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Daniel Stökl Ben Ezra

Qumran

Die Texte vom Toten Meer und das antike Judentum

Mohr Siebeck GmbH & Co. KG

Inhaltsverzeichnis

Copyright / Impressum

UTB Band 4681

ISBN print 978-3-8252-4681-5

e-ISBN EPUB 978-3-8463-4681-5

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

© 2016 Mohr Siebeck Tübingen.

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e-ISBN EPUB978-3-8463-4681-5

|V|Meinen Jerusalemer Lehrern

|VII|Vorwort

Dieses Lehrbuch ist Ausdruck meiner Überzeugung, dass sich die Welt des frühen Judentums – und darunter fällt auch das Urchristentum – nur im parallelen Studium aller antiken jüdischen Quellen, schriftlichen wie archäologischen, begreifbar machen lässt. Auch sind alle Methodologien, Philologie, Geschichte, Archäologie, Religions- und Sozialwissenschaften und nun auch die Informatik, wo sie vergangene Welten mit Licht erhellen können, zu verwenden.

Ich danke meinen Schülern in Paris und in Bern, die mit mir einige der hier enthaltenen Materialien erprobt haben. Sehr herzlich möchte ich Jonathan Ben-Dov, Katell Berthelot, René Bloch, Yehuda Cohn, Lutz Doering, Gilles Dorival, Jörg Frey, Florentino García-Martínez, Charlotte Hempel, Jodi Magness, Dennis Mezzi, Konrad Schmid, Günter Stemberger, Herzeleide Stökl, Jonathan Stökl, Eva Tyrell und Eibert Tigchelaar sowie dem Lektor meinen Dank aussprechen, die sich mit zahlreichen Korrekturen und Hinweisen viel Mühe gegeben haben, das Buch oder das ihm zugrundeliegende Projekt vor einigen Fallen zu bewahren. Verbliebene Fehler möge der Leser mir zur Last legen.

|XIII|Transkriptionsregeln

Entsprechend den Regeln der Lehrbuchreihe wird ein der deutschen Sprache angemessenes stark vereinfachtes Transkriptionssystem angewandt, das Konsonanten im Allgemeinen mit den folgenden Äquivalenten wiedergibt und Vokale nach der vereinfachten modernen hebräischen Aussprache ergänzt. Personennamen sind allgemein nach der griechischen Weise transkribiert (Demetrios statt Demetrius).

alef

’ / ø (am Wortanfang und -ende)

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|1|Teil 1: Historische und philologische Einleitung

|3|1 Die Bedeutung der Qumranrollen und ihre Entdeckungs- und Forschungsgeschichte

Allegro, John, Die Botschaft vom Toten Meer, Frankfurt 1957.

Burrows, Millar, Die Schriftrollen vom Toten Meer, München 1957;

Burrows, Millar, Mehr Klarheit über die Schriftrollen, München 1959.

Cross, Frank, Die antike Bibliothek von Qumran und die moderne biblische Wissenschaft, Neukirchen-Vluyn 1967.

Dimant, Devorah/Kottsieper, Ingo (Hgg.), The Dead Sea Scrolls in Scholarly Perspective. A History of Research, Tübingen 2012.

Fields, Weston, The Dead Sea Scrolls. A Full History. Vol. 1, Leiden 2009.

Golb, Norman, „Who Were the Maġārīya?“, Journal of the American Oriental Society 80 (1960) 347359.

Israeli, Raphael, Piracy in Qumran. The Battle over the Scrolls of the Pre-Christ Era, New Brunswick 2008.

Maier, Johann/Schubert, Kurt, Qumran-Essener. Texte der Schriftrollen und Lebensbild der Gemeinde, München 1991.

Milik, Józef, Ten Years of Discovery in the Wilderness of Judaea, London 1959.

Reiner, Fred, „C.D. Ginsburg and the Shapira Affair. A Nineteenth-Century Dead Sea Scrolls Controversy“, The British Library Journal 21 (1995) 109127.

Rengstorff, Karl-Heinrich, Hirbet Qumran und die Bibliothek vom Toten Meer, Leiden 1960.

Schiffman, Lawrence, Reclaiming the Dead Sea Scrolls, New York 1994.

Segal, Moshe, A Grammar of Mishnaic Hebrew, Oxford 1927.

