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Das Buch

Ein mit zwei Schulklassen vollbesetzter Bus hat einen schrecklichen Unfall auf der A5 bei Frankfurt. Eben noch sind die Insassen mit ihren kleinen Sorgen und Alltagsnöten beschäftigt, als unvermittelt die Katastrophe über sie hereinbricht.

Die Journalistin Eva Maler wird zufällig Augenzeugin des vermeintlichen Unfalls, jedoch enthüllen die Aufnahmen der Dashcam ihres Freundes den wahren Charakter der Ereignisse: Schüsse auf den Fahrer und den Lehrer Peter Schneider haben die Tragödie eingeleitet.

Während Polizei und Medien ein islamistisch motiviertes Attentat in der Mainmetropole als wahrscheinlichste Erklärung heranziehen, macht sich Eva Maler auf, um jene Personen im Umfeld der Schule zu befragen, welche den Opfern nahestanden. Schnell wird deutlich, dass einige der Toten dunkle Geheimnisse umgeben. Als ein weiterer Lehrer der Hermann-Miegel Schule auf brutale Weise ermordet wird, entwickeln sich die Ermittlungen zu einer rasanten Hexenjagd mit ungewissem Ausgang.

Der Autor

Helmut Flender wurde 1969 im Ruhrgebiet geboren und wuchs in der Nähe von Bad Hersfeld auf. Nach dem Abitur studierte er in Bonn zunächst Mathematik und Physik, orientierte sich aber um und schloss 1999 das Studium der Literaturwissenschaften und Chemie ab. Nach einer beruflichen Tätigkeit in Offenbach zog er in die Nähe von Fulda, wo er heute mit seiner Familie lebt und arbeitet.

Im Anschluss an eine Auslandstätigkeit in Südamerika begann Flender unter dem Pseudonym Max Mann Science Fiction, Thriller, Kurzgeschichten und Erzählungen zu veröffentlichen, welche auf skurrile Weise im Grenzbereich zwischen Fiktion und Realität angesiedelt sind. Mit „Todesgrüße nach Frankfurt“ legt der Autor seinen ersten Kriminalroman bei mainbook vor.

(Autorenhomepage: www.helmutflender.de)

Auf der Verlagshomepage finden Sie weitere spannende Bücher:
www.mainbook.de

Helmut Flender

Todesgrüße nach Frankfurt

Ein Eva Maler-Krimi

Für Miriam

Prolog

Seine Lippe juckte, ihm schwirrte der Schädel und mit seinem Magen war auch etwas nicht in Ordnung. Eine schwärende Entzündung blühte direkt unter der zarten Haut zwischen Lippe und Nase. Sobald er mit den Fingerspitzen die entsprechende Stelle berührte, breitete sich der Schmerz in alle Richtungen aus. Er würde Herpes bekommen! Das war der Stress, der ihm das Immunsystem ramponierte, soviel stand fest. Der Job schlug einem auf die Gesundheit, und dann las man noch in der Zeitung, was für ein Faulenzerleben so ein Lehrer doch hatte. Die Leute wussten ja nicht, wovon sie sprachen. Monatelang hatte er sich mit den Vorbereitungen der Klassenfahrt beschäftigt, als habe er nichts Besseres zu tun. Allein das Eintreiben der Gelder war eine Vollbeschäftigung gewesen, für die er im Grunde genommen eine Sekretärin benötigt hätte. Noch letzte Woche hatte er die Einzahlungen auf dem extra eingerichteten Konto überprüft und festgestellt, dass zwei Elternpaare mit der letzten Rate in Verzug waren. Erst drei Tage vor Abfahrt hatten sie das Geld endlich bezahlt, nachdem er ihnen – wieder einmal – hinterher telefoniert hatte, als sei er ein schmieriger Schutzgelderpresser der Mafia, der ihnen die letzten Penunzen aus den Rippen leiern wollte. „Du nicht zahlen, ich dir meine Männer vorbeischicken und schlechte Noten geben!“

Es war zum Haare raufen! Das nächste Mal würde er sich ganz einfach weigern, eine Klassenfahrt anzubieten, sollte die Schulleitung ihn doch für einen Faulpelz und Drückeberger halten. Was wussten die schon in ihren schallisolierten, lichtdurchfluteten, vor allem aber schülerlosen Büros? Der Strack, dieser Aushilfs-Direktor, saß wie eine Qualle in seinem ergonomisch geformten Sessel, ließ von Mal zu Mal seine monotone Stimme durch die Sprechanalage erschallen und lustwandelte einmal pro Tag durchs Lehrerzimmer, um seinen Untergebenen zuzulächeln wie der Sonnenkönig höchstpersönlich. Der Drecksack hatte doch keine Ahnung davon, was es bedeutete, eine solche Fahrt zu organisieren, sechs Tage mit einer Klasse unterwegs zu sein und nachts um zwei durch die Gänge einer Jugendherberge zu wandeln, um hormonübersäuerte Schüler am Kopulieren zu hindern!

Schneider atmete aus, ließ sich in seinen Sitz zurücksinken und betrachtete die vorbeiziehenden Autos. Sie lagen nur eine knappe halbe Stunde hinter seiner Planung. Kevin war natürlich 20 Minuten zu spät gekommen und hatte unter dem Gejohle seiner Mitschüler den Bus bestiegen. Es war immer das gleiche: Je dümmer einer war, desto schneller avancierte er zum Star. Gewiss, jede Klasse benötigte ihren Clown, was aber tat man, wenn pro Klasse ein halbes Dutzend Kinder den Kasper gaben und diejenigen, die lernen wollten, zur bedrohten Minderheit mutierten? Schneider hatte in den letzten Jahren den Eindruck gewonnen, dass die Dummen sich ähnlich rapide vermehrten wie Zombies in einem billigen Horrorfilm. Ende des Prozesses abzusehen: Irgendwann würden nur noch geistig minderbemittelte Scherzkekse durch die sterilen Gänge der Schule schwanken, die Ohren mit Kopfhörern verstopft, die ihnen das letzte bisschen Verstand rausbliesen.

Er atmete tief ein, durch den Mund wieder aus – so hatte es die Yogalehrerin bei der Schnupperstunde erklärt – und sah aus dem Fenster, um sich zu entspannen.

Gott sei gelobt waren, sie nun vollzählig – 45 Schüler und vier Kollegen – schaukelten über die A3 in Richtung Süden und passierten geraden den Flughafen. Ein Jet stieg neben ihnen empor wie eine überdimensionierte Metallröhre mit angeklebten Flügeln. Aus der Nähe betrachtet mochte ein solches Flugzeug imposant wirken. Immerhin wurden hier die Gesetze der Schwerkraft ausgehebelt und ein viele Tonnen schweres Gebilde aus Stahl schraubte sich mühelos in den Himmel. Wenn man allerdings wie er lange Zeit in Sachsenhausen gewohnt hatte, tagtäglich am Schreibtisch saß und versuchte, sich auf hieroglyphische Schülertexte zu konzentrieren, während im Minutentakt Flugzeuge über einen hinwegdonnerten, so schwand sehr schnell die Bewunderung für Flugzeuge und die technische Finesse, die sich dahinter verbarg.

