Impressum

Alexander Kröger

Das Kosmodrom im Krater Bond

2. Teil der Centauren-Trilogie

 

ISBN 978-3-95655-644-9 (E-Book)

 

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

 

Das Buch erschien erstmals 1983 im Verlag Neues Leben Berlin. Dem E-Book liegt die überarbeitete Auflage zugrunde, die 2008 im Projekte-Verlag Cornelius GmbH, Halle erschien.

 

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2. Teil der Centauren-Trilogie Science Fiction Roman

1. Kapitel

Der Himmel färbte sich allmählich fahlgelb. Langsam trat schwarz wie die Rückenpanzerung eines Fabelungeheuers der gezackte Rand des Kraters hervor. Wenig später drangen übergangslos die matten Strahlen der Sonne durch die an den Gipfeln hängenden Staubschleier. Die Schatten des Ufergebirges flossen verwischt in die zunehmende Helle auf dem weiten, ebenen Grund des Kraters. Am jenseitigen Ufer schluckten Dunstschwaden wie lang gezogene Wattebausche das schüttere Licht. Aber kaum stand die Sonnenscheibe sichtbar über dem Horizont, begann der Kamm an einer Stelle scheinbar zu glühen. Dort fraß es sich wie Feuer in die Felsen, im roten Beugungsschein von Infras, der zuvorderst umlaufenden künstlichen Sonne.

Jul Roth stand in einem Gebüsch von subtropischen Pflanzen unmittelbar dort, wo die gläserne Kalotte, die den Wohntrakt überspannende Kuppel, in den Boden tauchte. Oft hatte er das faszinierende Farbspiel zwischen den Auf- und Abgängen der sieben Sonnen genossen. Heute fehlte ihm dafür der Sinn. Er starrte in die Dunstwolke am jenseitigen Kraterrand, wissend, dass Infras in wenigen Minuten den Nebel aufgeleckt und das, was dieser verhüllte, entschleiert haben würde.

Dann glomm drüben hoch oben ein Punkt auf, ein Leuchten, als brenne ein Licht in einem Seidenkokon. Die Kanzel des Leitturms trat aus dem Brodem. Ihre Verglasung sandte den Reflex. Vor dem rötlichen Hintergrund des jenseitigen Kratergebirges drängten sich, wie von einem Zauber beschworen, die Bauwerke des Kosmodroms hervor, funktionelle Kunstwerke aus Stein, Plasten, Metallen und Glas.

In wenigen Minuten verflüchtigten sich letzte Schleierfetzen. Greifbar plastisch stand der Komplex vor Jul. Er konnte sich in dieser Sekunde weniger denn je dem Reiz dieses Anblicks entziehen: Vor dem gleichförmigen Himmel in grautönigem Rosé stieg ohne Übergang aus der ebenen Kratersohle das dunkelschründige braunrote Gebirgsmassiv. Davor lag der filigrane, jetzt im Schein Infras gleißende Hafen, umgeben von einer dunkelgrünen, tauglitzernden Parklandschaft, die sich gleichsam aus der öden Ebene majestätisch löste.

Nichts rührte sich dort. Die im Park angesiedelten kleinen Vögel, Hörnchen und Insekten ließen sich auf diese Entfernung nicht ausmachen. Eines nicht mehr fernen Tages jedoch würden hier stündlich vier Raumer landen und starten, ständig Zubringerflugzeuge einschwirren oder schwerfällig ihre voll gestopften Rümpfe von den Pisten heben. Es würde lebendig werden im Krater Bond - und nicht nur in der Luft.

Juls Blick glitt die metallene Röhre entlang, die sich irgendwo links von seinem Standort aus dem Untergrund löste, sich in einem leichten Bogen zum Kosmodrom wand, dort an der Südbegrenzung verschwand, aber, vom Auge fortgesetzt, im Norden wieder auftauchte und sich von rechts erneut der Kuppel näherte: Ein gigantischer Ring, der die Schnellbahn barg.

Was sollte dagegen die lächerliche Straße ausrichten, die jetzt noch, staubig und holprig, die 20 Kilometer von der Siedlung zum Raumhafen überbrückte.

Ja, hier wird Leben sein, ausgedrückt in technischer Bewegung, und diese gesteuert von Menschen ..., dachte Jul Roth. Und ich werde dazu heute den Auftakt geben! Zum ersten Mal werden die Leitstrahlen in den Kosmos schießen, wird das Schwerefeld pulsieren. Die Leitstände werden wie später im täglichen Einsatz besetzt sein, durch 100 000 Kabelbäume fließen Ströme, Schaltkreise werden geöffnet und geschlossen.

Der erste, seit drei Tagen in der Umlaufbahn fertig montierte Großraumer der Menschen würde, geleitet vom Kosmodrom, automatisch landen und starten. Heute - in wenigen Stunden! Jul Roth lächelte. Wenn auch das Band über dem Steuertisch - gestern Abend hatte er es eigenhändig mit gespannt - vom Sekretär der Sektion Mars, Tamar, zerschnitten werden wird, wenn ich dann in der Rangfolge der Honoratioren ziemlich hinten stehen werde, ich, Jul Roth, leite die Manöver ein! Obwohl er sich sicher war, dass alles aufs Genaueste funktionieren würde, fühlte er seinen erhöhten Pulsschlag, seine Aufregung, die ihn viel zu früh auf die Beine getrieben hatte.

Er schalt sich töricht deswegen, doch sobald er an das Bevorstehende dachte, durchrieselte es ihn in der Magengegend.

Das Bild draußen hatte sich verändert. Das Gebirge hinter dem Kosmodrom schien flächenhafter, die Konturen der Türme und hohen Gebäude verwischten im beginnenden Flirren der Atmosphäre. Es würde ein heißer Tag werden. Des Tests wegen würde es keinen Regen, keine schattenspendenden Wolkenbänke geben. Die Klimatechniker hatten heute Pause, vorsichtshalber in der gesamten Äquatorzone.

Ein Feiertag! Jul dachte flüchtig, nur einen Augenblick, an die fünf Jahre, die ihn zum Gefangenen dieses Kraters namens Bond gemacht hatten. Von jenem Namen wusste er lediglich, dass der einem Astronomen gehörte, der zum ersten Mal von der Erde aus an dieser Stelle der Marsoberfläche einen verschwommenen Ring gesehen und kartiert hatte.

Das Schwere dieser Jahre schien mit diesem Tag in weite Ferne zu rücken. Was bedeuteten Havarien, Unglücksfälle, Materialfehler, Marskoller ... Jetzt zählte einzig und allein, dass sich in kurzer Zeit ein Koloss minutiös in den Krater senken würde.

Ab heute beginnt überhaupt erst die Eroberung des Mars! Jul lächelte erneut. Dann spürte er wieder die Unruhe.

 

Jul Roth hörte die Rede Tamars nicht, das heißt, er nahm sie nicht auf. Er ging in Gedanken noch einmal die Reihenfolge der Hauptvorgänge durch, schaltete, unbeachtet von der Menge Menschen, die in der großen ausladenden Schaltzentrale - beinahe ehrfürchtig - das Ereignis genossen, Videoverbindungen zu den angeschlossenen Dispatcherpunkten. Nein, es konnte nichts passieren! Dann kam Bewegung in die Menge. Jul, der am Steuertisch stand, sah auf. Sein Blick glitt über die Gesichter.

