Hanne Tügel
Wege zur Weisheit
Der Traum vom richtigen Leben
Fischer e-books
Hanne Tügel ist 1953 geboren. Nach einer Ausbildung zur Verlagskauffrau und einem Pädagogikstudium hat sie die Hamburger Journalistenschule absolviert und arbeitet seit 25 Jahren als Journalistin mit einer Vorliebe für Themen am Schnittpunkt von Wissenschaft und Gesellschaft. Seit 1995 ist sie Redakteurin bei GEO. Dort war sie verantwortlich für Titelgeschichten wie »Kreativität« und »Meditation« und die außerordentlich erfolgreiche Serie »Weisheit«.
Weitere Informationen, auch zu E-Book-Ausgaben, finden Sie bei www.fischerverlage.de
Covergestaltung: Botzenhardt/Rumberg, München
Coverabbildung: Eve Arnold/Magnum/Agentur Focus
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2011
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-400782-3
Kapitel 15 Die Übersetzung ist im Projekt Gutenberg des Spiegel im Internet zu finden: http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=1544&kapitel=1#gb_found
Bruno-Paul de Roeck: Gras unter meinen Füßen. Eine ungewöhnliche Einführung in die Gestalttherapie. Reinbek, 1987, S.15
Jan Assmann: Ma’at: Gerechtigkeit und Unsterblichkeit im Alten Ägypten. München, 2001
Die Mythen der alten Griechen finden sich kongenial nacherzählt und interpretiert in: Luc Ferry: Leben lernen: Die Weisheit der Mythen, Antje Kunstmann, München, 2009
Die Gedankenwelt Indiens ist wunderbar beschrieben in: Heinrich Zimmer: Philosophie und Religion Indiens, Suhrkamp, Frankfurt/Main, 1961
Eine Möglichkeit bietet das Buch von Karl Jaspers: Die großen Philosophen, Piper, München, 2007. Der Philosoph beschreibt die Bedeutendsten seiner Zunft. Eine Einführung in die chinesische Philosophie von den Anfängen bis heute bietet Wolfgang Bauer: Geschichte der chinesischen Philosophie, beck’sche Reihe, München, 2006
Die besten Quellen aus der Fantasy- und Science-fiction-Welt finden sich im Internet:
Über Matrix gibt Auskunft: http://www.matrix-architekt.de/reloaded/
Star Wars-Fragen beantwortet die Seite http://www.jedipedia.de/
Informationen über Harry Potter liefert http://www.harrypotterwiki.de/
Eine ausführliche Darstellung über das Projekt und seine Ziele ist in www.wisdomresearch.org nachzulesen
Alle Stipendienempfänger und ihre Projekte sind beschrieben in: http://wisdomresearch.org/Arete/projects.aspx
www.wisdomresearch.org/forums/p/422/550.aspx#
Susan C. Edwards, Stephen C. Pratt: »Rationality in collective decision-making by ant colonies«. Proceedings of the Royal Society, online publication 22. 7. 2009
In den Konsumforschungs-Experimenten tun das allerdings auch nicht alle Menschen. Zwar ist der Kontrasteffekt stabil und messbar. Aber längst nicht alle Versuchspersonen lassen sich beeinflussen.
http://wisdomresearch.org/forums/t/846.aspx#
Dilip V. Jeste u.a.: Expert Consensus on Characteristics of Wisdom: A Delphi Method Study. The Gerontologist, 15. 3. 2010
Susan Bluck, Judith Glück: Making Things Better and Learning a Lesson: Experiencing Wisdom Across the Lifespan. Journal of Personality, June 2004
Nachzulesen in: Paul Baltes, u.a.: Die zwei Gesichter der Intelligenz im Alter. Spektrum der Wissenschaft, 10/95
Zit. Nach Monika Ardelt: Wisdom as Expert Knowledge System: A Critical Review of a Contemporary Operationalization of an Ancient Concept. Human Development, 2004; 47
Rabbi Schmuley Boteach: Is there really such a thing as wisdom? »In Character«, A Journal of Everyday Virtues, Fall 2009
Daten und Zitate stammen aus Mandelas Autobiographie: Nelson Mandela: Der lange Weg zur Freiheit. Fischer, Frankfurt/Main, 1997; 294
Den Ansatz der philosophischen Cafés beschreibt der Initiator in Marc Sautet: Ein Café für Sokrates. Philosophie für jedermann, Artemis & Winkler, Düsseldorf, 1997
Gerd B. Achenbach: Zur Weisheit der Philosophischen Praxis. Vortrag zur Eröffnung der »Third International Conference on Philosophical Practice« 1997, New York
Die Grundüberlegungen finden sich in http://www.igpp.org/cont/philosophische_praxis.asp
Vgl. Bryan Magee: Bekenntnisse eines Philosophen, Econ, München, 200, S.540
http://www.uis.unesco.org/template/pdf/S&T/Factsheet_No2_ST_2009_EN.pdf Stand November 2009
Die ursprünglich schon 1956 veröffentlichte Schrift ist noch hochaktuell. Günther Anders: Die Antiquiertheit des Menschen. Erster Band, C. H. Beck, München, 1985
http://www.windweaver.com/sheba/Sheba7.htm
Übersetzung nach der SPIEGEL-Ausgabe vom 12. 4. 2010 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-69 946 936.html
Max Beckmann, Vortrag in London 1938, zitiert nach http://kunst.symszbad.de/zab2006/ts-2/beckmann/beckmann-meine_malerei.htm
http://www.swr.de/swr2/musik/musikstueck/-/id=2937886/nid=2937886/did=5107408/cfcbja/index.html
http://www.dradio.de/dlr/sendungen/zeitreisen/343823/
Ebd. Tatsächlich bestehen erstaunliche Parallelen zwischen dem Aufbau des Weltalls und dem der Töne. In seinem Werk »De Harmonice Mundi«, das der Astronom Johannes Kepler selbst als sein wichtigstes bezeichnet hat, stellt er fest, dass zwischen den Geschwindigkeiten der Planeten untereinander Proportionen herrschen, die musikalischen Harmonien entsprechen.