„Was ist los? Du siehst gestresst aus?“

Katrin Mittmann nahm neben ihm Platz, lächelte ihm zu und nickte aufmunternd. Schneider erwiderte das Lächeln, so gut er es eben vermochte. Katrin war fraglos die Sonne am Horizont seines von Wolken gesäumten Lebens. Seit sie vor zwei Jahren an die Hermann-Miegel-Schule gekommen war, ging er wieder gerne in die Schule; zumindest ins Lehrerzimmer. Seit sie den parallel laufenden Leistungskurs Deutsch unterrichtete, waren sie sich nähergekommen. Zu nahe vielleicht.

Schneider schielte durch die Lücke zwischen den Sitzen. Die Schüler würden sich den Mund zerreißen. Es gab ohnehin schon Gerüchte, er hätte etwas mit Frau Mittmann. Das halbe Kollegium tratschte bereits darüber. Sollten sie doch. Wichtig war nur, dass Katrin auf dieser Klassenfahrt mit an Bord war.

„War anstrengend heute Morgen“, antwortete er mit dünner Stimme. „Kevin mit seiner Zuspätkommerei, dann die Anwesenheit kontrollieren, während alle durcheinanderwuseln. Außerdem Celina, die fast nicht mitgefahren wäre, weil sie schon den ersten Heimwehanfall hat, bevor wir im Bus sitzen. Und dann noch die Sache mit Sekin im Vorfeld der Reise. Außerdem belastet mich immer noch die Geschichte mit Gabriel. Dich ja wahrscheinlich auch.“

Sie nickte verständig, ein Schatten zog über ihr Gesicht, verflüchtigte sich aber genauso schnell, wie er gekommen war. „Ja, schon, aber jetzt sind alle da, wir sitzen bequem im Bus und lassen uns nach Südfrankreich chauffieren. Das ist doch was, oder? Einfach mal abschalten und genießen!“

Katrin versprühte einen unerhörten Optimismus, eine Zuversicht, wie er sie auch einmal sein Eigen genannt hatte, die ihm im Laufe von 13 Jahren Schule aber irgendwo zwischen Pausenaufsicht und Förderplänen abhandengekommen sein musste und nicht wiederzufinden war. Gerade wegen ihrer ansteckenden Fröhlichkeit und positiven Ausstrahlung hatte er sich in sie verliebt.

„Ja, das ist was“, erwiderte er mit gespielter Euphorie und schob sich näher an ihr Ohr. „Und dass wir jetzt eine Woche Montpellier vor uns haben, kann ich immer noch nicht so ganz fassen.“

„Hoffentlich auch mal ein bisschen Ruhe“, flüsterte sie kokett, sodass er ihren warmen, nach Pfefferminzbonbon riechenden Atem an seinem Hals wahrnahm. Schneider spürte, wie sich in ihm etwas regte. Eine Klassenfahrt war gewiss kein romantisches Wochenende in einem Landhaushotel am Tegernsee, bot aber dennoch die Möglichkeit, ein bisschen Zeit miteinander zu verbringen.

In Frankfurt war es ihnen kaum möglich, sich zu treffen. Nur Katrins Wohnung war ihnen ein Refugium, das Schutz vor den neugierigen Blicken einer missbilligenden Welt bot. Und selbst hier bestand die Möglichkeit, von Katrins psychopathischem Ex heimgesucht zu werden, der immer noch nicht verstanden hatte, dass sie definitiv nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Der Typ war ein Pflegefall wie aus dem Lehrbuch und wenn es etwas an Katrin gab, das Schneider nicht verstand, war es, wie sie mit einem solchen Vollpfosten eine Beziehung hatte haben können. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Art Helfersyndrom, was die Frage aufwarf, ob er selbst ihr nächstes Sozialprojekt war oder sie ihn wirklich aus tiefster Seele begehrte.

Schneider schüttelte unmerklich den Kopf. Die Frage war wenig erfreulich und seiner Stimmung nicht zuträglich. Die Treffen in Katrins Wohnung hatten eine eindeutige Sprache gesprochen: Kerzenlicht, Katrin in einem Wunderwerk aus Transparenz und Rüschen, die Flasche Wein auf dem Nachttisch. Das Problem war nicht ihr Zusammensein, sondern die Rückkehr in die reale Welt, die Trübnis des familiären Alltags. Ein halbes Dutzend Mal war er bisher in Katrins Wohnung gewesen und jedes Mal hatte ihn danach ein schlechtes Gewissen gequält. Wenn er dann aber am nächsten Tag beim Abendessen Sabine gegenübersaß und ihr fettiges Haar betrachtete, die langsam erschlaffende Mimik, blassblaue, abgeschliffene Augen, welche ins Leere blickten, sobald sie in seine Richtung sah, glaubte er wieder, jedes Recht zu haben, sich anderweitig zu engagieren. Zehn lange Jahre Ehe lagen hinter ihnen wie die Erinnerungen an eine Dürre oder eine andere Hekatombe, die sich in regelmäßigen Intervallen wiederholte. Seit die Kinder da waren, gab es kein eheliches Miteinander mehr, das über häusliche Pflichten und Einkaufen hinausging. Wer also wollte es ihm ernsthaft vorwerfen, wenn er Katrin gegenüber – Katrin, die das pure Leben war – Gefühle entwickelt hatte? Er war nicht aus Stein, kein Ehesklave und erst recht keine Lehrermaschine, die tagtäglich in Klassenräume ging, um frustrierten Schülern als menschlicher Blitzableiter zu dienen und sich dann noch in endlosen Konferenzen anzuhören, wie er die betreffenden Kinder zu fördern hatte, damit sie ihre drei Gehirnzellen einschalteten. Nächstes Jahr würde er vierzig werden. Es war Zeit, ein wenig zu leben.

„Wir haben bestimmt Zeit für uns“, antwortete Schneider eindeutig zu laut. Wahrscheinlich hatte Martin Rösling, der direkt hinter ihnen saß und in der Rundschau blätterte, mitgehört.

Katrin sah ihn plötzlich sorgenvoll an. Ihr Gesichtsausdruck war so furchteinflößend verwirrt, dass Schneider von einem auf den anderen Moment Angst überkam. Hatte er etwas Falsches gesagt?

„Was ist denn?“

„Du hast da einen Punkt!“ Sie deutete auf seinen Kopf. Schneider verstand nicht, hob aber die Hand und fuhr sich mit der Hand an die Lippe.

„Zahnpasta?“

„Ein Laserpointer!“, antwortete Katrin mit vibrierender Stimme.

