Kapitel 4


15:16 Uhr, Eastern Standard Time – Freitag, auf Route 460 in Richtung Osten, Lynchburg, Virginia

 

Das Licht der Sonne, die nun am späten Nachmittag sank, reflektierte im Spiegel an der Beifahrertür, weshalb Declan mit zusammengekniffenen Augen auf den vierspurigen Highway schauen musste. Auf seiner Fahrt über die Route 460 gen Osten nach Lynchburg war der weite Campus der Liberty-Universität gerade in Sicht gekommen. Er nahm beide Seiten der Schnellstraße ein und erweckte den Eindruck einer ewigen Baustelle, um mit den ansteigenden Studentenzahlen schrittzuhalten. In der Ferne stand ein brandneues Gebäude, das über einen langen Parkplatz und eine Reihe moderner Unterkünfte mit dem Hauptgelände verbunden war. Die Architektur des C.H. Barton Centers für Internationale Beziehungen und Politik sollte ein maßstäblich größeres Modell von Thomas Jeffersons Landgut Monticello sein, das ein paar Meilen südwestlich von Lynchburg lag. In wenigen Stunden würden Declan und Constance neben 300 weiteren geladenen Gästen der großen Eröffnung des neuen Komplexes beiwohnen.

»Also wirklich, ich begreife nicht, warum du dich mit dem Kerl herumschlägst«, sagte Constance, die den Sportwagen vom Modell Nissan Z fuhr.

»Er ist gar nicht so übel«, entgegnete Declan und lachte kurz auf. Sie meinte Brendan Regan, einen Angestellten bei DCM Properties, den ihr Gatte seit fast 15 Jahren kannte. Ihn als flegelhaft zu bezeichnen wäre untertrieben gewesen, und Declan fragte sich bisweilen selbst, weshalb er sich die Launen des Mannes bieten ließ. Letztlich, so schätzte er, lief es darauf hinaus, dass er ihm leidtat.

»Gar nicht so übel? Er ist völlig unausstehlich und verursacht mehr Probleme als irgendjemand anderes, der für dich arbeitet, ganz zu schweigen davon, dass er jedes Mal, wenn ich anwesend bin, nichts weiter tut, als auf meine Brüste zu starren. Igitt.«

»Na ja, das tue ich auch nicht gerade selten.«

»Ach du!«, stöhnte sie und schlug scherzhaft mit dem Handrücken gegen seine Schulter, wobei sie verstohlen schmunzelte.

»Autsch«, tönte er theatralisch. »Gestern Nacht haben sie gewackelt, das war ziemlich unterhaltsam.«

»Hör auf jetzt!«, gab sie zurück und hielt sich eine Hand vor den Mund, damit er sie nicht bis über beide Ohren grinsen sah.

Declan verzog ebenfalls seine Mundwinkel, bevor er schallend loslachte.

»Hier links ab auf die 501«, bemerkte er mit einem Wink über den Schalthebel, um die Richtung anzuzeigen.

»Ich weiß, wo links ist«, entgegnete sie sarkastisch.

»Wollt nur sichergehen, du bist ja Republikanerin.«

Sie setzte den Blinker und lenkte langsam auf die Linksabbiegespur. »Wie weit ist es noch?«

»Ganz in der Nähe. Bleib auf der Candler's Mountain Road bis zur Edgewood Avenue, dort biegst du links ein.«

Nach wenigen Minuten hielt Constance vor einem Farmhaus aus gelben Ziegelsteinen mit blassbraunem Dach und zerschlagenen Fensterscheiben an. Zwei geländetaugliche Autos, auf deren weißem Lack sich das rotblaue Logo von DCM Properties deutlich abhob, standen ebenfalls davor. In der Einfahrt parkte ein Ford Escape mit dem Wappen der Stadtverwaltung an der Tür und einem grauen Schriftzug am unteren Rand, der den Motor als Hybriden auswies. In der Straße befanden sich überwiegend Wohnhäuser, doch den ersten Block dominierten allmählich Gewerbe, weil die Gegend rasant erschlossen wurde.

»Also gut, dann wollen wir mal sehen, was uns Regan diesmal eingebrockt hat«, sagte Declan beim Öffnen der Beifahrertür und stieg aus.

»Ja, wollen wir«, wiederholte Constance mit zusammengebissenen Zähnen.

Sie gingen über einen Streifen Wiese, der als Vorgarten herhielt, und gerade als sie die Tür erreichten, trat ein großer Schwarzer im weißen Overall heraus.

Es war Poindexter Perry. »Hey, Boss.«

»Hallo Dex«, grüßte Declan zurück und betrat den überdachten Vorbau.

Hinter dem Schwarzen fluchte auf einmal eine Stimme mit Bostoner Akzent. »Ich bat ihn eigentlich, es diesmal lockerer angehen zu lassen«, versetzte Perry in seinem tiefen Bariton.

»Schau dich doch mal ein wenig mit Dex hier um, während ich das kläre, ja?«, legte Duncan Constance nahe. »In den Hinterzimmern könnte wirklich mal eine Frau Hand anlegen.«

»Wie geht's, Ma'am?«, fragte Dex und fasste sich an den Schirm seiner weißen Malermütze.

»Gut, Dex, danke der Nachfrage. Was treiben Sherri und die Mädchen?« Declan hörte ihre Worte hinter sich, als er zur Kellertreppe ging.

Das Interieur sah aus, als sei es in zwei getrennte Wohnungen aufgeteilt. Die Schlafzimmer und das Bad links neben dem Treppenhaus, das in der Mitte des einstöckigen Gebäudes nach unten führte, waren komplett renoviert worden; neuer Teppich- beziehungsweise Fliesenboden, ein frischer Anstrich und Einbauelemente. Auf der rechten Seite, in Küche und Wohnbereich, lagen nur Holzbohlen, überstehendes Stützgebälk und lose Gipskartonplatten mit einer dicken Schicht Baustaub darauf. Die Immobilie war wie alle, derer sich DCM annahm, nach einer Zwangsvollstreckung gekauft worden und wurde jetzt zu einem gewerblichen Büro ausgebaut, um es zu verpachten.

»Hey, hören Sie mir zu«, verlangte die laute Stimme im Keller. »Verstehen Sie, was ich sage? Ich werde kein ganzes Schaltbrett nur wegen etwas Rost auswechseln. Hier ist es nicht feucht. Sehen Sie irgendwo Wasserflecken?«

Declan schüttelte den Kopf und ging die Treppe hinunter. Das alte Holz knarrte unter seinem Gewicht, und als er am Boden ankam, schauten die beiden Männer in dem unfertigen, muffigen Raum zu ihm auf. Vor einem geöffneten Stromverteilerkasten stand Brendan Regan, ein übergewichtiger Mann mit zerzaust buschigem Blondschopf und einem Bierbauch, der über seinen Gürtel hing, sowie einem ratlosen Gesichtsausdruck, der an einen dicken Jungen in einer Eisdiele mit unmöglich breiter Auswahl erinnerte. Er war ungefähr so groß wie Declan und wirkte imposant gegen den Gebäudeinspektor vor ihm, einen untersetzten Kerl mit blauem Jeanshemd, zurückgehendem grauen Haar und zottigem Schnurrbart.

