image

THOMAS SCHULER

«Wir sind auf einem Vulkan»

NAPOLEON
UND BAYERN

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

C.H.BECK

Zum Buch

„Wir sind auf einem Vulkan“, so fasste Kronprinz Ludwig, der spätere König Ludwig I. und ein großer Napoleon-Hasser, die Situation Bayerns unter dem Korsen zusammen. Tatsächlich veränderte sich Bayern zu dieser Zeit in zuvor ungeahntem Tempo. In diese Jahre fallen die Erhebung zum Königreich, enorme territoriale Zugewinne und innere Reformen. Ohne Napoleon würde Bayern heute anders aussehen. Zugleich zog Napoleon die Ressourcen des Landes erbarmungslos für seine Feldzüge heran. Zahlreiche Bayern ließen in Russland ihr Leben. Spannend und anschaulich führt dieses Buch durch die ereignisreichen Jahre zwischen 1789 und 1816, lässt vor den Augen des Lesers Schlachten diplomatische Winkelzüge sowie das oftmals bittere Erleben der bayerischen Bevölkerung wiedererstehen und zeigt die vielfältigen Bezüge dieser Geschichte zur Gegenwart. Am Ende wechselte Bayern gerade noch rechtzeitig die Seiten, so dass der Tanz auf dem Vulkan doch noch ein gutes Ende nahm.

Über den Autor

Thomas Schuler lebt als Historiker und Publizist in Ulm und organisiert seit vielen Jahren Führungen rund um das Thema „Napoleon in Bayern“.

www.napoleoninbayern.de

INHALT

    I. BAYERN UND DIE FRANZÖSISCHE REVOLUTION

Bayern am Vorabend der Französischen Revolution

Von der Französischen Revolution zum I. Koalitionskrieg

Von Carl Theodor zu Max IV. Joseph

Bayern im II. Koalitionskrieg

Die Schlacht von Hohenlinden

   II. DER WECHSEL AN DIE SEITE NAPOLEONS

Der Friede von Lunéville und der Freundschaftsvertrag mit Frankreich

Die bayerischen Gebietsgewinne im Reichsdeputationshauptschluss und die Folgen der Säkularisation

Die III. antinapoleonische Koalition

Die Grande Armée

Das bayerische Militärbündnis mit Napoleon

  III. DAS ENTSCHEIDUNGSJAHR 1805

Der österreichische Einmarsch in Bayern

Unter österreichischer Besatzung

Ein Kampf um Bayern

Napoleon in Bayern

Die Entscheidung von Austerlitz

  IV. DIE ERHEBUNG ZUM KÖNIGREICH

Bayerische Gebietsgewinne

Die Königswürde

Die Gründung des Rheinbundes und das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation

Bayern an der Seite Napoleons im IV. Koalitionskrieg 1806/07

Der Blaue Wittelsbacher

   V. BAYERN UNTER NAPOLEON

Die Bayern und Napoleon

Die Hinrichtung des Buchhändlers Johann Philipp Palm

Die bayerische Innenpolitik unter Montgelas

 VI. DIE SCHLACHTEN DES JAHRES 1809

Der österreichische Angriff auf Bayern

Der Löwe von Eggmühl

Die Bayern in Österreich

Andreas Hofer und der Volksaufstand in Tirol

Bayerns neue Grenzen

 VII. BAYERN IM KRIEG GEGEN RUSSLAND 1812

Der Fluss ohne Wiederkehr

Smolensk und die Erste Schlacht von Polozk

Borodino und der Brand von Moskau

Das Bayerngrab Polozk

Rückzug

VIII. DER SEITENWECHSEL DES JAHRES 1813

Der Vertrag von Ried und das Ende des Rheinbundes

Wredes Niederlage

Auf dem Weg nach Paris

Hunger und Champagner

  IX. BAYERN AUF DEM WIENER KONGRESS

Bayern im Konzert der Großmächte

Die Gründung des Deutschen Bundes

Der Vertrag von München

SCHLUSSWORT

Anmerkungen

Bibliographie

Bildnachweis

Register

I. KAPITEL

BAYERN UND DIE FRANZÖSISCHE REVOLUTION

Bayern am Vorabend der Französischen Revolution

«Hier ist nun eine ganz andere Welt, dergleichen ich noch nicht gesehn.»
Caroline Schlegel-Schelling

Wer an einem eisig kalten Januartag des Jahres 1782 der Uraufführung von Schillers «Die Räuber» im Mannheimer Nationaltheater beiwohnte, war in einem Hexenkessel, die Stimmung glich einem brodelnden Vulkan. Ein im Saal anwesender Zuschauer berichtete: «Das Theater glich einem Irrenhause, rollende Augen, geballte Fäuste, stampfende Füße, heisere Aufschreie im Zuschauerraum! Fremde Menschen fielen einander schluchzend in die Arme, Frauen wankten, einer Ohnmacht nahe, zur Türe. Es war eine allgemeine Auflösung wie im Chaos, aus dessen Nebeln eine neue Schöpfung hervorbricht.»[1]

Das Drama in fünf Akten des unbekannten württembergischen Regimentsarztes nahm den Kampf gegen Unterdrückung und das Ringen um Freiheit, das schon bald Europa und auf seine eigene Weise auch Bayern in seinen Grundfesten erschüttern sollte, auf der Bühne vorweg. Mehr noch konnte das Stück vor allem in dem Ruf Karl Moors «Tod oder Freiheit!» durchaus als Aufforderung zum Umsturz verstanden werden. Gerade dieses geistigen Gehaltes wegen sollte das Stück bereits 1792 in Paris in einer der Revolution angepassten Fassung mit großem Erfolg aufgeführt und Schiller im selben Jahr von der Französischen Republik die Ehrenstaatsbürgerschaft verliehen werden.

Wer aber den theatergeschichtlich ungemein bedeutsamen Auftritt überhaupt erst möglich gemacht hatte, war der bayerische Kurfürst Carl Theodor. Mannheim war eine pfalzbayerische Stadt, die der Wittelsbacher mit seiner Vorliebe für die Wissenschaften, die Architektur und die Künste zu einer geistigen Hochburg von europäischem Rang geformt hatte. Unter jenen, die von Carl Theodor, der selbst Querflöte und Cello spielte, persönlich gefördert wurden, sind Namen wie Voltaire und Mozart zu finden, der die kurfürstlichen Kinder in Musik unterrichtet und im Auftrag des Kurfürsten die Oper «Idomeneo» (1781) komponiert hatte.[2]

Carl Theodor hatte im Jahr 1777, nach dem Tod des Kurfürsten Max III. Joseph, des letzten Wittelsbachers aus der bayerischen Linie, dessen Nachfolge angetreten und wurde damit «Herr der sieben Länder» (Kurfürstentum Bayern, die Kurpfalz, Pfalz Neuburg an der Donau, Pfalz Sulzbach, das Herzogtum Jülich und Berg, das Marquisat Bergen op Zoom sowie das Herzogtum Pfalz Zweibrücken), was Friedrich den Großen zu der Äußerung veranlasste, dieser sei das «größte Glücksschwein» und habe «mehr Länder geerbt, als er selbst erobert» habe.[3] Gemäß dem Erbvertrag sollten die Pfalz und Kurbayern fortan ein unteilbares Ganzes sein und die Residenz von nun an in München liegen, wohin Carl Theodor sie demgemäß auch 1778 verlegte.

