Iny Lorentz

Der Ersatzbräutigam

Kurzgeschichte

Knaur e-books

Über Iny Lorentz

Hinter dem Namen Iny Lorentz verbirgt sich ein Münchner Autorenpaar, dessen erster historischer Roman »Die Kastratin« die Leser auf Anhieb begeisterte. Mit »Die Wanderhure« gelang ihnen der Durchbruch; der Roman erreichte ein Millionenpublikum. Seither folgt Bestseller auf Bestseller. Die Romane von Iny Lorentz wurden in zahlreiche Länder verkauft. Die Verfilmungen ihrer »Wanderhuren«-Romane, der »Pilgerin« und zuletzt »Das goldene Ufer« haben Millionen Fernsehzuschauer begeistert. Im Frühjahr 2014 bekam Iny Lorentz für ihre besonderen Verdienste im Bereich des historischen Romans den »Ehrenhomerpreis« verliehen. Die Bühnenfassung der »Wanderhure« in Bad Hersfeld hat im Sommer 2014 Tausende von Besuchern begeistert und war ein Riesenerfolg.

Besuchen Sie auch die Homepage der Autoren: www.inys-und-elmars-romane.de

Impressum

© 2016 der eBook-Ausgabe Knaur eBook.

Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit

Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung: © FinePic®, München

ISBN 978-3-426-44399-6

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Die linke Augenbraue des jungen Herrn hob sich kurz, dann nickte er lächelnd. »Wenn Er nur noch eine Kammer frei hat, so werde ich diese selbstverständlich mit meinem Sekretär teilen.«

Sein Begleiter wäre am liebsten im Boden versunken, denn bei dem angeblichen Herrn von Stand, der mit seinem aprikosenfarbenen Rock, den beigen Reithosen und den schwarzen Stulpenstiefeln durchaus Eindruck auf den Wirt gemacht hatte, handelte es sich nicht um einen Mann, sondern um eine Dame von edelstem blauen Blut. Wolfgang Kendler war auch nicht ihr Sekretär, sondern ein Hofbeamter, der seinen Rang der Tatsache verdankte, der Milchbruder der Dame gewesen zu sein.

Wenn bekannt wurde, dass sie zusammen in einem Raum genächtigt hatten, war der Ruf der jungen Dame ruiniert, und er selbst würde für den Rest seines Lebens im tiefsten Kerker von Ehrenswalde verschwinden. Kendler schalt sich in Gedanken einen Narren, weil er sich zu dieser kopflosen Flucht hatte überreden lassen. Auch wenn sie die Grenzen der Reichsgrafschaft bereits überschritten hatten, glaubte er nicht, dass die Gräfin sich auf diese Weise der geplanten Verlobung würde entziehen können.

Zwar hielt er selbst ebenfalls nichts von der Verbindung der Gräfin mit einem Herrn, dessen Mutter eine schlichte polnische Dienstmagd gewesen war. Doch der Erzeuger des Bewerbers war Friedrich August, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, der seinen Beinamen August der Starke nicht zuletzt seiner virulenten Männlichkeit verdankte. Als natürlicher Vater hatte er seinen Sprössling anerkannt und ihm den Titel eines Fürsten verliehen, so dass dieser nun als Edelmann sehr hohen Ranges galt.

Juliane Ludowika, Reichsgräfin der souveränen Herrschaft Ehrenswalde, hatte sich jedoch strikt geweigert, eine Ehe mit dem Fürsten Cernocki in Erwägung zu ziehen. Die Mutter der jungen Gräfin und ihr Hofmarschall Baron Ulrich von der Goltz, dessen Familienname von der jungen Dame kurzerhand okkupiert worden war, hatten ihren Widerstand jedoch nicht ernst genommen und den Bewerber nach Ehrenswalde eingeladen, damit der Fürst sich ihr erklären konnte.

Während Kendlers Stimmung sich zusehends verdüsterte, fühlte Juliane Ludowika sich wie aus einem Alptraum befreit. Hier auf fremdem Boden bestand wohl kaum noch die Gefahr, von den Häschern des schier allmächtigen Hofmarschalls eingeholt und zurückgebracht zu werden. Sie nickte dem Wirt, dessen rote Weste sich über einen stattlichen Bauch spannte und dem vor Aufregung das Käppchen bis auf die Stirn gerutscht war, noch einmal begütigend zu.

»Lasse Er unsere Pferde versorgen und Wasser auf unsere Kammer bringen, damit wir uns vom Staub der Reise reinigen können.«