„Ein ...“ Ein plötzlicher Schmerz ließ ihn zusammenzucken. Sein Ohr, irgendetwas war mit seinem Ohr. Außerdem das Geräusch zerberstenden Glases. Was hatte Katrin gesagt? Er verstand nicht. Sie schrie jetzt und dieses völlig außer Kontrolle geratene Schreien war wie der Wahnsinn einer Ertrinkenden, die ihn mit in die Tiefe zog. Sie wich von ihm zurück, während er versuchte, sein Ohr zu ertasten. Es fühlte sich an, als hätte ihn etwas gebissen. Aber da war kein Ohr, nur ein ausgefranstes nasses Ding. Etwas Warmes lief ihm in den Kragen. Schneider spürte, wie ihm der Schreck die Sinne benebelte. Alles lief jetzt ab, als sei er Bestandteil einer Zeitlupensequenz in einem Kinofilm. Katrin, die sich in eine andere Sitzreihe flüchtete, die Schreie, welche wie Flammen von einem zum anderen sprangen, Rösling, der sich in den Fußraum warf, ein Loch in der Scheibe, das Spinnennetz der Risse im Glas und vor allem der Fahrer, welcher fassungslos in seine Richtung blickte. Da war ein kleiner roter Punkt, tatsächlich, und jetzt zielte er auf den Mann hinter dem Lenkrad. Ein schöner, leuchtender, magisch anmutender Punkt, der die angstzerfurchte Stirn des Mannes markierte.

1

Ich bin nicht gerne da, wo ich herkomme, ich bin nicht gern dort, wo ich hingehe und dennoch ist das Unterwegssein eine Betäubung, ein Hinübergleiten in die Welt der Gedanken, des Spekulativen, des Vergangenen und des Kommenden. Vor allem wenn ich nicht selbst am Steuer sitze, versinke ich in eine Art Trance, die mich Lichtjahre von dem wegführt, was um mich herum geschieht.

Das war schon immer so. Als Kind bin ich stets auf der Rücksitzbank unseres Ford Scorpios eingeschlafen, was meinen Vater regelmäßig in Rage versetzte. ‚Das Mädchen langweilt sich nur. Wir unternehmen hier die schönsten Ausflüge und da pennt die einfach.‘

Meine Mutter hatte mehr Verständnis, schlief sie doch selber meist mit halb geöffnetem Mund auf dem Beifahrersitz, einen Speichelfaden an der Lippe, den Kopf in den leeren Raum zwischen Tür und Kopfstütze geklemmt.

Wehmütig fast bin ich, wenn ich an meine behütete Kindheit denke. Kindheit, diese Erfindung der Erwachsenen, mit der sie einen Bereich des Lebens abtrennen und jenen vorenthalten, die nach ihrem Erachten noch unreif und unwissend sind. Ich nenne es das Paradies, nicht alles zu wissen. Die Welt ist voll mit Grausamkeit und Schrecken. Wie gerne würde ich manchmal wieder in die Unbedarftheit fliehen, in das Glück meiner Kindertage, das magische Reich reinster Träume.

Vorbei!

Irgendwann habe ich die falsche Abzweigung genommen, nennen wir es Schicksal oder Berufung. Die Fakten sprechen dafür, dass ich nicht anders konnte. Mein Talent, sofern ich eines besitze, ist es eben, den Katastrophen, kleinen wie großen, tränenerfüllten und jenen, die sich mit einem Schulterzucken ins Vergessen befördern lassen, nachzugehen, sie zu sezieren, auszuleuchten und zu Papier zu bringen. Das ist mein Job und ich mache ihn gerne. Ich wollte nie etwas anderes sein als Eva Maler, die Journalistin, auch wenn meine Eltern seinerzeit die Meinung vertraten, es sei die größte Fehlentscheidung meines Lebens, eine Zeitungsschmiererin (Originalton Papa) zu werden.

Damals kannten sie ja auch noch nicht Karl, meinen Freund, der schweigend neben mir sitzt und den Navigator gibt. Seit ich mit ihm zusammen bin, hat sich die Problematik in den Augen meiner Eltern verlagert. Nun ist Partnerschaftsberatung angesagt, sobald ich – wie die letzten drei Tage – ein Wochenende bei ihnen verbringe.

„Ich weiß nicht, bist du denn wirklich glücklich?“, fragt meine Mutter zumeist, und dann folgt eine wenig sensible Belehrung, wie der ideale Partner auszusehen hat, was für einen Job er haben sollte (nicht Journalist in jedem Fall) und woran man erkennt, ob er für die Kinder ein guter Vater sein wird.

Hat sie sich erst einmal in Fahrt geredet, beginnt sie Karl vollends niederzumachen, zu demontieren, kein gutes Haar an ihm zu lassen.

Zu bieder für dich, zu egozentrisch, ein bisschen langweilig auch. Also du solltest dir das gut überlegen, du bist doch noch jung und siehst gut aus.

Zumeist bin ich von diesen Tipps so gestresst, dass ich kategorisch ausschließe, mich jemals von Karl zu trennen, was im Grunde absurd anmutet, denn sicher bin ich mir auch nicht, was unsere gemeinsame Zukunft angeht.

Wenn ich ehrlich bin, glaube ich manchmal, ich bin nur noch aus Trotz mit Karl zusammen. Streit haben wir oft genug gehabt. Mitunter geht er mir mächtig auf die Nerven, da ich aber den Standpunkt vertrete, menschliches Miteinander ist immer mit Konflikten angereichert, wie Zuchtvieh mit Antibiotika, versuche ich den Status Quo aufrecht zu erhalten. Immerhin haben wir über drei Jahre hinweg ein Band geknüpft, dreimal 365 Tage, 365 mal 24 Stunden. Viel Zeit für jemand wie mich, dem in puncto Beziehungsfähigkeit bestimmt nie das Bundesverdienstkreuz verliehen wird! Es fällt mir schwer, das alles wegzuwerfen, nur weil Karl vielleicht nicht mein Traumprinz ist. Und die Ich-wusste-es-doch-Gesichter meiner Eltern, wenn ich ihnen sage, ich hätte mich von meinem Freund getrennt, möchte ich mir wirklich ersparen.

Karl hat auch seine positiven Seiten. So vermag er, mir das Gefühl zu geben, behütet zu sein. So behütet, dass ich, wie in diesem Moment, ohne Probleme auf dem Beifahrersitz dösen kann. Manch eine würde das vielleicht als banal abtun, ich aber denke, es ist die Grundlage einer Beziehung, Vertrauen zu haben; selbst wenn diese mitunter ermüdend ist.

Karl fährt stringente 120, meist mit Tempomat. Manchmal überholt uns sogar ein Wohnmobil oder ein Fahrzeug mit Anhänger. Er aber lässt sich nicht beirren, bleibt bei seinen ökologisch korrekten 120 und sitzt hinter dem Lenkrad wie eine originalgetreue, aufblasbare Version seiner selbst.

Wir reden nicht viel während der Fahrt. Manchmal wechselt er mit einem kurzen Handgriff den Sender. Ansonsten konzentriert er sich auf den Verkehr, setzt den Blinker, praktiziert den Schulterblick, welchen ich mir unmittelbar nach meiner Fahrprüfung wieder abgewöhnt habe. Er ist – gelinde gesagt ein vorsichtiger Mensch.

Vor ein paar Wochen erst hat er eine Kamera auf dem Armaturenbrett installiert, eine Dashcam mit 180 Grad-Bild. Er meint allen Ernstes, das könne ihm einmal zugutekommen, wenn er einen Unfall hat, an dem er nicht schuld ist, während der Unfallgegner das Gegenteil behauptet.

Ein wenig zu hypothetisch für mich, aber wenn es ihm Spaß macht, bin ich bereit, ihm seinen Glauben zu lassen.