Wie aber müssen wir uns das eigentümliche Land am Rand der Alpen, das von einem der ältesten Adelsgeschlechter Europas regiert wurde, am Vorabend der Französischen Revolution vorstellen? Das Leben im alten Bayern spielte sich in 34 Städten, 70 Märkten, rund 4700 Dörfern und etwa 11.000 Einöden ab.[4] Mehr als 90 Prozent der 2.328.294 Einwohner zählenden Gesamtbevölkerung lebten auf dem Land auf 112.524 bäuerlichen, unter Lehnsherrschaft stehenden Hofstellen.[5] Die ländlichen Bewohner Bayerns beschrieb der Reisende Friedrich Nicolai 1784 wie folgt: «Man sieht in Bayern viele Personen von untersetzter Statur, große, starke, breitschultrige und nur selten schlanke Personen. Unter dem gemeinen Volke bemerkt man viel runde Köpfe und Bierwänste; aber in diesen dicken Köpfen ist Kraft …»[6]

Bis zu zehn Kinder oder mehr waren üblich, wovon ein Teil bereits vor dem Ende des ersten Lebensjahres starb und die anderen üblicherweise ab dem Alter von sieben in die harte Arbeitswelt eingebunden wurden. Hierdurch mitbedingt, konnte die Hälfte der bayerischen Bevölkerung weder schreiben noch lesen. Der Anteil der Armen lag bei mindestens 6 Prozent, ernst zu nehmende Schätzungen reichen bis zu 25 Prozent.[7] Besonders offen zutage trat die Armut in der Residenzhauptstadt an der Isar.

Wer heute durch die Straßen der Millionenstadt München geht, betritt eine der schönsten und reichsten Metropolen Deutschlands, was im äußeren Erscheinungsbild der Straßen und Geschäfte, die in ihren luxuriösen Angeboten keine Wünsche offenlassen, vielfach sichtbar ist. Im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts bot sich dem Besucher ein gänzlich anderes Bild. München zählte 40.000 Einwohner, worunter 2000 Bettler waren! Die Anzahl der Armen war so groß, dass das gesamte Stadtbild von Elend geprägt war.[8]

Graf Rumford, der Adjutant und Kämmerer des Kurfürsten, ließ in einer großen Polizeiaktion am 1. Januar 1790 mit einem Schlag alle Bettler Münchens festsetzen und sie in ein rechts der Isar gelegenes Arbeitshaus schaffen, wo sie untergebracht wurden, ihren Lebensunterhalt verdienen und umsonst essen konnten. Die Arbeit bestand u.a. im Weben von Uniformen für die bayerische Armee sowie in der Herstellung der zugehörigen Knöpfe, die Kinder erhielten unentgeltlichen Schulunterricht. Vielfach wurde dort eine von Rumford eingeführte und nach ihm benannte Suppe, die Rumfordsuppe, ausgegeben. Ursprünglich für die bayerische Armee gedacht, hielt das alles andere als appetitlich aussehende, doch nahrhafte Gericht schon bald auch in den öffentlichen Suppenanstalten für Arme Einzug. Der Architekt Friedrich von Gärtner schrieb über das innovative Küchengebräu: «Ich meines Erachtens möchte nicht unter die Rumforder Suppenkünstler kommen, eher gehe ich auf die nächstbeste Galeere und knabbere meinen Zwieback.»[9]

Auf dem Land war der von Natur und Jahreszeiten bestimmte Alltag in ein eng verflochtenes, soziales Gefüge eingebunden. Es bestand Zunftzwang, was eine lebenslange, verbindliche Zugehörigkeit zu einem ganz bestimmten Gewerbe bedeutete.[10] «Veränderung» war im Allgemeinen etwas, was äußert selten vorkam. Zwar hatte es im 18. Jahrhundert auch einige Kriege gegeben, die das Land in weiten Teilen verwüsteten und verheerten, doch konnte sich das Leben danach immer wieder in seinen alten, festgefügten Bahnen einpendeln. Der Tag begann im Sommer morgens um vier Uhr, und man arbeitete bis sieben Uhr am Abend. Zu Mittag gab es eine halbe Stunde Brotzeit und am Nachmittag noch einmal eine Viertelstunde Pause. In den Töpfen waren zumeist Roggenknödel, Mehlspeisen oder Kraut mit Schmalz, was man zusammen mit Brot aus einer gemeinsamen Schüssel mit den Fingern aß. Dem Verzehr der Kartoffel stand man allgemein noch misstrauisch gegenüber, ihr flächendeckender Anbau begann erst, angeregt durch Rumford, in den 1790er Jahren.[11] Von deftigem Schweinsbraten konnten die Allermeisten nur träumen und taten dies wohl auch; wenn es ihn denn gab, dann höchstens an besonderen Festtagen wie Hochzeiten oder Kirchweih. Das traditionelle Krautfass stand meistens im Haus, was das ganze Jahr über zu einem säuerlich-abgestandenen Geruch in den Wohnstätten führte. Der soziale Mittelpunkt des Dorfes war neben der Kirche das Wirtshaus, über ein solches der Reisende Johann Kaspar Riesbeck im Jahr 1784 berichtete: «Meine Augen drangen nach und nach durch den dicken Dampf und da erblickte ich mitten unter fünfzehn bis zwanzig berauschten Kerlen den Pfarrer oder Kaplan des Orts, dessen schwarzer Kittel ebenso beschmiert ist, als die Kittel seiner geistlichen Kinder. Er hält gleich den übrigen einen Pack Karten in der linken Hand und schlägt sie mit der rechten einzeln eben so gewaltig, wie die anderen, auf den (…) Tisch, dass die ganze Stube zittert.»[12]

Wer sich auf eine Zeitreise in das alte Bayern einschließlich eines solch uralten Wirtshauses begeben möchte, kann dies im Museumsdorf Bayerischer Wald bei Tittling tun, wo der Reiseunternehmer Georg Höltl in privater Initiative mehr als 150 bayerische Bauernhäuser aus den Jahren 1580–1850 vor dem Abriss rettete und diese um eine fast 600 Jahre alte Mühle herum in originalem Zustand wieder aufbauen ließ. An einem der Häuser sind im Holz sogar mehrere Dutzend Einschussspuren zu sehen, die französische Soldaten einer mündlichen Überlieferung zufolge 1812 auf dem Weg nach Russland durch Schießübungen hinterließen. Weiter befindet sich dort eine aus Holz gebaute «Napoleonkapelle» mit kunstvollen Schnitzereien, reichen Sägearbeiten und gemalten Ornamenten, die der bayerische Soldat Matthias Tomerl 1828 aus Dank für seine Heimkehr aus dem Russlandfeldzug errichtete.[13] Während die altbayerischen Häuser von außen überaus idyllisch und schmuck anzusehen sind, erhält man in ihrem Inneren einen Eindruck, wie beengt und dunkel das Leben in ihnen war.

