »sauer« behandelt hatte. Ausspülung[?]. Jutta war ohne Füllen auf der Tierschau und erhielt die dritte Prämie. Monna schickt noch nähere Nachricht. Sie war auch dort. Die Kinder haben sozusagen dauernd Geburtstag, sie sind ja sehr bescheiden in einer Art. Das Rad für Eduard haben sie v. eigenem Geld gekauft, zusammen. Der Ring gefällt S. gut. Das Tuch steht mir nicht, ich bin so blass und dünn. Aber es ist sehr schön. Wir mussten annehmen, dass es Dir sehr eilte mit der Hoferweiterung, nach Deinem letzten Brief an M[onna] + an Gr[egersen.] Ich habe nur den Satz missverstanden: dass auch v. anderer Seite wohl was kommen müsse, sich aber auf Gr. bezog und nicht auf Elsa. Wenn er jetzt verkauft, so hast Du wohl das Geld in der Hand, aber nicht genug, wenn Fr[obenius] nicht kann und die Belastung Tejn bleibt dieselbe. Ich habe gehört, dass Jakobsen 25000 haben will und sehr schlechte Erde hat. Nun, das ist also nicht das nächste, nur Deine Briefe waren so dringlich. Ausser mir versteht ja keiner, warum Du so schreibst. Ich wäre froh gewesen, wenn Du auf einige sachliche Erwägungen eingegangen wärest. Du wolltest gleich an die Polizei schreiben. Sie ist wieder bei Mama gewesen vor einigen Tagen. Ich hoffe Du hast nun geschrieben. Hast Du einen Scheck an Tante u. Olli Jäger geschickt? Bedenke, M.[ieze] ist herzkrank u. wenn was passiert ist sehr vieles noch unendlich schwieriger, also was man ihr aus dem Weg kann – – Warum wolltest Du die event. Beschleunigung der Passangelegenheit durch ein Attest (Mamas Zustand) nicht versuchen. Du schriebst nichts mehr davon. Gestern fragte die Polizei hier nach Deiner Adresse für die Gesand[t]schaft in Kopenhagen. Vielleicht ist jetzt was gekommen. Morgen kommen meine Passbilder hierher. Hast du mal selbst ans Partei Amt geschrieben? Ich [unleserliches Wort] auf einer alten Karte v. Tante v. 30. V. dass es sich dort um die Wehrdienstkarte handelt. (wenn Dir damit gedient ist) Ich habe gestern Miramon v. I. gemacht. Es ist zwar erst 7 Wochen, aber ich glaube es wirkt. Ob es mir in meinem Zustand gut tut, weiss ich nicht. Wir haben noch keine Nachricht über Anzahl der Schweinekarten. Das letzte mal gab es nur 6. In der Zeitung steht, ein Gutsbesitzer kriegt 2 Jahre lang keine, weil er früher zuviel bekommen hat. Wir hatten (vor 14 Tg) 8 junge Schweine, von 12 geborenen. Ich hoffe, dass die nächste Woche eine Entscheidung bringt. Es küsst Dich Deine Buz / Dein Brief hat mich ruhiger gemacht. Nun müssen wir leider in Geduld abwarten zu was unsere Kräfte ausreichen werden. Die Wartezeit hier steigert die Furcht vor dem Versagen.«

128

Lejla, Stute auf Bondegaard.

129

Jakobsen war ein Landwirt auf Bornholm.

130

Ich habe […] machen wird. – Am Anfang und am Ende dieser Passage finden sich in der Handschrift Kreuze.

131

Ich verstehe […] ist. – Am Anfang und am Ende dieser Passage finden sich in der Handschrift Kreuze.

132

Kannst […] ihr bekommen? – Am Anfang und am Ende dieser Passage finden sich in der Handschrift Kreuze.

133

Jahnn experimentierte zunächst mit dem Urin von Pferden und erfand ein Präparat, das er nach der Stute Mira Miramon nannte.

134

Jahnn verwendet Briefpapier des Hotels Kongen af Danmark in Kopenhagen.

