Cover

Über dieses Buch:

Die Welt, in der wir leben, scheint unendlich schnell, laut und oberflächlich geworden zu sein – im Alltag genauso wie im Miteinander der Menschen. Ist Liebe überhaupt möglich im Sinne der romantischen Konzepte von einst? Wie sieht die Beziehung zwischen Mann und Frau in dieser Zeit des Umbruchs aus?

Der Traum von einer Partnerschaft frei von Schuldgefühlen, Eifersucht und Besitzdenken kann Wirklichkeit werden, wenn wir uns dem anderen wieder in echter Hingabe und Freiheit nähern. Auf dem Weg zu einer beglückenden und tiefen Beziehung müssen wir falsche Erwartungen und den Ballast der Vergangenheit über Bord werfen. Durch die Erinnerung an unseren Ursprung können wir die Schönheit der Liebe auch für uns neu entdecken und Ekstase, Harmonie und innige Verbundenheit erreichen.

Dieses Buch ist ein Geschenk: Sie werden erkennen, was wirklich wichtig ist – und gewinnen die Chance, ein glückliches Leben zu führen.

Über die Autorin:

Safi Nidiaye, geboren 1951 in Freiburg, ursprünglich Sängerin, später Zeitschriften- und TV-Journalistin, Meditationslehrerin, Autorin zahlreicher Bücher und Seminarleiterin. Wurde mit ihrem ersten Buch, „Liebe ist mehr als ein Gefühl“ (1990) bekannt als Medium für Informationen von höheren Ebenen des Bewusstseins. Safi Nidiaye ist heute eine der meistgelesenen deutschsprachigen Schriftstellerinnen im Bereich psychospiritueller Lebenshilfe. Entwickelte die „Körperzentrierte Herzensarbeit“, eine Methode der Bewusstwerdung, Selbstheilung und Transformation, die sie in Seminaren und Ausbildungskursen lehrt. Neben vielen Sachbüchern veröffentlichte sie einige poetische und lyrische Texte, einen Gedichtband und ein Märchen.

Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin bereits das Buch Zauberworte der Liebe.

Die Autorin im Internet: www.safi-nidiaye.de

***

Neuausgabe Juli 2013

Copyright © der Originalausgabe 2001 Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach

Copyright © der Neuausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München

Titelbildabbildung: © Audrey Botha / iStockphoto.com

ISBN 978-3-95520-340-5

***

Wenn Ihnen dieses Buch gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weiteren Lesestoff aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort Schönheit der Liebe an: lesetipp@dotbooks.de

Besuchen Sie uns im Internet:

www.dotbooks.de

www.facebook.com/dotbooks

www.twitter.com/dotbooks_verlag

www.gplus.to/dotbooks

Safi Nidiaye

Die Schönheit der Liebe

Visionen für eine erfüllte Beziehung

dotbooks.

Inhalt

Einführung

I. Die heilige Beziehung

Warum jede Beziehung einzigartig ist. Wie wir ihre Einzigartigkeit entfalten, nähren und schützen können.

II. Heil sein und die Heilserwartung in der Beziehung

Warum keine Beziehung uns heiler machen kann als wir sind. Wie wir dennoch das Heil in der Beziehung finden.

III. Schuld und Sühne

Wie die Gedanken-Gefühls-Formen von Schuld und Sühne die bisherigen Beziehungen durchzogen haben. Wie man sie integrieren und überwinden kann. Wie Beziehungen aussehen, die frei von Schuld und Sühne sind.

IV. Die Bürde der Vergangenheit

Kindheit und Ahnen. Woran man ihren Einfluss erkennt. Wie man die Essenz der Geschichte nutzen und den Ballast über Bord werfen kann.

V. Die Bürde der Zukunft

Wie man die Visionen erkennen kann, die man in der Vergangenheit für die Zukunft der Beziehung entworfen hat, und jene Visionen, mit denen man die Wahrnehmung der gegenwärtigen Realität überdeckt. Wie man die Essenz dieser Visionen verinnerlichen und den Ballast über Bord werfen kann. Wie die wahre Vision der Beziehung sich erfüllen kann.

VI. Die Liebe zur Gegenwart

Wie man lernen kann, gegenwärtig zu sein. Welchen Einfluss Gegenwärtigkeit auf die Beziehung haben kann.

VII. Das offene Herz

Wie man durch Eins-Sein mit sich selbst zur Liebe findet. Wovon die Schönheit einer Beziehung abhängt. Worin Liebe sich erfüllt.

VIII. Verliebtheit

Was Verliebtheit wirklich bedeutet. Wie wir mit unseren Erwartungen die Ekstase der Verliebtheit ersticken. Wie man Verliebtheit von der Bürde der Erwartungen befreien kann.

IX. Unerwiderte Liebe

Was dahinter steckt und wie man unnötiges Leid vermeiden kann. Wie man Ungleichgewicht ausgleichen kann in einer Beziehung, in der einer mehr und der andere weniger liebt.

X. Glück

Über Glück und Unglück in der Liebe. Wie wir vereiteln, dass das Glück uns findet, und wie wir dafür sorgen können, dass es uns finden kann. Über den Ozean der Glückseligkeit.