Zudem hing in fast allen Bauernstuben ein massives Holzkreuz. Altbayern war von tiefstem Katholizismus geprägt, was so weit ging, dass die Landbewohner beim Papstbesuch in München 1782 diesen während seiner Reise baten, ihnen das Vieh zu segnen, was er auch tat.[14] Die katholische Kirche gab geistige Orientierung, verfolgte aber auch handfeste weltliche Interessen: Klöster und Pfarreien nannten 56 Prozent des Grundbesitzes ihr Eigen. Die Priester und Mönche genossen in den Städten und Dörfern gemeinhin höchstes Ansehen, und die Religionsausübung bestimmte in Form von Messen, Andachten, Wallfahrten, Prozessionen und der großen kirchlichen Feste das Jahr.[15]

Die Reisende Caroline Schlegel-Schelling berichtete über ihre Eindrücke in München im Jahr 1800: «Hier ist nun eine ganz andere Welt, dergleichen ich noch nicht gesehn, denn München liegt in einer unabsehlichen Ebene und die Tiroler Berge zeigten sich nur von einer Seite wie leichte blaue Schatten am Horizont. Und die Menschen, die Trachten und so weiter! Das ist ein Blut und ein Fleisch und ein Bein! Die Mädchen wunderschön, goldene Mützen, vortrefflichen Haarwuchs und dazu lange seidene Kleider für die eleganten, für die Philisterinnen Röcke mit hunderttausend Falten, lange Taillen, Kamisöler [kurze Ärmeljacken] mit steifen Schößen mit silbernen Ketten, das Brusttuch geschnürt, offene Busen und welche! Die Bauernweiber in Pelzkappen und steifen Korsetten wie ein Panzer, in dem sie nur so drin stecken. Ich habe schon alles Volk durcheinander gesehen, denn heut ist eben ein Feiertag, und es gab eine Prozession, der fast die ganze Bürgerschaft folgte. Solche dicke Andacht ist mir denn noch nicht vorgekommen. Die Leute scheinen in ihrer derben Leiblichkeit doch gar nichts mehr von ihrem Leibe zu wissen, wenn sich der hochwürdige Leib naht. Ihre Rosenkränze nahmen kein Ende, die Kügle daran so dick wie welsche Nüsse und silberne Kruzifixe von einer Viertelelle [ca. 8 Zentimeter].»[16] Man erahnt beim Lesen dieses Berichtes, dass die ausgeprägten bayerischen Eigenheiten keinesfalls eine reine Gegenwartserscheinung, sondern historisch tief verwurzelt sind, und erkennt darin bereits anno 1800 das «Mia san mia». Der Fortbestand dieses ausgeprägten bayerischen Selbstbewusstseins hing jedoch vor allem im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts an einem seidenen Faden.

Die bayerische Europaministerin Beate Merk sprach bei einem Staatsbesuch in Österreich 2014 von einer «Seelenverwandtschaft» mit dem Nachbarland und «traditionell guten Beziehungen».[17] Ist die von der Ministerin genannte Tradition für die Zeit nach dem Vertrag von München (1816) durchaus zutreffend, so war für die Zeit davor das genaue Gegenteil der Fall. Statt einer Seelenverwandtschaft herrschte eine tief verwurzelte Erbfeindschaft.[18] Jahrhundertelang hatte das seinerzeit mächtige Österreich immer wieder versucht, sich Bayern einzuverleiben, weshalb dort die Nachbarn bis in die kleinste Bauernhütte hinein zutiefst verhasst waren. In der Sendlinger Mordweihnacht des Jahres 1705 hatten Reichstruppen rund 1100 aufständische bayerische Bauern, die sich bereits ergeben hatten, vor den Toren Münchens an Heiligabend abgeschlachtet, was sich tief in das kollektive Gedächtnis eingegraben hatte. Zwar weiß die Forschung heute, dass es sich bei den Angreifern um fränkische und ungarische Soldaten gehandelt hatte, doch glaubte man in Bayern bis ins 20. Jahrhundert, dass österreichische Truppen für das Massaker an Unbewaffneten verantwortlich gewesen wären.[19]

Im Lauf des 18. Jahrhunderts hatte Österreich mehrfach ohne Erfolg versucht, Bayern an sich zu reißen, dessen Eingliederung seit Langem ein Hauptziel der Wiener Außenpolitik darstellte. Als im Jahr 1777 Kurfürst Max III. Joseph kinderlos das Zeitliche segnete und mit ihm die bayerische Linie der Wittelsbacher ausstarb, suchte Kaiser Joseph II. diese Gelegenheit zu nutzen, indem er einen reichlich konstruierten Erbanspruch auf Niederbayern und die Oberpfalz erhob.[20] Der Nachfolger auf dem bayerischen Kurfürstenthron Carl Theodor zeigte bei geheimen Verhandlungen auch tatsächlich Bereitschaft, in einem Tauschhandel gegen Vorderösterreich weite Teile Altbayerns an Österreich abzutreten.

In Berlin jedoch war der preußische König Friedrich der Große keinesfalls gewillt, eine derartige Machtausdehnung der Habsburger in Süddeutschland hinzunehmen, und ließ seine Truppen in Böhmen einmarschieren, während Bayern neutral blieb. Der Bayerische Erbfolgekrieg, wohlgemerkt ohne bayerische Beteiligung, wurde wegen seiner militärischen Ereignislosigkeit von den preußischen und österreichischen Soldaten auch «Kartoffelkrieg» oder «Zwetschkenrummel» genannt, da die Hauptbeschäftigung tatsächlich darin bestand, in den Dörfern fuhrenweise Lebensmittel zu beschlagnahmen.

Der Bayerische Erbfolgekrieg endete mit dem Frieden von Teschen am 13. Mai 1779. Kurfürst Carl Theodor trat darin das Gebiet rechts des Inns ab und erhielt dafür die Anerkennung seines – ohnehin legitimen – Erbanspruches auf Altbayern.[21] Die sogleich einsetzende österreichische Verwaltungstätigkeit in Innbayern, das als neuer Teil Oberösterreichs in «Innviertel» umbenannt wurde, gibt eine ziemlich klare Vorstellung davon, was auf ganz Bayern im Falle einer österreichischen Annexion zugekommen wäre. Die kurbayerischen Beamten und der Adel mussten einen Treueid auf Kaiser Joseph II. leisten. Eine neue Kirchen- und Schulordnung war als Eingriff in altbewährte Lebensgewohnheiten sehr unbeliebt; was aber die Bewohner in höchstem Maße aufbrachte, war, dass, da es in Bayern seit Menschengedenken eine besondere Beziehung zum schäumenden Gerstensaft gab und gibt, durch die Einführung höherer Getränkesteuern viele Brauereien schließen mussten. Ebenfalls kam bei der altbayerischen Bevölkerung äußerst schlecht an, dass die neuen Herren sofort nach der Einverleibung damit begannen, Lehrer aus Wien zu schicken, um den österreichischen Dialekt zu lehren.[22]

