Impressum

Alexander Kröger

Das zweite Leben

Science Fiction-Roman

 

ISBN 978-3-95655-656-2 (E-Book)

 

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

 

Das Buch erschien erstmals 1998 im Verlag KRÖGER-Vertrieb, Cottbus. Dem E-Book liegt die überarbeitete Auflage zugrunde, die 2011 im Projekte-Verlag Cornelius GmbH, Halle erschien.

 

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1. Kapitel

Als Helen zum zweiten Mal erwachte, blieben Schwindelgefühl und Übelkeit aus. Vorsichtig hob sie die Unterarme. Sie wurde sich plötzlich bewusst, dass sie in einer Flüssigkeit lag, die, sobald sie sich bewegte, über ihren Körper schwappte.

Helen erschrak, fasste sich aber schnell. »Na also«, murmelte sie. Während vordem - sie hätte nicht zu sagen vermocht, wann - Gliedmaßen und Zunge wie gelähmt waren, konnte sie jetzt beides rühren. Im Mund hatte sie einen unguten Geschmack. Jetzt fühlte sie auch auf ihrem Gesicht einen leichten Feuchtehauch ...

>Eine kleine Weile noch entspannen ...<

Sie spürte ihren Puls und Wärme. Und langsam, begleitet von einer sich steigernden Hitzewelle, formte sich die Frage: >Was ist mit mir, wo bin ich?<

Helen öffnete die Augen, öffnete sie überweit.

Schwärze.

Tiefste Schwärze.

Die Frau wusste, dass nicht etwa ihr Sehvermögen es war, das sie diese Finsternis empfinden ließ, im Raum um sie herum herrschte absolute Dunkelheit.

Und doch - wie nach langem Schlaf hatte sie das Bedürfnis, über die Augen zu streichen, um Sandmännchens Sand, wie Mutter weismachte, auszuwischen. Allein - die Arme ließen sich nur bis zu den Ellenbogen bewegen, sie erreichte mit den Händen die Augen nicht. Und abermals war ihr bewusst, nicht ihr Körper versagte den Dienst, eine Fessel behinderte.

Furcht stieg in Helen an. Sie zwang sich zur Ruhe. >Keine Panik jetzt! Was ist mit mir?<

Sie spürte, dass es irgendwo in ihrem Kopf eine Denkbarriere gab, niedrig, aber noch unüberwindlich. Dahinter lag die Lösung ...

Auch Helens Beine waren angegurtet.

Soweit die Bewegung aus den Ellenbogen heraus es zuließ, betastete sie mit den Fingern, was sie erreichen konnte. Sie erkannte, dass sie nackt in einem harten, mit einer Flüssigkeit gefüllten Trog lag, der offenbar mit einem gewölbten Deckel nach oben abschloss, denn wenn sie sich in den Fesseln sehr dehnte, berührte sie mit den Fingerkuppen eine glatte gebogene Fläche über sich.

Auf ihrer Brust aber, mit eingeschnürt in den Gurt, der ihre Arme und den Oberkörper in der Mulde hielt, ertastete sie eine Schnur, die seitwärts neben ihrem Leib herunterhing und in eine Dose mündete. Auf dieser erfühlte sie einen gerändelten Drehknopf.

Plötzlich fiel die Barriere in Helens Hirn. Beinahe schlagartig setzte das Erinnern ein, und sie jubelte hinaus: »Ich bin erweckt worden, meine Zeit ist um!«

Ein Schauer aus Freude, banger Erwartung und Furcht überfiel sie.

»Ich bin wach!« Eine Weile drehte sich dieser Satz wie ein Kreisel in ihrem Kopf: >Ich bin wach! Meine Zeit ist um! Man hat mich geweckt ...<

Und da bohrte die Furcht: >Was wird mich erwarten, wie wird sie sein, die Welt nach dieser Zeit? Oder bin ich doch einem Scharlatan aufgesessen?

Aber das Erwachen hat doch funktioniert ... Ich lebe, lebe wieder ...<

Helen entspannte sich bewusst, ließ sich gleichsam in die harte Schale einsinken.

>Man hat mich ge...

Man hat mich geweckt? Warum kommt keiner, warum diese Finsternis? Es müsste doch auch für jene, die wecken, ein freudiges Ereignis ...?<

In Helen verstärkte sich ein unbestimmtes Gefühl der Angst. >Weshalb kommt niemand?< Ihre Hand tastete nach dem Schalter. Sie rief sich die Instruktion ins Gedächtnis: Wie hatten sie makaber gescherzt? Das Scheintodglöckchen. Falls während des Einschläferungsprozesses ein Problem auftritt: >Mit dem Schalter kannst du den Prozess unterbrechen.< Helen tastete fester danach.

Allmählich wurden ihr die Gurte unerträglich. Sie lauschte angestrengt: Absolute, beängstigende Stille - nur das Rauschen in den eigenen Ohren.

>Warum kommt niemand!<

Helen erinnerte sich der Zeremonie ihres Einschläferns, beinahe schon zuviel Brimborium war das: Die Sprüche und Wünsche der Kandidaten, die salbungsvollen Worte des Meisters ..., fernab die Apparatur, das technische Drumherum.

>Und jetzt? Angeschnallt im Stockfinstern lässt man einen liegen.

Noch einige Minuten warte ich.

Ob vielleicht doch ein Problem ...? Vielleicht denken sie, der Reprozess dauert länger? Viel Erfahrung werden sie nicht haben. Wann schon, in welchen Abständen, wird eine Wiederkehr stattfinden? Gerade siebzehn Kandidaten waren wir. Wie viele werden tatsächlich den letzten Schritt getan haben und für wie viele Jahre ...? Ines - die kleine - fünfzehn Jahre lediglich wollte sie ...<

*

Als sei es vor wenigen Tagen gewesen: Helen sah sich im Krankenzimmer, sah im Nebenbett die korpulente, lebensstrotzende Dame, die Galle, die ihr unaufhörlich Optimismus einzuhämmern versuchte. >Optimismus! Selbst wenn man nach einem Suizidversuch über‘n Berg ist, seinen Fluchtversuch schon als Fehler, als nicht verhältnismäßig einstuft, einstufen kann, ein Grund, optimistisch zu sein, ist es noch lange nicht.

Aber in solcher Verfassung haben sie mich doch gebraucht, die Zweitlebensgemeinschaftler! Für ein solches Unternehmen sucht man Leute, die mit dem Leben abgeschlossen haben - oder Abenteurer sind. Na, und folgerichtig sind sie ja auch aufgetaucht, die Werber.<

Helen lächelte, als die Szene in ihr Erinnern floss: Frau Barleys Angebot, eine von ihren bunten Illustrierten zu lesen, um auf andere Gedanken zu kommen, war ergebnislos verlaufen. Helen hatte an die Decke gestarrt, zum hundertsten Mal mit der Frage, warum immer wieder Leute zu solchen Kurzschlusshandlungen fähig sind. Aus der Emotion heraus, freilich, eine alte Geschichte. Weil man meint, Schmerz, psychischen Schmerz - erstaunlicherweise sehr viel seltener physischen - nicht mehr ertragen zu können ...

