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Nr. 258

– ATLAN exklusiv Band 119 –

 

Im Dschungel von Kalamdayon

 

Notlandung in der Wildnis von Travnor – ein Retter wird zum Gegner

 

von Peter Terrid

 

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Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums schwer zu schaffen machen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, deren Habgier und Korruption praktisch keine Grenzen kennen. Gegen diese inneren Feinde ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol III., den Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.

Gegenwärtig ist Atlan allerdings nicht imstande, an diesem Kampf mitzuwirken. Nach der akonischen Gefangenschaft, der er und seine Gefährten endlich entrinnen konnten, befindet sich der Kristallprinz erneut in einer wenig beneidenswerten Lage.

Nach der Duplizierung ihrer Körper und Geistesinhalte gelang es den beiden Originalen, also dem echten Atlan und Fartuloon, zwar von der Raumstation zu fliehen, doch das Beiboot, in das sie dank Karyklias Hilfe gelangten, wurde abgeschossen.

Nun sehen sich die Flüchtlinge andersgearteten Gegnern gegenüber – und diese Gegner lauern IM DSCHUNGEL VON KALAMDAYON ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan und Fartuloon – Der Kristallprinz und sein Lehrmeister kämpfen sich durch den Dschungel von Kalamdayon.

Mexon – Der Mondträger auf der Flucht.

Mertal Guran – Aufseher einer robotischen Fischfabrik.

Sartuponth – Ein Einsiedler.

Zyrrhoa Larmuton – Eine Regierungsangestellte von Travnor.

1.

 

Fisch, besonders der von Travnor, zeichnete sich von je her durch seine Eigenschaften als hochwertiges Nahrungsmittel aus. Das Fleisch der Fische enthielt große Mengen hochwertigen Proteins, wenig Fett, dafür aber viel von den fettlöslichen Vitaminen, dazu lebenswichtige Mineralien: Phosphor für den Knochenbau, Jod für die Schilddrüse und Fluor für den Schutz der Zähne. Obendrein enthielt Fisch viel Glutaminsäure, die in dem Ruf stand, die Gehirntätigkeit zu aktivieren.

Vielleicht lag es daran, dass Mertal Guran keinen Fisch mochte, dass er sich von je her dadurch ausgezeichnet hatte, ein hochwertiges Faultier zu sein. Sein Fleisch enthielt gewaltige Portionen Fett, dafür wenig Eiweiß; Vitamine und Mineralstoffe nahm er vorzugsweise in Form hochprozentiger Getränke zu sich, und wenn die Vermutungen über Glutaminsäure stimmten, musste sich bei ihm ein erschreckendes Defizit an Glutaminsäure feststellen lassen. Mit sich führte er eine Dunstwolke, in der sich der typische Fischgestank mit einer Schweißausdünstung verband, die Uneingeweihten den Atem verschlug. Dazu kam noch als weiterer aromatischer Bestandteil ein durchdringender Geruch nach Alkohol.

Mertal Guran war durchschnittlich groß, überdurchschnittlich dick und sensationell faul. Seine Haare, die silbern glänzten wie die Fische, die er betreute, waren bereits stark gelichtet. Mertal pflegte zu behaupten, dies läge daran, dass sein Körper besonders große Mengen des männlichen Sexualhormons produziere. In dem Gesicht fiel die großporige Nase auf, die fast so intensiv rot schimmerte wie die Augen, die vom steten Alkoholmissbrauch so blutunterlaufen waren, dass es schwerfiel, die Iris vom Hintergrund zu unterscheiden.

Mertal Gurans Aufgabe bestand darin, die vollrobotische Fischfabrik zu überwachen und eventuell auftretende Störungen zu beseitigen. Spötter behaupteten, dass der einzige denkbare Störfaktor in dieser Anlage von Guran selbst dargestellt wurde.

»Fisch muss schwimmen«, prustete Guran und setzte die dickbauchige Flasche an die Lippen. Genüsslich ließ er den Schnaps durch die Kehle laufen. Der Schnaps war stark und billig, denn Guran produzierte ihn selbst. Die Inspektoren durften zwar davon nichts wissen, aber sie wagten sich ohnehin nur in Jahresabständen in die Fabrik.

