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Martina Hoblitz

Sie las in seinen Augen





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Das Buch & die Autorin

Das Buch

Die Hobbyautorin Josefine Markwart zieht zu ihrer lebenslustigen Zwillingsschwester Charlotte aus einem kleinen verschlafenen Dorf nach Frankfurt, in die pulsierende Stadt der Bücher. Auf der jährlichen Buchmesse lernt sie den smarten und gut aussehenden Verleger Dennis Bruckner kennen. Er ist nicht nur an Josefines Roman, sondern auch an ihr interessiert. Doch dann tritt der chaotische Journalist Joris Lehmann in ihr Leben.

Eine aufregende und turbulente Geschichte aus der spannenden Verlagswelt über eine Autorin, die das Leben und die Liebe völlig neu entdeckt!

 

 

Die Autorin Martina Hoblitz

Geboren und aufgewachsen ist Martina Hoblitz in einer beschaulichen Kleinstadt im schönen Kreis Höxter. Seit vielen Jahren ist sie glücklich verheiratet und hat eine wundervolle erwachsene Tochter.

Bereits als 16jährige Schülerin begann Sie mit dem Schreiben. Mit viel Hingabe und Gefühl schrieb sie Zeile um Zeile und genoss dabei jedes einzelne Wort.

Sie hat viel erlebt, viele schöne Augenblicke, aber auch schwere Momente betrübten ihr Herz.  So entstanden über die Jahre viele wundervolle Liebesgeschichten, die zum Teil bereits als E-Books erhältlich sind.

 

 

 

Das sagt die Autorin über diesen Roman:

Inspiriert von dem bunten Treiben der Buchmesse kam mir die Idee zu diesem turbulenten Roman auf der Heimfahrt von Frankfurt im Zug. Daheim angekommen legte ich sogleich los. Die Worte flossen wie von allein aus meiner Feder und es entstand ein wundervoller neuer Roman über die Liebe, das Leben und darüber, dass jeder Mensch in seinem Leben Entscheidungen für sich selber treffen muss, um glücklich zu werden. Dieser Roman entstammt komplett meiner kreativen Fantasie, weder reale Personen noch existierende Unternehmen dienen hier als Inspiration!

 

 

1. Auflage

Verfasst 2015

E-Book-Ausgabe Januar 2016

Copyright Text und Bilder © by Martina Junker 2016

Prolog

Es war der 2.Weihnachtstag und bitterkalt. Der Schnee lag meterhoch. Schon längst hatte es von der fernen Kirchturmuhr zur Mitternacht geläutet.

Doch Joris stand unverdrossen vor dem geschlossenen Kiosk, trat von einem Fuß auf den anderen und wartete bibbernd. – Auf wen denn nur? ...

 

 

 

 

Kapitel 1

Im Grunde genommen war Josefine Markwart ihrer Zwillingsschwester Charlotte dankbar, dass sie darauf bestand, sie aus dem verschlafenen Heimatdorf in die Großstadt zu holen. Doch andererseits hatte sie schreckliche Angst vor diesem für sie bedeutenden Schritt.

Die beiden Mädchen konnten, obwohl sie eineiige Zwillinge waren unterschiedlicher nicht sein. Zwar hatten beide dunkle Locken, doch während Josefine mit allen Mitteln versuchte, sie zu glätten, machte Charlotte sich die wildesten Zopffrisuren und sah immer ganz verwegen aus. Sie trug auch lieber Jeans und Shirt oder Pullover, statt wie ihre Schwester adrette Kleider oder Rock mit Bluse und Weste.

Im Charakter und Wesen waren die Zwillinge ebenso verschieden. Charlotte, resolut, entscheidungsfreudig, selbstbewusst, versuchte immer die scheue, zurückhaltende und ernste Josefine mitzureißen und aus der Reserve zu locken. Was ihr nur selten gelang. – Josefine war kein Freund von lauten Gesellschaften oder Partys, ganz im Gegensatz zu Charlotte, die kaum eine Gelegenheit zum Tanzen und Flirten ausließ. – Allerdings nahm sie die eher lockeren Beziehungen zum anderen Geschlecht nie besonders ernst. Ihre Schwester hingegen glaubte an die wahre Liebe und träumte von einem Prinzen.

