Alkaloid
(Alkaloid = „Alkaliähnlich“) Naturstoffe, die in Pflanzen, selten auch in Tieren synthetisiert werden. Das Molekül ist meist heterocyclisch und trägt mindestens ein Stickstoffatom, das ihm den basischen Charakter verleiht. Es gibt aber auch Substanzen, die den Alkaloiden zugeteilt werden, obwohl sie keinen Stickstoff aufweisen. Die Bedeutung der Alkaloide in der Pflanze ist bis heute nicht bekannt.
Amnesie
Erinnerungsverlust, z. B. nach einer Gehirnerschütterung oder nach einem Rausch.
Analgesie / analgetisch
Herabsetzung der Schmerzempfindung. Der analgetische Effekt kann durch ein Medikament oder aber auch durch gewisse psychoaktive Verbindungen verursacht werden. Durch das Herabsetzen des Schmerzempfindens besteht unter Umständen Verletzungsgefahr.
Antidepressivum
Mehrzahl: Antidepressiva. Medikamente (Psychopharmaka) mit depressionsmindernder Wirkung. Es gibt mehrere Klassen von Antidepressiva (Tri- und tetrazyklische AD, MAO-Hemmer, Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), Lithium u.a.), die sich sowohl in ihrer chemischen Struktur wie auch in ihrer Wirkungsweise stark unterscheiden. Welches Antidepressivum im Einzelfall zur Anwendung gelangt, ist von der Psychopathologie abhängig.
Applikation
Verabreichung. Applikationsart bedeutet, wie und wo eine Substanz in den Körper aufgenommen wird (z.B. oral, nasal, intravenös usw.).
Contact High
Englischer Begriff, der das folgende Phänomen beschreibt: Befindet sich eine Person, die keine rauscherzeugenden Substanzen eingenommen hat, in einer berauschten Runde, so kann sie trotzdem gewisse Wirkungen empfinden.
Dehydratation
Wassermangel bzw. -verlust des Körpers. Dehydratation entsteht durch einige Substanzen direkt über Beeinflussung der Nierenfunktion oder indirekt z.B. durch Ausbildung einer Hyperthermie (MDMA, etc.). Gleichzeitige unzureichende Flüssigkeitszufuhr und starke körperliche Aktivität kann schwere, bisweilen tödliche Folgen haben.
Droge
Im ursprünglichen Sinne Sammelbegriff für einfache Arzneistoffe pflanzlicher oder (selten) tierischer Herkunft. Typische (Arznei-)Drogen sind getrocknete Blätter, Blüten oder Wurzeln. Der Begriff wird fälschlicherweise oft mit psychoaktiven Verbindungen allgemein in Zusammenhang gebracht.
Empathogen
Die Empathogene bilden eine Substanzklasse (unabhängig von der chemischen Struktur), welche die Eigenschaft haben, das Einfühlungsvermögen in Bezug auf andere Personen zu verstärken. Empathogene wirken gefühls- und kommunikationsverstärkend; „soziale Filter“ wie Vorurteile oder Berührungsängste werden stark vermindert. Das Gemeinschaftsgefühl wird gesteigert und soziale Bindungen werden verstärkt. MDMA ist das bekannteste Empathogen.
Enantioselektivität
Neurologisch: Die Enantiomere einer chiralen Verbindung wirken oft unterschiedlich im Gehirn. Oft wirkt selektiv nur ein Enantiomer. Chemische Reaktion: Eine Reaktion, die von zwei möglichen Enantiomeren eines bevorzugt oder ausschließlich liefert, bezeichnet man als enantioselektiv. (Zur weiteren Begriffserklärung siehe auch Kapitel 2.3.)
Entaktogen
Substanzen, die „innere Rührung“ verursachen, werden als Entaktogene bezeichnet. Sie verleihen dem Konsumenten die Fähigkeit, innere Empfindungen verstärkt zu spüren. Aufgrund dieser Eigenschaft können Entaktogene (z.B. MDMA, MBDB) psychotherapeutisch eingesetzt werden, da sie das Aufbrechen charakterlicher Panzerungen und die emotionale Problemaufarbeitung erleichtern.
Filz
Bezeichnung für ein mit LSD beschichtetes, meist quadratisches Stück Löschpapier. Die Filze sind meistens kleiner als 1x1cm und tragen diverse schwarze oder farbige Muster oder Zeichnungen.
Flashback
Oft fälschlicherweise nur mit Substanzgebrauch assoziierter Effekt, der prinzipiell nach einem intensiven Erlebnis jeglicher Art auftreten kann. Durch einen (externen) Stimulus können im Sinne einer konditionierten Reizgeneralisierung zuvor erfahrene Zustände (z.B. ein psychedelischer Rausch) plötzlich wiedererlebt werden. So kann z.B. ein bestimmtes Musikstück oder ein Lichtbrechungsphänomen zum (kurzzeitigen) WiederErleben eines LSD-Zustands führen.