»Hi, ich bin Declan McIver, Inhaber von DCM Properties«, sagte Declan mit ausgestreckter Hand.

»Howard Terry, Mr. McIver, vom Amt für Landschaftsbau- und Stadtplanung Lynchburg.« Die beiden schüttelten Hände. »Ihr Angestellter hier teilte mir gerade mit, Sie würden nicht vorsehen, die elektrischen Leitungen dieses Hauses zu erneuern, aber ich fürchte, die Kommune wird auf einer Instandsetzung bestehen müssen, bevor sie eine Gebäudenutzungserlaubnis ausstellt.«

»Ich bin noch nicht dazu gekommen, mir die Leitungen anzusehen. Wir haben erst vor ein paar Wochen mit diesem Projekt begonnen. Wo liegt das Problem?«

»Na, dieser Bürohengst hier behauptet, das ganze Teil müsse raus, weil es verrostet ist«, erklärte Regan barsch. »Der einzige Rost, den ich aber sehe, ist dieser Fleck hier, nicht größer als eine Vierteldollarmünze. Schau nur, den kann man abkratzen.«

»Lass gut sein, Brendan«, lenkte Declan ein. »Wir alle hier sind vom Fach.«

»Vom Fach? Von wegen! Der Typ hat keinen Plan.«

»Das reicht jetzt. Mr. Terry arbeitet für die Stadt, und falls wir unsere Geschäftsbeziehungen nach Lynchburg ausweiten wollen, müssen wir uns seine Worte zu Herzen nehmen. Warum wartest du nicht oben, während ich das hier erledige?«

»Gut, du kriechst gern in Ärsche? Dann mach«, grummelte Regan, bevor er sich zwischen Declan und dem Inspektor durchdrängelte. Auf dem Weg zur Treppe murrte er: »Blöder Paragrafenreiter, Sesselfurzer.«

Declan sah zu Terry, während Regan hinaufging. Der Mann schaute ihm mit abschätzigem Blick hinterher.

Dann kehrte sich der Inspektor wieder Declan zu, der sogleich ein Lächeln bemühte. »Ich versuche schon, seit er 30 ist, ihm Manieren beizubringen«, entschuldigte er das Verhalten seines Angestellten, bevor er sich nach vorne beugte, um das Schaltbrett genauer zu betrachten. Mit einem Multifunktionswerkzeug, das er aus seiner Gesäßtasche zog, löste er die Blende der Anschlussdose am unteren Teil des Kastens. Aus dem Inneren ergoss sich rostbraune Flüssigkeit auf den Boden.

»Da haben wir das Problem, Mr. Terry: Grundwasser«, sagte Declan, schloss eine Hand um ein Bündel schludrig isolierter Drähte und zog es heraus. »Wir verlegen einen neuen, wasserdichten Kabelkanal und setzen eine Dose nach NEMA-4-Standard ein. Das genügt doch für eine Nutzungserlaubnis, oder?«

Terry nickte. »Ja, das genügt.«

»Vielen Dank, Sir.« Declan richtete sich auf und gab dem Inspektor wieder die Hand. »Nehmen Sie eine Visitenkarte von mir mit. Darauf steht meine Mobilnummer für den Fall, dass Sie weitere Mängel feststellen.«

Terry steckte sie ein und nahm eine eigene aus seiner Tasche. »Ich komme wieder, um eine letzte Untersuchung durchzuführen, wenn Sie mit der Renovierung fertig sind«, sagte er und reichte Declan die Karte.

Der nickte und folgte ihm die Kellertreppe hinauf. Nachdem der Mann das Haus verlassen und die Eingangstür hinter sich zugezogen hatte, drehte sich Declan um und schaute in die Küche. Constance saß unbequem auf einem umgedrehten Fünf-Gallonen-Eimer, während Regan und Dex neben ihr standen, wobei Regan dämlich grinste, weil er sich bemühte, in ihren Ausschnitt zu schauen. Declan musste auch lächeln, als sie den Dicken mit einem genervten Blick abstrafte und ihre Jacke zusammenzog.

»Du bist also fertig?«, fragte er.

Constance sprang auf und antwortete: »Ja doch, auf jeden Fall.«

»Dex, gute Arbeit, Mann«, lobte Declan, während er seiner Frau die Tür aufhielt. »Ich schau am Montag noch mal vorbei, um euch auf der Terrasse hinterm Haus zu helfen. Regan, du gibst dir in der Zwischenzeit Mühe, uns nicht die ganze Stadtverwaltung auf den Hals zu hetzen, ja?«

Der Angesprochene brummelte noch irgendetwas, als Declan die Tür schloss.

Vor dem Haus ließ sich Constance ein »Bist gefeuert« von den Lippen ablesen.

Declan lächelte sie an. »Er arbeitet für ein geringes Gehalt«, sagte er, schlang einen Arm um ihren Oberkörper und führte sie zurück zum Wagen. »Fahren wir zum Hotel und checken ein.«

Kapitel 9


Als er den Anstieg hinter sich hatte, trat Declan in ein Dickicht aus Hornsträuchern, die auf einem trichterförmigen Hof wuchsen, wo sich die Zufahrt gabelte. Der Hauseingang, vor dem beide Wege wieder zusammenliefen, war jetzt noch 50 Yards entfernt. Regentropfen, dick wie Centmünzen, die von den Baumwipfeln fielen, sickerten durch sein hellblaues Anzughemd, während er im Zickzack über den Platz schlich, wobei er hin und wieder an Sträuchern innehielt. Als er den Rand erreichte, ging er hinter einem breiten Stamm in Deckung und lehnte sich zur Seite, um zu sehen, ob jemand von drinnen herausgekommen war.

Die Villa wurde von kleinen Scheinwerfern angeleuchtet, die in regelmäßigen Abständen auf dem Klinkerweg zur Tür und entlang der gesamten Vorderseite des Gebäudes aufgestellt waren. Aufgrund der Helligkeit, die es umgab, wirkte die Dunkelheit außerhalb umso finsterer. In Declans Augen hatte hier jemand zu kurz gedacht, was die Sicherheit anging. Man sah die rotbraune Steinfassade des Hauses bis zum zweiten Obergeschoss, doch das steil abgeschrägte, kunstvoll gedeckte Dach lag außerhalb der Reichweite der Lichter. An der senkrecht ebenen Front des Baus reihten sich sechs hohe Fenster pro Geschoss und unten die pompöse Doppeltür, hinter der wohl ein ebenso reizvolles Interieur lag, wie es das Äußere verhieß.

Er fasste jede der Scheiben ins Auge, um Hinweise darauf zu finden, ob jemand drinnen war. Dann überquerte er den Fahrtweg zum Eingang, wo er sich mit dem Rücken zur Wand lehnte. Indem er sich kurz nach links und rechts neigte, schaute er durch die raumhohen Fenster zu beiden Seiten. Das Haus war abgesehen von einer kleinen Lampe in der prachtvollen Diele dunkel. Alle paar Sekunden leuchtete am Tastenfeld einer Alarmanlage eine LED auf, womit feststand, dass das Sicherheitssystem aktiv war.