Nur ein Viertel der Anwesenden, so schätzte er, war ihm bekannt. Das wird sich wohl nie ändern, dachte er, dass große Ereignisse im Wesentlichen solche der Unbeteiligten sind. Und in diesem Augenblick sehnte er sich nach dem Normalfall, der je Schicht lediglich zwei Mann in der Zentrale vorsah ...

Tamar trat auf den Steuertisch zu, hielt ungeschickt eine Schere, zerschnitt im zweiten Ansatz das Band, das sich über die Bedienelemente zog, und klopfte mit der Linken Jul ein wenig gönnerhaft auf die Schulter.

Jul nickte, drückte mit dem Daumen den roten Startknopf, beugte sich zunächst über den Tisch, dann setzte er sich und sagte mit großer Ruhe: »Hier Bondkosmodrom, CONT eins, bitte kommen. Am Leitstand Roth!« An der Übersichtstafel blitzte der Schirm auf. Ein rundes Männergesicht erschien, dem anzusehen war, dass im Ernst der Situation offenbar auch Lächerliches mitschwang, wie stets, wenn einfach zu Sagendes - in deklamatorische Formel gepresst - zum ersten Mal vorgetragen wird.

»C... CONT eins hier. Anfliegen Bondkosmodrom, bitten um Landeerlaubnis. Kommandant der ersten Transportflotte - Mirror.« Jul sprach weiter Formeln, betätigte Schalthebel und Knöpfe. Er hatte die Leute ringsum vergessen. Aufgeregt fühlte er sich längst nicht mehr. Routine, wie sie sein muss, wie er sie an Metejew, den Jungenhaften, der mit gerötetem Gesicht neben ihm stand, weitergeben würde.

Schade, dachte Jul, dass die Zeit hier vorbei ist. Man hatte sich aneinander gewöhnt, wusste, was man voneinander zu halten hatte, kannte gegenseitig Schwächen und Stärken; was half’s. Eine neue Etappe, ein Neubeginn. Man würde das hier Erfahrene anwenden, Fehler vermeiden, neue begehen ... Dass ein zweites Kosmodrom gebraucht wird, steht außer Zweifel. Dass ich es wieder errichten soll, ist praktisch. Was einem solche Jahre abverlangen, ist nebensächlich.

Einen Augenblick dachte Jul an Ruhe, an langes Ausspannen, wurden ihm die Entbehrungen und der Ärger bewusst, die unweigerlich und bei allem guten Willen der Versorger und Betreuer wieder da sein würden, zermürbend, permanent belastend. Nun, diesmal würde Betty von Anfang an dabei sein! Aber Jul, wenn du dann erneut vor dem roten Knopf stehst ...

Jul wurde in seinen Gedanken durch das Einschwenken des Raumers in eine Landeparabel unterbrochen. Der Koloss hatte programmgemäß seine Triebwerke abgeschaltet, fiel nun auf die Marsoberfläche zu, wurde im entgegen gesandten Antigrav-Impuls gebremst und auf den vorgesehenen Platz dirigiert.

Das Schiff lag jetzt voll in der Automatik des Hafens. Dann erfassten es die Wellenfinger des Fernholografen. In einem Leitkäfig aus vier Strahlen, die, von Jul auf dem Schirm sichtbar gemacht, wie grünliche Nadeln den Transporter berührten, sank der Raumer.

Obwohl sicher niemand im Raum am positiven Ausgang des Tests zweifelte, herrschte atemlose Spannung. Die Blicke der Anwesenden hingen am Schirm; Juls leise Kommandos wurden kaum von den unmittelbar neben ihm Stehenden wahrgenommen.

Dann setzte das Raumschiff auf, unmerklich, ohne einen Ruck, ohne Staub aufzuwirbeln. Jul lehnte sich zurück - als Zeichen, dass der erste Teil der Vorführung beendet war. Beifall brandete auf, man murmelte anerkennende Worte, Freude stand in den Gesichtern.

Unprogrammgemäß ging ein Ruf in die Zentrale, im Bild erschien der runde Kopf des Raumschiffkommandanten.

»Gratuliere!«, sagte Mirror. »Das war gekonnt. Vom Aufsetzen haben wir nicht das Geringste bemerkt. Wenn die Piste nicht zu unseren Füßen läge, wir glaubten es nicht. Wenn ihr uns auch wieder so wegbringt ...«

»Das wird sein, Kommandant, verlass dich darauf!«, entgegnete Jul lächelnd. »Können wir?« Die Frage richtete er gleichzeitig an den Sekretär und den Hauptdiensthabenden.

Mit einer Geste stimmte Tamar zu. Der Hauptdiensthabende sagte: »Start frei!« und schaltete sich vom Monitor.

Jul wurde sachlich. Wieder sprach er Formeln. Auch der Kommandant, noch einen Augenblick auf dem Schirm zu sehen, gab sich wieder dienstlich.

Ein wenig bang wurde es Jul. Beim Start wurden die Schwerkraftgeneratoren auf’s Äußerste belastet. Jul dachte an die ungeheuren Kräfte, die er mit dem nächsten Schalterdruck freimachte, die den Koloss da draußen in die erste kosmische Geschwindigkeit schleudern würden.

Dann schaltete Jul. Wenige Augenblicke später hob sich das Schiff, unmerklich wieder, schwankte leicht wie in einem Trickfilm, beschleunigte, wurde schneller, scheinbar kleiner - wie von Geisterhand geschoben.

Einige der Zuschauer wandten sich ab, der Test war gelaufen, erfolgreich gelaufen.

Plötzlich ein durchdringender Summton. Aufflammen eines grellroten Leuchtschildes über dem Display ... Das Wort »Alarm« pulsierte. Die Menschen erstarrten.

Jul blickte erstaunt, ungläubig. Er fühlte sich unfähig, irgendwie zu reagieren.

Sekundenbruchteile später knüpften seine Gedanken Zusammenhänge, flossen die Alarmregeln ein. Das Auf und Ab des auf die Nerven gehenden Summtons verriet die höchste Alarmstufe.

Dann handelte Jul. Er drückte zwei Tasten, eine, die ihn mit dem Hauptdiensthabenden verbinden würde, eine zweite, die optisch und akustisch den Befehl auslöste, die Zentrale zu räumen. Unbeteiligt forderte der Computer: »Nichtdiensthabende räumen die Zentrale. Bereitschaft nach Alarminstruktion eins. Anweisung des Hauptdiensthabenden abwarten. Wahrt Disziplin!« Jul sah zur Uhr. Das Raumschiff musste, um auf die Umlaufbahn zu gelangen, noch fünf Minuten beschleunigen. Die Instruktion sah bei höchster Alarmstufe vor: Kommunikationsstopp, Senkung des Energieverbrauchs auf Notversorgung ... Beides im Augenblick undurchführbar, ging es ihm durch den Kopf.

