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Über dieses Buch:

Eine Lebensvision zu haben ist nicht nur der Schlüssel zur eigenen Weiterentwicklung, ob im Beruf oder im Privatleben – sie ist auch Grundlage der individuellen Zufriedenheit. Mit Hilfe seiner jahrzehntelangen Visions-Coaching-Erfahrung und viel Feingefühl hilft Hans Kreis dem Leser, die eigene Lebensvision zu erkennen. Seine Methode nutzt die Kraft der persönlichen Sehnsüchte, um zu einem glücklichen, beziehungsfähigen und optimistischen Selbst zu gelangen. Er erklärt, wie Sie Schritt für Schritt zu einem besseren Leben gelangen.

Der konkrete, praxisorientierte Wegweiser für alle, die sich beruflich oder privat neu orientieren wollen!

Über den Autor:

Hans Kreis, geboren 1948 in Forchheim, stieg nach einer steilen Karriere in der Kommunikationsbranche aus, um sein psychologisches und spirituelles Wissen zu vertiefen. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung und seiner kreativen Begabung ist er heute ein gefragter Berater und Visions-Coach. Für »Leben, Lust & Leidenschaft«, das 2009 erstmals unter dem Titel »Wahre Liebe leben: Wie Sie gemeinsam glücklich werden« erschien, wurde Hans Kreis mit dem Otto-Mainzer-Preis für die Wissenschaft von der Liebe ausgezeichnet.

Von Hans Kreis erschienen bei dotbooks bereits Leben, Lust & Leidenschaft und Die Kraft der Veränderung.

Die Website des Autors: www.imaco.de

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Aktualisierte Neuausgabe Februar 2013

Dieses Buch erschien bereits 2009 unter dem Titel Die Kraft der Lebensvision: Wie wieder Sinn ins Leben kommt bei Knaur TB

Copyright © der aktualisierten Neuausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München

Titelbildabbildung: © GIS – Fotolia.com

ISBN 978-3-95520-126-5

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Hans Kreis
Die Kraft der Lebensvision

In 9 Schritten zum Glück

dotbooks.

»Es ist unglaublich, wie viel Kraft die Seele

dem Körper zu verleihen vermag.«

Wilhelm von Humboldt

Inhalt

Inhalt

Vorwort

Einführung

Das Land, das Ihren Namen trägt

Kapitel 1

Das Bild ist nicht die Landschaft

Das Geheimnis des Zauberers

Überleben oder Leben?

Die Reise zur Scheinwelt

Spurensuche

Das Model mit der Ritterrüstung

Die Visionsfalle

Das Katastrophengehirn

Der Feind in Ihnen

Die tragischen Helden

Das Land, in dem Ideen blühen

Was das Herz begehrt

Die Sehnsucht des Apfelkerns

Das große Geheimnis

Die Weisheit des Baches

Kapitel 2

Das Geheimnis der Vorfreude

So schön wie damals

Sie sind der Regisseur Ihrer Gefühle

Sind Sie der Regisseur Ihrer Gedanken?

Wohin die Reise geht …

Der unsichtbare Reisebegleiter

Die Wiederentdeckung der Intuition

Die Blume des Herzens

Der alte Mann und sein Mädchen

Luzifers Reise zu den Wurzeln

Fragen an das, was werden will

Kapitel 3

Wenn die Reise beginnt

Sie sind einmalig

Wie Prozesse wirken

Ihre eigene Schöpfungsgeschichte

Wie sich Ihre erste Vision erfüllte

Der Blick in die Unendlichkeit

Die Geburt der Ohnmacht

Der König von Sparta

Wenn das Leben eine Entscheidung will

Die Geburt der Sehnsucht

Das Muttersöhnchen

Kapitel 4

Die alte Bekannte aus den Kindertagen

Wie Verrat entsteht

Wie Kinder überfordert werden

Eine andere Visionsgeschichte

Das Rad der Sehnsucht

Wenn der Traum zum Trauma wird

Das Geschenk des Schicksals

Die Kraft der inneren Vorstellungen

Die Schöne mit den Kinderaugen

Das Grübelmonster

Die letzte Liebesnacht

Wenn der Konflikt geboren wird

Das Ende der Welt ist auch der Beginn einer neuen Welt

Das große Bild

Kapitel 5

Der Unterschied ist das Bewusstsein

Der Preis der Sehnsucht

Der Bär und sein Bärchen

Das Geschenk des Himmels

Vor der Befreiung

Wie der Bär die Höhle findet

Babylon lässt grüßen

Reisevorbereitung für die bewusste Heldenreise

Die maskierte Opferrolle

Paulines Erlösung

Eine kurze Rast

Weiter so oder bewusst

Aufbruch zu neuen Ufern

Der Drachen sind Sie selbst

Die Schatzsuche

Kapitel 6

Der Mönch mit dem Presslufthammer

Der Fischer und seine Frau

Die Vision war ein alter Bekannter

Wenn Hans im Glück Maria küsst

Frau Hans im Glück

Wie im Märchen

Die Stunde der Wahrheit

Wirklich glücklich

Kapitel 7

Wenn Bären träumen

Wenn Bilder sprechen

Ein Auftrag aus der Tiefe unseres Herzens

Tränen um eine längst verflossene Liebe

Grenzen aus Liebe

Kapitel 8

Was kommt, wenn »man« stirbt

Die Reise zum Verzeihen

Die Befreiung des Seelenvogels

Die Kraft, die aus dem Verzeihen kommt

Kapitel 9

Endlich wieder lieben

Das vergessene Geschenk der Seele

Die entscheidende Frage

Das Gleiche ist nicht mehr das Gleiche

Die heilige Hochzeit

Inspiration oder Manipulation?

Die letzte Frage

Kapitel 10

Eine neue Arche Noah

Im Tanz der Seele

Wenn Menschen Götter werden

Aufbruch zu neuen Ufern

Der Mittelpunkt des Glücks

Die Trägerin des Lebens

Wenn Seele die Seele berührt

Ein neuer Stern wird geboren

Vorfrühling

Der König ist tot, es lebe der König

Helden der Herzen

Das Abschlussritual

Der große Schweiger

Das Erbe einer Sommernacht

Wenn Macher wieder tanzen lernen

Ausblick

Die neue Einsicht

Wo ist der Mond, wenn er nicht scheint?

Die Freiheit in der Wahrscheinlichkeit

Danksagung

Lesetipps

Vorwort

Gehören Sie zu den Menschen, die in einer Welt voller Ängste, Sorgen und Probleme mehr wollen als nur zu funktionieren? Gehören Sie vielleicht sogar zu den Menschen, die gerade deshalb eine immer größer werdende Sehnsucht in sich spüren, neue Fragen stellen und dem Leben wieder einen tieferen Sinn geben möchten?

Wenn Sie »so« wie bisher nicht mehr weiterleben wollen und wieder neugierig geworden sind auf das, was wirklich aus Ihnen werden will, dann haben Sie mit diesem Buch einen wichtigen Wegweiser gefunden.

Irgendetwas in Ihnen weiß seit dem ersten Atemzug, dass Sie viel mehr sind als das, was Sie bisher lebten. Sie sind der große Traum einer Seele, den es zu verwirklichen gilt. Diesen großen Traum meinen Menschen seit jeher, wenn sie sich entscheiden, die Vision ihres Lebens erfüllen zu wollen.

