Die Autorinnen | |
Gudrun Schaade |
Beate Kubny-Lüke |
Ein Ratgeber für Angehörige und
alle, die an Demenz erkrankte
Menschen betreuen
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Die Informationen in diesem Ratgeber sind von den Verfasserinnen und dem Verlag sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung der Verfasserinnen bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.
Besuchen Sie uns im Internet: www.schulz-kirchner.de
2. Auflage 2009
1. Auflage 2005
ISBN 978-3-8248-0677-5 (PC-PDF)
Alle Rechte vorbehalten
© Schulz-Kirchner Verlag GmbH, 2009
Mollweg 2, D-65510 Idstein
Vertretungsberechtigter Geschäftsführer: Dr. Ullrich Schulz-Kirchner
Lektorat: Doris Zimmermann
Fotos: Titel – Hans Theo Gerhards, LVR
Inhalt – Archiv Schulz-Kirchner Verlag und Deutscher Verband der
Ergotherapeuten e.V. (DVE)
Druck und Bindung:
wd print + medien GmbH, Elsa-Brandström-Str. 18, 35539 Wetzlar
Printed in Germany
Vorwort zur Reihe
Einleitung
Demenz – Was ist das?
Geschichte der Demenz
Was bedeutet das Wort „Demenz“?
Entdeckung der Demenz
Einteilung der Demenz-Erkrankungen
Primäre Demenz
Sekundäre Demenz
Woher kommt die Alzheimer-Erkrankung?
Forschungsergebnisse
Ist die Alzheimer-Erkrankung erblich?
Kann man der Erkrankung vorbeugen?
Exkurs: Rolle der Wahrnehmung
Organische Faktoren und äußere Einflüsse
Von wem und wie wird eine Demenz festgestellt?
Diagnostische Verfahren
Verschiedene Tests
Wie bespricht man mit dem Betroffenen die Diagnose?
Wie zeigt sich eine Demenz?
Verdeckte Zeichen
Gedächtnis
Wesensveränderungen
Erste Störungen der Kognition
Sprache
Handlungsplanung und -ausführung
Orientierung
Stadien der Alzheimer-Erkrankung
Frühes Stadium
Mittleres Stadium
Schweres fortgeschrittenes und letztes Stadium
Was kann man bei einer Alzheimer-Erkrankung tun?
Hilfestellung für den kranken Menschen selbst
Medikamentöse Behandlung
Welche Auswirkungen hat die Erkrankung auf das Leben der Angehörigen?
Unterstützung der Angehörigen
Ambulante Pflegedienste
Betreuungsgruppen
Tagespflegeeinrichtungen
Kurzzeit-, Urlaubs- bzw. Verhinderungspflege
Betreuter Urlaub mit Erkrankten
Hilfen zur Lebensgestaltung
Sicherheit und Schutz im Umfeld
Auto- und Fahrradfahren
Umgang mit Geld
Orientierungshilfen
Milieutherapie
Gestaltung der Räumlichkeiten
Unterstützendes Milieu
Bedeutung der Lebensgeschichte
Hilfen für das Gespräch mit dem Kranken
Validation
Tipps für die Kommunikation
Alltagsfähigkeiten fördern und bewahren
Sich anziehen und waschen
Auf was ist bei der Kleidung zu achten?
Zahnpflege und Mundhygiene
Toilettengang
Essen
Umgang mit Ess- und Trinkstörungen
Unterstützung im Krankheitsverlauf
Unterstützung im frühen Stadium
Spielerische Aktivierung
Unterstützung im mittleren Stadium
Unterstützung im fortgeschrittenen und letzten Stadium
Therapeutische Behandlungsansätze
Wahrnehmungs- und Beschäftigungsangebote im Alltag
Ausblick
Literatur
Interessante Links
Angehörigen-Selbsthilfe
Die „Ratgeber für Angehörige, Betroffene und Fachleute“ vermitteln kurz und prägnant grundlegende Kenntnisse (auf wissenschaftlicher Basis) und geben Hilfestellung zu ausgewählten Themen aus den Bereichen Ergotherapie, Sprachtherapie und Medizin.
Die Autorinnen und Autoren dieser Reihe sind ausgewiesene Fachleute, die seit vielen Jahren als Therapeuten in der Behandlung und Beratung und/oder als Dozenten in der Aus- und Weiterbildung tätig sind. Sie sind jeweils für den Inhalt selbst verantwortlich und stehen Ihnen für Rückfragen gerne zur Verfügung.