XI. Täuschung

Wie wir uns über das wahre Wesen unserer Geliebten täuschen. Die verschiedenen Schichten der Täuschung. Wie man ihrer gewahr wird und sie durchschaut.

XII. Gestalten und Hinnehmen

Das aktive und das passive Prinzip in der Beziehung. Wann ist es Zeit, aktiv, und wann, passiv zu sein? Wer soll aktiv und wer soll passiv sein? Muss Beziehung aktiv gestaltet oder passiv hingenommen werden?

XIII. Sexualität

Was die Art, wie man Sexualität lebt, über die eigene Geschichte und Beziehung zum Leben aussagt. Wie man die Sexualität von dieser Bürde befreien kann. Was man opfern muss, um zu gegenwärtiger und authentischer Sexualität zu gelangen.

XIV. Die hohe Schule der Liebe

Die Kunst, ein Paar zu sein und dennoch zwei eigenständige Wesen zu bleiben.

XV. Energetische Vereinbarkeit

Wie man ein Verständnis für die Gegebenheiten entwickeln kann, die dazu führen, dass ein Mann und eine Frau energetisch »kompatibel« sind. Was energetische Kompatibilität für die Beziehung bedeutet und woran man sie erkennen kann.

XVI. Treue

Die Unmöglichkeit einer Treue, die eine Bürde der Vergangenheit ist. Was authentische Treue bedeutet.

XVII. Trennung

Warum Trennung notwendig ist. Über die Unmöglichkeit der Trennung. Wie man durch das Durchleben der Trennung zur Einheit finden kann. Der unschätzbare Wert des Schmerzes.

XVIII. Verbindung

Wie man vom Herzen aus Verbindung halten kann, auch wenn eine Beziehung zur Zeit nicht oder überhaupt nicht mehr existiert. Was wahre Verbundenheit bedeutet. Wie man mit Trennung und Verbindung zugleich leben kann.

XIX. Nähe

Über die Sehnsucht nach Nähe und die Angst·vor Nähe. Was wahre und was falsche Nähe bedeutet. Wie man die Sucht nach falscher Nähe überwindet und wahre Nähe findet. Warum manche Menschen Angst vor Nähe haben und wie sie selber und ihre Partner damit umgehen können

XX. Heimweh nach der vollkommenen Beziehung

Woher unsere Sehnsucht kommt. Wie wir nach Hause finden in die vollkommene Beziehung. Wie wir ihre Vollkommenheit auch in unseren unvollkommenen Paar-Beziehungen entdecken können.

XXI. Schönheit

Wie Liebe für uns realer wird, wenn wir Schönheit zu unserem Leit-Prinzip machen.

XXII. Harmonie

Wieso das, was wir üblicherweise als Harmonie betrachten, getarnter Krieg ist. Was man aufgeben muss, um zu wahrer Harmonie zu gelangen, und wie man es aufgeben kann. Was wahre Harmonie bedeutet.

XXIII. Ursprung und Zweck der Beziehung

Worin jede Beziehung ihren wahren Ursprung hat und worin ihr letztlicher Zweck liegt. Wie die Erinnerung an diesen Ursprung und die Hingabe an diesen Zweck jede Beziehung heilen und heiligen kann.

Anhang: Fragen und Antworten

Lesetipps

Einführung

Tief in uns allen schlummert ein Wissen darüber, wie alles sein könnte. Eigentlich könnte es so schön sein, wenn zwei, die sich lieben, sich zusammentun. Jenseits unserer persönlichen Projektionen und Vorstellungen vom idealen Partner existiert im Grunde unserer Seele eine Vision davon, wie die Beziehung zu dem Menschen, mit dem wir unser Leben teilen, sein könnte, wenn sie sich rein und vollständig gemäß ihrer Natur entfalten dürfte. Denn jeder Beziehung liegt eine Vision zu Grunde, ebenso wie jedem Ding und jedem Wesen in dieser Welt. Alles, was existiert, entspringt einer Sehnsucht, einem Traum im Herzen des Schöpfers – so auch jede Beziehung.

Wir leiden in unseren Beziehungen, weil wir spüren, dass sich von diesem Traum, diesem herrlichen, einzigartigen, heiligen Traum, nur ein geringer Teil in der Realität unserer materiellen und psychischen Erfahrung verwirklicht. Der kleinste Teil, so scheint es uns oft, wird gelebte Wirklichkeit, der größte Teil bleibt Traum.

Dieses Buch will den Träumen und Visionen, die unseren Beziehungen zu Grunde liegen, dazu verhelfen, erkannt, erspürt, erspäht und mit größerem Mut verwirklicht zu werden. Es stammt von einer Ebene des Bewusstseins, die ganz nahe an jener tiefen Kernschicht allen Lebens und Wesens liegt, auf der diese Träume – Wurzel und Ursprung aller Beziehungen – entstehen und ist daher von ebenso grundsätzlicher und heiler Natur wie diese Träume selber, sozusagen noch unbeleckt von der Erfahrung des alltäglichen Lebens.

