Anett Steiner, Ulrike Jahncke, Richard von Schöneberg

und Dieter Wehner

 

 

 

 

Eine runde Sache

Band II

 

 

Sinnlich-erotische Geschichten für Liebhaber

von Rubensfrauen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Twilight-Line Medien GbR

Redaktion „Sinnliche Seiten“

Obertor 4

D-98634 Wasungen

 

www.twilightline.com

www.buch-wasungen.de

 

4. Auflage, August 2021

ISBN 978-3-941122-66-6

 

© 2021 Twilight-Line Medien GbR

Alle Rechte vorbehalten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Inhalt

 

Vorwort

 

Die Malerin

 

Die zweite Besetzung

 

Sommerlaune

 

Silberhochzeit

 

Elena

 

Elenas Mutter

 

Fleischeslust

 

 

 

 

 

Ein Bild, das Text, Strichzeichnung, Stein enthält.

Automatisch generierte Beschreibung

Vorwort

 

Werte Leserinnen und Leser,

wir haben uns mit unserer ersten Anthologie für Liebhaber von Rubensfrauen, die den treffenden Titel „Eine runde Sache“ trägt, auf eine spezielle Themenreihe des Verlages eingestellt und uns damit auf sehr dünnes Eis begeben, denn es war von vornherein nicht absehbar, ob es überhaupt einen Markt für diese Form der Nischenbelletristik gibt oder man hier generell einen überschaubaren Markt erkennen konnte. Dennoch haben wir im Sommer 2008 eine Ausschreibung für dieses Projekt gestartet und waren schon damals überrascht, wie viele Autorinnen und Autoren sich mit dem Thema „Mollig“ auseinandergesetzt haben, um sich an diesem Projekt zu beteiligen.

Es war ein hartes Stück Arbeit, all diese Einsendungen zu überprüfen und zu bewerten, zumal der größte Teil klar am Ziel vorbei ging und rein inhaltlich nicht passend waren, sei es wegen völlig unglaubhafter Geschichten wie „Fette Fickstute sucht harten Schwanz“ oder übertriebener pornografischer Darstellungen mit Gewaltverherrlichung. Wir wollten eine Anthologie herausgeben, die den vollen Formen der Weiblichkeit huldigt, aber keine Geschichten voller Perversionen und kranker Fantasien. Daher haben wir auch auf die Veröffentlichung von anderen bizarren Liebesspielen verzichtet, die in einem anderen Teil der Einsendungen zu finden waren. Bondage- und diverse Geschichten mit Fesselspielen, die durchaus ansprechend waren, wurden ebenfalls aussortiert. Auch dies wieder aus dem einfachen Grund heraus, dass wir eine Huldigung der vollen Weiblichkeit zelebrieren wollten und uns solche Inhalte als wenig passend für dieses Projekt erschienen.

Schließlich blieben eine Handvoll Geschichten übrig, die es in unsere kleine Anthologie geschafft haben.

Im Februar 2009 war es dann endlich so weit und unsere Anthologie war fertiggestellt, gedruckt und im Handel verfügbar. Entgegen unseren Befürchtungen stieß das kleine Büchlein auf Interesse bei den Lesern und war aus kommerzieller Sicht schon nach wenigen Wochen erfolgreich.

Die Reaktionen auf das Büchlein waren überwältigend und wir erhielten eine Menge an Lob für diesen Titel.

Allerdings sollte es bis zum Sommer 2010 dauern, bis wir eine Ausschreibung für den Folgeband, der sich dem gleichen Inhalt widmet, starteten. Und wieder erhielten wir eine ganze Reihe an Einsendungen für dieses Projekt. Doch anders als bei der Ausschreibung des ersten Bandes, konnten wir für den neuen Band auf die Erfahrungen aus der ersten Ausschreibung zurückgreifen und somit relativ zeitnah mitteilen, ob eine Geschichte in unsere neue Anthologie passen wird, oder eben nicht. Die Kriterien, die bereits für den ersten Band erstellt wurden, fanden hier eine direkte Anwendung. Aus über 70 eingereichten Beiträgen wählten wir jene Beiträge aus, die Sie hier in diesem Büchlein finden.

Wieder bieten wir Ihnen besonders gelungene und sinnliche Geschichten, die sich der vollen Weiblichkeit widmen. Denn auch fülligere Frauen besitzen ihre ganz eigene Verführung, Sinnlichkeit und Erotik. Und genau dies möchten wir dem geneigten Leser mit diesem Büchlein näherbringen.

 

Sabine Trabert

Herausgeberin

 

 

 

 

Ein Bild, das Text, Strichzeichnung enthält.

Automatisch generierte Beschreibung

 


Die Malerin

Anett Steiner

 

Victoria legte den Pinsel beiseite und wischte ihre Finger ab, an denen die Ölfarbe klebte wie am Morgen die Erinnerung an die Nacht. Sie stemmte die Hände in ihre Hüften und blies sich das gelockte Haar aus der Stirn. Zufrieden betrachtete sie ihr Werk.