Udo Lindenberg hat eine eigenwillige Neuauflage eines Musikministeriums prophezeit: In seinem Lied »Gerhard Gösebrecht« laden ihn Außerirdische zu sich ein, deren Musik nur noch aus Robotersounds und Computerklängen besteht: »Wir brauchen in unserem Imperium/dich fürs Musikministerium/wir haben die Nase vom Kosmosrock voll/wir wollen jetzt den irdischen Rock ’n’ Roll«
Ein großartiges Buch über Ursprünge der Musik und ihre neuronalen Auswirkungen ist: Manfred Spitzer: Musik im Kopf, Schattauer, Stuttgart 2002, S.367
Diese Anekdote und ungeheuer viel Anregendes zum Thema ist in diesem Band zu finden: Joachim Ernst Berendt: Der Klang der Seele, Herder, Freiburg, 2000, S.111
Szymon Laks: Musik in Auschwitz, S.77 zitiert nach Spitzer, S.382
Anne J. Blood, Robert J. Zatorre: Intensly pleasurable responses to music in correlate with acctivity in brain regions implicated in reward & emotion. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America 98 (20)
Die Auseinandersetzung führt Joachim Ernst Berendt in seinem Aufsatz: »Ich höre, also bin ich« in Thomas Vogel: Über das Hören, Attempto, Tübingen 1996
Die Anekdote ist zitiert nach Franz Martin Wimmer: Geschichte des Philosophierens. Online unter http://sammelpunkt.philo.at:8080/67/1/skriptphg1china1.html
Deng Ming-Dao ist das Pseudonym eines Autors aus USA, dessen Bücher einen außergewöhnlichen Zugang zum Daoismus bieten. Das Zitat stammt aus einem Band, der das Jahr daoistisch-philosophisch begleitet. Deng Ming-Dao: 365 Tao, Ansata, Interlaken, 1995. Außerdem hat er im selben Verlag eine Roman-Trilogie über die Ausbildung und das Leben eines chinesischen Dao-Meisters zwischen Tradition und Moderne veröffentlicht. Besonders interessant ist der erste Band, der die klassische Ausbildung im vorkommunistischen China schildert: Deng Ming-Dao: Der Taoist von Huashan. In der Schulung beim Großmeister des Heiligen Berges, Ansata, Interlaken, 1994
Welt online, 15. 4. 2007
Kloster Arenberg: Der Wohlfühlgarten Gottes. Mit allen Sinnen zu neuer Vitalität, rororo Reinbek, 2007
Interview faz.net vom 11. 5. 2010
http://www.spielzeugfreierkindergarten.de/fr_konzept.html
http://www.rpi-loccum.de/kiga.html
http://www.kommundsieh.de/avalokit.html
Gert Ueding: »Niemand kann größerer Redner sein als Hörer.« Über eine Rhetorik des Hörens. In: Thomas Vogel (Hg.): Über das Hören. Attempto, Tübingen, 1996, S.45
Robert Lawlor: Am Anfang war der Traum. Die Kulturgeschichte der Aborigines, Droemer, München, 1999
nach Urs Bitterli: »Die ›Wilden‹ und die Zivilisierten, Beck, München, 1991, S.233
Urs Bitterli merkt in seinem Buch an, dass oft auch eine Mischung aus Neid und Herablassung spürbar war: Er zitiert dazu Sylvain de Golbéry, Senegal 1785: »Alle Bedürfnisse und jedes Glücksverlangen der Neger wird erfüllt, ohne dass dies sie die geringste Anstrengung kostet, weder körperlicher noch geistiger Natur; ihr Seelenzustand verharrt fast immer in friedlicher Gleichgültigkeit, die Unruhen, Aufregungen und stürmischen Leidenschaften sind ihnen fast völlig unbekannt, ihr Fatalismus hilft ihnen, allem mit Gleichmut entgegenzusehen, sich allem ohne Widerspruch zu unterwerfen. Ihr Leben fließe ruhig, in einer Art von lustvollem Behagen, das ihr höchstes Glück ausmacht, denn in der Tat wird man die Neger zu jenen Geschöpfen zählen müssen, die von der Natur am meisten verwöhnt sind … Den Kindern gleich verbringen selbst die bejahrtesten Neger ihre Tage mit sehr bedeutungslosen Verrichtungen und bei Gesprächen, die wir als bloßes Gegacker bezeichnen würden, deren unversiegbarer Fluss sich indessen aus gegenseitigem Vertrauen und gemeinsamem Frohmut nährt – solches lässt sich in unsern europäischen Gesellschaften kaum mehr beobachten.«
in Ad Borsboom: Mythen und Spiritualität der Aborigines, Diederichs, München, 1998, S.41
zitiert nach Robert Craans Buch »Geheimnisvolle Kultur der Traumzeit«, Knaur, München, 2004, S.53
zitiert nach Ulrich Schnabel: Die Demokratie der Neuronen aus der ZEIT vom 14. 5. 2009
Lawlor, S.42
Ebd. S.254
Borsboom, S.88
Franz Martin Wimmer: Plädoyer für den Polylog: Impuls, Wien, 1994
Sophie B. Oluwole: Culture, Nationalism and Philosophy. online http://www.galerie-inter.de/kimmerle/culture.htm
Sophie B. Oluwole: Science should research witchcraft, Daily Sun, 22. 11. 2005
Broschüre Yoruba Art and Culture, Hearst Museum Berkeley, online
Samuel Oluwole Ogundele: Aspects of Indigenous Medicine in South Western Nigeria. In Ethno-Med. 1(2) 2007, zit. nach http://www.krepublishers.com/02-Journals/S-EM/EM-01–1-000–000-2007-Web/EM-01–2-000–000-2007-Abst-PDF/EM-01–2-127–07-023-Ogundele-S-O/EM-01–2-127–07-023-Ogundele-S-O-Tt.pdf
Ihr sehr lesenswertes Buch über die Göttinnenkultur ist: Vera Zingsem: Der Himmel ist mein, die Erde ist mein. Göttinnen großer Kulturen, Pomaska-Brand, Schalksmühle, 2008
http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Theano.html
Die Philosophinnen der Antike und die Rolle Platos sind ausführlich gewürdigt in: Ingrid Straube: »Die Quellen der Philosophie sind weiblich«, Ein-Fach-Verlag, Aachen, 2001
http://www.opera-platonis.de/Politeia3.html
Annegret Stopczyk: Sophias Leib. Entfesselung der Weisheit. Carl-Auer-Systeme Verlag, Heidelberg, 1998
Andere kritische Analysen des Frauenbilds in der Philosophie finden sich in den Büchern über Philosophinnen aus dem »Ein-Fach-Verlag«, besonders in Ingrid Straubes oben erwähntem Band.