Im vorliegenden Band „Demenz – Alzheimer-Erkrankung“ hat Gudrun Schaade, Ergotherapeutin und Autorin diverser Fachveröffentlichungen, ihre jahrzehntelange Erfahrung – davon allein über zwanzig Jahre in der Geriatrie – zu einem Ratgeber für Angehörige und alle, die an Demenz erkrankte Menschen betreuen, zusammengefasst. Unterstützt wurde sie dabei von Beate Kubny-Lüke, Ergotherapeutin und Dipl. Pädagogin, mit Berufserfahrung in der Arbeit mit psychisch Kranken.
In verständlicher Form werden zu Beginn die theoretischen Hintergründe und einige Begrifflichkeiten erklärt und sodann dargestellt, welche Anzeichen auf eine Demenz hinweisen können und welche Hauptschwierigkeiten bestehen. Der größte Teil des Ratgebers jedoch gibt in sehr nachvollziehbarer Weise und in einfühlsamer Form konkrete Hilfestellungen für den Umgang mit einem an Demenz erkrankten Menschen in den verschiedenen Stadien der Erkrankung.
Wir hoffen, mit diesem Ratgeber dazu beizutragen, dass der alltägliche Umgang mit Menschen mit Demenz von weniger Schwierigkeiten geprägt ist und so die Belastungen für die Angehörigen ein wenig verringert werden können.
Reinhild Ferber
Herausgeberin für den DVE
Alzheimer! Demenz! Die Begriffe sind den meisten Menschen vertraut. So mancher erlaubt sich Späße damit, wenn ein Mitmensch bei einer Vergesslichkeit ertappt wird: „Alzheimer lässt grüßen“.
Dahinter verbergen sich häufig Unwissenheit und Ängste, denn es ist eine schreckliche Vorstellung, allmählich und unaufhaltsam seine geistigen Fähigkeiten zu verlieren.
Gleichzeitig nehmen die Demenz-Erkrankungen in unserer Gesellschaft stetig zu, denn die Lebenserwartung ist gestiegen und die Wahrscheinlichkeit, an einer Demenz zu erkranken, steigt mit zunehmendem Lebensalter.
Demenz-Erkrankungen stellen unsere Gesellschaft vor besondere Herausforderungen: Sie lassen sich zurzeit noch nicht wirksam behandeln und beherrschen, man kann sie nicht aufhalten, sondern nur verzögern bzw. ihre Auswirkungen lindern. Besonders beängstigend ist für viele zudem, dass Demenz-Erkrankungen die Fähigkeiten zu denken beeinträchtigen, denn die intellektuellen Fähigkeiten und das Bewusstsein genießen in unserer Gesellschaft einen besonders hohen Stellenwert.
Demenz-Erkrankungen schränken die geistigen Möglichkeiten der Betroffenen zunehmend ein, verändern ihre Persönlichkeit und beeinträchtigen gravierend alle Körperfunktionen. Die Diagnose, an einer Demenz erkrankt zu sein, ist ein großer Schock, denn die Betroffenen und ihre Angehörigen müssen sich auf einen langen, unaufhaltsamen und schmerzlichen Abschied voneinander einstellen.
Umso bedeutsamer ist es, sich damit zu beschäftigen, wie man den demenzkranken Menschen auf seinem Weg begleiten kann. Dazu gehören Fragen wie: Was ist eine Demenz und wie verläuft sie? Wie soll und kann man Menschen mit einer Demenz in den verschiedenen Krankheitsphasen betreuen und behandeln? Welche Möglichkeiten der angemessenen Versorgung gibt es? Wie kann man diesen Lebensabschnitt gestalten? Wie achtet man als Angehöriger und Pflegender auf die eigene Kraft und Gesundheit?
Der vorliegende Ratgeber möchte Angehörigen, Pflegenden und therapeutisch Tätigen Informationen über Symptome, Ursachen und Folgen von Demenz-Erkrankungen vermitteln sowie Hinweise für den alltäglichen Umgang mit Erkrankten geben, die helfen, mit der belastenden Aufgabe umzugehen. Dabei wird der Schwerpunkt auf Morbus Alzheimer als häufigste Demenz-Erkrankung gelegt.