Die Einwohner standen dem Länderwechsel durchweg feindlich gegenüber, was dazu führte, dass in dem Dorf Kopfing Bauern mit Dreschflegeln auf die österreichischen Soldaten losgingen und sie aus dem Dorf verjagten. 1814/15 erschien, angelehnt an Arndts populäre Schrift «Der Rhein, Teutschlands Strom, aber nicht Teutschlands Grenze», eine anonyme, probayerische Flugschrift mit dem Titel «Der Inn – Baierns Strom aber nicht Baierns Grenze», und noch hundert Jahre später sehnte sich ein Teil der Bevölkerung zurück nach Bayern.[23] Auch wenn in der Gegenwart diese alte Zugehörigkeit in Vergessenheit geraten ist und sich kaum ein Innviertler zurück in den weißblauen Freistaat wünscht, so blickt doch am einstigen Mautnersitz, dem sogenannten Rabenhaus in Braunau am Inn, bis auf den heutigen Tag ganz oben vom Steiggiebel majestätisch der bayerische Löwe auf den Vorübergehenden herab.[24]

Nachdem das erste Tauschprojekt durch das Eingreifen Friedrichs des Großen gescheitert war, verfolgte Carl Theodor einen neuen Plan, der vorsah, Altbayern gegen die Österreichischen Niederlande (Belgien) einzutauschen, was ihn bei seinen Untertanen noch unbeliebter machte. Auch dies scheiterte am Widerstand des «Alten Fritz», der 1785 den gegen die Tauschpläne gerichteten Deutschen Fürstenbund, bestehend aus Preußen, Sachsen und Hannover, ins Leben rief.[25]

Da auf diese Weise einzig der preußische König gleich zweimal eine Annexion Bayerns durch Österreich verhindert hatte, hing aus Dankbarkeit in vielen bayerischen Häusern und Hütten nicht das Bildnis Carl Theodors an den Wänden, sondern das Friedrichs des Großen.[26] Der Beinaheverlust der staatlichen Unabhängigkeit stärkte in breiten Schichten der Bevölkerung ein in diesem Ausmaß vorher nicht gekanntes bayerisches Nationalbewusstsein. Neben seinen unbayerischen Umtrieben war der Kurfürst bei den Untertanen zudem unbeliebt, weil er sich bei Hof fast ausschließlich mit «räigschmeggden» Pfälzern umgab. Der Streit mit dem Münchner Rat war fast ein Dauerzustand und eskalierte 1788 derart, dass der Kurfürst die Residenz kurzfristig wieder nach Mannheim verlegte. Weiter hatte Carl Theodor den katholischen Moralvorstellungen wenig entsprechend mit Bürgerstöchtern und Tänzerinnen zwischen 60 und 200 uneheliche Kinder gezeugt, was mit einer ausgeprägten Günstlings- und Mätressenwirtschaft verbunden war, da die Sprösslinge und deren Mütter auf Staatskosten unterhalten wurden.[27] So machte der sinnesfreudige Wittelsbacher etwa die Bäckerstochter Eleonore Huber kurzerhand zur Gräfin von Bergstein.

Nachdem die Landtauschpläne an den machtpolitischen Realitäten gescheitert waren, ging Carl Theodor mit Hilfe seines überaus fähigen Kammerherrn und Adjutanten Graf von Rumford[28] dazu über, sein geerbtes Reich zu gestalten. Im Sommer des Jahres 1789 zählte dazu vor allem die Anlage des Englischen Gartens an der Isar, der heute zu den größten öffentlichen Parkanlagen der Welt zählt. In den 1780er Jahren befanden sich hier die von mehreren Bächen durchströmten, wildreichen Wälder der zum Teil sumpfigen Isarauen, woran noch heute die Bezeichnung Hirschau erinnert.[29] Hier sollten, so die Idee des Grafen von Rumford, kurfürstliche Soldaten in Friedenszeiten in kleinen Gartenparzellen die Landwirtschaft erlernen. Mit den Arbeiten in den Wäldern an der Isar wurde im Juli 1789 begonnen, wobei der Park nach Rumfords Vorstellungen im Unterschied zum französischen Barockgarten mit seinen symmetrischen Sichtachsen im natureingebundenen englischen Landstil angelegt werden sollte. In Abgrenzung zu den Gärten des Ancien Régime entsprach der neue Gartenstil dem Gedankengut der Aufklärung, der, anders als die planmäßig ausgerichteten Barockgärten, die menschliche Natur widerspiegeln und deren freie Entfaltung ermöglichen sollte.

Rumford erweiterte den Plan der in seinen Anfängen «Theodorpark» genannten Anlage schon bald dahin, dass er die Fläche vergrößern ließ und dem Kurfürsten die Öffnung der Anlage für alle Münchner vorschlug. «Mein Werk», so Rumford, «soll nicht bloß einem Stande sondern dem ganzen Volke zugutekommen.»[30] Dabei ging es ihm vor allem darum, mit und in dem Park eine Stätte der Annäherung zwischen den Ständen zu schaffen und so nach den Ereignissen in Paris das revolutionäre Potential, das es in Bayern ebenfalls gab, zu entschärfen. Dem Rat des in seinen Diensten stehenden Engländers folgend, ließ Carl Theodor am 13. August 1789 das Gelände östlich der Militärgärten in die erste öffentliche Parkanlage Europas umwandeln. Im Frühjahr 1792 wurde der Park für die damals rund 40.000 Münchner Bürger geöffnet, wobei sich schon bald die Bezeichnung «Englischer Garten» durchsetzte.

Inmitten dieses Parks mit seinen an warmen Sommertagen zahlreichen Besuchern aus aller Welt, altehrwürdigen Bäumen, bayerischer Polizei zu Pferd, Nackten auf der Wiese und fotografierenden Touristen muss man heute schon all seine Vorstellungskraft bemühen, um vor seinem inneren Auge auferstehen zu lassen, woran die Inschrift einer 1789/90 errichteten steinernen Rundbank beim Monopteros erinnert: «Hier wo ihr wallet [weilt] da war sonst Wald nur und Sumpf.»

Von der Französischen Revolution zum I. Koalitionskrieg

«Nun lernt das Volk einmal kennen, was es vermag.»
Ein Münchner, 1794

Während man in den Wäldern im Nordosten Münchens fleißig schaufelte und rodete, wurde Paris von der Französischen Revolution erschüttert. Die neu konstituierte Nationalversammlung verabschiedete die Erklärung der Menschenrechte, verstaatlichte die Kirchengüter, hob die Leibeigenschaft auf und schränkte die bislang absoluten Rechte des Königs stark ein.