Leider sind wir alle im Laufe des Lebens zu Verrätern unserer wunderbaren und einzigartigen Vision geworden. Das macht uns leicht zum Spielball fremder Ziele und Visionen. Ängste, Krisen und Depressionen sind der Lohn dieses Verrats.

Auf der Visionsreise, zu der ich Sie jetzt einlade, lernen Sie all das, was Sie scheinbar hindert, Ihren inneren Auftrag zu erfüllen, wieder in heilsame Kräfte zu verwandeln. Sorgen und Probleme werden so zu geheimnisvollen Wegweisern und Ängste wandeln sich zu erleuchtenden Sehnsüchten. Sie werden staunen, wie einfach und schnell das mithilfe dieses Buches gelingen kann. Viele Praxisbeispiele und einfache Visionsübungen werden Ihnen helfen, damit die Reise zum großen Traum eine Erfolgsgeschichte wird, die Ihren Namen trägt.

Schritt für Schritt werden Sie nicht nur Ihre Vision klarer sehen lernen, sondern auch endlich wieder sinnvoller und erfüllter leben.

Hans Kreis

Einführung

Dieses Buch ist ein Wegweiser, der Ihnen hilft, in einem fremd gewordenen Land die Blume zu finden, die Ihren wahren Namen trägt.

»An der Größe deiner Angst erkennst du die Größe deiner Vision.« Manchmal begegnen uns Sätze mit der Kraft eines Sonnenaufgangs. Das leise Licht der Vorahnung erfasst unsere Seelenlandschaft dort, wo die Dunkelheit ihren Anfang nahm. Noch ist das Licht zu schwach, um Klarheit in unser Leben zu bringen. Und doch fühlt sich alles um uns herum schon anders an als in der Hoffnungslosigkeit einer rabenschwarzen Nacht.

Der Mann, der mir diesen Satz mitgab, damals am Ende einer schweren Sinnkrise voller dunkler Nächte und vergessener Antworten, wollte ihn als Abschiedsgeschenk verstanden wissen, bevor er mich freigab für ein neues, hoffnungsvolles Leben. Diese Freigabe war für ihn ein Akt der Liebe und für mich eine Enttäuschung. Heute weiß ich, wer den anderen wirklich liebt, muss auch bereit sein, ihn zu enttäuschen.

Mit den Augen der Liebe sehen wir oft klarer, was aus dem anderen werden will. Wir sehen aber auch den Beitrag, den wir zu leisten haben, damit dieses Große im anderen zum Blühen kommt. Ein Teil in mir ahnte etwas von dieser Liebe, der andere Teil aber, der mir wohlbekannte Teil, war tief gekränkt. Er fühlte sich vor die Tür gesetzt, verraten und voller Angst. Schließlich war dieser Mann seit langer Zeit mein Therapeut. Ihm hatte ich vertraut, ihm hatte ich alles anvertraut, ihm hatte ich mich ausgeliefert. Jetzt sollte das alles zu Ende sein? Verraten – aus Liebe – und weil er an mich und mein neues, großartiges Leben glaubte? Das konnte ich damals nicht – noch nicht – verstehen. Zu sehr hatte ich mich an diese Abhängigkeit gewöhnt. Lange, zu lange führte dieser Mann mich Nachtblinden durch die Nacht. In dem Augenblick, als ich die Tür zuschnappen hörte, fühlte ich noch einmal die pochende Angst … Ich stand mitten im abendlichen Großstadttreiben und war doch der einsamste Mensch auf der Welt.

Aber bei aller Angst, Wut und Trauer spürte ich gleichzeitig eine leise, verdrängte Sehnsucht: Es war die Sehnsucht meiner Seele. Meine Seele sehnte sich nach dem unbekannten Großen und nach einem Sonnenaufgang, der dieses Verdrängte sichtbar machen würde. Meine Seele wollte ihren großen Traum verwirklicht sehen.

Ich entschied mich – trotz aller Zweifel, aller Warnungen und aller gut gemeinten Ratschläge –, der Sehnsucht meiner Seele zu folgen. Schon mit dem ersten Schritt machte ich eine wundersame Erfahrung: Meine Angst war in Wirklichkeit nichts anderes als verzauberte Sehnsucht, und jeder Schritt auf meinem Sehnsuchtsweg erlöste einen Teil meiner Angst.

Heute weiß ich, dass wir immer wieder vor der schicksalhaften Entscheidung stehen, welchen Weg wir gehen wollen. »Der Angstweg ist uns wohl bekannt, der Sehnsuchtsweg meist unbekannt«, schrieb mir ein dankbarer Klient einmal aus einem fernen Land. Vorher hatte er Angst zu reisen. Jetzt ist er ein Weltenbummler geworden. Die Sehnsucht zeigte ihm den Weg zum großen Traum, zu seiner Vision von Leben.

Wenn Sie dieses Buch lesen, wird sich Ihr Blick weiten. Er wird weit über die Angst hinausgehen. Es wird Ihnen dämmern, wie abhängig Sie bisher waren und welch hohen Preis Sie für diese Abhängigkeit bis jetzt schon zahlten. Sie werden Ängste in einem neuen Licht sehen, so wie auch die Nacht zum besten Freund werden kann, wenn man sie zu lieben weiß.

Erinnern Sie sich noch an die Nacht, die von Ihrer ersten großen Liebe erfüllt war? Wo war da die Angst und welche Bedeutung hatte sie damals? Die Vision Ihrer Liebe hatte sie aufgesogen wie Märzensonne den Schnee. Dieses Buch will Sie daran erinnern, dass diese kraftvollen Bilder noch als Erinnerung in Ihnen schlummern, es will Sie wieder zur Kraft dieser Bilder führen.

Dieses Buch kann aber noch mehr: Es kann sogar der Zauberstab sein, der Ihnen beim Zaubern und Verzaubern hilft. So gesehen, ist es ein Zauberbuch – aber nur dann, wenn Sie das Gelesene auch in Ihr Leben integrieren.

Das Land, das Ihren Namen trägt

»Lehren sind nichts für mich, an mir selbst will ich lernen.« Dies ist ein Satz, der mich schon lange begleitet. Auf eigenen Beinen zu stehen heißt nicht unbedingt auch, sein eigenes Leben zu leben. Durch dieses Buch werden Sie lernen, vieles mit den wachen Augen eines Visionärs zu sehen – auch sich selbst oder Ihr bisheriges Leben. Ich war ein erfolgreicher Unternehmer und war es gewohnt, Ziele zu erfüllen. Ich war Dienstleister und lebte von den Träumen und Wünschen anderer. Ich war mein eigener Chef und als solcher für viele, viele Mitarbeiter verantwortlich. Dabei vergaß ich ganz, dass ich auch für mich selbst verantwortlich war, für mich zu sorgen hatte. Dann kamen die Jahre, in denen ich einfach nur funktionierte. Das kostete mich die meiste Kraft. Fast ein Jahrzehnt später erlangte ich durch lange Arbeit an mir selbst wieder neue Kraft. Aber was sollte ich mit dieser meiner befreiten Kraft anfangen? Wenn Fragen immer drängender werden und wir uns weiter um die Antworten drücken, dann ist das so, als wollten wir die Morgendämmerung nicht. Der Tag beginnt dann eben, ohne uns zu fragen. Auch unsere Vision verwirklicht sich, ohne uns zu fragen, wenn wir ihr keine Beachtung schenken. Das Schicksal wird zum Regisseur. Oft bedient es sich des scheinbaren Zufalls.

