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Herstellung: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-8423-9547-3

Nebenan

Er blickte verschlafen aus dem Kabinenfenster. Alles was er sah, waren dicke Schneeflocken, die draußen vorüber wirbelten, und die auf seiner Seite befindliche Tragfläche des kleinen Flugzeuges, in dem er saß. Er rieb sich mit einer Hand straff durch sein Gesicht, um die Durchblutung der Haut wieder einigermaßen in Gang zu bringen. Die Müdigkeit war immer noch nicht gewichen, und er konnte im Moment auch noch keinen klaren Gedanken fassen. Der Flug war unruhig verlaufen, daran konnte er sich gerade noch erinnern. Dann war er von einer auf die andere Sekunde eingeschlafen. Draußen tobte ein Schneesturm, wie er schon lange keinen mehr gesehen hatte, und das war verdammt lange her. Er war damals noch ein kleiner Junge von neun oder zehn Jahren gewesen. Mit seinem Vater hatte er oft die kleine Biegung am Creek River besucht. Schon allein die Kälte war damals fast unerträglich gewesen, aber seine Mutter hatte ihn warm angezogen. Zudem hatte die Sonne geschienen, auch wenn fast keine Wärme zu spüren gewesen war. Sie hatten ihre Wanderung immer früh am Morgen begonnen und waren dann durch den Dead End Wald gelaufen, anschließend die Hügel bei Silvertown hinaufgestiegen und waren dann gegen Mittag am Creek River angekommen, wo sie den größten Teil der mitgenommenen Marschverpflegung verspeisten. Sie hatten den ganzen Weg nicht viel geredet, sein Vater und er, aber das war auf ihren regelmäßigen Wanderungen eigentlich ein ungeschriebenes Übereinkommen. Sein Vater war ein Naturmensch gewesen, der sich seiner Umgebung fast fanatisch hingegeben hatte. Er liebte die Bäume und die Sträucher, die Berge und die Täler und alles was dazu gehörte. In solchen Momenten hatte er tatsächlich keine Zeit für irgendwelche belanglosen Gespräche, sondern nahm die Natur so auf, wie sie sich ihm darbot. Trotzdem war er als kleiner Junge damals gerne mitgelaufen, egal wie weit sich die Wanderungen seines Vaters hinzogen. An jenem Tage kam um die Mittagszeit urplötzlich ein Sturm auf, und es wurde noch kälter als es ohnehin schon war. Kurze Zeit später begann es heftig zu schneien. Es waren genauso dicke Flocken gewesen wie die, die er jetzt draußen vor dem ovalen Fenster der Maschine sah. Damals hatten sie sich in eine nahe gelegene Höhle verkrochen und darin Unterschlupf gesucht. Bestimmt waren es über drei Stunden gewesen, die sie dort verbracht und auf das Abklingen des heftigen Schneesturmes gewartet hatten. Anschließend waren sie dann den ganzen Weg durch den Schnee wieder nach Hause gelaufen und hatten in den Abendstunden die Mutter behutsam beruhigt, die sich ernsthafte Sorgen um ihre zwei Männer gemacht hatte. Dann hatte es heißen Tee gegeben, und die Welt war in Ordnung gewesen. Das Lot hing wieder gerade.

Pargat erinnerte sich gerne an die alten Zeiten. Überhaupt an jene, als sie noch in der einsamen Blockhütte am Waldrand gewohnt hatten. Sein Vater hatte damals den frei gewordenen Posten des Wildhüters übernommen und somit der Familie ein Leben in der Natur beschert. Pargat war von Anfang an nicht abgeneigt gegen dieses Leben gewesen, denn unter diesen Umständen brauchte er nur einmal in der Woche die Schule zu besuchen, die ein paar Meilen südlich in Bitterfield auf ihn wartete. Er musste allerdings ein Pensum von zwei Tagen über sich ergehen lassen, meistens am Donnerstag und am Freitag, und schlafen konnte er die eine Nacht bei einem Schulfreund. Dessen Eltern hatten nichts dagegen und auch genügend Platz für eine unproblematische und unkomplizierte Übernachtung. Die zwei Tage Schulbesuch bereiteten ihm allerdings einiges Kopfzerbrechen, denn er musste den Unterrichtsstoff der ganzen Woche innerhalb dieser kurzen Zeit nachholen und bewältigen. Aber er meisterte dieses Problem mit dem nötigen Fleiß und konnte somit immer gute Zensuren vorweisen.

Sein Magen signalisierte Pargat, dass der Pilot die Piper nach unten drückte. Pargat sah auf seine Armbanduhr. Für eine planmäßige Landung war es noch nicht spät genug, denn sie waren erst vor gut zwei Stunden in Harrisfield gestartet. Normalerweise war jetzt erst etwas über die Hälfte der berechneten Flugzeit vergangen. Pargat rieb sich noch einmal den Restschlaf aus den Augen und blickte abermals aus dem Fenster. Die Schneeflocken waren jetzt noch dichter zusammengerückt, und die Maschine wurde immer öfter heftig durchgeschüttelt. Die Tragfläche, die er aus dem Fenster sehen konnte, zitterte und bog sich bedenklich, aber er wusste aus seiner Flugerfahrung, dass dies bei solchen Wetterbedingungen völlig normal war. Doch dieses Wissen unterdrückte nicht sein ungutes Gefühl.

“Miller, was ist, warum gehen wir runter?”, fragte er nach vorne.

Er war schon öfter mit Ken Miller geflogen, einem langjährigen und somit erfahrenen Piloten, der schon auf der ganzen Welt herumgekommen war und früher, als er noch zu den Jüngeren zählte, mitunter sogar sehr dubiose Aufträge angenommen hatte. Seit ein paar Jahren war er nur noch für seriöse Aufträge zu buchen und verdiente sich auf diese Art und Weise sein Geld als selbständiger Privatpilot für Geschäftsreisende. Seine Zuverlässigkeit und Flugerfahrung waren seitdem seine Visitenkarte, die per Mundpropaganda in den Kreisen, in denen auch Pargat verkehrte, freudig herumgereicht wurde. Außerdem war der Mann nicht unbedingt teuer und verlangte für die angeheuerten Flüge gerade das, was sich ein Normalsterblicher noch leisten konnte. Pargat mochte ihn und hatte Vertrauen zu ihm. Pargat zählte sich zu den Normalsterblichen.

“Wir müssen zwischenlanden, Mr. Roberts. Das Schneetreiben und der Sturm werden immer dichter und gefährlicher!”

“Wo sind wir überhaupt, und wo wollen Sie runtergehen?”

Miller lachte. Das tat er immer dann, wenn er merkte, dass er einen ängstlichen Fluggast an Bord hatte.

“Wir sind ein paar Meilen vor Bangor. Dort werden wir wohl warten müssen, bis das Unwetter vorbei ist.”

“Das sind ja schöne Aussichten”, sagte Pargat, “und ich habe mir vorgestellt, dass ich den heutigen Abend an einem Kaminfeuer verbringen kann.” Sein Gesichtsausdruck hatte sich etwas verfinstert.

“Wenn sich die Witterung innerhalb der nächsten zwei Stunden gebessert hat, dann können Sie das sicherlich.”

