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Die Autorinnen

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Gudrun Schaade
ist seit 1965 Ergotherapeutin. Sie hat in vielen Bereichen der Ergotherapie gearbeitet, bevor sie sich 1983 der Arbeit in der Geriatrie widmete. Dabei nahm sie sich besonders der Probleme auf einer geschlossenen Station für demenziell erkrankte Menschen an. Sie hat Konzepte aus verschiedenen anderen Bereichen der Neurologie mit in die Arbeit für die demenziell Erkrankten übernommen und ein neues Konzept zur Betreuung von Demenzkranken entwickelt. Dieses hat sie in ihrem Buch „Ergotherapie bei Demenzerkrankungen“ im Springer-Verlag, Heidelberg, veröffentlicht. Sie ist Lehrtherapeutin an verschiedenen Fachschulen in Hamburg, hält Seminare und Vorträge in der ganzen Bundesrepublik. In der Alzheimer Gesellschaft Hamburg arbeitet sie ehrenamtlich mit und beteiligt sich an der Entwicklung von Konzepten über die Deutsche Expertengruppe Demenz (DED).

Beate Kubny-Lüke
war nach ihrem Ergotherapieexamen 1986 mehrere Jahre in der Psychiatrie tätig. Nach Erwerb ihres Pädagogik- Diploms 1993 arbeitete sie mehrere Jahre in der Ausbildung von Ergotherapeuten. Von 1999 bis 2004 war sie als Referentin bei verschiedenen psychiatrischen Fachverbänden tätig. Seit September 2004 ist sie beim Landschaftsverband Rheinland in Köln zuständig für Rehabilitation, Ergotherapie und Kreativtherapien. Sie ist Autorin und Herausgeberin mehrerer Fachveröffentlichungen. Im Schulz- Kirchner Verlag ist sie als Fachlektorin für die Ergotherapieveröffentlichungen zuständig.

Gudrun Schaade
Beate Kubny-Lüke

Demenz
Alzheimer-Erkrankung

Ein Ratgeber für Angehörige und
alle, die an Demenz erkrankte
Menschen betreuen

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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Informationen in diesem Ratgeber sind von den Verfasserinnen und dem Verlag sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung der Verfasserinnen bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

Besuchen Sie uns im Internet: www.schulz-kirchner.de

Inhalt – Archiv Schulz-Kirchner Verlag und Deutscher Verband der
Ergotherapeuten e.V. (DVE)

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur Reihe

Einleitung

Demenz – Was ist das?

Geschichte der Demenz

Was bedeutet das Wort „Demenz“?

Entdeckung der Demenz

Einteilung der Demenz-Erkrankungen

Primäre Demenz

Sekundäre Demenz

Woher kommt die Alzheimer-Erkrankung?

Forschungsergebnisse

Ist die Alzheimer-Erkrankung erblich?

Kann man der Erkrankung vorbeugen?

Exkurs: Rolle der Wahrnehmung

Organische Faktoren und äußere Einflüsse

Von wem und wie wird eine Demenz festgestellt?

Diagnostische Verfahren

Verschiedene Tests

Wie bespricht man mit dem Betroffenen die Diagnose?

Wie zeigt sich eine Demenz?

Verdeckte Zeichen

Gedächtnis

Wesensveränderungen

Erste Störungen der Kognition

Sprache

Handlungsplanung und -ausführung

Orientierung

Stadien der Alzheimer-Erkrankung

Frühes Stadium

Mittleres Stadium

Schweres fortgeschrittenes und letztes Stadium

Was kann man bei einer Alzheimer-Erkrankung tun?

Hilfestellung für den kranken Menschen selbst

Medikamentöse Behandlung

Welche Auswirkungen hat die Erkrankung auf das Leben der Angehörigen?

Unterstützung der Angehörigen

Ambulante Pflegedienste

Betreuungsgruppen

Tagespflegeeinrichtungen

Kurzzeit-, Urlaubs- bzw. Verhinderungspflege

Betreuter Urlaub mit Erkrankten

Hilfen zur Lebensgestaltung

Sicherheit und Schutz im Umfeld

Auto- und Fahrradfahren

Umgang mit Geld

Orientierungshilfen

Milieutherapie

Gestaltung der Räumlichkeiten

Unterstützendes Milieu

Bedeutung der Lebensgeschichte

Hilfen für das Gespräch mit dem Kranken

Validation

Tipps für die Kommunikation

Alltagsfähigkeiten fördern und bewahren

Sich anziehen und waschen

Auf was ist bei der Kleidung zu achten?