In jedem Fall wird die Kamera schöne Bilder machen. Es ist 8.00, die Sonne steht tief, taucht die Landschaft in warmes rotes Licht. In der Ferne schrauben sich Flugzeuge in den Himmel und erwecken in mir den Wunsch, bald wieder zu verreisen, die Südsee vielleicht oder ein Wochenendtrip nach Spanien.

„War doch ganz nett bei deinen Eltern dieses Wochenende!“, sagt Karl und ich benötige einen Moment, um aus meinen Tagträumen zu erwachen.

„Ganz nett?“

„Ja, ich glaube, deine Eltern haben mich jetzt langsam akzeptiert.“

Ich zögere, ihm eine Antwort zu geben. Meine Eltern haben ihn so akzeptiert wie eine unheilbare Krankheit, die nicht verschwindet, nur weil man darüber klagt. Meine Mutter hat auch an diesem Wochenende jede Gelegenheit genutzt, mir zu verstehen zu geben, was sie von meiner Beziehung hält. Der krönende Schlusspunkt dieses unwürdigen Spektakels war das Fotoalbum, welches den Ostsee-Urlaub meiner Schwester, samt ihres übergewichtigen Mannes und ihrer zwei rotzgesichtigen Gören, dokumentierte.

Schau nur, was für ein schönes Paar“, hat sie gesagt und Karl, der mit meinem Vater auf der Terrasse saß, vernichtende Blicke zugeworfen.

Wie Karl auf die Idee kommt, meine Eltern könnten ihn langsam ins Herz schließen, ist mir absolut unverständlich.

„Ja, scheint so“, sage ich bemüht gleichgültig und entgegen meiner Überzeugung. Der Morgen ist zu schön, um ihn seiner Illusionen zu berauben.

„Ich habe mich gut mit deinem Vater unterhalten“, merkt er an und nickt vor sich hin. Dann wechselt er den Sender, während ich durch die Seitenscheibe starre und mir wünsche, nicht über meine Eltern reden zu müssen. Ein paar Sekunden Schweigen, dann geschieht es.

„Was zum Teufel macht der denn?“, schreit Karl plötzlich und seine Worte sind wie ein Stich mitten in meinen Leib. Ich schrecke auf, weiß, dass etwas nicht stimmt und die dünne Hülle des Alltäglichen einen Riss bekommen hat. Und dann sehe ich es, sehe den Bus, der sich plötzlich in Richtung Mittelplanke bewegt, dabei Schräglage bekommt, für Augenblicke taumelt, als hätten die Gesetze der Schwerkraft ihre Gültigkeit verloren, und dann auf die andere Fahrbahn rast, wo ihm ein Lastzug entgegendonnert.

Mein Kopf zuckt, ungläubig, die Augen weit aufgerissen. Alles geht zu schnell, um es zu erfassen. Wir sind vorbei und ich wage es, für Sekunden nicht zu atmen. Karl geht auf die Bremse, fährt auf die Standspur. Hinter uns schlagen Flammen empor, wir aber sind weit genug weg, um nicht in Gefahr zu geraten.

Ich konzentriere mich, schließe die Augen, atme langsam ein, langsam aus, bis mein Puls sich beruhigt hat. Das Schreckliche ist immer nah, immer nur einen Wimpernschlag entfernt. Es ist mein Job und manchmal hasse ich ihn.

Dann nehme ich die Dashcam vom Armaturenbrett, höre Karls fluchende Stimme wie aus einem Lautsprecher und steige aus, um den Blick auf das zu richten, was ich nicht sehen möchte. Blindheit aber ist keine Lösung, denn das Schreckliche schwindet nicht, weil wir schweigen oder darüber hinwegsehen. Es wächst in der Wortlosigkeit und breitet sich gleich einer verzehrenden Krankheit aus. Wie an unsichtbaren Fäden geführt, gehe ich in Richtung des Chaos aus Feuer, Eisen und pechschwarzen Rauchfahnen, die sich wie Schlangen aus der Zerstörung winden und das makellose Morgenleuchten in Dunkelheit tauchen.

2

Wie jeden Morgen war Hektik das Motto der Stunde. Tim zog sich einfach nicht an, obwohl neun Jahre, musste man ihm immer noch jede Socke einzeln nachtragen. Jana vertrat den Standpunkt, das habe er von seinem Vater. Der sei ja auch nicht in der Lage, seine Socken selber zu waschen oder auch nur in die richtige Schublade einzusortieren. Alles bliebe an ihr hängen und wenn sie auch nur einen Tag ausfalle, dann würde die ganze Wohnung im Chaos versinken, Weltuntergang inklusive.

Jens verkniff es sich, den Kopf zu schütteln und sie darauf hinzuweisen, dass sie keinen Kleinstaat im Nahen Osten regierte und ein paar ungewaschene Socken neben der Kommode keinen Bürgerkrieg nach sich zögen.

„Bringst du ihn in die Schule?“ Jana sah ihn über den Frühstückstisch hinweg an, während sie gleichzeitig Nutella-Reste aus Tims Mundwinkeln entfernte.

Formal gesehen handelte es sich zweifelsohne um eine Frage, Jens aber war empathisch genug zu erkennen, dass es sich um eine unmissverständliche Forderung handelte. Würde er sie auf seine Besprechung am heutigen Morgen hinweisen, standen Grundsatzdebatten an, die folgenschwere Repressionen nach sich ziehen konnten. Schlimmstenfalls waren ein paar Tage schlechte Laune angesagt, verkniffenes Schweigen, aktives Ignorieren, keine frischen Socken in der betreffenden Schublade. Es gab nur eine Option, diesem Szenario zu entgehen, auch wenn das bedeutete, dass er zu spät im Präsidium sein würde.

„Ja, klar Sonnenschein, ich bring ihn hin. Aber dann müssen wir jetzt wirklich los.“

Wirklich los definierte die minimale Zeit zwischen Aufbruchssignal und tatsächlichem Aufbruch, also ca. zwanzig Minuten. Als sie endlich die Wohnung verließen, war es bereits Viertel vor acht.

Jens trug die Piraten-Schultasche, Tim trottete hinter ihm her und betrachtete die parkenden Autos, als seien sie auf einem sonntäglichen Spaziergang ins Café Laumer.

Wenn er zu spät zur wöchentlichen Besprechung mit Römer kommen würde, konnte er sich warm anziehen. Der Polizeihauptkommissar war in letzter Zeit ohnehin nicht gut auf ihn zu sprechen, warf ihm im Flur Blicke zu, die wachsende Unzufriedenheit signalisierten. Römer war kinderlos, was in gewisser Weise sein mangelndes Verständnis für familiäre Probleme erklärte, und erwartete, dass seine Mitarbeiter funktionierten, pünktlich waren, ihrem Job nachkamen. Kinder, Grippeerkrankungen, gebrochene Gliedmaßen, verschwundene Kuscheltiere – all das zählte nicht, wenn es um Pflichterfüllung ging.