Ich tauche, um dieses Buch zu schreiben, in die Sphäre des inneren Wissens um die Entwürfe, die unserer Realität zu Grunde liegen, ein, und um das tun zu können, entleere ich meinen Geist von meinen Erfahrungen und Vorstellungen; und zugleich trachte ich danach, das intuitive Wissen, das ich auf diese Weise aus dem inneren »Ozean des Wissens« schöpfe, mit dem Stück Weges zu verbinden, das ich nach dem Leitfaden meines inneren Wissens bereits gegangen bin.

Mit anderen Worten: Es handelt sich hier um intuitives Wissen, bisweilen vertieft, bereichert, beleuchtet vom Funken der Inspiration; um, wie Richard Moss es formulierte (in Der schwarze Schmetterling, Ansata Verlag, Interlaken 1989, S. 109 ff.), »unverkörpertes Wissen«, das aber nicht wie meine von der Ebene des höheren Selbst medial empfangenen Bücher (Liebe ist mehr als ein Gefühl; Neues Wissen, neues Denken für eine bessere Zukunft; Führung durch Intuition; alle drei erschienen als Taschenbuch bei Wilhelm Heyne Verlag, München) völlig losgelöst von meinen persönlichen Erfahrungen übermittelt wird, sondern sozusagen bis zu diesen herabreicht und von ihnen Kontur und Schatten erhält.

Es ist kein Praxisbuch wie Das Tao des Herzens (Ariston Verlag, München 2000), sondern, das liegt in der Natur seiner Herkunft, eine Sammlung von Texten, die das Thema – die Paarbeziehung – von einer hohen, grundsätzlichen Ebene aus beleuchten, um uns zu helfen, über die zahllosen Probleme und Schwierigkeiten des Beziehungs-Alltags hinaus zu schauen und einen Blick auf die der Beziehung zu Grunde liegenden Entwürfe zu tun, was uns inspirieren kann, uns zur Höhe unserer selbst und unserer Paarbeziehung zu erheben, anstatt in unserer kleinen und kleinlichen Perspektive gefangen zu bleiben.

Da es sich um Wissen nicht-rationaler Herkunft handelt, kann ich Ihnen keine Belege für seine Richtigkeit liefern. Wenn die in diesem Buch getroffenen Aussagen Sie berühren und Ihnen wahr erscheinen – Wahrheit erkennt man wieder, weil man sie tief in sich selber trägt –, schlage ich vor, sie als Anregungen zur Meditation, Kontemplation und zum Finden und Gestalten Ihres eigenen Beziehungs-Weges zu nutzen.

Ich schreibe die Inspirationen so auf, wie ich sie erhalte; Leser und Leserinnen werden in den meisten Kapiteln als »du« oder »ihr« angesprochen. Mit dieser Anrede wende nicht etwa ich mich an Sie – die Leserin oder den Leser –, sondern mit ihr sind wir alle gemeint, ich selber vorweg. Denn der Himmel hat mir zugleich mit dem Beginn der Arbeit an diesem Buch den Beginn einer neuen Liebe beschert, und diese wundersame Synchronizität hat dafür gesorgt, dass ich jedes Wort, das ich aufgeschrieben habe, sogleich der allerstrengsten Prüfung unterzogen habe: nämlich ob es tatsächlich standhielt, wenn es um die ganz konkreten Fragen und Probleme ging, die diese neue Beziehung aufwarf. So habe ich die Lehren Kapitel für Kapitel gleich in die Praxis umsetzen dürfen, und sie hielten nicht nur stand, sondern gaben mir Antwort auf meine Fragen, halfen mir, die auftretenden Situationen aus neuer Perspektive zu sehen, aber vor allem berührten sie mein Herz und öffneten es immer wieder neuen Dimensionen der Liebe. Zugleich hat die neue Beziehung mich insofern beim Schreiben dieses Buches inspiriert, als ich um ihretwillen natürlich mit brennendem Interesse, mit intensivem Die-Wahrheit-wissen-wollen beteiligt war. So verdanke ich meiner Liebe viel Inspiration für dieses Buch und diesem Buch viel Inspiration für meine Liebe. Möge Letzteres für Sie alle zutreffen.

Die Schönheit der Liebe handelt von der Beziehung zwischen Mann und Frau, nicht von homosexuellen Paarbeziehungen. Manches mag auch homosexuelle Paare inspirieren, anderes nicht. Desgleichen können die Inhalte vieler Kapitel dieses Buches grundsätzlich auf jede Beziehung angewandt werden, nicht nur auf Paarbeziehungen; auch auf Beziehungen mit Freunden, Verwandten, Kollegen oder mit jedwedem Menschen, in welchem Verhältnis man auch immer zu ihm steht.

Dennoch muss betont werden, dass es der ausdrückliche Zweck dieses Buches ist, der Paarbeziehung zwischen Mann und Frau, die sich seit geraumer Zeit allgemein in einer Umbruchkrise befindet, neue Dimensionen zu eröffnen. Die alte Art der Beziehung funktioniert ganz offensichtlich in unserer Gesellschaft nicht mehr oder jedenfalls immer weniger. Was muss geschehen, was muss sich in uns verändern, damit eine glückliche und erfüllende Paarbeziehung in unserer Zeit wieder – oder überhaupt erst – möglich wird?