Zahnpflege und Mundhygiene

Toilettengang

Essen

Umgang mit Ess- und Trinkstörungen

Unterstützung im Krankheitsverlauf

Unterstützung im frühen Stadium

Spielerische Aktivierung

Unterstützung im mittleren Stadium

Unterstützung im fortgeschrittenen und letzten Stadium

Therapeutische Behandlungsansätze

Wahrnehmungs- und Beschäftigungsangebote im Alltag

Ausblick

Literatur

Interessante Links

Angehörigen-Selbsthilfe

Vorwort zur Reihe

Die „Ratgeber für Angehörige, Betroffene und Fachleute“ vermitteln kurz und prägnant grundlegende Kenntnisse (auf wissenschaftlicher Basis) und geben Hilfestellung zu ausgewählten Themen aus den Bereichen Ergotherapie, Sprachtherapie und Medizin.

Die Autorinnen und Autoren dieser Reihe sind ausgewiesene Fachleute, die seit vielen Jahren als Therapeuten in der Behandlung und Beratung und/oder als Dozenten in der Aus- und Weiterbildung tätig sind. Sie sind jeweils für den Inhalt selbst verantwortlich und stehen Ihnen für Rückfragen gerne zur Verfügung.

Im vorliegenden Band „Demenz – Alzheimer-Erkrankung“ hat Gudrun Schaade, Ergotherapeutin und Autorin diverser Fachveröffentlichungen, ihre jahrzehntelange Erfahrung – davon allein über zwanzig Jahre in der Geriatrie – zu einem Ratgeber für Angehörige und alle, die an Demenz erkrankte Menschen betreuen, zusammengefasst. Unterstützt wurde sie dabei von Beate Kubny-Lüke, Ergotherapeutin und Dipl. Pädagogin, mit Berufserfahrung in der Arbeit mit psychisch Kranken.

In verständlicher Form werden zu Beginn die theoretischen Hintergründe und einige Begrifflichkeiten erklärt und sodann dargestellt, welche Anzeichen auf eine Demenz hinweisen können und welche Hauptschwierigkeiten bestehen. Der größte Teil des Ratgebers jedoch gibt in sehr nachvollziehbarer Weise und in einfühlsamer Form konkrete Hilfestellungen für den Umgang mit einem an Demenz erkrankten Menschen in den verschiedenen Stadien der Erkrankung.

Wir hoffen, mit diesem Ratgeber dazu beizutragen, dass der alltägliche Umgang mit Menschen mit Demenz von weniger Schwierigkeiten geprägt ist und so die Belastungen für die Angehörigen ein wenig verringert werden können.

Reinhild Ferber

Herausgeberin für den DVE

Einleitung

Alzheimer! Demenz! Die Begriffe sind den meisten Menschen vertraut. So mancher erlaubt sich Späße damit, wenn ein Mitmensch bei einer Vergesslichkeit ertappt wird: „Alzheimer lässt grüßen“.

Dahinter verbergen sich häufig Unwissenheit und Ängste, denn es ist eine schreckliche Vorstellung, allmählich und unaufhaltsam seine geistigen Fähigkeiten zu verlieren.

Gleichzeitig nehmen die Demenz-Erkrankungen in unserer Gesellschaft stetig zu, denn die Lebenserwartung ist gestiegen und die Wahrscheinlichkeit, an einer Demenz zu erkranken, steigt mit zunehmendem Lebensalter.

Demenz-Erkrankungen stellen unsere Gesellschaft vor besondere Herausforderungen: Sie lassen sich zurzeit noch nicht wirksam behandeln und beherrschen, man kann sie nicht aufhalten, sondern nur verzögern bzw. ihre Auswirkungen lindern. Besonders beängstigend ist für viele zudem, dass Demenz-Erkrankungen die Fähigkeiten zu denken beeinträchtigen, denn die intellektuellen Fähigkeiten und das Bewusstsein genießen in unserer Gesellschaft einen besonders hohen Stellenwert.

Demenz-Erkrankungen schränken die geistigen Möglichkeiten der Betroffenen zunehmend ein, verändern ihre Persönlichkeit und beeinträchtigen gravierend alle Körperfunktionen. Die Diagnose, an einer Demenz erkrankt zu sein, ist ein großer Schock, denn die Betroffenen und ihre Angehörigen müssen sich auf einen langen, unaufhaltsamen und schmerzlichen Abschied voneinander einstellen.

Umso bedeutsamer ist es, sich damit zu beschäftigen, wie man den demenzkranken Menschen auf seinem Weg begleiten kann. Dazu gehören Fragen wie: Was ist eine Demenz und wie verläuft sie? Wie soll und kann man Menschen mit einer Demenz in den verschiedenen Krankheitsphasen betreuen und behandeln? Welche Möglichkeiten der angemessenen Versorgung gibt es? Wie kann man diesen Lebensabschnitt gestalten? Wie achtet man als Angehöriger und Pflegender auf die eigene Kraft und Gesundheit?

Der vorliegende Ratgeber möchte Angehörigen, Pflegenden und therapeutisch Tätigen Informationen über Symptome, Ursachen und Folgen von Demenz-Erkrankungen vermitteln sowie Hinweise für den alltäglichen Umgang mit Erkrankten geben, die helfen, mit der belastenden Aufgabe umzugehen. Dabei wird der Schwerpunkt auf Morbus Alzheimer als häufigste Demenz-Erkrankung gelegt.