Jens warf die Schultasche auf die Rücksitzbank des Skoda und zwängte sich hinters Lenkrad. Die Strecke bis zur Grundschule bewältigte er in neuer Rekordzeit. Ökologisch gesehen war sein Fahrstil ein Desaster, wie Jana ihm nur allzu gerne vorwarf, aber die fuhr ja auch meist mit der U-Bahn oder saß auf dem Beifahrersitz und beschränkte sich auf nutzlose Kommentare (Die Ampel ist rot! Gibt es hier keine Verkehrsregeln? Du bist doch eigentlich Polizist!). Zumindest bestand jetzt wieder die Möglichkeit, noch pünktlich im Präsidium anzukommen. Kaum hatten sie die Grundschule erreicht, stieg Tim ohne Danke, Tschüss oder ein anderes Wort der Verabschiedung aus dem Wagen und schlug die Tür hinter sich zu. Jens verkniff sich, das Fenster runterzulassen und seinem Sohn etwas nachzurufen. Das brachte jetzt sowieso nichts. Irgendwas war bei der Erziehung eben schiefgelaufen, obwohl Jana ja tagtäglich als Grundschullehrerin ihr ganzes pädagogisches Können bei Tim zum Einsatz brachte. Lehrerkinder waren ohnehin die schlimmsten, das hatte schon sein Vater immer gesagt, und der war Gymnasiallehrer gewesen.

Ecke Eschersheimer-Fürstenbergstraße liefen ihm unvermittelt zwei in dunkle Kapuzenpullis gekleidete Gestalten vors Auto, deren Anblick Jens an einen billigen Fantasy-Film denken ließ. Kurz riss sie das Quietschen der Bremsen aus ihrer katatonischen Gelassenheit, dumpfe Blicke, obszöne Gesten, dann schwankten sie weiter über die Fahrbahn, Schattenwesen, Schergen Mordors beim Angriff auf Minas Tirith. Jens trat aufs Gas. Das fehlte ihm noch, Penner auf Motorhaube, Skoda mit Blechschaden, den natürlich er würde bezahlen dürfen, und dann Römer, der ihn mit süffisantem Grinsen verhöhnte: Unfall, so, so, können wir jetzt auch nicht mehr richtig Auto fahren?

Das lohnte nicht, sich darüber aufzuregen. Autoradio lauter, leichter Druck aufs Gas – auch wenn da nicht viel kam – und zur Arbeit, um Schlimmeres zu vermeiden. Der Römer konnte einem das Leben zur Hölle mache, wenn er wollte, und dass er wollte, sogar danach gierte, den Kollegen Steine in den Weg zu werfen, ihnen auf die Nerven zu fallen und sie mit seiner Pedanterie in den Wahnsinn zu treiben, stand außer Zweifel.

Jens aber würde ihm heute keinen Anlass geben, ihm krumm zu kommen. Er lag gut in der Zeit, acht Uhr und er fuhr bereits mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz des Kommissariats. Jacke über und rein ins Vergnügen. Schon sprintete er zum Eingang, vor dem er seine Schritte verlangsamte, bevor ihn die Kameras erfassen konnten, welche diesen Bereich überwachten. Es war einfach würdelos, wenn er wie ein Flüchtiger ins Foyer stürmte.

Der Beamte an der Rezeption – Siegmund Böhme, 59 und Schweralkoholiker – saß in seinem Glaskasten wie das seltene Exponat einer Frühform der Gattung Homo sapiens aus dem Senckenberg-Museum und starrte geistesabwesend in seine Richtung. Jens war sich sicher, dass auf dem Tisch vor ihm, halb versteckt unter dienstlichen Informationen ein Sudoku-Heft lag, mit dem sich Böhme die Monotonie vertrieb.

Ein beiläufiges ‚Guten Morgen‘ und Jens war auf dem Weg in den zweiten Stock. Die Treppe hinauf ging es schneller als mit dem Sarkophag von Aufzug, der regelmäßig steckenblieb. Der Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er noch gute acht Minuten hatte, bevor es losging, also blieb ihm genügend Zeit, sich aus der neuen Kaffeemaschine einen doppelten Espresso zu genehmigen, um seine Maschine so richtig auf Touren zu bringen.

Die Automatentasten leuchteten fahlweiß, verlockend, das leise Summen einer Neonröhre ließ die Luft vibrieren. Jens warf einen Euro in den Schlitz, drückte die Espresso-Taste, worauf augenblicklich das Machwerk zu surren begann, Bohnen rutschten wohlportioniert in die vorgesehene Öffnung, Räder begannen zu rotieren und schon bröselte es in den Filter. Blubberndes Wasser, Zischen, der erste Tropfen des dunklen Suds tropfte in den ausgeworfenen Becher. So eine Kaffeemaschine war ein kleines Wunderwerk an eingespielter Präzision, das ihn jedes Mal wieder mit wohliger Freude erfüllte.

Zufrieden nahm er den gefüllten Becher zur Hand, nachdem ein blinkendes Licht das Ende der Prozedur verkündete.

„Na, machen wir uns noch einen kleinen Kaffee?“

Jens fuhr erschrocken herum. Er hasste es, wenn sich jemand von hinten an ihn heranschlich wie ein Meuchelmörder, nur um ihn mit dämlichen Kommentaren zu belästigen. Römer stand keine zwei Meter von ihm entfernt, die Arme verschränkt, die Lippen zur üblichen Klugscheißer-Visage gespitzt. Ein solches Gesicht ließ sich auch als Halloween-Maske verkaufen, mit der man kleine Kinder erschrecken konnte.

„Ist gut für die Konzentration bei der Besprechung“, erwiderte Jens, nahm demonstrativ einen Schluck und hob den Becher, als proste er dem Vorgesetzten zu.

„So, haben wir eine Besprechung?“

Jens verstand nicht. Römers spitzfindiges Lächeln war kein gutes Signal und dass die Frage rhetorischer Natur war, konnte man auch erkennen, ohne ein Sprachgenie zu sein.

„Natürlich haben wir eine Besprechung, das wissen Sie doch. Um 8.15. Ich war gerade auf dem Weg“

„Dann sind wir ja alle zufrieden, dass der Herr Kleist sich erbarmt zu unserer 8.15 Uhr Konferenz zu kommen, die eigentlich eine 8 Uhr Konferenz ist, vor zehn Minuten angefangen hat und nur noch auf ihren Stargast wartet.“

Jens kniff die Augen zusammen, runzelte die Stirn, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn wieder und betrachtete den Becher in seiner Hand, als wisse er nicht, wie dieser dorthin gekommen war.

„Ich dachte ..., also irgendwie ... das tut mir jetzt natürlich ... leid“, stammelte er und wünschte sich zurück in die Geborgenheit seines Bettes.

Im Konferenzraum saßen zu seiner Überraschung außer Tina Eble und Sven Ohnesorg zwei ihm unbekannte Männer. Römer ließ sich dazu herab, ihm beide vorzustellen.

Der Ältere der beiden, ein dicker, grauhaariger Mann mit markantem Gesicht und dunklen, aufmerksamen Augen hieß Kerner und war vom Landeskriminalamt. Der zweite Mann, Ralf Gelfert, war aus der forensischen Psychologie des LKA und kam Jens irgendwie bekannt vor.

Römer entschuldigte sich für die Verspätung, ohne Gründe zu nennen und eröffnete ohne Umschweife die Konferenz.