Dieses möglicherweise wichtigste historische Ereignis der Neuzeit im bevölkerungsreichsten Land Europas löste in sämtlichen anderen Staaten nicht wenig Besorgnis aus, da man ein Übergreifen der revolutionären Gedanken fürchtete. In Bayern verfügte Kurfürst Carl Theodor bereits am 11. September 1789 das Verbot des Verkaufs aller Druckwerke «von den französischen Unruhen».[31] Die Anordnung zeigte, wie ernst Carl Theodor die Ereignisse in Paris nahm und auch nehmen musste, denn tatsächlich kam es in München 1794/95 zu gefährlichen Unruhen und revolutionsähnlichen Tumulten. Weil etwa im Herbst 1794 zwei Schlossergesellen aufgrund einer Lappalie entlassen worden waren und es anschließend infolge von Protesten zu Verhaftungen kam, entwickelte sich binnen kürzester Zeit ein Streik von 4000 bis 5000 Handwerkern, was die Residenzhauptstadt lahmzulegen drohte. Die Protestierenden setzten auf dem Rathaus die Ratsmitglieder fest und zogen drohend vor die Residenz. Kurfürst Carl Theodor blieb daraufhin nichts anderes übrig, als den Forderungen nach Entlassung der Inhaftierten nachzukommen, was den an dem Streik beteiligten Seidenwirker Lorenz Seyfried sagen ließ: «Nun lernt das Volk einmal kennen, was es vermag.»[32]

Auch der Reichstag des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation in Regensburg beschäftigte sich mit den Zuständen in Paris und beratschlagte über einen Krieg gegen das revolutionäre Frankreich, wobei der bayerische Kurfürst von einem solchen mit den bedachtsamen Worten abriet: «Lasse man die Franzosen experimentieren über Volkstum und Freiheit; lasse man sie gefährliche Versuche wagen über die beste Regierung und sei man auf sich und die Seinigen bedacht. Ist ihre Sache gut und fördert sie das Wohl der Völker, so hat sich keine fremde Macht darein zu mengen und ihr Beglückungssystem zu stören oder zu hemmen; ist aber faul im Kerne ihr ganzes Wesen (…), so werden sie die üblen Folgen selbst wohl fühlen und ihren Frevel und ihren Unsinn büßen (…). Mengt sich keine fremde Macht in Neuerungsversuche der Franzosen, so reiben sich ihre Fraktionen im Inneren gegenseitig auf; will man sie aber durch Waffengewalt bezwingen, so sind alle Fraktionen einig, den ungeladenen Gast vom Hals zu schaffen.»[33]

In dieser historisch überaus brisanten Situation starb Kaiser Leopold II., und es folgte ihm der 24-jährige Franz II. auf den Thron des Alten Reiches. Ein Biograph skizzierte diesen erzkonservativen Habsburger wie folgt: «Er war ein zaudernder Bewahrer, ein Feind alles Neuen und aller Neuerungen, den kaum etwas aus der Fassung brachte und der nichts bewegte. (…) In seiner Regierungszeit wurde Österreich zu einem Hort der Reaktion, zum Inbegriff staatlicher und gesellschaftlicher Unbeweglichkeit.»[34] Sein Wunsch, das Alte zu bewahren, ging im privaten Bereich so weit, dass er nicht nur zahlreiche Tiere für seine umfangreiche Sammlung ausstopfen ließ, sondern auch einen Schwarzafrikaner (nach dessen natürlichem Ableben), der dann neben den anderen Stücken ausgestellt wurde.[35] Das Hauptaugenmerk des von seinem Gottesgnadentum tief überzeugten Franz II. lag durchgehend auf einer Stärkung seiner österreichischen Hausmacht und nicht auf der Sicherung des Alten Reiches, was zu dessen Ende 1806 wesentlich beitrug.

In den ersten Monaten seiner Regentschaft war der neue Habsburger auf dem Thron des Reiches zunächst zu einem militärischen Vorgehen gegen das revolutionäre Frankreich fest entschlossen, wozu allerdings die finanziellen Mittel fehlten. Schließlich war es Frankreich, das Österreich am 20. April 1792 den Krieg erklärte, woraufhin Preußen an die Seite Wiens trat. Am 22. März 1793 wurde der Reichskrieg ausgerufen. Kurfürst Carl Theodor schickte sein 5105 Mann starkes, schlecht ausgebildetes Truppenkontingent allerdings erst nach erheblichem Zögern und unter massivem österreichischen Druck ins Feld.[36] Da in Bayern der Soldatenberuf allgemein schlecht angesehen war, ja als Schande galt, und zudem noch schlecht bezahlt wurde, musste der Kurfürst dazu übergehen, für den Krieg Bettler zwangsrekrutieren zu lassen.[37] Auch war die aus 18 Regimentern bestehende bayerische Armee, was Ausrüstung und Motivation anging, minderwertig. So hatte der größte Teil der Kavalleristen nicht einmal Pferde. Rumford hatte die kurfürstliche Armee immerhin mehrfach neu einkleiden lassen, was die Kampfkraft der Truppe aber wohl nicht nachhaltig verbesserte. So berichtete der Jurist Carl Ignatz Geiger: «Die lächerlichste Figur macht hier unter allen unstreitig das Militär. Es ist die Puppe für den Chevalier Thomson [Rumford], die er zu seinem Zeitvertreib alle Augenblicke aus- und anzieht. In der Zeit von ungefähr anderthalb Jahren hat er wohl vier oder fünfmal Farbe und Tracht verändert (…). Der kindische, ganz verstümmelte Schnitt dieser Kleidung macht schon ein erzburleskes Aussehen.»[38]

Neben der fragwürdigen ästhetischen Erscheinung waren die von Rumford neu eingeführten Uniformen zu eng und behinderten die Beweglichkeit. Der bayerische Generalmajor von Gaza berichtete: «Die Montierung, so schön sie [ist] und für jeden, der sie trägt kommode [stattlich] aussieht, [ist] im Sommer zu warm, im Winter zu kalt und zum Tragen auf dem Marsch zu allen Zeiten zu beschwerlich.»[39] Bei den auf diese Weise neu eingekleideten kurfürstlichen Soldaten selbst handelte es sich zumeist um «Müßiggänger und völlig rohe Leute», die, so ein Zeitzeuge, «keine Liebe zu ihrem Vaterland hatten» und einzig und allein durch «die Not, das Elend und [den] Bettel»[40] unter den kurfürstlichen Fahnen dienten. Allerdings trat 1792 auch der 25-jährige Heidelberger Forstmeister Carl Philipp Wrede zunächst in die österreichische und dann in die kurfürstliche Armee ein, wo er innerhalb weniger Jahre zu einem der fähigsten Heerführer und mächtigsten Männer Bayerns aufsteigen sollte.

Indessen verhandelte das Habsburgerreich gleich zu Beginn des Krieges über Kriegsentschädigungen auf Kosten Bayerns, wobei von französischer Seite zugestanden wurde, Österreich könne seinen Territorialausgleich für das mittlerweile von den Revolutionstruppen eroberte Belgien in Bayern suchen. 1793 folgte ein neuer Vorstoß des österreichischen Staatskanzlers Thugut, sich zum Ausgleich für die Preußen zugefallenen polnischen Gebiete an Bayern schadlos zu halten und die Wittelsbacher mit Elsass-Lothringen zu entschädigen. Preußen trat jedoch 1795 durch den Sonderfrieden von Basel (5. April 1795) aus dem Krieg aus, was die Koalition erheblich schwächte. Es gelang den französischen Armeen, auf breiter Front bis an den Rhein vorzudringen. Dabei gingen sämtliche linksrheinische Gebiete Pfalzbayerns verloren, und ein erheblicher Teil der verwundeten oder krank gewordenen bayerischen Soldaten verendete in den menschenunwürdigen Lazaretten wie dem von Mainz.[41]

