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Nr. 17

 

Die Ebene der Krieger

 

von W. K. Giesa

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Nachdem der Lichtbote nach seinem Sieg über die Finsternis die Welt sich selbst überlassen hatte, begannen die Kräfte des Bösen, die sich in die Dunkelzone geflüchtet hatten, wieder zu erstarken. Inzwischen greifen sie aus der Dunkelzone, einem Ring kosmischer Trümmer, der die Welt umgibt und in eine Nord- und eine Südhälfte teilt, an und beeinflussen bereits weite Teile der nördlichen Länder und deren Bewohner.

Das gilt besonders für die Caer, ein Kriegsvolk, das, von Dämonenpriestern angeführt, einen Eroberungsfeldzug beginnt und seine Nachbarn mit Feuer und Schwert heimsucht.

Im Verhältnis zu den Horden der Caer ist die Zahl derer, die auf Seiten der Lichtwelt gegen die Mächte des Dunkels kämpfen, erschreckend gering. Eigentlich ist es nur eine kleine Gruppe von Menschen, die angeführt wird von Mythor, den man den Sohn des Kometen nennt.

Doch Mythor ist unverzagt. Er ist nicht gewillt, seinen Kampf gegen die finsteren Mächte aufzugeben – er tut es auch nicht in dem Moment, als Coerl O'Marn, ein abtrünniger Caer-Ritter, ihm die geballte Macht der Caer vor Augen führt, wie sie sich darbietet auf der EBENE DER KRIEGER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mythor und Nottr – Sie begeben sich ins Lager der Feinde.

Lydia von Ambor – Eine schöne und gefährliche Frau.

Parthan – Ein Caer-Priester.

Jay von Horkus – Befehlshaber auf der Ebene der Krieger.

Padrig YeCairn – Ein seltsam aussehender Turnierkämpfer.

1.

 

Die ersten Strahlen der Morgensonne fraßen sich förmlich durch den Frühnebel. Es war kalt, und Mythor fröstelte leicht. Sie hatten das wärmende Lagerfeuer zurückgelassen, das jetzt langsam verglomm, und waren Coerl O'Marn gefolgt.

Sie hatten jetzt den westlichen Rand des Küstengebirges erreicht. Längst lagen die Steilküste und der beschwerliche Aufstieg nach der Landung hinter ihnen. Durch das Gebirge waren sie in westlicher Richtung gegangen, über schroffe Gipfel und durch zerrissene Bergtäler und Schluchten.

Früh waren sie wieder aufgebrochen und dem offenbar ortskundigen O'Marn gefolgt. Jetzt, als sich ein blutroter Streifen am Horizont zeigte und vom Sonnenaufgang kündete, blieb der Ritter stehen. Mythor schloss zu ihm auf und wartete dann, bis auch die anderen bei ihnen waren: Kalathee, der Barbar Nottr, Nyala von Elvinon und der Steinmann Sadagar.

»Was nun?«, fragte Nottr in seiner bellenden Sprechweise.

Sie standen auf einer Felsplatte in schwindelnder Höhe. Ein schmaler Pfad hatte sie hier heraufgeführt.

Coerl O'Marn, von dem man sich erzählte, er sei einer der letzten Nachfahren der gefürchteten Albtraumritter, lächelte hart. Seine grauen Augen unter den ebenfalls grauen Brauen funkelten hart.

»Ich will dir etwas zeigen, Mythor«, sagte O'Marn.

Der Sohn des Kometen straffte sich. Er machte sich auf eine Überraschung gefasst. Unwillkürlich umklammerte seine Hand den Griff Altons.

»Ich will dir zeigen, wie mächtig Caer sind«, sagte der Ritter und trat an den Rand der Felsenplatte. Mythor folgte ihm langsam.

Coerl O'Marn streckte die Hand aus und deutete hinunter in die Tiefe.

Mythors Blick folgte der angegebenen Richtung.

Unter ihnen zog sich eine langgestreckte Nebelbank hin. Sie behinderte den Blick auf das, was sich in der Tiefe befand. Mythor schürzte die Lippen.

»Und?«, fragte er knapp.

»Warte ein paar Augenblicke«, sagte O'Marn.