Im Gebäude mochte es zwar dunkel sein, aber Declan spürte, dass sich hier jemand herumtrieb. Wessen Auto hatte das Reifenprofil hinterlassen, auf das er am Tor gestoßen war? Wer hatte den Wachmann ermordet? Zudem war es einer der Wagen des Sicherheitsdienstes gewesen, der die Explosion vor dem Barton Center verursacht hatte. Zählte das Personal selbst zu den Attentätern? Falls ja, hatte Levitt diesen einen vielleicht unschädlich machen müssen, als Kafni und er zur Villa gekommen waren.

Declan hielt sich die Pistole vor, während er zügig zur Seite des Hauses ging. Als er um die Ecke bog, sah er immer noch niemanden, also setzte er seinen Weg fort. Vorsichtig näherte er sich einem gleichfalls dunklen Wintergarten, der die Nordostseite des Gebäudes einnahm. In dem vollständig verglasten Raum standen Korbmöbel, doch ansonsten war er leer.

Durch die Scheiben fiel Declan ein Auto auf. Aus einer Garage stach das Heck eines dunkelroten Geländewagens heraus. Declan ging um den Wintergarten herum und dann über einen gepflasterten Streifen, der von der eigentlichen Fahrspur abzweigte, auf das Nebengebäude zu, aber nicht ohne sich wiederholt hinter hohen Büschen zu verstecken.

Es war tatsächlich eine Garage, die wie die Villa aus Ziegelsteinen bestand und von ihrer Größe her genug Platz für mindestens drei Limousinen bieten musste. Da ihre Seite weder mit Fenster noch einer Tür ausgestattet war, stellte sich Declan auch hier mit dem Rücken gegen die Mauer und pirschte sich ans Tor, wo der dunkelrote Wagen ein Stück weit auf den Weg ragte. Er konnte nicht Kafni gehören, da dessen Modell schwarz war. Beim Näherkommen hörte Declan Wasser zischen, das vom Fahrwerk auf den heißen Auspuff tropfte – ein verlässlicher Beleg dafür, dass der Wagen noch nicht lange dort parkte.

Als er um die Ecke bog und die Garage einsehen konnte, bemerkte er, dass die Fahrertür offengelassen worden war, die Scheibe daran ebenfalls. Das Licht der gelben Deckenleuchte mutete grell an im Dunkeln und schimmerte auf dem glänzenden Lack des Wagens. Declan drehte sich um etwa 90 Grad und trat ein. Da sah er den schwarzen GMC-Suburban, mit dem Levitt Kafni hergebracht hatte … und seine Befürchtungen bestätigten sich, denn sein Blick fiel auf eine kleine Blutlache vor der Fahrertür. Für ihn war offensichtlich, was geschehen sein musste: Der rote Geländewagen – wer auch darin gesessen haben mochte – hatte das Tor hinter den Israelis passiert, bevor der Wachmann imstande gewesen war, es zu schließen, und die beiden beim Aussteigen angegriffen. Declan sah sich in den anderen Winkeln der Garage um, bevor er zur Fahrerseite von Kafnis Auto stürzte und hineinschaute. Der Innenraum war leicht mit Blut bespritzt, doch sollte ein Schuss gefallen sein, so hatte die Kugel getroffen, ohne wieder auszutreten, sonst wäre es mehr Blut gewesen. Die befleckten Stellen ließen darauf schließen, dass Levitt der Angeschossene war, doch wo steckten er und Kafni jetzt? Declan blickte über den glatten Betonboden der Garage hinaus. Inmitten von Staub und dunklen Ölspuren ließen sich ein paar weitere kräftig rote Spritzer erkennen, deren Spur ums Auto nach draußen führte. Er folgte ihr.

»Hey!«, rief plötzlich jemand von der Einfahrt her, gerade als er heraustreten wollte, also zog er sich rasch geduckt zurück. Zwei gedämpfte Schüsse fielen. Einer traf die Motorhaube des dunkelroten Wagens, der andere prallte von der gemauerten Außenwand der Garage ab. Declan drückte sich innen dagegen und lauschte mit hochgehaltener Waffe.

»Was hast du gesehen?«, fragte eine eindeutig ausländische Stimme.

»In der Garage ist jemand mit Pistole, ein Kerl in blauem Hemd«, antwortete eine zweite Stimme, die rauer oder heiser klang.

Declan glaubte, sie sprachen mit slawischem Akzent. Er horchte weiter, während Schritte auf dem Pflaster verhießen, dass sich die Männer bewegten, um ihn zu suchen. Verborgen in einer Ecke zwischen dem Garagentor und der äußeren Mauer wartete er ab, bis die beiden in seine Schusslinie geraten mussten, wenn sie zu ihm kommen wollten. Obwohl er sie nur flüchtig wahrgenommen hatte, ehe er in Deckung gegangen war, glaubte er mit ziemlicher Gewissheit, dass es sich nur um zwei Personen handelte. Die Männer gingen zu leisem Getuschel in einer fremden Sprache über, dann stürmte einer unvermittelt vorwärts und feuerte in die Garage. Die Heckscheibe von Kafnis Wagen zerbrach, und Declan schälte sich mit einer Drehung aus seinem Versteck, um zurückzuschießen. Dreimal rasch hintereinander drückte er ab, was in dem offenen Raum laut knallte.

Der Angreifer sprang hinter der Beifahrerseite des roten Wagens in Sicherheit, die Kugeln flogen über ihn hinweg. Im Augenwinkel bemerkte Declan, dass der andere Mann über die Schwelle des Tores trat. Er bewegte sich vielleicht eine Millisekunde zu spät nach links, um einem Hieb mit einer Schaufel auszuweichen. Ihr Blatt traf flach auf seine ausgestreckten Arme und schlug gleich darauf, als er in die Knie ging, gegen eine Seite seines Kopfes.

Er fiel nach hinten um, verlor die Pistole aber nicht, als er unsanft mit dem Rücken auf dem Beton landete und nach Luft ringen musste. Sein Peiniger betrat die Garage und holte erneut mit der Schaufel aus. Declan wälzte sich nach links, sodass sie auf den Boden schepperte, wo wenige Sekunden zuvor sein Kopf gelegen hatte. Dann rollte er nach rechts zurück und hob die Pistole, während sein Angreifer das Werkzeug abermals über seinem Kopf hochriss. Auf einmal fielen weitere Schüsse, und drei Löcher zeigten sich in der Brust des Mannes, der durch die Wucht der Treffer zurückgeworfen wurde.

Declan atmete einmal flach ein; so lange währte seine Erleichterung, ehe die nächste Salve aus einem Schalldämpfer platzte. Er kroch aus der Garage und erwiderte das Feuer auf den roten Geländewagen, dessen Windschutzscheibe mit dem ersten Schuss barst. Während sich sein Gegner seitwärts zur Front des Fahrzeugs bewegte, nahm Declan ihn systematisch aufs Korn – fest entschlossen, nicht zu verfehlen. Der Mann stieß einen Schrei aus, als eine Kugel seine Schulter traf, gefolgt von einer zweiten ins Schläfenbein. Er brach zusammen. Declan schnaufte angestrengt, als die letzte Hülse auf die Erde fiel und Stille einkehrte, umweht vom Geruch der abgefeuerten Ladungen. Das friedliche Zirpen von Grillen im Gehölz an den Rändern des Fahrtweges vor der Garage stellte sich wieder ein, unterbrochen von einem einzelnen Knall, einem Schussecho aus der Ferne irgendwo nördlich der Garage.