Und jedermann weiß, dass auf diese Art nichts gelöst wird, ja, dass man anderen Menschen Gewissensnöte oktroyiert oder Kummer bereitet, von Mühen ganz abgesehen.

>Helen, Sie haben Besuch!<, rief Schwester Betty in ihrer fröhlichen Art und steckte den Kopf durch den Türspalt. >Seien Sie ein wenig freundlich zu ihm - ein netter junger Mann!<, setzte sie augenzwinkernd hinzu.

Frau Barley ließ die Illustrierte sinken. >Das war ja was! Kommt jetzt etwa jener, dessentwegen ...? Die spricht ja nicht in ihrem Weltschmerz. Soll erst einmal das durchmachen, was ich ... Nichts vertragen diese jungen Dinger.<

Langsam löste sich Helens Blick von der Decke. Als sie die Ankündigung begriff, schüttelte sie den Kopf. Sie musste sich räuspern, als sie sagte: »Ich doch nicht, Sie müssen sich irren!«

Aber Schwester Betty hörte nicht, sie hielt die Tür weit geöffnet. Ein hochgewachsener junger Mann im offenen hellen Mantel trat ein. Betty wies auf Helen und sagte: »Das ist unser Sorgenkind«, und ließ den Verlegenen mit den beiden Frauen allein.

Unverhohlen musterte Frau Barley den Ankömmling.

Der Mann verbeugte sich leicht, sagte undeutlich: »Albers«, trat - ein Steinnelkensträußchen in der Vorhalte - einen Schritt näher, geriet nun zwischen die Betten und kehrte Frau Barley, zu deren Leidwesen, den Rücken zu. »Darf ich Sie, Fräulein Miller, einen Augenblick sprechen?«

Seine offensichtliche Unbeholfenheit war es wohl, die Helen nicht augenblicklich schroff reagieren ließ. So sagte sie nur: »Ich wüsste nicht ... «

»Entschuldigen Sie - es ist dies mein erstes - Werbegespräch.« Albers hatte sich ein wenig zu ihr herunter gebeugt und sprach stockend und leise - wohl auch, um von der Bettnachbarin nicht verstanden zu werden.

Ein bisschen fühlte Helen sich belustigt. »Wofür, um alles in der Welt, wollen Sie ausgerechnet bei mir werben? Ich bin im Augenblick wohl die Letzte, die etwas braucht.«

»Ich werbe für das zweite Leben!« Es klang wichtig, und er flüsterte beinahe. Aus den Augenwinkeln gewahrte Helen, wie sich Frau Barley sichtlich anstrengte, vom Anliegen des jungen Mannes soviel wie möglich mitzubekommen.

»Ich habe, wie Sie ja wohl gehört haben, vom ersten genug«, antwortete Helen. Aber - und darüber wunderte sie sich - sie meinte es nicht tiefernst, eher scherzhaft.

»Eben«, entgegnete der Besucher tiefsinnig mit wichtigtuerischer Miene.

»Was heißt hier >eben<?« Helen fand das Gespräch zunehmend spaßig, und sie hatte zum ersten Mal wieder, seit man sie zurückgeholt hatte, den Eindruck, es tat ihr wohl. »Aber setzen Sie sich doch!«

»Ja - danke.« Er rückte ungeschickt den Stuhl, zerdrückte dabei beinahe sein Sträußchen, das er noch immer in der Hand hielt.

»Also - was wollen Sie?«, fragte Helen. »Was ist das für ein Stuss mit dem zweiten Leben!«

»Kein Stuss. Wir ...«

»Wer ist >wir<?«, unterbrach Helen.

»Wir sind eine - Gemeinschaft, die Menschen zu einem zweiten Leben verhilft - in der Tat!« Die letzten Worte sprach er nachdrücklich, Helens Protest zuvorkommend. »Wir heißen Bereinigung für das zweite Lebern, sind so auch amtlich registriert - ich kann es Ihnen zeigen ... « Und er fingerte nach seiner Brieftasche.

Helen richtete sich ein wenig auf. »Lassen Sie!« Sie winkte ab. »So eine Art Religionsgemeinschaft also, die das Leben nach dem Tode ... Aber ich kann Sie beruhigen, ich glaube, ich bin geheilt.«

»Nein, nein!« Herr Albers schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Wie soll ich es sagen: Wir bieten wahrhaftig ein zweites Leben in einer neuen Zeit ... « Er zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern.

»So, so - und wie soll das vonstatten gehen?«

»Sie schlafen ein und werden nach Programm in einigen Jahren, Jahrzehnten auch, oder noch später, wiedererweckt. Stellen Sie sich vor: In einer neuen Gesellschaft, veränderten Umwelt. Sie müssen sich eingewöhnen, vergessen die Zeit, aus der Sie kommen. Das ist wie eine neue Geburt ... « Er geriet sichtlich ins Schwärmen.

»Gut, gut«, entgegnete Helen und winkte ab. »Ich habe davon gehört. Üble Bauernfängerei. Vor Jahren schon haben Wohlhabende begonnen, sich nach dem Tod einfrieren zu lassen, voller Hoffnung, in der Zukunft wiedererweckt und geheilt zu werden. Geldschneiderei.«

Herr Albers schüttelte abermals den Kopf. »Ein neues Verfahren und - umsonst.«

»Ah«, Helen tat erstaunt, »das ist um so verdächtiger. Wie soll das funktionieren?«

»Verzeihen Sie - ich bin neu, so genau weiß ich ...«

»Na, hören Sie!« Helen sagte es spöttisch. »Sie sind mir ja ein Werber ...«

»Wenn Sie interessiert sind, der Meister ... Dies sollte ein Vorgespräch sein.«

Helen unterbrach mit einer Handbewegung. Sie stach plötzlich der Hafer. Der Mensch hatte sie aufgemuntert. >So ein Quatsch!<, dachte sie. »Schicken Sie mir einen Fachmann!«, forderte sie dann. »Dreihundert Jahre lasse ich mich einschläfern, dreimal so lange wie Dornröschen«, fügte sie scherzhaft hinzu. »Aber wehe euch, es klappt nicht mit dem Wiedererwecken!«

*

>Es hat geklappt mit dem Wiedererwecken!<

Helen empfand die Fesseln als unerträglich. >Wenn sie nicht zu mir kommen, gehe ich zu ihnen.< Noch einen Augenblick zögerte sie. Dann drehte sie den Knopf um das erste Intervall. Hörbar, insbesondere aber spürbar und unsäglich erleichternd, lösten sich die Gurte über ihrem Körper. Helen atmete befreit durch, hob Arme und Beine, freute sich über die Bewegung. Gleichzeitig nahm sie wahr, dass die Flüssigkeit weniger wurde. Augenblicke später zeugte ein Gurgeln davon, dass sie abgeflossen war. Helen spürte, wie ihre Haut rasch trocknete und sich glättete. Trotz des befreienden Gefühls drängte es sie, aufzustehen.