Demenz – Was ist das?

Geschichte der Demenz

Obwohl es die Demenz-Erkrankungen immer schon gab, sind sie erst in den letzten 15 Jahren zunehmend in der Öffentlichkeit bekannt geworden. Früher sagte man, jemand sei „verkalkt oder verwirrt“, heute ist der Ausdruck Demenz vielen Menschen bekannt.

Das Altern als solches hat zunächst nichts mit Demenz zu tun, aber die Gefahr, an Demenz zu erkranken, nimmt mit zunehmendem Alter zu. Da in den letzten Jahren die Lebenserwartung deutlich zugenommen hat, erleben wir immer häufiger, dass Menschen an einer Demenz erkranken.

Was bedeutet das Wort „Demenz“?

Das Wort „Demenz“ kommt aus dem Lateinischen und wird im Wörterbuch mit „Unsinn, Wahnsinn, Blödsinn“ übersetzt. Wenn man das Wort „Demenz“ in die beiden lateinischen Wörter „de“ und „mens“ aufteilt, kommt man dem Sinn des Begriffs jedoch näher: „De“ bedeutet „weg“ und „mens“ bedeutet „Sinn, Geist, Verstand“. Eine sinnvolle Übersetzung von „Demenz“ wäre also: „sich vom Geist oder Verstand entfernen.“

Entdeckung der Demenz

Die Demenz wurde erstmals von Alois Alzheimer (1864 – 1915), Psychiater und Gehirnpathologe, genauer erforscht. Er beobachtete die Erkrankung, beschrieb die neurologischen Veränderungen und untersuchte das Gehirn von Erkrankten nach ihrem Tod.

Alzheimer dokumentierte den Verlauf der Erkrankung am Beispiel von Auguste D., die mit 51 Jahren vom Jahre 1901 an in der städtischen Irrenanstalt in Frankfurt behandelt wurde und 1906 dort starb. Sie fiel ihm auf, da sie im Gegensatz zu anderen Patienten noch verhältnismäßig jung war. Auguste D. konnte kaum auf Fragen antworten, sich nicht mehr orientieren und legte ein seltsames unruhiges Verhalten an den Tag.

Alzheimer beobachtete mehrere Patienten, die an ähnlichen Symptomen litten, und schrieb seine Beobachtungen nieder. Er sah einen Zusammenhang zwischen den Wesensveränderungen der Patienten und den pathologischen Befunden des Gehirns. Seine Erkenntnisse fanden jedoch kaum Beachtung, denn die Erkrankung war selten und erregte wenig Aufmerksamkeit in der Fachwelt.

Erst in den 70er- und 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts rückte die Krankheit in das Interesse der Fachwelt und der Öffentlichkeit.

Die Erkrankung berühmter Persönlichkeiten spielte dabei eine wesentliche Rolle. So erkrankte Rita Hayworth an einer Demenz. Schon 1971 zeigten sich bei der damals 53-jährigen Schauspielerin die ersten Anzeichen der Erkrankung, doch man munkelte, sie habe Alkoholprobleme und es wurde viel in der Boulevardpresse über sie hergezogen. Erst 1981 wurde bei ihr die Diagnose Alzheimer-Erkrankung gestellt.

Über Rita Hayworth wurde im Verlauf ihrer Erkrankung viel gespottet. Ihre Tochter veröffentlichte nach ihrem Tod die Diagnose der Alzheimer-Erkrankung, um sie zu rehabilitieren. Damit brachte die Tochter der Hollywood-Schauspielerin Rita Hayworth einen Stein ins Rollen.

In der Fachwelt besann man sich erst 1992 auf die präparierten Gehirnschnitte von Alois Alzheimer, die in München gelagert waren. Wissenschaftler und Ärzte aus Amerika und Japan begannen als Erste der Erkrankung nachzugehen und auch in Deutschland startete man eine Forschungsoffensive im Kampf gegen das Vergessen als Folge der Alzheimer-Erkrankung (Jürgs, 1999).

Einteilung der Demenz-Erkrankungen

In der 10. Fassung der International Classification of Disorders (ICD-10) wird Demenz als die Abnahme der intellektuellen Fähigkeiten als Folge einer Hirnschädigung mit unterschiedlichen Ursachen definiert.

Demenz ist somit der Oberbegriff für eine Vielzahl an Krankheitsbildern. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Formen der Demenz:

Image    die primäre Demenz

Image    die sekundäre Demenz

Primäre Demenz

Die primäre Demenz ist eine eigenständige Erkrankung, deren Entstehung nicht an eine andere Erkrankung gebunden ist: Sie entsteht aus sich selbst. Die Alzheimer-Erkrankung und die vaskuläre Demenz werden als primäre Demenzen angesehen.