Hero Leander

Herzensöffnung (2)

Versöhnung

(Jan. 2001 – Dez 2001)

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2015

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016

www.engelsdorfer-verlag.de

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Impressum

1. Håp Land – Jahresbeginn

2. Sonnenberg – Leben in der Villa

3. Håp Land – Der Ferienhausbau

4. Sonnenberg – Marias Geburtstag

5. Håp Land – Ein neues Zuhause

6. Sonnenberg – Urlaub in Deutschland

7. Håp Land – Deutsche Gerichte im Hotel

8. Sonnenberg – Urlaub in der Huggelburg

9. Håp Land – Bäckerei und Erlebnisbad

10. Sonnenberg – Neue Verwandte

11. Håp Land – Das Erlebnisbad

12. Sonnenberg – Der neue Wolfram Kosch

13. Håp Land – Kurzbesuch bei Lizells

14. Sonnenberg – Wochenende bei Maria

15. Håp Land – Bäckermeister Mike Schulze

16. Sonnenberg – Ein neues Problem

17. Håp Land – Weihnachten in Norwegen

1. Håp Land – Jahresbeginn

Am Neujahrsmorgen schliefen noch alle, außer dem Hotelpersonal. Da Sven zum Personal gehörte, musste er auch beizeiten aufstehen. Er hatte zwei Zimmer gebucht. In dem einen übernachteten seine Eltern und in dem anderen er selbst und Andrea. Sven musste zeitig bei einer internen Besprechung im Hotel sein.

Die Hotelchefin hatte alle Angestellten in den Saal beordert, um über die Zukunft des Hotels zu sprechen. Am Anfang wies sie darauf hin, dass die Zimmerbelegungen rückläufig waren und das Hotel immer mehr in Konkursnähe rückte. „Damit wir aber unsere Arbeitsplätze alle erhalten konnten, wurde das Hotel an einen deutschen Investor verkauft. Dieser Investor hat erst einmal alle Arbeitsverträge gekündigt.“

Ein enttäuschtes Raunen ging durch den Raum.

„Mein Arbeitsvertrag wurde auch gekündigt. Das ist aber noch kein Grund zur Besorgnis, denn sie bieten uns allen ohne Ausnahme einen neuen Arbeitsvertrag an, der leistungsbezogen und fair ist. Am Ende können wir sogar mehr verdienen. Der bisherige Lohn wird jetzt in gleicher Höhe als Grundlohn bezeichnet. Dazu bekommt jeder zu gleichen Teilen eine Leistungsprämie, die aus drei Prozent vom Gesamtumsatz des Hotels gezahlt wird. Somit haben wir ab diesem Jahr eine Art Lohnerhöhung zu verzeichnen. Die Auszahlung an die Belegschaft erfolgt zu gleichen Teilen unabhängig vom Grundlohn. Somit will der neue Betreiber erreichen, dass auch wir daran interessiert sind, dass unser Hotel Umsatz macht. Bei einer fünfzigprozentigen Hotelauslastung könnten das pro Monat vielleicht 450,- NOK sein. Das sind pro Jahr etwa 5.400,- NOK.“

Die Belegschaft klatschte. Sie hatten alle Angst vor dieser Zusammenkunft gehabt. Jeder wusste, dass das Hotel zum Verkauf stand. Aber wie es jetzt aussah, war die Angst unbegründet gewesen. Sven, der einer von denen war, die am meisten gebangt hatten, lehnte sich entspannt zurück. Er dachte daran, dass ihm Wolfram geraten hatte, besonnen zu bleiben und abzuwarten. Wolfram hatte wieder einmal recht gehabt.

„Ich möchte noch eine Änderung bekannt geben. Ab sofort wird Sven Aglund die Leitung für die Rezeption übernehmen. Zugleich ist der Leiter der Rezeption auch verantwortlich für das Etagenpersonal und die Gastronomie. Das ist eine Bedingung des neuen Betreibers des Hotels. So ist Sven Aglund ab sofort auch die Anlaufstelle für alle Reparaturmeldungen und Verbesserungsvorschläge. Damit wird er zum Abteilungsleiter des Gästebereiches und mir direkt unterstellt. Gibt es dazu noch Fragen?“

Alle sahen zu Sven. Er selbst zuckte mit den Schultern.

„Für Sven Aglund kommt das genauso überraschend wie für alle. Trotzdem denke ich, dass Sie das schaffen werden, Sven. Damit ist dieses Informationstreffen beendet. Sven, Sie bleiben bitte noch. Wir müssen ein paar organisatorische Dinge besprechen.“

Die Belegschaft ging ihrer normalen Arbeit nach. Sie waren alle erleichtert, dass ihre Arbeit auch weiterhin sicher war. Die Hotelchefin und Sven zogen sich an einen am Rand stehenden Tisch im Saal zurück und sie unterbreitete Sven jetzt die Dinge, die nur ihn etwas angingen.

„Sven, Sie profitieren von dieser Änderung am meisten. Ihr Gehalt ist genauso wie mein Gehalt stark vom Umsatz abhängig. Sie bekommen zu Ihrem Grundgehalt nicht das Gleiche wie die restliche Belegschaft. Sie sind zusätzlich mit 0,2 Prozent am Umsatz des Hotels beteiligt. Das klingt wenig, aber glauben Sie mir, diese 0,2 Prozent können Ihr Gehalt verdoppeln bis vervierfachen. Man will damit sicher erreichen, dass wir alle dafür sorgen, dass mehr Gäste in unser Hotel kommen. Ob es funktioniert, weiß ich auch nicht. Wir werden sehen. Sie sind dadurch, dass Sie erster Mann in der Rezeption waren, jetzt zu meinem Vertreter aufgestiegen. Das war nicht meine Idee. Trotzdem beglückwünsche ich Sie zu diesem Aufstieg. Sie können es jetzt, wo Sie eine Familie haben, die sich demnächst vergrößert, sicher gut gebrauchen. Vermutlich hat Ihnen die Veranstaltung gestern diesen Bonus eingebracht, denn das war ja Ihre Initiative.“

„Nein, nein, so war es nicht. Ich habe auch nur im Auftrag meines jetzigen Schwagers gehandelt.“

„Sven, seien Sie nicht dumm. Das muss doch der neue Betreiber nicht wissen. Sie haben diese Feier in unser Hotel gebracht und sind dadurch positiv aufgefallen. Genießen Sie Ihren Erfolg“, meinte Svens Chefin.

Zur gleichen Zeit wurden Maria und Wolfram drei Etagen höher munter. Sie lag in seinen Armen und träumte vor sich hin.

„Bist du jetzt glücklich?“, wollte Wolfram wissen.

„Ja, überüberglücklich! Als du die erste Ansprache gehalten hast und von mir sprachst, fand ich es nicht so toll, dass du so viel von mir und uns erzählt hast. Aber als ich mich später mit dem einen oder anderen aus unserem Dorf unterhalten habe, da verstand ich dich. Einige haben gestern wirklich umgedacht. Ich weiß, du hast immer gesagt, dass sie das tun werden. Ich habe es nicht glauben können. Du hast es geschafft. Danke! Danke! Danke!“ Marias Augen strahlten vor Glück. Sie umarmte ihren Wolfram, küsste ihn und wäre am liebsten den ganzen Tag mit ihm im Bett geblieben.