Doch dann sagte sie sich: >So halte ich es noch eine Weile aus, sie müssen ja kommen!<

Die leicht gehobene Stimmung, in die sie der junge Mann von dieser Zweitlebensvereinigung versetzt hatte, verging schnell. Noch am selben Abend geriet Helen abermals in eine depressive Phase, die den nächsten Tag anhielt. Und dahinein kam dieser Meister. Helen fand das Gespräch mit ihm, einem durchaus seriös wirkenden Mittfünziger mit suggestiver Aura, äußerst anstrengend und irgendwie lästig. Er erklärte ihr das Prinzip dieser neuartigen Langschlafmethode, das ähnlich dem des Einfrierens, jedoch ohne Intensivfrost und dessen Gefäße zerstörende Wirkung sei. Der Körper werde während der gesamten Schlafenszeit ernährt, das sei ausschlaggebend. Und man habe unter Ausschluss der Medien, versteht sich, Erfolge zu verzeichnen, natürlich - da hatte er gelächelt - noch keine Langzeiterfahrung. Zwei Jahre aber haben die Pioniere geschlafen, und man habe sie ohne die geringsten Schäden ins zweite Leben gebracht.

Helen hatte nur halb zugehört und schließlich, mehr um den Mann loszuwerden, ein Papier unterschrieben.

*

Mit dem Hungergefühl kam Ärger in Helen auf. Zunächst versetzte sie das Magenknurren in eine Art frohe Zuversicht. >Der Körper ist intakt<, glaubte sie daraus schließen zu können. Aber der Drang nach Essbarem wollte befriedigt werden. »Warum, zum Teufel, kommt keiner und holt mich hier raus! Ich habe es satt!« Helen hatte den Satz laut gerufen und gleichzeitig den Notknopf um das nächste Intervall weitergedreht.

Langsam wurde es hell um sie herum. In ihrer unmittelbaren Nähe knirschte etwas, und im zunehmenden Dämmerlicht nahm Helen wahr, dass sich plötzlich der gewölbte Deckel ihres Behältnisses nach der linken Seite wie schwerfällig hinwegklappte. >Also, eingesperrt bin ich nicht mehr<, dachte sie erleichtert.

Es blieb düster. Helen drehte, so gut es der ihr übergestülpte Helm zuließ, den Kopf. In etwa je einem Meter Abstand links und rechts von ihrem Lager gewahrte sie die Geräte und Armaturen, die autark den Schlafprozess eingeleitet hatten, aufrecht hielten und überwachten sowie für das Erwecken verantwortlich sein sollten. Helen wusste, dass sie sich in einer schmalen, von der Außenwelt hermetisch abgeriegelten Kammer befand.

Sie zog den Kopf aus der Haube, richtete sich auf. Ein kleiner Schwindel erfasste sie. Im Unterleib verspürte sie einen leichten Druck. Ah - der Nährschlauch! Sie löste ihn aus dem Anus. Dann setzte sie die Füße auf den Boden, stand und musste sich an dem Trogtresen festhalten. Die Beine versagten ihr den Dienst. Aber die Schwäche hielt nicht lange an. Unsicher machte sie kleine Schritte, und nach wenigen Minuten fühlte sie sich beinahe normal. Auch der Hunger meldete sich wieder.

Helen schaltete die Deckenleuchte ein. Das grelle Licht blendete. Sie sah sich im Raum um: Nichts Auffälliges, scheinbar nichts Verändertes gegenüber dem, was sie kannte. >Wie lange habe ich ...?<

Erst in diesem Augenblick wurde sich die Frau des Ungeheuerlichen, das mit ihr geschehen sein sollte, bewusst. Spannung bemächtigte sich ihrer und - abermals Furcht. >Wie wird sie aussehen, diese Welt, wie werde ich wohl in ihr zurechtkommen?

Ach, Scharlatanerie! Zwei, drei Tage, vielleicht eine Woche war ich weg. Gleich werden sie auftauchen, lächeln, sich entschuldigen und beim Versuchskaninchen bedanken. Und immerhin, etwas hat ja wohl funktioniert ...<

Aber es tauchte niemand auf, der das alles tat, auch nicht, als Helen noch minutenlang in der kleinen Kammer um die aufgeklappte Schalenliege herumgelaufen war, immer wieder verharrt und gelauscht hatte.

Sie wurde sich bewusst, dass sie nackt war. Zum Bekleiden fand sich nichts. >Was soll‘s!< Aber sie begann zu frösteln, obwohl das Thermometer 25 Grad anzeigte und ihr Körper mittlerweile völlig trocken war.

Schon zweimal hatte sie während ihres Herumwanderns an der schweren Tür haltgemacht, die Hand an die Riegel gelegt. Aber immer wieder hatte sie sich gesagt: >Sie werden kommen. Irgendwo ist ein Signal, dass ich wach bin! Und wer weiß, was passiert, wenn ich die Hermetik störe.

Das Telefon!<

Helen nahm den Hörer ans Ohr. Außer dem Eigenrauschen - nichts.

Sie verfolgte mit dem Blick die Schnur. Die mündete in der Dose, war also an ein Netz angeschlossen. Dann begann sie die Unterbrechertaste zu betätigen, immer heftiger - ohne jeden Erfolg. Sie wählte sinnlos Nummern, immer wieder - der Apparat blieb tot.

Bei diesem Tun war Helen ins Schwitzen geraten, nicht vor körperlicher Anstrengung. Panische Angst jagte sie in eine Hitzewelle.

Da hieb sie den Hörer auf die Gabel, war mit wenigen Schritten an der Tür, fetzte an den schweren Griffen, und mit Mühe, ein lautes saugendes Geräusch verursachend, ließ sich das Blatt schwerfällig nach innen drehen.

Überrascht, die Hände noch an den Riegeln, verharrte Helen. Der Lichtschein, der aus ihrer Kammer drang, erhellte die der Tür gegenüberliegende Wand eines Korridors, nein, eines Ganges oder, nach Freund Jans Fachterminologie noch richtiger: den Stoß eines bergmännischen Hohlraums, einer Strecke. >Bin ich gar in einem Bergwerk?<

Helen sah auf eine nicht gerade ebenmäßig ausgebildete Wand, in der sich deutlich Schichtungen unterschiedlich gefärbter Sedimente abzeichneten, rötlich, gelb, braun, bis hin zum strahlenden Weiß. Und insgesamt gab es da ein tausendpunktiges Glitzern.

Sie fasste sich. Einer Eingebung folgend, trat sie an den Stoß, fuhr mit feuchtem Finger über eine der weißen Schichten und leckte. Kein Zweifel: Salz, offenbar reines Natriumchlorid, Kochsalz.

Helen hatte sich von ihrer Überraschung aber noch keineswegs erholt. Während die Kammer durchaus ihren Erinnerungsbildern entsprach, tat es dieser Korridor, diese Strecke im Salz, mitnichten.

Helen gewahrte die Brocken, die am Boden - auf der Sohle - umher lagen, insgesamt wölbte sich der Stoß nach innen, waagerechte Risse klafften, es war, als flösse das Gestein in die Strecke hinein. Der Eindruck verstärkte sich, als Helen in den Gang trat: Auch die Sohle presste sich nach oben, und von der Decke, der Firste, ragten bedrohlich noch hängende, abgeplatzte Platten, der natürlichen Schichtung folgend. Die Betonkammer, in der sie aufgewacht war, hatte offensichtlich, gleichsam schwimmend im Salz, dem Gebirgsdruck widerstanden.

