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Inhalt


Hör mal, Oma! Ich erzähle dir eine Geschichte vom Winter

Winteranfang - Der Schneeprinz hält Einzug

Es war einmal

Vom festlichen Monat Dezember

Die Perle aus Eis

Kristanella und das Wintergewitter

Opas Adventskalender

Die trotzige Adventskerze

Das Weihnachtswunder am Fenster

Ein Lied geht um

Eine schöne Bescherung

Die wunderschöne Eisblume

Als die Wintersonne ein wenig zauberte

Internet-Silvester

Herr Meier und das neue Jahr

Das Glücksschwein

Vom strahlenden Monat Januar

Opa und der Schnee von gestern

Opa Fröhlich und der Engel im Schnee

Der lange und der kurze Eiszapfen

Als der Schneemann vor Freude lachte

Herr Griesgram tanzt auf dem Eis

Opa und die Morgenmuffelkrankheit

Der Glücksschimmer und das Glück

Der alte Flohmarktteddy findet ein Zuhause

Winter auf der Fensterbank

Der Schokokuchen

Als das ‚Rrrr...‘ verschwand

Der Clown, der nicht mehr lachen konnte

Vom fröhlichen Monat Februar

Die fünfte Jahreszeit

Fratze und Clownsgesicht

Die Fastnachtswette

Mama und das Fasten

Es ist doch Fastenzeit

Valentinsblümchen

Schneeflöckchen und Schneeglöckchen

Die Schneeflocke und die Haselblüte

Winterende und Sommertagszug

Impressum

Autorin

Bücher

Elke Bräunling



Hör mal, Oma!

Ich erzähle dir eine Geschichte

vom

Winter


Wintergeschichten - von Kindern erzählt



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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek


Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.




Copyright © 2013/2017 Elke Bräunling

http://www.elkeskindergeschichten.de

edition art.taeglich

All rights reserved

ISBN-13: 978-1483961705

ISBN-10: 1483961702





Winteranfang - Der Schneeprinz hält Einzug


So richtig Winter wird es erst, wenn der Schneeprinz mit seinem Gefolge bei uns Einzug hält. Dann, wenn Dächer, Straßen, Wiesen und Felder tief verschneit und die Seen zugefroren sind, wenn Eiszapfen silbrig von Dachrinnen und Felsen herunter wachsen und die Bäume von Schnee und Reif weiß gepudert sind, fühlt man sich so richtig winterfröhlich. Ein sehr schönes Gefühl ist das.

 Ringsherum draußen ist es glitzerweiß wie im schönsten Traum. Klar, da macht es großen Spaß, durch die Schneewelt zu toben, Schlitten zu fahren oder einen Schneemann zu bauen. Selbst wenn die Luft klirrend kalt ist und der Atem wie eine kleine Dampfwolke aus Nasen und Mündern weht, stört das dann nicht. Es ist auch nicht schlimm, wenn Nase und Finger rasch steif gefroren sind. Dann nämlich ist es umso schöner, wenn man aus der Kälte ins warme Zimmer kommt und eine heiße Schokolade, einen dampfenden Tee oder einen duftenden Bratapfel genießen kann. Hm. Das schmeckt! So richtig nach Winter.

Daran denken die Kinder oft, und wenn im Herbst die ersten Nebel aufsteigen und die Bäume ihre Blätter verlieren, sagen sie mit einem tiefen Seufzer: „Ach, wenn doch bald Winter wäre, ja, schön wäre das!“

Wenn der Schneeprinz dies hört, freut er sich wie ein Schneekönig. „Die Kinder!“, ruft er. „Hört ihr? Sie warten auf uns.“ Schnell weckt er seine Schwestern, die Schneeprinzessinnen, die Reiffürstin, den Eisgrafen und die vielen kleinen Eis- und Schneegeister, und alle freuen sich. „Hoho! Juchhu! Jippieh! Bald wird Winter sein, und die Kinder warten auf uns. Juchhuu!“

Dann feiern die Wintergeister im Winterwolkenschloss erst einmal ein fröhliches Familienfest. Alle treffen sich nach dem langen Sommerschlaf. Es wird getanzt, gelacht und Pläne werden gemacht für die Winterzeit. Am Ende des Festes dann brechen sie auf zu ihrer weiten Reise auf die Erde. Ja, und dann dauert es nicht mehr lange, und die ersten Schneeflocken wirbeln durch die Luft.