Da klopfte es an der Tür, welche zum Kinderzimmer führte. Wolfram rief: „Kommt rein!“ Die Tür öffnete sich und fünf Kinder kamen auf die beiden zugerannt. Gerda und Kai kamen etwas verhalten, während Eva, Laura und Julia das Bett ihrer Eltern stürmten.

„Aber wir dürfen doch gar nicht ins Zimmer, wenn eure Eltern noch im Bett liegen“, meinte Gerda zu Eva.

„Doch!“, antwortete diese. „Das machen wir zu Hause oft so. Komm einfach mit. Zu fünft macht es bestimmt noch mehr Spaß als sonst zu dritt.“ Maria und Wolfram kannten das schon aus Sonnenberg. Sie taten so, als ob sie Angst hätten, und verkrochen sich unter der Bettdecke. Nun zerrten die Kinder an der Decke und hatten großen Spaß dabei. Plötzlich gab die Decke nach. Gerda und Kai blieben wie versteinert stehen.

„Eure Eltern haben ja gar nichts an“, rief Gerda entsetzt.

„Na und“, meinte Laura. „Die schlafen doch immer so.“

Maria war nun etwas verlegen, weil sie nicht daran gedacht hatte, dass Jansens Kinder ja anders groß geworden waren.

Wolfram zog die Decke wieder zurück und meinte: „Gerda, sieh mal, wenn Eva, Laura und Julia baden gehen, haben sie auch nichts an. Bei uns ist das ganz normal! Frag Eva.“

„Stimmt das?“, fragte sie jetzt Eva.

„Ja, bei uns am See baden die Erwachsenen auf der linken Seite mit Badeanzug und rechts ohne. Das stört zu Hause niemanden. Wenn wir baden, dann baden wir immer ohne was an. Mamma und Pappa auch. Das ist doch nicht schlimm.“

Doch Gerda und Kai sahen das doch etwas anders. So etwas waren sie von zu Hause nicht gewöhnt. Um dieser Diskussion ein Ende zu machen, sagte Maria: „Jetzt geht euch erst mal waschen und anziehen, dass wir frühstücken gehen können.“

Nachdem die Kinder ins Bad gerannt waren, zogen Maria und Wolfram sich an. Als alle fertig waren, fuhren sie mit dem Fahrstuhl runter in den Saal, wo das Frühstücksbuffet auf sie wartete. Von den anderen der Hochzeitsgesellschaft war noch niemand im Saal. Wolfram meinte: „Kinder! Ihr dürft so viel essen, wie ihr wollt. Heute dürft ihr euch selbst etwas nehmen, wie die Erwachsenen. Das gilt auch für euch, Gerda und Kai.“ Die kleine Julia nahm Wolfram auf den Arm, damit sie zeigen konnte, was sie essen wollte.

Als alle am Tisch saßen, ging Wolfram zum Kellner und fragte, ob der Rest vom kalten Buffet von gestern Abend wie abgesprochen in zwölf gleiche Pakete verpackt worden sei. Der Kellner nickte, woraufhin Wolfram meinte, dass er diese Pakete nachher abholen wolle. Dann setzte er sich zu Maria und den Kindern und frühstückte erst mal reichlich.

Nach einer Viertelstunde kam Sven ganz aufgeregt an den Tisch und sagte: „Wisst ihr, was heute Früh hier los war? Es gab eine Belegschaftsversammlung und wir wurden informiert, dass das Hotel verkauft worden ist und dass ich jetzt Bereichsleiter für den Gästebereich bin. Wolfram, ich weiß nicht, wie du das machst. Aber du hattest schon wieder recht, als du sagtest, ich solle erst mal abwarten. Ich werde auch mehr verdienen. Das Jahr fängt wunderbar an. Dabei war ich so in Sorge.“

„Weiß Andrea das schon?“, fragte Maria.

„Ja, ich komme gerade von oben. Sie liegt noch im Bett. Ich musste leider schon recht früh raus, wegen dieser Belegschaftsmitteilung.“

„Sven“, sagte Wolfram, „die Wege des Herrn sind unergründlich! – Kannst du veranlassen, dass die Pakete vom gestrigen kalten Buffet mitnahmefertig sind? Wir wollen sie nachher mit ins Dorf nehmen, wenn wir die beiden Kinder zurückbringen.“

„Na klar. Schließlich bin ich seit heute auch für die Küche verantwortlich.“

Nach dem Frühstück zogen sie sich warm an, holten die zwölf Pakete aus der Küche und fuhren mit ihrem Leihauto rüber ins Dorf Håp Land. Dort ging es aber zuerst in die Dorfschenke, um eine Einladung für den Nachmittag zu hinterlegen. Sie baten den Wirt, diese ins Fenster zu hängen. Mit einem von den zwölf Paketen war er dann auch überzeugt und klebte die Einladung ins Fenster, sodass man sie von außen lesen konnte. Anschließend fuhren sie zu den Eltern von Gerda und Kai. Olaf und Ivonne freuten sich, dass sie ihre Kinder wiederhatten. Sie bedankten sich auch noch einmal, dass Maria und Wolfram sie so problemlos im Hotel untergebracht hatten. So hatten Olaf und Ivonne bis zum Schluss mitfeiern können. Olaf fragte trotzdem: „Gab es irgendwelche Probleme mit unseren beiden Kindern?“

Maria und Wolfram sahen sich an und schüttelten die Köpfe. Wolfram übergab Ivonne eins von den zwölf Paketen. „Das ist für euch. Esst es schnell auf. Es wird sich nicht lange halten.“

„Aber das ist doch nicht nötig. Das können wir nicht auch noch annehmen“, meinte Olaf.

„Dann müssen wir es wegwerfen. Das wäre aber schade. Im Hotel darf es nicht mehr verwendet werden. Wer soll es also essen?“, entgegnete Wolfram.

„Dann geben Sie es doch Marias Eltern“, meinte Ivonne.

„Das ist nur eins von zwölf Paketen. Natürlich bekommen Marias Eltern auch eins. Dann sind aber immer noch zehn Pakete im Auto“, erwiderte Wolfram. „Olaf, Sie kennen die Leute im Dorf. Wie viele Familien haben so gut wie kein Einkommen?“

„Es sind außer uns noch sieben Familien. Warum fragen Sie?“ Da rief Wolfram die Kinder und sagte zu ihnen: „Wollt ihr uns helfen?“ Aus fünf Mündern kam ein eindeutiges Ja.

„Dann nehmt bitte die Pakete, die ich euch gleich aus dem Auto gebe, und tragt sie zu den Familien, die euch Onkel Olaf beziehungsweise euer Pappa sagen wird. Nehmt erst einmal vier Pakete und holt dann die anderen drei. Für die Kleinen ist das sicher zu schwer.“

„Aber von den Familien waren gestern gar nicht alle bei der Feier“, gab Olaf zu bedenken.

„Dann hatten sie vielleicht ein ähnliches Problem wie ihr. Umso mehr werden sie sich freuen.“ Zu Eva gewandt sagte Wolfram: „Eva, du bist doch schon groß. Sage bitte, dass es von gestern übrig ist und wir uns sehr freuen würden, wenn sie dieses Geschenk annehmen würden. Und ihr, Laura und Gerda, helft ihr bitte dabei. Wir müssen die leckeren Sachen sonst wegwerfen. Sagt ihnen das.“

Er nahm die Kinder mit zum Auto, gab den großen vier Pakete und nahm noch einmal vier Pakete mit ins Haus. Die Kinder liefen los – zumindest die drei großen wussten ja, wo jeder wohnt.