Links und rechts vom Lichtviereck konnte Helen nur andeutungsweise ausmachen, dass sich in geringen Abständen weitere Türen - so wie die ihre - auf der Seite befanden, an der auch der Eingang zu ihrer Kammer lag. Mehr als drei in beiden Richtungen konnte sie im dürftigen Lichtschein jedoch nicht ausmachen.

Nie in ihrem Leben - auch im ersten nicht - war sich Helen so unschlüssig gewesen wie in diesem Augenblick. Angesichts der Trostlosigkeit dieses Korridors, der drückenden Verlassenheit und lastenden Stille beschlich sie lähmende Mutlosigkeit. Am liebsten wäre sie zurück in ihren Trog gekrochen, um erneut einzuschlafen. Aber abgesehen davon, dass dies ohne Hilfe von außen nicht funktioniert hätte, sagte ihr der Verstand: >Noch weißt du zu wenig. Dem Schlaf, diesmal dem ewigen, kannst du dich noch immer anvertrauen.<

Helen trat an die rechte Nachbartür. Offenbar befand sich dahinter die gleiche Kammer. >Ein weiterer Schläfer? Geht mich nichts an!<

Die Salzschichten rings um die im Ganzen schief stehende Türfüllung waren ruschelig, splittrig, vom starken Druck verformt. Aber Helens Meinung verstärkte sich: Die Kammern als in sich geschlossene, gewölbeartige Bauwerke hatten dem standgehalten.

Helen schritt zur nächsten, deren Tür sie in der Finsternis beinahe nur ahnen konnte. Aber eine neue Erkenntnis blieb aus.

Sie wandte sich zurück. Im Salzgebrösel auf der Sohle sah sie deutliche Fußspuren. Ihre Fußspuren.

Nur ihre Fußspuren!

Und wie ein Schlag kam über sie die Gewissheit: >Ich bin allein! Ich - bin - allein ... Niemand wird kommen, weil, weil - niemand hier ist.

Man hat die Schläfer dem Schlaf überlassen ...<

Helen tastete sich zurück in ihre Kammer. Sie setzte sich auf den Rand der Mulde, unfähig, zusammenhängend zu denken. Minutenlang saß sie, die Hände vor das Gesicht geschlagen.

>Weshalb bin aber ich ...?<

Sie konnte sich die Frage nicht beantworten, ihre Gedanken gingen träge. Ein Fehler in der Apparatur vielleicht, eine Energieanomalie ...

Energie!

Die Energieversorgung funktioniert.

In Helen glomm wieder Hoffnung. Demnach müssen irgendwo ... Sie sah sich abermals in ihrer Kammer um, rückte leichte Apparate. Aber sie erblickte und fand nichts, was ihr hätte in ihrer Situation helfen können.

Doch dann hatte sie eine Idee, die sie sogleich in die Tat umsetzte: Sie löste das mittels Kunststoffösen gehaltene Kabel von der Wand und hängte die Deckenlampe ab. In wenigen Minuten konnte Helen auf diese Weise ein beträchtliches Stück des Korridors ausleuchten. Was sich ihr auf den ersten Blick offenbarte, war zwar auch nicht erhebend, aber der gewonnene Lichtschein war ihr erster Erfolg in diesem zweiten Leben, und er machte ein wenig Mut.

Zunächst nahm sie wahr, dass in der Strecke eine Beleuchtung installiert war. Mit Schutzgittern versehene Zwecklampen hingen in gleichen Abständen labil an der Firste. Etliche waren zusammen mit Salzschichten abgestürzt. Das Verbindungskabel schien erhalten, allerdings lag es, über größere Abstände verschüttet, am Boden.

Linker Hand, soweit Helen sehen konnte, setzten sich die Kammern fort. Rechterhand aber glaubte sie, vielleicht 20 Meter entfernt, den Abschluss der Strecke wahrzunehmen. Dahin begab sie sich.

In der Tat, es befand sich dort eine Stahltür, das Blatt jedoch war stark verbogen, hing schief - nur noch von einer Angel gehalten. Das Wesentlichste aber: Neben dieser Tür baumelte am frei hängenden Kabel ein Schalter. Nach dem dritten Versuch schon, flammte Licht auf. Nicht eben übermäßig hell, aber ausreichend zur Orientierung.

Helen durchschritt die Tür, darauf bedacht, nirgends anzustoßen. Sie betrat einen großen, wie es schien, fast kreisrunden, saalartigen Hohlraum, in dessen Mitte die Firste eingebrochen war. Ein bizarrer Trümmerberg aus Schollen und Brocken hatte sich aufgetürmt, der sich nach oben in die Dunkelheit verlor. Eine Unzahl Türen aber, die in dieses Rondell mündeten, konnte man erreichen.

Vorsichtig näherte sich Helen der ersten, bemüht, nicht über herumliegendes Gestein zu stürzen. Erleichtert wurde ihr Tun durch das Licht zweier von mehreren Lampen im Raum, die sie mit einem weiteren Schalter gleich hinter dem Eingang zum Leuchten gebracht hatte.

Die Tür wies einen von denen der Kammern abweichenden Schließmechanismus auf. Ohne zu zögern - mit Mühe zwar - öffnete Helen, nachdem sie behindernde Salzbrocken hinweggeräumt hatte.

Auch in diesem Raum funktionierte die Beleuchtung. Er war vollgestopft mit Gerätschaften, einfachstem Handwerkszeug, kleinen Maschinen und Apparaten, deren Zweck Helen im Augenblick verborgen blieb. Einige der Gegenstände waren stark korrodiert, andere nur eingestaubt und anscheinend wohlerhalten.

Der zweite Raum, größer, enthielt die Zentrale, von der Helen von Anfang an überzeugt war, es müsse sie geben. Sie konnte sich leicht vergewissern, dass von insgesamt 27 vorhandenen Kammern 12 überwacht wurden. Bei Kammer 7 glühte eine grüne Lampe. >Also ist mein Erwachen registriert<, dachte Helen, >wenigstens von der Automatik.<

Eine Weile hielt sie sich in der Zentrale auf, unschlüssig. Sie war sich bewusst, das Hirn des Ganzen, auch der Steuerung ihres Weckvorgangs, vor sich zu haben.

Helen beschlich ein unheimliches Gefühl. Eine unbestimmte Scheu hielt sie zurück, auch nur das Kleinste zu berühren. Dennoch: Es würde der Ort des Handelns, ihres künftigen Handelns sein ...

Nachdenklich verließ sie die Station, in der vagen Hoffnung, vielleicht doch noch etwas zu entdecken, das sie der Verantwortung enthob.

Um zum nächsten Raum zu gelangen, war Helen genötigt, sich über ein mächtiges Trümmerstück zu quälen. Danach musste sie eine Weile verharren, ein Schwindel hatte sie gepackt. >Hunger!<, meldete der Körper.

Sie fand eine große Batterie von bereiften Gefrierschränken vor. In der Hoffnung, auf Essbares oder anderes Nützliches zu treffen, öffnete sie einen: Zahllose nummerierte dünne Röhrchen staken in Spezialpaletten.