Sie brauchten nicht lange zu warten. Nottr, Kalathee, Nyala und Sadagar waren zu ihnen getreten. Die glühende Scheibe der Sonne stieg hinter ihnen auf und tauchte sie in blutrotes Licht. Da rissen die Nebelbänke im Tal auf.

Es war nicht nur ein Tal. Hier endete das Küstengebirge abrupt. Unter und vor ihnen lag eine ausgedehnte Ebene, und auf dieser Ebene ...

Unwillkürlich hielt Mythor den Atem an.

»Die Ebene der Krieger«, sagte O'Marn.

Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne rissen die Szenerie aus der Dunkelheit in ein von langen Schatten durchzogenes, seltsames Licht.

So weit das Auge reichte, war die Ebene übersät von einem gigantischen Lager. Zelt an Zelt reihten sich die Unterkünfte aneinander, durchsetzt mit Lagerfeuern.

Und diese Zelte waren nicht leer.

Menschen wimmelten zwischen ihnen wie Ameisen. Hunderte, Tausende, Hunderttausende. Zwischen den Zelten und Lagerfeuern befanden sich hier und da verstreut Pferdekoppeln, Waffentürme, Katapulte, Rammen und was es dergleichen mehr gab. Und alles machte den Eindruck, als sei es bereit, jederzeit eingesetzt zu werden.

»Das ist Caer?«, fragte Mythor tonlos. Er war blass geworden und trat vom Rand der Felsenplatte zurück. Im Wind flatterten dort unten Banner und Wimpel unzähliger Armeen. Krieger, so weit das Auge reichte ...

Coerl O'Marn wandte den Kopf und sah Mythor an. Zufrieden erkannte der Caer, dass der Anblick seine Wirkung offenbar nicht verfehlt hatte.

»Das ist nicht Caer«, sagte O'Marn. »Das hier sind nur die Krieger von Caer – ein geringer Teil. Nicht mehr als ein Schulungslager. Die hier leben, üben sich im Kampf und warten darauf, eingesetzt zu werden und die Macht Caers über die ganze Welt zu tragen.«

Coerl O'Marn war vorn stehengeblieben und sah wieder hinunter. »Was du da unten siehst, Mythor, ist nur der Anfang«, erklärte er. »Die Dunklen Mächte stehen hinter Caer. In ihrem Auftrag wird Caer sich ausbreiten und das Land überfluten, überdecken wie ein Geschwür.«

Mythors Augen wurden schmal. Er starrte den Ritter an und sann über dessen Wortwahl nach. Er wurde aus O'Marn nicht ganz klug. Auf wessen Seite stand O'Marn wirklich? Hatte er sich von den Caer losgesagt, oder trieb er noch ein ganz anderes Spiel?

Mythor hütete sich allerdings, den Ritter zu bedrängen, Farbe zu bekennen. Wenn die Zeit reif war, würde O'Marn von selbst den Mund aufmachen. Bis dahin sprachen seine Taten für ihn.

»Was ist das?«, fragte Nottr plötzlich. »Ich höre etwas.«

Sie lauschten. Jetzt nahmen es auch die anderen wahr, was das feine Gehör des Barbaren zuerst vernommen hatte. Der kalte Wind brachte aus der Tiefe der Ebene Fanfarenklänge mit sich.

Mythor trat wieder an den Felsenrand, um hinunterzusehen. »Sie rüsten zum Aufbruch«, vermutete er. »Eine weitere Stadt, eine Burg, ein Land wird erobert werden ...«

»Nein«, widersprach O'Marn. »Es ist etwas anderes.«

»Was?«, fragte Nottr.

»Das Drudin-Turnier«, sagte der Ritter.

 

*

 

Langsam stiegen sie wieder hinunter. Hier, etwas tiefer, waren sie ein wenig vor dem kalten Wind geschützt, der selbst durch warme Kleidung drang.

»Das Drudin-Turnier«, wiederholte Mythor, während sie den schmalen Pfad wieder zurückgingen, über den Coerl O'Marn sie hinaufgeführt hatte. »Was ist das?«

Es hatte in Mythors Ohr keinen guten Klang. Drudin, die Verkörperung des Bösen, der Oberste der Caer-Priester ...