Im Haus gab er Ivonne noch ein Paket und sagte: „Es sind einfach zu viele. Da müsst ihr uns noch eins abnehmen. Für Marias Eltern liegen auch noch zwei im Auto.“

Die anderen drei Pakete legte er in der Küche ab. Hier fragte Ivonne: „Stimmt es, dass … wie soll ich das sagen? Gerda sagte mir, dass Sie gar nichts anhatten, als sie mit Ihren Mädchen zu Ihnen ins Schlafzimmer gekommen sind. Das hätte ich von Ihnen und vor allem von Maria nicht gedacht.“

„Ivonne, wir klären das besser mit Olaf und Maria. Ich möchte nicht, dass hier ein völlig falsches Bild entsteht.“ Sie nickte und ging mit Wolfram ins Wohnzimmer. Hier erzählte Wolfram, was sich am Morgen im Schlafzimmer abgespielt hatte. „Ihr dürft das nicht falsch verstehen. Wir machen solche Späße öfters zu Hause in Deutschland. Bitte glaubt jetzt nicht, dass es bei uns irgendwie anstößig zugeht. Ich weiß, wie man hier denkt, und das heute Früh war auch so nicht geplant. Wir hatten im Spiel einfach nicht daran gedacht, dass eure Kinder das nicht gewöhnt sind. Wir leben etwas offener als ihr hier. Das heißt aber nicht, dass es deshalb anstößiger ist. Seht mal, bei uns gibt es Badestrände, wo die Menschen sich völlig ausziehen. Das ist legal und immer noch seriös. Auch wird dort niemals eine Frau belästigt oder gar bedrängt. Selbst wenn sie allein am Strand ist. Das mag für euch jetzt unverständlich erscheinen, aber glauben Sie mir, es geht an diesen Stränden genauso anständig zu wie an allen anderen Stränden. Vielleicht etwas reservierter. Auch hier in Norwegen soll es solche Strände geben.“

Ivonne schüttelte den Kopf. „Das soll anständig sein?“

Wolfram gab zu bedenken: „Denkt mal an Adam und Eva im Paradies. War das etwa unanständig?“

„Aber das war doch etwas ganz anderes“, verteidigte Olaf seine Frau.

Nun mischte sich auch Maria ein: „Wirklich? Sie haben sich vor Gott und auch vor sich selbst nicht schämen müssen. Warum tun wir es dann? Vor allem vor unseren Kindern?“

Dass Maria diese Sache verteidigte, hatten Olaf und Ivonne nicht erwartet.

„Diese Ausnahme gibt es nur beim Baden oder zu Hause in der Familie“, fügte Wolfram hinzu, um das Thema abzuschließen, bevor die Kinder wiederkamen. „Und auch nicht alle Deutschen denken so. Aber ungefähr ein Drittel der Deutschen lebt so. Das hat sich im Laufe der letzten hundert Jahre entwickelt. Waren es damals noch viel weniger Leute, werden es heute immer mehr. Ich finde es für die Kinder gut, wenn sie in diesem Punkt etwas freier groß werden. Bitte versucht das zu verstehen. Niemand verlangt von euch, dass ihr genauso denkt. Vielleicht werdet ihr uns mal in Deutschland besuchen. Dann könnt ihr sehen, dass alles so ist, wie wir es beschrieben haben.“

„Wie sollen wir jemals nach Deutschland kommen?“, fragte Olaf. „Das scheitert schon am Geld für die Überfahrt.“

Wolfram schüttelte mit dem Kopf. „Olaf, Sie haben etwas Wichtiges vergessen. Sie arbeiten seit heute für die gleiche Firma wie ich, Maria und auch Andrea. Sie können nicht wissen, ob die Firma Sie mal einlädt, um ihre neuen Mitarbeiter kennenzulernen. Und wenn nicht, dann werden wir das vielleicht tun. Wir müssen unser Gespräch nun aber unterbrechen. Ich sehe gerade, dass die Kinder wiederkommen.“

Die Kinder stürmten ins Haus und erzählten so durcheinander, dass keiner etwas verstehen konnte. Als sie sich etwas beruhigt hatten, fragte Maria: „Hat es Probleme gegeben, Eva?“

„Nur bei Göteborgs. Alle anderen haben sich gewundert, haben das Paket aber genommen.“

„Und was war bei Göteborgs?“, fragte Maria ihre große Tochter.

„Sie wollten erst gar nicht, weil sie doch gestern auch nicht mit zur Feier waren. Da hat Laura gesagt, dass wir das Essen jetzt wegwerfen müssen, weil wir noch so viel haben, dass wir das nicht alles selber essen können. Dann haben es Göteborgs auch genommen und haben uns aufgetragen, dass wir ausrichten sollen, dass sie sich sehr dafür bedanken.“

Daraufhin meinte Wolfram zu Laura: „Das hast du ganz toll gemacht. Ich bin stolz auf dich.“

Man konnte richtig zusehen, wie Laura dabei mindestens um einen Zentimeter wuchs.

„Nun fehlen noch die restlichen drei Pakete. Schafft ihr das noch?“, fragte Wolfram.

„Ja, draußen ist doch schönes Wetter.“ Und raus waren alle fünf, um die letzten Pakete zu verteilen.

„Den Göteborgs geht es noch schlechter als uns. Es ist erstaunlich, dass sie das Paket dann doch genommen haben. Trotz ihrer Bescheidenheit sind sie sehr stolz“, sagte Ivonne.

Da meinte Wolfram zu Olaf: „Können Sie die Göteborgs überzeugen, dass sie heute Nachmittag zur Info-Veranstaltung kommen? Gerade für sie wäre es dann interessant.“

„Ich kann es nur versuchen“, erklärte er. „Aber ich weiß ja selbst nicht, worum es geht.“

„Olaf“, begann Wolfram. „Ich möchte den Tourismus nach Håp Land bringen. Nur in dieser Branche habt ihr hier eine Chance. Industrie wird sich hier nie ansiedeln. Dafür ist die Gegend zu abgelegen. Aber genau das könnte Touristen interessieren. Ein zweites Hotel wäre aber das Dümmste, was euch hier passieren kann. Es bringt nur wenig Arbeitsplätze, aber verschandelt die Gegend. Das eine Hotel stört schon in der Landschaft. Ich möchte euch helfen, dass jeder von euch an den Touristen verdienen kann, ohne dabei zu investieren. Eure Investition wäre nur Geduld, sonst nichts. Glaubt mir, es ist ein faires Angebot. Wer aber nicht will, den wird niemand drängen. Mehr möchte ich jetzt dazu nicht sagen. Heute Nachmittag erfahren Sie es ganz konkret.“

„Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie das funktionieren soll“, sagte Olaf ganz ehrlich.

„Das glaube ich“, antwortete Wolfram. „Aber ich möchte nicht den ganzen Vortrag zweimal halten. Bitte haben Sie dafür Verständnis.“ Olaf nickte.

Jetzt kamen auch die Kinder von ihrer Verteilertour zurück. „Diesmal haben es alle genommen“, sagte Gerda zu ihrem Vater.

