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Nr. 85

 

Im Zentrum des Chaos

 

Lordadmiral Atlan bei den Akonen – das Duell der Transmitter beginnt

 

von Hans Kneifel

 

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Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der United Stars Organisation schreibt man den Monat Februar des Jahres 2842, das voller Gefahren und Überraschungen ist.

Seit dem Verschwinden Lordadmiral Atlans, der bei einem Alleingang entführt wurde und dessen Spur trotz fieberhafter Suche noch nicht entdeckt werden konnte, sind für viele Mitarbeiter der USO und ähnlicher Organisationen des Solaren Imperiums schwere Tage angebrochen.

Nicht genug damit, dass die Agenten und Spezialisten die Galaxis nach dem verschwundenen Lordadmiral durchforschen – sie haben noch eine zweite Aufgabe zu erfüllen: Sie sollen eine Gefahr bannen, die immer mehr bewohnte Welten zu vernichten droht.

Die Gefahr geht aus von dem so genannten »Suddenly-Effekt«, einem Phänomen, das die plötzliche Ablagerung riesiger planetarischer Trümmermassen auf anderen Himmelskörpern bewirkt.

Lordadmiral Atlan – gegenwärtig Gefangener eines akonischen Kommandos – wird erneut mit dem Suddenly-Effekt konfrontiert. Zusammen mit seinen Gefährten befindet er sich mitten IM ZENTRUM DES CHAOS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Lordadmiral begibt sich in das Zentrum des Chaos.

Nuramy von Potrinet und Lapp »Cicero« Kreiden – Atlans Begleiter.

Tarmic Av Zeger – Kommandant eines akonischen Kampfschiffes.

Nakulos om Vardson – Projektleiter auf dem Planeten Tasar-Opton.

Verver Kairaan – Ein Mann kämpft um sein Leben.

1.

 

Nakulos om Vardson, der Verantwortliche für das Projekt auf Opton, bewegte die Steuerung des Bootes langsam nach links. Der schnelle Wassergleiter vollführte eine weit ausholende Wende. Nakulos stand auf und blickte geradeaus. Dort hinten, jenseits des verschwommenen Horizontes, lag die untergegangene Insel, vielmehr die Insel, deren Untergang gewiss war. Das riesige kosmische Trümmerstück, das auf ihr materialisiert war, drückte sie langsam in die dünne Kruste Tasar-Optons hinein.

»Es ist fraglich, ob wir es schaffen!«, sagte Nakulos zu sich selbst. Er befand sich jetzt eine Stunde und knappe zwanzig Seemeilen von der Küste entfernt. Der Effekt, den die Terraner »Suddenly-Effekt« nannten, würde auch die anderen Inseln vernichten, wenn sie es nicht schafften, praktisch zwei Dinge zur gleichen Zeit durchzuführen.

Zunächst die Evakuierung ...

Das war aus zwei Gründen schwierig. Erstens brauchten sie die Menschen, um die Riesentransmitter aufbauen zu können; die Arbeiten waren noch längst nicht beendet. Und außerdem gab es einfach nicht genügend Schiffsraum. Bisher hatte man aber den startenden Transportschiffen die Kinder und Frauen mitgeben können, sogar die wichtigsten und kostbarsten Gepäckstücke hatten meistens noch Platz gefunden. Die meisten Männer, aber auch weibliche Wissenschaftler, befanden sich noch auf den Inseln des Planeten. Von hier aus sah Nakulos ausgezeichnet die riesigen Blöcke der Energieerzeuger, die Raumschiffe, aus deren Bäuchen die Robotkommandos Einzelteile transportierten, und die als Energielieferanten dienen sollten.

Dann die Kette der Reflexionsstationen. Die erste Insel war vernichtet, alles auf ihrer Oberfläche mit Ausnahme des uralten Leuchtturms war unter der Wucht der Gesteinsmassen zermalmt worden.

»Sie arbeiten fieberhaft!«, murmelte Nakulos.

Es war nicht zu übersehen, dass ein gewisses Maß an Todesangst die Arbeiten vorantrieb. Überall auf der langen Inselkette entstanden Riesentransmitter. Die kombinierte Strecke würde länger sein als sechsundfünfzigtausend Meter. Häuser, die den einzelnen Baugruppen im Weg standen, wurden von Bulldozern niedergewalzt und planiert.