Doch vorerst gab sich Josefine mit der Verehrung des Nachbarn Thomas Möller zufrieden. Der 3 Jahre ältere junge Mann und die Schwestern waren quasi zusammen aufgewachsen. Aber dem streng konservativen Thomas war die ruhige, freundliche Josefine von Anfang an lieber, als die ausgeflippte Charlotte.

Die beiden Väter, die Arbeitskollegen und befreundet waren, sahen die Entwicklung der Beziehung zwischen den Teenagern mit Wohlwollen und hörten schon die Hochzeitsglocken läuten.

 

Als Josefine 18 Jahre alt wurde, überreichte ihr Thomas feierlich einen Ring als Geburtstagsgeschenk und betonte dabei, dass es wirklich nur ein Freundschaftsring sein sollte. Erst nach dieser Erklärung nahm Josefine ihn an.

 

Im Jahr zuvor war die Mutter an Krebs gestorben, und für das Mädchen schien es selbstverständlich, den durch die Trauer um die geliebte Frau gebrochenen Vater zu trösten und für ihn zu sorgen. Im Gegensatz zu ihrer Schwester, die nicht schnell genug aus dem durch Trübsinn verdüsterten Elternhaus flüchten konnte. – Charlotte ging kurz entschlossen und selbstsicher nach Frankfurt und erkämpfte sich mit Willensstärke und Ehrgeiz ein Volontariat bei einer der großen Tageszeitungen. Nebenbei begann sie noch ein Studium in Publizistik. Ihr größter Wunsch war es, eine ernstzunehmende Journalistin zu werden, keine von diesen Klatschreporterinnen, die sich an Skandalen in der Welt der Schönen und Reichen hochzogen. – Mit ihrem Durchsetzungsvermögen schaffte sie sich innerhalb von 2 Jahren die Position als Enthüllungsjournalistin im Bereich Wirtschaftskriminalität. Der leitende Redakteur vertraute ihr schließlich blind. Er glaubte fest an ihre gute Nase für auflagenkräftige Geschichten, basierend auf hieb- und stichfesten Recherchen.

In dieser Zeit, während Charlotte unaufhaltsam die Karriereleiter empor kletterte, sorgte ihre Zwillingsschwester Josefine aufopferungsvoll für den immer noch niedergedrückten Vater und den kleinen Haushalt. Nebenbei ging sie zur Arbeit als Sekretärin im Chefbüro der Fabrik, in der ihr Vater als einfacher Arbeiter tätig war. – Hr. Markwart war es auch gewesen, der seiner Tochter diesen Job vermittelt hatte, und darum versuchte das Mädchen, seinen Unwillen zu überwinden und ihre Aufgaben pflichtbewusst zu erfüllen.

Diese trockene Büroarbeit ging ihr eigentlich gegen den Strich. Schreiben war für sie etwas anderes. Früher als Charlotte für die Schülerzeitung arbeitete und danach für den Dorfanzeiger Artikel verfasste, schrieb Josefine kleine Herz-Schmerz-Geschichten, in denen sie ihren unerfüllten Liebesgefühlen freien Lauf ließ.

Die Schwestern bewunderten tatsächlich gegenseitig ihren jeweiligen Umgang mit den Worten. Und in gewisser Weise hatten beide das Schreibtalent der Mutter geerbt. Diese hatte Gedichte geschrieben, von denen das ein oder andere in kleinen Anzeigeblättern veröffentlicht wurde.

Während Charlotte sich mit ihren ernsten journalistischen Artikeln publik machte, glaubte Josefine im Traum nicht daran, ihre gefühlvollen Geschichten der Öffentlichkeit preiszugeben. Bis ihre Schwester sie also zu sich nach Frankfurt holte, einige Wochen vor Beginn der Buchmesse.