“Und wenn nicht?”

“Dann werden Sie eine Nacht Ihres Lebens in einem Motel in Bangor verbringen müssen. Wenn Sie Glück haben!”

“Was soll das heißen, Miller?”

“Als Sie geschlafen haben, bin ich die einzelnen Funkfrequenzen durchgegangen. Das sieht alles nicht gut aus mit dem Übernachten. Die Flugsicherung holt zurzeit alle Maschinen wegen des schlechten Wetters runter, auch die großen. Der Flughafen von Bangor ist eine der meist gefragten Anlauf stellen.”

Pargat schnaufte sichtlich beunruhigt.

“Wahrscheinlich werde ich mich auf irgendeiner Parkbank wieder finden”, sagte er dann, “oder auf einer Kirchentreppe.”

“Nein, Sir”, beruhigte ihn Miller, “die großen Hotels und Motels werden zwar belegt sein, aber am Stadtrand gibt es ein paar kleinere, die es für eine Nacht auch tun. Machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Roberts.”

“Ihr Wort in Gottes Ohr!”

“Wie war es überhaupt auf Ihrem Schriftstellerkongress?”, fragte Miller, und Pargat merkte, dass er ihn nur ablenken wollte. Aber er tat ihm den Gefallen und antwortete.

“Anstrengend war es, sehr anstrengend! Aber auch interessant.”

“Und sonst nichts?”

“Doch”, erzählte Pargat weiter, “ich habe ein Referat über die Trivialliteratur gehalten. Aber ich weiß nicht, ob es bei den Zuhörern angekommen ist. Der Schwerpunkt lag in diesem Jahr aber beim Übernatürlichen. Dr. Kittel hat referiert, aber ich kann mich mit der Thematik einfach nicht identifizieren.”

“Dr. Max Kittel?”, fragte Miller interessiert.

“Ja. Er ist ein guter Mann, aber sein Gebiet ist mir zu fremd. Ich kann mich da einfach nicht hinein denken. Es geht doch nichts über die Realität.”

“Kittel hat ein paar gute Wälzer geschrieben”, steuerte Miller bei, “drei oder vier stehen in meinem Bücherregal. Mir gefallt, was er schreibt.”

“Nun, die Geschmäcker sind wie immer verschieden”, sagte Pargat und hoffte, damit einer Fortführung des Gespräches zu entgehen. Er war immer noch müde und hatte den großen Wunsch, vielleicht doch in seinem eigenen Bett schlafen zu können. Der frühe Abend hatte bereits begonnen.

“Er hat mit vielen namhaften Parapsychologen zusammen gearbeitet”, unterbrach Miller seine Gedankengänge, “und somit muss ich ihm schon ein fundiertes Wissen zusprechen.”

Pargat nickte hilflos.

“Wann landen wir?”, fragte er dann, um jedenfalls für sich einen sofortigen Schluss-Strich unter dieses Gespräch ziehen zu können.

Miller sah auf seine Instrumente und nahm sich für die Antwort einen Moment Zeit.

“In sechs Minuten sind wir unten, Mr. Roberts.”

Jetzt nickte Pargat nicht mehr hilflos, sondern durchaus zufrieden.

“Wegen der Übernachtung werde ich Betty fragen. Ist mir gerade eingefallen.”

“Wer ist Betty?”, wollte Pargat wissen.

“Betty ist eine alte Freundin von mir. Sie arbeitet am Flughafen in der Serviceabteilung und weiß so ziemlich alles.”

“Ich sehe schon wieder die Parkbank vor mir!”

“Nein, Mr. Roberts. Betty treibt für Sie etwas auf, da bin ich ganz sicher.”

“Bleibt nur noch die Kirchentreppe übrig.”

Miller lachte und setzte die kleine Maschine wenig später sicher auf. Die Schneeflocken fielen jetzt nicht mehr so zahlreich, dafür war der Sturm stärker geworden, und eine eisige Kälte hatte sich dazu gesellt.

Pargat war stinksauer. Der Schneematsch von gestern hatte sich auf den Straßen und Gehwegen in kleine bizarre Gebirge verwandelt, und die Menschen bewegten sich, eingewickelt in warme Kleidung, mit gesenkten Köpfen schneller als sonst, um der unangenehmen Kälte zu trotzen. Sie alle hatten mit Sicherheit Jobs zu erledigen, die sie für unaufschiebbar hielten, oder sie waren auf dem eiligen Weg nach Hause in die warme Wohnung. Pargats Füße, die in knöchelhohen schwarzen Lederstiefeln steckten, brannten wie Feuer, und seine Ohren und die Nase schmerzten fast unerträglich, obwohl er seinen Schal, so gut es ging, wie ein provisorisches Tuch um den Kopf gewickelt hatte. Für einen kurzen Moment fiel ihm ein, dass er, so weit er zurück denken konnte, nie in die Verlegenheit gekommen war, im Winter eine Kopfbedeckung zu tragen. Gegen einen Schal um den Hals und Handschuhe konnte er nichts einwenden. Aber heute waren die Witterungsverhältnisse extrem. Seine rechte Hand, mit der er den Aktenkoffer trug, schien für immer und alle Zeiten in der den Griff umklammernden Position verharren zu wollen. Das leiseste Zucken seiner Fingerkuppen, die er nur noch erahnen konnte, löste eine schmerzhafte Kettenreaktion in seinem Körper aus. Wenigstens spürte er die Kälte noch, was ihm als gutes Zeichen erschien. Am Nordpol mochte es nicht kälter sein.

Pargat war groß, schlank und drahtig. Bis vor zwei Jahren an seinem 35. Geburtstag hatte er regelmäßig Sport jeglicher Art getrieben, war dann aber nur noch für das Schwimmen empfänglich gewesen. Er bewegte sich gerne im Wasser, denn es gab ihm ein Gefühl der Freiheit und Unabhängigkeit. Er wollte damals keine geballte Ladung Fitness mehr, vielmehr verzichtete er freiwillig auf Extreme, die ihm keine Zeit ließen, den freien Teil seines Lebens zu genießen. Freizeit, das war ein Wort, das er bis zu jenem Geburtstag nur vom Hörensagen gekannt hatte. Er war in seinem Beruf als Schriftsteller aufgegangen, nachdem er den Wildhüterjob an den Nagel gehängt hatte und aus diesem Grund bis zum jetzigen Zeitpunkt auch Junggeselle geblieben war. Einige interessante Bekanntschaften hatte er dennoch gemacht, die er sich selbst gegenüber aber nie als so genannte Verhältnisse darstellte. Eine Heirat war für ihn nie in Betracht gekommen. Eine Familie zu gründen, Kinder zu zeugen und das verdiente Durchschnittsgehalt auch noch teilen zu müssen, das war nichts für ihn. Pargat wollte frei und ungebunden sein.

