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Über dieses Buch:

Schwere Stiefel, schwarze Kapuzenshirts, brennende Autos, Polster- Revolution, autonome Szene in Berlin, die neue Freundin von Josef ist auch da. Aber Nana gehört nicht dazu wie ihr politisch umtriebiger Freund Joe und Mary, seine Ex. Nana hasst sie. Eifersüchtig, misstrauisch beobachtet sie die Harmonie zwischen ihnen und ahnt, dass es bei Josef und ihr niemals so sein wird.

Der Literatur-Quickie – das schnelle Lesevergnügen für Zwischendurch von Deutschlands besten Autorinnen und Autoren.

Über die Autorin:

Tanja Dückers  wurde 1968 in Berlin geboren Sie veröffentlicht Romane, Erzählungen, Kinderbücher, Essay- und Lyrikbände. Zuletzt erschienen sind Hausers Zimmer und der Lyrikband Fundbüros und Verstecke. Sie reist viel, engagiert sich für Amnesty International und foodwatch, und hat ihre eigene gesellschaftspolitische Kolumne auf ZEITOnline. Achter Mai ist bereits ihre dritte Kurzgeschichte für den Literatur-Quickie.

Die Autorin im Internet: www.tanjadueckers.de

Der Literatur-Quickie Verlag im Internet: http://www.literatur-quickie.de

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eBook-Ausgabe Mai 2013

Die Printversion erschien 2012 bei Literatur-Quickie, Hamburg

Copyright © der Printausgabe 2012 Literatur-Quickie, Hamburg

Copyright © der eBook-Ausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München

Titelbildabbildung: Elisabeth Gehlen

Bearbeitung der Titelbildabbildung: Sandra Heinrichs

ISBN 978-3-95520-236-1

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Tanja Dückers

Achter Mai

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Josef, den alle Joe nennen, sitzt neben Nana im Restaurant eines ehemals besetzten Hauses und hält ihre Hand. Er legt den Kopf auf ihre Schulter und küsst ihren Hals. Dann lässt er ihre Hand los, streicht sich durch die halblangen Haare, macht eine fahrige Bewegung. Der Kerzenleuchter auf der Fensterbank stößt auf einmal stinkenden Ruß aus, ein unbemerkt bleibendes Warnsignal. Josef wischt mit dem Ärmel seines schwarzen Kapuzenshirts über die beschlagene Scheibe. Umrisshaft tauchen schaukelnde Autos, zittrige Passanten und das rot und grün zerfließende Licht der Ampeln auf.

Mit einer einzigen quietschenden Handbewegung hat Josef Nana aus dem verwunschenen, abgeschotteten Ort heraus auf den gläsernen Präsentierteller einer belebten Berliner Innenstadtstraße befördert. Während sie plötzlich die glänzenden Karosserien der Autos und die leuchtenden Mäntel der Vorbeischlendernden betrachtet, denkt Nana noch an den verregneten Vormittag: Sie war früh aufgestanden, um die Küche zu streichen. Sie konnte das mit einem Schwamm aufgetragene, bemüht mediterran anmutende Orange ihrer Vormieter nicht mehr sehen, hellblau sollte alles werden. Töpfe, Besteckkästen, Marmeladengläser, Teedosen, alles lag aufgetürmt im Flur. Im Radio lief Schostakowitschs 7. „Leningrader“ Sinfonie - richtig, heute war der 8. Mai - und sie strich und strich unter ihren düsteren Klängen, während Josef noch schlief. „Diese Sinfonie“, erzählte der Sprecher, „hat Schostakowitsch während der Belage-rung Leningrads durch die Deutschen als ‚musikalische Durchhalteparole’ komponiert.“