Nun fing Maria an zu drängeln. „Wolfram, wir wollen zum Mittagessen drüben bei den Eltern sein.“

Sie standen auf und Ivonne gab Maria das Kleid und die Kette zurück. Dazu sagte sie: „Es ist ein wunderschönes Kleid und es trägt sich auch herrlich. So ein Kleid wünsche ich mir auch. Und sag bitte deiner Schwester noch einmal Danke für die Kette.“

Da antwortete Maria: „Das Kleid ist ein Geburtstagsgeschenk von Wolfram gewesen. Ich hatte es auf dem Standesamt an.“

„Und trotzdem hast du es mir geliehen?“, fragte Ivonne verwundert. Sie umarmte Maria wie eine Schwester und bedankte sich noch dreimal.

Als Maria mit ihrer Familie bei ihren Eltern eintrat, gab Wolfram der Mamma die beiden Pakete vom kalten Buffet. Maria gab Andrea ihre Kette zurück und richtete ihr den Dank aus. Dann begrüßten sie auch Pappa. Als Marias Mutter aus der Küche kam, meinte sie: „Ihr seid verrückt. Wer soll denn den vielen Aufschnitt essen?“

„Ihr natürlich. Zum Wegwerfen war er einfach zu schade“, sagte Wolfram. „Was ihr nicht schafft, könnt ihr ja weitergeben. Aber bitte nicht an Jansens. Die haben auch zwei solche Pakete bekommen.“

Mamma ging zurück in die Küche und Maria folgte ihrer Schwester nach oben. Wolfram versuchte seinen Schwiegervater davon zu überzeugen, dass auch er 16.00 Uhr ins Hotel kommen würde. Im Moment hatte Kjeld aber noch mit seinem Kater von Silvester zu tun. Trotzdem sagte er zu, weil Wolfram ihn darum bat. Worum es ging, wusste er nicht.

Als Maria und Andrea in ihrem Zimmer allein waren, sagte Maria zu ihr: „Hier habe ich noch ein paar ganz besondere Schnappschüsse von eurem Urlaub.“ Sie gab ihrer Schwester mit einem Schmunzeln im Gesicht ein Kuvert. Darin waren die Bilder vom Mittagessen in der Wanne an ihrem letzten Geburtstag in Sonnenberg. Andrea bekam einen hochroten Kopf, doch Maria sagte: „Das muss dir nicht peinlich sein. Außer Wolfram hat niemand diese Bilder gesehen. Außerdem gibt es Situationen, die noch peinlicher sein können.“

Sie erzählte, was am Morgen im Hotel passiert war, als die Kinder das Deckbett weggezogen hatten und Jansens Kinder auch dabei gewesen waren. „Das war bestimmt nicht angenehmer. Ich hatte überhaupt nicht mehr daran gedacht, dass sie das nicht kennen. So schlimm wäre das ja auch nicht gewesen. Es sind ja nur Kinder. Aber sie haben es natürlich prompt ihren Eltern erzählt. Da haben wir eine Weile diskutieren müssen, bis sie sich wieder beruhigten. Aber du kennst ja Wolfram. Seinen Argumenten hält keiner stand.“

Jetzt fragte Andrea: „Und was mache ich nun mit den Bildern?“

„Häng sie dir an die Wand, wenn du nichts anderes weißt“, schlug Maria lachend vor.

„Bist du verrückt? Wenn das Mamma oder gar Pappa sieht!“

„Dann bewahre sie doch als schöne Erinnerung an deinen 24. Geburtstag auf und wenn du mal mit Sven in Erinnerungen schwelgst, dann kannst du sie ihm zeigen. Schließlich ist er ja mit drauf. Damals warst du so locker, glücklich und übermütig, wie ich dich schon lange nicht mehr gesehen hatte.“

„Ja, und am nächsten Tag war ich schwanger!“, sagte Andrea etwas zynisch.

„Na und? Bereust du es?“

„Heute nicht mehr. Aber damals schon.“

„Warum? Du hast einen Mann, der dich sogar geheiratet hat. Denk mal an mich. Ich hatte es viel schwerer. Wolfram hat zu mir immer gesagt, dass ich nichts zu bereuen hätte. Ich solle einfach dazu stehen, denn es ist meine Vergangenheit und gehört zu mir. Das hat mir über vieles hinweggeholfen.“

„Das hat Wolfram wirklich gesagt? Dann scheint er mit deiner Vergangenheit wirklich kein Problem zu haben. Du bist zu beneiden!“, sagte Andrea. „Und das sagt eine frisch verheiratete Frau!“ erwiderte Maria lächelnd und kopfschüttelnd.

Jetzt mussten beide lachen. Da klopfte es an die Tür und Eva rief: „Das Mittagessen ist fertig.“ Andrea verstaute die Bilder an einer Stelle, an der sie vermutlich niemand sofort entdecken würde, und anschließend gingen sie mit Eva runter ins Wohnzimmer.

Nach dem Essen verabschiedeten sich Maria und Wolfram von den Eltern. Die Kinder ließen sie da, weil sie sonst während der ganzen Veranstaltung allein im Hotel gewesen wären. Dann sagten sie, dass Pappa und vor allem Andrea möglichst zwanzig Minuten vor 16.00 Uhr im Hotel sein sollten. Wolfram und Maria fuhren zum Hotel zurück und ruhten sich dort noch eine Stunde aus, eh sie sich auf die Veranstaltung im Saal vorbereiteten. Maria hatte dabei nicht viel zu tun, aber Wolfram vertiefte sich in Dokumente, Berechnungen und Zeichnungen.

Gegen 15.30 Uhr gingen sie dann wieder nach unten. Wolfram hatte dafür extra einen hellbraunen Anzug aus Sonnenberg mitgebracht, den er jetzt trug. Sie nahmen die Hochzeitstafel gleich als Präsidium. Wolfram saß in der Mitte und rechts von ihm Maria, dann Olaf. Links von ihm saßen Sven und Andrea. Vom DJ, der diese Veranstaltung mit seiner Technik sicherstellte, bekam er das Mikrofon auf einem kleinen Tischständer. Als Marias Vater kam, war ungefähr das halbe Dorf da. Kjeld fand es gut, dass er unter den anderen im Saal sitzen konnte.

Pünktlich 16.00 Uhr begann Wolfram: „Liebe Freunde aus Håp Land. Ich bin vor zehn Monaten das erste Mal hier gewesen. Sie wissen das. Damals war ich von Ihrem Land so begeistert, dass es mich auch jetzt noch immer wieder hierherzieht. Und diese Begeisterung liegt nicht nur an Maria. Es sind die unberührte Natur, die Wälder mit ihren Tieren und die Ruhe, die diese Natur ausstrahlt. All das werden Sie in Deutschland nur selten finden. Deutschland ist dicht besiedelt. Von einem Ort zum anderen sind es oft nur ein bis zwei Kilometer. Dazwischen liegen meist Felder für die Landwirtschaft. Für Wälder und unberührte Natur ist da nicht viel Platz; höchstens in den Gebirgen. Aus dem Grund haben viele Deutsche Sehnsucht nach Natur und Ruhe.