Jan Assmann: Die mosaische Unterscheidung. Oder der Preis des Monotheismus, Carl Hanser, München 2003, S.14 und 65
Othmar Keel: Wie männlich ist der Gott der Bibel? NZZ vom 5. 7. 2002
Marie-Theres Wacker: Der biblische Monotheismus – seine Entstehung und seine Folgen. Online http://miami.uni-muenster.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-1839/11-Salzburg.pdf S.115
Wulfing von Rohr (Hg.): Das große Buch der Mystiker, Goldmann, München, 2005
Antonio Damasio: »Descartes’ Irrtum. Fühlen, Denken und das menschliche Gehirn.«, dtv, München, 1997, S.11. Die Geschichte Elliots ist aus dem Buch nacherzählt.
Ebd., S.78
Dalai Lama: Das Buch der Menschlichkeit. Eine neue Ethik für unsere Zeit, Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach, 2002, S.59
Antonio Damasio: »Ich fühle also bin ich. Die Entschlüsselung des Bewusstseins«, List, 2000, S.341f
Ap Dijksterhuis, Loran F. Nordgren: A Theory of Unconscious Thought. In: Perspectives on Psychological Science, 2006
http://bidok.uibk.ac.at/library/luepke-myhtos.html
Antonio Damasio: Der Spinoza-Effekt, List, München, 2005, S.84 und 93
John M. Darley, C. Daniel Batson: »From Jerusalem To Jericho«, Journal of Personality and Social Psychology 1973, Vol 27, No 1, 100–108
Hania Luczak: Signale aus dem Reich der Mitte, GEO, Hamburg, 11/2000
Nalini Ambady, Robert Rosenthal: Half a Minute: Predicting Teacher Evaluations From Thin Slices of Nonverbial Behavior and Physical Attractiveness. Journal of Personality and Social Psychology, 1993, Vol. 64, No 3
Zu finden unter www.geo.de/Weisheitstest
Die Darstellung von Monika Ardelts Ansatz und Tests beruht auf ihrer Studie:
Monika Ardelt: Empirical Assessment of a Three-Dimensional Wisdom Scale. Research on Aging, Vol. 25 No 3, 2003
Dargestellt in: Monika Ardelt: How Wise People Cope with Crises and Obstacles in Life, ReVision Vol 28 No 1, 2005
Robert Sternberg: It’s Not What You Know, but How You Use It: Teaching for Wisdom, Chronicle of Higher Education, June 28, 2002
Einen knappen Überblick über Jon Kabat-Zinns Ansatz liefert sein Internet-Artikel http://www.mbsr-deutschland.de/was-ist-achtsamkeit
Dalai Lama: Das Buch der Menschlichkeit, Bastei Lübbe, 2002, S.28
Wolf Singer und Matthieu Ricard: Hirnforschung und Meditation. Ein Dialog, Suhrkamp, Frankfurt/Main, 2008, S.11
Ebd., S.93
Ebd., S.29f
Ebd., S.50
Clark Strand: Einfach Meditieren, Fischer, Frankfurt/Main, 1998
Auf einem Vortrag beim »World Spirit Forum« 2006 in Arosa
Eine großartige Desillusionierung von übertriebenen Erwartungen bietet das Buch von Jack Kornfield: Das Tor des Erwachens, Heyne, 2003, S.146. In der Originalfassung heißt der Titel treffender »After the ecstasy the laundry« – nach der Erleuchtung wartet der Abwasch.
Ebd., S. 18
Ebd., S. 115
Sigmund Freud: Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten/Der Humor. Suhrkamp, Frankfurt/Main 1992, S.253
Ernst J. Kiphard, Hans J. Pade: Der Clown in dir. Fackelträger, Köln, 1986
http://www.alces-alces.com/amusantes/sprichwort/sprich-worter.htm
Zit. nach Werner Wunderlich: Till Eulenspiegel – zur Karriere eines Schalksnarren in Geschichte und Gegenwart. Aus: Monatshefte, Vol. 76, Nr.1, 1986
Zur Wirkungsgeschichte siehe: Anton Dietrich: Miguel de Cervantes, rororo, Reinbek, 1984
Idries Shah: Die Sufis, Diederichs, München, 1976, S.59
Ebd., S.62
Wer den Duft des Essens verkauft … Schwänke und Anekdoten vom Hodscha Nasreddin, Rütten & Loening, Berlin (Ost), 1966, S.224
Shah, S.57
Die Anregung zu dieser Unterscheidung stammt aus dem von Gil Bacharach und Olga Mannheimer gestalteten ZEIT-Magazin vom 31. 3. 2010: Typisch jüdisch? Gibt es das überhaupt?
