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HUNBATZ MEN

Maya-Ältester aus Yucatán

DIE HEILIGE
KULTUR DER

MAYA

IHRE ATLANTISCHE HERKUNFT, DAS KALENDERSYSTEM UND SEINE AUSRICHTUNG AUF DIE PLEJADEN

Aus dem Amerikanischen von
Sabina Trooger und Vincenzo Benestante

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Titel der amerikanischen Originalausgabe:

Copyright © 1983, 2010 by Hunbatz Men

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Deutsche Ausgabe:

Die mexikanische Erstausgabe des vorliegenden Buches erschien unter dem Titel Los calendarios astronómicos mayas y Hunab K’u bei Ediciones Horizonte, eine verbesserte und erweiterte amerikanische Ausgabe folgte 2010 bei Inner Traditions International Limited, Rochester, VT 05767, USA. Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, D-30827 Garbsen.

Herausgeber & Lektor

Michael Nagula

Einbandgestaltung

Murat Karaçay

Autorenfoto

Hendrik Pötter

Layout & Satz

nimatypografik

Druck

CPI Moravia Books

ISBN 978-3-939373-74-2

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks der Übersetzung, vorbehalten.

INHALT

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Vorwort

von Sat Arhat Domingo Dias Porta

Einführung

von Hunbatz Men

Eins

Uralte Wurzeln der Maya

Zwei

Hunab K’u: Geber der Bewegung und des Maßes

Drei

Kalenderformen in Mittelamerika

Vier

Kosmische Indikatoren der Maya

Fünf

Zeiteinheiten der Maya

Sechs

Die synchronisierten Kalender der Maya

Sieben

Mathematische Methoden zum Verständnis der plejadischen Zyklen

Nachwort

Die Maya sind unter uns

 

Bibliografie

 

Über den Autor

»Als traditioneller Maya-Lehrer und Hüter der Tage erhellt Hunbatz Men das große Geheimnis der mündlichen Überlieferung der Maya und Cherokee: die heilige Verbindung zwischen der Erde und den Plejaden. Laut unserer heiligen Überlieferung besteht zwischen unserem Leben und dem gesamten Kosmos eine Synchronizität, weil unsere Sonne zum Sternensystem der Plejaden gehört. Wenn wir unsere Herzen für unsere kosmische Heimat öffnen, dann schwingen wir im Gleichklang mit dem Herz des Himmels: Alkyone, dem zentralen Stern der Plejaden. So lehrte es mich mein Cherokee-Großvater Hand, und nun erklärt uns Hunbatz Men das Tzek’eb, den Kalender der Plejadensonnen. Dieses Buch ist eine Pflichtlektüre für alle, die sich fragen, warum Menschen auf der Erde das Gefühl haben, mit den Plejaden verbunden zu sein.«

Barbara Hand Clow, Autorin des Buches
DER MAYA CODE. Beschleunigte Zeit und
das Erwachen des globalen Bewusstseins
,
Hanau 2010, Amra Verlag

Dies ist die Erinnerung an die Ereignisse, die sich abspielten. Sie ereigneten sich, und nun ist alles vorüber. Sie sprechen in ihren eigenen Worten, und darum wird nicht ihre volle Bedeutung verstanden, aber wie es sich abspielte, so steht es geschrieben. Nun wird alles wieder sehr genau erklärt werden. Und vielleicht wird das nicht schlecht sein.

(…) Fürwahr, der »wahren Menschen« waren viele. Nicht um sich durch Verrat zu bereichern wollten sie, dass manche mit anderen vereinigt sind – doch alles, was hierin enthalten ist und wie viel erklärt werden muss, ist noch nicht ersichtlich. Diejenigen, die wissen, dass es unserem großen Geschlecht entstammt, dem Geschlecht der Maya-Menschen, werden die Bedeutung dessen, was hierin liegt, begreifen, wenn sie es lesen. Und dann werden sie es verstehen und dann auch erklären, und dann werden die verborgenen Zeichen des Katún klar sein. Dies ist so, weil sie die Priester sind. Die Priester nahmen ein Ende, uralt, wie sie waren, aber nicht ihr Name.