Der Ansatz, von dem aus hier operiert wird, ist ein sehr hoher. Um die Aussagen dieses Buches zu begreifen und vor allem auch anwenden zu können, muss man sich sozusagen – wie auch ich beim Schreiben es getan habe – auf die Zehenspitzen stellen. Die nicht-alltägliche Sprache der Texte – die ich nicht bewusst gewählt habe, sondern die sich, ebenso wie in Die Stimme des Herzens Bastei Lübbe Taschenbuch, Bergisch Gladbach, 2000) von selber einstellte – kann, glaube ich, dem Leser dabei helfen, sein Bewusstsein vom alltäglichen in einen besonderen Modus umzuschalten, der ihn aufnahmebereit macht für die Art von Information und Inspiration, wie sie aus höheren Ebenen des Bewusstseins kommt, in denen eine völlig andere Art von Einstimmung und von Denken herrscht als im alltäglichen Bewusstseins-Zustand. Es ist eine Art von Denken, die sich nicht herleitet aus der Interpretation von Sinneseindrücken wie unser alltägliches Denken, sondern die einer aus der Mitte des Wesens aufsteigenden Erkenntnis der allem zu Grunde liegenden inneren Wahrheit entspringt. Wir alle tragen dieses Wissen in uns, und deshalb erkennen wir es wieder, wenn es von außen an uns herangetragen wird. So werden auch Ihnen etliche Aussagen, die in diesem Buch getroffen werden, zutiefst vertraut erscheinen, obwohl Sie sie vielleicht noch nie für sich selber formuliert haben.

Manche der Texte sind als abschnittsweise Anleitungen zur Kontemplation oder Meditation gedacht. An die Stellen, wo das Lesen unterbrochen werden soll, um das Gesagte zu kontemplieren, habe ich drei Sterne *** gesetzt; auch ich habe beim Schreiben dort innegehalten, um zu meditieren, und ich empfehle Ihnen, dasselbe zu tun, denn nur so erschließt sich Ihnen die tiefere Bedeutung des jeweils folgenden Abschnitts.

Die Texte der meisten Kapitel setzen auf einer sehr hohen Ebene an und begeben sich dann sozusagen in die Niederungen der praktischen Beziehungsarbeit (meist um sich am Ende des Kapitels wieder emporzuschwingen in die lichten und begeisternden Gefilde reiner Inspiration). Diesen Abstieg ins Praktische habe ich durch die Fragen, die während des Schreibens in mir entstanden, herbeigeführt. (Sinngemäß: »Ja, das ist schön, das berührt mich sehr und fühlt sich wahr an, aber wie können wir das im Alltag umsetzen?«) Einige der Anleitungen, die ich daraufhin aufschrieb, mögen manchem Leser mühsam erscheinen; sie klingen nach Arbeit. Aber Liebe ist Arbeit. Der amerikanische Psychotherapeut M. Scott Peck schrieb: »Da Liebe erfordert, dass wir uns selber ausdehnen, ist sie immer entweder Arbeit oder Mut.« (M.S. Peck. Der wunderbare Weg. Goldmann Verlag. München 1988).

Jedoch stellt die Serie von Inspirationen, aus denen dieses Buch besteht, eher eine Auswahl von Anregungen dar als ein Arbeits-Programm. Ich stelle mir vor, dass jeder von Ihnen einen eigenen Weg findet, mit dem Buch umzugehen. Vielleicht lassen Sie sich einfach nur von den Texten berühren und nutzen ihren Schwung, um sich auf eigene Weise neue Ebenen von Liebe und Beziehung zu erschließen; vielleicht steigen Sie an dieser oder jener Stelle in die Praxis ein und realisieren die praktischen Anleitungen, wie ich es getan habe.

I.
Die heilige Beziehung

Warum jede Beziehung einzigartig ist. Wie wir ihre Einzigartigkeit entfalten, nähren und schützen können.

Jede Beziehung ist in ihrem Kern heilig. Wie auch immer ihre weltliche Ausprägung sich gestaltet, welche Beurteilung ihr auch immer von Seiten der Beteiligten oder von Drittpersonen widerfährt, und wie auch immer ihre Stellung im Rahmen der gesellschaftlichen Konventionen sein mag – jede Beziehung ist im Kern heilig. Dieser heilige Kern ist das Wesen der Beziehung, das Einzigartige und Besondere an ihr. Das Wesen einer jeden Beziehung ist ebenso einzigartig wie das Wesen eines jeden Individuums. Die Frage ist daher nicht, ob die beiden Richtigen zueinander gefunden haben, sondern ob die zwei, die aus welchen Gründen auch immer eine Beziehung eingegangen sind, diesen heiligen Kern berühren und ihm gemäß seiner besonderen Natur zur Entfaltung verhelfen oder nicht.

Damit diese Entfaltung ihren Lauf nehmen kann, müssen drei Dinge geschehen:

Erstens: Der Funke muss überspringen.

Zweitens: Das Feuer muss genährt werden, und zwar mit der Nahrung, derer dieses besondere Feuer bedarf.

Drittens: Das Feuer muss geschützt werden.