Dieser Zufall wollte es, dass ich meine Firmen schnell und gut verkaufen konnte. Aber die Entscheidung zu verkaufen blieb mir trotzdem nicht erspart. Ich entschied mich für den Verkauf und damit für einen radikalen Neubeginn. Ich hatte plötzlich Geld und Zeit, um mir die besten Lehrer und Schulen leisten zu können, durch die ich zu immer klügeren Antworten kam. Aber auch die beste Schule ist nur eine Vorbereitung auf das Wesentliche. Was aber ist das Wesentliche auf unserer Lebensreise?

Dieses Buch will eine Landkarte sein, die Ihnen hilft, diese Frage zu beantworten. So können Sie sich besser in einer Landschaft zurechtfinden, die Ihren Namen trägt. Vielleicht wird es Ihnen wie dem großen Gilgamesch gehen, der am Ende seiner Reise tief erschüttert in sein wahres Wesen schaute.

Wenn wir in scheinbar unbekannte Länder reisen, ist es hilfreich und beruhigend zugleich, dass die Landkarte von Kundigen erstellt wurde, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Aber auch die beste Landkarte kann die Reise nicht ersetzen.

Meine Reise ins Wesentliche dauerte viele Jahre. Manchmal glaube ich, sie wird erst mit meinem Tod zu Ende gehen. Viele wunderbare Führer lernte ich auf dieser Reise bisher kennen. Jeder gab mir sein Wissen und seine Erfahrung mit. Viel davon werden Sie in diesem Buch wiederfinden – verpackt in schöne, aber auch berührende Geschichten und Übungen. Jede Übung ein Stück Lebenserfahrung, also gelebtes Leben. Wir wandern alle auf Straßen, die Menschen vor uns bauten. Nur in welchem Bewusstsein wir dies tun, das ist unsere Freiheit.

Dieses Bewusstsein führt uns irgendwann zur Erkenntnis, dass auch die besten und weisesten Führer zu Verführern werden, wenn wir uns nicht trauen, Abschied zu nehmen.

Ich erinnere mich noch daran, wie das Schicksal mir bei diesen Trennungen immer liebevoller half. Irgendwann hatte ich gelernt, dass jeder noch so wunderbare Begleiter nur ein Weggefährte aus einer – seiner – anderen Welt war. Die Begegnungen waren Berührungen zweier Sterne aus unterschiedlichen Galaxien. Erfahrungen aus so unterschiedlichen Galaxien sind nur bedingt übertragbar, wenn es um die Verwirklichung unserer eigenen Vision geht.

Wenn Sie dieses Buch lesen, werden Sie einen Begleiter kennen und schätzen lernen, der mehr weiß als Sie und dem Sie trotzdem vertrauen dürfen. Er kann Ihr treuester und weisester Führer sein, wenn Sie Ihr Bewusstsein entsprechend schulen. Sie werden erstaunt sein, wie schnell es Ihnen mithilfe dieses Buches glückt, diesen Führer wiederzufinden.

Mich führte dieser Führer zu einem Schatz, den es nur ein einziges Mal im ganzen Universum gibt. Dieser Schatz bin ich selbst. Dieses ICH ist viel mehr als der, der ich glaube zu sein; erst recht viel mehr, als der, den sich die Eltern damals vor der Geburt gewünscht hatten oder den man sich in Zukunft vorstellt. Nein, viel schöner und größer ist dieser Schatz: Es ist die Vision meiner Seele von mir. Diese Vision ist der größte Traum, den wir uns erfüllen können.

Mittlerweile durfte ich unzählige Menschen bei ihrer Schatzsuche begleiten. Immer wieder staune ich über die Fantasie und Weisheit, aber auch die Radikalität, mit der sich Visionen der Seele erfüllen.

Erleben Sie in diesem Buch anhand von vielen Beispielen und Tipps aus meiner Arbeit als Coach, wie kraftvoll sich Visionen der Seele Schritt für Schritt verwirklichen. Erleben Sie aber vor allem an sich selbst, wie sich Ihr Leben mit Sinn und Glück erfüllt, wenn Sie sich selbst diesen größten Traum erfüllen.

Am Ende eines jeden Kapitels gebe ich Ihnen Anregungen, die Ihnen helfen, auf dass die Reise zum großen Traum Sie nicht nur glücklich, sondern auch unsterblich macht.

Genießen Sie dieses Buch wie ein Festtagsmenü, auf das Sie sich schon freuen, wenn Sie nur daran denken. Denken Sie beim Lesen auch daran, dass Ihre Seele mitlesen will. Die Seele hat ihre eigene Vorstellung von Genießen und Verstehen. »Langsamer lesen, um schneller zu sein.« Dieses Motto gefällt der Seele. Sie werden staunen, wie sich Ihre Seele dafür bedankt.

Vielleicht stellen Sie beim langsamen Lesen der Kapitel fest, dass ein Kapitel auf das andere aufbaut, wie ein Tag auf den anderen, und dass ein neuer Tag nicht mit einem Druck auf den Lichtschalter, sondern mit allmählichem Dämmern beginnt. Dann haben Sie ein gutes Bild dafür, wie sich Träume und Visionen entfalten wollen.

So wie wir jeden Tag als etwas Einmaliges erleben sollten, statt ihn an anderen Tagen zu messen, so sollten Sie es auch mit den Fallbeispielen in diesem Buch halten: Lassen Sie sich von der großen Vielfalt anderer Visionen inspirieren und verzaubern, aber vergessen Sie dabei nicht: Ihre wunderbarste Vision sind Sie selbst und die ist zugleich der Beginn einer unendlich spannenden Reise.

Kapitel 1

Es werde Licht

oder:

Wenn Engel träumen

Wenn Ihre Vision die Blume ist, die erst über scheinbare Umwege ihre ganze Blütenpracht entfaltet, dann ist Ihr Bewusstsein die Sonne, die Ihre Vision zum Blühen bringt. Machen Sie sich zuerst bewusst, dass es viele Möglichkeiten gibt, Ihre Vision zu leben. So wie Sie jetzt leben, ist nur eine davon. Die vielen Fallgeschichten und Übungen werden Ihnen helfen, immer bewusster Ihre eigene Vision zum Blühen zu bringen.

Das Bild ist nicht die Landschaft

Von meinem Fenster aus habe ich einen weiten Blick auf eine wunderbare Landschaft. Je weiter mein Blick wird, umso wunderbarer und einmaliger kommt mir diese Landschaft vor. Je nach Wetter und Jahreszeit verändert sich das Bild. Wenn ich gestresst von einer langen Geschäftsreise zurückkomme, erlebe ich diesen Ausblick wieder anders, als wenn ich mich nach dem bunten Treiben der Großstadt sehne. Wäre ich ein Jäger, würde ich diese Landschaft wiederum mit anderen Augen sehen als ein Bauer oder gar ein Immobilienmakler.