Am 24. Juni des Jahres 1796 überschritt der französische General Moreau mit 78.000 Mann den Rhein und drang nach Süddeutschland vor, eine weitere Revolutionsarmee unter General Jourdan marschierte in Richtung der Oberpfalz. Carl Theodor, der nun fürchten musste, der Krieg könne das Kurfürstentum erreichen, erklärte Bayern im August für neutral und berief seine Truppen aus der Reichsarmee zurück. Österreich verweigerte deren Abzug jedoch und drohte, für den Fall, dass dieser vollzogen werde, das Land als feindlich zu behandeln.[42] Zu diesem Zeitpunkt war die bayerische Armee durch Verluste und Krankheiten bereits stark geschwächt, was den Handlungsspielraum des Kurfürsten stark einengte.[43]

Die Franzosen plünderten unterdessen bei ihrem Vormarsch hemmungslos, wobei allerdings die von den «verbündeten» Österreichern zu verantwortenden Verheerungen noch weit schlimmer waren. Auf dem Münchner Gasteig etwa wurden sämtliche der dort befindlichen rund 50 Bierkeller heimgesucht und dabei im Keller des Angerklosters, in Bayern ein Sakrileg, die vollen Bierfässer willkürlich zertrümmert, «dass man im Bier bis an die Knie waten konnte».[44]

Das Verhältnis zwischen den bayerischen und österreichischen Truppen war vor allem wegen der Überheblichkeit der Letzteren durchgehend schlecht, Auseinandersetzungen und Handgreiflichkeiten waren an der Tagesordnung. In Ingolstadt kam es infolge einer von österreichischen Soldaten zugerufenen Beschimpfung «Bettelsoldaten, Bettelfürstensoldaten» zu einer Prügelei mit tödlichem Ausgang.[45] In München notierte der österreichische Gesandte: «Die Leute sagen, man muss die Franzosen unterstützen, um Österreich zu demütigen, damit es nicht mehr an Akquisition von Bayern denken kann. Dieses ist die allgemeine Sprache der Geistlichkeit, aber noch mehr des Adels.»[46]

Die französischen Truppen trugen mit ihrem Verhalten allerdings nicht viel dazu bei, diese Stimmung zu verstärken. Bauernhäuser wurden zu Tausenden geplündert, die Einwohner misshandelt und die Frauen vergewaltigt. Ein Beamter in Blumenthal berichtete: «Ihre [der Franzosen] Raubsucht und so auch ihre Geilheit, welcher auch manchmal die ältesten Weiber nicht entgingen, ist überall bekannt. Aber ihre schwelgerische Lebensart ist außer Beschreibung. Den ganzen Tag fraßen und soffen sie wie das liebe Vieh so lang, bis sie sinnenlos dahin fielen, ihren Rausch ausschliefen, sodann wieder von vorn anfingen. Hieraus hat sich nun ergeben, dass die Leute, welche sie bedienen mussten, weder Tag noch Nacht Ruhe hatten. Denn wenn eine Partie ausgeschlafen hatte, so fiel die andere darnieder und erstere fing wieder an. Es ist unglaublich, wie Menschen ausarten können, wenn einmal Religion und alle Bande der Ordnung zerstört sind.»[47] In Wolnzach beobachtete ein Kapuzinermönch ganz ähnlich: «Die anderen Franzosen betreffend, die Marodeure, ist Rauben, Stehlen, Fressen und Saufen und endlich Huren ihr Lieblingsgeschäft. Wenn sie hiermit nicht befriedigt werden, folgen Gewalttaten. In einem benachbarten Dorfe kamen elf solcher Bösewichter in ein Bauernhaus. Es waren die betagten Eltern und drei erwachsene Töchter da, die sie missbrauchen wollten. Die jüngeren zwei unterliegen schon der Gewalt, die ältere zieht sich zum Ofen zurück, allwo siedendes Wasser war und schüttete es auf die Franzosen, womit ihre geile Brunst gelöscht war. Sie verließen darauf das Haus sofort unter erbärmlichstem Geschrei.»[48]

Nicht so viel Glück wie die Bauerstochter hatten Tausende andere Landbewohner. Der Pfarrer von Bogenhausen wurde an den Haaren im Pfarrhof herumgezogen, um ihm Geld abzupressen, in Kühlbach warfen die Franzosen zwei Schwerkranke einfach aus ihren Betten, um es nach Geld zu durchsuchen. Auch alte, gebrechliche Menschen wurden aus ihren Bettstätten gezerrt und mit Stricken gepeitscht. In Ambach wurde ein Bauernhof angezündet und durch gewaltsames Festhalten des Bauern verhindert, dass er das brüllende Vieh aus dem brennenden Stall treiben konnte. In Grießbeckerzell hatten sich alle Bewohner in den Wäldern versteckt, wo die Franzosen eine förmliche Treibjagd auf sie veranstalteten, um sie dann brutal zu misshandeln und auszurauben. In dem Dorf Vielenbach, wo sich die Bauern mit Sensen wehrten, wurden elf Einwohner kurzerhand erschossen. In Detzenacker wurde der Pfarrer beinahe mit einem Holzscheit totgeschlagen, in Sandizell durchwühlten die Franzosen bei der Suche nach verborgenen Schätzen sogar den Friedhof und spielten anschließend mit den Gebeinen. Zahlreiche Kirchen wurden geschändet, in Aresing wurde das den Bauern weggenommene Vieh in der Kirche geschlachtet und das Fleisch auf dem Altarstein zerlegt. Dass es sich bei diesen Gräueltaten keinesfalls um Einzelfälle handelte, belegen die zahlreichen Augenzeugenberichte und Aufzeichnungen aus dem Jahr 1796, die in den bayerischen Pfarrarchiven lagern.[49]

Als sich die französischen Truppen Ende August schließlich München näherten, wurden die kurfürstlichen Kunstsammlungen auf zehn Holzflößen auf der Isar und der Donau hinab in das österreichische Linz in Sicherheit gebracht.[50] Aus der Freien Reichsstadt Nürnberg, dem traditionellen Aufbewahrungsort der Reichskleinodien, wurden dieselben heimlich über Regensburg und Passau nach Wien gebracht, wo sie sich heute in der Schatzkammer der Hofburg befinden.

Carl Theodor selbst floh aus Bayern in das neutrale Sachsen auf das Schloss des dortigen Gesandten und vertraute das militärische Oberkommando über die Hauptstadt Graf von Rumford an. Die Münchner waren über die Abreise des für sein ausschweifendes Hofleben berüchtigten Kurfürsten alles andere als unglücklich. Der Magistrat schickte der Armee Moreaus eine kleine Delegation entgegen, die aus Angst vor den Österreichern bei Nacht und Nebel reisen musste, um Schonung für München zu erbitten. Tatsächlich gab Moreau die erhoffte Zusage.