Gewöhnung
siehe Toleranzbildung
Halluzination
Trugbild oder Fehlwahrnehmung. Echte Halluzinationen – bei denen das Subjekt nicht mehr zwischen Einbildung oder künstlich veränderter Wahrnehmung und der Realität unterscheiden kann – treten sehr selten auf. Halluzinationen können sämtliche Sinnesmodalitäten betreffen. Bei Gebrauch von psychoaktiven Substanzen (z.B. LSD, Psilocybin, Mescalin) treten vor allem optische und akustische Pseudohalluzinationen auf; erstere werden primär durch Reizüberflutung des visuellen Cortex, letztere durch Informationsverarbeitungsstörungen im Thalamus generiert. Dies führt zur subjektiven Wahrnehmung von Farben und Formen bzw. Tönen oder Stimmen ohne realen (objektivierbaren) Hintergrund.
Halluzinogen
Der Begriff ist eine Bezeichnung für Substanzen, die Sinnestäuschungen hervorrufen, wobei der Betroffene durch den Einfluss dieser Substanzen die Sinnestäuschungen nicht mehr von der Realität zu unterscheiden vermag oder sich deren nicht mehr bewusst ist. Dieser Begriff wird irrtümlicherweise oft als Überbegriff für alle psychoaktiven Substanzen verwendet.
Hyperthermie
Durch gewisse psychoaktive Substanzen werden die Thermoregulatoren beeinflusst, d.h. die Systeme, die für die Temperatur im Körper verantwortlich sind, werden verändert. Durch zusätzliche körperliche Aktivität kann die Körpertemperatur bis auf 43°C steigen, was schwere gesundheitsschädigende Folgen haben kann.
Intramuskulär
Applikation einer Substanz durch Injektion in einen Muskel (i.d.R. am Oberarm, Oberschenkel oder am Gesäß). Intramuskuläre Applikation führt zu einem gewissen Depoteffekt, so dass die pharmakologische Wirkung – im Gegensatz zur intravenösen Injektion – erst nach ein paar Minuten eintritt, dafür aber wesentlich länger anhält.
Intravenös
Applikation einer Substanz durch Injektion in eine oberflächliche Vene. Die pharmakologische Wirkung tritt innert Sekunden ein.
Kreuztoleranz
Führt der anhaltende Konsum einer pharmakologisch aktiven Substanz zur Wirkungsabschwächung einer anderen Substanz, so liegt eine Kreuztoleranz vor. Man nimmt an, dass solche Verbindungen einen ähnlichen Wirkmechanismus besitzen. Dieser Effekt wird in Tierversuchen ausgenutzt, um die Aktivität oder den Wirkmechanismus unbekannter Substanzen abzuschätzen.
LD-50
Abkürzung für den lateinischen Begriff Dosis letalis. Bezeichnet die Dosis einer Substanz, die erforderlich ist, um 50 Prozent der Versuchstiere im Rahmen toxikologischer Untersuchungen zu töten.
Metabolismus
Stoffwechsel. Bezeichnung für die Summe aller Vorgänge im Körper, die zu chemischen Veränderungen körpereigener oder körperfremder Substanzen führt. Funktion des Metabolismus ist die Bereitstellung von biologisch notwendigen Substanzen sowie die Entgiftung von Abfall- und Fremdstoffen.
Nachbilder
Ein Effekt, der vor allem bei psychedelischen Substanzen auftritt. Wird ein betrachteter Gegenstand bewegt, so erfolgt für den Berauschten die Bewegung kurze Zeit verzögert oder sie erscheint verschwommen, ähnlich einer zu lange belichteten Fotografie, welche die ganze Bewegung gleichzeitig zeigt. Die Bewegung kann auch für längere Zeit anhalten („trails“).
Nasal
Applikation einer Substanz durch Aufziehen in die Nase („sniffing“). Die gut durchblutete Nasenschleimhaut führt zu einer schnellen und effektiven Substanzaufnahme in den Körper.
Neurotransmitter
Die für das Weiterleiten von Nervensignalen im Hirn benötigten Botenstoffe werden als Neurotransmitter bezeichnet.
Nystagmus
Augenzittern. Gewisse psychoaktive Substanzen führen – in entsprechender Dosierung – zu einem schnellen Hin- und Herbewegen der Augen. Dieser Effekt entzieht sich weitgehend der willentlichen Kontrolle.
Oral
Durch den Mund eingenommen.
Pharmakon
Mehrzahl: Pharmaka. Bezeichnung für ein im Körper wirkendes Mittel, das ein Medikament, eine psychoaktive Verbindung oder eine Droge sein kann.
Physische Abhängigkeit
Ein durch psychoaktive Substanzen wie Heroin verursachtes Phänomen, bei dem der Unterbruch der Stoffzufuhr zu einem körperlichen Entzugssyndrom (Schmerzen, Krämpfe, ausgesprochenes Krankheitsgefühl) führt. Um die körperlichen Symptome zum Verschwinden zu bringen, sieht sich der Konsument zur erneuten Substanzzufuhr gezwungen.