Im Raum nebenan - verschlossen wie ein Atombunker - fand Helen endlich, was sie sich gewünscht und erhofft hatte zu finden: Tiefstgefrorene Nahrungsmittel aller Kategorien in großen Mengen.

Hastig öffnete sie einen der Container - und hätte sich um ein Haar die Hände frostgebrüht. Mit einer Art Schieber entnahm sie ein Paket eines zunächst nicht definierbaren Fertiggerichts. Sie musste jedoch noch drei weitere Räume inspizieren - von denen einer tiefgefrorenes Wasser, ein zweiter eine Art Decken aus Kunstfasern enthielt -, bis sie in einem, als Arbeitszimmer eingerichteten, zum Teil verrotteten, Geschirr und ein Gerät fand, das wie eine Mikrowelle aussah und sich auch funktionstüchtig als eine solche erwies.

Helen erwärmte hastig ein Gericht - etwas Gulaschähnliches mit Reis, das fad schmeckte und matschig war. An eine Gefahr, dem Körper nach der langen künstlichen Ernährung eine solche Speise anzubieten, dachte sie nicht, auch nicht daran, dass das Zeug hoffnungslos überlagert sein könnte.

Obwohl einigermaßen gesättigt, im Besitz zahlreicher, fürs Überleben wichtiger Güter, fühlte Helen sich mutloser und deprimierter denn je. >Wo, um alles in der Welt, bin ich hier hingeraten, und wo ist der Ausweg?<

Der Gedanke, dass sie ihr neues Umfeld viel zu wenig kannte, um endgültige Schlüsse ziehen zu können, tröstete sie in keiner Weise. Es quälte sie die Frage: >Warum hat man die Schläfer so jämmerlich im Stich gelassen? Wo sind sie geblieben, die Betreuer?

Das zweite Leben, dass ich nicht lache!<

Auf dem Rückweg entnahm sie eine der Decken, schnitt mittig für den Kopf und seitlich für die Arme Schlitze ein und trug sie als eine Art Poncho.

Sie ging zurück in ihre Kammer, legte sich auf den Trog und starrte lange in das Gewölbe über ihr, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, sich vorzustellen, welche nächsten Schritte sie gehen, wie sie sich ein Bild ihrer Welt machen könne. Eine lähmende Angst hielt sie gefangen, die Herzklopfen machte, das sie lange nicht einschlafen ließ. Ihr letzter Gedanke aber galt den Schläfern, die sie glaubte, in den Kammern links und rechts neben sich zu wissen.

*

Als Helen erwachte, fühlte sie sich ruhiger. Sie nahm sich vor, sich zunächst mit den Gegebenheiten zu arrangieren. Zwar empfand sie es als äußerst seltsam, dass allem Anschein nach die Zweitlebensvereinigung aufgehört hatte zu existieren - zumindest in dieser Station -, aber immerhin hatte man Vorräte angelegt, und vielleicht war es kein Zufall, dass gerade sie, Helen, erweckt worden war. Vielleicht war ihre Zeit gekommen, vielleicht läuft ein Programm. Und vielleicht auch klärt sich das Unheimlich-Geheimnisvolle auf.

Nach einem dürftigen Frühstück, bestehend aus Wasser und einer Art Flocken, nahm Helen sich die Überwachungszentrale vor. Aber sie fand nicht die geringsten Aufzeichnungen, lediglich eine intakte, laufende Uhr, die den 25. März des Jahres 07 anzeigte. >Na also<, dachte Helen überrascht und erleichtert, >am 14. Dezember 2036 bin ich eingeschlafen. Gerade 102 Tage! Wusste ich’s doch. Immerhin, ein nennenswerter Zeitraum! < Aber irgendwo in ihrem Kopf nagten Zweifel, angesichts des desolaten Zustands dieses Bergwerkes. >Doch das konnte sich schon vorher in diesem Zustand befunden haben, bevor man mich hierher verbracht hat.

Aber weshalb sollte man mich verbracht haben? Gab es nach solch kurzer Zeit etwa diesen Zweitlebensverein nicht mehr? Unwahrscheinlich. Jene, die vor diesen hundert Tagen den Prozess überwacht, mich umgesiedelt haben, müssten sich doch erinnern ...? Mindestens zwanzig von ihnen waren um mich herum! Abwarten, Helen, die Antworten werden sich finden ... Noch bin ich erst wenige Stunden ...<

Ins Rund der halb eingestürzten Halle mündeten die Zugänge zu annähernd 20 weiteren betonierten Räumen, die, so ließ sich vermuten, ehemals als Wohn- oder Aufenthaltsräume gedient hatten. Das ohnehin dürftige Mobiliar wies Schadspuren auf.

Helen erkundete weiter, ließ dabei alle Vorsicht walten. Von der Riesendiele führte eine breite, weithin verbrochene Strecke zum Füllort. Soweit kannte Helen sich in der Fachterminologie aus. Es war jener Teil des Bergwerkes, in dem die Hauptstrecken in den Schacht münden, von wo aus auch die abgebauten Massen nach Übertage gefördert wurden, die Mannschaften aus- und einfuhren sowie die Materialien nach Untertage verbracht wurden. >Verbracht wurden<, dachte Helen sarkastisch. >Auch ich wurde verbracht.<

Von der Hauptstrecke aus führten Abzweigungen einige Meter links und rechts ins Gebirge, waren aber samt und sonders mit Geröll zugeschüttet, Helen hatte den Eindruck, absichtlich, durch Sprengungen vielleicht, unzugänglich gemacht. >Ehemalige Abbaue?<

Am Füllort konnte Helen mehrere starke Lampen einschalten. Aber auch ohne die wäre ihr bewusst geworden, dass über diesen Schacht eine Erlösung aus ihrem Dilemma nicht zu erwarten war. Aus den weiland den Förderkörben vorbehaltenen Zugängen quollen Gesteinstrümmer, Mauerreste und verrottete Träger. Schon auf den ersten Blick schien es absolut ausgeschlossen, durch diesen Schacht die Tagesoberfläche zu erreichen.

Helen wollte endgültige Gewissheit erlangen. Sie schritt die Strecke ab, in die die Kammern mündeten, in der vagen Hoffnung, sie führe womöglich zu einem zweiten, intakten Schacht. Aber auch diese Hoffnung trog. Wenige Dutzend Meter hinter der letzten Kammer endete auch diese Strecke wüst. Die Firste war regelrecht heruntergebrochen.

Niedergeschlagen war Helen in den Vorratsraum zurückgekehrt. Sie zwang sich, eine grobe Übersicht über das Vorhandene zu verschaffen, um sich einigermaßen ordentliche Mahle zubereiten zu können. Dann richtete sie sich das Arbeitszimmer provisorisch her, es war geräumiger, freundlicher als ihre Kammer, vor allem nicht so profan technisch eingerichtet.

Bei allem, was sie tat, dachte Helen lediglich eine Lebensmittelpackung, ein Möbelstück voraus. Sie zwang sich, nicht tiefer, nicht an das Morgen zu denken, nicht daran, was wäre, wenn selbst diese Menge an Essbarem aufgebraucht sein würde ...