Gurans Arbeitsplatz lag knapp achtzig Meter über dem Erdboden. Er saß in einem Kontrollraum an der Spitze des Turmes. Von dort aus hatte er einen vorzüglichen Überblick. Er konnte, ohne dafür die Qual des Aufstehens auf sich nehmen zu müssen, die achtunddreißig Fischbecken betrachten, in denen die verschiedenen Speisefischsorten Travnors gesammelt und der industriellen Verwertung zugeführt wurden.

Da gab es den katzenköpfigen Würmling, der bei festlichen Mahlzeiten auf den Arkonwelten serviert wurde; dazu gehörte eine Sauce aus Butter, Sahne, Fischblut und mindestens dreißig verschiedene Würzkräuter von Beltrafion. In dieser Zusammensetzung war eine Portion katzenköpfiger Würmling à la Imperator ungefähr so viele Chronners wert, wie Guran in einem Monat verdiente. Würmlinge waren die einzigen Fische, die Guran ab und zu aß, wenn auch nicht in der Aufmachung der feinen Küche. Immerhin würde er, falls er je wieder nach Arkon zurückkehren würde, ohne zu lügen behaupten, oft katzenköpfigen Würmling gegessen zu haben.

Guran leckte sich genießerisch die Lippen. Bedächtig stellte er die geleerte Flasche auf dem Instrumentenpult ab. Während sein Blick nachlässig über die Becken glitt, beschäftigte ihn ein wichtigeres Problem. Wie fast alle chronischen Alkoholiker brachte er es ohne Schwierigkeiten zuwege, jede gewünschte Menge Schnaps herzustellen oder herzuschaffen. Schwierig war nur, die gewaltige Zahl geleerter Flaschen aus dem Haus zu schaffen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Hätte sich herumgesprochen, dass Gurans einzige Beschäftigung darin bestand, tagaus tagein den schmalen Grat zwischen Entzugsdelirium und einer tödlichen Äthanolvergiftung entlangzubalancieren, wäre er gefeuert worden.

Mehrere Male war Guran versucht gewesen, die leeren Flaschen einfach zusammen mit den Fischen der Fabrik zukommen zu lassen, aber ihm war trotz seines umnebelten Hirns immer wieder noch rechtzeitig eingefallen, dass feingemahlenes Glas mitunter tödliche Wirkungen hatte, wenn jemand größere Portionen davon mit seiner Fischsuppe verzehrte. Vielleicht gelangte ein derart präparierter Fisch sogar auf einen fürstlichen Tisch – in diesem Fall hätte Guran statt in Flaschenöffnungen bald in Blastermündungen geschaut.

»Später«, entschied Guran ächzend.

Er wuchtete sich von seinem Sessel in die Höhe. Er hatte wenig genug zu tun, dennoch suchte er immer noch nach Möglichkeiten, auch diese wenigen Beschäftigungen zu vermeiden. Eines der Kontrollinstrumente hatte angezeigt, dass das Becken mit den Coelantheriden ausreichend gefüllt war. Wenn weitere Tausendschaften von diesen Fischen das Becken füllten, geriet die Produktion in Gefahr. Guran wischte sich den Schweiß von der Stirn, dann drückte er den Knopf in die Fassung, der für die vollautomatische Entleerung des Beckens sorgte.

Während die Maschinen anliefen und die Zeiger auf dem betreffenden Pult langsam in die Höhe krochen, nahm Guran eine Bewegung am Rand des Beckens wahr. Er kümmerte sich nicht darum. Es war viel wichtiger, herauszufinden, wo er am gestrigen Abend die nur halb geleerte Flasche mit dem afzgotischen Weißbeerenlikör versteckt hatte, ein vorzüglicher Tropfen, dem man obendrein nachsagte, dass er bei regelmäßigem Genuss sogar das Gewicht des Trinkers vermindern würde. Als Guran die Flasche mit dem giftgrün schillernden Inhalt aufgestöbert hatte, stieß er ein triumphierendes Grunzen aus.