Erstens: Die Begegnung

Damit das Feuer der heiligen Beziehung sich entzünden kann, muss eine wirkliche Begegnung stattfinden. Eine wirkliche Begegnung findet immer dann statt, wenn für einen Augenblick die Schranken, die zwei Menschen voneinander trennen, sich öffnen und die Seele des Einen die Seele des Anderen berührt. Diese Berührung kann durch einen Kontakt der Augen oder der Hände vermittelt werden, durch die Schwingung der Stimme, durch einen Moment, in dem die Rezeptoren der Sinnesorgane für die Aufnahme eines ganz bestimmten Eindrucks offen sind, der in diesem besonderen Augenblick eine Saite im Wesen der Betreffenden zum Schwingen bringt. Eine Saite vielleicht, die bis dahin noch nie, oder noch nie in dieser besonderen Weise, in Resonanz versetzt wurde.

Wenn eine solche Begegnung stattfindet, leuchtet etwas im Wesen der Beteiligten im Licht des Erkennens, eines tief inneren Wieder-Erkennens, kurz auf, denn tief in eurer Seele ist euch jeder Mensch, dem ihr in Fleisch und Blut begegnet, in, seinem Wesen schon bekannt.

Für einen Augenblick seid ihr verzaubert, hellwach, wie elektrisiert. Ihr sagt dann vielleicht, ihr hättet euch verliebt, oder ihr fühltet euch stark berührt oder magisch angezogen von jenem Menschen. Ihr könntet auch sagen: Für einen Augenblick hat meine Seele die Augen geöffnet und ihresgleichen erblickt.

Nun habt ihr die Wahl. Ihr könnt den magischen Augenblick verstreichen lassen, ohne das Bedürfnis zu entwickeln, mehr davon zu erleben; ihr könnt ihn zu verewigen versuchen, indem ihr die Begegnung wiederholt, verlängert und zu jener Regelmäßigkeit werden lasst, die ihr Beziehung, Partnerschaft oder Ehe nennt; oder ihr könnt in jenem Funken, der übergesprungen ist, den Funken erkennen, der das heilige Feuer entfachen kann, und euch bereit erklären, ihm jene Teile eures Wesens als Nahrung zu geben, derer es bedarf, um zu einem großen und dauerhaften Feuer zu werden, das einem großen Umkreis Licht und Wärme gibt.

Zweitens: Die Nahrung für das Feuer

Der heilige Kern jeder Beziehung besteht in ihrem einzigartigen Wesen; ein Wesen, das sich nur manifestieren kann, wenn diese beiden besonderen Menschen zusammenkommen und in diese besondere Art von Beziehung eintreten, die ihrem Wesen gemäß ist und die sich in jedem Augenblick und in jeder Phase des Lebens gemäß ihrer Natur wandelt.

Die heilige Beziehung ist immer neu. Sie kennt keine Vergangenheit und keine Zukunft. Die Nahrung, die ihrem Feuer geopfert werden muss, ist jede Erinnerung an die Vergangenheit und jede Erwartung an die Zukunft. Erinnerung an schöne oder schreckliche gemeinsame Erlebnisse wird dann zu Nahrung für das heilige Feuer der Beziehung, wenn die Essenz der Erfahrung verinnerlicht und ihr Körper – die Erinnerung an äußere Begebenheiten – dem Feuer der Leidenschaft für das Neue und Gegenwärtige überantwortet wird. Erwartung an die Zukunft wird dann zu Nahrung für das heilige Feuer, wenn die Essenz der Erwartung – die besondere Sehnsucht, die sich in ihr verbirgt – verinnerlicht und ihr Körper – die Vorstellungen und Gedanken, die der Sehnsucht anhand gemachter Erfahrungen Gestalt verleihen – dem Feuer der Leidenschaft für das Neue und Gegenwärtige geopfert wird.

So bedarf die Beziehung, damit sie ihre Heiligkeit bewahrt, der ständigen Reinigung durch Loslösung von Erinnerung und Erwartung und durch die Bereitschaft zur Öffnung für das Neue des gegenwärtigen Augenblicks.

Wem all dies zu »hoch« ist, der bescheidet sich vielleicht lieber mit der Gemütlichkeit der üblichen, mit der Zeit verkrustenden Art der Beziehung; wer aber von diesen Worten berührt und wessen Sehnsucht nach größerer Lebendigkeit, frischerer Leidenschaft und tieferer Liebe geweckt wurde, der wird alles daran setzen, aus jeder Beziehung in seinem Leben, zumindest aber aus der, die ihm am wichtigsten ist, das zu machen, was sie ihrem Wesen nach ist und als was sie in der Realität des Lebens entfaltet und gestaltet werden möchte: als eine heilige Beziehung.