Später, nach einer fast normalen Mahlzeit, die sie als Abendbrot bezeichnete, war Helens Elan verraucht. Verzweiflung ergriff sie derart, dass sie Tränen nicht zurückhalten konnte. >Wäre es nicht ...zigmal besser gewesen, sie hätten mich meinen Tablettenschlaf zu Ende schlafen lassen? Nun, es lässt sich auf andere Weise wiederholen, und niemand ist hier, der es verhindern wird ...<

Wie lange sie gesessen, vor sich hingestarrt und ihr Elend sie gefangen gehalten hatte, hätte sie später nicht zu sagen vermocht. Schlaf hatte sie übermannt. Im Einnicken warf sie ein Glas Fruchtsaft um. Eine rote Lache breitete sich schnell über den Tisch aus. Helen wandte sich jäh ab, um ihr Kleidungsstück nicht zu beflecken.

Aber sie war aufgeschreckt, einen Augenblick aus ihrer Lethargie gerissen. >Bevor ich über mein Leben beschließe, muss ich den anderen ihre Chance geben. Ich werde sie wecken, morgen. Sie alle haben sich, aus welchem Grunde auch immer, auf das Experiment eingelassen in der Hoffnung, dass ein Fünkchen Wahrheit in den Prognosen läge. Darin, Helen, liegt deine Verantwortung. Ein anderer, der sie wahrnehmen könnte, existiert offenbar nicht. Noch eine Nacht darüber schlafen, aber ich werde sie wecken! <

*

Helen blieb bei ihrem Entschluss. Der frühe Morgen - sie richtete sich einfach nach der Anzeige der Uhr, um ihren Tagesablauf zu regeln - fand sie in der Zentrale. Sie studierte die Aufschriften, rief sich die Funktionen der einzelnen Geräte, seinerzeit von den Zweitlebensjüngern in einer Art Technikrausch ausführlich erläutert, ins Gedächtnis, und sie war sich im Klaren darüber, dass ein Fehler, der ihr unterlief, den Schlaf der unbekannten Schläfer da draußen in einen ewigen verwandeln konnte. Einmal dachte sie flüchtig daran, dass es womöglich deren Schade nicht sein müsste. Denn ob man ihr unbedingt Dank entgegenbrächte, wenn das Wiedererwecken gelingt, blieb ohnehin zu bezweifeln. Nichtsdestotrotz - es soll jeder selber entscheiden können.

Für ihr weiteres Handeln blieb Helen eine Überdenkensfrist: Der Prozess des Aufweckens würde zehn Tage dauern, zehn Tage, die sie in konzentriertem Funktionieren würde verbringen müssen, die sie ihr Leben fristen und ihr Umfeld weiter erkunden ließen. Denn außer bei den Lebensmitteln hatte sie längst keinen detaillierten Überblick über das Vorhandene, das vielleicht noch Brauchbare und das, was Schrott war. Und es wäre wohl nicht unvorteilhaft, fänden die anderen eine verlässliche Bilanz vor.

Überhaupt, je mehr sich Helen gedanklich mit ihren noch imaginären Gefährten befasste, desto gespannter wurde sie. Sie hätte gern vorgegriffen, sich gewissermaßen auf das Begegnen vorbereitet, allein, so intensiv sie auch abermals suchte, es fanden sich keinerlei Unterlagen über die Schläfer. Was sie allerdings entdeckte und sie für die nächsten Schritte sicherer machte, waren Angaben zum Weckvorgang, insbesondere mit Hinweisen auf die Zeitfolgen.

Helen gönnte sich zwei Tage intensiven Studiums und des Trockenübens. Sie ging gedanklich immer wieder die einzelnen Vorgänge durch, lernte einige Bedienschritte auswendig, war dann zuversichtlich, den Prozess einigermaßen fehlerfrei steuern zu können. Sie hoffte nur inständig, die desolate Installation möge noch soweit intakt sein, dass die Kammern ausnahmslos anzusteuern wären.

Am Morgen des sechsten Tages ihres zweiten Lebens - Helen konnte über einen solchen Gedankengang amüsiert lächeln, was sie für ihre Gemütsverfassung als einen Fortschritt empfand - leitete sie für zwölf Kammern den Weckvorgang ein.

Aber nur von sieben kam eine Rückmeldung.

Aus den Kammern 3, 4, 9, 21 und 22, die nach der Matrix belegt sein sollten, kam kein Antwortsignal, so oft Helen auch den Ruf wiederholte. Das konnte dreierlei bedeuten: Entweder waren die Kammern entgegen der Anzeige leer, oder die Verbindung war gestört, oder die Schläfer ...

Helen spekulierte nicht und gab alsbald das Probieren auf, in der Gewissheit, ohnehin nichts ausrichten zu können, wollte sie nicht Gefahren für die Schläfer heraufbeschwören. So oder so müsste sich alsbald einiges klären. Natürlich war sie sich bewusst, dass Fachleute Möglichkeiten eines Eingriffs gesehen hätten. Aber ...

Helen kontrollierte auch des Nachts. Sie hatte ihr Lager in der Zentrale aufgeschlagen und nutzte die Signalautomatik, ihren flachen Schlaf alle zwei Stunden unterbrechen zu lassen. Der elektronische Weckruf in die sieben Kammern pulste problemlos.

In der Zwischenzeit sichtete sie Vorräte, noch brauchbare Materialien und registrierte. Dabei bediente sie sich mangels einer anderen Möglichkeit einer uralten Methode. Sie ritzte in die Lackschicht der Schränke die Daten in Fünferkolonnen. Der Computer, der im Arbeitsraum stand, befand sich zwar äußerlich in einem tadellosen Zustand - was Helen zu allerlei Hoffnung Anlass gab -, aber er tat keinen Mucks. Später fand sie ein Bündel Bleistifte, mit denen sie zunächst auf wenig korrodierten Metallplatten aus dem Materiallager vorzüglich schreiben konnte. Das meiste vorgefundene Papier war spröde und zerbröselte schon bei leichter Berührung. Erst später entdeckte sie brauchbare Bögen, die offenbar jüngeren Datums waren.

Es war in der vierten Nacht. Der Automat hatte gerade geweckt, und Helen benötigte noch wenige Augenblicke, um in die Wirklichkeit zu finden, als ein lauter, dumpfer Knall sie geschockt zusammenfahren ließ. Nach der ersten Schrecksekunde sprang sie zur Tür, horchte hinaus. Einen Augenblick war ihr, als höre sie entferntes Poltern, dann umfing sie wieder die bekannte unheimliche Stille ...

Zunächst erfüllte sie das Ereignis mit Furcht, ein wenig Hoffnung auch. Aber dann reimte sie sich zusammen, dass das Entstehen der Trümmer, das Ablösen der Schalen, eine Folge gespeicherter Spannungen im Gebirge sein könnte, die sich mit solchem Knall entladen. Dass sie richtig vermutet hatte, zeigte sich am Morgen: In der Nähe des Füllorts hatte sich aus der Firste eine 30 Zentimeter dicke, mindestens sechs Quadratmeter große Platte gelöst, die nun, da sie auf anderen Trümmern lag, ein weiteres Hindernis bildete. Die Abbruchstelle an der Firste aber zeugte davon - ein breiter Riss klaffte -, dass für jeden, der sich darunter befände, äußerste Gefahr bestand.