Er schaltete erneut, rief, obwohl auf seinem Monitor der Ruf des Hauptdiensthabenden bereits anstand, beherrscht: »CONT eins, kommen ... CONT eins, kommen ...« Und als ihn das Empfangszeichen erreichte: »Höchste Alarmstufe. Landung im Sektor drei, Informationsstopp! Ende!« So wird der Energieverbrauch wenigstens gedrosselt, dachte Jul. Müssen ganz schön durcheinander wirbeln dort draußen - beschleunigen, stoppen, fallen, verzögern. Und nicht wissen, was eigentlich los ist. Jul drückte Empfangsbereitschaft. Auf seinem Monitor im Pult erschien das ernste Gesicht des Hauptdiensthabenden. »Ist der Sekretär noch bei dir?«, fragte er hastig.

»Was bedeutet der Alarm?«, gab Jul ebenso zurück.

»Den Sekretär, verdammt noch mal!«

Jul sah auf. Die Menschen, bis auf einige wenige, hatten die Zentrale verlassen.

Tamar stand abwartend, offenbar unentschlossen, einige Meter von Jul entfernt, mitten im Raum. Jul fühlte Ärger. Was sollte schon sein, das irgendeiner von hier nicht wissen durfte? Dann zuckte er mit den Schultern.

»Für dich«, forderte er Tamar auf, und er machte eine einladende Bewegung zum Tisch hin.

»Vertraulich für den Sekretär«, wies der Diensthabende an.

Jul verzog die Mundwinkel, öffnete eine Schublade und hielt dem neben ihm Stehenden Ohrmuscheln hin.

Der Hauptdiensthabende schaltete sich sogar aus dem Bild. Trotz des Ernstes der Situation lächelte Jul spöttisch. Gleichzeitig aber fühlte er die Spannung. Eine Vorstellung von dem, was vorgefallen sein könnte, hatte er nicht. Probealarm? Dagegen sprachen die Geheimnistuerei, die Wichtigkeit des Tests und die vielen Gäste.

Der Test! Jul beruhigte sich sofort wieder. Sein Blick glitt über die Funktionalinstrumente. Die Automatik regelte den komplizierten Vorgang da draußen. In dieser Sekunde erreichte CONT I die Nullgeschwindigkeit. Die Geräte arbeiteten normal.

Nein, aus dem Test resultierte der Alarm nicht! Alle Menschen auf dem Mars und viele auf der Erde wussten, dass in dieser Minute das erste Marskosmodrom in Betrieb genommen wurde. Die Vorgänge ohne jede Vorwarnung durch einen Probealarm zu unterbrechen, wäre sträflich. Wenigstens mich hätten sie dann einweihen müssen! Nein, etwas Außergewöhnliches, Ungeheures war eingetreten! Jul zwang sich zur Ruhe. Noch hing draußen das Schiff in den Richtstrahlen mit drei Menschen an Bord, die nicht wussten, wie ihnen geschah. Als er feststellte, dass CONT I in den verzögerten Fall übergegangen war, atmete er erleichtert auf. Neben ihm nahm der Sekretär die Kopfhörer ab. Sein Gesicht war ernst, er sah abwesend aus. Auf Juls forschende Blicke reagierte er nicht.

Der Hauptdiensthabende schaltete sich erneut auf den kleinen Schirm des Monitors. »Achtung, Kosmodrom-Leitzentrale! Landung vollenden. Alle Aktivitäten löschen! Alle! Die Mannschaften begeben sich in den Wohntrakt. Volle Alarmbereitschaft! In einer Stunde, zehn Uhr zweiundvierzig Nullzeit, senden wir über Zwangsfunk eine Information zum Geschehen. Ende!« Jul überlegte nicht. Er gab entsprechende Instruktionen an die an anderen Schaltpunkten sitzenden Kollegen weiter. Er war sich sicher, dass alle Anordnungen, so ungewöhnlich sie auch sein mochten, gewissenhaft ausgeführt würden, auch die, alle Aktivitäten zu löschen. Ich darf nicht vergessen, das Verderbliche aus den Kühlboxen räumen zu lassen, dachte er.

Nur Tamar und Jul waren in der Zentrale zurückgeblieben. Draußen landete CONT I. Jul schaltete eine Verbindung in die Kommandozentrale des Schiffes und fragte: »Alles wohlauf?« Dann ordnete er an: »Volle Alarmbereitschaft. In einer Stunde neue Informationen. Ende!« Er gestattete keine Rückfrage, und - Raumschiffbesatzungen fragen in solchen Situationen ohnehin nicht.

Dann begann Jul die Zentrale abzuschalten. Bevor der große Bildschirm erlosch, nahm er noch wahr, wie draußen ein Clipper bereitgestellt wurde.

»Ich muss zum Südobservatorium. In fünfzehn Minuten Start«, erklärte der Sekretär. Er hatte Juls gerunzelte Stirn gesehen.

Jul nickte schwach mit einem Gesichtsausdruck, als wollte er sagen: Ob zum Südobservatorium oder zum Jupiter, es wird schon seine Richtigkeit haben. Die Heimlichtuerei hatte er noch nicht verwunden.

Dann hielt ihm Tamar die Hand zum Abschied hin. »Danke«, sagte er. »Eine ausgezeichnete Arbeit!« Schon im Gehen drehte er sich noch zu Jul um und sagte mit großen Pausen zwischen den Worten und so, als sei er nicht bei der Sache, als dächte er beim Sprechen angestrengt nach: »Eine große Raumflotte unirdischer Herkunft nähert sich unserem Sonnensystem - ohne Kennung. Wenn sie Kurs und Geschwindigkeit hält, schneidet sie in siebzehn Tagen die Marsbahn.«

Jul stand, als hätte sich soeben das gesamte Kosmodrom um ihn herum in Staub aufgelöst.

Gaston Tamar, der Sekretär der Sektion Mars, verließ die Zentrale.

2. Kapitel

Jul Roth lag lustlos, entnervt beinahe. Er starrte an die Zimmerdecke, fühlte sich uneins mit sich und der Welt.

Musste Betty gleich so heftig reagieren?, fragte er sich. Es wäre vielleicht doch noch ein angenehmer Abend geworden. Wäre es nicht, Jul! Du bist gereizt, unausgeglichen. Und warum soll es Betty anders ergehen? Sie lebt wie wir alle unter der gleichen Last. Die Stimmung ist allgemein gereizt im Krater Bond! Sprechen sollte man darüber, sagen, wie man sich fühlt, auch wenn es kompliziert ist, sich mitzuteilen. Ich werde es nachholen. Wie ich Betty kenne, wird sie nicht lange gekränkt sein. Ob bei ihr vielleicht ein Widerspruch gegen meine Versetzung mitspielt? Ist sie verletzt, weil ich sie nicht gefragt habe, weil ich annehme, dass sie auch gern mitkommt? Dass mein Wunsch auch der ihre ist? So könnte es sein. Aber warum sollte sie etwas dagegen haben? Wie komme ich auf diesen Gedanken? Weil sie zögerte, ja zu sagen, als ich ihr den Vorschlag des Rates mitteilte, weil sie ihre Zustimmung dann so gab, als leite sie damit die Pause vor der großen Aussprache ein. Oder bilde ich mir das alles nur ein? Unnütze Grübelei.

Verdammte Untätigkeit! Man befasst sich zuviel mit sich selbst. Ich habe noch nie so viel über mich nachgedacht wie in diesen zehn Tagen.