Jens hielt sich an seinem Becher fest, sah in die Runde und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie peinlich ihm seine Verspätung war. Immer noch verstand er nicht, wie er einem solchen Irrtum hatte erliegen können. Wahrscheinlich lag es daran, dass er sich seine Termine nie direkt in seinen elektronischen Kalender eintrug, sondern immer erst dann, wenn er gerade sein Handy zur Hand hatte und niemand da war, der ihn für den Augenblick störte. Oft vergaß er völlig, sich einen Vermerk zu machen und verließ sich auf sein gutes Gedächtnis. Leider hatten die Kinder und Sabine eine ähnliche Wirkung auf sein Erinnerungsvermögen wie Nagellackentferner auf Nagellack: 20 Minuten Familienleben genügten, um sein Bewusstsein mit einer nebelhaften Verwirrung zu belegen, in der jeder klare Gedanke unmöglich wurde.

Am schlimmsten aber wog, dass es sich nicht um die übliche Besprechung handelte, in der die laufenden Ermittlungen erörtert wurden, sondern eine Sondersitzung, bei der externe Beamte zugegen waren. Römer hasste es vor allem, wenn die Außendarstellung seines Präsidiums litt. Eine solche Verspätung würde er ihm mindestens ein halbes Jahr bei jeder Gelegenheit unter die Nase reiben.

„Diese Sitzung ist kurzfristig auf Betreiben von Direktor Kerner zustande gekommen“, erklärte Römer förmlich, die Hände zu einem Dreieck vor dem Köper gefaltet. „Herr Kerner, ich würde Sie deshalb bitten, kurz zu erläutern, warum es notwendig ist, dass wie uns hier treffen und welche Zielsetzung wir damit verfolgen.“

Kerner nickte kurz, ließ seinen Blick schweifen und räusperte sich. „Nun, wie sie alle wissen dürften, auch wenn sie an unseren bisherigen Ermittlungen nicht teilgenommen haben, hat sich gestern ein verheerender Zwischenfall auf der A3 ereignet.“

„Sie sprechen von dem Busunfall?“ Tina hatte den Arm gehoben und erinnerte dabei an eine übereifrige Schülerin, die ungefragt dem Lehrer dazwischen plapperte und so den Zorn ihrer Mitschüler auf sich zieht. Unnötige Kommentare zogen jede Besprechung nur in die Länge.

„So ist es“, erwiderte Kerner ruhig. „Gestern kurz nach acht kam ein vollbesetzter Reisebus mit zwei Schulklassen an Bord auf der A3 in Richtung Rüsselsheim ins Schleudern und durchbrach die Leitplanke, bevor er mit einem Lkw kollidierte. Mehrere Fahrzeuge fuhren in die Unfallstelle. Insgesamt haben wir 15 Todesopfer und 11 Schwerverletzte zu beklagen. Acht Schüler aus dem Bus liegen im Krankenhaus, von denen sich noch drei in Lebensgefahr befinden, ein Junge wird nie wieder laufen können, ein Mädchen ist auf einem Auge blind. Einen ähnlich schweren Verkehrsunfall hat es seit Jahrzehnten nicht auf deutschen Straßen gegeben. Die Zeitungen und Nachrichten sind voll mit Berichten über diese Katastrophe.“ Für einen Moment kehrte betroffenes Schweigen ein. Jens erinnerte sich sehr gut daran, wie er gestern aus dem Radio von diesem Unfall gehört hatte. Die A3 war den ganzen Tag gesperrt gewesen, was ein unbeschreibliches Verkehrschaos verursacht hatte. Das aber war angesichts der Toten nur eine Randnotiz. Mitunter empfahl es sich nach seinem Empfinden, das Schreckliche an den Rand des Bewusstseins zu schieben, um nicht den Verstand zu verlieren. Er hatte kopfschüttelnd das Radio ausgeschaltet, kurz geschwiegen und sich dann mit Tina über deren neuen Freund unterhalten, um auf andere Gedanken zu kommen. Auch jetzt schnürte ihm die Vorstellung, wie 15 Menschen, die meisten von ihnen Jugendliche, von einem Moment zum anderen aus dem Leben gerissen wurden, noch die Kehle zu. Da kam einem zwangsläufig der Gedanke, wie nichtig doch die eigenen Probleme waren und wie albern es anmutete, den kleinen Sorgen und Peinlichkeiten des Alltags zu viel Bedeutung beizumessen.

„Wir haben das sicher alle mitbekommen“, schaltete sich Tina erneut dazwischen. Ihre Stimme klang belegt, fast verschnupft, eine plötzliche Röte überzog ihre Wangen. „Die ganze Angelegenheit ist furchtbar, eine unglaubliche Tragödie, aber ich verstehe nicht, wieso wir an diesem Tisch sitzen, um über einen Verkehrsunfall zu sprechen.“

„Dann warten Sie doch einfach mal einen Moment ab“, fuhr Römer dazwischen. Tina zuckte zusammen und sah ihn wütend an. Jens glaubte, die Situation würde jeden Moment eskalieren, da aber meldete sich Kerner beschwichtigend zu Wort, hob beide Hände und wedelte beruhigend in der Luft herum.

„Sie haben natürlich recht, es ist auf den ersten Blick nicht zu verstehen, warum sich die Kriminalpolizei in dieser Form mit einem solchen Ereignis beschäftigen sollte, es sei denn, es läge eine Straftat vor. Aber genau danach sieht es aus! Wir haben zum einen Aussagen von drei der jugendlichen Schüler, die den Unfall überlebt haben, zum anderen Indizien, die zeigen, dass es sich fraglos um ein Verbrechen handelt, genauer gesagt, um ein Tötungsdelikt.“

Jens zog sich der Magen zusammen. Der Espresso stieg ihm säuerlich in die Speiseröhre. Gleichzeitig zitterten seine Hände, als sei er über längere Zeit einer unerhörten Kälte ausgesetzt gewesen. Wovon sprach Kerner da? War es nicht schlimm genug, wenn der Zufall in Gestalt unglücklicher Verkettungen eine solche Katastrophe herbeiführte? Wie zum Teufel sollte es sich bei diesem Unfall um ein Tötungsdelikt handeln? In den Nachrichten hatte es geheißen, der Fahrer habe unter Umständen einen Herzinfarkt erlitten.

„Laut unseren bisherigen Ermittlungen“, fuhr Kerner fort, „ist aus einem nahen Waldstück auf den Bus beziehungsweise den Fahrer geschossen worden, sodass es zu diesem Unfall kam.“

„Was?“, schrie Jens. „Sie sagen, es hat jemand auf einen vollbesetzten fahrenden Bus gefeuert?“ Die Worte waren Jens unkontrolliert über die Lippen gesprudelt, eine Art Übersprunghandlung, die ihn bisweilen heimsuchte.