Einer meiner Klienten schaute aus dem Fenster, schüttelte den Kopf und verglich die Landschaft sofort mit den inneren Bildern seiner letzten Reise, die ihn durch die abenteuerlichsten und wildesten Gegenden Südamerikas führte. »Kein Vergleich, kein Vergleich«, wiederholte er fortlaufend. »Natur ist etwas ganz anderes: Wenn Sie eine Ahnung davon bekommen wollen, was Natur wirklich ist, dann sollten Sie das nächste Mal mit mir reisen. Die Berge hundertmal höher als hier, die Bäume größer und wuchtiger als dieser Kirchturm. Die Wiesen und Felder erstrecken sich, so weit das Auge reicht, und der Ausblick, gegen den ist dieser Blick frustrierend wie der Blick in einen leeren Kochtopf.« Dann zog er Vergleiche zu den Menschen und auch die schnitten deutlich schlechter ab. »Jeder bekommt die Landschaft, die er verdient. Unsere Landschaft ist nur auf Nutzen und Zweck ausgelegt. So wie die Menschen auch, die hier leben. Unnützes muss weg. Unnütz ist, was keinen Profit bringt. Die Strafe lesen Sie in den Gesichtern und Körpern: immer mehr Frust, immer mehr Angst.« Dann begann er wieder die Gesichter von hier mit den Gesichtern der anderen zu vergleichen. Selbst die Kinder wären schon frustriert und er zeigte mir – zum Vergleich – Fotos glücklicher südamerikanischer Kinder.

Der Blick aus meinem Fenster war getrübt. Nebelschwaden zogen auf. Innere Bilder haben eine Kraft, die weit über uns hinausgeht, vor allem wenn sich die Kraft dieser inneren Bilder gegen uns richtet. Den meisten Menschen ist allerdings nicht bewusst, wie viel Schaden sie damit anrichten. Es gibt aber auch viele Menschen, die leiden darunter, laufend verglichen zu werden. Vielleicht gehören auch Sie dazu. Dann werden Sie bald Grund zur Freude haben.

Das Geheimnis des Zauberers

Vor Kurzem hatten wir kleine Kinder zu Besuch. Sie tobten und kreischten, rannten von Zimmer zu Zimmer, wie lebhafte Kinder das gerne tun. Da kam ich auf die Idee mit dem Fenster. Ich fragte sie, ob sie sich etwas wünschen möchten. Etwas Großartiges. Etwas, was ihnen nicht einmal Oma oder Opa erfüllen können. Etwas, was man sich nur einmal und nur jetzt von einem Zauberer wünschen darf. Sie horchten auf. Ich zog die Spannungsschraube noch einmal an, indem ich ihnen klarmachte, dass es nur um einen einzigen Wunsch gehen kann. Deshalb sollten sie es sich genau überlegen. Dann schaltete ich das Licht im Zimmer aus und deutete in die dunkle Nacht. Der Himmel war so klar, dass die Sterne wie kleine, scharf geschliffene Edelsteine blitzten. Jeden Moment konnte das Unmögliche geschehen. So ein Nachthimmel ist für Wunder wie geschaffen. »Jeder, der eine Sternschnuppe sieht, darf sich etwas wünschen. Wer ganz brav ist, für den erfüllt sich dieser Wunsch sofort. Wer nicht brav ist, der muss so lange warten, bis er gelernt hat, brav zu sein.« Solche Wünsche sind etwas Wunderbares – für den, der damit lockt. Da nur er entscheidet, was es bedeutet, brav zu sein, kann er andere ein Leben lang abhängig machen. Viele Eltern erziehen so ihre Kinder und wissen nicht, dass so eine Erziehung die Geburtsstunde vieler lebenslanger Ängste, Schuldgefühle und Zwänge ist. Was bleibt, ist die Sehnsucht nach Erfüllung. Und das Warten auf die Sternschnuppe.

Ich kenne viele Erwachsene, die warten heute noch auf die Erfüllung ihrer Wünsche. Wünsche sind verführerisch einfach auszusprechen und können deshalb so gefährlich für unser Leben werden. Wünsche machen abhängig und unzufrieden. Wünsche sind etwas anderes als Visionen. Das wird Ihnen mit dem Lesen immer klarer werden.

Wünsche können aber auch wertvolle Helfer sein und deshalb sind sie, trotz aller Gefahren, so wichtig für uns wie die Sterne in der dunklen Nacht. Das ist wie beim Zaubern: Ein Zauberer kann mit seinem Zauberspruch Gutes und Böses bewirken. Einen Tipp kann ich Ihnen aber jetzt schon geben: Lernen Sie, Wünsche zu hinterfragen, bevor Sie sich zum Wünschen verführen lassen. Richtig wünschen können Sie von den Kindern lernen oder von denen, die das Kind in sich wieder wichtig nehmen.

Schauen Sie einfach mal in einer sternenklaren dunklen Nacht aus dem Fenster, spüren Sie dabei die warme Hand des Menschen, der Ihnen viel bedeutet, atmen Sie tief und bewusst ein und ganz ruhig aus und wieder ein. Sie werden staunen, wie leicht das Wünschen geht.

Überleben oder Leben?

Was der Blick aus meinem Fenster mit mir macht, darüber entscheidet mein inneres System. Mit einer Geschwindigkeit von 270 Stundenkilometern rasen Nervenimpulse durch unser Gehirn und folgen dabei einem geheimnisvollen Befehl. Dieser Befehl ist so alt wie die Evolution.

Weil es in der Evolution immer um Leben oder Tod geht, hat auch dieser Befehl etwas mit dem Überleben zu tun. Nur schade, dass solche Befehle unbewusst sind und auch bleiben. Im Laufe der Jahrtausende haben viele dieser Befehle ihren Sinn verloren. Unsere Welt hat sich verändert. Nur noch wenige Menschen leben in einer Höhle. Noch weniger dieser Menschen müssen mit der Keule um ihr Überleben kämpfen. Deshalb sind inzwischen viele dieser Befehle überflüssig geworden. Höchste Zeit, um zu protestieren. Bringt aber nichts. Wir können mit allen reden, aber nicht mit unserem eigenen Unterbewussten. Dafür haben wir scheinbar kein Organ. Sind wir also dazu verdammt, bis zum letzten Atemzug das Opfer eines Tyrannen in uns zu bleiben, der bestimmt, was wir zu sehen und zu tun haben? Müssen wir uns von einem Tyrannen regieren lassen, dessen Gesetzbuch wir nicht kennen und das vielleicht für andere früher sinnvoll war, für uns aber unsinnig geworden ist? Gibt es vielleicht sogar eine Befreiung aus so einer inneren Tyrannei? Ja, diese Befreiung gibt es und Sie sind schon dabei, sich zu befreien.

Viele Menschen begnügen sich allerdings mit einem scheinbaren Befreiungsversuch, der ihre scheinbar ausweglose Situation nur verdrängt, statt sie wirklich zu erlösen. Diese scheinbaren Befreiungsversuche kennen wir alle. Wir haben sie so selbstverständlich in unser Leben integriert, dass sie schon unbewusst geworden sind.

Die Reise zur Scheinwelt

Als Werbemann hatte ich auch Reiseveranstalter als Kunden. Wenn es darum ging, neue Reiseprospekte zu erstellen, wurde jedes Bild retuschiert. Hier störten die Strommasten, dort ein Hochhaus. Kein Bild war uns gut genug. Weil wir Werbeleute zu wissen glaubten, wie sich normale Menschen ihre Urlaubsziele vorstellen, verschönten wir mit unseren Mitteln und zeigten wunderbare Landschaften mit strahlend blauem Himmel, Stränden ohne Strandgut und Städten ohne Baustellen. Selbst der Schatten sollte sich in Grenzen halten.