Wie glücklich sind da die Kinder! Juchhu! Der Winter ist da. Und alle freuen sich. Klar, wie die Schneekönige.





Es war einmal?


Es war ein kalter, nasser, dunkler Frühwintertag und Opa tröstete Pia mit heißem Kakao, Rosinenbrötchen und einer neuen Geschichte.

„Es war einmal, so fangen alle Märchen an“, begann er. „Und so beginnt auch ...“

„Es war einmal? Ist dieses ‚war‘ auch ‚wahr‘?“, unterbrach ihn Pia, die heute wieder einmal alles ganz genau wissen wollte.

Opa sah Pia an. Er lächelte. Dann ging er zum Fenster und deutete hinaus. „Was siehst du, wenn du nach draußen schaust?“, fragte er.

„Ich sehe Dächer, den Kirchturm und den Himmel“, antwortete Pia. 

„Und ich sehe das Taubenpärchen“, sagte Opa. „Es sitzt auf dem Kirchendach und unterhält sich gurrend über den alten Mann, der jeden Tag pünktlich um elf Uhr mit leckerem Taubenfutter kommt. Und dann ist da eine Frau. Sie steht am Dachfenster im siebten Haus unten links und muss eine wichtige Entscheidung treffen. Sie möchte gerade ...“

Wieder unterbrach ihn Pia.

„Du schwindelst!“, rief sie. „Tauben reden nicht. Ich sehe auch  keine Frau. Und wenn sie da wäre, wüsstest du ganz bestimmt nicht, worüber sie gerade nachdenkt. Oder bist du ein Hellseher?“

„Vielleicht.“ Opa lächelte. „Mein Kopf verrät mir gerade jetzt eine Geschichte über das Taubenpärchen und über diese Frau.“

Pia blickte wieder aus dem Fenster. „Ich sehe nur Dächer. Da sind keine sprechenden Tauben und auch keine Frauen, die nachdenken und überhaupt, ich ...“

Sie hielt inne, grinste und sagte dann:

„Aber ich sehe einen Jungen. Er sitzt auf einem Drachen, der ein Glücksdrache ist, und reitet mit ihm um den Kirchturm.“

Opa blickte zum Kirchturm hinüber.

„Stimmt“, sagte er. „Jetzt erkenne ich ihn auch. Wohin die beiden wohl reiten mögen?“

„Ist doch klar“, meinte Pia. „Sie sind auf dem Weg ins Tal der verlorenen Buchstaben. Der Junge hat nämlich das ‚h‘ verloren und das möchte er gerne wiederhaben. Der Glücksdrache hilft ihm dabei.“

„Das ‚h‘?“, staunte Opa.

Pia nickte. „Ja! Das ‚h‘. Es fehlt in dem Satz „’Das Märchen war wa*r’, und ohne das ‚h‘ wäre es eine Lügengeschichte, oder?“





Vom festlichen Monat Dezember


„Ich bin der Letzte.“ Der Dezember betrachtete sich in der spiegelnden Fläche des großen Meeres. „Und irgendwie sehe ich auch danach aus: alt und faltig.“ Er runzelte die Stirn, dann klatschte er in die Hände und weckte seine Monatskollegen aus ihrem Novemberschlaf.

„Die Letzten werden die Ersten sein. So sagen es die Menschen zuweilen“, rief er laut in die Winterwelt hinaus. „Dezemberzeit ist Partyzeit. Jeder meiner Tage wird ein Fest sein. Ein unvergessliches Fest sogar. Ja. Ich will feiern.“

Die anderen Monate sahen sich verwundert an. Was war auf einmal los mit dem Dezember, diesem besonnenen und weisen Kollegen?

„Warum der Stress?“, erkundigte sich der Juli und gähnte.