Am 1. September stand die Rheinarmee schließlich vor München, während sich die Österreicher östlich hinter die alte Isarbrücke zurückgezogen hatten. Zwölf Tage lang wurde um den wichtigen Flussübergang erbittert gekämpft, und die französischen Revolutionstruppen rannten immer wieder gegen die Brücke an, wobei sie schließlich bis zur heutigen Museumsinsel gelangten. Auf dem am westlichen Eingang der Brücke gelegenen Roten Turm wurden Scharfschützen in Stellung gebracht, die die österreichischen Bedienungsmannschaften der Artillerie unter Feuer nahmen. Diese schossen vom östlichen Ufer des Flusses mit Kanonen vom Gasteig herab auf die Angreifer, wobei die Residenzstadt mehrfach getroffen wurde. Mitten in eine Sitzung des Landesdirektoriums hinein (und sie zugleich beendend) schlug eine Kugel in den Kamin des Freiherrn von Weichs und bewirkte, dass die tagenden Räte binnen Sekunden rußschwarze Gesichter hatten.[51] Eine große Kanonenkugel prallte gegen das Dach des Germsiederhauses in der Sterneckergasse, stürzte herab und fiel einer Magd, die gerade dabei war, Wasser zu holen, in den Eimer.[52]

Weitere Geschosse durchschlugen das Dach der Peterskirche und versetzten die mitten im Hochamt betenden Gläubigen in Angst und Schrecken, woran oberhalb des nordwestlichen Chorfensters bis auf den heutigen Tag eine eingemauerte Kanonenkugel erinnert.[53] Am 8. September schossen die Österreicher wegen der dort befindlichen Scharfschützen den am westlichen Ende der Isarbrücke gelegenen Roten Turm in Brand, der als ein Wahrzeichen des alten München galt. Graf von Rumford war während der Kämpfe mehrfach auf einen Turm der Frauenkirche gestiegen, beobachtete von dort aus mit einem Fernrohr die Kämpfe und führte mit beiden Seiten Verhandlungen.

Am 7. September schlossen die Landstände und der Regentschaftsrat eigenmächtig den Waffenstillstand von Pfaffenhofen, in dem sich Bayern verpflichtete, nebst umfangreichen Materiallieferungen 16 Millionen Gulden zu bezahlen. Diese Summe entsprach dem 15- bis 16-Fachen eines bayerischen Jahresstaatshaushaltes. Moreau befahl daraufhin den Rückzug, und Kurfürst Carl Theodor kehrte am 5. Oktober in die Residenzhauptstadt an der Isar zurück. Dem Vertrag verweigerte er allerdings seine Unterschrift und blieb somit die Zahlungen an Moreau schuldig. Diese Entscheidung fand zwar in der Bevölkerung breite Zustimmung, führte aber auch dazu, dass man Bayern fortan von französischer Seite nicht mehr traute.[54]

Inzwischen eilte in Norditalien der aufstrebende General Bonaparte von Sieg zu Sieg. Die ungeheure Dynamik, mit der der im nichtfranzösischen Europa vollkommen unbekannte 26-Jährige die Bühne der Weltgeschichte betrat und den Krieg in einem Feldzug von weniger als zwölf Monaten beendete, sollte indessen lediglich ein Vorzeichen dafür sein, wie er in den kommenden fast zwei Jahrzehnten weite Teile Europas dominieren würde. Der von Napoleon geschlossene Frieden von Campo Formio (17. Oktober 1797) setzte den Rhein als neue Ostgrenze fest und errichtete französische Tochterrepubliken in Holland, Italien und der Schweiz. Der Friedensschluss mit dem Reich sowie die Neugestaltung Mitteleuropas sollten auf einem Friedenskongress in Rastatt, der am 9. Dezember zusammentrat, verhandelt werden, wobei Kaiser Franz II. ausdrücklich erklärte, die Integrität des Alten Reiches dürfe nicht verletzt werden. Dies stand in offenem Widerspruch zu den Zugeständnissen der geheimen Sonderartikel von Campo Formio, in denen Franz seine Einwilligung zur Abtretung des linken Oberrheinufers an Frankreich gegeben und dafür im Gegenzug die Zustimmung für österreichische Erwerbungen durch die Säkularisation Salzburgs und Annexionen im südöstlichen Bayern erhalten hatte.[55] Nach Campo Formio hing einmal mehr ein Damoklesschwert über der eigenstaatlichen Existenz Bayerns, dessen dünner Faden allerdings den weiteren, äußerst dynamischen Gang der Ereignisse überstehen sollte.

Von Carl Theodor zu Max IV. Joseph

«Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit.»
Schiller

Der Frieden von Campo Formio stellte sich schon bald als bloßer Waffenstillstand heraus, denn weder war England bereit, ein vergrößertes Frankreich zu dulden, noch war Kaiser Franz II. gewillt, einen derartigen Machtverlust für Österreich dauerhaft hinzunehmen. Da England ein Friedensabkommen grundsätzlich verweigerte, brach Napoleon im Mai 1798 mit einer 36.000 Mann starken Armee nach Ägypten auf, um von dort aus den englischen Handel in Indien zu treffen.[56] Es kam infolge dieses Expeditionsunternehmens zu einem Bündnis des Osmanischen Reiches, von dem Ägypten ein Teil war, mit Russland und einer Kriegserklärung beider Länder an Frankreich. Um seine eigene Position im Spiel der Großmächte zu stärken, schickte Carl Theodor Graf von Rumford als Gesandten nach London, wo dieser allerdings nicht angenommen wurde unter dem Verweis, dass er Engländer sei. Da man in Wien unmittelbar davorstand, ebenfalls der sich herausbildenden II. Koalition beizutreten, schloss Carl Theodor am 12. November 1798 in München einen Vertrag mit den Österreichern, der die Unterstellung der pfalzbayerischen Truppen unter österreichisches Oberkommando bestimmte.[57] Die Österreicher marschierten einmal mehr vorsorglich in Bayern ein und reihten die bayerischen Truppen gemäß der getroffenen Vereinbarung in ihre Armee ein.

In dieser Situation erlitt der 75-jährige Kurfürst am 12. Februar 1799 beim Kartenspiel einen Schlaganfall und fiel bewusstlos in die Arme von Kanzler Hertling. Vier Tage lang schwebte Carl Theodor zwischen Leben und Tod, während seine rechte Seite vollkommen gelähmt war und er von heftigem Fieber geschüttelt wurde. Als er schließlich am Nachmittag des 16. Februar starb, berichtete ein Münchner: «Man läutete bei den Theatinern, und die ganze Stadt fing endlich an, frei zu atmen. Das Jubelgeschrei des Volkes durchdrang die Wolken, und man rief: ‹Er wollte uns an Österreich verkaufen!›»[58] Deutlicher konnten die Münchner nicht zum Ausdruck bringen, dass der Verstorbene einer der unbeliebtesten Herrscher war, den es in Bayern je gegeben hatte. Was ihm die Untertanen einfach nicht verzeihen konnten und wollten, war die Tatsache, dass er das Land an die verhassten Österreicher hatte abtreten wollen. Gleichwohl hatte Carl Theodor dem Land auch viel Gutes gebracht, wozu vor allem die Armenfürsorge, Verbesserungen der menschenunwürdigen Bedingungen in den Zuchthäusern sowie neben der Anlage des Englischen Gartens die Öffnung der Hofbibliothek und des Hofgartens für das Volk zählten. Mehr noch hatte er München mit der Niederlegung des mittelalterlichen Mauerringes städtebaulich den Weg in die Zukunft gewiesen, wozu unter anderem der vor dem Karlstor angelegte Karlsplatz gehörte, den die Münchner allerdings aufgrund von Carl Theodors Unbeliebtheit einfach «Stachus» nannten, nach dem Namen eines dort befindlichen Wirtshauses.[59]