 

 

Joris Lehmann war tief in seinem großen Herzen immer ein Lausbube geblieben, auch noch mit seinen jetzt 26 Jahren. Zudem war er ein kleiner Chaot, denn seine Prioritäten waren nicht die seiner Umgebung.

Zum Beispiel hielt er nichts von piekfeiner Kleidung. Wenn er im Rahmen einer Recherche auf einer großen Gala erscheinen musste, trug er meist ein Sakko (von der Stange), eventuell ein weißes Hemd (ungebügelt), dazu Jeans und Turnschuhe. Obendrein noch seine unmögliche Frisur! Er konnte machen, was er wollte, er kriegte sein struppiges, dichtes Haar (er selbst nannte die Farbe <Straßenköterblond>) einfach nicht gebändigt, und er sah ständig so aus, als wäre er in einen Sturmwind geraten. - Das Ungewöhnlichste an ihm schienen seine ausdrucksstarken Augen zu sein. Sie waren meergrün mit goldenen Sprenkeln. Und Joris wich nie einem Blick aus, der ihn traf, sondern er schaute sein Gegenüber stets intensiv an. Nur wenige hielten seinem Blick stand, vor allem die nicht, die etwas zu verbergen hatten. Auf diese Weise entlarvte Joris oft seine Pappenheimer und konnte schon so manchen korrupten Politiker oder Firmenmogul stellen und seiner gerechten Strafe zuführen.

Angefangen hatte er als Gerichtsreporter. Dann wurde sein Talent vom Redakteur einer großen Tageszeitung entdeckt, und der schickte ihn als Auslandskorrespondent in alle Welt. – Diese Aufgabe lag Joris sehr, war er doch als Weltbürger aufgewachsen, denn seine alleinerziehende Mutter hielt es nie lange an einem Ort aus. Sie war Künstlerin, Bildhauerin, und international recht erfolgreich. Allerdings hatte sie eine eigentümliche Einstellung zum Geld und übertrug diese auf ihren Sohn. – Der schnöde Mammon war ein schöner Nebeneffekt ihrer Tätigkeit, aber deswegen musste man ihn nicht mit vollen Händen ausgeben. Ihre Kleidung bestand vorwiegend aus langen, wallenden Batikkleidern und sie trug gerne bunte Tücher und Schals. Ihr Haar war rot gefärbt und genauso widerspenstig wie das ihres Sohnes.

Auch Joris’ Verdienst war nicht schlecht, doch er legte genauso wenig Wert darauf, mit seinem Geld zu protzen wie seine Mutter. In seinem Kleiderschrank hingen keine Maßanzüge, sondern nur Klamotten von der Stange. Die Einrichtung seiner kleinen Wohnung war nicht edel, sondern praktisch, ja geradezu spartanisch. Joris besaß nur das Nötigste und war glücklich damit. Leute, die mit ihrem Reichtum protzten, fielen in seiner Gunst gleich ganz unten durch.

 

 

Der Verlagsleiter Dennis Bruckner war mal wieder auf der Suche. Die kleine Cindy war süß und niedlich und im Bett äußerst temperamentvoll, aber langsam wurde sie ihm lästig, denn sie drängte auf eine dauerhafte Beziehung. Das wollte Dennis jedoch nicht! Für etwas Festes fühlte er sich trotz seiner 32 Jahre noch nicht reif genug. Außerdem war ihm seine Freiheit lieb und teuer.

Er konnte sich jeden Luxus leisten, stammte er doch aus einem reichen Elternhaus, mit einem Bänker als Vater und einer gebürtigen Gräfin als Mutter. Und er war nun mal der einzige Sohn.

Den Buchverlag, den er jetzt besaß, hatte er aus einer Laune heraus gekauft, als er für einen Spottpreis zu haben war. Innerhalb von 3 Jahren hatte er das kleine Unternehmen nicht nur aus den roten Zahlen geholt, sondern es auch um das Dreifache vergrößert.