Fast eine halbe Stunde war er durch das Schneechaos gelaufen, denn es war zu dieser Zeit unmöglich, ein Taxi zu bekommen. Alle abgehenden Flüge waren bis auf weiteres storniert worden, und Bangor glich einer riesigen Abflughalle mit wartenden Fluggästen, die ziellos in der ganzen Stadt nach einer Unterkunft suchten. An ein Weiterkommen noch am heutigen Abend war nicht zu denken. Am Servicestand des Flughafens hatte ihm die reizende Betty wahrheitsgemäß mitgeteilt, dass er mit einer Wartezeit von mindestens drei Tagen rechnen müsse, weil die schlechten Wetterverhältnisse so lange andauern würden. Gut, dachte sich Pargat, aus drei Stunden waren nun eben drei Tage geworden. Verheiratete Männer oder zumindest gebundene wären sofort an das nächste Telefon gestürzt und hätten die liebe Frau angerufen und ihr die freudige Nachricht mitgeteilt. Für Pargat kam eine solche Aktion nicht in Frage. Er hatte die Weisungen von Betty befolgt und stand nun nahe am Stadtrand vor einem kleinen Hotel mit dem Namen “Silverbird”.

Das Haus war das letzte in einer kleinen Sackgasse, und dahinter folgte ein unaufgeräumtes Abbruchgrundstück mit nach oben offenen Kellerabteilen, in die man hineinsehen konnte. Auf umgestürzten Ziegelsteinmauern wuchs ineinander geschlungenes Unkraut, und in der späten Dämmerung blitzten hier und dort mehrere Glasscherben, die nicht vom Schnee bedeckt waren. Sie reflektierten einige orangefarbene Strahlen der untergehenden Sonne, die sich von Pargats Blickwinkel aus nur noch in den Fensterfronten der nahe gelegenen Geschäftshochhäuser als Spiegelbild sehen ließ.

Das “Silverbird” war ein Altbau und bestand aus vier Stockwerken. Obwohl das Hotel nicht gerade in der besten Gegend der Stadt angesiedelt war, konnte Pargat dennoch nichts Negatives an dem Haus erkennen. Außen war es sauber und hatte möglicherweise erst vor kurzem einen neuen Anstrich in einem hellen und freundlichen Braun bekommen. Er konnte sich des Eindruckes nicht erwehren, dass dieses Gebäude, so wie es vor ihm stand, nicht so recht zu dem Ruinengrundstück daneben passen wollte. Die Kälte aber ließ ihm keine Zeit, in der jetzigen Situation über solche Dinge nachzudenken. Sein ganzer Körper war mit dem Gefühl einer beklemmenden Unbeweglichkeit ausgefüllt, und er hatte das Gefühl, dass sein Blut in den Adern eingefroren sein müsste. Trotzdem brachte er die Kraft auf, die letzten Schritte hinter sich zu bringen, die Eingangstür zu öffnen und in einen schwach beleuchteten Raum einzutreten. Vor ihm führte ein schmaler roter Teppich geradewegs auf einen Rezeptionstresen zu, hinter dem eine ältere Dame mit kurzen graumelierten Haaren saß. Sie trug eine kaum auffällige Brille und sah ihn freundlich an.

“Guten Abend, Sir”, sagte sie mit fast singender Stimme, “da haben Sie aber ein Wetterchen mitgebracht.”

“Hallo”, meinte Pargat und merkte, wie das Schmelzwasser von seinem Mantel und seinen Schuhen auf den Teppich tropfte. Ihm war das unangenehm, aber er konnte es nicht ändern. Er zog seinen Schal vom Kopf auf die Schultern zurück und stellte den Aktenkoffer vor dem Tresen auf den Boden. Seine kalten und verkrampften Finger konnte er kaum bewegen, aber die Wärme des Hauses machte sich bereits deutlich bemerkbar.

“Sie müssen ja total durchgefroren sein”, meinte die Lady, “am besten wäre es, Sie nehmen gleich ein heißes Bad.”

“Ja, danke”, antwortete Pargat und zog seinen feuchten Mantel aus.

“Ich nehme an, Sie sind Mr. Roberts. Oder irre ich mich?”

“Nein, das ist richtig. Aber woher wissen Sie das?”

“Der Service vom Flughafen hat Sie telefonisch angekündigt, Sir.”

“Oh ja, daran habe ich gar nicht mehr gedacht. Wegen des Wetters ist der gesamte Verkehr zusammengebrochen. Und kein Flugzeug startet bei den Sichtverhältnissen. Das ist eine ganz miese Lage.”

“Da können Sie froh sein, dass es noch kleine Hotels wie dieses gibt, Sir. In der Innenstadt ist, soweit ich gehört habe, alles ausgebucht.”

“Ich hoffe, dass es nur für eine Nacht ist”, meinte Pargat und zog seinen Schal nun von der Schulter. Zusammen mit dem Mantel legte er ihn quer über den Koffer.

“Das ist aber nicht sehr geschäftsfördernd für mich”, gab die Dame lächelnd von sich, “übrigens, ich bin Mrs. Ball. Mir gehört dieses Hotel.” Pargat gab ihr die Hand, und für einen kurzen Augenblick durchfuhr ihn eine Kälte wie die, aus der er gerade gekommen war. Ihn fröstelte.

“Freut mich”, sagte er ein wenig verwirrt, fing sich dann aber wieder.

“Tragen Sie sich bitte hier ein”, sagte Mrs. Ball und reichte ihm das Gästebuch herüber, “Sie sind im Moment mein einziger Gast. Ich hätte Ihnen gerne ein Zimmer Ihrer Wahl überlassen, aber ich lasse gerade renovieren. Das einzige Zimmer, das bewohnbar ist, liegt oben im vierten Stockwerk.”

“Das macht nichts”, entgegnete Pargat, “wichtig ist nur, dass ein Bett darin steht. Ich hatte mich schon auf Parkbänke und Kirchentreppen eingerichtet.” Mrs. Ball reichte ihm einen alten Bartschlüssel mit einer Metallkugel als Anhänger. Mit großen schwarzen Ziffern war die Nummer 41 darauf vermerkt.

Pargat nahm ihn und steckte ihn in die Hosentasche. Dabei fiel ihm auf, dass die Kugel warm war, ja fast sogar heiß. Er zog sie noch einmal mit samt dem Schlüssel heraus.

“Was ist das denn?”, fragte er erstaunt.

“Ach, das ist normal, Mr. Roberts”, war die Antwort, “in der Wand hinter dem Schlüsselkasten verlaufen ein paar Heizungsrohre. Darüber haben sich schon mehr Leute gewundert. Ich hoffe, Sie haben sich nicht zu sehr erschrocken.”

“Nein, natürlich nicht. Es hat mich nur überrascht und verwundert, Mrs. Ball.”

Sie nickte zufrieden.

“Leider gibt es keinen Fahrstuhl”, meinte sie dann, “aber bei Ihrer Verfassung werden Sie die Treppen schon schaffen, oder?”

Diesmal nickte Pargat und dachte an seinen Fußmarsch vom Flughafen hierher. Die paar Stufen sollten für ihn jetzt kein Hindernis mehr sein. Er nahm seinen Koffer mit dem Mantel und dem Schal und wandte sich der Treppe links von ihm zu.

“Wenn Sie etwas brauchen, Mr. Roberts”, sagte Mrs. Ball, “dann melden Sie sich über das Telefon mit der Nummer Null.”