Am achten Tag des Weckvorgangs erlosch das Echo aus Kammer 19. Es kamen wieder zwei Ursachen in Betracht: Die Technik oder - der Tod ...

Helen traf das Ereignis hart. Für sie waren die sieben Anzeichen von Leben beinahe wie das Leben selbst. Die Kontrollleuchten, Ziffern, die Skala, die den Lauf des Programms anzeigten, waren bereits so etwas wie ihre Gefährten. Und jetzt, da eines dieser Lebenszeichen ausblieb, wurde Helen sich überdeutlich und schmerzhaft bewusst, wie sehr sie sich nach den Menschen aus den Kammern sehnte, wie sie sich auf ihr Erscheinen freute. Es war, als sei mit dem Erlöschen des Platzes 19 ein Freund gegangen ...

Je näher der Weckzeitpunkt rückte, desto nervöser wurde Helen. Und sie konnte sich zehnmal am Tag sagen, dass das ganz normal sei. Sie fand keine Ruhe, versuchte, sich durch eine verstärkte Kontrolltätigkeit in den Vorratsbereichen abzulenken, rannte aber fast jede halbe Stunde in die Zentrale, um nachzusehen, ob ja alles noch normal verlief.

Am neunten Tag redete sie sich eine dringende Tätigkeit ein, die sie neben der Wache unbedingt ausführen müsse: Ein von der Hauptstrecke abzweigender Querschlag, hinter dem sie einen Abbau vermutete, schien nicht gänzlich durch Geröll versperrt. Das Licht aus der Hauptstrecke aber reichte nicht aus, sich Gewissheit zu verschaffen. Im Materiallager hatte sie einen Bottich mit verharztem Fett vorgefunden. Durch Erhitzen verflüssigt, gab dieses Brennstoff für eine primitive Fackel, die zwar stark qualmte aber immerhin ein Umfeld von sechs bis sieben Metern Durchmesser erhellte.

Aber Neues erfuhr sie nicht in jener Strecke. Überrascht wurde sie jedoch, als sie zurück in die saalartige Diele kam: Der Qualm ihrer Fackel stieg nicht etwa senkrecht empor, er bog vielmehr, bevor er die Firste erreichte, leicht hin zur Kammerstrecke aus und wälzte sich gleichsam, langsam zwar, dorthin.

Behutsam, um nicht selber Turbulenzen zu erzeugen, aber aufs Höchste gespannt, begleitete Helen den ziehenden Rauch, bis er, stets an der Firste kriechend, im die Strecke verschließenden Geröll verschwand.

>Die Grube wird bewettert! Sie muss also Verbindung mit der Außenwelt haben, ohne jeden Zweifel!< Helen hätte es jubelnd hinausschreien mögen. Bislang war ihr der Gedanke, dass eine Anzahl Menschen auch Luft zum Atmen benötigt, nicht gekommen. Freilich, der Rauminhalt ihres unterirdischen Reiches war groß, aber ohne frischen Nachschub war der Sauerstoff endlich.

Doch nicht die Lösung dieses bislang noch gar nicht erkannten Problems versetzte Helen in Euphorie: Wo Luft hindurchkommt, könnte letzten Endes auch ein Mensch ... Der Weg wäre vorgezeichnet.

Helen ging systematisch-gründlich vor, und beinahe hätte sie darüber sogar die nächste Kontrolle vergessen. Sie begab sich mit ihrer Fackel den Weg zurück - dem Luftzug entgegen -, um den Ursprung des Windchens zu entdecken. Er lag überraschenderweise nicht, wie sie vermutet hatte, am Schacht, sondern in jenem Querschlag, dessen Zugang in der Tat nicht bis obenhin verfüllt war. Zwischen Geröllberg und Firste befand sich ein Zwischenraum, der einem Menschen zum Hindurchkriechen genügend Platz bot.

Helen kroch ein Stück hinein, trotz der Gefahr, die von diesem Unterfangen ausging. Immer wieder rutschte sie zurück, weil das lose Gestein unter ihr nachgab. Die Fackel behinderte sie, und stets verschob sich ihr loses Gewand, sodass sie sich die bloße Haut am kantigen Salz wundscheuerte, was äußerst schmerzhaft brannte.

Der Geröllberg fiel auf der anderen Seite in einer flachen Böschung ab. Auf der Sohle - soweit das dürftige Licht reichte - wüster Verbruch. Firste und Stöße erreichte Helens Fackelschein nicht. Ein riesiger Hohlraum, vermutete sie, wohl doch ein Abbau.

Der Rauch aber wurde im engeren Querschnitt nun sehr deutlich in die Strecke zurück geblasen, aus der Helen kam. Sie vermeinte sogar, auf ihren nackten, schwitzigen Armen den Lufthauch zu verspüren.

Helen kroch zurück. >Eine Aufgabe für uns alle<, dachte sie und erinnerte sich ihrer Kontrollpflicht. Sie löschte die Fackel, betupfte ihre Abschürfungen mit Wasser, um das Brennen zu mildern, und eilte in die Zentrale.

*

Als Erstes kam aus Kammer 5 um 03.29 Uhr am 08.04.07 das Signal, das das Erwachen des Schläfers vermeldete.

Helen klopfte das Herz bis zum Hals, als sie sich an die Tür begab, noch einmal kräftig durchatmete und dann in die Speichen des Handrades griff, das beim zweiten Ruck, hinter den Helen ihr gesamtes Körpergewicht setzen musste, knirschend nachgab. Erst nach einem abermaligen, sie beinahe überfordernden Zugriff konnte sie die Tür aufdrücken. Sie vernahm wieder dieses Schmatzen ...

In der Kammer hatte sich das Dämmerlicht bereits eingeschaltet, aber der Phag war noch geschlossen. Im Trog lag eine kräftig gebaute Frau, ihre Brüste stießen auf beiden Seiten am Glasgewölbe an. Die Gurte über ihrem Leib lagen gelöst, und sie war munter. Helen konnte sich des Eindrucks nicht erwehren: sie sah sie fröhlich, erwartungsvoll an.

Helen schaltete die Deckenleuchte ein und öffnete den Phag. Sie konnte sich nicht enthalten, einen Augenblick die Hand der Daliegenden zu ergreifen, und sie sagte gerührt: »Hallo, ich begrüße dich!« Sie spürte einen Kloß im Hals, und sie dachte gleichzeitig an ihr einsames und furchteinflößendes Erwachen vor wenigen Tagen.

Die Frau sagte mit versagender Stimme ebenfalls »Hallo«, räusperte sich und schien sich erheben zu wollen.

Helen drückte sie an den Schultern sacht auf das Lager. »Noch eine Stunde - ich hole dich!« Sie nickte ihr lächelnd zu und trat zurück.

»Es funktioniert also«, murmelte die Frau. »Wie heißt du? Ich bin - aber das weißt du ja - Ann.«

»Helen. Bis dann, Ann!«

Helen lehnte sich außen an die wieder geschlossene Tür. >Ann. Ann ist da - eine Gefährtin<, dachte sie. >Ich bin nicht mehr allein.< Sie glaubte in diesem Augenblick, noch niemals im Leben ein größeres Glücksgefühl empfunden zu haben. Das zweite Leben!