Declan musste sich an der Seite des schwarzen Suburban abstützen, wobei er zum ersten Mal seine Kopfverletzung spürte. Alles ringsum fing an, sich zu drehen. Er hob eine Hand und befühlte seine rechte Augenbraue, die vor Schmerz pochte. Als er die Hand herunternahm, klebte Blut an seinen Fingerspitzen, und auf dem Handrücken entdeckte er einen Schnitt, den die Schaufel verursacht hatte. Nachdem er das Blut an seinem Hemd abgewischt hatte, machte er sich von dem Auto los und trat über den toten Schuft aufs Garagentor zu.

Draußen zielte er mit der Pistole dorthin, woher die beiden Männer gekommen waren. Weiter entfernt sah er noch ein Gebäude mit Blechdach, das länger als die Garage war. Der Weg zu ihr führte daran vorbei und verschwand ungefähr 15 Yards vor der Stelle, wo Declan stand, im Schotter. Er stellte sich vor den dunkelroten Wagen und schaute hinüber. Auf dem Pflaster dahinter lag der Schütze, den er wenige Augenblicke zuvor getötet hatte. Declan ging hin und schob die schallgedämpfte Waffe des Mannes mit einem Fuß weg. An seinem krausen Bart und einer gehäkelten, schwarzen Thagiya auf seinem Kopf ließ er sich als Muslim identifizieren, obwohl er nicht so aussah, als stamme er aus dem Mittleren Osten. Sein Teint war leicht blass, das Haar schwarz und die Haut rau, als sei er über lange Zeit hinweg harschen Witterungsverhältnissen ausgesetzt gewesen. Declan stieß ihn fest mit einer Schuhspitze an, wobei der Körper auf den Rücken rollte. Die Augen starrten geisterhaft nach oben, und an einer Gesichtsseite haftete Blut, das aus der Wunde über seinem Ohr gequollen und unter ihm zusammengeflossen war. Er lebte nicht mehr.

Als noch ein Schuss an dem abgelegenen Gebäude mit dem Blechdach fiel, besann sich Declan darauf, warum er hier war, und lief los. Unterwegs bekam er weiche Knie und einen verschwommenen Blick, weshalb er an einem Baum stehen blieb und sich am Stamm festhielt. Er glaubte, dass seine Kopfverletzung ernster sein musste, bemühte sich aber, es zu verdrängen, und rannte weiter auf das Gebäude zu, das 50 Yards vor ihm lag.

Im Gegensatz zu Haus und Garage bestand es aus Holz, das mit den Jahren schwarz geworden war. Mehrere Scheunentore nahmen die Wände ein, und mehrere Enteiser ragten vom Blech auf, um während der Wintermonate Schneedecken auf dem Dach aufzubrechen. Declan legte sich hinter einem Baum bäuchlings auf die Erde, als zwei schwarz gekleidete Männer mit Maschinenpistolen um die Seite des Gebäudes kamen und den Weg hinauf zur Garage liefen. Er wartete auf dem nassen Boden, bis sie vorbeigezogen waren. Als sie drüben eintrafen, blieben sie stehen und unterhielten sich hastig in einer fremden Sprache.

Declan schlich weiter, gebückt und ohne die beiden aus den Augen zu lassen. Als er das Gebäude erreichte, ruhte er an das alte Holz gelehnt aus, bevor er auf der Suche nach einem offenen Eingang herumging. Mit wie vielen Gegnern musste er rechnen? In dem Fahrzeug, mit dem die Männer gekommen waren, war ohne Weiteres Platz für sechs und sogar acht bis neun Personen, wenn man neben den regulären Sitzplätzen den Stauraum im Heck nutzte. Als er langsam um die Ecke ging – er achtete darauf, nicht ins Sichtfeld der beiden an der Garage zu gelangen –, stieß er auf einen zweiten dunkelroten Geländewagen, dessen Beifahrertür offenstand. Jetzt wusste er, dass es sich um eine Überzahl handelte, mit der er es unmöglich aufnehmen konnte. In seinem angeschlagenen Zustand und mit nur noch sieben von 16 Patronen im Magazin brauchte er sich keinerlei Hoffnungen darauf zu machen, bis zu 20 Mann die Stirn zu bieten.

Mit einem Mal startete ein Motor, und zwei Lichtkegel wanderten über den Fahrtweg, kurz bevor der Wagen in Sicht rollte, der an der Garage gestanden hatte. Er kam von der entgegengesetzten Seite, während Duncan hinter dem Gebäude verharrte, und blieb vor dem baugleichen Modell stehen. Die Beifahrertür ging auf, und einer der Männer, die gerade hinübergelaufen waren, stieg aus. Er trat durch ein offenes Tor ein.

»Jemand ist hier«, sagte er zu einer anderen Person im Inneren. »Tariq und Nadir sind tot!«

»Beweg dich wieder nach draußen und halt die Augen offen!«, gab der andere in scharfem Ton zurück. Bei diesem Sprecher war sich Declan des slawischen Akzents sicher. »Sieht so aus, als würde unsere Party hier ein Ende finden, kleiner Bruder, doch bevor du stirbst, möchte ich dich wissen lassen, dass ich deinen Angehörigen deinen abgetrennten Kopf schicken werde!« Daraufhin antwortete eine Stimme, die Declan ganz sicher Abidan Kafni zuzuordnen glaubte, aber er verstand das Gesagte nicht. Als ausgelassenes Gejohle losbrach, schloss er seine Augen.

»Allahu akbar! Allahu akbar!«

Er entfernte sich von dem Gebäude und schlich auf eine Baumgruppe zu. Soeben war sein Freund auf eine der grässlichsten Arten hingerichtet worden, die man sich vorstellen konnte, ohne dass Declan es irgendwie hätte verhindern können. Er versteckte sich und sah, wie zehn Schwerbewaffnete herauskamen. Sie zielten mit ihren MGs und Pistolen in alle Richtungen, während ein elfter Mann durch die Tür lief und geradewegs auf einen der geparkten Geländewagen zuging. In einer Hand hielt er einen weißen Sack, an dessen Boden sich ein tiefroter Fleck ausbreitete. Declan blieb die Luft weg, weil ihn schlagartig Wut packt. Er drehte sich hinter einem Baum um und lehnte sich an, sank nieder und blieb sitzen. Bremslichter blinkten auf, ein hellrotes Schwelen im Dunkeln, und Türen knallten zu, als die Männer in beide Autos einstiegen. Sie fuhren nacheinander los, wobei sie eine Staubwolke aufwirbelten. Als sie den Hügel an dem trichterförmigen Hof umrundeten und hinter der Anhöhe verschwanden, schlug Declan die Augen zu und konzentrierte sich ausschließlich aufs Luftholen, was ihm schwerfiel, da er gegen ein stärker werdendes Ohnmachtsgefühl ankämpfen musste.