“Danke”, sagte er und begann den mühsamen Aufstieg nach oben.

Die Lady hinter der Rezeption stand langsam auf und folgte mit ihren Blicken dem fremden Gast, obwohl der bereits um die Ecke verschwunden war. Nur seine langsamen und beschwerlichen Schritte konnte sie noch auf den Holzstufen hören. Dann nahm sie zusammen mit der Brille eine täuschend echt gestaltete Gesichtsmaske ab, und das, was darunter zum Vorschein kam, bestand einzig und allein aus bunt zusammen gewürfelten Haut- und Fleischstücken. Das ganze ähnelte einer üppig belegten italienischen Pizza. Da waren nur zwei ausdruckslose Augen, aber keine Wangen. Nur die Ansätze von Nasenflügeln waren vorhanden. Vernarbte Löcher, wo möglicherweise einst Ohren waren, wurden durch die grauen Haare verdeckt. Die ganze unordentliche und abstoßende Fläche, die normalerweise ein menschliches Gesicht beherbergen sollte, glich einem übertrieben gestalteten Modell der Oberfläche des Mondes mit all den großen und kleinen Kratern, den Bergen und Tälern. Lediglich die linke Mundhälfte war noch als solche zu erkennen, umgeben von den Schrecken eines grausamen Ereignisses in der Vergangenheit. Die Fleischstücke, die dort an der Vorderseite des Kopfes klebten, hatten eine rotgraue Farbe. Dazwischen quoll eine gelb-weißliche Eiterflüssigkeit hervor, die langsam und zähflüssig nach unten lief.

Von oben hörte sie ganz leise das Aufsperren und Schließen der Tür zum Zimmer 41. In der gleichen Sekunde hatte sie das Bild vor Augen, wie auch sie damals dort hinaufgestiegen war, ohne von den Geschehnissen zu wissen, die dann folgten. Sie wünschte es ihrem Gast nicht, aber sie hatte dennoch keinen Einfluss auf den nun beginnenden Ablauf, der nicht mehr aufzuhalten war.

“Gute Nacht, Mr. Roberts”, sagte sie zu sich, “schlafen Sie gut!”

Pargat hatte ausgiebig und lange in der alten übergroßen Wanne gebadet und fühlte nun die beruhigende Wirkung des warmen Wassers. Er war müder als zuvor. Den Gedanken, noch ein wenig in seinem Taschenkrimi zu lesen, verwarf er wieder, denn er wusste, dass er vielleicht nicht einmal fünf Seiten schaffen würde. Er beschloss daher, ohne unnötige geistige Umwege ins Bett zu gehen und zu schlafen. Vorher warf er noch einen kurzen Blick aus dem Fenster auf die unten liegende leblose Straße. Er bewohnte das hinterste Zimmer im Gang, und drei Wände davon waren Außenwände. Von der anderen Seite des Raumes konnte er auf einen ebenso tristen Hof blicken, wo ungemähtes Gras wucherte. Mitten darin standen eine verrostete Kinderschaukel und eine halb verbogene Wäschespinne, die auch schon bessere Zeiten erlebt hatten. Die Stirnseite des Zimmers hatte kein Fenster, sondern war die Außenwand und Begrenzung zu dem brachliegenden Ruinengrundstück. Hier befand sich auch die Kopfseite des Bettes, in das sich Pargat legte. Er fühlte sich warm und geborgen und nahm sich noch vor, nicht allzu früh aufzustehen. Dann ließ ihn die mächtige Müdigkeit sofort einschlafen. In seinen ersten Traumsequenzen bewegten sich die Tragflächen links und rechts an seinem Bett in gefährlicher Weise auf und ab.

“Die erste Aufgabe besteht darin”, sagte der Spielleiter laut, “diese sechsspurige Autobahn ohne Schaden zu überqueren, denn Sie müssen unbedingt von dem Telefon auf der anderen Seite ein wichtiges Gespräch fuhren, von dem Ihr Leben abhängt. Das Spiel ist gewonnen, wenn Sie den Hörer abnehmen!” Pargat kam sich vor wie in Watte gepackt. Alles um ihn herum war unwirklich, war akustisch gedämpft, und ein ganz leichter weißer Nebel war zu erkennen, der die ganze Szene gefangen hielt. Er hatte nur die Stimme des Spielleiters gehört, sehen konnte er ihn nicht. Aber er wusste, dass da ein Spielleiter war. Pargat konnte sich nur mühsam bewegen. Es schien ihm, als ob die Luft, die er atmete, ihn festhalten würde. Er war mit unsichtbaren und starken Gummibändern irgendwo festgemacht, stand in einem zähflüssigen Sirup, aus dem er seine Füße nur schwer herausziehen konnte. In all seinen Bewegungsabläufen war er behindert. Und was hinzukam, war die lebensbedrohliche Angst, die er deutlich spürte. Der Spielleiter hätte es nicht zu sagen brauchen, er wusste es bereits. Irgendeine innere Kraft trieb ihn zu diesem Telefon dort drüben, das ihn magisch anzog. Aber, verdammt noch mal, wen musste er unbedingt anrufen? Es war wichtig, das wusste er. Aber er wusste nicht, warum es wichtig war. Die Wichtigkeit im Leben ist manchmal so grenzenlos unwichtig, dass man den Unterschied zur Belanglosigkeit gar nicht mehr erkennt, dachte er. Das Spiel war jetzt bereits in den Hintergrund getreten. Mit langsam drehendem Kopf betrachtete er aufmerksam die sechs Fahrspuren, die quer vor ihm verliefen. Sie wurden durch einzelne Grünstreifen getrennt, die gerade so breit schienen, dass man dort stehen konnte. Die Fahrbahnen reichten nach links und nach rechts bis an einen jeweils entfernt liegenden Horizont, und das Licht, das von allen Seiten zu kommen schien, wirkte grotesk künstlich. Bis jetzt konnte er keine Fahrzeuge entdecken. Die Fahrbahnen waren leer. Pargat befand sich als Schauspieler in einem modernden Bühnenbild aus Kunststoff, nur gab es hier kein Theater. Jedenfalls keines, das der Realität entsprach. War denn Theater Realität?

“Können wir mit dem Spiel beginnen?”, hörte er den Spielleiter fragen, den er nach wie vor nicht sehen konnte.

“Ja”, sagte Pargat automatisch mit leiser Stimme und machte sich zu einem unmöglichen Sprint über die erste Fahrbahn bereit.