Oder steckt etwas ganz anderes dahinter? Hat unsere Beziehung einen Bruch erlitten? Freilich, die letzten Wochen gab es nur das Kosmodrom und abermals das Kosmodrom. Nun, bei ihr doch genauso. Oder! Plötzlich war es Jul, als ob Scheuklappen fielen. Ja, das ist es! Sie sehnt sich nach Ruhe, nach Ausspannen, nach einem Leben, wie es Millionen andere leben. Ein ständiges Zuhause, Kinder ...? Hattest du, Jul, nicht ähnliche Gedanken - und nicht nur einmal in den vergangenen Monaten? Hatten sie dich in der letzten Zeit, als sich der Bau des Kosmodroms dem Ende zuneigte, nicht häufiger heimgesucht? Hast du sie stets konsequent genug vertreiben wollen? Und trotzdem! Wir sind dafür nicht geeignet. Ich ganz sicher nicht und sie - auch nicht! Oder ist ein Jahr zu wenig, um einen Menschen in dieser Hinsicht kennenzulernen? Aber warum ist sie dann hier?

Jul erinnerte sich genau, wie Betty kam. Eines Abends saß sie mit dem langen Elektroniker, den sie alle den langen Stan nannten, im Restaurant, ein wenig steif und verstohlen die Anwesenden musternd. Eine große, kräftige Frau, mittelblond, doch trotz ihrer Statur unauffällig. Natürlich sieht man auf, wenn im Krater Bond ein neues Gesicht auftaucht. So oft geschieht das nach der ersten Hälfte der Bauzeit nicht mehr.

Anders gegen deren Ende. Jul lächelte, als er daran dachte, wie sich Kommissionen und Kontrollgruppen die Klinken in die Hand gaben. Jeder meinte, ohne seine Mitwirkung wäre der Termin nicht zu schaffen, und jede Institution wollte einen Anteil an der Ehre haben, am ersten Marskosmodrom mitgearbeitet zu haben. Aber diese »Eintagsfliegen« erkannte man sofort daran, dass sie in Gruppen auftraten ... Nein, Betty hatte ihre schöne Planstelle auf der Erde aufgegeben - eine windgeschützte Stelle auf dem Weg zur Rente, wie sie zu sagen pflegte - weil sie meinte, dass sie noch zu jung und tatendurstig sei. Und deshalb hatte sie hier unter Entbehrungen neu begonnen als Wartungsingenieur in der Generatorenzentrale.

Und weil in einer der Bauphasen ebendiese Generatoren mitunter ausfielen, hatte Jul oft dort zu tun. Es hatte ihm imponiert, wie sie zupackte, wie sie die bescheidenen persönlichen Interessen hintan stellte. Dann gingen sie oft gemeinsam essen, als »Übriggebliebene« nach Feierabend. Und so war es gekommen. Doch, wir müssten über uns reden! Und warum sollten wir es nicht probieren, ein halbes Jahr Urlaub vielleicht, vielleicht mehr - wenn es Spaß macht? Ja, so werde ich es Betty vorschlagen, gleich ... Jul richtete sich auf. Er fühlte sich augenblicklich besser.

»Wohl dem, der eine Strecke hat«, murmelte er. Ein Ausspruch seines Lehrers.

Nein, gleich nicht! Einmal darüber schlafen. Jetzt habe ich sie verärgert.

Jul steigerte sich in den Gedanken hinein. Ein langer Urlaub, dort, wo’s schön ist. Und wo ist das? Ihm fiel ein, dass er eigentlich noch recht wenig von den angenehmen Ecken des alten Planeten Erde genossen hatte. Und auf den erschlossenen planetaren Körpern? Zwar keine Urlaubsgebiete, aber auch dort war er noch nicht herumgekommen.

Jul lehnte sich zurück. Musste erst mit dem Auftauchen dieser geheimnisvollen Flotte eine unabsehbare Gefahr drohen, damit er endlich feststellte, wie einseitig er bisher gelebt hatte? Auf jeden Fall sollte das Gespräch mit Betty folgen, morgen schon! Jul sah zur Uhr. Zwanzig Uhr 85. Noch 15 Minuten also bis zur Spätinformation. Die wollte er noch abwarten, bevor er den Tag, der leider diesen misslichen Ausgang genommen hatte, beschließen würde. Richtig müde fühlte er sich nicht. Diese penetrante Passivität! Warum, zum Teufel, tun wir nichts! Oder geschieht doch mehr, als ich weiß? Nein, ich glaube nicht! Man hätte dann diese Beratergruppen nicht zu bilden brauchen.

Jul erinnerte sich der letzten Videoschaltung der Gruppe, in die man ihn berufen hatte. Es war doch eindeutig, wie Tamar formulierte: Die Entsendung eines irdischen Schiffes zu jener Flotte wurde vom Sicherheitsrat ausdrücklich untersagt. Und das, obwohl sich mit den Ankömmlingen nach wie vor kein Kontakt herstellen ließ.

Jul dachte an die unangenehme Lage des Sekretärs. Der Mars hielt Tamar gleichsam als Gefangenen fest, ihn, der extra gekommen war, um das Kosmodrom, den Raumschiffhafen des Mars, einzuweihen. Nun durfte er nicht starten; kein Raumer verließ den Planeten. Etwas Gutes hatte diese Situation: Da die Flotte offenbar den roten Planeten ansteuerte, war der mächtigste Mann des Mars unmittelbar dort, wo Entscheidungen heranreifen würden. Von keinem Punkt aus konnte man die Anrückenden besser beobachten als vom Marsobservatorium Süd. Und wenn überhaupt, müsste man von hier aus einen Kontakt mit der fremden Flotte herstellen.

Fremde Flotte. Die Angehörigen des Stabes sprachen von »fremder Flotte«. Die Mehrheit derjenigen, die in die Beratergruppen berufen worden waren, war überzeugt, dass die Raumschiffe nirgendwo anders herstammen konnten als aus dem System Alpha Centauri. Jul zweifelte keinen Augenblick, nach alldem, was er selbst wusste und was an Informationen durchsickerte. Merkwürdig blieb im höchsten Grade, dass die Kommenden hartnäckig schwiegen - wie sie überhaupt seit nunmehr fast 100 Jahren schwiegen. Wie viele Menschen, dachte Jul, sitzen jetzt und grübeln wie ich über mögliche Zusammenhänge, wägen Argumente. Wie heftig prallten in den vergangenen Tagen Meinungen aufeinander. Und die Quintessenz all dessen? Annahmen! Nichts als Vermutungen. Ging man allerdings davon aus, dass es Centauren waren, die da kamen, dann konnte man aus dem Schweigen kaum Freundliches folgern. Sie hatten keinen Grund zu schweigen nach einem Kontakt, der ein Jahrhundert währte, wenn auch mit allen Einschränkungen, die eine Funkbrücke über fünf Lichtjahre hinweg mit sich bringt. Sie haben diesen Kontakt aufgegeben, nun gut, aber nicht infolge eines Zerwürfnisses mit den Menschen. Selbst nach der für sie sicher enttäuschenden Entscheidung der Vereinten Nationen, den Mars für eine Besiedlung nicht freizugeben, hat der Kontakt noch über Jahrzehnte bestanden. Nach wie vor wurde technisches Wissen ausgetauscht. Und letztlich, dachte Jul, geht das Kosmodrom hier auf Centaurenprojekte zurück. Und nun steuern sie den Mars an, nicht die Erde. Die Centauren hatten schon immer Interesse am Mars. Ihr erster Besuch des Sonnensystems galt ihm. Jul dachte zum wiederholten Male den gleichen Gedanken: Sie kommen, um sich den Mars zu nehmen! Die schweigende Flotte, deren Größe - seit zwei Tagen bekannt: 187 Flugkörper näherten sich - und der Kurs sprachen eindeutig dafür.