Kapitel 15


16:36 Uhr, Eastern Standard Time – Freitag, Virginia Baptist Hospital, Lynchburg, Virginia

 

Die Schiebetür öffnete sich mit einem elektrischen Summton, sodass Declan kurz von der Sonne geblendet wurde, als er das Krankenhaus mit Constance an seiner Seite verließ. Sie war verstimmt wegen seines vertraulichen Gesprächs mit Osman und Nazari, doch er hatte ihr versichert, dass alles wieder gut würde. Mit dem Wunsch, sich auch selbst so einfach davon überzeugen zu können, schützte er seine Augen vor der Helligkeit; es war halb fünf am Nachmittag, und die Sonne stand niedrig am Himmel. Es tat gut, draußen zu sein, nachdem man ihn die ganze Nacht und die Hälfte des Tages in der Klinik festgehalten hatte. Ein lauer Wind wehte über den Parkplatz, und die hohe Luftfeuchtigkeit, die typisch für den Frühling war und durch den jahreszeitlich bedingten Regenguss am Abend zuvor begünstigt wurde, durchdrang alles.

Vor Constances Wagen blieb Declan stehen. »Ich habe mir von Regan einen Firmenwagen besorgen lassen.«

Sie drehte sich unvermittelt um und sah ihn an. »Also fahre ich mit ihm zurück nach Roanoke?«

Declan lachte auf. »Ach was, ich sagte zu Dex, dass er ihn mitnehmen soll. Ich würde dich doch nie derart foltern, oder?«

»Oh, ganz bestimmt nicht«, antwortete sie und verdrehte ihre Augen. »Wohin willst du?«

»Abidan und Levi werden in ungefähr einer Stunde zurück nach Israel fliegen. Ich möchte mich von ihnen verabschieden.«

»Der Arzt meinte, du solltest dich für ein paar Tage nicht hinters Steuer setzen.«

»Mir geht es gut«, bekräftigte er, während er seine Hände auf ihre Schultern legte. »Glaub mir, ich habe einen harten Schädel.«

Er lächelte kurz und zog sie auf die Fahrertür des Nissan zu. Nachdem er sie für Constance geöffnet hatte, wartete er, bis sie eingestiegen war, und legte ihre Handtasche auf den Beifahrersitz.

»Ich komme später nach, aber dann ist es wahrscheinlich schon dunkel. Ruf mich von zu Hause aus an, damit ich weiß, dass du heil angekommen bist. Ich habe eines unserer Diensthandys dabei. Das hier ist die Nummer.«

Sie schaute ihm in die Augen, als sie den Zettel entgegennahm. »Warum sollte ich nicht heil ankommen?«

Declans Bemerkung hatte sie überrascht. Obwohl er sie verehrte, wie es jeder liebevolle Ehemann getan hätte, war er nie übertrieben fürsorglich gewesen.

Er tat gelassen. »Ich wollte dich nicht … keine Ahnung, aber nach allem, was passiert ist …«

Sie lächelte wieder. »Lass das Handy eingeschaltet.«

Er schob die Tür zu und beobachtete, wie sie aus der Parklücke zurücksetzte. Nachdem sie ihm kurz gewunken hatte, fuhr sie davon. Er blieb stehen und schaute ihr nach, bis das perlweiße Cabriolet an der Ausfahrt des Parkplatzes rechts abbog und hinter einem Gebäude verschwand. Dann zog er einen anderen Autoschlüssel aus der Tasche und ging zu einem weißen Kastenwagen, den Brendan Regan auf der Parkfläche neben dem Krankenhaus abgestellt hatte. Er entriegelte ihn, rutschte auf die Vinylsitzbank und trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad, während er durch die Windschutzscheibe blickte.

Seit fast zehn Jahren hatte er Kafnis Familie weder gesehen noch gesprochen. Es würde ihm nicht leichtfallen, es jetzt unter diesen Umständen zu tun.

Kapitel 19


19:59 Uhr, Eastern Standard Time – Samstag, Verndale Drive, Roanoke, Virginia

 

Declan bog rechts ab und fuhr in Richtung Süden zu seinem Haus. Das tote, stierende Augenpaar vor der Scheibe ließ ihn nicht los. Bis zum vorherigen Abend war es ein Jahrzehnt her gewesen, dass er das Leben eines Menschen mit einem Schuss hatte beenden müssen. Nun würde er sich, wenn er die Augen zum Schlafen schloss, an vier weitere Gesichter gewöhnen müssen, obwohl er wusste, dass er sich nur verteidigt hatte. Einige der Toten blickten voller Verachtung, klagten ihn für ihr Ableben an, wohingegen es andere – überwiegend Freunde – in stummer Mahnung taten, er könnte genauso enden … und auf ewig in die Augen seines eigenen Mörders starren.

Im Licht seiner Scheinwerfer zogen beiderseits die geparkten Autos und gepflegten Vorgärten von Verndale Drive vorbei. Seine Nachbarn hatten es sich für den Abend zu Hause gemütlich gemacht; Hypotheken abzahlen, für die Familie da sein und zwischendurch noch Zeit für sich selbst finden – das waren ihre größten Sorgen. Die meisten Amerikaner hatten keine Ahnung davon, wie es sich anfühlte, jeden Morgen mit der Frage im Kopf aufzuwachen, ob es der eigene letzte Tag war oder jemand anderes dran glauben musste. Er hatte versucht, zu vergessen – zu sein wie alle anderen. Eine Zeit lang war es ihm gelungen, aber der Tod, so schien es, gehörte auf jeden Fall zu seinem Leben. Vorübergehend hatte er ihn aus den Augen verloren, war aber schlussendlich wieder eingeholt worden, und zwar eindrucksvoller, als er jemals befürchtet hatte, wie die letzten 24 Stunden bewiesen.

Declan zwang sich zur Konzentration auf die unmittelbaren Gegebenheiten, während er den weißen Geländewagen um die letzte Kurve auf den Weg vor seinem Grundstück lenkte. Constance war in Gefahr. So schnell er auch voranzukommen versucht hatte: Der Leistung des Fahrzeugs waren in seinem ramponierten Zustand Grenzen gesetzt. Unterwegs hatte er mehrmals befürchtet, es vielleicht gar nicht zu schaffen. Weißer Rauch quoll aus dem Auspuffrohr, und das Gaspedal vibrierte heftig, wenn er es trat.

Für wen arbeiteten diese Männer? Die beiden, die ihn auf der Schnellstraße angegriffen hatten, waren weder Tschetschenen noch überhaupt Muslime gewesen, soweit er es sagen konnte, sondern ganz offensichtlich Amerikaner, obwohl kein Zweifel daran bestand, dass sie eine Art militärische Ausbildung genossen hatten. Declan wusste nicht viel über Ruslan Baktayew, bezweifelte aber, dass ein Mann, der länger als acht Jahre in Russland inhaftiert gewesen war, allzu viele Amerikaner kannte. Wie von Kafni und Harel vermutet, musste jemand anderes die Finger im Spiel haben.

Ein plötzlicher Lichtblitz auf dem finsteren Parkplatz gegenüber seiner Einfahrt unterbrach seinen Gedankengang. Er bremste und riss das Lenkrad herum. So bog er auf die Zufahrt vor einem Haus, in dem kein Licht brannte, blendete ab und erkannte einen einzelnen roten Punkt in der Luft: Die Glut einer Zigarette und der einzige sichtbare Beleg dafür, dass dort jemand lauerte. Als die Person einen weiteren Zug nahm, ließen sich die Umrisse eines Kiefers ausmachen, gleich darauf auch der Rahmen einer Autotür. Dort saß also jemand in einem Wagen und beobachtete Declans Einfahrt.