Von links, ganz weit entfernt, hörte er nun ein Grollen. Er spannte seinen Körper an und wollte seine Füße lockern. Aber die standen immer noch in dem klebrigen Sirup und ließen sich nur mit einiger Mühe bewegen. Pargat sah kurz hinunter und musste mit Schrecken feststellen, dass dort keine Masse war, die ihn festhielt. Sein Körper stand, visuell korrekt, normal auf einem unnormalen Boden aus flimmernden Punkten. Wenn ich hier im Theater bin, dachte er, muss jemand an der Zeitlupenmaschine drehen. Es ist lustig, aber es macht mir Angst. Der feine weiße Nebel wurde dichter, und das Grollen nahm an Lautstärke zu. Warum war da kein Motorengeräusch? Wieder drehte er seinen Kopf gegen den Willen des Halswirbels, der wie eine starke Rückhol-Feder wirkte, um zu sehen, was dort von links kam und er bis jetzt nicht identifizieren konnte. Himmel, das war ein merkwürdiges Spiel. Wer hatte ihn dazu eingeladen oder empfohlen? Er hatte sich mit Sicherheit nicht selbst dazu gemeldet, das wusste er. Aber was war schon Wissen? Gegenüber stand das Telefon, regungslos, und doch schien es zu winken. Es brauchte ihn, auch das wusste er. Aber wozu? Füße lösen, rennen, Hörer abnehmen. Das war alles? Pah, ist doch ein Leichtes, oder?

Aber der Sirup, dieser verfluchte Sirup, warum gab er seine Füße nicht frei? Auch seine Arme ließen sich nur mühsam in den Schultergelenken bewegen. Ich bin ein eingerosteter Roboter, dachte er, den sie auf seine Tauglichkeit hin prüfen. Und das Grollen kam näher, und er konzentrierte sich wieder auf das Telefon, das seine Farben zu wechseln schien. Eben war es noch grau gewesen, jetzt war es blau. Egal, aber ein Hörer zum Abnehmen war da. Seine Füße, verdammt, seine Füße!

Wieder spannte er seinen Körper an, und er löste sich plötzlich, als wenn nichts gewesen wäre. Aus dem noch dichter gewordenen Nebel tauchte ein dunkles Etwas auf, groß wie er, aber breiter. Es kam von links auf der ersten Fahrbahn vor ihm, und es war kein Fahrzeug, sondern eine große Metallkugel. Sie kam ziemlich schnell angerollt und schien ihm sagen zu wollen, er sollte rennen. Sie war mehr als zweimal so groß wie er. Pargat war einen Moment unsicher. Die Kugel wirkte bedrohlich und schien wegen ihrer Größe unbeschreiblich schwer zu sein. Er schätzte die Entfernung ab, konzentrierte sich dann auf die Breite der vor ihm liegenden Fahrbahn, spannte wieder seinen Körper, aber innerhalb dieses Bruchteiles einer Sekunde war die Kugel schon zu nah. Pargat blieb stehen, und sie sauste mit einem gewaltigen Luftzug gefährlich nah an ihm vorbei. Eine riesige Kegelbahn, dachte er. Verdammt noch mal, was soll das alles? Aber dann kam auf der dritten Fahrbahn eine andere Kugel von rechts und donnerte pfeifend vorbei. Der Nebel behinderte Pargats Sichtweite enorm. Das ist ein Glücksspiel, dachte er, ein verdammtes Glücksspiel, bei dem es um mein Leben geht. Diese riesigen Ungetüme wollen mich zerquetschen. Mittlerweile kamen die Kugeln in unregelmäßigen Abständen von beiden Seiten auf den verschiedenen Fahrbahnen angerollt. Gut, er konnte sich von einem Grünstreifen zum anderen retten, dort pausieren und neue Kräfte tanken. Aber es waren immerhin sechs Bahnen, die er zu überqueren hatte. Und wenn nun der Sirup wieder kam, was war dann? Seine Arme ließen sich jetzt fast normal bewegen. Das spürte er, aber er wusste es nicht genau. Auch der Halswirbel war im Moment frei, und diese Gelegenheit nutzte er, um wieder nach links zu blicken. Das hieß aber nicht, dass auf der ersten Bahn die Kugeln unbedingt nur von links kommen mussten. Bisher war es so gewesen. Aber wenn es nicht so war, dann mussten sie logischerweise irgendwo zusammenprallen. Sie haben automatische Weichen eingebaut, dachte Pargat, ja, das haben sie sicherlich getan, um mich zu täuschen. Die Kugeln können gar nicht zusammenstoßen, denn es ist ja ein Spiel. Sie wollen mich tatsächlich nur täuschen. Er löste seine Gedanken von diesen Überlegungen und konzentrierte sich wieder auf die erste Fahrbahn vor ihm. Links? Rechts? Nichts! Er sprang vor, machte ein paar Schritte und erreichte den ersten Grünstreifen unbeschadet. Hinter ihm sauste eine Kugel vorbei, und der Wind drückte ihn fast auf die zweite Bahn. Er ruderte mit den Armen und fand sofort sein Gleichgewicht. Im selben Moment sah er eine weitere schwarze Kugel vor ihm vorbei sausen. Deren Rollwind warf ihn augenblicklich wieder zurück, aber er konnte endlich auf dem Grünstreifen im ausbalancierten Stand verharren. Pargat spürte, dass er schwitzte. Seine Kleidung war durchweicht und klebte jetzt an seinem Körper. Seine weiteren Bewegungen waren dadurch eingeschränkt. Er machte sich zur Überquerung der zweiten Bahn bereit. Unterdessen herrschte reges Treiben auf allen sechs Kugelstraßen. Es war, als müsste er tatsächlich eine stark befahrene Autobahn überqueren, und tatsächlich nahm niemand Notiz von ihm. Die mächtigen Ungetüme würden ihn ohne Rücksicht auf Verluste einfach über den Haufen rollen. Und die Kugeln, die vor ihm so ungemein realistisch und schnell vorbei rollten, würden ihn dabei zerquetschen. Pargat hatte nicht den Eindruck, dass sie vor ihm Halt machen würden. Während dieser Gedankengänge, und das kam ihm sehr beeindruckend vor, dachte er einen kurzen Moment daran umzukehren. Doch was hätte ihm das gebracht? Er hatte die erste Fahrbahn einigermaßen heil überquert und konnte nun nur noch weiter geradeaus. Für ein Zurück war es zu spät. Nein, für ein Zurück hatte es nie einen Zeitpunkt gegeben. Die Kugeln legten ein beachtliches Tempo vor, und Pargat erkannte, dass sie schneller geworden waren. Er durfte also nicht mehr so lange mit den Überquerungen der einzelnen Rollstreifen warten. Er musste sich beeilen, sonst hatte er überhaupt keine Chance mehr. Und außerdem lockte das Telefon immer noch in beeindruckender Weise. Vielleicht bildete er es sich nur ein, aber der Hörer, den er genau sehen konnte, schien ihn zu rufen. Er wartete eine Lücke ab und hechtete wieder vorwärts. Die Kugeln sausten abermals haarscharf an ihm vorbei, sowohl hinten als auch vorne. Sie hatten ihn nicht erwischt, diese riesigen Monster, die keine Augen hatten, sondern nur vorwärts rollten, ohne Rücksicht auf irgendein Hindernis zu nehmen. Pargat zitterte am ganzen Leib, und seine Knie drohten unter seinem Körpergewicht einzuknicken. Aber das durfte nicht passieren, denn den darauf folgenden Sturz würde er nicht kontrollieren können. Eventuell lag er dann mit dem Kopf und mit den Füßen auf jeweils einer der Bahnen. Das würde er nicht überleben. Er ordnete seine Gedanken und ließ sich langsam auf die weichen Knie fallen. Dann stützte er die Hände auf dem Grünstreifen ab und atmete tief durch. Sein Körper war ausgelaugt, er brauchte eine Pause. Doch die konnte er sich nicht leisten, denn wenn er richtig beobachtet hatte, wurde die Geschwindigkeit der Kugeln tatsächlich größer. Pargat stand unter größter Anstrengung wieder auf und fasste die dritte Bahn ins Auge. Er spannte seinen Körper erneut und setzte zum nächsten Sprint an.