Weit draußen auf der offenen See zog sich ein Gewitter zusammen. Die Sonne bekam einen fahlen Glanz. Die probeweise eingeschalteten Transmitter erwachten mit dumpfen Geräuschen, die zwischen den Inselbergen hallten. Nakulos om Vardson ließ das Boot wieder schneller werden und fuhr von der dritten der kleineren Inseln weg und wandte sich nach der vierten. Die Silhouetten der kugelförmigen Raumschiffe beherrschten das Bild vor dem dunstigen Horizont. Nakulos' Blick wanderte langsam die Küste entlang. Wenn Tarmic Av Zeger ankam, musste die Anordnung der Transmitter stehen und funktionieren. Das Schicksal dieses Kolonialplaneten hing davon ab, dass die Energiemengen geliefert, transponiert und angewendet wurden. Die Küstenlinie zeigte die optischen Verschiebungen; Felsen tauchten auf, Landungsstege, Häuserreihen, wie seltsame weiße Vogelnester an die Felsen geklebt, dahinter die Staubwolken, die von den überschweren Baumaschinen hochgewirbelt wurden und sich schwer in Form langer, ausgedehnter gelber Felder über die tiefgrünen Bäume und Büsche legten. Die Brandung wurde stärker, und plötzlich säumte ein weißer, schäumender Rand die Inseln. Die Hand des Akonen streckte sich nach vorn und drückte einen Schalter. Auf der Bildplatte des Nachrichtengerätes zeigte sich ein Gesicht.

»Nakulos hier. Wie steht es bei euch?«

»Nicht besonders gut. Wir bekommen nicht die volle Energie, om Vardson!«

»Verdammt! Was ist schuld daran?«

»Fehler in den Leitungen!«

Nakulos merkte, wie die nervliche Anspannung der letzten Tage und Wochen in ihm auf einen Ausbruch drängte. Er schwieg und versuchte, die Fassung zu bewahren. Das Boot tanzte, angetrieben von einer doppelten Unterwasserturbine, mit langen Sprüngen über die Wellen und setzte immer wieder weich ein. Auf beiden Seiten des scharfen Bugs spritzte der Gischt auseinander.

»Wer ist für die Leitungen verantwortlich?«

Der Mann sah den aufkommenden Zorn im Gesicht Nakulos' und machte eine beschwichtigende Geste. Der Sturm wühlte, dreißig oder mehr Kilometer vom Rand der nächstliegenden Insel entfernt, das Meer auf. Blitze zuckten und bildeten schnelle, unregelmäßige Muster vor der schwarzen Riesenwolke.

»Wir haben in ein paar Stunden die Anlage fertig. Sämtliche Einzelstationen werden eben getestet. Die Rechnungen besagen, Nakulos ...«

Der Mann im dahinschießenden Boot sagte schroff:

»Ich weiß, was sie besagen. Sie glauben ausgerechnet zu haben, dass der nächste Stoß des Suddenly-Effekts erst viel später auftritt. Und was passiert mit unseren Inseln, also unserem Land, wenn sich der Effekt nicht an die Berechnungen hält?«

Sein Gesprächspartner sagte laut:

»Ich kann die Leute nicht mehr antreiben. Die schuften schon wie die Besessenen. Einige von ihnen sind bereits zusammengebrochen. Was sollten wir noch tun?« Dieses phantastische Projekt akonischer Transmittertechnik war der letzte Ausweg, den es für diesen Planeten gab.

»Gut. Ich verstehe. Machen Sie weiter, aber evakuieren Sie, soviel Sie können. Ich sehe hier das große Schiff, und daneben steht ein kleines. Können Sie dieses Schiff nicht starten? Mit allen, die wir entbehren können?«

Der andere Mann überlegte, presste die Lippen aufeinander, schließlich erwiderte er:

»In Ordnung. Aber es werden nicht viele sein. Ich gehe noch einmal die Listen durch. Sie kontrollieren die anderen Inseln der Transmitterkette?«

Nakulos nickte zustimmend.