Da er seine Wohngegend gut kannte, wusste er, dass er um ein paar Häuser schleichen konnte, um dem Mann zuvorzukommen, doch dieser – so sagte ihm ein Bauchgefühl – war nicht allein. Declan schaute auf der Straße in beide Richtungen, erblickte aber keine weiteren Fahrzeuge, die dort nicht hingehörten. Die Familienkutschen, Pick-ups und zweitklassigen Limousinen fügten sich ausnahmslos ins Bild der Gegend. Ein Gedanke drängte sich ihm auf – zögerlich zuerst, doch dann überkam es ihn lawinenartig, und ihm wurde übel. Der Mann in dem Auto hielt Wache für weitere, die schon in Declans Haus waren.

Er musste wissen, ob es Constance gut ging. Beim Durchstöbern des Wagens fand er ein Mobiltelefon auf der Ablage. Er nahm es und wählte die Nummer seiner Frau, behielt es aber auf dem Schoß, damit das leuchtende Display niemanden auf ihn aufmerksam machte. Als er das Freizeichen hörte, schaltete er die Freisprechfunktion ein. Es tutete noch fünfmal, bis ihr Anrufbeantworter aktiviert wurde.

»Hi, Sie sind verbunden mit Constance McIv–« Declan trennte die Verbindung und tippte sofort auf Wahlwiederholung.

»Hi, Sie sind verbunden mit Const–« Wieder trennte er und versuchte es noch einmal. In seinem Kopf spukten Szenen herum, worin seine Frau in einer Blutlache am Boden ihres Hauses lag, die Augen weit aufgerissen und wie so viele andere, die er bereits gesehen hatte, ins Nichts starrend.

»Hi, Sie sind verbunden–« Er warf das Gerät verärgert beiseite. Dann legte er seine Stirn aufs Lenkrad und versuchte, die Vorstellung seiner toten Frau zu verdrängen. In seinem Kopf dröhnte es, während er das Lenkrad so fest packte, dass seine Finger allmählich taub wurden. Mit all den anderen Gesichtern konnte er leben, aber nicht mit ihrem, dem immerzu fragenden Blick, einem gespenstisch beständigen Warum in ihren zarten Zügen.

Als er zu erwägen begann, ob er an dem Beobachter vorbei und die Auffahrt hinauf laufen sollte, leuchtete ein bläuliches Licht im Fußraum auf, gefolgt vom Brummen des Handys, das auf der Gummimatte vibrierte. Das Geräusch vertrieb seine Hirngespinste, und das Display zeigte jetzt eine vertraute Nummer. Constance

Als er es aufhob, stellte er sich eine heiser knatternde Stimme am anderen Ende vor, deren Besitzer – der Mörder seiner Ehefrau – garstig lächelte. Dreimal hatte er angerufen, jeweils vergeblich. Vielleicht waren die Verbrecher erst jetzt auf das Telefon in ihrer Handtasche gestoßen. Seine eigene Stimme kam ihm fremd vor, als er sich meldete.

»Geht es dir gut?«, fragte er nahezu atemlos.

»Declan? Wo bleibst du? Wann kommst du heim?«

Mit einem Mal zerstoben die heulenden Geister seiner Vergangenheit. Constance klang schläfrig, doch sie zu hören, war Engelsgesang in seinen Ohren. Ihr Tonfall gab ihm zu verstehen, dass sie sich sicher fühlte, ahnungslos in Anbetracht der Gefahr, die sich gar nicht weit von ihrem Haus entfernt anbahnte.

»Declan?«

»Ich bin noch dran«, hauchte er.

»Von wo rufst du an?«

Ihm fiel ein, dass er nicht sein eigenes Handy benutzte, was vielleicht erklärte, warum sie seine Anrufe nicht entgegengenommen hatte: Die Nummer war ihr nicht geläufig gewesen. »Nur mit 'nem anderen Firmenhandy«, log er. »Geht es dir gut? Tut mir leid, dich geweckt zu haben.«

»Ja, alles bestens. Wo bist du? Warum dauert das so lange?«

Der liebliche Klang ihrer Stimme brach ihm das Herz. Sie konnte sich kein bisschen vorstellen, was los war, und er würde es ihr gleich erklären müssen. Dass er verletzt gewesen und Kafni ermordet worden war, hatte sie relativ gut verkraftet, doch die Ereignisse an diesem Abend konnten nur gewaltige Veränderungen in ihrer beider Leben nach sich ziehen – Umstellungen, die sie schnell vornehmen mussten, ohne dass Zeit für Erklärungen blieb. Es galt, die Flucht zu ergreifen, und zwar sofort. Wer auch immer diese Männer auf sie angesetzt hatte, gab bestimmt nicht so leicht auf.

»Ich hatte eine Panne mit dem Wagen«, schob er nach rascher Überlegung vor. »Du musst mich abholen.«

»Was meinst du mit Panne? Der Wagen ist nagelneu.«

»Weiß nicht, aber er springt einfach nicht mehr an. Komm mich holen; ich bin in der Innenstadt in der Nähe des alten Rangierbahnhofs. Weißt du noch, wo dein Onkel früher sein Obst und Gemüse gelagert hat?«

»Ja, klar. Was hast du denn dort verloren?«

»Ich wollte die andere Strecke nach Hause nehmen. Jetzt stehe ich auf seinem alten Parkplatz. Beeil dich, ich will mich nicht länger hier aufhalten. Ist 'ne zwielichtige Gegend.«

»Okay, bin unterwegs.«

»Ruf mich zurück, wenn du das Haus verlässt.«

»In Ordnung.«

Er hörte das Bettzeug rascheln, als sie die Decke aufklappte, bevor sie das Gespräch beendete. Zwischen den Bäumen, wenn er den Hügel hinaufschaute, sah er gedämpftes Licht aus ihrem Schlafzimmerfenster. Schließlich drehte er sich zu dem rauchenden Tunichtgut in dem Auto um, der im Dunkeln vielleicht unbemerkt geblieben wäre, hätte er nicht seiner Nikotinsucht nachgegeben. Plötzlich bewegte sich der glühende Punkt in der Schwärze, und ein weiterer erschien. In dem Wagen sitzt also noch jemand. Declan ging stark davon aus, dass es die beiden waren, die noch auf Anweisungen ihrer nunmehr toten Spießgesellen warteten.

 

Zehn Minuten später rollte Constances perlweißes Cabriolet mit aufblendenden Scheinwerfern aus der Garage. Die Männer in dem fremden Auto schnippten ihre Zigaretten auf den Schotterweg des Parkplatzes und duckten sich im Dunkeln, als sie den Nissan kommen sahen. Er fuhr vom Grundstück ab und eine leichte Anhöhe hinauf, die in die Innenstadt von Roanoke führte.