Dann teilte sich sein Geist. Die vordere Körperhälfte wollte nach vorne stürmen, die hintere hatte den unerbittlichen Willen stehen zu bleiben. Innerhalb dieses Zwiespaltes des Wollens und Nichtwollens kam sein Körper ins Wanken, und sein Gleichgewichtssinn war jenseits von Gut und Böse. Pargat hörte links und gleichzeitig rechts das Donnern der herannahenden Kugeln und stürzte wie von Magneten gezogen nach vorn. Das Telefon schien zu lachen, und der Hörer tanzte aufgeregt auf der Gabel. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er aus dem Augenwinkel die große schwarze Kugel auf sich zukommen. Er konnte sich nicht bewegen. Dann hörte er ein Klopfen.

Blitzartig richtete sich Pargat im Bett auf und saß mehrere Sekunden schweißdurchnässt da. Es war dunkel, und er wusste momentan noch nicht so recht, wo er eigentlich war. Seine Gedanken und sein Erinnerungsvermögen arbeiteten ihm zu langsam. Eines war jedoch sicher. Die Sache mit den Kugeln war ein Traum gewesen, musste einer gewesen sein. Oder vielleicht doch nicht? Langsam griff er sich mit den Fingerkuppen beider Hände an die Wangen und tastete sie ab. Er konnte sich spüren, und das war schon einmal ein gutes Zeichen. Obwohl, in diesem fürchterlichen Alptraum hatte er sich auch spüren können, wenn auch auf eine andere Art.

Es klopfte wieder, und Pargat hob konzentriert den Kopf, um besser in die Dunkelheit lauschen zu können. Die Hände legte er behutsam zurück auf die Bettdecke. Es hat tatsächlich geklopft, dachte er und fragte sich, wie spät es wohl sein könnte. Dann kam ihm der grässliche Gedanke, dass diese Szene, die er gerade durchlebt hatte, möglicherweise noch zu dem Traum mit den riesigen Kugeln gehörte. Dafür sprach, dass normalerweise niemand nachts an die Zimmertür eines Hotels klopfte, hinter der ein wildfremder Mensch schlief. Für ein nächtliches Gewecktwerden war er, Pargat, nicht interessant genug. Er krallte seine Finger in die Bettdecke und versuchte sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, was ihm auch langsam gelang. Er hätte sicherlich die kleine Nachttischlampe einschalten können, aber wer hätte ihm vorher gesagt, was er danach sehen würde. Warum sollte er diesen furchtbaren Traum auch noch künstlich beleuchten? Pargat merkte, dass er immer noch zitterte und Angst hatte. Er musste feststellen, dass der vermeintliche Traum, den er eben erlebt hatte, realistischer als alle anderen zuvor gewesen war. Er hatte das Gras zwischen den Rollbahnen riechen können. Oder war das jetzt nur Einbildung? Er dachte nach und kam zu dem Schluss, dass man Träume nicht riechen konnte. Bisher jedenfalls hatte er in keinem Traum etwas gerochen. Aber sicher war er sich nicht.

Draußen auf der Straße hörte er kurz hintereinander zwei Autos vorbeifahren. Im gleichen Moment fiel ein Korsett aus Stahl von ihm ab, und er fühlte sich erlöst. Er versuchte, mit seinen Sinnen sein Umfeld genauer wahrzunehmen. Er roch die abgestandene muffige Luft des Zimmers, sah die Farbenspiele einer weit entfernten Leuchtreklame durch die Gardinen schimmern und schmeckte einen salzigen Speichel auf der Zunge. Er war hier in diesem Hotelzimmer und war aufgewacht. Die Kugeln waren demnach nur ein Traum gewesen. Mit einem Bettzipfel wischte er sich den inzwischen kalten Schweiß von der Stirn und erinnerte sich wieder an das Klopfen, das ihm auf jeden Fall realistischer vorgekommen war als das Telefon mit dem hüpfenden Hörer. Er schlug die Decke zurück, stellte seine Füße vor das Bett und schaltete die Lampe auf dem Nachttisch ein. Das Zimmer war friedlich, nichts ließ ihn an den Traum zurückdenken. Pargat stand auf und ging zur Zimmertür. Dort blieb er einen Moment stehen und versuchte etwas zu hören. Aber da war nichts, draussen auf dem Gang war es ruhig. Er ging in das kleine Bad, verrichtete ein kurzes Geschäft und trank einen Schluck kaltes Wasser aus dem Zahnputzbecher. Dann schlurfte er, immer noch ein wenig schlaftrunken, zurück zum Bett, um sich wieder hineinzulegen und den Rest der Nacht in aller Ruhe zu schlafen. Er setzte sich auf die Bettkante und schaltete das Licht wieder aus. In diesem Moment klopfte es abermals. Aber das Geräusch kam nicht aus der Richtung der Tür, sondern von der Wand an der Kopfseite seines Bettes.

Pargat dachte nach und wusste nur zu gut, dass es sich um die Außenwand handelte, hinter der vier Stockwerke tiefer das brachliegende Ruinengrundstück lag. Er musste sich das Klopfen aus dieser Richtung eingebildet haben, denn dort auf der anderen Seite konnte niemand sein, der sich dort bemerkbar machte. Möglicherweise war er doch noch nicht ganz aus dem Traum in die Realität zurückgekehrt, denn er merkte, dass er immer noch etwas zitterte und kleine Schweißperlen seine Stirn bedeckten. Er nahm sich vor, eine Zeit lang abzuwarten, ob vielleicht doch noch ein Klopfzeichen kommen würde. Er tat dies mehr zur Sicherheit für seinen Verstand. Im Großen und Ganzen zweifelte er nicht an seinen kleinen grauen Zellen, aber ganz ausschließen konnte er in dieser Situation gar nichts. Die kleine Lampe auf dem Nachtkästchen ließ er brennen, weil er sich so einfach sicherer fühlte. Pargat kam sich zwar vor wie ein kleines Kind, das im Halbdunkel auf das Erscheinen eines Gespenstes wartete, wusste aber, dass kein Mensch anwesend war, der über seine Gefühlsregungen lachen konnte. Er stellte seine Ellbogen auf die Knie und stützte seinen Kopf mit den Händen ab. Dabei beobachtete er seine Füße, die unruhig auf und ab wippten.