Aber inzwischen stand der Verlag nicht mehr auf so festen Beinen, denn Dennis hatte riskant spekuliert und hoch verloren. Weil er privat auch über seine Verhältnisse lebte, musste häufig die Geschäftskasse für seine immensen Ausgaben herhalten.

So balancierte er schon lange am Rande der Insolvenz, ließ sich nach außen hin jedoch nichts anmerken. Seine ganze Hoffnung ruhte jetzt auf einem Erfolg bei der Frankfurter Buchmesse!

 

 

Kapitel 2

„Warum, um Himmels Willen, willst du unbedingt in die Großstadt?“ reagierte Thomas beinah entsetzt auf Josefines geplanten Auszug. „Josie, Schatz, du gehörst hierher aufs Land! Zu mir!“

Sie sah ihn mit großen Augen an und war selbst überrascht, wie wenig ihr die bevorstehende Trennung von ihm ausmachte. Da rührte sich nichts in ihrem Herzen! Dass es nicht die große Liebe war zwischen ihnen, schien ihr von Anfang an klar zu sein. Jedenfalls nicht von ihrer Seite!

Gut, sie hatten auch schon miteinander geschlafen. Es war für beide das 1.Mal gewesen, und irgendwie trauten sie sich nicht so recht, sich auf den Anderen völlig einzulassen. Da war keine richtige Leidenschaft, sondern nur ein vorsichtiges Herantasten. Und auf beiden Seiten war die Angst, dem Anderen nicht das zu geben, was er erwartete.

Bereits nach diesem 1.Zusammensein war es Josefine bewusst, dass Thomas nicht der Mann ihrer Träume war. Da fehlte das gewisse Etwas, das absolute Gefühl! – Aber wie sollte sie jetzt auf seine offensichtliche Betroffenheit reagieren? Für sie selbst war diese räumliche Trennung auch das endgültige Aus ihrer Beziehung. Am besten gab sie ihm den Ring zurück; das würde er am ehesten verstehen. –

Doch Thomas wollte sich nicht trennen. „Lass uns die Sache nicht überstürzen! Behalt den Ring! Aus Freundschaft!“ verlangte er und sah sie mit einem waidwunden Blick an. „Sehn wir doch das Ganze als Bedenkzeit für uns beide! Du probierst aus, wie das Großstadtleben dir bekommt, und ich warte hier auf dich.“

Josefine seufzte abgrundtief. „Ach Tom, das bringt doch nix! Ich brauch keine Bedenkzeit! Ich hab längst erkannt, dass wir nicht zusammenpassen. Ich liebe dich nicht genug für ein gemeinsames Leben.“ – „Wann ist dir das denn klar geworden?“ wollte er betroffen wissen.

„Ich glaub, in dem Moment, als du mir den Ring an den Finger gesteckt hast!“ gab sie unumwunden zu. „Obwohl du betont hast, dass es nur ein Freundschaftsring ist, überkam mich die Panik im Hinblick auf eine gemeinsame Zukunft.“ – „Schönen Dank, dass du Angst hast, dein Leben mit mir zu teilen!“ Thomas war tief beleidigt. „Wenn ich’s nicht besser wüsste, würd ich annehmen, dass da ein andrer Mann im Spiel ist.“ – „Was du gleich denkst!“ empörte sich Josefine. „Aber irgendwie hast du damit den Punkt getroffen. Auch wenn’s für dich vielleicht blöd klingt, aber wir haben beide überhaupt keine Vergleichsmöglichkeiten. Wie können wir da wissen, ob wir wirklich füreinander bestimmt sind?“

Thomas sah sie verblüfft an. Dann gab er zu: „So gesehn hast du tatsächlich Recht. – Aber wir bleiben doch in Kontakt?“ – „Natürlich mein Lieber!“ bestätigte sie schnell. „Ich werd dir schreiben. Und ich besuch doch auch den Vater regelmäßig. Dann können wir uns sehn und sprechen. Nur weil ich fort geh heißt das doch nicht, dass ich gar nix mehr mit dir zu tun haben will!“ – „Das beruhigt mich aber ungemein!“ lächelte Thomas, nahm sie in die Arme und gab ihr einen sanften Kuss, den sie etwas zögernd erwiderte.