Freud, S.254
Aus »Business Punk Factsheet 2010«
Karl Jaspers: Philosophische Autobiographie, Piper, München, 1995, S.44
Die ausführliche Schilderung des Aufenthalts ist nachzulesen in Viktor Frankls Buch »… trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager«, dtv, München, 1982
Ebd., S.108
Ebd. S.124
Nicht zu verwechseln mit der Logopädie, die Hilfe bei Sprachstörungen gewährt
Mitch Albom: Dienstags bei Morrie. Die Lehre eines Lebens, Goldmann, München 2002
Eine Handvoll Blätter. Buddhistische Meditations-Texte. Übersetzt von Vimalo Kulbarz. Roseburg. 1995, S.29
Zalman Schachter-Shalomi: From Age-ing to Sage-ing. A Profound New Vision of Growing Older. Warner Books, New York, 1997
http://www.sage-ingguild.org/
Laura L. Carstensen und andere: Emotional Experience Improves With Age: Evidence Based on Over 10 Years of Experience Sampling. Psychology and Aging. Online First Publication, 25. 10. 2010
Zitiert nach Stanford Report, 27. 10. 2010
Igor Grossman u.a.: Reasoning about social conflicts improves into old age. In Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 23. 2. 2010. Online unter http://www.pnas.org/content/early/2010/03/23/1001715107
www.elderwisdomcircle.org
Zitiert nach http://www.crossroad.to/articles2/04/teichrib-eden.htm
Einen Überblick gibt http://www.global-ethic-now.de/gen-deu/0a_was-ist-weltethos/0a-03-capitel-3/0a-0301-02-vivekananda.php
Nachzulesen in Swami Vivekananda’s speeches: http://hinduism.about.com/od/vivekananda/a/vivekananda_speeches_2.htm
Porträts der Preisträger der ersten 20 Jahre finden sich in: Jürgen Streich: Vorbilder. Menschen und Projekte, die hoffen lassen. Der alternative Nobelpreis. Kamphausen, 2005
Zitiert nach: Platon: Der siebente Brief. Übersetzung, Anmerkungen und Nachwort von Ernst Howald, 1998, S.3–21 und: Platon, Der Staat (Politeia). Eingeleitet, übersetzt und erklärt von Karl Vretska, Stuttgart 1958, S.321f. http://agiw.fak1.tu-berlin.de/Auditorium/BeGriRoe/SO9/PlatPolE.htm
Jared Diamond: The Worst Mistake in the History of the Human Race, Discover Magazine, Mai 1987.
Galtungs Werk beschäftigt sich mit den tieferen Ursachen von Gewalt. Er hat den Begriff »strukturelle Gewalt« geprägt, der über körperliche Gewalt hinausgeht. Johan Galtung, Strukturelle Gewalt, Beiträge zur Friedens- und Konfliktforschung. rororo, Reinbek, 1975
Die Geschichten sind nachzulesen auf seiner Webseite http://www.kentmkeith.com/ und http://www.paradoxicalcommandments.com/origin.html
Zit. nach Piero Ferrucci: Nur die Freundlichen überleben. Ullstein, Berlin, 2005, S.19
Für Sophia und ihre Generation der 2000plus-Geborenen
»… Mit was unter dem Himmel soll man die Weisheit vergleichen? Sie ist süßer als Honig und erfreulicher als Wein. Sie ist leuchtender als die Sonne und begehrenswerter als kostbare Edelsteine. Sie macht fetter als Öl, satter als süße Leckerbissen und ruhmreicher als Mengen von Gold und Silber. Sie spendet Freuden für das Herz, schenkt den Augen Licht, beflügelt die Füße, ist ein Panzer für die Brust, ein Helm für das Haupt, eine Kette für den Hals, ein Gürtel für die Lenden. Sie verkündet den Ohren und unterweist das Herz. Sie kann die Kenntnisreichen noch etwas lehren, sie tröstet die Klugen, sie schenkt den Suchenden Ansehen …«
Königin von Saba
Es gibt eine Sehnsucht jenseits des Strebens nach Materiellem und kurzfristigem Erfolg, eine Sehnsucht nach Ausgeglichenheit und innerer Stärke. Der Begriff dafür heißt Weisheit. Ein großes Wort; es klingt auf eine feine Art altertümlich, nach Kostbarkeit und Muße. Weisheit wiederzuentdecken, heißt Atem zu holen. Ihre philosophischen Seiten spiegeln das Beste aus den Kulturen der Welt; sie kann ernst auftreten, aber auch poetisch, verspielt, humorvoll. Und im modernsten Gewand erscheint sie als Forschungsfeld, das eine neue Brücke zwischen Geistes- und Naturwissenschaft schlägt.
Beginnen wir mit einem Weisen aus der Vorzeit.
»Ich, die Weisheit, wohne bei der Klugheit und weiß guten Rat zu geben … Ich liebe, die mich lieben, und die mich suchen, finden mich …« So sprach der biblische König und Prediger Salomo; sein Zitat ist eines von unermesslich vielen Zeugnissen für den Menschheitstraum, der Weisheit näherzukommen.
Warum eigentlich, existiert dieser Traum? Warum lebt er heute fort in einer abgeklärten und zynischen Welt? Shit happens – so könnte man die Lage des Homo sapiens beschreiben, seit ihm die Evolution das Bewusstsein verlieh, über sich und die Welt nachzudenken. Ich glaube, Weisheit ist der Versuch, dieses Wissen erhobenen Hauptes zu verkraften.
Die Weisheit ist damit nicht nur ein abstraktes Ideal, sondern auch ein praktisches Werkzeug, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen. Sich zu wappnen gegen Schicksalslaunen. Nicht allzu hart, nicht böse, gemein oder bitter zu werden, auch wenn man guten Grund dazu hätte. Wo andere zweifeln und verzweifeln, entfalten Weise Gelassenheit und Geduld. Sie geben uneigennützig Rat und spenden Trost mit Güte und Humor. Sie behalten ihren Mut und den Blick fürs Wesentliche, in vergangenen Zeitaltern genau wie heute.