„So sieht es wohl aus. Wir haben zwei Kugeln gefunden, der Fahrer wurde in den Kopf getroffen und war bereits tot, bevor der Bus die Leitplanke durchschlug. Irgendjemand hat offensichtlich gezielt auf ihn geschossen. Aus einer vermuteten Distanz von mindestens vierhundert Metern einen solchen Schuss abzugeben, ist kein Kinderspiel. Die zweite Kugel hat einen der Lehrer verwundet und ist dann in den Sitz eingedrungen.“

„Sie sehen, es gibt durchaus einen plausiblen Grund dafür, dass das Landeskriminalamt und das BKA sich eingeschaltet haben“, merkte Römer an. „Der Grund unseres heutigen Treffens ist es, eine gemeinsame Ermittlungsgruppe zu bilden, deren Ziel es sein muss, den Täter so schnell als eben möglich zu stellen.“

Gelfert hob die Hand, worauf Römer ihm zunickte und auf diese Weise das Wort weitergab. „Vor allem ist Eile geboten, weil wir davon ausgehen müssen, dass es sich bei dem Täter – eine Täterin können wir aus kriminalpsychologischer Perspektive wohl ausschließen – um einen geistig verwirrten Mann handelt, der seine Tat schon bald wiederholen könnte.“

„Sie meinen wie der LKW-Heckenschütze, der zwischen 2008 und 2013 über siebenhundert Mal auf Lastwagen geschossen hat?“, wollte Tina wissen, die sich wieder gefangen zu haben schien.

„Ja, davon gehen wir und auch das BKA aus.“

„Aber das ist der erste Zwischenfall dieser Art. Oder gibt es noch weitere, über die bis jetzt nicht in der Presse berichtet wurde?“ Jens sah erst Gelfert, dann Kerner fragend an.

„Nein“, antwortete Kerner kopfschüttelnd. „Von weiteren Zwischenfällen, die ähnlich gelagert wären, ist uns nichts bekannt. Es ist das erste Mal, dass auf einen Reisebus geschossen wurde, aber wir müssen vorsichtig sein. Es könnte sich sogar um einen terroristischen Akt handeln, allerdings gibt es bis jetzt kein Bekennerschreiben.“

„Wäre durchaus möglich, wenn Sie mich fragen.“ Römer wedelte mit beiden Armen in der Luft herum. „Mich würde es auf jeden Fall nicht überraschen, wenn morgen ein Brief an die Presse geht: Ihr tötet unsere Jugendlichen, also töten wir eure. Liebe Grüße aus Syrien, euer IS.“

Jens atmete aus. Unter normalen Umständen hätte er Römer intuitiv widersprochen, in Hinblick auf seine Unpünktlichkeit, verkniff er sich jedoch jeden Einwand, auch wenn ihm diese Hypothese sehr weit hergeholt vorkam.

„Ich weiß nicht“, sagte er stattdessen, die Terror-Vermutung geflissentlich ignorierend, „ob wir wirklich davon ausgehen sollten, dass es sich um einen geistig verwirrten Täter handelt.“

Kerners Blick verriet Neugier. „So, welchen Standpunkt vertreten Sie denn dann?“

„Ich denke, wir sollten im Umfeld der Opfer nach möglichen Tätern suchen, wie wir es bei einem weniger spektakulären Fall auch machen würden. Vielleicht existiert eine Beziehung zwischen einem der Opfer und dem Täter.“

„Bei einer solchen Tat mit einer Vielzahl von Opfern ist das fast auszuschließen“, mischte sich Gelfert ein. „Dem Täter ging es nicht darum, an einem Individuum Rache zu nehmen, er sieht vielmehr eine kollektive Schuld und wird von einem universellen Hass gegen jeden und alles gesteuert. Derartige Denkmuster zeigen sich immer wieder bei solchen Tätern.“

„Das mag ja sein, aber ist deswegen eine Beziehung zu einem der Opfer gleich ausgeschlossen?“

Gelfert sah ihn an, als spreche er mit einem Idioten und sei es überdrüssig, alles doppelt und dreifach erklären zu müssen. „Ich versuche gerade klarzumachen, dass eine solche Tat nichts mit klassischer Kausalität zwischen erlittener Demütigung und Rache zu tun hat, und Sie bestehen darauf, dass Täter und Opfer sich gekannt haben könnten. Das ist für die Lösung des Falls nicht relevant.“

„Aber es besteht die Möglichkeit“, insistierte Jens, „und vor allem muss man sich doch vor Augen führen, dass wahrscheinlich nur eine Person durch einen Schuss getötet wurde, die anderen sind durch den Unfall zu Schaden gekommen. Da ist es doch durchaus denkbar, dass es sich um eine gezielte Attacke gegen eine Person gehandelt hat.“

Gelfert schüttelte entschieden den Kopf und verzog verständnislos das Gesicht. „Das halte ich für aufgeschlossen. Wir haben es mit einer antisozialen Person zu tun, deren Wut sich unspezifisch gegen alle richtet. Wer am falschen Ort zur falschen Zeit ist, gerät ins Visier. Auffällig ist die Anzahl der Opfer. Das aber ist vom Täter so beabsichtigt gewesen und dürfte auf den Wunsch nach medialer Aufmerksamkeit abzielen.“

„Womit wir wieder bei unseren Terrorfreunden wären“, merkte Römer an.

„In der Tat!“, pflichtet Gelfert bei. „Ein terroristischer Hintergrund ist realistisch. Solange wir jedoch keinen Bekenner haben, bleibt das alles hypothetisch.“

„Wir werden“, konstatierte Kerner, „in alle Richtungen ermitteln, auch wenn ich persönlich die terroristische Variante als weniger wahrscheinlich einstufe. In jedem Fall müssen wir unverzüglich den Stand der Dinge an die Öffentlichkeit weitergeben und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Ich möchte mir nicht vorwerfen lassen, eine potenzielle Terrorgefahr geheim gehalten zu haben. Herr Römer wird eine Ermittlungsgruppe unter Mitwirkung der anwesenden Beamten ins Leben rufen. Herr Gelfert wird Sie unterstützend beraten und ich und Herr Hofmann vom BKA werden so oft wie möglich bei Ihnen sein und neue Informationen mit Ihnen austauschen. Weitere Ermittlungsgruppen werden Sie von Wiesbaden aus unterstützen.“ Kerner bedachte jeden am Tisch mit gewichtigen Blicken, bevor er seinen Stuhl zurückschob und sich erhob. „Jetzt möchte ich Sie im Detail mit dem vertraut machen, was am gestrigen Morgen um 8.15 auf der A3 passiert ist. Die Bilder der Spurensicherung sind erschütternd. Seien Sie darauf vorbereitet.“ Römer ging um den Tisch herum, nahm die Fernbedienung für den Beamer und klappte ein bereitgestelltes Laptop auf.

Jens atmete aus, spürte wie der Espresso sich säuberlich durch seine Eingeweide arbeitete, Übelkeit erzeugte. Das erste Bild wurde an die Projektionsfläche am Kopfende des Tisches geworfen, es zeigte ein Chaos aus verbogenem Blech, verbrannten Reifen, Autowracks und dem ausgebrannten Skelett eines Busses, an dem fast nichts mehr an einen Bus erinnerte. Eine weißliche Schicht überzog die Unfallstelle wie pudrige Schminke. Zwischen den Wrackteilen ließen sich bei genauer Betrachtung unförmige Körper erkennen, grotesk verdrehte Leiber, die zerbrechlich wirkten wie trockenes Gras.