 

*

 

Das Boot bewegte sich unruhig auf den Wellen, und Mexon stellte erbittert fest, dass er in einem Medium, das kaum Materie enthielt, entschieden besser zurechtkam als in einem Medium, das eine ganze Menge Materie enthielt, die zudem unangenehm beweglich war. Raumkrankheit war für Mexon ein Fremdwort gewesen, aber die Seekrankheit hatte ihn fest im Griff. Er war weißgrün im Gesicht und wünschte sich, dass er noch irgendwelche Nahrungsmittel im Magen gehabt hätte, die er über Bord hätte spucken können. Das Würgen mit leerem Magen war eine teuflische Angelegenheit.

»Diese Nussschale bringt mich noch um!«, ächzte Mexon.

Er hatte das schmale offene Boot in der Nacht gestohlen, in der Hoffnung, dass man auf dem Meer nicht nach ihm suchen würde. Die meisten Raumfahrer hatten eine instinktive Abscheu vor dem Meer, vielleicht würden sich die Verfolger daran erinnern und ihre Suche auf das Land beschränken.

Am Anfang hatte das Boot Mexon sogar Spaß gemacht, aber dieses Vergnügen hatte sich ziemlich bald gelegt, als er von der Küste abgetrieben worden war. Der Ebbstrom war entschieden stärker gewesen, als Mexon vermutet hatte – genauer gesagt, hatte Mexon vom Spiel der Gezeiten keine Ahnung.

Das Boot hatte an der Küste gelegen, am Strand, der zu der kleinen Fischersiedlung Tavzor gehörte. Dort lebten knapp zweihundert Männer und Frauen vom Fischfang. Sie fuhren regelmäßig aufs offene Meer hinaus, um dort Tiefseefische zu fangen, vor allem den travnorschen Schleimspeier. Dieses Lebewesen hatte den Forschern größte Rätsel aufgegeben; sie wussten noch immer nicht, wie sie es klassifizieren konnten, und für einen arkonidischen Wissenschaftler fing die Forschung mit der Klassifikation an.

Äußerlich glich der travnorsche Schleimspeier einer gewaltigen Gallertmasse, die mehrere Tonnen wiegen konnte. Die Tiere verstanden es vorzüglich, sich zu tarnen und ihre Farbe den Umweltverhältnissen anzupassen. Meist trieben sie dicht unter der Oberfläche und warteten darauf, dass ein Fischer näher kam. Wenn dieser nicht höllisch aufpasste, bekam er einen pfundschweren Schleimbrocken an den Kopf geschossen. Wenn das Opfer dabei nicht schon über Bord ging, sprang es Minuten später freiwillig dem Jäger in den schleimigen Rachen. Der ausgespiene Schleim pumpte die Haut des Opfers mit Nesselsäure voll, bis das Opfer vor Schmerz fast wahnsinnig wurde. Bislang war nur ein Mann bekannt, der diesem Schicksal entgangen war. Er dämmerte jetzt in einem Krankenhaus seinem Ende entgegen. Sein Schädel war bis zur Unkenntlichkeit verätzt worden, und das beschädigte Gewebe hatte allen Versuchen widerstanden, durch Transplantationen wiederhergestellt zu werden.

Die Fischer, die Jagd auf den Schleimspeier machten, hüllten sich in undurchdringliche Rüstungen aus metallüberzogenem Kunststoff, um sich vor diesem Schicksal zu bewahren. Sie warteten geduldig, bis ein verborgener Schleimspeier angriff. Während das Opfer, das vor Beginn der Fahrt ausgelost wurde, genug damit zu tun hatte, sich von dem ätzenden Plagegeist zu befreien, konnten die anderen Besatzungsmitglieder dem Schleimspeier mit Chemo-Harpunen zu Leibe rücken. Die Widerhaken der Harpune hielten die präparierte Spitze der Harpune so lange im Leib des Tieres fest, bis es an den Chemikalien gestorben war.

Merkwürdigerweise gab es keine einzige Beschreibung der Vorgänge, die sich nach der Harpunierung abspielten. Genaues war aber nie zu erfahren gewesen. Nur eine Tatsache hatte sich herumgesprochen – es gab nur wenige Männer an der Küste, die mehr als einen Schleimspeier erlegt hatten. Während die so genannten Opfer immer wieder ausfuhren, machten die meisten Harpuniere nur eine Fahrt und blieben danach an Land.