Helen riss sich aus ihren Gedanken. >Die anderen!<

Sie eilte in die Zentrale, aber noch kein weiterer Gefährte hatte sich ins Leben zurückgemeldet.

>Keiner soll warten wie ich!

Ann wird ... Alle werden Hunger haben! Da hätte ich eher dran denken können.<

Helen entfaltete in der nächsten Stunde ein hektisches Treiben. Alle Minuten unterbrach sie die Vorbereitung eines reichlichen, leichten Mahles und kontrollierte die Kammern. Aber erst nach 57 Minuten meldete sich Kammer zwei. Ann wird ein Weilchen warten müssen ...<

Die Tür setzte dem Öffnen ebenfalls heftigen Widerstand entgegen.

Ein junger Mann saß auf dem Rand der Mulde und lächelte die Eintretende an, musterte sie, wie es schien, ein wenig erstaunt von Kopf bis Fuß. »Wie spät ist es, Schwester?«, fragte er, und es sollte wohl forsch und witzig klingen. Allein die Stimmbänder waren wohl noch nicht wieder elastisch genug. Unvermittelt versuchte er aufzustehen, taumelte und wäre hingeschlagen, hätte Helen nicht zugegriffen und ihn wieder in die Horizontale gebracht.

»Konntest es wohl nicht erwarten, hm?«, fragte sie. »Der Notschalter ist für den Notfall!«, tadelte sie scherzhaft. »Ich heiße Helen, du?«

»Na, das habt ihr doch in den Papieren!«

»Sag’s trotzdem.«

»Frank, Frank Loben.«

»So, Frank - ein Stündchen noch ruhen. Dann gibt es etwas zum Essen. Keine Eskapaden, klar?«

»Klar, Schwesterchen ...« Und es schien, als wollten dem Forschen die Augen zufallen.

2. Kapitel

Ann van Leens kam zu sich, als sich langsam das Dämmerlicht ausbreitete. Etwas Unangenehmes hatte ihren Mund getroffen, ein kräftiger Spritzer. Sie leckte über die Lippen, träge gehorchte die Zunge, als sei sie geschwollen. Es schmeckte süßsauer und salzig zugleich.

Ein merkwürdiges Schnorcheln erheischte Anns Aufmerksamkeit. Dann ertastete sie Nässe auf ihrem Körper, ihre rechte Hand, die in der Lendenbeuge geruht hatte, rutschte ab und patschte in Flüssigkeit. Das Geräusch wurde deutlicher, gleichzeitig spürte sie, dass das Gewicht ihrer Brüste scheinbar zunahm, sie sich dichter an die Wand des Behältnisses schmiegten, als entzöge sich ihnen allmählich etwas Stützendes. Dann erfühlten ihre Hände die Flüssigkeit nicht mehr. Mit einem schmatzenden Laut erstarb das Schnorcheln.

Ann nahm das wie unwirklich wahr, wie man seine Umgebung wahrnimmt, morgens, nach dem Wecken zwischen Aufstehen und Wiedereinnicken.

Wie lange sie dieser Zustand umfangen hielt, hätte sie später nicht zu sagen vermocht. Endgültig wurde sie durch ein Geräusch erweckt, das von der Tür her kam: ein lautes Kläcken, begleitet von einer Art Saugen. Dann ging gleißend und blendend ein helles Licht an. Wenig später öffnete sich knarrend der Deckel ihres Behältnisses. Eine dunkle Gestalt beugte sich herunter, befreite sie vom Helm.

Ann sah freudig, erwartungsvoll auf. Aus dem beschatteten Gesicht über ihr sah sie zwei Augen aufmerksam auf sich gerichtet. Sie spürte, wie ihre linke Hand ergriffen und zärtlich gedrückt wurde. Eine Frau mit angenehmer, warmer Stimme sagte: »Hallo, ich begrüße dich!«

Ann antwortete fröhlich - oder wollte fröhlich antworten, doch sie brachte lediglich ein krächzendes »Hallo« heraus. Sie räusperte sich, umfasste gleichzeitig mit beiden Händen den Rand des Trogs, in der Absicht, sich aufzurichten.

Da legte ihr die Besucherin die Hand auf die Schulter, drückte sie sacht zurück und sagte: »Noch eine Stunde - ich hole dich.« Und sie nickte ihr lächelnd zu.

Ann gehorchte willig. »Es funktioniert also«, sagte sie leise. Ein Gefühl der Freude durchströmte sie. »Wie heißt du? Ich bin - aber das weißt du ja - Ann.«

»Helen. Bis dann, Ann!« Und die andere ging rückwärts, den Blick mit glücklichem Gesichtsausdruck auf sie gerichtet, bis sich hinter ihr die Tür schloss.

»Ich bin im zweiten Leben!« Als könne sie es nicht fassen, murmelte Ann diesen Satz. >Ein Neubeginn! Ich, Ann van Leens, fange ein neues Leben an, ein vernünftigeres, schöneres - und unbelastet!< Und es war ihr in diesem Augenblick so, als liege in der Tat bislang Erlebtes weit hinter ihr, als sei es in den letzten Sektor des Erinnerns gedrängt - ein Traum ... Selbst der Gedanke an Hendryk, den Sohn, um den sich in den letzten Jahren ihr Sein gedreht hatte, schmerzte nicht. >Es wird Hendryk gewiss an nichts fehlen ...

Ha, wenn es stimmt, was diese Einschläferer uns weisgemacht haben, bin ich nach wie vor vierzig! Du hämische, nervende Nachbarin Eleonore aber bist fünfundfünfzig. Vielleicht gehst du gar am Stock. Na, und Erik? Wird er nun mit zweiundsechzig mit seiner Lisa auch noch so geschmacklos turteln? Auch sie hat mich überholt, die Schöne. Jetzt bin ich die Jüngere, ha, vielleicht auch die Attraktivere. Oder ist sie ebenfalls längst abgelöst - nicht nur als Praxishelferin?

Vorbei! Hendryk braucht mich nicht mehr, er wird seinen Weg gehen.

Am besten, ich ziehe weg aus diesem verstaubten Düffel, irgendwohin, wo mich keiner kennt - das Vernünftigste für einen Neuanfang ...

Aber dann merkt ja keiner, wie jung ich geblieben bin! Oh, ich werde mich zeigen, sie besuchen, die Scheinheiligen. Fast all diese sogenannten Freunde haben zu Erik gehalten, ihn bestärkt. Wahrscheinlich versprachen sie sich davon einen Vorteil für ihre ruinierten Zähne: >Kannst du dich nicht arrangieren, Ann - schau, ein angesehener, begnadeter Zahnarzt. Sogar die Bürgermeisters sind seine Patienten. Mach keinen Skandal! Vom Sohn könnt ihr doch beide etwas haben ...< Nein, danke! Ich habe genug von dem Gesocks. Es lebe die Zweitlebensvereinigung!<

Ann van Leens hob den Kopf, sah sich um, und ihr war, als sei die triste Kammer mit all der Technik das Entree ins neue Leben.