Noch krasser wurde es, wenn wir in den Prospekten glückliche und makellose Menschen abbilden mussten. Dann brauchte es einen ganzen Stab von Helfern, die aus einem ganz normalen Menschen etwas Besonderes machten. Wir inszenierten Urlaubsglück voller Lebensfreude und Gesundheit, voller Gastfreundschaft und Geselligkeit. Das war für alle Beteiligten harte Arbeit, auch wenn es dabei um Urlaub ging. Wir mussten Models schminken, Gemütlichkeit inszenieren und Bierschaum präparieren. »Wir verkaufen Illusionen und keinen Alltag«, erinnere ich mich an den Kommentar eines Reisemanagers. »Illusionen verkaufen sich besser als die Wirklichkeit.«

Erstaunlicherweise zahlen wir viel Geld an Leute, die uns Illusionen als scheinbare Wirklichkeit anbieten. Viele meiner Klienten kommen aus der Welt der Schönen und Reichen, der Mode, der Kosmetik oder der Film- und Fernsehwelt. Sie verdienen viel Geld damit, Scheinwelten zu inszenieren, oder geben viel Geld aus, damit ihre Scheinwelt erhalten bleibt. Illusionen haben mit dem, was wir Wirklichkeit nennen, nichts zu tun. Das wissen alle Beteiligten. Noch weniger haben Illusionen aber mit Visionen zu tun, auch wenn es bei beiden Begriffen darum geht, sich zu trauen und sich das scheinbar Unmögliche vorzustellen.

Spurensuche

Wenn wir damals im Studio alle Aufnahmen im Kasten hatten, die großen künstlichen Sonnenlichter ausschalteten und die Kulissen abbauten, sahen die Wände um uns herum plötzlich kahl und grau aus. Erst dann spürten wir unsere Müdigkeit. Es ging uns Illusionisten nicht anders als allen anderen Menschen: Wir träumten vom Urlaub, von Sonne, Sand und Meer. Wir blätterten in den Reiseprospekten des vergangenen Jahres und belohnten uns für die harte Arbeit mit einem wunderbaren Cappuccino.

Ohne Kulissen war so ein Studio eine ganz normale große und leere Halle. Langweilig und leer wie manches dieser geschminkten Modelgesichter. Neugierig und wach wurde ich erst wieder, wenn mir die gleichen Frauen abgeschminkt gegenübersaßen. Dann lohnte es sich, auf Spurensuche zu gehen. Ich entdeckte an der Wange die Narbe, die an eine kleine Wunde erinnerte, und unter den hellen großen Augen die Schatten einer vergangenen Nacht. Hier erzählten ungeschminkte Lippen von einer verschwundenen Fülle und feine Falten unter der Nase von der Angst, zu kurz zu kommen.

Makellos waren ungeschminkte Gesichter nie, aber tausendmal spannender als Gesichter, die einem schattenlosen Schönheitsideal entsprechen mussten. Vor allem aber waren sie voller Lebensgeschichten. Wenn ich die Menschen nach diesen Lebensgeschichten fragte, wurden die Gesichter meist streng, ernst und traurig. Oft waren es Geschichten, die von einem großen Ungenügen gekennzeichnet waren. Auch die schönsten und reichsten Menschen wussten Geschichten von Mangel, Schmerz und Leid zu erzählen. Niemand konnte diesen Menschen helfen, weil die Geschichten schon Vergangenheit waren, und die kann man bekanntlich nicht ändern. Ich bin mir sicher, dass auch Sie solche Geschichten erzählen können und dass Sie viele Menschen kennen, die zuerst Mangelgeschichten erzählen wollen.

Das Model mit der Ritterrüstung

Wenn solche Menschen zu mir kommen, erinnere ich mich an mein Fenster und die Sternschnuppen. Ich wünsche mir, dass eine Sternschnuppe diese traurigen Menschen entdeckt und sie von ihrem vergangenen Leiden erlöst. So wie dieses Model, das sich nach langer Zeit wieder einmal telefonisch bei mir meldete.

Zuerst räusperte sie sich, dann fragte sie, ob ich mich noch an sie erinnere. Umständlich versuchte sie in mir die Bilder der Vergangenheit wachzurufen. Dann entschuldigte sie sich für die lange Funkstille. Unser letztes Telefonat lag in der Tat schon eine ganze Zeit zurück. Im Radio hatte sie auf der Fahrt zufällig meine Stimme wiedererkannt. Es gibt ja bekanntlich keine Zufälle. Deshalb wollte sie mich unbedingt sprechen. Zufällig war sie in den nächsten Tagen in meiner Gegend. Zufällig hatte ich auch frei. Ich gestehe Ihnen, dass dies kein Zufall war. Ich war einfach neugierig und verschob deshalb andere Termine. Dann saßen wir uns gegenüber und sie erzählte und erzählte. Was sie schon alles geschafft hätte, wer sich alles schon für sie interessierte und wie es steil nach oben gehen würde. Tag für Tag steiler. »Mein Ziel ist es, ganz, ganz oben zu stehen. Und ich schaffe es!« Sie ballte die rechte Faust so, dass der Daumen nach oben zeigte. Immer höher ging die Faust mit dem nach oben zeigenden Daumen, bis es nicht mehr weiterging. »Und was machen Sie, wenn Sie ganz oben sind?«, fragte ich leicht provozierend. »Dann muss ich es niemandem mehr beweisen. Dann kann ich machen, was ich will.«

Die Lippen der schönen Frau hatten ihre Schönheit verloren. Schmal und nach innen gepresst, veränderten sie das ganze Gesicht. Trotzig und steif, wie in eine Ritterrüstung gezwängt, so wirkte der ganze Körper auf mich. Der ganze Mensch stand unter Strom. Dieses Lebensgefühl hält niemand lange unbeschadet aus. Mir fiel der Vergleich mit einem Tsunami ein, der deshalb so viel Zerstörung bringt, weil er lange Zeit unbemerkt unter der Oberfläche bleibt.

Die Visionsfalle

Manchmal läuft in unserem Leben etwas schief, was mit einem kleinen Missverständnis beginnt. Ich nenne es die Zielfalle. Ich könnte es auch die Visionsfalle nennen. Letztlich geht es darum, dass wir Ziele mit Visionen verwechseln. Sie werden noch staunen, was uns Menschen möglich wird, wenn wir dieses Missverständnis auflösen.

Vielleicht kennen Sie die Geschichte von einem erfolgreichen Mann, der sich von seinem Arzt widerwillig überreden ließ, endlich einmal Urlaub zu machen. Seine Frau erinnerte sich daran, dass es ihm früher immer so gut in einer kleinen romantischen Stadt am südlichen Mittelmeer gefiel. Dort fuhren sie also hin – der Frau zuliebe. Nach ein paar Tagen wurde es dem Mann langweilig. Nur Sonne, Sand und Meer, das ist etwas für das Alter. Er ging zum Hafen und bemerkte eine Gruppe von Fischern, die einfach so herumsaßen. »Warum sitzt ihr so herum? Auf dem großen Meer gäbe es so viel zu tun«, begann der Mann. Die Fischer beachteten ihn zuerst nicht. Als er aber seine Frage nochmals laut und ungehalten wiederholte, antwortete einer der Fischer: »Wir haben schon gefangen, was wir brauchen.« Das machte den Mann noch ärgerlicher. »Mit dieser Einstellung kommt ihr nicht weiter im Leben. Wenn ihr nochmals hinausfahren würdet, könntet ihr doppelt so viele Fische verkaufen.« Einer der Fischer schaute fragend in die Runde: »Und was wäre dann?« Diese Frage erzürnte den Mann. Er schrie: »Dann könntet ihr euch irgendwann in einigen Jahren vielleicht ein größeres Schiff kaufen und noch mehr Fische fangen. Kapiert?« – »Und dann?« Ruhig und bescheiden klang die Frage aus dem Mund eines in der Sonne dahindösenden Fischers. Jetzt huschte ein Siegeslächeln über das Gesicht des Mannes. »Dann könntet ihr endlich machen, was euer Herz begehrt.«

Oft, sehr oft, sind andere Menschen unser Spiegel und zugleich Lehrer und Verführer, wenn es um Visionsfallen geht. Kennen Sie auch solche Menschen?