O'Marn folgte dem muskulösen, dunkelhaarigen Heroen mit den hellen Augen. »Das Drudin-Turnier ist ein großangelegtes, zweimal im Jahr stattfindendes Kampfspiel, in dem die Besten unter den Caer ermittelt werden.«

»Erzähle mehr darüber«, verlangte Mythor, der neugierig geworden war. Er verlangsamte sein Tempo, und an einer Stelle, an der sich der Felsenpfad verbreiterte, blieb er schließlich stehen. Auffordernd sah er den Ritter an.

Coerl O'Marn musterte Mythor prüfend. Er sah förmlich, wie es hinter dessen Stirn arbeitete. Suchte Mythor nach einer Möglichkeit, wieder in das Geschehen einzugreifen?

»Zweimal im Jahr findet das Turnier statt«, wiederholte O'Marn und setzte sich auf einen Felsblock. »Die Fanfaren erklingen und künden vom baldigen Beginn. Es ist bald soweit. Aus vielen Städten des Caer-Reiches reisen Krieger an, um ihre Kräfte zu erproben ...«

Er begann zu erzählen. In diesem Turnier wurde in einer Reihe von Kampfspielen ermittelt, welche Männer stark, mutig und klug genug waren, um zu Befehlshabern der Caer-Armeen ernannt zu werden. Auf diese Weise sicherten sich die Caer die Gewissheit, dass nur die Besten der Besten ihre Armeen anführten. Auch Machtkämpfe und Intrigen in den eigenen Lagern wurden dadurch so gut wie ausgeschlossen; wer im Drudin-Turnier gesiegt hatte oder zumindest weit im Vorfeld gelandet war, wurde geachtet und verehrt, und kaum jemand würde es wagen, ihm eine Führungsposition streitig zu machen, weil er einfach keine Chance hatte, gegen den Sieger zu bestehen.

»Nicht schlecht ausgedacht«, warf Mythor ein, der den Worten des Ritters mit steigendem Interesse lauschte. O'Marn sah es in den Augen des Dunkelhaarigen leuchten.

»Die Turniere stehen unter der Kontrolle von Caer-Priestern«, endete O'Marn. »Und der jeweilige Sieger des Turniers«, schloss O'Marn, »wird von Drudin persönlich empfangen und mit einem Dämonenkuss geehrt – wie es heißt.«

Nyala von Elvinon schüttelte sich bei diesen Worten.

Der Dämonenkuss – er konnte nicht Gutes bedeuten. Nur zu genau wusste die Herzogstochter, was es bedeutete, unter der Gewalt eines Dunklen zu stehen – und etwas anderes konnte der Dämonenkuss nicht bezwecken, als den damit Geehrten unter die Kontrolle des Bösen zu bringen. Lange genug hatte Nyala unter dem Einfluss des Priesters Drundyr gestanden, hatte sich erst jetzt endgültig daraus befreien können. Ein kalter Schauer lief über ihren Rücken.

Und es erging nicht nur ihr so. Auch die anderen konnten sich des düsteren Eindrucks nicht erwehren, den allein das Wort auf sie machte.

»Drudin«, flüsterte Mythor überlegend. »Er ruft den Sieger zu sich? Der Sieger steht dem Priester selbst gegenüber, von Angesicht zu Angesicht?«

O'Marn nickte nur.

Ein hartes Lächeln spielte um Mythors Lippen, und da wusste der Ritter, dass Mythor einen Entschluss gefasst hatte. »Gibt es besondere Kontrollen für Krieger, die von außerhalb kommen, um an dem Turnier teilzunehmen?«

O'Marn begann zu ahnen, was Mythor beabsichtigte. Dennoch schüttelte er den Kopf.

»Es gibt keine Kontrollen – oder allenfalls ganz lasche Prüfungen. Denn wer würde es schon wagen, sich als Feind Caers in die Höhle des Löwen zu begeben?«

»Ich«, sagte Mythor trocken.

2.