 

 

Der Abschied vom Vater fiel Josefine bedeutend schwerer, doch Hr. Markwart nahm den Auszug seiner Tochter gelassen. „Lottchen hat ganz Recht, dich aus diesem Kuhkaff rauszuholen! Du bist jung und musst dir mal andern Wind um die Nase wehn lassen. Allerdings macht es mich schon etwas besorgt, dass es gleich die Großstadt sein muss.“ – „Ach Papa! Schwesterchen wird schon aufpassen, dass ich nicht unter die Räder komm!“ – „Das beruhigt mich ja ein wenig. Und du wirst dich doch regelmäßig melden?“ – „Na klar! Ich werd mir sofort eine Dauerkarte für die Bahn besorgen!“ versprach Josefine lachend.

Etwas erleichtert war sie auch über die Tatsache, dass der Vater sich inzwischen gefangen und seine tiefe Trauer überwunden hatte. Er traf sich wieder regelmäßig mit Freunden zum Skat oder Kegeln. Und Fr. Möller, Thomas’ Mutter, versprach mindestens 1x die Woche im Haushalt nach dem rechten zu sehen.

So ging der Umzug schnell vonstatten, denn Josefine besaß nicht viel, was sie mitnehmen wollte. – Und sie staunte sehr über das geräumige Appartement, dass sie von nun an mit ihrer Schwester bewohnen würde.

„Mensch, Lottchen, ich wusste ja gar nicht, wie feudal du lebst!“ zeigte sie sich ihrer Schwester gegenüber begeistert.

Diese reagierte nur muffig auf die Anrede und verbesserte sie wohl zum 100sten Mal: „Du sollst meinen Namen nicht immer so verniedlichen! Bei Papa lass ich’s mir noch soeben gefallen. Aber wenn du schon abkürzt, nenn mich gefälligst Charlie, wie alle Andern auch!“ – „Schon gut. Ich versuch’s mir zu merken.“ winkte Josefine lachend ab. „Aber sag mal, kannst du dir diese Riesenwohnung denn leisten?“ – „Klar doch. Ich verdien recht gut.“ – „Ich werd mich natürlich an den Kosten beteiligen!“ versicherte Josefine schnell. „Dazu brauch ich aber erstmal ´nen Job.“ – „Kein Thema! Bei uns in der Uni-Mensa suchen sie händeringend Hilfskräfte. Natürlich verdienst du keine Reichtümer, aber bescheiden wie du bist, wirst du dein Auskommen haben.“ – „Das hoff ich doch! Wann kann ich mich da vorstellen?“ – „Am besten du begleitest mich morgen in die Uni. Ich hab da 2 Vorlesungen und brauch nicht in die Redaktion. Joris kann mich vertreten.“ – „Wer ist denn Joris?“ fragte Josefine neugierig.

„Kollege von mir. Übrigens ´n toller Typ. Super Arbeitskollege. Man kann sich in jeder Hinsicht auf ihn verlassen. Wenn er auch manchmal auf mich ein bisschen chaotisch wirkt. Und er sieht nicht schlecht aus.“

Da lachte Josefine lauthals. „Hast du etwa ein Auge auf diesen Mann geworfen? So wie du von ihm schwärmst.“ – „Unsinn! Zur Zeit bin ich gern solo. Hab zuviel zu tun. Aber er könnte echt zu DIR passen.“ – „Nein danke! Im Moment kein Interesse. Außerdem such ich mir meinen Freund schon lieber selbst aus.“ – „Alles klar. ´n Versuch war’s wert.“

Dann lachten die Zwillinge und gingen schlafen.