»Heilig« ist nicht gleichzusetzen mit ernst; auch nicht mit moralisch im Sinne gesellschaftlicher Konventionen; auch nicht mit etwas, das problemlos den Segen der Kirche erhalten würde. Eine Beziehung kann leicht und heiter sein wie Champagner; oder glutrot und feurig wie alter Burgunder; oder frisch und unschuldig wie Apfelsaft; oder süß und schwer wie Likör. Eine Beziehung, die sich gemäß ihrer heiligen Natur entfaltet, kann jede denkbare Färbung, jeden Geschmack, jeden Duft annehmen; das, was sie als heilig kennzeichnet, ist einzig und allein die Tatsache, dass sie gemäß ihrer wahren Natur in aller Wahrhaftigkeit gelebt wird. Sie kann die Form einer Ehe oder einer Freundschaft, einer heimlichen Liebschaft, einer Arbeitsgemeinschaft oder einer Kette von Gelegenheits-Begegnungen annehmen. Sie kann äußerlich gleichförmig erscheinen oder abwechslungsreich, spannungsgeladen oder friedlich. Das alles spielt keine Rolle, wenn nur das heilige Feuer – der heilige Kern der Beziehung – gemäß seiner besonderen Natur genährt und unterhalten wird.

Drittens: Das Feuer hüten

Die heilige Beziehung bedarf eines besonderen Schutzes. Ihr Kern darf niemals an einen Dritten verraten werden. Das Geheimnis der Intimität muss bewahrt und geschützt werden, damit das heilige Feuer nicht zerstört wird. Ebenso wie das Geheimnis der Meditation, des Gebets oder der Kommunion gehütet werden muss, damit es nicht entweiht und zerstört wird, muss auch das heilige Geheimnis der Intimität zweier Liebender gehütet und darf mit niemandem geteilt werden außer mit Gott, dem Wesen, das sich in jeder besonderen Beziehung auf einzigartige Weise zugleich offenbart und hinter ihr verbirgt.

II.
Heil sein und die Heilserwartung in der Beziehung

Warum keine Beziehung uns heiler machen kann als wir sind. Wie wir dennoch das Heil in der Beziehung finden.

Tief im Innern ist jeder Mensch heil, ganz gleich, wie zerrissen, krank, unvollständig und unglücklich er sich in den Wirren und Schwierigkeiten seines Lebens fühlen mag.

Heil und heilig ist sein innerstes Wesen, seine ureigenste Natur. Heil und ganz und gar vollständig.

Unheil fühlt der Mensch sich immer dann, wenn er sich mit weniger als der Ganzheit seines Wesens identifiziert.

Somit wird der Mensch sich immer – sein Leben lang un-heil und nie ganz vollständig und wohl fühlen. Denn inkarniert und mit einer körpergebundenen Persönlichkeit identifiziert zu sein, bedeutet zwangsläufig Un-heil-Sein. Das Bewusstsein von Heil-Sein stellt sich nur in Momenten ein, in denen der Mensch nicht mit irgend etwas identifiziert ist, das geringer als sein wahres Wesen ist (in dem er sich als heil, ganz und vollständig erfährt).

Dieses ursprüngliche und eigentliche Heil-Sein erlebt der Mensch als Augenblick des Erwachens. Für einen Moment erwacht die Seele – das innerste Bewusstsein – aus dem Traum des Identifiziert-Seins mit diesem oder jenem und besinnt sich auf sich selber. Es ist ähnlich, wie wenn du beim Anschauen eines spannenden Films für einen Augenblick in deine eigene Realität zurückkommst.

Nun, diese Momente des Erwachens streben alle Menschen an, die spirituelle Wege gehen, und sie suchen sie zu wiederholen und zu verlängern. Aber das ist nicht unser Thema.

In seinem üblichen Bewusstseins-Zustand ist der Mensch in der Illusion gefangen, er sei ausschließlich dies, und jenes sei er nicht; er hält sich somit für etwas Geringeres als das ganze, vollständige, heile Wesen, das er im Innersten ist. Unfähig, zu erkennen, dass er der Same ist, der die vollständige Pflanze in all ihren Stadien enthält, nimmt er sich selber als Stamm oder Blatt wahr, als Blüte oder Frucht, und identifiziert sich damit.

In der Beziehung zu einem Anderen sucht er das ursprüngliche Heil-Sein, das er in sich trägt, das er jedoch vergessen hat, und nach dem er sich zurücksehnt. In der Beziehung will er sich aufgehoben, sicher, unterstützt und bestätigt fühlen, je nachdem, was ihm selber zu fehlen scheint, um sich ganz und heil zu fühlen.

Gemeinsam sollen die beiden, Mann und Frau, ein heiles und heiliges Ganzes bilden, entweder als Selbstzweck oder um Kindern ein heiles und sicheres Nest zu bieten. Für manche Menschen gehört zur Vorstellung von der heilen Welt der Beziehung sogar die Anwesenheit von Kindern dazu.

Das ist die Heilserwartung in der und an die Beziehung.

Nun: Tatsächlich kann sich ein Mensch dadurch, dass er mit einer Person in Beziehung tritt, die andersartig ist, als vollständiger erleben. Der Andere besitzt etwas, das ihm selber fehlt, und indem er seine Identifikation vom Ich auf das Wir des Paares ausdehnt, gehört dieses fehlende Stückchen nun sozusagen auch ihm.

Nur in den seltensten Fällen kann ein einziger Partner all das liefern, was einem Menschen zu seiner Ergänzung fehlt, sodass auch diese neue Identifikation als »wir« notgedrungen noch Elemente von Un-heil-Sein, Unvollständigkeit in sich trägt. Vielleicht sucht der Mann sich aus diesem Grund als Ergänzung zur Ehefrau eine Geliebte, oder die Frau einen Liebhaber, um das Fehlende auch noch einzugliedern.