Niemand hatte je begriffen, warum dem so war. Ein toter Schleimspeier bot zwar einen geheimnisvollen Anblick, aber nichts daran war so erschreckend, dass man diese Reaktion der Harpuniere begreifen konnte. Tote Schleimspeier hatten eine golden schimmernde Haut, und ihr Fleisch galt als eine der größten Delikatessen der bekannten Galaxis. Für die Jäger bot dieses Fleisch einen hohen Gewinn, größer noch war aber der Profit, der sich aus den Perlen erzielen ließ, die ein Schleimspeier in seinem Körper enthielt. Sie waren nicht einmal besonders groß, auch nicht übermäßig schön, aber ihnen lief das Gerücht voran, dass zwei Menschen, die jeweils eine Perle aus dem gleichen Schleimspeier trugen, eine über alle Maßen glückliche Ehe führten. Da es in jedem Speier nur zwei Perlen gab, war ihr Wert entsprechend hoch. Traditionsgemäß gehörten die Perlen dem Mann oder der Frau, die die Harpune geschleudert hatte. Aus diesem Grund war es verständlich, dass die Harpuniere mit einer Fahrt zufrieden waren. Bekannt war der Fall des jungen Porlat, der seine beiden Perlen für ein unvorstellbares Vermögen an einen jungen Adligen von Arkon verkauft hatte. Porlat wohnte jetzt auf der Kristallwelt. Der junge Adlige aber hatte das Gegenstück zu seiner Perle in eine Brosche einarbeiten lassen und seiner Angebeteten verehrt, mit Erfolg. Das Geheimnisvolle an den Perlen war, dass sie nur bei echten Gefühlen wirkten.

Hinter vorgehaltener Hand kursierte die Geschichte des Perlenpaars, das Orbanaschol erstanden hatte. Er hatte damit eine seiner Hofdamen gewinnen wollen, war aber böse hereingefallen, denn die Perlen wirkten nicht – nicht einmal, nachdem Orbanaschol dem lästigen Ehemann der betreffenden Dame einen Platz in einem Konverter verschafft hatte.

Zu der Orbanaschol-Affäre gehörte noch ein Nachspiel, das ebenfalls nur hinter vorgehaltener Hand weitergegeben wurde. Es hieß, dass eine schon etwas betagte Hofdame, die im Laufe ihrer Karriere Liebhaber und Gesichtsfalten im gleichen Umfang aufgehäuft hatte und ihre Liste der Eroberungen mit einem Imperator krönen wollte, sich das Gegenstück zur Perle des Imperators besorgt hatte. Ihre Zudringlichkeit sollte, so hieß es, den Imperator derart genervt haben, dass er die Frau in eine Anstalt hatte sperren lassen. Dort sollte die Hofdame noch immer leben, in der verzweifelten Hoffnung, dass die Perlen eines Tages dennoch ihre zauberische Wirkung entfalteten.

Von diesen und anderen Geschichten, die sich am Hof abgespielt hatten, wusste Mexon wenig. Es interessierte ihn nicht. Mexon hatte sich seine Karriere redlich verdient, ohne die üblichen guten Beziehungen, Verbindungen, Schmiergelder und dergleichen. Dennoch hatte er es geschafft, zum Dreifachen Mondträger aufzusteigen.

Im Augenblick schwankte er zwischen zwei Möglichkeiten – dem zu erwartenden qualvollen Tod durch die Seekrankheit oder einem raschen Ende als Wasserleiche.

In der Eile seines Aufbruchs hatte Mexon nicht daran gedacht, die Ladeanzeige der Energiemagazine zu kontrollieren. Erst als er sich schon erschreckend weit vom festen Land entfernt hatte, war die Energie ausgeblieben. Seit dieser Zeit kämpfte Mexon gegen die Seekrankheit und gegen das Meer an, letzteres mit den Riemen, die der Vorbesitzer des Bootes sicherheitshalber an Bord gebracht hatte. Mexon wagte nicht das Segel zu setzen, er befürchtete, dass man den hellen Fleck weitaus eher ausmachen konnte als den dunkelgrünen Rumpf des Bootes.

»Ich muss Land erreichen«, murmelte er und stöhnte auf, als das Boot eine ruckartige Bewegung in die Höhe machte und in seinem Magen eine neue Revolte auslöste.