Dann klopfte es abermals und wieder aus der Richtung der Wand. Pargat sprang auf und wich ein paar Schritte zurück. Sein Herz jagte, und er konnte fast nicht durchatmen, denn sein Brustkorb war wie zugeschnürt. Er war wach und hatte dennoch wieder unmissverständlich das Klopfen aus dieser unmöglichen Richtung gehört. Er konnte sich nicht getäuscht haben, denn es war auf keinen Fall von der Tür gekommen. Es war ein kurzes dreimaliges Pochen hintereinander und keine Einbildung gewesen. Pargats Blick fixierte die Tapete an der Stelle, von der die Geräusche gekommen waren. Es war ein banales Muster aus senkrechten dünnen schwarzen Streifen auf einem vergilbten ockerfarbenen Untergrund. Er erwartete, dass jeden Moment eine Faust durch die Wand stoßen würde, aber es geschah nichts. Trotzdem hielt er den Blick auf die Tapete gerichtet, denn dieser Teil des Zimmers zog ihn mittlerweile magisch an, obwohl er innerlich nicht die geringste Lust verspürte, sich mit überirdischen Dingen zu beschäftigen.

Als es dann noch einmal klopfte, griff er seine Hose, die er über den Stuhl neben seinem Bett gehängt hatte, und schlüpfte hastig und unkontrolliert hinein. Irgendeine Naht riss, aber es war ihm egal. Er stocherte in sein Hemd und ließ die Jacke seines Anzuges folgen. Dann griff er sich den Zimmerschlüssel, den er auf dem Tisch in der Mitte des Raumes deponiert hatte und stürzte durch die Tür hinaus auf den Gang. Pargat hastete die Treppen förmlich hinunter, und er wäre beinahe über seine eigenen Füße gestolpert, wenn er sich nicht gerade noch an der Wand hätte abstützen und fangen können.

Die Rezeption war nicht besetzt, lediglich eine kleine Tischlampe brannte und warf ein schwaches Licht auf einen Teil des Tresens. Mrs. Ball war nicht anwesend, sie schlief wahrscheinlich. Pargat betrachtete mit konzentriertem Blick den Zimmerschlüssel, den er unterdessen wieder aus seiner Hosentasche geangelt hatte, und fragte sich, ob er auch zu der Eingangstür des Hotels passen würde. Er verspürte einen Moment das unstillbare Verlangen, sich die kahle Wand des Hauses von außen anzusehen. Dazu musste er aber das Hotel verlassen, und er war sich nicht sicher, ob er mit dem Schlüssel, den er immer noch verständnislos musterte, wieder hinein kommen konnte. Er hatte nicht vor, die Eingangstür offen zu lassen. Das gehörte sich nicht für einen Gast, auch wenn er sich jetzt in einer nicht gerade normalen und realistischen Situation befand.

Pargat nahm sich eine Zeitschrift von einem der Gästetische und verließ das Haus. Dann legte der den Lesestoff auf den Boden und zog die Tür darüber so zu, dass sie ein wenig klemmte und sich schwer bewegen ließ. Er sorgte jedoch dafür, dass das Schloss nicht einrastete. Dann drehte er sich um, steckte die Hände in die Taschen und ging los.

Draußen war es nach wie vor bitterkalt, und die Stadt durfte noch ein wenig schlafen. Aus der Ferne hörte er die ersten Autos, die mit ihren Insassen wahrscheinlich zur Arbeit fuhren. Es war dunkel, und an eine Morgendämmerung konnte man zu dieser Uhrzeit noch lange nicht denken. Pargat hätte die Stille, die um ihn herum herrschte, in einer anderen Situation sicherlich genießen können, aber er hatte nicht die innere Ruhe, sich im Moment solchen schöngeistigen Dingen zu widmen. Er war immer noch viel zu aufgeregt und durcheinander. Er ging mit forschen Schritten am Zaun entlang, der vor dem Hotel angebracht war, bis er die Wand des Hauses von der Seite des Ruinengrundstückes aus in voller Höhe und Breite einsehen konnte. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so intensiv für eine Hausfassade interessiert. In seinem Inneren spürte Pargat, dass er sich wohl oder übel lächerlich machte, aber glücklicherweise waren keine Zuschauer zugegen, die wahrscheinlich, hätten sie die Geschichte gekannt, an seinem Verstand gezweifelt hätten.

Das Hotel hatte ein Flachdach, so dass die nackte Hauswand wie ein hochkant aufgestelltes Rechteck im Halbdunkel vor ihm stand. Den Putz, der an mehreren Stellen abgebröckelt war, hatte man anscheinend vor längerer Zeit weiß gestrichen. Jetzt sah die Fläche grau aus, durchzogen von einigen braunen Streifen, die von oben nach unten liefen und wahrscheinlich Rostspuren von der Dachrinne waren, die als Kranz rings um das Dach lief. Die ganze Szene wurde von dem Licht einer alten Straßenlaterne diffus beleuchtet.

Pargats Augen wanderten, oben angefangen, von links nach rechts, dann wieder von rechts nach links die Fassade hinunter. Bei der kleinsten Erhebung, dem feinsten Riss in der Wand blieben sie stehen und fixierten die Stelle genau. Aber ein kleiner Fleck hier oder ein winziger Riss dort konnten keine Klopfzeichen verursachen. Pargat wusste das. Dennoch hatte er die Geräusche mit seinen eigenen Ohren gehört. Und er hatte sich das alles nicht eingebildet - der Meinung war er jedenfalls im Moment. Um die komplette Fassade mit den Augen zu begutachten brauchte er mehr als zwanzig Minuten, aber er hatte kein Gefühl für die Zeit, die wie im Fluge verstrichen war. Er wiederholte den Suchvorgang ein zweites und ein drittes Mal, aber er konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Im Stillen hatte er gehofft, irgendetwas zu finden, das dort war und geklopft hatte, aber dem war nicht so. Er ertappte sich dabei, wie er ungewollt ein Gefühl der Enttäuschung in seiner Brust produzierte, obwohl er das eigentlich gar nicht wollte. Die Logik sagte ihm, er solle doch mit dem, was er nicht gefunden hatte, zufrieden sein. Es war doch gut so. Aber Pargat war nicht zufrieden, und das Gefühl der Enttäuschung wurde größer und schien ihn vollkommen einzunehmen. Er wurde nervös, weil er mit dem Gedanken das Hotel verlassen hatte, tatsächlich etwas zu finden. Doch das war anscheinend ein Trugschluss gewesen.

Pargat zog seinen Mantel fester zu, denn die Kälte war schon durch den Stoff gekrochen und nagte bereits an seinem Blut, das jetzt beträchtlich langsamer floss. Er musste mit bitterem Beigeschmack feststellen, dass das Gefühl der Enttäuschung dem der Resignation gewichen war und trat den kurzen Rückweg an. Am Eingang zog er die Zeitung unter der Tür hervor, die er, als er das Hotel wieder betreten hatte, ins Schloss fallen ließ. Dann machte sich in seinem Kopf Neugier breit.

Mrs. Ball schien immer noch zu schlafen, und die Lampe auf der Rezeption streute nach wie vor ihr trübes Licht in einen kleinen Teil des Raumes. Pargat griff in seine Hosentasche und holte den Schlüssel zu seinem Zimmer hervor. Die Metallkugel, die daran hing, fühlte sich warm an, und Pargat meinte zu spüren, sie würde immer noch wärmer werden. Aber das, dachte er sich, ist wohl eine ganz normale Reaktion des Körpers, der aus der Kälte in einen warmen Raum kam. Die Sinne täuschten einen manchmal. Er stieg langsam und leise die Treppe nach oben in das vierte Stockwerk und schloss sein Zimmer auf.