Stec, David, The Genizah Psalms. A Study of MS 798 of the Antonin Collection, Leiden 2013

Stegemann, Hartmut, Die Essener, Qumran, Johannes der Täufer und Jesus, Freiburg 1993, 102007.

Tov, Emanuel, The Discoveries in the Judaean Desert Series: History and System of Presentation. In: ders. (Hg.), The texts from the Judaean desert: Indices and an introduction to the ‚Discoveries in the Judaean desert‘ series, (DJD 39) Oxford 2002, 125.

Trever, John, Das Abenteuer von Qumran, Kassel 1967.

Vermes, Géza, The story of the scrolls, London 2010.


1.1 Die Bedeutung der Funde von Qumran

Qumran – wenige Worte haben im letzten Jahrhundert eine größere, fast magische Anziehungskraft auf Erforscher des Judentums und Christentums, Scharlatane und Sensationslustige, Journalisten und Kriminalautoren, Fachleute und Laien ausgeübt als der Name |4|des Fundortes der Qumran-Rollen am Toten Meer. Filmreif ist nicht nur die Entdeckungsgeschichte durch Beduinen, der erste Ankauf am Vorabend des UNO-Votums zum Teilungsplan des britischen Mandatsgebiets Palästina, sondern auch die Beteiligung des israelischen Geheimdiensts an späteren „Erwerbungen“, der dreißigjährige Krieg um ihre Publikation, Verdächtigungen, der Vatikan verhindere die Veröffentlichung wichtiger Schriften, antisemitische Ausfälle zentraler Beteiligter, „Pirateneditionen“ durch Reverse Engineering junger Computerfreaks, Gerichtsprozesse um Diebstahl geistigen Eigentums und Annahme falscher Identitäten, um andersdenkende Forscher zu diffamieren. Manchen Forschern fiel es nicht leicht, in derartig ungewöhnlichen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Doch ganz objektiv haben nur wenige archäologische Funde eine ähnliche Neuinterpretation bekannter Daten in gut erforschten Forschungsgebieten ausgelöst. Die Fakten sprechen für sich:

Die Fragmente von mehr als 1000 Schriftrollen stellen die größte Sammlung antiker religiöser Schriftengrößte Sammlung antiker religiöser Schriften dar. Die frühesten datieren aus dem dritten Jahrhundert v. Chr., die jüngsten aus dem ersten Jahrhundert n. Chr., einer Schlüsselperiode für die Geburt zweier noch heute lebendiger Religionen: rabbinisches Judentum und Christentum. Vor 1946 gab es eine große Lücke zwischen der vermuteten Redaktionszeit der jüngsten Bücher der Hebräischen Bibel in der hellenistischen Zeit (zweites Jahrhundert v. Chr.) und den ältesten erhaltenen hebräischen Handschriften vom Ende des ersten Jahrtausends n. Chr. Dazwischen liegen zwar die Redaktionszeiten der klassischen rabbinischen Texte, Mischna, Talmud, Midrasch. Doch auch sie waren bis ins frühe Mittelalter nur mündlich überliefert. So bleibt, selbst wenn man die Redaktionszeit des frühesten dieser Texte, der Mischna, im dritten Jahrhundert als Maßstab nimmt, immer noch eine Kluft zwischen dem zweiten Jahrhundert vor und dem dritten Jahrhundert nach Christus.

Mit der Entdeckung gibt es plötzlich Reste hunderter hebräischer und aramäischer Bücher aus eben dieser unbekannten Zwischenzeit. Die entdeckten Handschriften von Büchern der Hebräischen Bibel, ungefähr ein Viertel aller um Qumran gefundenen Rollen, sind immerhin etwa 1000 Jahre älter als die bis dato älteste vollständige Bibelhandschrift. Sie geben völlig neue Einsichten in die Textgeschichte. Zum Beispiel liefern sie für die antike griechische Übersetzung der Bibel (die sogenannte Septuaginta) Belege, dass es den dahinter liegenden hebräischen Text wirklich einmal gegeben hat. Ja, für manche Bücher geben sie sogar Einblick in den Vorgang der Fortschreibung. Nicht nur das! Differenzen in der Orthographie relativieren die traditionelle Tiberiensische Vokalisierung. |5|Die Kanongeschichte kann völlig neu aufgerollt werden. Ohne Zweifel haben die Rollen und Fragmente unser Verständnis der Überlieferung und Überarbeitung der Bücher der Hebräischen Bibel und ihrer Übersetzungen grundlegend geändert.