Bis zur Galerieeröffnung blieben noch zwei Wochen. Sie hatte das neunte Portrait fertig gestellt. Zehn waren geplant. Langsam ging sie die Staffeleien ab. Schweiß tropfte von ihrer Stirn in den freizügigen Ausschnitt, den der offene Arbeitskittel nur unzureichend bedeckte. Das Thema ihres Projektes war klassisch. Sie nannte es „Der Mann“.

Sie hatte „Der Wütende“ portraitiert, „Der Denker“ in klassischer Pose, „Der Erschöpfte“, „Der Ruhelose“, „Der Besorgte“, „Der Revoltierende“, „Der Hässliche“, „Der Schlafende“ und „Der Feigling“. Jetzt fehlte noch „Der Schöne“.

Sie stellte sich einen muskulösen Mann dafür vor. Ein Hauch von Arroganz auf dem Gesicht. Ein Akt. Das Bildnis eines nackten Mannes. Eines schönen nackten Mannes. Es würde ihre Serie abrunden und vervollständigen. „Der Schöne“ war das wichtigste Bild, das Anspruchsvollste und auch das Schwierigste.

Victoria schwitzte. Die Hitze war unerträglich. Die Innere, die Äußere. Sie stieß alle Fenster auf und ließ den weißen Arbeitsmantel von ihren Schultern gleiten. Gern hätte sie sich auch ihres Kleides entledigt, aber sie fand ihren Körper zu massig, um ihn nur in Unterwäsche zu kleiden. Noch nicht einmal für sich selbst.

Sie war allein im Atelier und setzte sich auf die Couch, die sie eigens für „Der Schöne“ gekauft hatte. Dort sollte ihr Model bequem posieren können. Die Kissen waren weich, rochen aber bereits nach dem Terpentin, mit dem sie die Pinsel auswusch.

Victoria massierte ihre schmerzenden Waden. Ihre Beine hatten eine Menge Gewicht zu tragen. Das Selbstportrait, das sie hinter verschlossenen Türen hielt, zeigte eine klassische Rubensfrau.

Sie war besorgt. Ein wenig nur, aber besorgt.

Die Agentur hatte ein Foto geschickt. Das Model war perfekt. Es sah gut aus und hatte diese Arroganz im Blick, die nur extrem schönen Menschen eigen war.

Das schöne Model, die mollige Malerin – konnte diese Kombination funktionieren?

 

***

 

Victoria begrüßte ihn ohne viele Worte. Worte waren nicht wichtig für eine stille Kunst, wie die ihre. Er lächelte. Er war wirklich schön. Er entkleidete sich, bewegte sich ohne Scheu und Scham. Seine Nacktheit wirkte nicht bloß, sondern elementar. Er war auf eine natürliche, unaufdringliche Weise muskulös, ganz anders als ein Bodybuilder.

Wortlos deutete er auf die Couch. Victoria nickte. Er nahm eine liegende Pose ein, aufgestützt auf einen Arm. Sein Bauch war flach, seine Brust glatt. Die Haut schimmerte golden und seidig. Sie begann zu zeichnen. Linien, Rundungen, Wellen, Schatten. Sie hatte mehrere Sitzungen vorgesehen. Zuerst entstanden die Umrisse. Immer wieder glitt ihr Blick zur Couch, strich über den Körper des Models, wie der Pinsel über die Leinwand. Sie stellte sich vor, wie es wäre, ihre Hand nach ihm auszustrecken. Nicht aus Begierde, einfach nur, weil er so schön war.

Victoria tauchte den Pinsel in goldenes Braun und füllte damit die Tiefen seines Nabels, die Schatten in seinen Kniekehlen.

Wie er wohl schmeckte?

Draußen verschwand das Tageslicht mit einem letzten bleifarbenen Gruß. Victoria stellte den Pinsel ins Terpentin. Die Farbe blutete darin aus und hinterließ ölige Flecken, wie Benzin in einer Wasserpfütze. Sie spürte, wie ihr Model sie musterte.

Er findet mich plump und reizlos, dachte sie. Er posiert nur, weil ich ihn bezahle. Die inneren Werte erkennt man nicht an der Größe des Busens oder dem Volumen des Hinterteils.

Sie betrachtete was sie bisher gezeichnet hatte, war enttäuscht.

„Ich kann dich nicht zeichnen“, platzte es aus ihr heraus. „Es geht nicht.“

Bisher hatte der Schöne sich nicht ein einziges Mal bewegt. Reglos wie eine Marmorfigur hielt er die Pose. Adonis ohne Atem. Jetzt rührte er sich doch. Wieso nicht, wollte er fragen. Sein schöner Mund öffnete sich und schloss sich wieder ohne einen Laut. Er konnte nicht atmen, wenn sie ihn ansah. Niemals war er einer sinnlicheren Frau begegnet. Die wogende Fülle ihres Körpers versprach so viel Wärme und Weichheit. Auf ihren Lippen glänzte der Schweiß in milchigen Perlen, die nicht nach Lippenstift schmecken konnten. Ihr Gesicht war natürlich und ungeschminkt. Wie sie ihn mit ihren Augen abgetastet hatte und dass sie nun jeden Millimeter seiner Haut unverhüllt kannte, erregte ihn. Was konnte er tun, damit nicht alles schon vorbei war?