Vorbilder können Trost spenden und zum Selbstversuch anregen. Mit etwas Heraklit (»Alles fließt«) plus Sokrates (»Ich weiß, dass ich nicht weiß«) plus Jesus (»Liebe deinen Nächsten wie dich selbst«) plus einem Schuss karibischer Unbekümmertheit (»Don’t worry, be happy«) wäre ein Novize fürs Leben schon gut gerüstet. Doch die Kluft zwischen Theorie und Praxis ist weit. Die scheinbar simplen Gebote und Lehren im alltäglichen Leben anzuwenden, ist höllisch schwierig.
Denn nur in Märchen oder heiligen Schriften wie der Bibel fällt Weisheit einem Menschen in den Schoß. Laut Altem Testament hatte sich Salomo, der Sohn und Nachfolger Davids, von Gott am Anfang seiner Herrschaft weder Macht noch ein langes Leben noch Reichtum gewünscht, sondern Weisheit. Gott gefiel diese Idee, er gab ihm »sehr große Weisheit und einen Geist so weit, wie Sand am Ufer des Meeres liegt«. Salomo nutzte sie nicht nur für Regierungszwecke und Gerichtssprüche und Gotteslob, sondern auch für Liebe, Sinnlichkeit und Poesie: »Er dichtete von den Bäumen, von der Zeder auf dem Libanon bis zum Ysop, der aus der Wand wächst. Auch dichtete er von den Tieren des Landes, von den Vögeln, vom Gewürm und von Fischen.« Salomos Zeit gilt in der Bibel als Epoche des Friedens und Wohlstands.
Drei Jahrtausende sind vergangen, seit der legendäre jüdische König regierte. Die große Frage ist geblieben: Wie kann weises Handeln in einer unvollkommenen Welt aussehen? In einer Welt, die nach wie vor Ungerechtigkeit, Leid, Neid und Kriege zu bieten hat, und darüber hinaus ein paar Milliarden mehr Menschen und eine Extraportion Tempo und Unübersichtlichkeit. Anders gefragt: Kann man in dieser Welt überhaupt noch weise sein? Was würden Salomo und seine weisen Vorgänger und Nachfolger zum Afghanistan- und Nahost-Konflikt, zu Steuer- und Gesundheitspolitik, zu Datenschutzproblemen, zu Wirtschafts- und Finanzkrise oder zum Klimawandel sagen? Unter welchen Umständen mischen sich Weise ein? Wie agieren und reagieren sie? Halten sie sich besser völlig heraus?
Eine letztgültige Antwort, der »Weisheit letzter Schluss«, ist auf den folgenden Seiten nicht zu finden. Stattdessen ein Plädoyer dafür, sich dem Thema mit Neugier, Staunen und einem unbefangenen Blick zu nähern. Weisheit nicht nur mit Erkenntnis, Vernunft und Philosophie in Verbindung zu bringen, sondern auch mit sanften und spielerischen Seiten, mit denen Platon und Aristoteles weniger anfangen konnten: mit Kunst, Gefühl, Intuition, Muße, leisem Lächeln.
Seit einigen Jahren erfährt Weisheit neue wissenschaftliche Aufmerksamkeit. In der Psychologie gibt es Ansätze, sie experimentell zu erfassen und als Phänomen zu studieren, das im normalen Alltag wirksam ist. Im internationalen Forschungsprojekt »Defining Wisdom« versuchen sich Wissenschaftler verschiedener Disziplinen darüber hinaus an einem ganzheitlichen, gemeinsamen Verständnis. Philosophen, Theologen und Psychologen sind genauso beteiligt wie Informatiker, Ökonomen und Evolutionsbiologen.
Die Zusammenarbeit über Bereichsgrenzen hinweg öffnet zwei Tore der Weisheit: Offenheit und Selbsterkenntnis; also Neugier auf ganz andere Denkweisen und Sensibilität für die Grenzen der eigenen. Diese Eigenschaften erlauben auch eine unbelastete Annäherung an vermeintlich rückständige Kulturen: Es gab und gibt Denkmuster auf der Welt, die nicht dem dualistischen Schwarz/Weiß-, Gut/Böse-Denken folgen. Sie sind nicht minderwertig, sondern faszinierend anders.
Hat es einen tieferen Sinn zu fragen, warum Naturvölker den Raben als Weisheitsvogel verehren, warum die Aborigines die Geschenke der europäischen Entdecker als Schund betrachtet haben und auf Traumzeit-Pfaden wandelten? Ist es notwendig, darüber nachzudenken, was am afrikanischen Palaver als Konfliktlösungsmodell weise ist? Ich meine, ja – und glaube, Salomo auf meiner Seite zu haben. Die globalisierte komplizierte Moderne hat die meisten Probleme der Menschheitsgeschichte konserviert und reichlich neue geschaffen. Da kann es nicht schaden, alle Lösungen unter die Lupe zu nehmen, mit denen Menschen unterschiedlicher Zeitalter um ein »richtiges«, um ein gelingendes und weises Leben gerungen haben.
Weisheit hat viele Gesichter, auch im Internet-Zeitalter. Sie ist keine ferne exotische Qualität, allerdings eine, die wir im Alltagstrubel oft übersehen. »Die Weisheit ruft laut auf der Straße und lässt ihre Stimme hören auf den Plätzen. Sie ruft im lautesten Getümmel«, heißt es bei Salomo.