Wie viele es waren, wie wundersam sie sich zwischen den Trümmern verteilten, als sei jeder im Sterben allein.

3

Überlebt! Eine Überlebende, das bin ich. Ein weiterer Tag geschenkt, so fühlt es sich an, als ich die Redaktion am nächsten Tag betrete. Die Farben sind leuchtender, die Luft schmeckt frischer und all das Chaos um mich herum kratzt heute nur ganz leicht an meiner äußeren Fassade. Es ist, als scharre ein unmelodischer Gesang an meinen Ohren, schleiche um mich herum und suche vergebens Zugang. Meine Sinneskanäle aber sind verstopft, verschlossen für alles, was von außen auf mich eindringt, denn immer noch bin ich damit beschäftigt, das zu sortieren, was ich vor über 24 Stunden gesehen habe, ohne es zu verstehen.

Die Straße, das Brennen, Feuer, eine Kakophonie von Lauten.

Minuten, die wie Stunden erschienen, stand ich stumm hinter der Leitplanke und richtete Karls Kamera auf das brennende Chaos. Ich fühlte nichts mehr, außer einer unendlichen Leere, dumpfe Betäubung, die meinen Verstand umschloss wie eine wollene Decke den Leib eines fiebernden Kindes.

Schutz, das ist ein Selbstschutz, sagte ich mir und umklammerte mit kalten Fingern die Kamera. Die Flammen schlugen gelb leuchtend, von pechschwarzem Qualm gesäumt empor, dann explodierte etwas mit einem furchtbaren Knall. Das Quietschen von Metall, das sich in der Hitze verformt, Entsetzensschreie von der anderen Fahrbahnseite. Ich aber stand einfach da, bis Karl hinter mir auftauchte und sagte, wir müssten hier weg. Wir sollten nicht hier sein, das sei alles zu schrecklich, ich solle doch bitte wieder einsteigen. Sofort!

Im Wagen zitterte ich, atmete, schwieg, während Karl darüber zu schwadronieren begann, was für ein Schweineglück wir gehabt hätten, kurz vor dem Unfall vorbeigekommen zu sein. Ein paar Sekunden später und wir wären jetzt tot.

Wir wären jetzt tot, hallte es dumpf durch meinen Schädel, als sei da ein Aufnahmegerät in meinem Verstand, das eine Fehlfunktion aufwies.

Immer noch schien es, als kämen Karls Worte aus weiter Ferne, seien nur Rufe aus einer Welt, der ich für den Augenblick nicht angehörte.

Irgendwann nahm ich die Kamera wieder zur Hand. Meine zitternden Finger gehorchten halbwegs. Ich ging das Menü durch, holte mein Handy aus der Handtasche und stellte eine Verbindung zwischen beiden Geräten her.

Ein paar Zeilen Kommentar, Anmerkungen, die Ankündigung, dass ich so bald wie möglich in der Redaktion sein würde, dann eine Sequenz des Videos als Anhang gewählt, das war es. Ich sank wieder in den Beifahrersitz, beobachtete die vorbeiziehende Landschaft. Wir hatten Frankfurt erreicht, fuhren über den Main, passierten die Eissporthalle, den Ostpark.

Die Sonne schien, Menschen defilierten auf den Bürgersteigen vorbei. Es war ein ganz normaler Tag, alles ging seinen Gang. Einige Kilometer entfernt verbrannten Menschenleiber, der Asphalt selbst schmolz, die Oberfläche des Alltäglichen hatte einen Riss bekommen. Hier aber ging alles seinen geordneten Gang. Es war unbegreiflich und fühlte sich falsch an. Wie konnten so unterschiedliche Welten nebeneinander existieren, nahtlos ineinander fließen, als reise man von einem Planet des Friedens auf einen, der von Terror und Krieg beherrscht wird?

Wir fuhren in die Wiesenstraße und Karl parkte den Wagen rückwärts ein. Normalerweise gelingt ihm dies immer beim ersten Mal. Heute musste er mehrfach neu ansetzen, bis sein Golf in die Parklücke passte. Ich wertete dieses Versagen als Beleg dafür, dass auch er nicht mehr richtig funktionierte. Außerdem redete er, redete mehr als jemals zuvor, als habe er eine undichte Stelle, aus der die Worte hervortropften, weil der Druck im Inneren seines Verstandes zu groß war. Ich hingegen schwieg, ließ mich, sobald wir in der Wohnung waren, aufs Sofa fallen, das normalerweise Karls Refugium ist. Hier sitzt er fast jeden Abend, ganz abgeschabt ist der rote Stoff an der Stelle, wo er Platz nimmt, ein Glas Wein vor sich auf dem Tisch, die Fernbedienung wie angewachsen in seiner Rechten. Ich betrachtete den kreisrunden Abdruck, den eines seiner Gläser hinterlassen hatte. Angetrockneter Bardolino, blutrot, darunter der schneeweiße Lack des Couchtisches.

Karl lief durch die Wohnung, als suche er etwas, marschierte in die Küche, wieder hinaus, ins Bad, wieder in die Küche, dann kam er zu mir, ließ sich in die Polster sinken und schnaufte wie ein alter Mann, dem das Treppensteigen die letzten Kräfte geraubt hatte. Ob alles okay sei, wollte er wissen.

Ich nickte, ohne nachzudenken, ließ meinen Kopf wippen wie eine sich langsam austarierende Waage, und fokussierte stumm den eingetrockneten Weinfleck.

Für Sekunden betrachtete er mich voller Anteilnahme und Besorgnis, dann begann er erneut mit seinem Monolog über unser Glück, der mir bereits im Wagen auf die Nerven gegangen war; nach Glück aber fühlte es sich nicht an, was sich in mir abspielte. Ich bat ihn, doch bitte nicht mehr darüber zu reden, das wüssten wir doch jetzt. Er verstand nicht, warum ich so reagierte, wie ich seinem Blick entnehmen konnte, strich mir dennoch über die Haare wie einem Kind, das er zu trösten versuchte, weil seiner Lieblingspuppe der Arm abgefallen ist. Dann erhob er sich unvermittelt und marschierte ins Bad, von wo kurz darauf das leise Plätschern der Dusche erklang. Ich ging auf den kleinen Balkon, um eine Zigarette zu rauchen. Das ganze Wochenende hatte ich mir Zigaretten verkniffen, damit meine Mutter sich nicht zusätzlich Sorgen machen musste oder gar eine kausale Verbindung zwischen Karl und meinem Zigarettenkonsum konstruieren konnte.

Eigentlich hatte ich beschlossen, weniger zu rauchen und dann irgendwann in absehbarer Zeit ganz aufzuhören. Das alles war nur noch Makulatur, jetzt benötigte ich eine Zigarette dringender als jemals zuvor.

Als ich wieder ins Wohnzimmer zurückkehrte, hatte ich meine Entscheidung getroffen. Ich würde heute nicht mehr in die Redaktion gehen. Ich brauchte Zeit, um zur Ruhe zu kommen, nachzudenken, das Gesehene zu verarbeiten.

Also rief ich Rüdiger an, meinen Redakteur, und bat darum, frei zu bekommen.