 

 

Der Chefredakteur, Hr. Beckmann, rief Joris dringlich in sein Büro. Er war schrecklich aufgebracht und stellte den jungen Journalisten erneut zum Thema Recherchen zur Rede.

„Mensch, Junge! Wie oft hab ich dir schon gesagt, du sollst dich bei deinen Enthüllungsgeschichten nicht immer so hart an der Grenze der Legalität entlang schlängeln?! Ich betone nochmals, dass wir, d.h. die Redaktion, nicht bereit sind, dich aus irgendeiner Scheiße zu ziehen, in die du dich reitest! Sieh endlich zu, dass du dich bei deinen Recherchen im Rahmen des Gesetzes hältst!“ – „Die Leute, die ich entlarve, halten sich selten an die Gesetze!“ verteidigte sich Joris.

Urplötzlich breitete sich ein strahlendes Grinsen über Herrn Beckmanns Gesicht und er sagte: „Das weiß ich doch, mein Sohn! Und deine Erfolge geben dir auch Recht. Aber wenn du, wenn auch ungewollt, mit dem Gesetz in Konflikt kommst, kannst du von unsrer Seite nicht mit Hilfe rechnen. Wir dürfen einfach nicht zugeben, dass wir deine Handlungsweise gutheißen und hinter dir stehn. Kapier das doch! Du gräbst dir noch mal dein eigenes Grab!“ – „Mag sein.“ zuckte Joris gelassen mit den Schultern. „Hab ich trotzdem wieder freie Hand im Fall Bruckner-Verlag?“ – „Wie stehn die Chancen? Gute Story?“ – „Da geh ich von aus. Sonst würd ich mich nicht damit beschäftigen.“

Joris grinste von einem Ohr zum anderen. Hr. Beckmann runzelte die Stirn. „Treib’s nicht auf die Spitze! Und jetzt, marsch an die Arbeit!“ – „Heut noch nicht. Muss für Charlie die Stellung halten. Die muss heut mal zur Uni.“ – „Wie findest du eigentlich unsern Wirbelwind? Wär die nicht dein Fall?“ – „Aber Chef! Seit wann interessieren Sie sich für mein Liebesleben?“

Hr. Beckmann gab keine Antwort, und Joris verließ lachend sein Büro.

 

 

Als Charlotte Josefine in die Mensa-Küche brachte, bemerkte sie nachdenklich: „Eigentlich solltest du nicht hier arbeiten, sondern studieren. Wie wär’s mit Literaturwissenschaft?“

Josefine schüttelte den Kopf. „Nicht jeder eignet sich zum Studenten.“ – „Warum ? Du warst doch immer gut in der Schule und das Lernen fiel dir nicht schwer.“ – „Aber es war mir eine lästige Pflicht und keine Freude. Ich hab nie gern gelernt, im Gegensatz zu dir. Ich bin wirklich froh, die Schule hinter mir zu haben und fang bestimmt nicht wieder von vorne an.“

Charlotte betrachtete die Schwester von der Seite und meinte nachdenklich: „Aber schreiben tust du doch noch, oder etwa nicht?“ – „Weshalb fragst du?“ – „Nun, du könntest deine Geschichten einem Verlag anbieten. Z.B. auf der Buchmesse, die bald stattfindet.“ – „Selbst du hast noch nix von mir richtig gelesen. Nur Bruchstücke. Wie kommst du darauf, dass sich irgendwer für so was interessiert?“ – „Jeder Schreibstil hat seine Fans. Sieh dir doch mal die Regale mit den Groschenromanen an! So wie diese Autoren schreibst du allemal.“