Aus dem Chilam Balam von Chumayel (1775 bis 1800), nach der spanischen Übersetzung von Antonio Mediz Bolio

Chilam Balam (»Sprecher des Jaguars«) ist die übergeordnete Bezeichnung einer Reihe von Texten, die vom 16. bis 18. Jahrhundert in Yucatán in der yukatekischen Mayasprache verfasst wurden. Es handelt sich um miteinander verwandte Sammlungen einheimischer Überlieferungen und Übersetzungen sowie um Bearbeitungen von Texten aus der spanischen und christlichen Tradition. Sie bestehen zu einem großen Teil aus chronologischen und prophetischen Abschnitten und bilden eine wichtige Quelle für die Kultur und Geschichte der Maya. Das »Chilam Balam von Chumayel«, benannt nach dem Ort seiner Entstehung, umfasst 107 Seiten und wird in der Princeton University Library, Princeton, New Jersey, aufbewahrt. Besonders wichtig sind seine Prophezeiungen und Chroniken.

VORWORT

von Sat Arhat Domingo
Dias Porta

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Der besondere Wert dieses Werkes besteht in seinem gut dokumentierten Inhalt und in der Authentizität des Autors, eines modernen hau’k’in der Maya, also eines traditionellen Maya-Lehrers, dessen Weisheit seinen eigenen Erfahrungen entstammt. Hunbatz Men ist ein wahrer Maya-Schamane und Hüter der Tage – eine echte Autorität für die Geschichte, die Chronologie, die Kalender und das kosmische Wissen der Mayazivilisation. Er kam in Wenkal auf der zu Mexiko gehörenden Halbinsel Yucatán zur Welt und wurde ein Schüler des größten zeitgenössischen Verfechters des Maya-Wertesystems: Maestro Domingo Martinez Paredez (1899–1983), eines Professors der Mayasprache an der Universidad Nacional Autónoma de México (Unabhängige nationale Universität von Mexiko). Er ist der Autor zahlreicher Werke, in denen die Transzendenz der kulturellen Werte dieser großen Eingeborenenzivilisation ans Licht gebracht werden.

Das Studium der astronomischen Mayakalender aus dem vorkolumbianischen Amerika zeigt, dass in der traditionellen Mayakultur die Zeit nicht aufgrund einfacher kommerzieller oder zivilrechtlicher Bedürfnisse gemessen und berechnet wurde. Das Ziel war wesentlich höher gesteckt: Man wollte das Leben der Menschen und ihrer Gesellschaftssysteme mit dem größten kosmischen Pulsschlag, dem Rhythmus der Jahreszeiten und anderen Zyklen, die Veränderungen auf der Erde bewirken, in Einklang bringen. Dadurch, dass sie diesem Rhythmus des Universums folgten (dem Schlag des himmlischen Herzens, wie es im Popol Vuh heißt, dem Schöpfungsmythos der Maya), konnten die Menschen die verschiedenen Arten von Dekadenz vermeiden – sei es nun durch lunare, solare, planetarische oder galaktische Biorhythmen. Sie konnten mit der universellen Konstante in Harmonie leben und ihre individuelle Existenz weit über das armselige, syllogistische Schlussfolgerungsdenken hinaus ausdehnen, das es nicht einmal fertig bringt, einige simple, aber grundlegende Tatsachen mit gebührender Gründlichkeit zu betrachten.

Für diese kosmischen Vermessungen und die entsprechende Synchronisation des Menschen war es erforderlich, dass Individuum, Gesellschaft, Natur und Kosmos sich miteinander identifizierten, in eins fielen – also echtes und vollendetes yok’hah Maya (Maya-Yoga). Es war eine synthetische Wissenschaft, als Schema niedergelegt in diesem unschätzbaren Archäometer der Indigenen: den astronomischen Kalendern der Maya. Sie enthielten den Schlüssel, um alle Krankheiten zu heilen und die menschliche Rasse zu regenerieren, indem man sein Leben nach den Lebensregeln ausrichtete – nach jenen goldenen Regeln, welche die Menschen nicht erfanden, sondern vielmehr entdeckten.