Trennt sich der Mensch von seinem Partner, so verschwinden die Elemente, die dieser ihm geliefert hatte, wieder aus seinem Leben und seiner Identifikation, es sei denn, er hätte sie sich inzwischen zu Eigen gemacht. Wenn dies nicht der Fall ist, wird er sich wahrscheinlich einen neuen Partner suchen, der die gleichen Eigenschaften aufweist wie der, von dem er sich getrennt hat.

Niemals aber wird er, so viele Partner er auch in seinem Leben hat, auf diese Weise zu jenem Heil-Sein finden, das er sich von einer Beziehung verspricht. Auch die schönste, die harmonischste Beziehung kann ihm nicht das schenken, was er sucht: seine Ganzheit. Es sei denn, er nutzt jede Beziehung und jedes besondere Ereignis innerhalb der Beziehung, um das Fremde, das ihm im Partner begegnet, zu einem Eigenen zu machen, indem er es in sich selber entdeckt.

So weit die Betrachtung des Themas aus der Perspektive der Persönlichkeit. Nun schauen wir es vom anderen Ende aus an, vom inneren Kern der Realität her, der Seele (statt, wie bisher, von der Peripherie: dem persönlichen Ich).

Die Seele, immer vollständig, immer sie selbst, immer heil, ganz und erhaben, ewig und unzerstörbar, unteilbar, unreduzierbar: die Seele kleidet sich bald in dieses, bald in jenes Gewand, um neue Arten des Seins zu entdecken, zu erleben und zu feiern.

Sie inszeniert sozusagen sich selbst in diesem oder jenem Kostüm und Szenenbild. Sie teilt und feiert diese Inszenierung mit anderen Seelen, anderen Wesen, die die Bühne ihrer Inszenierung in diesen oder jenen Gewändern betreten, während sie zugleich in deren Inszenierung eine Rolle spielt.

Nun: Solange die Seele sich ihrer selbst bewusst ist, erlebt sie sich als heil und vollständig, in welchem Kostüm und welcher Inszenierung auch immer. Dort jedoch, wo sie das Bewusstsein ihrer selbst verliert und sich mit einer Rolle identifiziert, die sie auf der Raum-Zeit-Bühne der Ewigkeit spielt, erlebt sie sich als etwas, das weniger ist als sie selber: als un-heil und unvollständig, und wird sich, mehr oder weniger bewusst, immer nach ihrer eigentlichen Natur zurücksehnen, dem Heil-Sein.

Jedes andere Wesen, jede andere Seele, mit der sie in Beziehung tritt, ist Bruder und Schwester, Wesen vom gleichen Wesen, Teil und Ausdruck derselben Realität, und so lange die Seele sich ihrer selbst bewusst bleibt, erlebt sie sich als heil und vollständig und empfindet die Begegnung mit jeder anderen Seele als Wiedererkennen ihrer selbst, als Kommunion mit einem anderen Teil ihres eigenen tieferen Wesens, und jede Begegnung und Berührung, die dabei stattfindet, erlebt sie als Bewegung innerhalb des Ozeans ihres eigenen inneren Seins, als Emotion. Begegnungen und Berührungen erheben sich wie Wellen in diesem Ozean. Sie machen die Seele weder vollständiger noch unvollständiger.

Verliert jedoch die Seele das Bewusstsein ihrer selbst und vergisst sich in einer Rolle ihrer eigenen Inszenierung, so erlebt sie andere Wesen als Realitäten außerhalb ihrer selbst und trachtet danach, sich mit ihnen zusammenzutun, um wieder zu ihrer Vollständigkeit zu finden. Mit dem Auftauchen eines neuen Darstellers auf ihrer Bühne fühlt sie sich vollständiger, mit seinem Verschwinden unvollständiger. Niemals aber wird sie das ersehnte Heil-Sein wiederfinden, solange sie weniger ist als sie selbst, mit anderen Worten, solange sie nicht aus der Identifikation mit ihrer momentanen Rolle in ihrer Inszenierung aufwacht.

Beziehung in diesem Sinne ist das Erkennen – Wiedererkennen – verschiedener Aspekte seiner selbst. Die Seele spielt mit sich selbst, entdeckt sich selbst und feiert sich selbst in der Zweiheit der Beziehung.

Nur dort liegt Heil-Sein: Im Erkennen – Wiedererkennen – dieser Einheit. In jedem Bewusstseins-Zustand außer dem der Einheit – der ursprünglichen Vollständigkeit und Ganzheit der Seele – gibt es den Zustand des Heil-Seins, den jeder Mensch sich insgeheim von einer Beziehung erhofft, nicht.

Ist jedoch die Begegnung mit dem geliebten Menschen vom Wissen um das eigentliche und innere Eins-Sein durchdrungen, dann gibt es nichts in dieser Beziehung, was nicht heil wäre.