Bei Ihnen ist das eher umgekehrt. Sie würden gern mehr in Wohlstand leben, Ihre Häuser modernisieren, vielleicht auf Öl- oder Gas-Heizung umstellen und etwas von der Welt sehen. Bei dieser Erkenntnis ist mir die Idee gekommen, dass beiden geholfen werden kann, Ihnen und auch den Deutschen. Ich habe Monate darüber nachgedacht, bis ich eine Lösung gefunden habe, die auch für Sie von Vorteil ist. Dazu habe ich mit den Verantwortlichen in unserer Firma gesprochen, bis ich sie überzeugt hatte.

Wie können nun die Bewohner von Håp Land zu Wohlstand kommen? Durch einen Industriestandort hier in der Nähe nicht. Håp Land liegt viel zu abseits, als dass sich hier eine Industrie ansiedelt. Aber mit Tourismus geht das sicher. Touristen lieben das Abgeschiedene und die unberührte Natur. Nun hätte es aber wenig Sinn, wenn hier ein neues, größeres Hotel entstehen würde. Dieses hier verschandelt schon die Gegend, aber es ist nun einmal da. Wie wäre es denn, wenn Sie bei sich Touristen aufnehmen würden? So könnten Sie auch an ihnen verdienen. Das wäre ein Arbeiten von zu Hause aus. Etwas Besseres gibt es nicht.

Natürlich weiß ich, dass die meisten Häuser in Håp Land dafür zu klein sind und deutsche Touristen, um die es ja jetzt geht, Komfort gewöhnt sind. Also, wenn wir diese Touristen hierherlocken wollen, dann müssen wir ihnen etwas bieten. Na ja, ich weiß, die Deutschen sind hier nicht wirklich beliebt, aber sie würden Ihnen das Geld bringen, das Sie dringend benötigen. Hören Sie sich deshalb einmal meine Idee an.

Sie alle haben größere Grundstücke. Wenn Sie nun zuließen, dass auf Ihrem Grundstück ein modernes Ferienhaus gebaut würde, das nach vier Jahren in Ihren Eigentum überginge, müssten Sie dabei nichts bezahlen und hätten auch kein Risiko. In diesen Ferienhäusern würden Angehörige aus unserer Firma Urlaub machen. Das sind keine anonymen Menschen. Sollte es Probleme geben, reicht eine Beschwerde an den Beauftragten in unserer Firma. Hier gibt es seit heute eine Verbindungsperson zu unserer Firma. Es ist Andrea Aglund, bis vor Kurzem Lizell. Aus dem Grund sitzt sie hier vorn. Sie hat seit vier Tagen ein Telefon und auch einen Internetanschluss. Damit ist sie direkt mit unserer Firma verbunden. Das heißt, Beschwerden können innerhalb von 24 Stunden bearbeitet und auch abgeklärt werden. Maria ist in Deutschland der Übersetzer und auch Interessenvertreter für Sie. Sie können ihr vertrauen. Sie wird sich immer für Sie einsetzen.

Doch zurück zu den geplanten Ferienhäusern. Ein solches Ferienhaus würde ungefähr 725.000,- NOK kosten. Das würde unsere Firma bauen lassen und finanzieren. Pro Jahr zahlen die Touristen zusammen bis zu 180.000,- NOK. Nach vier Jahren wäre somit das Ferienhaus bezahlt. Wenn aber jemand unter Ihnen sein Haus modernisieren, zum Beispiel eine Zentralheizung einbauen möchte, der kann dies über das Ferienhaus mitfinanzieren. So würde er dann erst nach vielleicht fünf Jahren Eigentümer des Ferienhauses sein. Das lässt sich alles machen. Sollte gar kein Urlauber kommen, werden trotzdem pro Jahr 180.000,- NOK abgeschrieben. Es ist Sache der Firma, dass sie Urlauber für die Ferienhäuser findet. Ein Ausbleiben der Touristen kann Ihnen nicht zur Last gelegt werden.

Nun werden einige fragen: Was nützt es uns heute, wenn wir erst in vier Jahren von den Urlaubern Geld bekommen? Auch darauf habe ich eine Antwort, die Ihnen gefallen könnte. Ich gehe mal davon aus, dass die meisten Frauen immer zu Hause sind, das heißt nicht außerhalb des Dorfes arbeiten. Sie könnten den Urlaubern Frühstück und Abendbrot anbieten und bei Bedarf auch Mittagessen. Diese Verpflegung bekommen Sie natürlich von den Urlaubern bezahlt. Ein Frühstück für 50,- NOK ist für Deutsche preiswert!“

Ein Raunen ging durch den Saal. Doch Wolfram sprach weiter: „Ein Abendbrot für 100,- NOK und ein Mittagessen für 150,- NOK sind für Deutsche ebenfalls preiswert. Für Kinder sind die Deutschen gewohnt, die Hälfte zu bezahlen. Ich glaube, mit diesen Preisen wäre eine Verköstigung der Urlauber auch für Sie interessant. Was halten Sie von diesem Vorschlag? Könnten sich einige unter Ihnen vorstellen, auf diesen Vorschlag einzugehen?“

Die Dorfbewohner im Saal diskutierten. Olaf Jansen sagte zu Wolfram, er würde auf dieses Angebot eingehen, wenn er noch ein paar Antworten bekäme. Da meldete sich der Wirt von der Dorfschenke und fragte: „Mir würde so ein Ferienhaus gar nichts nützen. Ich habe schon Gästezimmer und die bleiben auch fast ständig leer.“

„Stimmt!“ Viele nickten und gaben ihm recht.

„Für Sie und auch den Bürgermeister von Håp Land gibt es besondere Informationen direkt nach dieser Veranstaltung. Ich würde Sie dann an unseren Tisch bitten. Selbstverständlich müssen Sie keine neuen Quartiere bauen, sondern könnten Ihre jetzigen eventuell modernisieren. Eines kann ich Ihnen aber versprechen. Wenn wir uns einig werden, dann werden Ihre Zimmer bald nicht mehr leer sein. Interessenten gibt es genug in Deutschland. Sie wissen nur nicht, dass es hier in Håp Land ein solches Angebot gibt.“

Da meldete sich Jens Bergström: „Bekommen wir alle diese Zusicherungen auch schriftlich?“

Wolfram antwortete: „Selbstverständlich! Sie sind Teil des Vertrages, den Sie unterschreiben würden. Natürlich würde jeder Vertrag den einzelnen Wünschen und Bedingungen angepasst und ausgerechnet, bevor Sie ihn unterschreiben. Alles wird offen, ehrlich und fair zugehen.“

„Und was verdienen Sie oder Ihre Firma dabei?“

„Ihre Frage ist verständlich. Aber die Antwort wird Sie vermutlich verwundern. Die Preise entsprechen den Kosten für den Bau. Daran verdient weder die Firma noch ich. Es geht vielmehr darum, der Belegschaft bezahlbare Ferienplätze zu schaffen, besonders für Familien mit Kindern. Ich persönlich will Ihnen nur helfen. Ich habe die Gegend um Håp Land lieben gelernt. Es ist die Heimat meiner Frau und jetzt auch ein Stück Heimat von mir.“

Jens Bergströms Sohn Benny fragte nun: „Und wie soll das mit dem Bau vor sich gehen? Kommen da Deutsche, um uns zu zeigen, wie man baut, weil wir das nicht selbst können?“

Und wieder ging ein Geraune im Saal um. Auch im Präsidium blickten jetzt alle gespannt auf Wolfram.