Es war kurz nach Mittag, und in der Ferne konnte Mexon die Küstenlinie sehen. Besonders auffällig war der hohe Turm, der am Strand aufragte.

Als Mexon das Gebäude sah, ahnte er, dass er einen Fehler gemacht hatte. Von dort oben musste er leicht zu sehen sein. Ächzend wendete Mexon das Boot, obwohl er den dringenden Wunsch verspürte, die Küste anzusteuern.

Endlich schaffte er es, das Boot auf einen anderen Kurs zu bringen. Er stieß einen erleichterten Seufzer aus und griff wieder zu den Riemen. Leise klatschend tauchten die Blätter in das Wasser.

Noch etwas klatschte leise, dann wiederholte sich das Geräusch. Mexon merkte, dass die See ringsum in Bewegung geraten war. Irgend etwas ging vor, aber Mexon wusste nicht, was. Er begriff nur eines – nützlich für ihn war dieses Etwas nicht.

Immer heftiger wurden die Bewegungen des Wasserspiegels. Fische wurden sichtbar, und ihre Zahl vergrößerte sich mit jeder Sekunde. Dann tauchte etwas Graues in Mexons Blickwinkel auf.

»Heiliges Arkon«, stöhnte Mexon auf.

Schlagartig wurde ihm klar, was sich rings um ihn abspielte.

 

*

 

Irgendwo auf dem Boden saß ein metallischer Kasten, der auf einer Seite eine faustgroße Öffnung besaß, auf der anderen Seite ein stabförmiges Gerät, das ins Wasser hineinragte. Der Stab schickte Emotioimpulse aus, die die Fische anlockte. Die Impulse waren präzise auf die einzelnen Fischgattungen abgestellt, in diesem Fall auf Coelantheriden, außerdem auf jene kleinen Fische, die den Coelantheriden als Nahrung dienten.

Die Intensität der Strahlung musste genau abgestimmt werden. War sie zu schwach, wurden zuwenig Fische angelockt. War sie zu stark, wurden so viele Fische angelockt, dass der natürliche Nachschub in diesem Meeresgebiet bedroht war. Beides konnte der Fischfabrik verderblich werden.

Der Emotiosender lockte die Fische an, erst die kleinen Futterfische, dann die Coelantheriden. Aus dem Loch in dem Kasten strömte kleingehackter Fischabfall, genau das Futter, das die kleinen Fische liebten. Gleichzeitig peilte ein Echolot die Konzentration der Coelantheriden in diesem Meeresbereich an. War ein gewisser Grenzwert überschritten, wurde dies an das Kontrollzentrum gemeldet, wo ein Posten sofort die erforderlichen Maßnahmen einleitete.

Druckluft hob einen gewaltigen, oben offenen Kasten an, in dessen Wänden gleichzeitig die Löcher verschlossen wurden, durch die die Coelantheriden das Becken angeschwommen hatten. Was sich einmal in diesen Becken gefangen hatte, war für die Fabrik bestimmt und hatte keine Aussicht mehr, das offene Meer zu erreichen.

Achtunddreißig solcher Becken gab es in diesem Küstenabschnitt, für die seltenen und teuren Coelantheriden eines, für andere Fischsorten entsprechend mehr.

Die einzigen Lebewesen, die aus einem solchen Becken entkommen konnten, waren Schleimspeier. Da man sie im lebenden Zustand nicht sehen konnte, war dies nicht mehr als eine Vermutung – jedenfalls hatte man noch nie einen Schleimspeier auf diese Weise gefangen.

 

*

 

Ein harter Schlag ging durch das Kunststoffboot. Mexon ließ die Riemen fahren und hielt sich am Dollbord fest. Um ihn herum glänzte das Meer silbern. Das Wasser wurde aus dem Becken gepumpt, das dabei in die Höhe stieg. Nach drei Minuten wurde Mexons Boot nicht mehr von Wasser getragen, es ruhte auf einer beweglichen, zuckenden Masse aus Fischleibern.

Wie viele Bewohner anderer Meere auf anderen Planeten hatten die meisten Fische auf Travnor ein entscheidendes Handikap –