Das Katastrophengehirn

Zu meinen Kunden gehört auch ein Kriegsberichterstatter, ein alter Journalist, ein wahrer Haudegen, der von den Krisengebieten dieser Welt viel zu erzählen weiß. Wenn er an meinem Fenster steht, sucht er nach versteckten Panzern, Kanonen oder Hinterhalten. »Ich kann nicht anders«, entschuldigt er sich in solchen Situationen regelmäßig, »das ist schließlich meine Wirklichkeit und die ist verdammt hart. Mein Katastrophengehirn ist immer auf das Schlimmste vorbereitet. Das hat mir bis jetzt das Leben gerettet.« Wenn er so redet, wirkt er alt und resigniert und ich mit ihm. Das tut mir leid – für ihn und für mich.

Von Psychologen habe ich erfahren, dass es dieses Katastrophengehirn wirklich gibt. Wie so vieles kann es zum Fluch oder zum Segen werden. Zum Fluch wird es, wenn wir uns auf dieses Katastrophengehirn reduzieren. Es geht uns dann so, wie einem Bekannten von mir, der sich ein Traumauto mit zwölf Zylindern und über 400 PS kaufte. Er war begeistert von der Kraft der vielen Pferde und erzählte jedem, dass mit so viel Power der Spaß überhaupt erst beginne. Wenn er den Motor absichtlich aufheulen ließ und glücklich und zufrieden hinter seiner Scheibe winkte, dann kam er uns wie ein kleiner Junge vor, der als Einziger auf einem großen Pferd reiten darf. Zufällig merkte er nach einiger Zeit, dass er wegen eines technischen Defekts die ganze Zeit nur mit halber Kraft gefahren war. Da war es Schluss mit lustig. Katastrophenstimmung auf der ganzen Linie. Er hatte keine Lust mehr am Leben und erst recht keine Freude mehr am Auto. Die Freude kam erst wieder, als er das Fahrzeug aus der Werkstatt holen konnte und den Unterschied zu vorher feststellte.

Wie ist das bei Ihnen? Sind Sie wirklich sicher, dass Sie Ihre Möglichkeiten leben? Oder fahren Sie auch weit unter Ihren Möglichkeiten auf der Straße Ihres Lebens? Das Fatale dabei ist, dass wir uns an alles so schnell gewöhnen. Den Unterschied erkennen wir erst, wenn wir das andere Lebensgefühl ausprobiert haben. Bei Ihnen stehen die Chancen dazu gut, dies erleben zu können.

Allerdings sollten Sie Ihr Katastrophengehirn nicht verdammen. Zu sehr hat es sich in der Evolution bewährt. Auch heute noch brauchen Sie es zum Überleben. Aber eben zum reinen Überleben. Wenn Ihnen das genügt, dann machen Sie einfach weiter wie bisher. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass Ihnen das irgendwann zu wenig sein wird und dass Sie spätestens dann mit mir der Überzeugung sind, dass Sie mehr verdient haben, als nur zu überleben. Wer sich nur auf sein Katastrophengehirn verlässt, bekommt von der Fülle des Lebens ungefähr so viel mit wie unser Kriegsberichterstatter.

Visionsübung

Machen Sie doch mal ein kleines Experiment. Erlauben Sie Ihrer Fantasie für einen Augenblick, innere Bilder aufsteigen zu lassen, indem Sie sich die Frage stellen, was in diesem Augenblick gleichzeitig auf der Welt alles geschieht. Schreiben Sie Ihre Gedanken dazu auf. Wenn dieses Experiment für Sie zu ungewöhnlich sein sollte oder Sie sich Hilfe erlauben wollen, dann nutzen Sie als Spickzettel die Zeitung oder schalten Sie einfach das Radio ein. Sie werden sehr schnell die Macht unseres Katastrophengehirns erkennen.

Aber es geschieht noch viel mehr gleichzeitig auf der Welt als Mord, Krieg und Verrat. Erlauben Sie sich, selbst Bilder aufsteigen zu lassen, die Ihr Herz mit guten Gefühlen erfüllen. Welche Spickzettel können Ihnen hier helfen? Schreiben Sie wieder auf, welche Bilder jetzt in Ihnen hochkommen.

Wenn Sie sich darüber hinaus Gutes tun wollen, dann achten Sie nach dieser letzten Übung auch auf Ihr Körpergefühl.

Der Feind in Ihnen

Unser Katastrophengehirn lässt uns nur einen Bruchteil unserer Möglichkeiten leben. Weil wir es nicht besser wissen, glauben wir, dass dies unser ganzes Potenzial ist, und sind sogar zufrieden damit.

Der Kriegsberichterstatter sagte mir beim letzten Coachingtermin, dass er jetzt erst den Unterschied von Überleben und Leben kennt. Sein Katastrophengehirn hatte ihn so im Griff, dass sein ganzes Leben auf Gefahren programmiert war. Er lebte wie ein Soldat im Schützengraben: Immer mit dem Fernglas auf der Suche nach Feinden, bei jeder Vorwärtsbewegung nach versteckten Tretminen tastend, immer auf der Hut vor Tieffliegern oder Fallen, jeden Hinterhalt vorausahnend, jedes Lachen als Berechnung entlarvend und jeden menschlichen Annäherungsversuch als durchsichtiges und plumpes Überrumpelungsmanöver einordnend. Wenn er seine Ruhe brauchte, dann verkroch er sich und blieb so lange verkrochen, bis es ihm zu viel wurde.

So ein Leben nervt mit der Zeit. Das kann doch nicht alles sein. Manchmal, so gestand er mir, fragte er sich, ob so ein Leben überhaupt noch lebenswert ist. Als ich ihm dann vorschlug, dieses kleine Experiment mit dem Aufsteigen der guten Gefühle auszuprobieren, da bat er um Bedenkzeit und kämpfte mit Vorurteilen. »Heute nicht, vielleicht beim nächsten Mal«, entschied er sich dann. Meist begründete er dies mit schlechten Erfahrungen aus der Vergangenheit und erzählte traurige Geschichten dazu.

Es gibt immer mehr Menschen, denen das Lebensgefühl dieses Kriegsberichterstatters bekannt vorkommt, auch wenn sie einen ungefährlichen Beruf ausüben. Meine Vermutung ist, dass so ein Lebensgefühl sehr ansteckend ist.