Der Juni nickte. „Es ist Zeit des Winterschlafs. Die Natur hat sich zur Ruhe begeben, die Tiere schlafen und die Tage sind kurz.“

„Und dunkel“, bestätigte der März. „Ich...“

„Du bist nicht gefragt, Angeber!“, brummte der Oktober.

„Eben!“, schnitt der Dezember seinen Freunden das Wort ab. „Es ist dunkel, nebelig und kalt dort unten im Land. Müde sind die Menschen und gestresst. Es wird Zeit, die Lichter anzuzünden.“

Er formte die Hände zu einem Trichter und rief laut: „Hey, Kollege November! Deine Zeit ist vorbei. Ich bin an der Reihe. Ich komme.“

„Ich bin schon da.“ Mit gesenktem Haupt kam der November angeschlichen. Er wischte sich ein paar Tränen von den Wangen. „Bei mir sind die Menschen oft traurig und übellaunig. Und das macht mich auch traurig.“

„Das wird sich nun ändern“, tröstete der Dezember ihn. „Ich mache das Dunkel hell. Ich bin der Monat des Lichts und der festlichen Feste, und nebenbei bemerkt, der Lieblingsmonat der Kinder.“

„Falsch“, warf der Februar ein. „Der Lichtmonat, der bin ich.“

„Mein Licht ist anders.“ Der Dezember lächelte. „Es ist ein kleines Licht, ein leises, feierliches. Ein geheimnisvolles.“

„Und dieses warme Licht muss nun zu den Menschen gebracht werden“, ergänzte der November. „Deshalb bin ich auch schon ein paar Tage früher zurückgekehrt. Geh und bring ihnen deine Freude, dein Licht und deine Feste!“

Der Dezember nickte zufrieden. „Ich danke dir für die zusätzlichen Tage. So kann ich mit den Menschen schon zu Novemberende den ersten Lichtsonntag - sie nennen es Advent - feiern. Wunderbar! Nun muss ich aber los, die Kerzen anzünden.“

Und das tat er dann auch, der Dezember. Mit kundigen Schritten zog er von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf, von Haus zu Haus, und überall lag plötzlich eine leise, feine, liebevolle und freudige Stimmung in der Luft.

Wenn man ganz still war, konnte man es auch hören. Ein Singen, das durch die Lüfte sirrte: ‚Dezember ist da, die schöne Zeit im Jahr mit hellem Licht und Kerzenschein, mit süßen Düften und Heimlichkeiten, mit Lichtfesten, Nikolausfreuden, Winteranfang und ersten Schneeflocken, dem Weihnachtsfest und seinen Feiertagen und mit dem letzten Tag im Jahr.

Und die Menschen, die liebten ihn, den Monat Dezember. Und der liebte die Menschen. Und ein kleines Bisschen auch sich selbst.

„Ich bin der Beste“, murmelte er und schielte zu seinen Kollegen hinauf.

„Und der Letzte“, griente der Januar, der sich schon die Hände rieb.

Doch das überhörte der Dezember, und das war auch gut so.




Die Perle aus Eis


Der Regentropfen war traurig. Viele Tage hatte er nur mit Regnen verbracht und immer wieder wurde er gleich wieder von der Sonne aufgesogen. Von der Welt der Menschen hatte er fast nichts gesehen. Er kannte nur das Dunkel der Regenwolken und die kurzen Ausflüge durch die Luft. Nun stand der Winter vor der Tür und der Regentropfen war müde. Traurig saß er seiner Wolke und weinte.

„Ich möchte die Menschen kennen lernen und etwas von ihrer Welt sehen“, klagte er. „Und einmal will ich ...“

Er kam nicht weiter, denn die Wolke öffnete ihre Arme und schickte die Tropfen erneut zum Regnen hinaus.

„Dieses Mal“, nahm sich der Regentropfen vor, „werde ich mich vor der Sonne verstecken. Sie darf mich nicht gleich zur Wolke zurückschicken.“ Und damit ihm dies nun auch wirklich nicht mehr so schnell passierte, floh er nicht wie sonst vor dem Atem des Windes.

Der pustete heute besonders heftig und eisig kalt. Der Regentropfen zitterte vor Kälte.

„Hilfe!“, rief er. „Ich friere. Halte ein, Wind!“