Jul dachte an die Beratung, an seine kritische Bemerkung über die Passivität der Leitung, und ihm wurde ein wenig warm in dieser Erinnerung. Auf die konkrete Gegenfrage: »Was würdest du tun, Jul?«, hatte er wie die anderen keine Antwort gewusst. Sollte man in Verteidigungsstellung gehen? Unangemessen!

Der letzte Kontakt zu den Centauren war freundschaftlich. Jul erinnerte sich sinngemäß eines Teils des Wortlauts dieser Nachricht, wonach zunehmender Energiemangel die Centauren zwang, eine straffere Administration einzuführen. Und Energiemangel war der plausible Grund, den Kontakt zu den Menschen aufzugeben. Eine Sendung verschlang den Bedarf der Bevölkerung für ein halbes Jahr. Sie konnten sich das nicht länger leisten. Und, Jul erinnerte sich weiter, sie wollten ihre Empfänger auf die Erde richten, die Nachrichten der Nachbarn empfangen und jederzeit auf dringende Fragen oder gar Hilferufe Antwort geben.

Nun, jeder Mensch wusste, dass zu Silvester stets eine Neujahrsbotschaft für die kosmischen Nachbarn abgesetzt wurde, die auch einen Bericht über den technisch-wissenschaftlichen Fortschritt enthielt. Auf Anfragen hatte man in diesen Jahrzehnten mit Rücksicht auf die Energielage im System Centauri verzichtet. Man hatte aber sogar Hilfe angeboten - zum Beispiel wollte man Hunderte Tonnen Kernbrennstoff senden -, die jedoch nicht in Anspruch genommen wurde. Also, ein Grund zu Unfreundlichkeiten oder gar Feindseligkeiten bestand nicht.

Warum schweigen sie dann? Wir haben ihnen gesagt, dass der Mars als Teil des Sonnensystems für die Menschen reserviert bleibt. Sie wissen, wie wir vorgehen werden, kennen unsere langfristigen Pläne. Ganz ausführlich wurde ihnen das mit der Ablehnung ihres Wunsches mitgeteilt. Sie konnten sich errechnen, dass wir ab jetzt, nach der Fertigstellung des Kosmodroms, das die direkte Landung großer Schiffe erlaubt, mit der großzügigen Erschließung des Planeten beginnen, dass wir nun in der Lage sind, Bodenschätze abzubauen, Erze anzureichern und sie wirtschaftlich zur Erde zu transportieren, das heißt, dass der Mars nun integrierter Bestandteil der Weltwirtschaft geworden ist. Ihn da herauszulösen, bedeutete einen schweren Eingriff in die Entwicklung der Menschheit.

Sie kommen trotzdem - oder gerade deswegen? Ein ungeheuerlicher Gedanke. Jul stand auf und wanderte im Zimmer umher. Die anderen hatten mit den Centauren nicht soviel zu tun wie ich, begründete Jul. Er erinnerte sich, wie oft er während des Baugeschehens das Sinnfällige an den Projekten bewundert hatte, materialsparend und unkompliziert. Sie erreichten einen Wirkungsgrad der Energieerzeuger von über 80 Prozent.

Ja, sie mussten von Anfang an sparsam sein, konnten nicht so in die Vollen gehen wie wir in mancher Beziehung, waren gezwungen, all ihre Kraft für das Überleben einzusetzen, straff und diszipliniert. Jul erinnerte sich der Berichte, die die kleine Gruppe von Menschen gab, die als erste das System Centauri besucht hatte. Bei aller Bewunderung für die Centauren, die Menschen würden so wohl nicht existieren können. Nun, wie sich vernünftige Wesen ihr Leben gestalten, was sie für zweckmäßig halten, wie sie ihre Beziehungen zueinander einrichten - das waren Dinge, die Bewohner anderer Planeten nichts angehen. Natürlich entstehen so aber Maßstäbe.

Und ist man nicht sehr geneigt, die eigenen bei den anderen anzulegen? Jul wurde den Gedanken nicht los, der ihn vor wenigen Minuten befallen hatte. Wie weit ist es Zufall, dass sie gerade jetzt kommen? Er rechnete: Ihre Schiffe erreichen etwa zwei Drittel der Lichtgeschwindigkeit. Setzt man die Beschleunigungs- und die Bremsphase ab, benötigen sie etwa zehn irdische Jahre für die Reise. Eine Nachricht also über den Bau des Kosmodroms, die sie vielleicht veranlasst haben könnte aufzubrechen, hätte man vor nahezu 15 Jahren von der Erde senden müssen.

Jul erinnerte sich nicht, was die Erde am Silvestertag vor 15 Jahren mitgeteilt haben könnte, doch das ließe sich leicht feststellen. Auf jeden Fall aber war klar, dass ihr Eintreffen jetzt mit der unmittelbaren Fertigstellung des Kosmodroms nicht zusammenhängen konnte. Aber ebenso selbstverständlich konnte man annehmen, dass sie die prognostischen Vorhaben der Menschen kannten, dass sie auch wussten, dass zu etwa diesem Zeitpunkt auf dem Mars ein Kosmodrom existieren könnte; denn dass eines gebaut werden würde, stand vor 15 Jahren bereits fest. Der Mars ist jetzt bewohnbar, die Früchte der Arbeit von mehr als einem Jahrhundert stehen vor der Ernte. Wir haben eine atembare Atmosphäre, weite Flächen begrünt, wir haben Tiere der kargen Umgebung angepasst, begonnen, die Bodenschätze zu erschließen. Jul steigerte sich mehr und mehr in diese seine Idee. Und in alles, was wir taten, ist ihr technisches Wissen eingeflossen, modifiziert für Menschen, aber damit natürlich nach wie vor brauchbar auch für sie.

Das hieße: Sie kommen, um sich ins gemachte Nest zu setzen! Ungeheuerlich! Nein, sogar logisch! Man kann eine derartige Unternehmung schlecht beim Stande Null beginnen, denn das bedeutete Rückschlag, Stagnation in der Evolution, dann, wenn man keine Basis hat. Unsere Basis ist die Erde. Aber - Jul schüttelte ungläubig den Kopf - das bedeutet doch Gewalt, Annexion, Invasion ...! Das können sie nicht machen! Jul erinnerte sich einiger Informationen aus seiner Ausbildungszeit: Eine hohe Entwicklungsstufe setzt ein harmonisches, humanes Zusammenleben voraus. Wir waren aus unseren Zwistigkeiten noch nicht heraus, als sie damals kamen.

Aber sie hatten ihren Planeten längst geeint. Und das war Voraussetzung, dass sie überhaupt zu interstellaren Flügen in der Lage waren.