Declan beobachtete und wartete darauf, dass sich die Männer aufmachten, was sie nach wenigen Sekunden auch taten. Die Heckleuchten ihres Wagens gingen an und warfen rotes Licht auf die Bäume dahinter. Der Motor stotterte beim Anspringen, dann verließ ein weißer Crown Victoria den Platz und fuhr nur ein paar Yards an der Stelle vorbei, wo Declan stand. Er achtete genau darauf, ob sie irgendjemand anderem Zeichen gaben, der sich eventuell in der Umgebung versteckt hielt, oder ihnen ein weiterer Wagen folgte, sah aber nichts. Letztlich schienen sie doch allein gekommen zu sein. Er folgte ihnen mit gebührendem Abstand, wobei er ständig in den Rückspiegel schaute … und dann nach unten, als das Handy zwischen seinen Beinen wieder vibrierte.

»Bist du unterwegs?«, fragte er seine Frau. »Prima, jetzt hör mir genau zu: Ich bin nicht an dem Warenlager, sondern 200 Yards hinter dir.«

»Decl–«

»Nicht dazwischenreden, hör einfach nur zu«, verlangte er. »Schau in deinen Rückspiegel. Siehst du die Scheinwerfer?«

»Ja, aber wieso …«

Er würgte sie wieder ab. »Still. Das bin nicht ich in dem Wagen. Ich fahre in einem weißen Geländewagen dahinter. Du wirst verfolgt.«

Nun sah er vor sich, dass die Bremslichter des Nissan aufleuchteten. »Nichts anmerken lassen, nur weiterfahren«, beschwichtigte er.

»Declan, was ist hier los?«

»Fahr einfach weiter. Wir reden, während du zum Lager fährst.«

»Na gut.«

In ihrem Ton schwang Furcht mit. Constance hatte nie lernen müssen, mit so etwas umzugehen.

Der Crown Victoria vor ihm hängte sich dicht an den Nissan, was darauf deutete, dass der Fahrer wenig Erfahrung hatte. Dem Auftraggeber dieses Haufens waren augenscheinlich die fähigen Typen zum Erledigen ihrer Dreckarbeit ausgegangen.

»Ich will, dass du umgehend auf den Highway fährst«, drängte Declan.

Ihr Verfolger fiel schließlich zurück und wahrte eine unauffälligere Entfernung. Declan hatte bemerkt, dass der Fahrer das Fernlicht benutzt hatte, um zu bestimmen, wie viele Personen in dem Auto saßen, dem er folgte. Vielleicht war er doch nicht ganz so unerfahren.

Constance näherte sich nun einer Ampel. Das Licht sprang unvermittelt von Grün auf Gelb und dann Rot um, bevor sie passieren konnte.

Mist, dachte Declan, als er sah, dass sie zum Halten kam. Der Crown Victoria blieb zwei Wagenlängen hinter ihr stehen. Während Declan auf der Nebenspur darauf zurollte, suchte er gespannt nach Anzeichen dafür, selbst bemerkt worden zu sein. Dabei lehnte er sich zur Seite und nahm die Smith & Wesson vom Beifahrersitz. Vorbereitung war der Schlüssel zum Überleben, und er hatte sowohl zu Hause als auch in seinen Autos Waffen hinterlegt – freilich in der Hoffnung, sie nie gebrauchen zu müssen. Zu dumm nur, dass er jetzt nicht in seinem Wagen saß.

»Declan, ich wünschte, du würdest mir sagen, was los ist. Wieso werde ich verfolgt? Hat das mit Abidans Tod zu tun?«

»Ja«, antwortete er und ließ das Wort kurz zwischen ihnen stehen, bevor er fortfuhr: »Ich erkläre es dir genauer, wenn wir beide in Sicherheit sind, aber bis dahin mach einfach, was ich dir sage.«

Die Ampel sprang wieder auf Grün, woraufhin Constance nach links zum Highway abbog. Ihre Verfolger rollten langsam hinterher. Declan wartete, bis beide Autos fast nicht mehr zu sehen waren, bevor er den Fahrstreifen wechselte und folgte.

»Denk daran, immer brav auf dem Weg bleiben und sie zum Lager locken«, erinnerte er seine Frau. »Ich sage dir, was dann zu tun ist, wenn wir dort sind. Alles wird gut.« Er hoffte, dass er recht behielt.

 

Sechzehn Minuten nachdem Constance das Grundstück verlassen hatte, nahm sie die Ausfahrt Roanoke Zentrum, um von der Fernstraße in Richtung Osten zu fahren. Sie brachte zwei weitere Ampeln hinter sich und nahm eine Abbiegung links, die zu den Siedlungen im Südosten der Stadt führte.

Zwischen dem Gewerbegebiet in der Innenstadt und dem großen Bezirk, den man landläufig »Alt-Südost« nannte, reihten sich baufällige Lagerhallen, die einst von Norfolk & Southern und anderen Unternehmen benutzt worden waren, die diese Eisenbahngesellschaft subventioniert hatte. Sie unterhielt nach wie vor einen betriebsfähigen Rangierbahnhof, der einen weiten Quadranten der Südstadt von Roanoke einnahm, aber verglichen mit früher ein trauriges Bild abgab. Declan, der ungefähr 100 Yards Abstand hinter dem Crown Victoria wahrte, konnte die imposanten Lokomotiven am Gegenufer des Roanoke River sehen, schlafende Riesen mit laufenden Motoren, damit sie nicht über Nacht einfroren.

»Also gut, wir sind gleich da«, kündigte er Constance an. »Kennst du noch den früheren Lieblingsparkplatz deines Onkels – den hinter der Halle, der gerade breit genug für ein Auto ist?«

»Ja … ja, ich glaube schon.«

»Großartig. Ich möchte, dass du genau dort parkst und im Wagen bleibst, bis ich komme und dich hole. Egal was du hörst, steig bloß nicht aus, hast du verstanden?«

»Ja.«

Er brauchte das Zittern in ihrer Stimme nicht zu hören, um zu wissen, dass er sie verängstigte. Das tat er absichtlich. Er war sich ziemlich sicher, noch nicht bemerkt worden zu sein, doch das konnte sich ändern. Wenn er eines vermeiden wollte, dann, dass Constance nicht in Deckung war, wenn die Schießerei losbrach. »Stell den Motor ab und schalt das Licht aus, sobald du stehst.«

»Alles klar.« Ihre Stimme überschlug sich jetzt beinahe.

Er brach die Verbindung ab und sah dabei zu, wie sie auf den abgezäunten Platz fuhr, der zu einem zweistöckigen, weißen Betonbau mit umlaufendem Ladedock gehörte. Die Angeln des Tores, mit dem man das Gelände vormals außerhalb der Geschäftszeiten abgeriegelt hatte, waren durchgerostet, weshalb es jetzt auf dem Platz im Schlamm lag. Verwitterte Schilder an der Straße und dem Gebäude wiesen es als Star City Obst- und Gemüselager aus. Das Unternehmen hatte einst den gesamten Südosten der Vereinigten Staaten mit lokalen Erzeugnissen beliefert und gehörte Constances Onkel. Nach dessen Tod war es an seine beiden Söhne übergegangen und heruntergewirtschaftet worden. Daran gemahnten jetzt nur noch die verlassene Halle, die Declan im Rahmen der Zwangsversteigerung erstanden hatte, und ein paar vor sich hinrostende Kastenwagen, die am Zaun dahinter standen.