Die tragischen Helden

Mir fiel oft auch auf, dass sich in den vielen Selbsterfahrungs- und Fortbildungsgruppen, die ich im Laufe der Zeit besucht hatte, überwiegend Menschen wiederfanden, die traurige Geschichten erzählten und dies auch wollten. Selbst in Workshops mit hoffnungsvollen Überschriften wollten die Menschen lieber traurig als fröhlich sein. Ich besprach mich mit vielen erfahrenen Therapeuten. Die bestätigten mir meine Erfahrungen. Ich sah in ihre Gesichter und bemerkte zu meinem Erstaunen, dass auch hier schon sehr viel Traurigkeit eingezogen war. »Wenn du über Jahre in deine Arbeit so viel Idealismus einbringst wie ich und dann merkst, dass die Menschen mit ihrer frei gewordenen Kraft nichts anzufangen wissen, dann wirst du bescheiden.« So versuchte mir einer der Therapeuten seine Traurigkeit zu erklären. Er schob noch nach, dass er sich auch heute noch keinen anderen Beruf als diesen vorstellen könne. Er wäre eben ein geborener Idealist.

Idealismus ist eine besonders raffinierte Falle. Idealismus lebt von Vorbildern. Vorbilder suchen wir meist außen. Wer seine Idealvorstellung von seinem Beruf oder seiner Aufgabe hat, blendet das aus, was Visionen auszeichnet, und wird irgendwann von den ausgeblendeten Schatten, von seiner Realität eingeholt. So gesehen, blüht Wünschen und Idealen das gleiche tragische Schicksal.

Wenn sich solche Menschen in den dunklen Kammern ihrer Psyche verlaufen, dann werden sie schnell zu Gefangenen des eigenen Katastrophengehirns und zu Verrätern ihrer Idee von einem sinnerfüllten und freudigen Leben. Das ist der Stoff für die großen Tragödien unseres Lebens. Von solchen Stoffen ernährt sich unser Katastrophengehirn. Sie werden viel mehr große Idealisten aufzählen können als große Visionäre. Welche Kraft beide Gruppen verbindet? Eine tiefe innere Überzeugung, die über eigene egoistische Anliegen weit hinausgeht. Aber auch eine ganz bestimmte Angst, über die wir noch viel erfahren werden.

Das Land, in dem Ideen blühen

Es gibt Krankheiten, die wir uns herbeiwünschen. Kinder kennen das. Wer erinnert sich nicht mit Schmunzeln an das plötzliche Fieber ausgerechnet vor der schweren Mathe-Prüfung?

Wenn Sie nach dem, was Sie bisher gelesen haben, eine überschäumende Lust auf ein Leben bekommen haben, das sich nicht nur auf Überleben reduziert, und es kaum noch erwarten können, endlich dorthin zu reisen, wo Ihr Herz zu Hause ist, dann hat Sie das Reisefieber erwischt. Haben Sie schon eine Idee, wohin es gehen könnte? Ideen sind wie Kartengrüße aus dem Land der Visionen. Heben Sie diese Kartengrüße auf, um einen Blick darauf zu werfen, wenn das Reisefieber nachlassen sollte. Es soll Menschen geben, die Postkarten sammeln, die sich aber nie einen Besuch in das Land ihrer Träume zutrauen. Tipp: Tappen Sie nicht in diese Falle. Bleiben Sie nicht beim Ideensammeln hängen. Visionen sind wie wunderbare, einmalige Welten: Sie wollen mit allen Sinnen erlebt werden. Sie wissen ja: Reiseprospekte und Postkartenwelten sind meist nicht die Wirklichkeit.

»Der längste Weg ist der, der vom Kopf zum Herzen führt.« Sehr oft denke ich an diesen wunderbaren Spruch, den ich irgendwo aufgeschnappt habe. Er ist und bleibt aktueller denn je. Wenn Sie bis jetzt dieses Buch mit dem Kopf gelesen haben, ist das ab jetzt ganz sicher zu wenig.

Was das Herz begehrt

Das Land der Visionen finden Sie nicht im Kopf, sondern in der Tiefe Ihres Herzens. Sie finden es dort, wo Ihre Seele zu Hause ist. Mit Seele meine ich allerdings nicht die Psyche, so wie ich auch nicht den Kaffeefilter meine, wenn ich von Kaffee rede. Mir gefällt ein Bild besonders gut. Ich möchte es Ihnen gerne weitergeben. Seele ist für mich die Membran des Lautsprechers, die Musik erlebbar macht. Die Psyche wäre dann die Interpretin. Und das Herz wäre in meinem Bild der Konzertsaal, in dem unser Gefühlsorchester spielt. Einer meiner Klienten, der sich als verkannter Dichter fühlte, wählte seine Dichtersprache zur Klärung der Begriffe. Vielleicht gefällt Ihnen seine Sprache noch besser:

Wenn das Herz ein wunderschönes Instrument ist, dann ist die Seele der Klang. Ein Klang, der alles erfüllt. Ein Klang, der, beschwingt und leicht, geheimnisvolle Welten grenzenlos verbindet.

Wenn wir die Seele mit einem Vogel vergleichen, dann hat sie in ihrem Schnabel einen goldenen Samen als Geschenk mitgebracht. Einen Samen, der nur an einem einzigen Ort auf der Welt gedeiht, dort aber prächtig und farbenfroh, dass selbst der Vogel staunend ihn umfliegt. Dieser Samen sind Sie!

Eine kleine Visionsgeschichte

Im fernen Orient lebte einmal ein Adler, der unter Hühnern aufwuchs. Weil alle um ihn herum Hühner waren, dachte er, dass auch er ein Huhn sei. Zwar war er kein so wohlgeratenes Huhn, aber immerhin hatte auch er Flügel. Zwar waren seine Flügel missgebildet, aber dafür hatte er auch einen Schnabel. Zwar war dieser Schnabel etwas zu krumm geraten, doch hatte er wenigstens auch ein Federkleid. Na ja, es stimmte eben vieles an ihm nicht. Er fühlte sich behindert und nicht ganz normal.

Eines Tages entdeckte ein anderer Adler diesen seltsamen Vogel, der mitten unter Hühnern lebte. Er überlegte sich, wie er ihn ärgern könne, denn er ahnte, dass es mit dessen Selbstwertgefühl nicht zum Besten stand. Er lockte ihn bis an eine Felskante, die steil und schroff zum Meer abfiel. Dann lenkte er ihn ab, indem er ihm etwas vorgackerte. Das seltsame Gegackere verunsicherte den Hühneradler noch mehr. Dies nutzte der fremde Adler schamlos aus und schubste den Hühneradler über die Felskante.

In dieser größten Not entdeckte unser Adler, dass er kein Huhn war und wunderbar fliegen konnte.

In den vielen Jahren meiner Arbeit mit Menschen und ihren Visionen bekam ich immer wieder neue einmalige Bilder für die Seele und die Entdeckung der eigenen Vision. Jedes Bild war wunderbar, von einzigartigem Zauber und einem gewaltigen Drang, endlich Gestalt annehmen zu wollen. Diese Energie wurde umso heftiger, je weniger Beachtung sie fand. Ich werde Ihnen viele dieser Menschen und die Entdeckung ihres eigenen Wesens beschreiben. Vielleicht sind diese Menschenbilder wie Postkarten für Sie, die Ihre Sehnsucht wachhalten, wenn Sie durch unerlöste Ängste oder Schicksalsschläge auf Katastrophenprogrammierung laufen.