»Ja. Ich werde von Bord gehen, wenn mich der Sturm überholt. Ich habe ein verdammt ungutes Gefühl!«

»Ich auch! Mehr als ungut. Ich habe das Vorgefühl eines kommenden Weltunterganges.«

»Ich kümmere mich um die Koordination, om Vardson!«

»Schön. Sie wissen, wie ich zu erreichen bin. Für Sie jederzeit!«

Die Natur gebärdete sich immer drohender. Das Boot vollführte längere Sätze und rollte um die Achse. Nakulos hielt es gut vom Land frei, sah die Baukolonnen und die Raumschiffe hinter sich kleiner werden, schließlich verschwand die obere Abplattung des kleineren Schiffes hinter der unbewachsenen Nase eines Felsvorsprunges, der von einem rot-weiß gesprenkelten Schwarm aufgeregt kreischender Seevögel umschwirrt wurde. Ahnten die Tiere etwas von der drohenden Gefahr – wie damals, als die Fische aus dem Wasser gestrudelt kamen, bevor sich das planetare Fragment mit einem dröhnenden Schlag auf die Großinsel gesenkt hatte?

»Weltuntergang. Das ist es! Wir müssen ihn verhindern!«

Nakulos om Vardson wusste genau, dass die Bevölkerung dieses Planeten ein Spiel mit grenzenlos großem Risiko einging. Die Chancen standen ... wie eigentlich standen sie? Fünfzig zu fünfzig? Niemand konnte es sagen, aber mit einiger Sicherheit würden die Transmitter das größte Unheil verhindern können.

Das Boot raste weiter, in den von kleinen, unbewachsenen und unbewohnten Felstrümmern durchsetzten Sund zwischen den Inseln hinein. Andere Ufer zeigten sich, die Kulisse der gestaffelten, gezackten Ansichten verschob sich ununterbrochen. Auf einem Sandstreifen unweit des Fahrtweges von Vardson stand, eng aneinandergedrängt, eine kleine Herde von Wolltieren. Sie scharten sich um den Leitbullen und schrien jämmerlich.

»Ahnen die Tiere etwas?«, murmelte Nakulos.

Zwischen den Inseln war das Wasser ruhiger. Zwar donnerte und hämmerte auch hier die Brandung gegen die Felsufer und kochte, sich überschlagend, über den goldenen Sand bis an die Wurzeln der Koniferen heran, aber die Wellen trugen noch keine Schaumkronen.

Wieder eine andere Insel dieses submarin zusammenhängenden Systems.

Und wieder eine andere Ansicht.

Ein anderer Versuch, oder eine andere Versuchsanordnung. Auch hier standen auf eilig betonierten Plattformen die überschweren Energieerzeuger. Über provisorische Masten zogen sich Kabel mit bemerkenswert großem Querschnitt. Rund um die Projektoren der Transmitterschäfte arbeiteten Roboter und Maschinen, hetzten Menschen in Gleitern umher, wolkten Staubfahnen auf. Die Häuser starrten mit leeren Fensterhöhlen hinunter auf das Meer. Und überall waren Vögel. Große, weiße Vögel, die es keine Sekunde lang auf ihrem Platz hielt, und die vielen kleinen farbigen Tiere, die sich zu dichten runden Schwärmen zusammengefunden hatten.

»Und sie ahnen doch etwas!«

Die Ahnung, eine deutliche Vorstellung des Kommenden, erfüllte Nakulos mit lähmendem Schrecken. Seine wissenschaftliche Phantasie reichte leicht aus, um sich den langsamen, qualvollen Untergang dieses lieblichen Planeten vorstellen zu können. Er fühlte, wie ein eiskalter Schauder über seinen Rücken glitt.

»Ich muss den Steg der fünften Insel erreichen!«, sagte er zu sich selbst. Der Klang seiner Stimme beruhigte ihn, nicht viel allerdings.