Die Rollen von Qumran verschaffen uns die Möglichkeit, das Judentum des Zweiten Tempels Direktzugangdirekt zu studieren. Bis 1946 war dies nur indirekt möglich. Man vergisst oft, dass wir bis auf ein paar Papyrusfragmente alle anderen Texte, Flavius Josephus, Philon, Pseudepigraphen und Apokryphen nur dank christlicher Schreiber aus der Antike und dem Mittelalter haben. Auf jüdischer Seite ist neben der Hebräischen Bibel nur die rabbinische Literatur überliefert worden, die zu einem neuen Kanon des nun erst entstandenen rabbinischen Judentums geworden ist. Alles, was nicht in die christliche oder die rabbinische Sichtweise passte, wurde nicht weiter abgeschrieben. Auf christlicher Seite hieß das oft, dass nur Schriftstücke, die in der Perspektive der kopierenden Mönche einen Beitrag zum Verständnis des Neuen Testamentes leisteten, der Mühe des Abschreibens wert waren. Dazu gehörten neben der Septuaginta und den anderen Übersetzungen der Hebräischen Bibel in erster Linie Josephus (eine der ganz wenigen antiken Quellen, die Jesus, Jakobus und Johannes den Täufer erwähnen); Philon von Alexandrien (der manchen als zum Christentum konvertierter jüdischer Philosoph galt); Schriften wie 1. Henoch, die im Neuen Testament zitiert werden, oder 4. Esra und die Psalmen Salomos, die über die Ankunft des Messias sprechen. Und wo diese Zeugnisse christologisch nicht deutlich genug waren, wurden sie im Laufe der Zeit von den christlichen Kopisten „verbessert“ oder überhaupt erst in die Quellen hineingeschrieben (z.B. in den Testamenten der Zwölf Patriarchen).

Die Rabbinen verzichteten ganz auf die eigenständige Überlieferung nachbiblischer vorrabbinischer Texte und integrierten allenfalls gewisse Traditionen in ihre neuen Kompositionen. Die von rabbinischen und christlichen Schreibern überlieferten Texte und Traditionen schränken also unsere Wahrnehmung des antiken Judentums auf diejenigen Texte und Traditionen ein, die späteren orthodoxen Kreisen genehm waren.

Qumran ermöglicht den direkten Einblick in gewisse Teile des Judentums des Zweiten Tempels ohne die Selektionsgeschichte der christlichen und jüdischen Tradition. Bis 1946 nur äthiopisch, griechisch, lateinisch oder syrisch überlieferte Schriften wie 1. Henoch, das Jubiläenbuch, Tobit oder Sirach wurden in ihrem hebräischen oder aramäischen Original zugänglich. Für eine Anzahl zentraler Genres jüdischer Literaturgeschichte geben die Qumranrollen das älteste Zeugnis ab: für die ersten exegetischen Werke, die den zitierten |6|Text explizit von seiner Auslegung trennen; bestimmten Themen gewidmete halakhische Traktate; liturgische Gebetsbücher; magische Schriften, mystische Vorstellungen, vorher für unmöglich gehaltene Verbindungen von Weisheit und Apokalyptik. Erst in den letzten Jahren sind die Qumranrollen als Zeugnisse für das antike Judentum, nicht nur einer exklusiven jüdischen Sekte, dem Jachad, wirklich ernst genommen worden.

Auch wenn wir die Standardthese vertreten, die die Besitzer der Bibliothek mit den Essenern identifiziert, werden wir in diesem Lehrbuch für die Gruppe hinter diesen Schriftrollen ihre Selbstbezeichnung verwenden, also „JachadJachad“ (und „jachadisch“), um nicht durch die Verwendung von „Essenern“, „Sekte“ oder „Qumrangruppe“ soziologische oder geographische Vorentscheidungen für die Interpretation treffen zu müssen. Auch in englischen Publikationen sind viele dazu übergegangen, neutral von „Yahad“ (und „Yahadic“) zu sprechen.