Also, bitte: Achtsam sein und Lauschen. Denn Zuwiderhandeln und Weghören wird laut Bibel mit alttestamentarischer Strenge bestraft: »Wenn ich aber rufe und ihr euch weigert, wenn ich meine Hand ausstrecke und niemand darauf achtet, wenn ihr fahren lasst all meinen Rat und meine Zurechtweisung nicht wollt: dann will ich auch lachen bei eurem Unglück …«
Die folgende Gliederung soll etwas Ordnung ins Thema bringen. Ein Warnhinweis vorweg. Seit gut 5000 Jahren geistert der Begriff Weisheit durch die Weltgeschichte, ohne dass die Gelehrten sich darauf einigen können, wie man ihn eingrenzen kann. Das Meyer-Lexikon von 1930, ein Erbstück meines Großvaters, hat folgende Definition zu bieten: »Umfassendes, bis zu den tiefsten Gründen reichendes Wissen, das sich in der Praxis als gereifte, tief- und weitblickende Auffassung und Behandlung der Menschen und der menschlichen Angelegenheiten nach großen, leitenden Ideen äußert.«
Tiefste Gründe, gereifte Auffassung, leitende Ideen … oh, je! Es erfordert einen gewissen Übermut, sich ins Reich solch verbaler Nebelgranaten zu begeben. Aber das Tiefgründig-Vage hat Vorzüge: Es lässt viel Spielraum. Aus dem Dunst tauchen ganz unterschiedliche Bilder und Gestalten auf, verschwinden wieder, machen neuen Platz. Bühne frei für Platons Höhle, den Orakelplatz in Delphi, die Richterbank des weisen Salomo. Applaus für die Berühmtheiten von Albert Einstein bis Albus Dumbledore. Aber wie hat sich die verschleierte Dichterin bei TV Abu Dhabi in die Szenerie geschmuggelt? Der Patient aus dem Neurologen-Labor? Der australische Honigvogel Geganggië? Lichtet sich der Nebel, erschließen sich unerwartete Zusammenhänge. »Der Weise ist auf alle Ereignisse vorbereitet«, sagt Molière.
Im ersten Teil »Das Ideal« will ich Weisheit im Weitwinkel betrachten. Kapitel 1 stellt sie als Paradox vor: Hier geht es um eine Qualität, die sich wortreich umschreiben und rühmen lässt und dennoch voller Rätsel bleibt. Wenn es Gemeinsamkeiten gibt, auf die sich Weise einigen können, sind es Bescheidenheit und Misstrauen gegenüber absoluten Wahrheiten. Ein Curriculum, nach dessen Absolvierung ein »Summa cum laude«-Weisheitsdiplom mit Erfolgsgarantie wartet, wäre ein Widerspruch in sich. Individuelle Weisheit geht aus einem Prozess kontinuierlicher Selbstprüfung hervor. Ob sie zur Geltung kommt, ist nie sicher. Eine Handlung oder Äußerung, die in einer Situation hilfreich/angemessen/weise ist, kann zu anderer Zeit, am anderen Ort, gegenüber einer anderen Person banal/peinlich/töricht sein. Weisheit braucht Resonanz: Ein noch so kluger und sinnreicher Rat, der auf taube Ohren stößt, ist nicht weise.
Statt eindeutiger Analysen sind in diesem Buch deshalb eher Anregungen, Annäherungsversuche, Anekdoten zu erwarten. Kapitel 2 versucht zu ergründen, welche Schwerpunkte verschiedene Kulturen und Weltregionen mit dem Thema verbinden. Wie kam es dazu, dass die Ägypter begannen, Weisheitslehren schriftlich zu fixieren, mehr als 2000 Jahre vor den griechischen Philosophen? Was unterscheidet die Anschauungen eines Sokrates von denen eines Buddha, Jesus und Konfuzius? Warum reicht den Hindus die Silbe »Om« aus, um umfassende Weisheit auszudrücken? Und wie ist zu erklären, dass sich das Ururalt-Ideal Weisheit heute durch Fantasy- und Science-Fiction-Helden feiern lässt, die als weise Ratgeberfiguren anscheinend auch im 21. Jahrhundert unverzichtbar sind?
Lange lag das Monopol für die großen Themen rund um die menschliche Erkenntnis- und Geisteswelt bei Philosophen und Theologen. Das hat sich geändert. Den Bezug zur Forschungslandschaft von heute stellt Kapitel 3 her. Schwerpunkt ist das internationale Projekt »Defining Wisdom«. Dessen Ziel ist es, Weisheit aus den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Blickwinkeln zu erfassen. Die interdisziplinäre Ausrichtung des Ansatzes birgt neue Einsichten, aber auch neue Verwirrung. Nicht jedem wird auf den ersten Blick einleuchten, dass der Berkeley-Biologe Neil Tsutsui von der »Weisheit der Ameisen« spricht. Oder dass Ankur Gupta von der Butler University die raffinierte Kompression von Computerdaten für weise hält.
Sich um Theorien und Definitionen zu streiten, erweitert den Horizont – wozu? Die wahre Kunst der Weisen ist nicht kluge Rhetorik, sondern Anwendung, Lebenspraxis, Rat und Tat. Wie das große Ideal Weisheit im Alltäglichen Wirkung entfalten kann und welche Kunstgriffe Psychologen gefunden haben, das wissenschaftlich zu untersuchen, erläutert Kapitel 4. Als »Tugend für jeden Tag« spiegelt sich Weisheit in tausend Facetten: in einer Entscheidung, die neue Spielräume eröffnet; in einem Vertrauensbeweis, der eine Freundschaft festigt; in einem Lachen, wo andere Wut erwartet hätten; in einer erstaunlichen Lösung für einen aussichtslos erscheinenden Konflikt … Nicht jeder hat die Chance (und die Bürde), als Salomo, Dalai Lama oder Nelson Mandela in die Geschichtsbücher einzugehen. Doch sich darüber klar zu werden, wie die »kleine Weisheit« mit dem Wirken solcher Idole zusammenhängt, ist reizvoll und erhellend.
Tiefste Gründe, gereifte Auffassung, leitende Ideen … Das hohe Ideal der Weisheit fächert sich auf in ein Mosaik begehrenswerter Eigenschaften: Gelassenheit, Humor, Großzügigkeit, liebevolle Nachsicht für die Unwägbarkeiten des Lebens. Der Mittelteil des Buchs, »Annäherungen« genannt, schildert, mit welchen Hilfsmitteln die Menschheit sich auf Weisheitssuche begeben hat. Manche Zugänge werden über-, andere unterschätzt. Manche sind in Vergessenheit geraten. Manche werden gerade erst entdeckt.