Er hatte die Verwüstungen rund um die betroffene Insel gesehen. Ein Fetzen Gebirge, wie mit einer Stichsäge aus der Planetenkruste einer fernen, unbekannten Welt herausgesägt, war auf diese Insel geworfen worden. Nur einige Anlagen an den äußersten Rändern existierten noch. Nakulos hatte, zusammen mit den anderen Frauen und Männern der Rettungskommandos versucht, Überlebende zu finden – er entdeckte nur Leichen, die der ungeheure Luftdruck von den Rändern der Insel ins Meer geschleudert hatte. Ein schaukelnder, durcheinanderquirlender Ring aus Leichen und Trümmern hatte ihnen schlagartig klargemacht, wie das Schicksal des Planeten aussah, wenn der Suddenly-Effekt weiterhin zuschlug. Die Panik des plötzlichen Begreifens hatte sämtliche Bewohner ergriffen. Sie handelten, so schnell es möglich war, denn sie wussten, dass sie alle sterben mussten, wenn die nächsten Felstrümmer rematerialisierten.

Die fünfte Insel schob sich hinter den Linien der kleineren Eilande hervor. Nakulos setzte die Maschinenleistung herauf und jagte durch die Wellen.

Wieder schaltete er den Kommunikator ein.

»Nakulos om Vardson hier«, sagte er. »Ich brauche einen schnellen Gleiter an den Landungssteg. Ich muss die Kontrollzentrale erreichen!«

»Verstanden. Wir schicken Ihnen einen Gleiter. Wie steht es auf den anderen Inseln?«

Er lachte grimmig auf und schloss:

»Nicht besonders gut. Die Gefahr ist nach wie vor gegenwärtig.«

Mit seinen Worten drückte er die Stimmungen und die Ahnungen aller anderen Bewohner aus und derjenigen Helfer, die in Raumschiffen gelandet waren. Als er sich, den schneidenden Wind im Rücken und immer wieder von Wassertropfen durchnässt, dem weißen Steg näherte, sah er auch an diesen Ufern die hastigen Arbeiten, die man durchführte, um die Projektoren des Transmitterprojekts funktionssicher zu machen.

Sie alle hatten Angst.

Es gab niemanden auf den Inseln von Tasar-Opton, der nicht genau Bescheid wusste. Es gab auch niemanden, der nicht alles tat, um dem drohenden Verhängnis Einhalt zu gebieten. Dieser Kolonialplanet war als Welt zu kostbar, um ohne Gegenwehr verlassen zu werden, und die Investitionen an Menschen, Ideen und Sachwerten waren so hoch, dass sich der Einsatz des Projekts lohnte. Darüber hinaus würde man Erfahrungen sammeln, um künftigen Effekten auf anderen Planeten wirksam begegnen zu können.

Auch die Akonen wussten nicht, wer oder was an diesem furchtbaren, planetenzerstörenden Vorgehen schuld war. Ihre Raumschiffe suchten ebenfalls nach den Schuldigen und Verantwortlichen. Und sie hatten die Bezeichnungen von den Terranern übernommen, deren Funksprüche man aufgefangen hatte. Also konnte man auch diesmal nicht die verhassten Terraner für die Zwischenfälle verantwortlich machen.

Oder doch?

Unter Aufbietung aller seiner Steuerkünste erreichte Nakulos om Vardson den Steg, umrundete die Wellenbrecher und kam in ruhiges Fahrwasser. Er legte schnell und geschickt an, verließ das Boot und bestieg den Gleiter. Kurze Zeit darauf stürmte er in die bebensichere Schaltzentrale des Projekts hinein, blieb stehen und betrachtete die eingeschalteten Kontrollen. Er atmete tief ein und aus, verdrängte die Gedanken der Angst und Panik und widmete sich seiner Arbeit. Aber immer wieder schob sich eine Überlegung in den Vordergrund: Gab es eine Rettungsmöglichkeit für Tasar-Opton?

2.

 

Heute, am ersten Februar, wollte er auf eine noch unbekannte Art eine Entscheidung herbeiführen. Er wusste, dass er für die Dauer des Fluges gefangen und behindert war, und dass wegen seiner Unruhe das Schiff nicht schneller fliegen würde. Er kannte weder den Zweck des Fluges noch das Ziel, aber an der Unruhe der wenigen Männer, die er gesehen und gesprochen hatte, konnte er wie an einem fein ansprechenden Instrument ablesen, dass sich etwas Entscheidendes vorbereitete.

»Unmittelbare Lebensgefahr scheint nicht zu bestehen, aber ich muss erfahren, wer dieses Mädchen oder diese junge Frau ist.«

Mit größter Wahrscheinlichkeit, warf der Extrasinn des Arkoniden ein, ist es nicht jene Frau, die du in deinen Erinnerungen hast! Die Ähnlichkeit ist so gut wie identisch, aber alles erscheint zu perfekt.