135

Mit Bertolt Brecht stand Jahnn seit 1923 in unregelmäßigem Kontakt. – Über den Verkehrsunfall wurde am 24. Oktober 1938 in der Tageszeitung Politiken berichtet. Brecht schrieb daraufhin einen erklärenden Brief »über das beklagenswerte Unglück« an die Redaktion: »Zum Glück fuhr ich nicht schnell (höchstens, wie es alle Zeugen bezeugen, 30 Stundenkilometer) […]. Sonst wäre der Unfall noch weit schlimmer ausgefallen.« (Bertolt Brecht, Briefe 2, bearb. von Günter Glaeser, Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe, Band 29, Frankfurt a.M. 1998, S. 118, 618)

136

Jahnn verwendet Briefpapier der Fa. Th. Frobenius & Co., Lyngby.

137

Die Karte ist bisher nicht gefunden worden.

138

Werner Benndorf (19121945), Schriftsteller und Lektor des A.H. Payne Verlags in Leipzig, der 1940 Fluß ohne Ufer unter Vertrag nahm. Bei A.H. Payne erschien 1941 Áron Tamásis Roman Ein Königssohn der Sekler, den Jahnn zusammen mit Judit Kárász übersetzt hatte. Offiziell fungierte Jahnn als alleiniger Bearbeiter. Es war die einzige Buchpublikation während des Nationalsozialismus, an der er maßgeblich beteiligt war.

139

Jahnn hielt sich zunächst für Orgelbauarbeiten und Recherchen für den Ugrino Verlag in Kopenhagen auf. Anschließend fuhr er nach Berlin, um Gustaf Gründgens und Marianne Hoppe im Schloss Bellevue zu treffen und um mit dem Atlantis-Verlag zu verhandeln. In Leipzig sprach er mit Werner Benndorf und Karl Maack vom Payne-Verlag. Weitere Stationen der Reise waren Hamburg und Göttingen bis zur Rückkehr Ende Mai. Dies war Jahnns letzter Deutschlandbesuch bis 1946.

140

Lotte war Jahnns Stute. Knud Sonne war lange Zeit Vorarbeiter auf dem Hof Bondegaard und genoss Jahnns besonderes Vertrauen.

141

Fritz Pihl (18841959), Reichsanwalt in Kopenhagen.

142

Vermutlich der Ingenieur Jørgen Rybner (19021973), Leiter eines phonetischen Laboratoriums in Kopenhagen.

143

Vermutlich Fritz Ingerslev (19121994), dänischer Experte für Akustik.

144

Nicht ermittelt.

145

Jahnns erstes Hamburger Domizil nach dem Zweiten Weltkrieg war das »Winterhuder Fährhaus«. Vermittelt von Heinrich Christian Meier stellte ihm der Inhaber des Hotels, Otto Friedrich Behnke, sein Büro zur Verfügung.

146

Seit Oktober 1945 lebte Judit Kárász in Virum und arbeitete als Weberin, siehe Vorwort, S. 15 und Anm. 83.

147

Am 5. November 1946 betrat Jahnn zum ersten Mal seit 1941 wieder deutschen Boden. Er erhielt lediglich eine Genehmigung für eine Besuchsreise. Am 19./20. Dezember kehrte er nach Bornholm zurück. Einem Terminplan zufolge, den Jahnn für die Zeit vom 16. bis 28. November 1946 erstellte, machte er Station in 18 westdeutschen Städten.

148

Seit dem Auszug aus dem Hirschparkhaus im Februar 1937 wohnten Ellinors Mutter, ihre Schwester Marie-Luise und ihre Tante Helene Steinius in Bad Heilbrunn in einem Haus der Familie.

149

Yngve Jan Vincent Trede (19332010) war der Sohn des mit Jahnn befreundeten Musikwissenschaftlers Hilmar Trede und seiner Frau Ursula. Den Vornamen Yngve hatte Jahnn selbst im November 1933 vorgeschlagen, während der Arbeit an dem Drama Armut, Reichtum, Mensch und Tier, in dem eine Figur namens Yngve von zentraler Bedeutung ist (Briefe I, S. 594). An Hilmar Trede schrieb Jahnn am 3. Januar 1934: »Du weißt ja, daß ich ein voller Heide bin, wohlgemerkt im guten Sinne, und daß ich Dir den Namen Yngve als heimliche, allerdings nicht erkennbare Rache gegen Kriegsgeschrei vorgeschlagen habe, es ist nämlich der Name jenes Gottes, zu dem man im Norden um Ernte und Frieden betet.« (Briefe I, S. 626) Seit dem Wintersemester 19501961197319951974