„Nein! Das würde Ihnen nicht viel nützen. Der Bauleiter müsste natürlich aus Deutschland kommen, weil er die Übersicht über das Gesamtprojekt haben wird. Die Bauaufsicht hingegen wird Olaf Jansen übernehmen. Er ist seit heute ebenfalls angestellt bei unserer Firma. Alle Handwerker wird er aussuchen und alle Baumaterialien wird er in Zusammenarbeit mit dem deutschen Bauleiter hier ordern, soweit das möglich ist. Nur spezielle Dinge, die hier nicht zu beschaffen sind, werden aus Deutschland kommen. Wenn sich also Handwerker wie Maurer, Zimmerleute, Klempner, Dachdecker, Elektriker und so weiter unter Ihnen befinden, dann melden Sie sich bei Olaf. Die einzige Bedingung ist, dass die Arbeit in guter Qualität geleistet wird. Ist Ihre Frage damit beantwortet?“

Benny nickte.

Nach einigen belangloseren Fragen, die Wolfram alle zufriedenstellend beantwortete, schloss er mit den Worten: „Wer sich entschließt, dieses Angebot anzunehmen, der möchte sich bitte bei Olaf Jansen melden und alles Weitere mit ihm und Andrea Aglund besprechen. Andrea wird dann alles nach Deutschland schicken und dort wird der Vertrag fertig gemacht und zurückgeschickt. Das geht innerhalb von 24 Stunden. Wenn Sie mit dem Vertrag zufrieden sind, dann unterschreiben Sie und Sie können schon ab Juli mit Urlaubern rechnen. Damit möchte ich die heutige Info-Veranstaltung schließen, aber den Bürgermeister und den Wirt bitten, noch zu bleiben.“

Die Dorfbewohner erhoben sich und verließen diskutierend das Hotel. Vermutlich würden sie über dieses Angebot debattieren, bis sie das Dorf erreicht hatten.

Nun setzten sich die Leute aus dem Präsidium mit dem Bürgermeister und dem Wirt zusammen an einen Tisch. Wieder begann Wolfram: „Wir möchten Sie, Björn Nansen, als Bürgermeister von Håp Land nicht übergehen. Deshalb möchte ich, dass Sie über alles Bescheid wissen. Wie finden Sie diese Idee mit dem Tourismus als Arbeitsquelle?“

Björn nickte leicht. „Wenn das alles so funktioniert, dann wäre es ein Segen für unser Dorf. Aber werden Sie keine Probleme mit den Betreibern des Hotels bekommen?“

Da meldete sich Sven zu Wort. „Das Hotel hat seit heute einen neuen Eigentümer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Probleme gibt, wenn die Auslastung des Hotels darunter nicht leidet. Da hier erst mal nur Betriebsangehörige von Wolframs Firma absteigen, hat das keinen Einfluss auf unseren Hotelbetrieb.“

„Dann kann ich Ihr Vorhaben nur begrüßen“, sagte Björn Nansen.

„Doch nun zu Ihnen, Sören Lundgren. Sie betreiben die Schenke im Dorf. Wir hatten schon mehrfach das Vergnügen. Wie viele Gästezimmer haben Sie?“

„Eigentlich sechs, aber nur vier sind eingerichtet.“

„Sonst haben Sie keine Räume, die man als Gästezimmer nutzen kann?“

„Ja, schon, da wären noch zwei kleine Zimmer für höchstens eine Person. Ich nutze sie als Abstellkammern“, meinte der Wirt.

„Wie wäre es, wenn wir zu ähnlichen Bedingungen wie beim Ferienhausbau Ihre Gästezimmer modernisieren und für das ganze Haus Heizung und warmes Wasser installieren? Sie würden an den Touristen vorerst nichts verdienen, bis die Modernisierungssumme ausgeglichen ist. Aber an der Verpflegung der Gäste verdienen Sie natürlich sofort. Haben Sie hinter dem Gebäude noch Platz, sagen wir 25 Meter?“

„Ja, weshalb?“

„Dann könnte ich mir vorstellen, dass man dort einen kleinen Veranstaltungssaal für Feiern bis hundert Personen anbauen kann. Die Urlauber wollen Tanzabende auch im kleineren Kreis haben. Die großen Veranstaltungen werden sicher im Hotel angeboten. Aber dazu muss man erst mal hinüberlaufen. Nicht alle werden das wollen. Auch könnte man in diesem Raum Kinovorstellungen anbieten. Wie würde Ihnen das gefallen?“

„An sich gut, aber ich kann das nicht finanzieren.“

„Die Finanzierung würde über die Gästezimmer laufen. Ausgleich durch Verdienstverzicht bei den Übernachtungen. Das sagte ich bereits.“

Sören Lundgren fragte weiter: „Wie soll ich hier Kinovorstellungen geben? Ich verstehe doch davon nichts.“

„Auch das ist kein Problem. Sie benutzen einen Videorecorder und schließen daran einen Beamer an. Das ist so etwas Ähnliches wie ein Diaprojektor, geht aber für Filme. Dazu brauchen Sie eine kleine Anlage mit zwei ordentlichen Lautsprechern. Das kostet heute nicht mehr viel. Wenn Sie so ausgerüstet sind, dann können Sie Kino- und auch Tanzveranstaltungen machen. Es empfiehlt sich, in dem Raum in der Mitte so etwas wie einen Raumteiler einzubauen, mit dem sie den Raum bequem bei Bedarf halbieren können. Das spart auch Heizkosten im Winter. Aber darüber können wir reden, wenn Sie sich entschieden haben.“

„Das würde alles Ihre Firma finanzieren?“, fragte der Wirt ungläubig.

„Ja!“, antwortete Wolfram. „Dort folgt man meiner Empfehlung, weil schon lange so eine Naturinsel für ruhebedürftige Angestellte gesucht wird. Sind Sie interessiert?“

„Ja, wenn das so ist, wie Sie sagen, dann interessiert es mich schon.“

„Dann überlegen Sie sich in Ruhe, was Sie verändern möchten, und wir lassen es dann in Deutschland berechnen. Wenn Sie anschließend damit einverstanden sind, können wir den Vertrag machen. Günstig wäre es, wenn es noch vor dem 5. Januar wäre. Wir fliegen am 7. Januar zurück.“

„Das wird sich einrichten lassen.“

„Kino!“, meinte nun der Bürgermeister. „Das hört sich gut an. Da kommt endlich mal etwas Bewegung ins Dorf.“

„Stimmt! Aber es wäre gut, wenn Sie Sören Lundgren bei der Genehmigung behilflich wären. Ich kenne die hier bestehenden Gesetze nicht“, ergänzte Wolfram.

Damit war die Info-Veranstaltung zu Ende. Der Bürgermeister und der Wirt verabschiedeten sich und gingen. Wolfram erklärte Olaf: „Jetzt wird es ernst. Mal sehen, wie viele dieses Angebot annehmen. Vermutlich werden es am Anfang wenige sein. Erst wenn die anderen merken, dass es funktioniert, werden es mehr werden. Sagen Sie mir bitte über Andrea Bescheid, wenn sich jemand für dieses Angebot interessiert. Auch so lange, wie wir noch hier sind.“

„Ich glaube, von denen, denen die Kinder das Aufschnittpaket gebracht haben, werden sich einige interessieren. Ich habe das vorhin beobachtet“, meinte Olaf.