Das vorliegende Buch von Hunbatz Men ergänzt bestimmte andere Werke, die zum selben Thema erschienen sind, und bereichert sie zugleich, denn es schließt eine bis dato beunruhigende Lücke in der Kalenderforschung. Aus diesem Grund ist es mir eine Freude, Hunbatz Men willkommen zu heißen und ihn in dem edlen Unterfangen zu ermutigen, dem er sich verschrieben hat: das ererbte Wertesystem unserer indigenen Rassen wiederzuentdecken. Das indigene Amerika – unsere Kultur, die man zum Schweigen gebracht hat – feiert die Veröffentlichung dieser kostbaren Frucht der astronomischen Mayakalender.

Wir gratulieren Hunbatz Men zu einem so ehrenwerten Bemühen, und wir grüßen all jene, die den Glauben an unsere Völker und an die Zukunft unseres geliebten amerikanischen Kontinents bewahren.

In Lak’ech
Sat Arhat Domingo Dias Portas

Der ehrenwerte Sat Arhat Domingo Dias Porta ist ein Maya-Ältester, gebürtig und ausgebildet in Venezuela. In den 1980er Jahren gründete er die Bewegung der Sonnenkulturen amerikanischer Indianer (»Movement for the American Indian Solar Cultures«).

EINFÜHRUNG

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Unsere Maya-Vorfahren waren echte Weise. Sie besaßen echtes Wissen, sie haben nicht einfach nur spekuliert. Sie entwickelten ein kompliziertes System prinzipieller Grundlagen, die sie auf ihre Religion, Philosophie, Wissenschaften, Architektur und Medizin anwandten – eigentlich auf alle Aspekte ihrer Kultur.

Diese prinzipiellen Grundlagen der alten Maya entstammten einem einzigen spirituellen Konzept: dass die Gesamtheit des Kosmos von heiliger Energie durchdrungen ist und der Kosmos, während er sich in unzähligen Permutationen entfaltet, unentwegt das Heilige enthüllt – und dadurch das tägliche Leben bestimmt. In der Denkweise der Maya befinden sich die Menschen im Gleichklang mit göttlicher Energie, und das Göttliche manifestiert sich in den unzähligen Formen und Wesen der physischen Welt, der Welt der Natur, wobei umgekehrt die physische Welt und alle ihre Erscheinungsformen das Göttliche widerspiegeln. Als Meisterastronomen dehnten die Mayaweisen dieses Konzept natürlich auf den Weltraum aus. Sie nahmen das gesamte Universum – genau wie den individuellen Menschen – als Manifestation göttlicher Energie wahr, die sich ständig bewegt und verändert.

Dieses Wissen erwarben sich die alten Maya durch ihre akribischen Beobachtungen der Natur, die sie als ihre Mutter und Führerin auffassten. Sie war die Göttin Ixmucane – Mutter Erde –, eine von dreizehn Maya-Gottheiten, welche die hombres de maiz erschufen, das Maisvolk beziehungsweise die Menschen. Sie mahlten gelben, weißen, roten und schwarzen Mais und bereiteten aus dieser Mischung neun verschiedene Getränke zu. Laut dem Popol Vuh erwuchsen aus dieser Nahrung die Kraft und die Ausdauer, es bildeten sich die Muskeln und die Energie der Menschen. So wurde die schöpferische Funktion von Mutter Erde in der Entfaltung der grundsätzlichen Lebensprozesse gewürdigt.