Die im Abendland am intensivsten erprobte Strategie setzt auf den Verstand. Die Philosophen der griechischen Antike haben die Richtung vorgezeichnet. Als Vorbilder stehen sie für eine Weisheitsfreundschaft, zu der nicht nur der Durst nach Wissen und Wahrheit gehört, sondern auch die Frage nach dem guten und richtigen Leben. Kapitel 5 begibt sich auf Spurensuche in die Philosophie, ins Reich der Eule. Und stößt auf irritierende Neben- und Nachwirkungen des reinen Verstandeszugangs. Das allzu blinde Vertrauen auf Denken, Logik und Abstraktion hat die Entfremdung zwischen gutem Leben und Wissensdurst, zwischen Philosophie und Naturwissenschaften, heraufbeschworen. Die Anhänger der »objektiven« Wissenschaft fühlen sich für Wertfragen nicht mehr zuständig. Ergebnis ist eine vom technischen Fortschritt geprägte Welt, die kühl, kaum noch beherrschbar und weisheitsfern erscheint.
Der Versuch, Gefühle und das vermeintlich Irrationale aus der Wissenschaft auszuschließen, war kein weiser Akt. Kapitel 6 stellt die Frage, welche Rolle Eros, Poesie, Malerei und Musik für die Weisheit spielen. In der vernunftbetonten Gesellschaft gelten sie als Beiprogramm, sicherlich bereichernd, aber letztlich eher nebensächlich. Eine fundamentale Fehleinschätzung – das glaubt allen voran Albert Einstein. Als Kronzeuge, der nicht der Gefühlsduselei verdächtig ist, hat er vor allem das Musizieren als Weg hervorgehoben, tiefe Einsichten zu erlangen, die denen der wissenschaftlichen Erkenntnis ebenbürtig sind.
Kunst als Weisheitszugang zu rühmen, mag noch einleuchten. Der Vorschlag in Kapitel 7 ist noch radikaler. Hier geht es um die Bedeutung von »Faultierqualitäten«. Damit ist gemeint: Das Nicht-Handeln üben! Die Kunst kultivieren, nur dann einzugreifen, wenn Wesentliches auf dem Spiel steht! Die Kraft kennenlernen, die in der Ruhe liegt! Diese daoistische Variante der Weisheits-Annäherung hat Vorzüge, die man in einer Zeit der Überforderungen und der Rastlosigkeit wieder zu begreifen beginnt. Nicht nur Burnout-Opfer, auch Max-Planck-Instituts-Professoren erkennen: Multitasking erschöpft. Es ist essentiell, sich Zeiten des »Abschaltens« zu gönnen.
Für diejenigen, die von der Zivilisation der Rastlosen und Vernunftgesteuerten überrannt worden sind, kommen solche Einsichten einige Generationen zu spät. Die Kolonialmächte haben sich keine Mühe gegeben, die faszinierend andersartigen Lebens- und Denkweisen von Naturvölkern zu verstehen. Sie haben sie als minderwertig betrachtet und fanden nichts dabei, die »Primitiven« umzubringen und ihre Lebensräume und jahrtausende alte Kulturen zu zerstören. Kapitel 8 diskutiert die Folgen. Die treffen nicht nur die Opfer und ihre Nachkommen, sondern auch die Kultur der »Sieger«. Die Überheblichkeit der westlichen Welt gegenüber Andersfarbigen, Andersgläubigen, Andersfühlenden ist inzwischen subtiler, doch sie lebt fort und verhindert unvoreingenommenes gegenseitiges Lernen. Vertreter der »interkulturellen Philosophie« versuchen vergessene Weisheitslehren wieder aufzuspüren und deren Stimmen in einem »Polylog« der Kulturen zu Gehör zu bringen.
Eines ist dabei frappierend und ernüchternd. Ob beim Ifa-Kult in Nigeria oder beim »Vernunft-Kult« der griechischen Philosophie: Wer an weise Menschen denkt, bringt mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit Männernamen ins Spiel. Warum eigentlich? Die im antiken Hellas gerühmte Sophia, das Weisheitssymbol schlechthin, ist schließlich weiblich. Und viele Qualitäten, die man mit ihrem Ideal verbindet, wecken eher feminine Assoziationen: Fürsorglichkeit, Mitgefühl, Herzenswärme, Sanftmut, Vertrauen … Kapitel 9 geht der Frage nach, wie Weisheit zur Männerdomäne wurde. Zur Entwertung des Weiblichen und Leiblichen trugen im Abendland zwei Entwicklungen bei, die antike Philosophie und der Monotheismus. Diese Entwertung mündete in fatale Gleichsetzungen: Mann = Geist + Vernunft = gut. Frau = Leib + Gefühl = schlecht.
Kapitel 10 beendet den Teil der »Annäherungen« mit einem Blick in die Welt der Neuro- und Kognitions-Forschung, die solche Irrwege und Fehlschlüsse der Vergangenheit allmählich revidiert. Wissenschaftler, die den Geist unter die Lupe nehmen, entdecken inzwischen den entscheidenden Beitrag der Gefühle und der unbewusst ablaufenden Prozesse im Körper für bewusste Entscheidungen und die Vernunft. Besonders Antonio Damasio, Neurologieprofessor an der University of Iowa, hat mit seinen Arbeiten das Verständnis für die Grundlagen geistiger Prozesse revolutioniert. Descartes’ Leitspruch »Ich denke, also bin ich« korrigiert er in »Ich fühle, also bin ich«. Diese Perspektive hebelt die Dualität zwischen Körper und Geist, Vernunft und Gefühl, Rationalität und Intuition aus. Sie eröffnet ein ganzheitliches Bild der Weisheit, das neben Logik all die in den vorherigen Kapiteln beschriebenen Zugänge umfasst: Kunst, Faulheit, Naturverbundenheit, Sinnlichkeit.
