image

Don Juan Archiv Wien
Vorträge zum Theater 1

MICHAEL HAMPE

OPER –
SPIEL OHNE REGEL

MICHAEL HAMPE / MAURO PAGANO

DON GIOVANNI
OSTERFESTSPIELE
SALZBURG 1987

Konzeption
Michael Hampe (Zürich)
Matthias J. Pernerstorfer (Wien)
Hans Ernst Weidinger (Wien/Florenz)
Grafische Gestaltung
Gabriel Fischer (Wien)

Don Juan Archiv Wien (Hg.):
Vorträge zum Theater 1:
Michael Hampe: Oper – Spiel ohne Regel.
Michael Hampe / Mauro Pagano:
Don Giovanni. Osterfestspiele Salzburg 1987
.
Wien: HOLLITZER Wissenschaftsverlag 2013

© HOLLITZER Wissenschaftsverlag, Wien 2013

HOLLITZER Wissenschaftsverlag
Trautsongasse 6/6, A–1080 Wien
Eine Abteilung der
HOLLITZER Baustoffwerke Graz GmbH
Stadiongasse 6–8, A–1010 Wien
www.hollitzer.at

Skizzen, Bühnenbildentwürfe und
Szenenfoto S. 52 © Michael Hampe
Restliche Szenenfotos © Siegfried Lauterwasser;
Herbert von Karajan – Fotoarchiv

ISBN 978-3-99012-100-9 pbk
ISBN 978-3-99012-101-6 pdf
ISBN 978-3-99012-102-3 epub

INHALT

MATTHIAS J. PERNERSTORFER

DON JUAN ARCHIV WIEN.
VORTRÄGE ZUM THEATER

MICHAEL HAMPE

OPER – SPIEL OHNE REGEL

MICHAEL HAMPE / MAURO PAGANO

DON GIOVANNI
OSTERFESTSPIELE SALZBURG 1987

MICHAEL HAMPE

Notate zu Mozarts Don Giovanni

MICHAEL HAMPE

Erinnerung an Mauro Pagano

MAURO PAGANO

Don Giovanni

Skizzen und Bühnenentwürfe für Michael Hampes Inszenierung

MICHAEL HAMPE

BIOGRAPHISCHE SKIZZE

MATTHIAS J. PERNERSTORPER

DON JUAN ARCHIV WIEN. VORTRÄGE ZUM THEATER

Don Juan ist eine theater- und kulturgeschichtlich bedeutende Figur, die seit ihren Anfängen im Spanien des frühen 17. Jahrhunderts europaweit und seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert auch überseeisch Verbreitung gefunden hat und weiterhin findet. Die Spuren dieses theatralen Siegeszugs sind zahlreich und werden vom Don Juan Archiv Wien (www.donjuanarchiv.at) systematisch erfasst und dokumentiert. Ein wesentliches Interesse gilt dabei dem Don Giovanni von Da Ponte und Mozart (Prag 1787) – seiner Entstehung, Uraufführung bzw. den Aufführungen unter Mitwirkung seiner Autoren sowie seiner Rezeption.

Hans Ernst Weidinger, der sich seit den 1970er-Jahren mit der Geschichte des Don-Juan-Stoffes von ihrem Beginn bis zum Ende des 18. Jahrhunderts widmet, gründete das Archiv im Don-Juan-Jubiläumsjahr 1987 und präsentierte im Jahr 2002 einen Teil seiner Forschungsergebnisse in Form einer 16-bändigen Dissertation mit dem Titel Il Dissoluto Punito. Untersuchungen zur äußeren und inneren Entstehungsgeschichte von Lorenzo da Pontes & Wolfgang Amadeus Mozarts DON GIOVANNI.

Um die Früchte dieser Sammel- und Forschungstätigkeit der Wissenschaft zugänglich zu machen, wurde 2007 das bis dahin private Archiv unter dem Namen Don Juan Archiv Wien als theater- und kulturhistorisches Forschungszentrum mit Archiv und Forschungsbibliothek öffentlich zugänglich gemacht (damals im 1. Wiener Gemeindebezirk, Goethegasse 1). Die stetig wachsende Sammlung umfasst derzeit ca. 20.000 Libretti und Dramendrucke sowie etwa 10.000 Theaterzettel und Programmhefte in Form von Originalen, Mikrofilmen und Digitalisaten, ferner an die 30.000 Bände Textausgaben und Forschungsliteratur. Besonders erwähnenswert ist eine geschlossene Sammlung von knapp 3.000 Theaterdrucken und -manuskripten von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis in die 1930er-Jahre („Komplex Mauerbach“, erworben 1996), deren Geschichte in einem Forschungsprojekt nachgezeichnet wird und die in Form einer digitalen Bibliothek online zugänglich gemacht werden soll.