Als Ausdruck des Göttlichen unterliegt die Natur (ebenso wie die Menschen) gewissen heiligen Gesetzen, sagten die alten Maya. Sie entwickelten eine fortgeschrittene Mathematik, in der sich die Zahlen nicht speziell auf Mengen bezogen, wie es die heutige, materialistische Welt so oft unterstellt. Alle Zahlen waren ein Ausdruck der verschiedenen Frequenzen und Töne des Göttlichen. So hieß beispielsweise der Mond in der Mayasprache U, Uc oder Uh und besaß den Zahlenwert 7. Diese Zahl beherrschte sowohl die Frauen als auch die Zyklen von Zeugung und Empfängnis, denn mit Hilfe des Mayakalenders war es möglich zu wissen, wann man einen Sohn und wann eine Tochter empfing. Ebenso wussten die Frauen aufgrund der Mondzyklen, an welchen Tagen sie nicht empfangen würden, wodurch sich die Bevölkerungszahl kontrollieren ließ, wenn Nahrung und sonstige Vorräte knapp waren. Abgesehen von anderen Dingen, zu denen wir später noch kommen werden, repräsentierte diese Zahl auch die sieben Kräfte oder »Gehirne« des Menschen.

Die Meisterastronomen der Maya entwickelten mit Hilfe der Mathematik ein Zeitsystem, das aus einer Reihe von Zyklen bestand und sich sowohl im Makrokosmos als auch im Mikrokosmos anwenden ließ, und alle diese Zyklen galten ihnen ebenfalls als heilig. So wurden ihre berühmten Kalender zur Grundlage ihrer ganzen Existenz. Als Ausdruck der kosmobiologischen Naturgesetze bestimmten sie sämtliche Maßeinheiten. Deshalb besaßen für die Maya ihre Kalender den allerhöchsten Wert: Sie waren ein Spiegel der menschlichen Existenz und schrieben vor, wie die Menschen als Teil eines harmonischen Ganzen leben sollten. Für die Maya war es, als hätte sich ihnen ihre Mutter Natur, die sie geschaffen, geformt und genährt hatte, in Gestalt einer makellosen, akkuraten, mathematischen Präzision offenbart. Aus der Sicht der astronomischen Kalender war der Mensch ein Mikrokosmos, ein Teil seines großen Vaters, des Makrokosmos – und dies bedeutet, dass das große Ganze in jedem von uns gegenwärtig ist. Ja, sogar der Kosmos selbst funktionierte mittels dieser intelligenten Energie, dieser universellen Energie, aus der alle Menschen erschaffen wurden.

Ein Beispiel für die von den Maya ausgearbeitete, hoch entwickelte astronomische Wissenschaft ist die Entdeckung der transzendenten Beziehung zwischen Sonne und Mensch, die sich bestätigte, als sie das Phänomen der Sonnenflecken entdeckten. Aus diesem Grund nannten die Maya sich »Kinder der Sonne«. Mittels ihrer Beobachtungen des 23 Jahre andauernden Zyklus der Sonnenflecken konnten die Maya die Beziehung zwischen Mensch und Sonne noch weiter korrelieren. Die Astronomen, die zugleich Astrologen waren, entwickelten ein Kalenderrad mit 23 Jahren oder »Zähnen« – eine Information, die man jederzeit im Porrúa Kodex nachlesen kann. Der Kodex verweist auch darauf, wie wichtig der spezielle Sonnenfleckenkalender war, demzufolge dieses solare Phänomen die Natur kosmobiologisch verändert – eine Tatsache, die von der modernen Wissenschaft bestätigt wurde. Die Maya verstanden das Phänomen der Sonnenflecken und erkannten seine Bedeutung, und deshalb nahmen sie es in ihr Buch der kosmischen Kalender auf. Es sollte den Menschen als Orientierungshilfe dienen und ihnen dabei helfen, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu erfassen, und so zu ihrem Verständnis beitragen, damit sie begriffen, wie wichtig es ist, auf dieser wunderschönen Mutter Erde in Harmonie zu leben.

Wir sollten zumindest einige der vielen Namen erwähnen, die die Maya den Einheiten ihrer Zeitzyklen gaben: k’in – Tag, winal – Monat, haab – Jahr, uc – Mondmonat, tunben k’ak’ – 52 Intervalle oder Jahre, k’altun – 260 Intervalle oder Jahre, tzek’eb – das große Jahr beziehungsweise ein Zyklus von 26.000 Jahren.