„Schön wäre es für sie“, antwortete Wolfram. „Gerade diese Familien könnten Hilfe gebrauchen.“

Da wendete sich Wolfram an Sven: „Wenn wir in unserer Firma Håp Land als Urlaubsdomizil anbieten, dann wird auch das Hotel dabei sein. Das heißt, es kommt Arbeit auf dich zu. Ich habe mir das so gedacht, dass die Familien mehr im Dorf Urlaub machen und die Alleinstehenden eher im Hotel. Mal sehen, ob mein Konzept aufgeht.“

„Das wäre ja großartig. Unser Hotel braucht dringend Urlauber. Von den Reisebüros kommen immer weniger.“

„Sven, behalte die Reisebüros trotzdem im Fokus. Unsere Urlauber können nur zusätzlich sein. Ich werde vermutlich auch im Sommer mal kommen. Bis jetzt kenne ich Håp Land nur im Winter. Im Sommer ist es hier sicher auch sehr schön.“

„Wenn das mit den Urlaubern klappt, dann wird dir unsere Chefin ewig dankbar sein“, sagte Sven überschwänglich.

Nun verabschiedeten sie sich von Sven und gingen ins Dorf, wo drei kleine Mädchen auf ihre Eltern warteten. Vor Kjelds Haus sagte Wolfram zu Olaf: „Wir haben hier noch etwas zu klären und kommen dann noch mal kurz rüber zu Ihnen, um unsere Kinder abzuholen. Bis nachher!“

Olaf ging und Wolfram betrat mit Maria und Andrea deren Elternhaus. Kjeld kämpfte schon wieder mit dem Videorecorder, als Wolfram ihn fragte: „Pappa, wie ist das mit dir? Wollt ihr dieses Angebot mit dem Ferienhaus annehmen oder nicht?“

„Ich habe mich noch nicht entschieden“, wich Kjeld aus.

„Ich dachte mir, dass es doch toll wäre, wenn wir nicht mehr im Hotel absteigen müssten, wenn wir euch besuchen. Außerdem würdet ihr dabei eine Modernisierung eures Hauses fast zum Nulltarif bekommen. Eine Ölheizung im Haus heißt, keine Kohlen mehr schleppen zu müssen, kein Dreck mehr im Haus und es ist immer warm. Auch gibt es dann immer warmes Wasser in Küche und Bad. Wobei eine Bad-Modernisierung mit dabei sein könnte. Frag mal Andrea, was man aus einem Bad alles machen kann.“

Da sagte Andrea schwärmerisch: „Pappa. Ein Bad, wie es Wolfram und Maria haben, ist traumhaft. Das wäre was für uns.“

„Mal allen Ernstes. Willst du dir dieses Angebot entgehen lassen?“, fragte nun auch Maria.

„Ach, macht doch was ihr wollt“, entgegnete Kjeld ärgerlich.

„Nein, Pappa!“, sagte Wolfram ernst. „Das werden wir nicht tun; nicht über deinen Kopf hinweg. Nur wenn du einverstanden bist. Du wirst es ganz sicher nicht bereuen. Lass uns morgen noch mal darüber reden. Wir müssen jetzt unsere Kinder holen und zurück ins Hotel gehen. Es ist schon spät.“

Maria und Wolfram verabschiedeten sich von Andrea und ihren Eltern und verließen das Haus. Bei Jansens wartete man schon mit dem Abendbrot auf sie. „So war das aber nicht gemeint“, sagte Wolfram betroffen.

Ivonne hatte sich riesige Mühe gegeben. „Wir haben so viel Aufschnitt, dass wir den gern mit Ihnen teilen“, erwiderte Olaf lächelnd.

Wolfram nickte und setzte sich mit Maria an den Tisch. Nun aßen alle von dem Aufschnitt vom Vortag. Besonders Kai fand kein Ende. Seine Mutter ermahnte ihn zweimal, bekam aber immer zur Antwort, dass doch so viel davon da wäre. Wolfram schmunzelte. Kai hatte ja recht.

Nach dem Essen besprachen Olaf und Wolfram noch einmal das Angebot. Zum Schluss meinte Wolfram: „Es kann schon im März begonnen werden, wenn der Winter vorbei ist. Ich denke, so vier bis acht Wochen, dann könnte euer Ferienhaus fertig sein. Werden Sie bis dahin alle Handwerker zusammenhaben? Sie müssen aber unbedingt Qualitätsarbeit liefern. Das ist die Bedingung! Es geht nicht darum, billig zu arbeiten. Bitte geben Sie diese Bedingung an die Handwerker weiter. Wer pfuscht, dem wird sofort der Auftrag fristlos gekündigt. Es ist besser, wenn die Handwerker das vorher wissen. Es wird auch so im Auftrag stehen.“

„Wenn ich jetzt schon für März unverbindlich Leute suche, dann werde ich bestimmt alle zusammenhaben. Wie viele von jedem Handwerk werden denn benötigt?“

„Olaf, das weiß ich nicht. Ich gebe Ihnen aber auf jeden Fall nächste Woche über Andrea Bescheid. Wenn Sie die Handwerker bis zum 1. März alle zusammenhaben und auch für das Baumaterial sichere Zusagen haben, werde ich mich dafür einsetzen, dass Ihr Gehalt rückwirkend zum 1. Januar erhöht wird. Das heißt, Sie werden eine Nachzahlung bekommen.“

Olafs Augen glänzten und Ivonne sah Wolfram an, als wäre er Gott. „Ich werde Sie bestimmt nicht enttäuschen“, sagte Olaf.

„Mich? Ich vermittle nur. Es ist unsere Firma, für die Sie arbeiten.“

„Trotzdem! Ohne Sie hätte ich diese Arbeit nie bekommen. Ich danke Ihnen!“

Maria sah Wolfram mit vielsagenden Blicken an. Wusste sie doch manches besser als alle hier in Håp Land. Sie war stolz auf ihren Mann, dass er sich so für die Menschen in ihrem Dorf einsetzte.

In den folgenden zwei Tagen zeigte Wolfram Dagmar und Manfred das schöne Norwegen im Winter. Sie fuhren durch die Gegend und sahen manchen Elch aus der Ferne, wenn sie im Wald spazieren gingen. Am nächsten Tag fuhren sie bis zum Atlantik und jetzt sahen Maria und auch ihre Kinder zum ersten Mal das endlose Meer, das hinter dem Horizont zu versinken schien.

Drei Tage nach Neujahr fuhren Maria und Wolfram nach Bergen, um das Geburtstagsgeschenk für Marias Mutter zu holen. Sie hatten eine Waschmaschine mit integriertem Trockner per Spedition nach Bergen geschickt und wollten sie nun abholen. In den Volvo-Kombi passte sie locker rein. Anschließend fuhren sie noch einmal zum Flughafen, um alte Erinnerungen lebendig werden zu lassen. Im Empfangsgebäude sagte Wolfram zu seiner Maria: „Weißt du noch, wie wir das erste Mal hier waren? Wie begeistert du warst? Und heute ist alles schon so normal geworden.“

„Nein!“, widersprach Maria. „Es ist vielleicht leichter geworden, aber das Fliegen fasziniert mich immer noch. Wenn man über den Wolken schwebt und immer wunderschönes Wetter hat – das wird für mich immer ein Erlebnis sein. Aber sonst hast du natürlich recht. Im Februar hatte ich sogar etwas Angst, als wir hierhergefahren sind. Und heute ist es schon fast selbstverständlich. Wie man sich doch ändert.“

„Wollen wir gleich hier etwas essen?“, fragte Wolfram.