Tiefste Gründe, gereifte Auffassung, leitende Ideen … Der dritte Teil des Buches nimmt »Die Wege« unter die Lupe, die sich vor Weisheitssuchenden auftun. Die Tore stehen einladend offen, 24 Stunden am Tag, der Eintritt ist frei. Als Führer sind Selbsterkenntnis, Sensibilität und fröhlicher Mut zur Unvollkommenheit zu empfehlen. Dazu als Trostpflaster vielleicht ein jüdisches Sprichwort, falls ein verheißungsvoll erscheinender Weg sich im konkreten Fall doch als Ab-, Irr- oder Umweg erweisen sollte: »Ein Mensch bleibt weise, solange er die Weisheit sucht. Sobald er sie gefunden zu haben wähnt, wird er ein Narr.«
Kapitel 11 bietet eine Art Fundament für Selbstversuche in Sachen Weisheit an. Kann man genauer eingrenzen, was sie ausmacht? Man kann sie sogar messen, meint zumindest Monika Ardelt, Soziologin an der Universität Florida. Menschen, die man gemeinhin als Weise empfindet, zeichnen sich ihrer Hypothese nach durch positive Eigenschaften in drei eingrenzbaren Bereichen aus: Sie nennt sie die kognitive, die reflektive und die affektive Dimension. Mit 39 Fragen aus diesem Spektrum ermittelt ihr Test einen »Weisheits-Score« von Versuchspersonen. Ergebnis ist mehr als nur eine Zahlenspielerei. Aus Interviews mit Probanden hat die Forscherin Spannendes über Krisenbewältigungs-Strategien ihrer »relativ weisesten« Kandidaten abgeleitet.
Jeder weiß, dass Harmonie weiser ist als Streit, Mäßigung weiser als Sucht, dass man bei Konflikten cool bleiben/die andere Wange hinhalten/erst einmal eine Nacht darüber schlafen sollte – aber warum ist es so schwer, all das im echten Leben auch zu beachten und den »inneren Dalai Lama« zu kultivieren? In Kapitel 12 kommen Praktiker zu Wort, die östliche Weisheitsübungen mit der westlichen Verstandeskultur kombinieren. Das gelingt nicht ohne Kollisionen. Doch es gibt Wege, die Weisheitswachstums-Schmerzen zu überwinden. Der Leitgedanke: »Erkennen, nicht tadeln, ändern.«
Humor taucht im Weisheitstest nicht auf. Wahrscheinlich zu Recht – die Aussage »Andere lachen gern über mich« ist zugegebenermaßen missverständlich. Im wahren Leben gehören Humor und Ironie allerdings zu den raffiniertesten Methoden, die sich Menschen haben einfallen lassen, um in den tragischsten Momenten ihrer Existenz Atem zu schöpfen. Kapitel 13 beschäftigt sich mit angewandter Narrenweisheit aus verschiedenen Kulturen. Und mit der Frage, ob es weisen und unweisen Humor gibt.
»Eigentlich bin ich ganz anders, ich komm nur so selten dazu …« Die Suche nach sich selbst wird umso schwieriger, je mehr Optionen und je mehr Ablenkungen bereitstehen. Doch es gibt Vorbilder, die der Fragestellung nach dem Sinn des Lebens eine neue Wendung gegeben haben. Allen voran der jüdische Psychologe und Auschwitz-Überlebende Viktor Frankl, der einen Weg gefunden hat, selbst im KZ die eigene Würde nicht zu verlieren. Kapitel 14 lädt dazu ein, die Entwicklung des Selbst als lebenslange Aufgabe zu betrachten, einen tieferen Sinn im eigenen Schicksal zu entdecken und sich schon in den guten Zeiten auf Ereignisse vorzubereiten, die alle Weisheit erfordern, die uns zur Verfügung steht.
In traditionellen Gesellschaften gehören Alter und Weisheit zusammen. Wo das Dogma »forever young« herrscht, muss der Wert von Lebenserfahrung und Altersweisheit wieder neu entdeckt werden. Doch in einer zunehmend orientierungslosen Gesellschaft haben auch und gerade diejenigen etwas zu bieten, die nach stürmischen Phasen mit sich selbst im Reinen sind – auch wenn sie körperlich schon Zeichen von Klapprigkeit zeigen. Kapitel 15 stellt Projekte vor, in denen Senioren als weise Greise reüssieren. Zum Beispiel das Programm eines amerikanischen Rabbi, mit dessen Hilfe sie sich der »Meisterschaft in Lebenskunst« nähern können. Und ein Internetforum, in dem sie Jüngeren Rat in allen Lebenslagen geben.
Kapitel 16 weitet den Blick aus von den persönlichen auf die gesellschaftlichen Verhältnisse. Dass weises Handeln im ganz großen Stil eine fast unlösbare Aufgabe darstellt, hat schon Platon erfahren, als er in Syrakus auf Sizilien seine Idee der Philosophenkönige verwirklichen wollte – eine Regierung mit dem Ziel eines »Lebens von unsagbarer Glückseligkeit« für alle. Ist Weisheit eine Qualität, die Chancen hat, sich auch in Politik und Wirtschaft zu entfalten? Kann sie ein friedlicheres Zusammenleben ermöglichen? Geschichten sollen Antwort geben: vom israelischen Paar Uri und Rachel A., die auch mit weit über 80 Jahren nicht aufgeben, die Welt Tag für Tag ein Stückchen erträglicher zu machen, vom Politiker Hans K., der meint, dass Versöhner trinkfest sein müssen und vom deutschen Pastor Reinhold N., der die komplette Theorie zum Thema Hoffnung und Verzweiflung in drei Zeilen gefasst hat: das Gelassenheitsgebet.
Tiefste Gründe, gereifte Auffassung, leitende Ideen … Das Ende eines Buchs mit gewichtigem Thema sollte leicht sein. Kapitel 17 erzählt, was einer Autorin begegnet, die sich aufmacht, dem Abenteuer Weisheit hinterherzulaufen.