Jul spürte das Bedürfnis, sich mit jemandem auszutauschen, zu streiten, sich sagen zu lassen, dass er mit seinen Befürchtungen nicht Recht hatte. Er wusste, dass er, überzeugte ihn niemand vom Gegenteil, diese finsteren Gedanken nicht wieder loswerden würde, es sei denn, er fand selbst entsprechende Argumente. Aber nach Lage der Dinge ...? Seine Finger glitten über die Tasten des Videors. Mit wem könnte man ... Mit Betty? Nein, es ist zu früh. Warum solche Ideen verbreiten, Leute beunruhigen, noch mehr beunruhigen.

Und am Ende blamiere ich mich. Jul, der Schwarzseher, der Unker, einer, dem der Dienst auf dem Mars so zusetzt, dass er durchdreht. Doch, mit Betty werde ich darüber sprechen. Sie ist eine gute und - kritische Zuhörerin. Zumindest, selbst wenn sie keine Sachkenntnis hätte, wäre sie zu einem Streitgespräch bereit, würde ihn nicht von vornherein als Spinner abtun. Und Sachkenntnis? Man lebt mit dem Gedanken an den Kontakt zu den Centauren, es ist Alltag. So wie man früher von Staaten wusste, die sich mehr oder weniger abkapselten; aber einen wesentlich anderen Status ließ allein die Entfernung nicht zu, verhinderten die unterschiedlichen Lebensauffassungen.

Freilich, der Kontakt hatte auf vielen Gebieten die Menschheit sprunghaft vorangebracht, sie mehr als die Centauren, schließlich waren sie der Menschheit in der Entwicklung um etliches voraus.

Aber auch das war nichts weiter als Spekulation. Niemand konnte sagen, was sie sich dem ungeheuren Datenwust entnommen hatten, der ihnen von den Menschen rückhaltlos überlassen wurde. Keiner wusste, wie intensiv sie das Leben auf der Erde analysiert, erforscht hatten. Sie hatten damals schon, als ihr Schiff in der Nähe des Jupiters strandete, als ihnen die Menschen ein neues bauten, so ungefähr das gesamte Menschheitswissen in Minibibliotheken, Bändern und Filmen - sozusagen als Gastgeschenk - mitgenommen.

Müßige Gedanken! Jul verschränkte die Arme im Nacken.

Noch wenige Minuten bis zur Sendung, die gewiss auch diesmal keine Neuigkeiten brachte. Interessant wird es wohl erst dann werden, wenn sie die Parkbahn erreicht haben. Sie müssen auf diese Parkbahn, wenn sie in der Zwischenzeit nicht einen völlig neuen Schiffstyp entwickelt haben.

In der Haut Tamars möchte ich nicht stecken, dachte Jul mit einer gewissen Genugtuung. Folgenschwere Entscheidungen standen bevor. Von Tag zu Tag stiegen Nervosität und Unruhe, hervorgerufen durch Ungewissheit. Je mehr ungenutzte Zeit verstrich, desto hektischer konnte es werden, wenn man einschneidende Maßnahmen ergreifen musste. Und was sollte das schon sein? Jul zuckte mit den Schultern. Der Mars war das, was man im früheren Militärjargon eine völlig offene Flanke genannt hätte - nur der Mars? Die Erde ebenso. Es gab keinen wirksamen Schutz außer dem Glauben an die Theorie, an den Humanismus der anderen. Es gab keinen Verteidigungsschild, weil es kein Militär, keine Militärs gab. Natürlich könnte man bauen, könnte schnell etwas Provisorisches auf die Beine stellen - doch was bedeutete das gegen eine organisierte Invasion? Eine Streitmacht aufzubauen würde Jahre in Anspruch nehmen. Aber in spätestens 14 Tagen wären die Centauren in der Lage, auf der Marsoberfläche zu landen - mit ihren wendigen, verhältnismäßig kleinen Landeschiffen. Nun gut, dagegen ließe sich allerhand unternehmen, auch bis noch zu diesem Zeitpunkt. Man könnte ihnen große Verluste zufügen. Aber - und das war es, worin Jul die Unterlassung bei der Leitung sah - es wurden offenbar keinerlei derartige Vorbereitungen getroffen. Freilich, Gewaltanwendung wollte niemand, jedoch ... Jul schaltete die Empfängertaste. Musik klang aus dem Videor, noch immer eine Minute bis zur aktuellen Sendung.

3. Kapitel

Editha van Vorst traute und mutete sich allerhand zu. Aber schon als Nymphe sank, fühlte sie ihre Kräfte erlahmen. Auch ein ekliges Gebirge, gar nicht üblich, dass das Gestein verhältnismäßig oberflächennah schon so hart ist. Editha fluchte, zog den bulligen Plani abermals bis an die Steilwand zurück und ließ die Maschine erneut mit aller Kraft gegen die Bodenwelle brummen. Der Erfolg war auch diesmal bescheiden.

Dann machte Editha eine Pause. Sie stellte den Motor in den Leerlauf und ließ sich in den Sitz zurücksinken. Verdammter Mist! Sie sah zur Uhr. Wenn das so weitergeht, haben wir allein noch vier Wochen mit der Überwindung des Gebirgszuges zu schaffen! - Schadet es etwa? Sie lächelte. Und wenn wir ein Vierteljahr länger brauchen ... Und sie wurde sich bewusst, dass sie sich so eigentlich wohl fühlte.

Sie trank einen Schluck, sagte »dann eben anders« und hob den Schild. Nun setzte sie behutsam den Plani um, richtete den Laser und begann eine Bohrung zu brennen. Gesteinssplitter sprangen, leichter Rauch kräuselte über dem weißflüssigen Gestein.

Drei solche Löcher brannte Editha in den Hügel. Sie wartete, bis sich das Gestein abgekühlt hatte, dann brachte sie mit großer Sorgfalt die Sprengladungen an.

Als sie damit fertig war, wählte sie an ihrem Rufer und sagte: »Hallo, Yvonne!«

Sofort meldete sich eine helle, aber angenehme Stimme: »Ja, Ed, fertig? Können wir kommen?«

»Noch nicht, ich muss wieder sprengen. Von wegen Tiefenverwitterung. Verkriecht euch im Hopser. Drei Schuss. Ich zünde in zwei Minuten!«

Editha fuhr mit dem Plani über das schon fertiggestellte kleine Plateau bis zu einem Vorsprung, kletterte leichtfüßig hinaus und ging um die Felsnase herum, vergewisserte sich, dass über ihr am Hang keine losen Massen hingen, und zündete.

Drei trockene Schläge, Gesteinsbrocken polterten, irgendwo rieselte in der Nähe Geröll, dann trat Editha vor. Aus der Ferne rollte ein dumpfes Echo. »Na also«, sagte sie. Die Bodenwelle war verschwunden. Sie nahm erneut das Sprechfunkgerät zur Hand und sagte: »Yvonne? Ihr könnt ...« Dort, wo sich ehemals die Bodenwelle befunden hatte, stand nun brüchiger, frischer rötlicher Fels an. Aber dort glitzerte es auch, blendete in den Strahlen der untergehenden Nymphe.

»Was ist?«, fragte Yvonne.