Die Maya benutzen bis heute einen sehr speziellen Kalender namens Tzolk’in, einen heiligen Kalender, der Intervalle von 260 Tagen misst – die Dauer des menschlichen Heranreifens im Mutterleib. Dieser Kalender wurde vielfältig verwendet, insbesondere dazu, alle anderen Mayakalender zum Gleichlauf zu bringen. Das Tzolk’in wurde außerdem zur Weissagung und in Ritualen benutzt sowie wahrscheinlich noch für andere Zwecke, die man inzwischen vergessen hat. Es beruht auf den Zahlen 13 und 20. Wenn man diese Zahlen multipliziert, ergeben sie die Zahl 260.

Sie benutzten außerdem die xoc kin – die Weissagungstage am Anfang des Mayajahres. Deren spezielle Zählung begann am 22. Dezember, der Wintersonnwende, und dauerte 19 Tage. In dieser Zeit beobachteten die Maya jeden Tag die meteorologischen Phänomene ganz besonders genau. Aufgrund dieser Beobachtungen konnten sie vorhersagen, ob es ein gutes Jahr werden würde oder nicht. Sie konnten zum Beispiel Regenzeiten oder Dürreperioden voraussehen, denn die klimatischen Bedingungen innerhalb dieses Zeitabschnitts bestimmten verlässlich, wie sich die Natur während des restlichen Jahres verhalten würde. Dies hat man über lange Zeitläufte hinweg beobachtet.

Pyramiden sind echte Energieerzeuger und Energieumwandler, und unsere zeitgenössische Wissenschaft hat bestätigt, welche gewaltige Macht sie als Instrumente positiver und negativer Kraft besitzen. Die Maya waren sich dieser Eigenschaft der Pyramiden vollkommen bewusst und übertrugen sie in ihre Kalender: Sie benutzten die Pyramidenform als geometrische Grundlage ihrer Chronologien, und sie benutzten Licht und Dunkelheit, um ihre Tage, Wochen, Monate, Jahre, Jahrhunderte und Jahrtausende zu markieren. Dies kann man mit eigenen Augen am Pyramidentempel des Kukulcán in Chichén Itzá in Mexiko sehen, was wir in einem späteren Kapitel näher erörtern werden.

Alles bisher Gesagte bringt uns das Weltbild der Maya näher: Sie ließen sich von der Natur selbst führen, und sie beachteten die Modifikationen des Sonnenlaufs beziehungsweise der Sonnenpositionen, die wiederum die »Minuten« und »Stunden« der kosmischen Uhr bestimmen – Zeiträume und Entfernungen, die nicht nur lineare Zeit und materielle Wirklichkeit messen. Vielmehr spiegeln sie aufgrund der kosmobiologischen Rhythmen, die die Umwelt jeweils normalisieren oder verändern, unweigerlich das psychische und physikalische Ganze wider.

Ein damaliger Mayapriester war zugleich Astronom und Astrologe. Infolgedessen wies er jedes frisch verheiratete Paar an, den Geschlechtsakt im Einklang mit den Positionen bestimmter Himmelskörper zu vollziehen (vor allem Mond, Venus, Jupiter, Mars, Merkur und Sirius), um auf diese Weise sowohl das Geschlecht ihres Kindes zu bestimmen als auch seine zukünftige Berufung. In der heutigen, modernen Zeit ist dieser Wissensschatz verloren gegangen. Wenn heutzutage ein Kind zur Welt kommt, schauen ihm die Eltern einfach beim Heranwachsen zu und haben keine Ahnung, welche wahre Berufung das Kind eigentlich hat. Darin lag einer der praktischen Vorteile der Mayakalender, jener Chronologien, in denen unsere Ahnen die Rhythmen und Biorhythmen, denen wir Menschen unterliegen, wahrheitsgemäß aufzeichneten. Wenn man dieses Wissen anwendet, dann ist das soeben gezeugte Wesen nämlich nicht mehr unverständlich. Aus diesem Grund hat die Mayakultur, besonders in Form der Mayakalender, die heutigen Wissenschaftler und Experten auch so sehr verblüfft. Die Mayakalender unterscheiden sich enorm von den europäischen Kalendern, dem gregorianischen und dem julianischen Kalender, die man lediglich benutzen kann, um das Tagesdatum festzustellen und zu wissen, welche Aufgaben wir wann erfüllen müssen, wobei unser Verhältnis zu den Naturgesetzen, geschweige denn zu den kosmischen Gesetzen, überhaupt nicht ins Spiel kommt.