 

»Du bist verrückt!«, schrien Kalathee und Nyala gleichzeitig auf. »Hat dir der Anblick vom Felsen aus nicht gezeigt, was da unten auf uns und die ganze Welt lauert?«, fügte Kalathee hinzu. »Mythor, was immer du vorhast – vergiss es!«

Mythor schüttelte den Kopf. Während Coerl O'Marn erzählt hatte, war in ihm ein Gedanke gereift. Es war ein riskanter Plan, der ihn das Leben kosten konnte. Aber er war zu der Ansicht gekommen, dass das Ergebnis das Risiko wert sein musste.

Als O'Marn ihm erklärt hatte, dass es so gut wie keine Kontrollen für Teilnehmer gebe, die von außerhalb des Lagers kamen, war seine Entscheidung endgültig gefallen.

»Ich werde an dem Turnier teilnehmen«, sagte er fest.

Nottr zog sein Krummschwert. »Halt einmal still«, verlangte er.

»Warum?«

»Damit ich dir den Kopf abschlagen kann«, sagte der Barbar grimmig. »Das geht schneller, erspart uns die Angst um dein Schicksal und dir den beschwerlichen Abstieg und die Kämpfe. Denn tot wirst du so oder so sein, wenn die Sache vorüber ist. Du bist wahnsinnig.«

»Steck die Klinge wieder ein«, sagte Mythor lächelnd. »Ich bin durchaus nicht wahnsinnig, und ich rechne mir auch gute Chancen aus. Ich stelle mir die Sache so vor, dass die Möglichkeit eines Sieges besteht. Ich traue es mir durchaus zu, den Caer-Kriegern ebenbürtig zu sein. Wenn ich also siege und Drudin mich zu sich ruft ...«

»Wird er dich zu seinem Werkzeug machen«, unterbrach Nottr.

»Wenn ich ihm gegenüberstehe, habe ich die Möglichkeit, ihn zu töten und damit die Dunklen Mächte empfindlich zu schwächen.«

»Caers Blut!«, fluchte O'Marn und spie aus. »Du unterschätzt Drudins Macht und Stärke! Niemand kann ihn töten!«

Der Ritter kam mit wuchtigen Schritten auf Mythor zu, schob Nyala sanft, aber bestimmt zur Seite und stieß Mythor die geballte Faust dicht vor die Brust. »Du Narr!«, knurrte er. »Ich habe dir die Ebene der Krieger gezeigt, um dir deine Illusionen zu nehmen. Ich hatte gehofft, du wärest einsichtig genug, aufzugeben. Niemals kannst du Caer besiegen, niemals die Dunklen Mächte schwächen und niemals gegen Drudin bestehen. Du wirst sterben. Dafür habe ich dich nicht nach da oben geholt, um dich die Macht schauen zu lassen!«

Mythor lächelte immer noch. Er schob die Faust des Hünen beiseite. »Wer ist Drudin?«, fragte er. »Ein Mensch, ein Dämon, eine dämonische Gottheit?«

»Ein Mensch«, knurrte Coerl O'Marn. »Ein Mensch, der über furchtbare Kräfte gebietet. Niemand kann ihn töten! Auch du nicht, Mythor. Du wirst ihm gar nicht so nahe kommen, dass du mit dem Schwert zustoßen kannst. Und selbst wenn deine Klinge in sein Herz führe, ich bezweifle, ob du ihn damit töten könntest! Wahrscheinlich würde er nur lachen und dich einen qualvollen Tod sterben lassen!«

Mythor presste die Lippen zusammen. »Und wenn ich ihn nicht töten kann, kann ich zumindest einiges über ihn erfahren. Von jenen im Lager, die Drudins Macht kennen. Und von Drudin selbst, wenn ich ihm gegenüberstehe.«

Steinmann Sadagar lachte auf. »Wem nützt dein Wissen, wenn du tot oder Drudins Werkzeug geworden bist?«

»Es gibt immer eine Möglichkeit«, murmelte Mythor.