Eine dieser Ängste kann ich Ihnen jetzt schon erlösen helfen: Die Angst, Ihr bewährtes Katastrophengehirn zu verlieren. Ihr Katastrophengehirn bleibt Ihnen erhalten. Sie erweitern es nur um eine Unendlichkeit.

Um Ihnen zu verdeutlichen, um welchen Gewinn es hier geht, habe ich für meine Klienten eine kleine Visionsübung, die ich Ihnen schon vorab verrate.

Visionsübung

Nehmen Sie ein einfaches weißes Blatt Papier und rollen Sie es auf Zigarettenstärke zusammen. Das Loch in der Mitte ist ungefähr so groß wie der Zigarettenfilter.

Nun betrachten Sie durch dieses Loch Ihre Umgebung. Vielleicht fällt es Ihnen leichter, wenn Sie ein Auge schließen. Vielleicht stellen Sie sich sogar vor, dass Sie etwas suchen. Etwas Bedrohliches vielleicht. Dann vergrößern Sie das Loch in der Mitte, indem Sie das Papier lockerer halten. Wenn Sie jetzt durch das größere Loch schauen, erscheint Ihnen einiges gleich größer. Lassen Sie nun zu, dass sich das Papier immer mehr aufrollt. Immer wieder schauen Sie durch das Loch und genießen es, wenn Ihre Welt immer größer und größer scheint. Irgendwann können Sie das Blatt ganz loslassen und die Fülle dieser Welt voll und ganz genießen. Manche nennen dies einen Erleuchtungsprozess. Für uns ist es ein kleines Spiel auf dem Weg zur großen Vision.

Das Land unserer Visionen ist geheimnisvoll wie ein bewegtes Meer: Wenn wir darin schwimmen, glauben wir, die nächste Welle sei die letzte, doch sie ist es mit Sicherheit nicht. Sonst wäre das Meer ja kein Meer.

Das Bild eines frühen Morgens taucht vor mir auf. Mit bläulich dunstigen Bergen am Horizont. Mit zunehmender Entfernung scheinen die Berge immer zarter, zerbrechlicher, weicher zu werden. Der vorderste könnte der entscheidende, der wichtigste sein. Der scheinbar größte Berg ist so lange mächtig, wie er noch nicht hinter uns liegt.

Oder eine Treppe: Welche Stufe ist die wichtigste, welcher Schritt der entscheidende. Klar ist nur, dass auch der längste Weg mit dem ersten Schritt beginnt.

Die Sehnsucht des Apfelkerns

Von einem Reporter wurde ich kürzlich gefragt, welches Bild mir bei der Verwirklichung unserer Vision einfällt. Ich nannte ihm als Gärtnersohn das Bild vom Apfelkern.

Ich bat ihn, sich vorzustellen, er wäre ein Apfelkern, dann würde es ihm auch nicht schwerfallen, sich in den Apfelkern hineinzufühlen. Der Gedanke gefiel ihm. Dann nahm ich ihn auf eine Bilderreise mit. »Stellen Sie sich jetzt vor«, fuhr ich fort, »aus einem modrigen, alten Apfel haben Sie es gerade noch geschafft herauszukommen. Vielleicht sind Sie der Einzige, der dadurch überlebte. Irgendetwas nimmt Sie auf. Regen und Wasserpfützen schwemmen immer mehr Erde über Sie. Vielleicht bekommen Sie Platzangst. Vielleicht fühlen Sie sich endlich wieder sicher. Irgendwann ergeben Sie sich so oder so Ihrem Schicksal und schlafen unter der Erde den Schlaf des Gerechten. Dann wird es kalt. Wie sollen Sie als kleiner Apfelkern wissen, dass dieser Winter für Sie wichtig ist?

Wahrscheinlich sind Sie fest davon überzeugt, langsam zu erfrieren, und geben die Hoffnung auf. So schlafen Sie. Die einzige Chance zu überleben! Doch dann geschieht das Wunder. Die Welt um Sie herum taut auf und mit Ihrer Welt tauen auch Sie auf. Sie gewöhnen sich langsam an den Gedanken, dass alles noch einmal gut ging. Bis es geschieht: Zuerst ganz langsam, dann immer brutaler bricht oben an der Spitze Ihre Haut auseinander. Die Innereien quellen heraus. Das ist das Ende. Weil Ihnen das rechte Bewusstsein fehlt, können Sie auch nicht wissen, dass Ihre Vision dabei ist, sich zu erfüllen. Wenn es Ihnen jetzt gelingt, sich als Sprössling zu fühlen, stehen Sie kurz vor Ihrer Geburt. Was will werden? Diese Frage kann jetzt zu Ihrem Mantra werden. Nutzen Sie es. Fühlen Sie jetzt die Neugeburt. Als Sprössling bekommen Sie Ihre ersten Blätter. Sie wachsen und wachsen. Fühlen Sie sich jetzt als kleiner Baum. Erleben Sie Ihr Baumwerden. Ihre ersten Zweige kommen schon, die Äste, die allerersten Blüten. Erleben Sie sich und Ihre Entwicklung im Spiel der Jahreszeiten.

Was will jetzt werden? Immer wieder machen Sie sich diesen wunderbaren Zauberspruch bewusst. Dann geschieht es. Zuerst ganz klein, dann deutlicher: eine grüne Frucht. Ihre Vision ist dabei, sich immer klarer zu erfüllen. Als Apfel entwickeln Sie sich prächtig. Ihre Farbe verändert sich. Sie sind Teil eines wunderbaren großen, Früchte tragenden Baumes. Es wird Herbst. Die Herbststürme beginnen. Sie klammern sich fest, schreien um Hilfe. Viele schreien um Hilfe. Dann ein Ruck, ein Fallen, ein Aufschlagen, genau dort, wo das Schicksal seinen Lauf nahm. Die Vision erfüllt sich in einem ewigen Stirb und Werde, in einer immer wiederkehrenden Frage: Was will jetzt werden?«

Das große Geheimnis

Jeder hat sein Bild, das ihm seinen Visionsprozess am schönsten erklärt. Das Bild vom Apfelkern ist nur eines davon.

Das Verbindende ist, dass wir diese Bilder in einer vorweggenommenen Wirklichkeit sehen dürfen und dass wir aus tiefstem Herzen einverstanden damit sind. Ja mehr noch: Es erfasst uns mit so einer Kraft, dass es aus unserer Zukunft auf uns zuzufliegen scheint, weil es endlich Wirklichkeit werden möchte. Plötzlich ist alles sinnvoll: Das Vergangene, das Werdenwollende und das Gegenwärtige. Selbst diese Unterscheidung verliert ihre Bedeutung, weil sie im Land unserer Visionen nicht wichtig ist.

Ich erinnere mich, wie ich auf einer längeren Reise eine Rast einlegte. Ich ging ein paar Schritte vom Parkplatz weg und stand plötzlich vor einer Felskante. Vor mir ein wunderbarer Blick in eine Schlucht. Diese Schlucht öffnete sich zu einem See, den ich sehr wohl kannte. Dieser See wurde von einem Fluss gespeist, der am anderen Ende des Sees seinen Auslauf hatte. Eigentlich war das kein See, sondern die längste und breiteste Stelle eines Flusses, der nicht weit weg in einem unzugänglichen Gelände entsprang. Viele Zuflüsse speisten diesen See.