Chronos war etwas größer als die anderen und stach somit aus der Masse hervor. Sie lagen in Gruppen auf einzelnen Untergründen, die für einen fremden Betrachter wie Wolken aussahen. Aber es waren keine Wolken, sondern Materie mit Licht gepaart. Und das ergab ein gutes Gespann. Um sie herum, sogar oben und unten, war es schwarz. Aber es war kein Schwarz, wie es sich Menschen vorstellten und in ihren Hirnwindungen verankert hatten. Dieses Schwarz war noch viel schwärzer. Chronos war der erste, der vom Urknall gezeugt und gleichzeitig geboren wurde. Und er hatte sich sogleich mit der Aufgabe vertraut gemacht, Bewegung zu schaffen, um alles in Gang zu halten. Für die Lösung dieses Problems hatte er lange gebraucht, vielleicht zu lange, aber es war ihm dennoch gelungen. Es waren keine großen Bewegungen, die er geschaffen hatte, aber er war mit seiner Arbeit zufrieden, weil er erkannt hatte, dass Bewegung etwas Bleibendes war. Er nannte es daraufhin Wärme und wusste, dass er den Anfang von allem geschaffen hatte. Die ihm gleich sahen und um ihn versammelt waren, nannte er Kinder, weil ihm dieser Ausdruck passend erschien. Chronos nannte sich selber Zeit, und er kannte mittlerweile den Zusammenhang zwischen ihm und der Bewegung, denn die Bewegung ist immer untrennbar mit der Zeit verbunden. In seinem selbstbewussten Eifer machte Chronos sich daran, mit seinen Kindern zu kommunizieren. Er fand aber an seiner Gestalt kein Werkzeug und kein Mittel, Laute von sich zu geben, wobei er nicht wusste, was Laute waren. Er konnte seine Kinder nicht sehen, und seine Kinder sahen ihn nicht. Aber alle fühlten, dass sie da waren. Es war ein geistiges Fühlen und Kommunizieren, denn das körperliche Ertasten war ihnen nicht gegeben. Chronos dachte, und er wusste, dass er vergeht. Und je öfter und länger er dachte, desto schneller verging er. Er nannte das, was er erfuhr, schlicht und einfach Leben. Und er wusste, Leben ist Durst nach Wissen. Chronos machte sich daran, zu erkunden, ob es außer ihm und den Seinen noch etwas anderes gab, was dachte. So kommunizierte er geistig so lange und intensiv mit seinen Kindern, bis ihre Körper warm wurden und es ihnen gut ging. Ihre Gedanken drangen immer weiter vor, und irgendwann konnten sie die schwarze Hülle verlassen und begannen, in ihrem Innern Bilder zu sehen. Es waren keine realen Bilder, sondern von der Vorstellungskraft geprägte. Chronos und seine Kinder konzentrierten ihre Gedanken auf ein Bild von vielen, dass sie nicht mochten, denn es zeigte einen Gegenstand, der offensichtlich nicht zu ihren Körpern passte. Ihre Körper waren eben und gleichmäßig, hatten keine Erhebungen und keine Einbuchtungen, sondern waren überall glatt. Der Anfang traf auf das Ende und das Ende auf den Anfang. Das Oben verschmolz mit dem Unten, und das Rechts mit dem Links. Aber dieses Bild, das sie sahen, zeigte einen Gegenstand, der rau und kantig war, der ihnen missfiel und nicht in ihre Gedankenwelt einzuordnen war. Sie hatten zwar keinen Vergleich, denn vorher war es ihnen nicht vergönnt gewesen, auch nur geistige Bilder zu sehen, aber es war eine Abneigung gegen dieses Bild da. Sie beschlossen, es aus ihrem Gedankengut zu löschen. Aber um das tun zu können, mussten sie ihre gedankliche Kraft noch weiter festigen, denn erst dann konnten sie dort hin gelangen. Chronos wusste, dass es ein weiter Weg war, den sie gedanklich zu gehen hatten, aber die Kraft würde in der Gemeinschaft wachsen.

Pargat zog seinen Mantel aus und warf ihn über die Stuhllehne. Dann blickte er mit sorgenvollem Gesichtsausdruck auf die Wand am Kopfende seines Bettes und verweilte so einen Moment. Diese Nacht konnte er aus seinem Leben streichen, dachte er, und legte den Zimmerschlüssel auf den Nachttisch. Die Kugel daran fühlte sich immer noch warm an und war rundherum eben und gleichmäßig. Dann zog er die restliche Kleidung aus und legte sich wieder in das Bett, diesmal jedoch andersherum, mit dem Kopf an das Fußende. Auch diese Verhaltensweise kam ihm wieder lächerlich vor, aber wenigstens hatte er jetzt die merkwürdige Wand im Blickfeld, wenn er das Licht brennen ließ. Und das würde er gewiss tun, denn er hatte nicht vor, sich nochmals dem Dunkel hinzugeben und womöglich noch einmal einzuschlafen, um wieder dunkle Träume träumen zu müssen. Pargat wartete auf die Morgendämmerung, die sich zu dieser Jahreszeit ziemlich spät einfand, und begann den neuen Tag unangenehm unausgeschlafen. Geklopft hatte es nicht mehr.

Als die Morgendämmerung einsetzte war Pargat bereits wieder wach und sah missmutig aus dem Fenster auf die immer noch verlassene Straße hinunter. Das Wetter hatte sich nicht gebessert. Ganz im Gegenteil, es schneite wieder heftiger, und die Kälte der vergangenen Nacht war geblieben. Sein erster klarer Gedanke an diesem Morgen galt dem Flugplan, denn er hatte immer noch vor, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Nachdem er mit der provisorischen Morgentoilette fertig war, ging er mit der Erwartung an die Rezeption hinunter, dort Mrs. Ball anzutreffen und sie nach der Wetterlage zu fragen. Aber sie war wieder nicht da. Nur ein kleines Kofferradio dudelte leise irgendwelche Popmusik vor sich hin. Er nahm sich das Telefonbuch und suchte sich die Servicenummer der Flughafenauskunft heraus. Dort erfuhr er, dass bis auf weiteres sämtliche Flüge gestrichen waren, wobei sich die Dame am anderen Ende der Leitung nicht auf drei oder vier Tage einigen mochte. Pargat bedankte sich und legte verärgert auf.

“Ah, guten Morgen, Mr. Roberts”, sagte Mrs. Ball freundlich, die gerade zur Tür hereingekommen war und eine kleine gefüllte Einkaufstüte auf den Tresen stellte. Pargat erwiderte den Gruß nicht sonderlich freundlich.

“Ich habe nur den Wetterdienst am Flughafen angerufen, Mrs. Ball. Sie waren nicht da und …”

“Das ist schon in Ordnung, Mr. Roberts”, meinte sie abwinkend, “was sein muss, das muss eben sein. Aber dass die nächsten Tage kein einziger Flug geht, hätte ich Ihnen auch sagen können.”

“Schreiben Sie das Gespräch mit auf die Rechnung, Mrs. Ball.”