Gemeint ist mit diesem Eins-Sein nicht die Zusammengehörigkeit verschiedener Teile, die gemeinsam ein Ganzes bilden wie zwei Hälften einer Kugel; gemeint ist das Eins-Sein eines jeden mit der Ganzheit.

Warst du jemals unheil? Jeder Augenblick, in dem du glaubtest, weniger als heil und vollständig zu sein, war ein Augenblick, in dem du einer Illusion zum Opfer fielst, in dem du hypnotisiert warst von einer Idee, einem Traum, einer Vorstellung. Niemals, in keinem Augenblick deines Lebens, bist du weniger als heil und vollständig. Jede deiner Beziehungen ist eine heilige Begegnung mit dir selbst – mit einem Aspekt deiner selbst, der dir im tiefsten Innern, in seinem Wesen, vertraut, aber in seiner Manifestation neu und überraschend ist – ähnlich wie einem Komponisten eine Melodie in ihrer Essenz vertraut ist, da sie doch Teil und Ausdruck seines eigenen Wesens ist, und doch als hörbare Melodie neu und überraschend. Welches Entzücken löst jede neue Melodie in ihm aus, jede neue Stimme, die aus der Tiefe seines innersten Wesens hervorströmt und Gestalt annimmt!

Von der gleichen Art ist das Entzücken der Seele, wenn sie sich selbst in neuer Form und neuem Gewand begegnet. Hat sie die Bewusstheit ihrer selbst verloren und identifiziert sie sich mit weniger als mit sich selbst, so wird sie den einen Menschen mehr und den anderen weniger schätzen. Ist sie jedoch ihrer selbst bewusst, so feiert sie jede neue Begegnung, denn in jeder erkennt sie sich selbst in neuem Gewand.

Nun befinden sich die wenigsten Menschen im Zustand der Selbst-Bewusstheit; die meisten identifizieren sich mit weniger als mit sich selbst – mit einem Körper und einer Persönlichkeit im besten Falle; oft aber nur mit einer Rolle, die sie in einer bestimmten Szene oder Beziehung spielen und in der ihre Persönlichkeit nur in sehr geringem Teil zum Tragen kommt, geschweige denn das Potenzial ihrer Seele.

Je eingeschränkter die Identifikation, je kleiner der Teil ihrer selbst, mit dem sie sich identifizieren, desto größer das Gefühl von Un-heil-Sein. Wenn du dich mit einem bestimmten Wunsch identifizierst, so reduzierst du dich auf einen winzigen Teil deiner selbst. Identifizierst du dich, ohne es zu merken, in einer Situation mit deinem fünfjährigen inneren Kind, so bist du dir ebenfalls nur eines kleinen Teils deiner selbst bewusst und enthältst dir einen Großteil deiner Möglichkeiten vor. Identifizierst du dich mit deiner vollständigen Persönlichkeit, mit der Gesamtheit all dessen, was du weißt, fühlst und in dir verwirklicht hast, so bist du wesentlich mehr von dem, was du bist. Jedoch erst wenn das, was du in einem gegebenen Augenblick bist, auch den schweigenden Urgrund deines gegenwärtigen Wissens und Fühlens umschließt – die Tiefe, aus der all deine Eigenschaften, Fähigkeiten, Sehnsüchte und Erkenntnisse hervorströmen und sich zu dem formieren, was dein gegenwärtiges Ich ist –, erst dann hast du zumindest eine Ahnung von deinem ursprünglichen und eigentlichen Heil-und Vollständig-Sein.

Übe in jedem Augenblick des Zusammen-Seins mit deinem Partner, deine Identifikation so umfassend wie möglich zu halten, indem du immer wieder aufwachst aus der Hypnose durch irgendeine Vorstellung, eine Idee, einen Wunsch, ein Gefühl, einen Teil deiner selbst, der sich so sehr in den Vordergrund schiebt, dass du den Rest deiner selbst vergisst; übe, dir so viel wie möglich deines vollständigen Fühlens und Wissens und Wesens in jedem Augenblick bewusst zu sein, so viel wie möglich von dir selbst zu mobilisieren, so wie du es vermutlich tun würdest, wenn du wüsstest, dass diese Begegnung die letzte ist; und übe, dein Gewahrsein deines Partners ebenso auszudehnen und zu vertiefen wie das deiner selbst; sieh in ihm niemals nur das Kind, mit dem er selber sich vielleicht gerade in diesem Augenblick unbewusst identifiziert; niemals nur die Person, die er vorgibt zu sein; niemals nur die Person, die er ist; immer richte deine Wahrnehmung auf den schweigenden Hintergrund seiner Person, auf sein Wesen, und erkenne und begrüße darin einen Bruder/eine Schwester deiner eigenen Seele, ein anderes Ich – dein eigenes Selbst in anderem Gewand.

Nur so kannst du das Heil, das du dir erhoffst, in deiner Beziehung finden.

III.
Schuld und Sühne

Wie die Gedanken-Gefühls-Formen von Schuld und Sühne die bisherigen Beziehungen durchzogen haben. Wie man sie integrieren und überwinden kann. Wie Beziehungen aussehen, die frei von Schuld und Sühne sind.

Die Schuld ist der größte Schmerz, die dunkelste Last, die zwei Liebende in ihre Beziehung einbringen –