Das Don Juan Archiv pflegt allgemeine wie projektbezogene Kooperationen mit Forschungs- und Eigentümerinstitutionen sowie Wirtschaftsunternehmen im In- und Ausland. Durch zahlreiche Veranstaltungen – Don Juan Days, Symposien, Tagungen, Workshops, Forschungsgespräche – und Publikationen fördert es den wissenschaftlichen und künstlerischen Austausch auf regionaler wie internationaler Ebene.

Im Mai 2012 eröffnete das Don Juan Archiv seine neuen Räumlichkeiten im 8. Wiener Gemeindebezirk (Trautsongasse 6/6) offiziell. Am 18. und 19. des Monats fanden die zweiten

Don Juan Days statt, ein internationaler Kreis diskutierte zum Thema Don Juan zwischen Verbot und Befehl. Rechtliche Rahmenbedingungen der erbländischen Theaterproduktion im 18. Jahrhundert. Im Mai und Oktober standen Tagungen zur Konzeption und Realisierung von Digitalisierungsprojekten bzw. zur Präsentation internationaler Theatersammlungen auf dem Programm. Im September des Jahres startete die Vortragsreihe Südosteuropastudien: Theater und Musik.

Auf Einladung von Hans Ernst Weidinger hielt Michael Hampe am 6. Dezember den ersten der Vorträge zum Theater mit dem Titel Oper – Spiel ohne Regel. Da großes Interesse an einer schriftlichen Fassung dieses Vortrags bestand, planten wir, den Text in TheMA, dem Open Access Research Journal for Theatre, Music, Arts des Don Juan Archivs (www.thema-journal.eu) zu veröffentlichen. Als sich jedoch die Möglichkeit bot, zusätzlich Texte und Bildmaterial zu Michael Hampes Inszenierung des Don Giovanni für die Osterfestspiele Salzburg 1987 zu präsentieren, entschieden wir uns für eine separate Publikation auch in gedruckter Form, und so wurde die Reihe Vorträge zum Theater ins Leben gerufen.

Der vorliegende Band enthält neben dem Vortragstext und einer biographischen Notiz zu Michael Hampe einen Don-Juan-Abschnitt: Hampes „Notate zu Mozarts Don Giovanni“, seine „Erinnerung an Mauro Pagano“ sowie Skizzen und Entwürfe zu Bühnenbild und Kostümen des früh verstorbenen Mauro Pagano, ergänzt um Szenenfotos von Siegfried Lauterwasser zu dieser letzten Opernarbeit Herbert von Karajans.

MICHAEL HAMPE

OPER – SPIEL OHNE REGEL

Vortrag, gehalten am 6. Dezember 2012
im Don Juan Archiv Wien

Was ist Oper? Die Frage war gerichtet an zehn Teilnehmer eines Meisterkurses, allesamt junge Opernsänger. Die Antwort: Schweigen. Erst nach einiger Ermunterung kamen zögernd, unsicher tastend einige Vorschläge. Einer meinte: „Die Verbindung von Wort und Musik.“ Ein anderer: „Große Gefühle, öffentlich dargestellt.“ Ein dritter – vielleicht hatte er einmal etwas von Wagner gelesen – schlug vor: „Gesamtkunstwerk“. Die richtige und eigentlich einfache Antwort kam nicht.

„Favola per Musica“ oder „Dramma per Musica“ hieß die neue Kunst nach ihrer Erfindung vor gut 400 Jahren in Florenz, und das drückt genau aus, was Oper ist. Eine Geschichte durch Musik erzählen – nein, nicht erzählen: darstellen! Eine Handlung, ausgedrückt durch Musik! Musik ist das Hauptausdrucksmittel der Oper. So wie im Schauspiel der Text des Dramatikers, im Ballett der rhythmisch bewegte Körper, im Film die bewegten Bilder, die „moving images“, weswegen die Sache in Amerika „Movie“ heißt. Die Musik ist somit Funktion eines Vorgangs. Sie dient dazu, diesen Vorgang auszudrücken.

dient