Obwohl es die Demenz-Erkrankungen immer schon gab, sind sie erst in den letzten 15 Jahren zunehmend in der Öffentlichkeit bekannt geworden. Früher sagte man, jemand sei „verkalkt oder verwirrt“, heute ist der Ausdruck Demenz vielen Menschen bekannt.
Das Altern als solches hat zunächst nichts mit Demenz zu tun, aber die Gefahr, an Demenz zu erkranken, nimmt mit zunehmendem Alter zu. Da in den letzten Jahren die Lebenserwartung deutlich zugenommen hat, erleben wir immer häufiger, dass Menschen an einer Demenz erkranken.
Das Wort „Demenz“ kommt aus dem Lateinischen und wird im Wörterbuch mit „Unsinn, Wahnsinn, Blödsinn“ übersetzt. Wenn man das Wort „Demenz“ in die beiden lateinischen Wörter „de“ und „mens“ aufteilt, kommt man dem Sinn des Begriffs jedoch näher: „De“ bedeutet „weg“ und „mens“ bedeutet „Sinn, Geist, Verstand“. Eine sinnvolle Übersetzung von „Demenz“ wäre also: „sich vom Geist oder Verstand entfernen.“
Die Demenz wurde erstmals von Alois Alzheimer (1864 – 1915), Psychiater und Gehirnpathologe, genauer erforscht. Er beobachtete die Erkrankung, beschrieb die neurologischen Veränderungen und untersuchte das Gehirn von Erkrankten nach ihrem Tod.
Alzheimer dokumentierte den Verlauf der Erkrankung am Beispiel von Auguste D., die mit 51 Jahren vom Jahre 1901 an in der städtischen Irrenanstalt in Frankfurt behandelt wurde und 1906 dort starb. Sie fiel ihm auf, da sie im Gegensatz zu anderen Patienten noch verhältnismäßig jung war. Auguste D. konnte kaum auf Fragen antworten, sich nicht mehr orientieren und legte ein seltsames unruhiges Verhalten an den Tag.
Alzheimer beobachtete mehrere Patienten, die an ähnlichen Symptomen litten, und schrieb seine Beobachtungen nieder. Er sah einen Zusammenhang zwischen den Wesensveränderungen der Patienten und den pathologischen Befunden des Gehirns. Seine Erkenntnisse fanden jedoch kaum Beachtung, denn die Erkrankung war selten und erregte wenig Aufmerksamkeit in der Fachwelt.
Erst in den 70er- und 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts rückte die Krankheit in das Interesse der Fachwelt und der Öffentlichkeit.
Die Erkrankung berühmter Persönlichkeiten spielte dabei eine wesentliche Rolle. So erkrankte Rita Hayworth an einer Demenz. Schon 1971 zeigten sich bei der damals 53-jährigen Schauspielerin die ersten Anzeichen der Erkrankung, doch man munkelte, sie habe Alkoholprobleme und es wurde viel in der Boulevardpresse über sie hergezogen. Erst 1981 wurde bei ihr die Diagnose Alzheimer-Erkrankung gestellt.
Über Rita Hayworth wurde im Verlauf ihrer Erkrankung viel gespottet. Ihre Tochter veröffentlichte nach ihrem Tod die Diagnose der Alzheimer-Erkrankung, um sie zu rehabilitieren. Damit brachte die Tochter der Hollywood-Schauspielerin Rita Hayworth einen Stein ins Rollen.
In der Fachwelt besann man sich erst 1992 auf die präparierten Gehirnschnitte von Alois Alzheimer, die in München gelagert waren. Wissenschaftler und Ärzte aus Amerika und Japan begannen als Erste der Erkrankung nachzugehen und auch in Deutschland startete man eine Forschungsoffensive im Kampf gegen das Vergessen als Folge der Alzheimer-Erkrankung (Jürgs, 1999).
In der 10. Fassung der International Classification of Disorders (ICD-10) wird Demenz als die Abnahme der intellektuellen Fähigkeiten als Folge einer Hirnschädigung mit unterschiedlichen Ursachen definiert.
Demenz ist somit der Oberbegriff für eine Vielzahl an Krankheitsbildern. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Formen der Demenz:
die primäre Demenz
die sekundäre Demenz
Die primäre Demenz ist eine eigenständige Erkrankung, deren Entstehung nicht an eine andere Erkrankung gebunden ist: Sie entsteht aus sich selbst. Die Alzheimer-Erkrankung und die vaskuläre Demenz werden als primäre Demenzen angesehen.