»Augenblick«, antwortete Editha zerstreut. Mit ein paar Schritten befand sie sich an der aufgebrochenen Stelle. »Teufel noch eins! Wenn das kein massiver Bleiglanz ist!«

»Was sagst du?«, fragte Yvonne.

»Yvonne, Nils - kommt her! So etwas habt ihr noch nicht gesehen! Verständigt auch Iwan.«

»Du hast leicht reden - wie sollen wir denn kommen?«

»Na, nehmt schon den Hopser, aber geht so weit wie möglich an der Steilwand runter.«

»Verstanden!«, meldete Yvonne. »Es wird ein paar Minuten dauern, pass aber auf.« Editha blickte auf das anstehende Erz und trat erneut zur Felsnase. Sie frohlockte. Wenn das nicht nur ein Nest ist, sagte sie sich, dann wäre es das dritte Vorkommen während dieser Expedition. Noch nie gab es einen so erfolgreichen Trupp! Was kümmert da ein zeitlicher Verzug, was schadet es, wenn wir noch weiter etliche Tage im Funkschatten operieren. Wir haben das angekündigt. Und ich hatte Recht! Die frühvulkanischen Regionen sind die ergiebigsten, wenn auch für die Schürfung am unfreundlichsten. Sieht sehr nach Kluftzone aus.

Editha sah über die Berge. So weit das Auge reichte, klüftige, schrundige unwegsame Grate und Schluchten, dazwischen kegelige Gipfel, rötlichbraun, nicht die geringste Spur einer Vegetation. Offenbar drang selbst der Wind nicht in diese Regionen ein, trug keinen Samen aus den Anbaugebieten bis hierher. Lediglich ab und an waren sie bisher auf einige Algenflächen getroffen, dort, wo sich ein wenig Feuchtigkeit gegen die sengenden Strahlen von Sunnyboy hielt.

Es wird nicht einfach sein, dachte Editha, das, was wir hier aufspüren, abzubauen und hinwegzutransportieren. Es wird eine Frage der Reichhaltigkeit der Lagerstätten werden. Und wieder lächelte sie. Die beiden ersten Zonen, die wir gefunden haben, versprechen allerhand. Aber es ist Eisen. Das hier ... Abwarten, Mädchen, vielleicht ist es ein Windei. Sie fühlte kribbelnde Spannung, die vor kurzem noch empfundene Müdigkeit war wie weggeblasen.

Unterhalb ihres Standortes entstand ein knirschendes Geräusch. Dann schwoll ein Schwirren an, ein Surren, und wenig später zerrte die Hubschraube das superschwere Stampflaufzeug über den Rand des Plateaus.

Editha sah Nils hinter der Scheibe Ausschau halten. - Lange wird er die Maschine nicht mehr halten können, dachte sie - aber mit einem Schlenker schwenkte sie auf das Plateau ein und setzte wenige Meter von der Steilwand entfernt federnd auf. Die linken Beine standen unmittelbar neben der Fundstelle.

Yvonne sprang, ohne die Tritte zu benutzen, ab, gewahrte noch im Sprung das Erz, und noch aus der Bewegung heraus kniete sie davor nieder. »Gratuliere«, rief sie. »Selbst wenn es nur ein Nest ist. Schon der Nachweis, dass es hier, erstens auf dem Mars und zweitens in dieser Gegend, so etwas gibt, ist ungeheuer. Die Grube, die hier entsteht, muss Editha-Schacht heißen.« Yvonne lief auf Editha zu und umarmte sie.

Nils Sundland stieg bedächtig aus dem Fahrzeug. Er betrachtete den Erzausbiss, hob einen Brocken auf, zerhieb ihn an der Stelze eines Beines des Hopsers, roch daran und wiegte anerkennend den Kopf.

Er sah zu den beiden Frauen hinüber, und ihm fiel einmal mehr auf, wie grundverschieden die beiden waren und wie sie sich trotzdem - oder gerade deshalb - so glänzend verstanden.

Editha, klein und stämmig, braunes Haar mit einem rötlichen Schimmer, ein blasser, unscheinbarer Typ, woran auch das einfache, geschickte Make-up nichts änderte. Man sieht ihr die Willensstärke, ihre Zähigkeit und Arbeitswut keineswegs an, konstatierte Nils. Erst recht nicht, dass sie gern lacht, sich bemüht, ausgeglichen und gerecht zu sein, ständig an sich arbeitend. Man hatte sich schon etwas dabei gedacht, als man sie als Führer eines Suchtrupps einsetzte, für eine Tätigkeit, die einen ganzen Menschen erforderte.

Aus der hübschen Yvonne dagegen wurden die anderen drei nicht so recht schlau. Wie sie sich entschließen konnte, eine so strapaziöse Expedition mitzumachen, wusste niemand, sie wohl eingeschlossen. Sie sorgte für Abwechslung in der Gruppe, konnte himmelhoch jauchzen und zu Tode betrübt sein innerhalb einer Zeitspanne von zwei Stunden. Sie konnte vor Erschöpfung große Tränen weinen und half so den anderen, indem sie sie trösteten, eigene Müdigkeit und Zerschlagenheit zu vergessen. Als Medizinerin war sie erstaunlich zart besaitet.

Wie sie sich im Ernstfall verhielt, brauchte sie glücklicherweise noch nicht zu demonstrieren. Aber wer in einer solchen kleinen verschworenen Gemeinschaft kann schon den Nur-Spezialisten herauskehren. Hättest du dir, Nils, als Geländemaschinist, träumen lassen, dass du dich über einen Klumpen Eisenerz genauso freuen kannst wie eine Geologin, deren Lebensinhalt es ist, ihn zu suchen? Oder dass du wochenlang mit Hacke und Hammer, Prüftinkturen und Sprengstoff durch eines der wildesten Marsgebirge ziehst, währenddessen deine Maschine, derentwegen du hier bist, auf einem dürftig zusammengeschobenen Plateau verstaubt? Und Iwan, geht’s dem etwa anders? Er kommt zwar mit dem Kartieren kaum über die Runden - wobei ihm keiner helfen kann -, aber er ist ebenso ein guter Koch wie Hopser-Lenker, und in den Schürfgruben erzielt er Leistungen wie kein anderer.

Sie saßen müde, aber jeder auf seine Art zufrieden, in der geräumigen Kabine. Sie hatten, so gut es das Gelände erlaubte, im vermuteten Verlauf der Kluft bis zum Abend noch mehrere Sprengungen angebracht und feststellen können, dass hier offenbar eine der reichsten Lagerstätten der alten und der neuen Welt ausstrich. Editha hatte mit ihrer Ladung die erzführende Schicht lediglich angekratzt. Über eine Länge von mindestens anderthalb Kilometern konnten sie bereits in den wenigen Stunden das metallhaltige Gestein nachweisen, an einer Stelle auf einer Breite von über 150 Metern. Man brauchte gar nicht überall zu sprengen, schon an den anstehenden Verwitterungsprodukten war die Zone eindeutig zu identifizieren, und sehr schnell hatten die »geologischen Laien« - wie sie sich selbst bezeichneten - von Editha das gelernt, worauf es bei der weiteren Erkundung ankam. Und das Prospektionsfieber hatte alle, ob Geologe oder nicht, gleichermaßen gepackt. Sie waren erfüllt von dem Bewusstsein, etwas Bedeutendem auf der Spur zu sein.