„Um Gottes willen, nein! Mamma und die Kinder warten doch mit dem Mittagessen auf uns.“

„Dann sollten wir jetzt zurückfahren, damit wir nicht zu spät kommen.“ Sie fuhren gleich zum Hotel und stellten dort das Auto in der Tiefgarage ab. So konnte Marias Mamma nicht vorzeitig sehen, was sie in Bergen geholt hatten. Anschließend liefen sie rüber zum Dorf.

Oben auf der Fernstraße meinte Maria zu Wolfram: „Weißt du noch, wie wir uns hier meistens getrennt haben. Auch wenn es manchmal wehtat, es war die schönste Zeit in meinem Leben. Ich denke gern daran zurück. Du auch?“

„Ja“, antwortete er und fügte hinzu: „Aber auch deshalb, weil ich damals höllisch aufpassen musste, dass ich mich nicht verspreche. Ich musste doch den normalen Angestellten spielen. Diese Rolle war für mich sehr neu.“

„Und doch hast du sie ausgezeichnet gespielt. Wir sind alle darauf reingefallen.“ Maria gab ihm lachend einen Stoß in die Seite. „Ich darf gar nicht daran denken, was gewesen wäre, wenn du das nicht gemacht hättest. Niemals wäre ich dir nach Sonnenberg gefolgt. Ich hätte dir deine Liebe nicht geglaubt und wäre sicher sehr unglücklich geworden.“ Maria schüttelte den Kopf, als wolle sie etwas abschütteln. „Heute bin ich dir dankbar, dass du so lange geschwiegen hast.“ Sie blieb stehen und umarmte ihren Mann. Dann folgte ein langer Kuss. „Du bist mein Leben, Wolfram. Ich liebe dich!“

„Ich liebe dich auch sehr“, gestand Wolfram. „Du bist die erste Frau, die ich wahrhaft liebe und bei der ich spüre, wieder geliebt zu werden. Du bist nicht nur die schönste Frau, sondern auch so erfrischend ehrlich, dass ich dich nie vergessen könnte, selbst wenn sich unsere Wege trennen würden. Ohne dich wäre mein Leben öd und leer.“

Noch einmal umarmten sie sich wie zwei Jungverliebte. Dann gingen sie weiter. Es war nur noch ein Stück bis zum Haus von Marias Eltern.

Hier wartete man schon sehnsüchtig auf sie. Marias Mutter hatte zu tun, das Essen warm zu halten, und Andrea hatte die Kinder besänftigt, die ständig fragten, wann es Essen gebe. Nur Pappa war nicht ungeduldig. Er erforschte die Welt seines neuen Videorecorders. Hier waren so viele Dinge in der Beschreibung, die er nicht kannte. Da gab es Funktionen, von denen er nicht einmal wusste, was sie bedeuteten.

Als Wolfram und Maria in der Tür standen, atmeten fünf Herzen auf und eins knurrte, weil es beim Studium des Videorecorders unterbrochen wurde. Beim Essen war aber alles vergessen.

Nach dem Essen sagte Andrea: „Wolfram, du musst noch zu Jansens rüber. Olaf war vor einer Stunde hier und hat gesagt, dass sich noch einige gemeldet haben. Sie wollen den Vertrag machen.“

„Das ist gut. Du und Maria, ihr kommt am besten gleich mit. Eva und Laura, wollt ihr mit Gerda und Kai spielen? Julia muss aber leider ins Bett.“

Ein zweimaliges „Ja!“ und ein trauriges Gesicht waren die Antworten. Also brachte Maria Julia in Andreas Bett und sagte zu ihr: „Wenn du ausgeschlafen hast, dann darfst du auch mit zu Gerda und Kai.“

Annefried beruhigte Maria: „Geh nur mit. Ich passe schon auf Julia auf. Diese Verträge sind doch wichtig?“

Maria nickte. „Danke!“

Olaf erwartete sie schon. Er wollte in seiner neuen Arbeit alles richtig machen und so sprach er: „Alle Familien, denen Sie ein Aufschnittpaket geschickt haben, wollen einen Ferienhausvertrag machen, dazu noch drei andere Familien und der Wirt. Sie wollen diesen Vertrag mit Ihrer Firma machen, wenn sie vorher noch ein paar genauere Informationen zur Finanzierung bekommen würden.“

„Das ist kein Problem. Ich habe alle Zahlen mit. Das wären dann elf Verträge?“

„Richtig!“ Olaf war stolz auf dieses Ergebnis, denn er selbst hatte mit weniger gerechnet.

„Sie selbst wollen diesen Vertrag nicht mehr?“

„Was? … Wieso? … Doch, doch, ich will auch. Das hatte ich doch schon gleich nach der Veranstaltung gesagt“, stammelte Olaf ängstlich.

„Dann sind es aber zwölf Verträge. Bitte seien Sie nicht böse. Es war nur ein Scherz. Natürlich weiß ich, dass Sie der Erste waren, der sich bereit erklärt hat. Deshalb wird der Bau auch bei Ihnen beginnen.“

Olaf war erleichtert. Er vertraute Wolfram und sah in diesem Ferienhausprojekt eine sichere Zukunft für sich und seine Familie.

„Wir werden mit allen, die sich für den Vertrag ausgesprochen haben, noch ein Treffen organisieren. Sagen wir übermorgen, am Sonnabend, 10.00 Uhr in der Dorfschenke. Dorthin werde ich die Verträge mitbringen. So kann jeder unterschreiben, wenn er das wirklich will. Ich möchte niemanden drängen! Würden Sie bitte allen Bescheid geben und natürlich auch den Wirt informieren?“

„Das werde ich tun. Sie können sich auf mich verlassen.“

„Olaf, Sie sind sehr fleißig. Ich bin überzeugt, dass Sie das nicht bereuen werden. So, jetzt schließen wir die Arbeit ab und sind wieder privat! Eines sollten Sie wissen: Marias Freunde sind auch meine Freunde. Schon deshalb möchten wir Ihnen helfen, so gut wir können.“

„Sie helfen uns schon so sehr“, sagte Ivonne unterwürfig.

„Bitte, Ivonne, ich bin nichts Besonderes. Betrachten Sie mich als einen guten Freund. Ich würde das für jeden meiner Freunde tun. Das ist doch selbstverständlich“, wehrte Wolfram ab.

„Hier gibt es einige Familien, die Hilfe sehr dringend brauchen. Sie alle vertrauen Ihnen und Maria. Es wäre für sie furchtbar, wenn die Sache nicht ehrlich wäre“, sagte Olaf sorgenvoll.

„Olaf, sollte irgendjemand finanziell benachteiligt werden, dann hafte ich mit meinem Privatvermögen. Das sage ich nur Ihnen. Aber ich werde es tun! Wissen Sie, ich empfinde Betrug als etwas Abscheuliches. Fragen Sie Maria. Sie kennt mich am besten.“