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Über den Autor:

Klaus Ritzkopf war von 1963 bis 1969 Pfarrer der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde in der Nordweststadt Frankfurt/Main. 1969/70 verbrachte er einen einjährigen Studienurlaub in den USA als Gast der United Church of Christ. Anschließend war er von 1971 bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1997 Pfarrer der Auferstehungsgemeinde Wiesbaden.

Vorderseite des Einbands:

Tonfigur des Mose und Foto: Klaus Ritzkopf

Da erhob sich ein Donnern und ein Blitzen und eine dichte Wolke war über dem Berg und es ertönte der Ton einer sehr starken Posaune. Das ganze Volk aber, das im Lager war, erschrak. Und der ganze Berg Sinai rauchte, weil Gott der Herr auf den Berg herabfuhr im Feuer. Und der Rauch stieg auf wie der Rauch von einem Schmelzofen und der ganze Berg bebte sehr. (2. Mose 19, 16–18)

So weit die biblische Darstellung eines Ereignisses, das die Begegnung Gottes mit Moses auf dem Berg Sinai beschreibt.

Im weiteren Verlauf wird berichtet, dass zwei Steintafeln von Gott an Moses übergeben wurden, die mit den zehn Geboten beschriftet waren.

Inzwischen sind etwa 3200 Jahre vergangen, aber bis zum heutigen Tag haben diese zehn Gebote nichts von ihrer Bedeutung verloren.

Die erste Tafel enthält vier Gebote. Sie betreffen das Verhältnis des Menschen zu Gott. Die zweite Tafel enthält sechs Gebote. Sie regeln das Zusammenleben der Menschen untereinander.

In unsere Zeit übersetzt haben die zehn Gebote folgenden Wortlaut:

Das erste Gebot

Ich bin der Herr, dein Gott,
der einzige und wahrhaftige Gott,
der dich erlöst und dir ein neues,
befreites Leben schenkt.

Das zweite Gebot

Du sollst dir von Gott kein Bild machen
und es nicht anbeten.

Das dritte Gebot

Du sollst den Namen Gottes
nicht missbrauchen.

Das vierte Gebot

Beachte den Tag der Ruhe.
Er ist ein von Gott geheiligter Tag.

Das fünfte Gebot

Du sollst alten Menschen mit
Respekt begegnen.

Das sechste Gebot

Du sollst nicht töten.

Das siebente Gebot

Du sollst keine Ehe und Familie zerstören.

Das achte Gebot

Du sollst nicht stehlen.

Das neunte Gebot

Du sollst nichts Unwahres
über deine Mitmenschen sagen.

Das zehnte Gebot

Du sollst nicht habgierig sein.

Brauchen wir noch die zehn Gebote?

Wer in den Medien verfolgt, wie über menschliche Fehltritte, Straftaten und Gerichtsverfahren berichtet und diskutiert wird, dem fällt zweierlei auf:

Einerseits fehlt der Mehrzahl der Übeltäter jegliches Unrechtsbewusstsein. Die meisten fühlen sich ertappt aber unschuldig, weil in ihrem Bewusstsein nie ein fester unverrückbarer Maßstab für Recht und Unrecht verankert wurde.

Andererseits herrscht in der öffentlichen Diskussion große Ratlosigkeit. Ein Verlust der „Werte“ wird festgestellt, angebliche Rechtlosigkeit wird beklagt, schärfere Gesetze und härtere Strafen werden gefordert und das gesellschaftliche Umfeld wird mitverantwortlich gemacht. Aber niemand weist darauf hin, dass die zehn Gebote in Vergessenheit geraten sind. Fast keiner kennt sie mehr.

Dies trägt dazu bei, dass eine zunehmende Orientierungslosigkeit weiter um sich greift, die vor allem für junge Menschen fatale Folgen hat.

Tagtäglich werden wir mit Nachrichten, Informationen und Bildern durch Radio, Fernsehen und Internet geradezu überfüttert. Aber wir sind immer weniger in der Lage, mit dieser Informationsflut umzugehen und diese Eindrücke zu bewerten und einzuordnen.