Sie hatten gegessen, gut und reichlich. Editha hatte das Mahl bereitet, ein bescheidenes Festmahl. Sie nippten an einem Rotwein, müde und glücklich. Aber noch war nicht Schlafenszeit.

Yvonne, Nils und Iwan wussten nach mehr als einem Vierteljahr Zusammensein auf engstem Raum, dass eine Wende in der Arbeit eingetreten, dass von Editha, der Truppführerin, noch etwas zu erwarten war.

Und dann begann sie: »Nils, bekommen wir auf irgendeine Weise Kontakt mit der nächsten Zentrale?«

»Es sind fast dreitausend Kilometer ...«, sagte Iwan in seiner bedächtigen Art, als Nils nicht sofort reagierte.

»Aus dem Gebirge heraus nicht«, antwortete Nils. »Außerdem liegt die Magnetanomalie dazwischen.«

»Ich habe vorhin die Vorräte kontrolliert. Ohne uns wesentlich einzuschränken, würden wir noch etwa acht Wochen auskommen. Wie steht’s um den Treibstoff?«

»Unbedenklich«, gab Nils zurück. »Damit können wir noch ein Jahr herumhopsen.«

»Was hast du vor, Ed?«, fragte Yvonne, und ein klein wenig Bangigkeit schwang in ihrer Stimme mit.

»Nur etwas, was wir gemeinsam beschließen«, antwortete Editha nachdrücklich.

»Wir können zurück, wenn Iwan die genaue Position hat, und dazu braucht er, wie ich ihn kenne, zwei Tage.«

Iwan nickte bestätigend. »Da wissen wir aber über die Lagerstätte nicht viel mehr als heute.«

»Und wie lange, denkst du, würde es dauern?« Nils hatte erkannt, worauf Editha hinauswollte.

»Vier Wochen. Aber da haben wir längst nicht unser Ziel erreicht.«

»Meine Güte, reicht denn das nicht, was wir an Ergebnissen haben?«, fragte Yvonne.

»Ich wäre ja auch bereit abzubrechen«, entgegnete Editha ruhig. »Nur, ich weiß nicht, wie es euch geht. Ich hätte schon gern mehr gewusst von diesem Gebiet, es sollte das Unsrige bleiben, wir würden es dann grob kartiert haben. Vier oder fünf Wochen und danach zurück ...«

»Das wäre auch die Zeitspanne, die uns noch bliebe - in der Anonymität ...« Nils lächelte. »In einundvierzig Tagen schwärmen die Suchtrupps aus. Bedenke aber, dass wir drei oder vier Tage brauchen, um in die Ebene zu kommen. Und wenn sich Iwan mit seiner Kartiererei vertan hat, finden wir die Plateaus für den Hopser nicht.«

»Die finden wir schon«, sagte Iwan.

»Also - ich bin einverstanden, aber jetzt hätte ich gegen ein Schläfchen nichts einzuwenden!« Nils gähnte und trank dann sein Glas leer.

»Natürlich machen wir es so«, sagte Iwan mit Selbstverständlichkeit im Ton.

Sie sahen zu Yvonne.

»Wenn ich mir überlege, dass wir in einer Woche wieder in einer richtigen Unterkunft sein könnten ...« Yvonne verzog die Mundwinkel. »Aber allein wäre ich nie berühmt geworden!« Sie lachte.

4. Kapitel

Endlich! Jul zog sich noch im Laufen die Weste über. Er eilte aus seinem Wohnflügel zum Lift, wurde ungeduldig, als dieser nicht sofort kam, erreichte den Hauptkorridor, fiel sogar in Laufschritt, als er den Gemeintrakt erreicht hatte. Er wunderte sich nicht, dass er niemanden traf, in wenigen Minuten lief die tägliche allgemeine Information über den Videor. Man hatte die Gruppe zusammengerufen mit dem ausdrücklichen Bemerken »sofort«. Und nicht über den allgemeinen Informator, sondern telefonisch. Eine sehr ungewöhnliche Maßnahme.

Außer Atem langte Jul vor dem Ratssaal an. An der Tür traf er den langen Stan, sie waren offenbar die Letzten. Zwanzig, fünfundzwanzig Leute saßen im Saal. Der Leiter des Stabes wies sie in Sessel mit Selektivkamera. Dann sagte er, und augenblicklich trat absolute Ruhe ein: »Sie haben sich vor zwanzig Minuten gemeldet. Es sind Centauren. In einer Viertelstunde gibt es eine Konferenzschaltung mit dem Sekretär im Südobservatorium und den sechs Direktoren der Marszentralen. Bis dahin«, er machte eine Pause, »sollten wir einen Standpunkt haben.«

Jul war verwundert. Er kannte Nick Shunder als einen ruhigen, umsichtigen Mann, den so leicht nichts umwerfen konnte. Schließlich wurde er gerade dieser Eigenschaft wegen Leiter des Stabes. Aber jetzt bot Nick das Bild eines Übernervösen, eines Menschen, der sich nur mit Mühe beherrschte. Seine Hände flatterten, sein Blick wirkte unstet. Es schien, als hätte er im Nu alle Anwesenden angesteckt. Einige waren aufgestanden, riefen, forderten auf.

Dann rief Nick Shunder: »Still! Ich überspiele die Nachricht!« Wieder herrschte größte Ruhe. Nick Shunder hatte das Wiedergabegerät zu weit aufgedreht. Alle fuhren zusammen, als es durch den Saal dröhnte: »Menschen!« Shunder regelte den Ton zurück, zu weit, sodass die nächste Silbe unhörbar blieb, doch dann hatte er es: »... spricht der Kommandant der Ersten Raumflotte des Systems Centauri. Unser Volk grüßt seine kosmischen Nachbarn herzlich. Wir kommen als Freunde, aber doch ungeladen. Mehr noch: Wir kommen, um zu bitten. Wir bitten um die Hälfte des Planeten Mars. Unsere Bemühungen um eine andere Lösung sind fehlgeschlagen. Wir sind Zehntausend. Wir bitten um Landeerlaubnis und darum, dass wir mit der Besiedlung beginnen können. Im Abstand von zwei Jahren folgt uns die Zweite Flotte. Hört unsere Begründung zu diesem Schritt, der uns nicht leicht gefallen ist. Wir erwarten in zwei Tagen zur gleichen Stunde eure Nachricht.«

Nick Shunder drückte die Stopptaste. »Die Begründung ist vom Observatorium nicht überspielt worden. Ich denke, dass uns der Sekretär etwas dazu sagen wird.« Er blickte unruhig in die Runde. Betroffenheit. Sie saßen wie erstarrt. Dann kam Gemurmel auf, Erstaunen, dann Ungläubigkeit, Protest. Vergeblich hob Nick Shunder beschwichtigend die Hände.

Also doch! dachte Jul. Ich habe leider Recht behalten. Er blickte in die Runde. Hatte noch jemand Gleiches gedacht? Gibt es noch jemanden, den die Nachricht nicht überrascht? Was hatten die anderen angenommen? Hatten sie geglaubt, dass die Flotte einen Freundschaftsbesuch abstatten wollte?