Die Maya arbeiteten ihre astronomischen Kalender mit Hilfe ihrer präzisen, akkuraten, wissenschaftlichen Beobachtungen aus und wandten dann ihr Wissen um diese Gesetze und Regeln praktisch an. Auf diese Weise entwickelten sie ein tiefes Begreifen der kosmobiologischen Existenz, der wir Menschen angehören. Das großartigste Zeugnis ihres Wissens um diese Gesetze ist die Entwicklung ihrer vielen Kalender, die aus ihrer Philosophie des Panche Be entstanden – der Suche nach der Wurzel der Wahrheit.

Wir glauben, dass die astronomischen Kalender der Maya uns lehren können, welchen Weg die Menschheit gehen muss, um die Unwissenheit zu transzendieren, in die die moderne Kultur mit ihren falschen Werten und ihrer Besessenheit von der physischen Wirklichkeit uns gestürzt hat. Deshalb sollten wir die Mayaphilosophie genau untersuchen und uns bemühen, nach den Prinzipien des Panche Be zu leben. Und dann sollten wir unsere Entschlossenheit, diesem Weg zu folgen, mit den Mayaworten In Lak’ech bekräftigen: »Du bist ich und ich bin du« – ein Ausdruck der kosmischen Brüderlichkeit, der Liebe und der Bruderschaft aller Menschen, die zugleich sämtliche Manifestationen des Lebens mit einschließt.

EINS

Uralte Wurzeln
der Maya

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In einer geheimnisvollen, fernen, fast vergessenen Zeit gingen Völker aus den großen Zivilisationen hervor, die man heute Lemurien und Atlantis nennt, und machten sich auf den Weg zu anderen Kontinenten: Nord- und Südamerika, Europa, Asien, Afrika, Ozeanien ...

Die Wissenschaft sucht schon lange nach dem fehlenden Bindeglied zwischen dem Menschen und seinen direkten Tier-Vorfahren, die aufgrund spezieller Umstände einen neuen evolutionären Weg einschlugen und sich immer weiter von ihrer ursprünglichen biologischen Abstammung entfernten, aus der sie in einer nun versunkenen Ära entstanden waren. Es stellt sich die Frage: Wo entstand dieses prähistorische Phänomen namens Mensch zuerst? War es in Afrika? In Asien? Auf irgendeiner pazifischen Insel? Oder womöglich auf dem amerikanischen Kontinent? Oder entstand der erste Mensch auf einem Kontinent, der inzwischen im Meer und in den Nebeln der Zeit versunken ist? Manche Forscher haben sogar zur Diskussion gestellt, dass der Mensch außerirdische Ursprünge haben könnte – dass er von einem anderen Planeten im Kosmos gekommen sei, um sich auf der Erde niederzulassen. Wir wollen nun einige Anhaltspunkte für die Ursprünge der Mayazivilisation näher betrachten.

Indizien für prähistorische Menschen auf dem amerikanischen Kontinent

Die meisten konventionellen Forscher behaupten, dass die ersten Menschen entweder in Afrika oder in Asien oder in Europa entstanden. Im späten neunzehnten Jahrhundert entdeckten jedoch die berühmten argentinischen Paläontologen und Archäologen Florentino (1854–1911) und Carlos (1865–1936) Ameghino im südlichsten Südamerika frühmenschliche Überreste. Die Brüder behaupteten beharrlich, sie hätten ihre Funde eindeutig als Homunculus, Tetraprothomo, Triprothomo und Diprothomo