Josefine sah ihre Schwester nur verblüfft an. Dann fragte sie zögernd: „Glaubst du wirklich, ich soll mal versuchen, meine Schreiberei an den Mann zu bringen? Tatsächlich hab ich grad einen ganzen Roman geschrieben. Er hat ungefähr 150 Seiten.“ – „Mensch, das ist doch klasse!“ zeigte Charlotte sich ehrlich begeistert. „Mach daraus ein richtig ansehnliches Manuskript, und ich zieh mit dir über die Buchmesse und such dir einen Verlag. Wir von der Zeitung sind sowieso da. Ich bring dich schon irgendwie da rein.“

Josefine holte tief Luft und meinte: „Gut, wenn du das tatsächlich schaffst, geh ich mit dir und vertrau mich dir an.“ – „Das ist ein Wort!“ strahlte Charlotte und klopfte ihr schmerzhaft auf die Schulter, worauf Josefine kurz zusammen zuckte.

Und während sie leicht zögernd die Küche betrat, eilte ihre Schwester den Flur entlang zum Hörsaal.

 

 

„Och, Chef, muss ich wirklich auf diese dröge Veranstaltung?“ maulte Joris und sah Herrn Beckmann mit bittendem Hundeblick an.

„Ich denk, du recherchierst im Fall Bruckner? Zufällig weiß ich, dass der Verlag auf der Messe vertreten ist, u.z. mit dem Chef höchstpersönlich.“ – „Na und? Ich ermittle im Hintergrund. Ich stell mich meinen Schlawinern nicht vor!“ sagte Joris entschieden.

„Trotzdem wirst du wenigstens an einem Tag unser Blatt dort vertreten. Zusammen mit Frl. Markwart.“ – „Mit Charlie?“ freute sich Joris. „Das geht ja noch. Mit ihr ist’s nicht so langweilig.“

 

Auch Charlotte zeigte sich begeistert, dass der Kollege mit auf die Messe kam. Zu Josefine sagte sie: „Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit, euch miteinander bekannt zu machen? Ich finde, ihr 2 solltet euch unbedingt mal kennen lernen.“ – „Gib dir keine Mühe, Lottchen! Ich lass mich von dir nicht verkuppeln!“ – „Du sollst mich nicht so nennen!“ maulte Charlotte.

„Na gut. CHARLIE. Trotzdem leg ich keinen Wert auf die Bekanntschaft mit diesem Jonas, oder wie der heißt.“ – „Joris heißt er. Und ich werd euch schon noch zusammenbringen.“

Ehe Josefine etwas erwidern konnte, verließ Charlotte eiligst die Wohnung, um ein paar Besorgungen zu machen.

 

 

Dennis war stinksauer! Alles schien sich gegen ihn verschworen zu haben. Erst machte ihm Cindy eine fürchterliche Szene, weil er sich von ihr trennen wollte.

Dann sagte auch noch der bekannte Liebesromanautor aus seinem Verlag seine Lesung auf der Buchmesse ab; angeblich aus Zeitmangel wegen Termindruck. Faule Ausreden! Dennis wusste sehr wohl, dass der Mann plante, den Verlag zu wechseln. Und ein Ersatz für ihn war vorerst nicht in Sicht.

Wieder mussten sie auf einen zugkräftigen Namen verzichten. Wo sollte das noch hinführen? Der Pleitegeier zog schon seine Kreise.

 

Da kam seine Sekretärin, das unscheinbare, altjüngferliche Frl. Braunfels, auf eine gute Idee. „Versuchen Sie’s doch einfach mal mit ´nem ganz neuen Gesicht! Am besten ´ne junge Frau, das macht mehr her. Mit der nötigen Werbung kann man doch jeden Neuling hoch puschen.“ – „Ein fabelhafter Einfall, gute Frau!“ war Dennis begeistert. „Ich werd mich die ganze Woche nach ´nem neuen hübschen Gesicht umsehn und das Mädchen dann am Ende als unsern Star präsentieren.“ – „Ich bin sicher, das wird Ihnen gelingen, Hr. Bruckner!“ sagte die Vorzimmerdame mit Überzeugung.

Und Dennis dachte nur: ‚Das muss es auch, sonst sind wir geliefert!’