»Du gehst immer davon aus, dass du siegen wirst«, wandte Nyala ein. »Doch was ist, wenn du verlierst? Sieh die vielen Krieger dort unten. Einige hundert werden kämpfen. Und ausgerechnet du willst siegen? Die Chancen stehen gegen dich, so stark und schnell du auch bist.«

»Dreihundertsechsunddreißig Teilnehmer wird es geben«, sagte Coerl O'Marn dumpf. »Wie jedes Mal. Es ist eine feststehende Zahl. Du wirst dreihundertfünfunddreißig Gegner haben. Und jeder ist sicher, dass er siegen wird.«

»Ihr könnt mich nicht umstimmen«, erwiderte Mythor. »Ich gehe hinunter. Selbst wenn es nicht gelingt, war es wenigstens den Versuch wert. Ich muss es einfach tun.«

»Narr«, brummte Coerl O'Marn. »Du hast keine Chance da unten. Und ich werde dich nicht unterstützen können. Ich kann nicht mitkommen, jeder dort unten würde mich sofort erkennen. Erstens bin ich ein Ritter und als solcher weithin bekannt, und zum anderen habe ich selbst auch schon einmal an einem Drudin-Turnier teilgenommen und es gewonnen. Sie wissen es alle da unten.«

Mythor betrachtete O'Marn aufmerksam. Er verstand die Beweggründe des Caer. Der Ritter hatte sich wohl innerlich von seinem Herzogtum losgesagt, und abgesehen davon musste sich sein Verschwinden inzwischen herumgesprochen haben. In dieser unruhigen Zeit waren Nachrichten und Gerüchte schneller als der Wind. Wenn O'Marn jetzt überraschend in der Ebene der Krieger auftauchte, musste das Aufsehen erregen.

Aber was hatte der Ritter behauptet: Er hatte ein Drudin-Turnier gewonnen?

Als Mythor sich mit seiner Frage vergewissern wollte, verschloss sich O'Marns Gesicht förmlich. Der Ritter wandte sich ab. Es war offensichtlich, dass er sich dazu nicht mehr äußern wollte. Er schien schon zuviel gesagt zu haben.

»Ich werde mich schon durchschlagen«, sagte Mythor.

Coerl O'Marn wandte sich noch einmal Mythor zu. »Noch etwas«, sagte er. »Du wirst damit rechnen müssen, dass sie dich sofort als Feind Caers erkennen. Was würdest du tun, wenn du ein Caer wärest und sähest einen Krieger auftauchen, der das Gläserne Schwert mit sich führt?«

»Ich würde ihn für Mythor halten«, brummte der Sohn des Kometen.

»Aha!«, schrie Nottr. »Und da du als Caer wüsstest, dass Mythor ein Feind der Dunklen Mächte ist, würdest du ihn erschlagen! Nicht wahr?«

»Das ist schon möglich«, gestand Mythor. »Aber ...«

»Kein Aber«, sagte Nottr. »Sie werden dich töten, sobald du auftauchst. Es wäre geradezu ein Wunder, wenn noch niemand im Lager von dem Krieger mit dem Gläsernen Schwert gehört hätte. Und selbst wenn die Krieger es nicht wissen – die Priester wissen es auf alle Fälle!«

»Lass mich doch ausreden, Barbar!«, brummte Mythor. »Selbstverständlich werde ich mich hüten, Alton und den Helm der Gerechten in aller Öffentlichkeit spazieren zu führen. Es wird eine Möglichkeit geben, sie zu verbergen. Außerdem ist er gar nicht sicher, dass die Caer von mir gehört haben. Und ob die Priester es riskieren, einen Aufruhr zu entfesseln, ist fraglich. Bin ich erst einmal im Lager, bin ich ihnen sicher. Sie müssen sich denken können, dass es mir schwerfallen wird, aus ihrem Einflussbereich wieder zu entkommen.«

»Und trotzdem willst du dich in die Höhle des Löwen begeben? Du musst wirklich verrückt sein, Mythor«, sagte Sadagar leise. »Und du ziehst uns mit in deinen Untergang hinein.«

Der Dunkelhaarige legte den Kopf leicht schräg.

»Wer hat denn gesagt, dass ich euch mitnehme?«, fragte er verwundert. »Davon war doch niemals die Rede! Coerl O'Marn hat schon zu erkennen gegeben, dass er nicht mitkommt. Soll er hier allein zurückbleiben? Ihr werdet hier auf mich warten.«