Declan fuhr rechts ran und beobachtete, wie die Verfolger langsam einbogen, da sie nicht entdeckt werden wollten. Constance hatte seine Anweisungen genau befolgt und war hinter die Halle gefahren, wo er sie nicht mehr sehen konnte. Der Crown Victoria blendete ab, bevor er weiterfuhr. Declan stellte den Motor ab und stieg aus. Er musste sich beeilen, um es nicht darauf ankommen zu lassen, dass seine Frau zwischen die Fronten geriet, falls es zum Kampf kam. Mit etwas Glück schaltete er die Gauner aus, bevor sie einen Schuss abgeben konnten.

Nachdem er den Geländewagen verlassen hatte, steckte er die Pistole in seine Jackentasche und lief los. Beim Betreten des Sandplatzes hielt er sich dicht am Zaun im Schatten, während der Crown Victoria wieder stehen blieb. Dank des bewölkten Nachthimmels und der hohen, nackten Birken, die sich hinter dem Gelände reihten, lag ein Großteil der einen Morgen großen Fläche im Finsteren.

Die Männer stiegen aus. Declan sah, wie sie jeweils Feuerwaffen aus ihren Jacken zogen und durchluden. Er selbst zückte seine eigene Pistole.

Die beiden stießen behutsam zur hinteren Ecke des Warenlagers vor. Sie zielten geradeaus und folgten ihrer Schusslinie, als wäre ihnen bewusst, dass sie durchaus in eine Falle tappen konnten.

Declan zog sich leise auf das Ladedock hoch und kroch über den glatten Betonboden, gut getarnt durch seine dunkle Kleidung und den Mangel an natürlichem Licht. Nachdem er sich flach gegen die Mauer gedrückt hatte, rückte er erst weiter vorwärts, als er sicher war, dass die Männer in eine andere Richtung schauten.

Schließlich erreichten sie die Ecke des Lagers und schwenkten ihre Pistolen zunächst zur Seite des Gebäudes, dann in die andere Richtung auf den Hinterhof, wo die verfallenden Kastenwagen standen. Beim Weitergehen entlang der Hallenmauer – sie richteten die Waffen immerzu auf den hinteren Geländebereich – gerieten sie vorübergehend außer Sicht.

Declan überquerte rasch das Ladedock und drehte sich an der hinteren Ecke seitlich, um zu zielen. Die Männer streiften mit dem Rücken zu ihm hin und her, weil von Constances Auto jegliche Spur zu fehlen schien. Dabei waren sie nur 20 Yards von der engen, aber langen Parklücke entfernt, die ihr Onkel über 30 Jahre hinweg bevorzugt hatte, doch vor dem Wellblech an der Gebäudewand konnte man den schnittigen Sportwagen kaum sehen.

Declan machte sich bemerkbar: »Sucht ihr jemanden?«

Wie der Wirbelwind fuhren die Männer herum und legten auf ihn an.

Declan gab drei Schüsse ab, deren Knall von den Metallwänden der Fassade widerhallte. Mit dem ersten traf er das Gesicht des Fahrers, wohin er auch gezielt hatte, und die anderen beiden schlugen dem Begleiter mittig in die Brust. Beide brachen zusammen und blieben reglos im Dreck liegen. Declan sprang vom Ladedock und näherte sich ruhig, aber tief durchatmend und weiterhin schussbereit. Als er vor den Füßen des Beifahrers stand, schaute er auf die Leichen hinab. Vom Aussehen her handelte es sich genauso wie bei dem Paar, das ihn zuvor angegriffen hatte, um Amerikaner, die Soldaten gewesen sein mussten. Er betrachtete sie eingehend für den Fall, dass sie noch lebten, doch das taten sie nicht. Dennoch feuerte er sicherheitshalber noch zweimal, sodass ihr Blut auf den aufgeschwemmten Boden des Geländes spritzte.

Declan ging weiter hinter die Halle. Der Nissan seiner Frau stand genau an der Stelle, die er ihr genannt hatte. Durch die Heckscheibe erblickte er seine Frau auf dem Fahrersitz. Obwohl er sich von der Seite näherte, schaute sie weiter geradeaus; dann klopfte er an die Tür, doch sie reagierte nicht. Tränen liefen an ihren Wangen hinunter, ihre Brust bebte heftig. Nur zögerlich drehte sie ihm den Kopf zu.

Declan verkrampfte sich innerlich, während er von Reue übermannt wurde. Solange er lebte, würde er nicht imstande sein, sich dafür zu entschuldigen, was sie gerade durchmachte.

»Rutsch bitte rüber«, sagte er, nachdem er die Fahrertür geöffnet hatte. Sie stieg schweigend über die Mittelkonsole und ließ sich auf der Beifahrerseite nieder. Er nahm die Pistole aus seiner Tasche und legte sie auf den schwarzen Kunststoff des Armaturenbretts. Dann drehte er den Zündschlüssel und brachte den Motor auf Touren. Der Sechszylinder heulte auf, als er den Rückwärtsgang einlegte und aufs Gas trat, um zurückzusetzen. Dann lenkte er ruckartig ein; das Cabriolet rutschte auf dem schlammigen Boden und blieb stehen. Constance schluchzte hörbar, als sie die beiden Männer nicht weit vor ihnen erblickte. Als sie an den Toten vorbeifuhren, wusste er, dass sie ihn nie wieder mit den gleichen Augen ansehen würde wie früher.

Kapitel 26


11:23 Uhr, Eastern Standard Time – Sonntag, County Route 141, Lake Sherwood, West Virginia

 

»Es ist ein 280SE«, sagte Declan, als er die graue Plane von dem Mercedes Benz zog. Die schiefergraue, viertürige Limousine stand in einer engen Lücke zwischen der Hinterwand der Hütte und zwei hohen Haufen Feuerholz.

»Und den hast du hier wie lange stehen lassen?«, fragte Constance, die ihre Arme verschränkte, um sich warmzuhalten. »Woher weißt du, dass er anspringen wird?«

»Oh, das wird er. Mein Dad hatte genau den gleichen. Abgesehen von Mum und mir, glaube ich, war ihm nichts so teuer wie dieses Auto.«

Constance ließ sich zu einem kurzen Lächeln hinreißen, wobei Declan bewusst wurde, dass er vor ihr noch nie offen über seine Familie gesprochen hatte. Das war eine neue Erfahrung für ihn und es fühlte sich unheimlich befreiend an. Er lehnte sich an die Haube des Mercedes und schaute sie an. Sie trug einen grünen Stricksweater und Bluejeans und hatte ihr rotbraunes Haar zusammengebunden. Statt seinen Blick zu erwidern, senkte sie ihren Blick, während sie in ihren braunen Sandalen mit den Zehen wackelte.

»Hey«, bemerkte er ebenfalls lächelnd, während er sich näherte und sachte ihren Arm berührte . »Es ist zu kalt für Sandalen.«

Das Lächeln verging ihm, als er sie genauer betrachtete. Er hatte gedacht, sie verschränkte die Arme der Kälte wegen, doch auf den zweiten Blick wirkte es eher, als halte sie sich den Bauch. »Alles gut mit dir?«

»Sicher«, beteuerte sie kopfschüttelnd. »Entschuldigung.«