Pille
Jargon-Bezeichnung für eine Tablette, die eine psychoaktive Substanz enthält, meistens MDMA, MDEA, BDB, MBDB. „Pille“ wird synonym für Ecstasy gebraucht.
Pseudohalluzination
Im Gegensatz zur Halluzination realisiert der Betroffene, dass es sich um eine Sinnestäuschung respektive um eine nicht reale Wahrnehmung handelt.
Psychedelisch
Bedeutet soviel wie „bewusstseinserweiternd“. H. OSMOND definierte 1956 diesen Begriff und meinte damit „die Seele manifestierend“. Psychedelische Substanzen ermöglichen das tiefe Eintauchen in veränderte Bewusstseinszustände und die „Reise“ in normalerweise unzugängliche innere und äußere Welten. Der Duden sagt: auf einem besonders durch Rauschmittel hervorrufbaren euphorischen, tranceartigen Gemütszustand beruhend bzw. in einem solchen befindlich. Siehe auch Eintrag auf Seite 20.
Psychische Abhängigkeit
Sich der Kontrolle entziehende regelmäßige Substanzzufuhr, um erwünschte Drogenwirkungen zu erleben bzw. negative psychische Abstinenzsymptome (depressive Verstimmung, Angst, Konzentrationsmangel) zu vermeiden. Zu psychischer Abhängigkeit führen vor allem Stoffe, die subjektiv Selbstsicherheit und innere Stärke (Nicotin, Cocain, Amphetamin) oder Ausgeglichenheit und emotionale Abschottung nach außen (Benzodiazepine) vermitteln.
Psychopharmaka
Einzahl: Psychopharmakon. Arzneimittel, die einen Einfluss auf die Psyche ausüben. Schlafmittel, Beruhigungsmittel, Stimulanzien, Antidepressiva, Neuroleptika und Antiepileptika sind typische Psychopharmaka.
Psychotomimetikum
Der Begriff bedeutet soviel wie „die Psyche nachahmend“. Er wird oft als Synonym für eine psychoaktive Substanz verwendet.
Racemat
Liegen die zwei Enantiomere einer chiralen Verbindung in einem 1:1-Gemisch vor, so bezeichnet man dieses als Racemat. Siehe auch Kapitel 2.3.3.
Reise
Bezeichnung für den Inhalt eines Rauscherlebnisses. Der Begriff entspricht der Bedeutung des englischen Worts „Trip“.
Resorption
Aufnahme von Stoffen in den Körper.
Set
Unter diesem Begriff versteht man die psychische Verfassung, in der sich die Person befindet, die beabsichtigt, ein Rauscherlebnis zu erlangen. Je nach Substanz ist das Set sehr entscheidend für den Verlauf einer Reise. Allgemein gilt: Nur wer in guter psychischer Verfassung ist, wird tendenziell eine positive Rauscherfahrung mit Psychedelika haben. Anders ist dies bei Substanzen wie Alkohol oder Heroin. Mit diesen gelangt der Konsument in einen eher dämpfenden, bewusstseinsverengenden Zustand, in dem er sich vorübergehend seiner Situation nicht mehr bewusst ist. Durch die Anwendung von Psychedelika wird die aktuelle psychische Verfassung in der Regel schärfer wahrgenommen, was negativ gestimmte Menschen zu Recht vom Konsum abhält.
Setting
Nicht nur die psychische Verfassung ist für den Verlauf eines Rausches entscheidend, sondern auch die Umgebung. Es kann von großer Bedeutung sein, ob sich ein Berauschter irgendwo an einem sonnigen Platz in der Natur oder in einer mit Hunderten von Menschen gefüllten Halle befindet.
Synästhesie
Phänomen, bei dem die Sinne vertauscht werden, verursacht durch starke psychedelische Substanzen. Eine Berührung kann dabei beispielsweise Töne oder Farbnebel auslösen, akustische Signale werden als Bild empfunden usw.
Synergismus
Bezeichnung für „Zusammenwirkung“. Werden zwei verschiedene Substanzen eingenommen, so können diese einander verstärken und/oder verändern. Vor allem bei Medikamenten ist Vorsicht geboten.
Therapeutischer Index
Er ist ein Maß für die Sicherheit einer Substanz. Er ist der Quotient aus der tödlichen Dosis und der für einen Effekt notwendigen Dosis. Folglich bedeutet ein hoher therapeutischer Index eine große Sicherheit.
Toleranzbildung
Wird eine Substanz über eine längere Zeit eingenommen und verliert dabei allmählich ihre Wirkung, so nennt man dieses Phänomen Toleranzbildung oder Gewöhnung. Es muss eine erhebliche Dosissteigerung erfolgen, damit noch ein Effekt erzielt werden kann.
Toxizität
Synonym für Giftigkeit.