Eine ausgeprägte, aber nicht zielgerichtete Unruhe erfüllte Lordadmiral Atlan. Er ging langsam in der relativ geräumigen Kabine hin und her, die er an Bord des Fünfhundert-Meter-Schiffes SAAFNOR bewohnte. Er war nicht sicher, ob er – und auch Lapp C. Kreiden – gefangen waren und streng bewacht wurden. Er konnte aber sicher sein, dass ein Ausbruchsversuch ihm keinerlei Chancen bot. Nuramy von Potrinet, die ihm nachweisbar ein paar Mal das Leben gerettet hatte, ihn andererseits aber auch hatte töten wollen, war jedenfalls an Bord eines akonischen Schiffes frei. Aber ... warum das Ganze? Was sollte es?

Es sieht für den Logiksektor deines Verstandes so aus, als ob diese junge Frau einen Plan gefasst habe, den sie aus irgendwelchen Gründen nicht mehr zu Ende bringen kann oder will! Vielleicht liebt sie dich wirklich?

Atlan hob die Schultern und dachte darüber nach, was seine »innere Stimme« gemeint haben mochte.

Alles schien möglich, auch die unsinnigste Entwicklung.

»Liebe ich sie wirklich?«, knurrte er in höchst unliebenswürdigem Tonfall. Er starrte sein Spiegelbild in einem ausgeschalteten Interkomschirm an, aber auch auf diese Weise bekam er keine Antwort. Wieder nahm er seine unruhige Wanderung auf.

Liebte er Nuramy?

»Ja und nein!«, sagte er schroff. Er tadelte sich selbst, weil er nicht in der Lage war, eine klare Entscheidung zu treffen. Es erschien ihm ziemlich sicher, dass sich Nuramy in ihn verliebt hatte; eine Unmenge ihrer Reaktionen sprachen dafür. Andererseits musste sich Atlan aus langen Jahrtausenden der Erfahrungen bewusst sagen, dass eine Frau, die in der Situation Nuramys war, unter anderem auch eine perfekte Schauspielerin sein würde.

Richtig!, kommentierte der Extrasinn.

Atlan selbst befand sich sozusagen zwischen zwei Polen. In der letzten Zeit hatte er gemerkt, dass er sich von Stunde zu Stunde mehr zu Nuramy hingezogen fühlte. Zweifellos besaß sie den seltenen Vorzug, im Verhältnis zu ihrer Schönheit auch noch über einen hervorragenden Verstand und eine sozusagen umfassende Bildung zu verfügen.

»Versuche, eine Entscheidung herbeizuführen! Du musst endlich klar sehen!«, drängte der Extrasinn.

»Genau das habe ich vor!«, versicherte sich Atlan.

Er hörte mit seiner nutzlosen Wanderung auf, schaltete einige Geräte ein und legte eine Bandkassette in den Schlitz. Beruhigende, aber fremdartige Musik erfüllte die Kabine. Atlan nahm ein Glas aus einem spärlich eingerichteten Barfach, las die Aufschriften auf den Flaschenetiketten und entschloss sich für einen Alkohol, der stark nach exotischen Früchten roch. Er tat Eis in das Glas, schüttete den Alkohol darüber und setzte sich vor den Interkom. Gerade, als er die Finger ausstreckte, um das Gerät einzuschalten, schrillte der Türsummer. Atlan hob die Brauen und sagte scharf:

»Herein!«

Das Schott schwang auf. Im matten Licht der Korridorbeleuchtung und in der geringen Helligkeit, die aus der Kabine nach draußen fiel, erkannte Atlan die junge Frau. Er stand auf und stellte das Glas ab.

»Ich wollte dich eben anrufen, Nuramy!«, sagte er.

Sie kam herein, hinter ihr schloss ein Akone das Schott. Sie waren allein und blickten sich unschlüssig und ein wenig verlegen an. Wieder fühlte sich der Arkonide von der aparten Schönheit des Mädchens gefangen.

»Wie du siehst, ist es überflüssig geworden. Ich bin hier. Bekomme ich auch etwas von dieser Sorte?«