Mitte Februar 1799 bahnte sich der Nachfolger Carl Theodors über die verschneiten Landstraßen den Weg in das winterliche München, der die bayerische Geschichte wie kaum ein Regent vor ihm prägen sollte. Ein Tourist, der zum ersten Mal in seinem Leben nach München kommt und zwischen dem Königsbau der Residenz und der Staatsoper in der Mitte des weiträumigen Platzes vor dem eindrucksvollen Bronzedenkmal Max Josephs steht, weiß, ohne eine Ahnung von bayerischer Geschichte zu haben, hier sitzt jemand von überragender Bedeutung, jemand, der allein schon durch seine hoch in die Luft zum Friedensgruß erhobene Hand zeigt, wo es langgeht. Als man dem Wittelsbacher zu Lebzeiten die Entwürfe des Denkmals vorlegte, wies er diese entrüstet von sich mit der Bemerkung, dass er «nicht auf dem Cacatojo»[60] dargestellt werden wolle. Stattdessen solle er der Nachwelt hoch zu Ross, im mindesten Fall aber stehend in Erinnerung gebracht werden. Von einer solchen Ausführung ging der König dann auch aus, als er der Grundsteinlegung am 16. Februar 1824, dem 25. Jahrestag seines Regierungsantritts, persönlich beiwohnte. Nicht lange nach seinem Hinscheiden, man schrieb das Jahr 1825, entschied sein Sohn und Nachfolger König Ludwig I., dass das Denkmal den ursprünglichen Entwürfen entsprechend in sitzender Form ausgeführt werden sollte. Der diesbezügliche Auftrag wurde an Christian Daniel Rauch und Johann Baptist Stiglmaier gegeben, der bereits den Sarkophag des Verstorbenen in der Theatinerkirche sowie den an den Russlandfeldzug erinnernden Obelisken am Karolinenplatz angefertigt hatte. Am zehnten Todestag des Königs, am 13. Oktober 1835, wurde das Monument eingeweiht. Während sich Ludwig damit posthum über den Willen seines Vaters hinwegsetzte, gab er diesem als altrömisch thronenden Staatsmann in antiker Tunika und mit bayerischem Thronszepter ein Denkmal voll Ausdruckskraft. Im Lorbeerkranz, der anstatt einer Krone das Haupt des Königs schmückt, wurde symbolisch zum Ausdruck gebracht, dass eine Krönung niemals stattgefunden hatte.

Vor allem in den antikisierenden Reliefs des mittleren Sockelquaders lässt sich ablesen, in welchen Bereichen Bayern unter seiner Regierung binnen kürzester Zeit förmlich um Jahrhunderte nach vorne katapultiert wurde: Gesetzgebung und Rechtspflege, Ackerbau, Religion, Wissenschaft und Künste sowie die Verleihung der Verfassung im Jahr 1818.[61] Auch der Ort, an dem das Denkmal steht, befindet sich auf historischem Grund. Es steht genau neben dem einstigen Haupteingangsportal des altehrwürdigen Franziskanerklosters, das unter der Regierung Max Josephs im Zuge der allgemeinen Säkularisation (zusammen mit 400 anderen bayerischen Klöstern) aufgehoben und abgebrochen wurde, um Platz für den Bau eines Nationaltheaters, der heutigen Staatsoper, zu schaffen.

Dem grundsätzlich bürgernahen und volkstümlichen Herrscher war gleichzeitig eine gewisse Exzentrik zu eigen, so hatte er als Leibdiener einen kleinen Mohrenjungen, besaß einen großen afrikanischen Affen, mit dem er auch zu frühstücken pflegte und der die Besucher im Vorraum des Audienzzimmers der Residenz mitunter «ziemlich geringschätzig anblickte», gleichwohl «dann eifrig in seinem Geschäft des Insektensuchens fortfuhr».[62] Als möglicherweise einziger Monarch der Bayern trug er zeit seines Lebens goldene Ohrringe,[63] die zwar nicht in dem Denkmal, wohl aber in fast allen zeitgenössischen Gemälden zu sehen sind. Die rotgoldenen Ohrringe selbst befinden sich heute im bayerischen Nationalmuseum zu München.

Wie gelangte ebendieser Wittelsbacher, über den ein Zeitzeuge schrieb, er sehe aus «wie ein grober, verdrießlicher bayerischer Fuhrmann», habe aber «den Anstrich von Biederkeit und Redlichkeit»,[64] hinauf auf jene historische Höhe? Nach dem Tod Kurfürst Carl Theodors im Februar 1799 wurde zunächst auf allen öffentlichen Plätzen Münchens die Proklamation des Nachfolgers, der sich noch in Mannheim befand, verlesen, worüber der Augenzeuge Lorenz Westenrieder berichtete: «Das Jubelgeschrei und das Vivatrufen des Volkes (…) durchdrang die Wolken (…). Am freudigsten ging es (…) in den Wirtshäusern zu. Man hatte nur (…) eine Gesinnung und man zerstieß sich taumelnd die Gläser in den Händen, um selbe recht zu bekräftigen.»[65] Selten war die Ausrufung eines neuen Regenten mit solchem Jubel begrüßt und gefeiert worden, was zweifellos mit der Unbeliebtheit seines Vorgängers zu tun hatte. Als der Hoffnungsträger am Abend des 20. Februar in München ankam, war das Karlstor festlich geschmückt und vor diesem eigens ein zusätzliches Triumphtor errichtet worden, an dem er von Tausenden Einwohnern überschwänglich begrüßt wurde. «Da Maximilian», so ein Augenzeuge, «mit dem Gefolge bei dem [Karls-]Tor ankam, entstand ein solches Jubelgeschrei, dass einige Pferde an seinem Wagen scheu wurden und über die Rieme und Zugstricke schlugen, daher man Halt machen und sie wieder auslösen musste (…). Das Volk jauchzte unaufhörlich und rief Vivat Maximilian.»[66] Eine Abordnung des Magistrats der Stadt überreichte dem neuen Kurfürsten die Schlüssel Münchens, und das Volk geleitete den von Kavallerie eskortierten Kutschenzug jubelnd zur Maxburg. Diese Beliebtheit, die Max Joseph durch seine bürgerliche Einfachheit und Volksnähe dauerhaft zu pflegen verstand, sollte sich vor allem in den bevorstehenden, von tiefen Krisen und Wechselfällen bestimmten Zeiten von unschätzbarem Wert erweisen.

Mit dem neuen Kurfürsten in der Staatskarosse saß der 39-jährige Maximilian Montgelas, dessen Stern an der Seite des Wittelsbachers in der nämlichen Stunde begann, in die Höhen ungeahnter Macht zu steigen. Vor dem Luxushotel Bayerischer Hof am Promenadeplatz erhebt sich mehr als sechs Meter stehend6768