Die neu entdeckten halakhischen Handschriften gestatten Einsicht in die unterschiedlichen Lehrmeinungen, die in den jüdischen Strömungen zum Ende der Zeit des Zweiten Tempels eine Rolle spielten. Juristische Fachtermini, literarische Genres, Ableitungen aus biblischen Texten stimulieren die Diskussion zu den Entstehungsumständen auch des rabbinischen Judentums.

Und doch wäre all dies vermutlich nur für einen begrenzten Kreis von Spezialisten und Freunden des antiken Judentums von herausragender Bedeutung gewesen, gäbe es da nicht noch die zeitliche, geographische und oftmals inhaltliche Nähe zu Jesus, Johannes dem Täufer und Paulus, zum Urchristentum und seinen Schriften. Bis 1946 musste man zum Studium des Neuen Testamentes vor allem gute Griechischkenntnisse vorweisen. Jesus sprach zwar Aramäisch. Doch dafür gab es keine zeitgenössische Literatur. Hebräisch selbst aber galt meist als tote Sprache, auch wenn Segal angefangen hatte zu beweisen, dass dem nicht so war. Vergleichsliteratur zum Neuen Testament waren die Schriften des hellenistischen Judentums, Kirchenväter und klassische Autoren. Dazu kamen auch die Schriften der Hebräischen Bibel, des Alten Testamentes, relevant allerdings nicht in ihrer hebräischen Fassung, sondern in griechischer Übersetzung, in der Form der Septuaginta. Das Studium der restlichen hebräischen Literatur – Mischna, Talmud, Midraschim – diente in den allermeisten Fällen dazu, die große Differenz des Christentums zum rabbinischen Judentum herauszustreichen. Von jüdischer Seite konnte das Christentum als marginale Interpretation hellenisierter Strömungen des Judentums des Zweiten Tempels abgetan werden.

|7|Mit der Entdeckung der Qumranrollen gab es plötzlich ein großes Korpus hebräischer Literatur aus den hellenistischen und römischen Epochen mit Bezügen auf exegetische und halakhische Traditionen der rabbinischen Literatur, aber ebenso oft auch mit Kontrasten. Ohne Übertreibung kann man feststellen, dass vor allem auch aufgrund der aus den Qumranrollen gewonnenen Erkenntnisse das Urchristentum in seinen unterschiedlichen Strömungen heute viel stärker im Judentum des Zweiten Tempels verwurzelt gesehen wird, genauer als eine weitere Strömung innerhalb des mannigfaltigen antiken Judentums Judäas/Palästinas.

Vieles von dem, was vorher als christliches Proprium gegolten hatte, war nun erstmals in antiken jüdischen Texten attestiert, noch dazu auf Hebräisch. Besonders große Aufmerksamkeit galt der Messianologie. Eine eschatologische Heilsfigur als Sohn Gottes? Ein leidender Messias? Die Deutung bestimmter prophetischer Texte auf den Messias? Prophetisch inspirierte Schriftauslegung? Seligpreisungen? Ein Kultmahl mit Brot und Wein? Ausdrücke wie „Werke des Gesetzes“? Nicht alles ist stichhaltig, aber die Präsenz all dieser Punkte in den Qumranrollen muss zumindest diskutiert werden.

Und für die Historiker kommt noch dazu, dass – im Gegensatz zum Urchristentum – die Schriftrollen mit archäologischem KontextSchriftrollen einen archäologischen Kontext haben. Wenn man die Siedlung als Wohnsitz der Eigentümer der Rollen identifiziert, wie es die Mehrheit weiterhin tut, können Rolle und Siedlung, Text und Kontext, Anspruch und Wirklichkeit, Ideal und Realität, Reinheitsliturgie und Mikve, Gleichheitsideal und Friedhof miteinander in Beziehung gesetzt werden. Bis vor wenigen Jahren war dieser Punkt vielleicht der umstrittenste, doch haben die Erkenntnisse der modernen Physik und Chemie hier neue Sicherheiten gewonnen. Wie würden sich Historiker des frühen Christentums oder der tannaitischen rabbinischen Literatur über ähnliche Entdeckungen freuen! Bis zu den ersten archäologisch verifizierten christlichen Bauwerken in Dura Europos und Megiddo müssen wir bis ins dritte Jahrhundert warten – ohne darin bislang die Literatur ihrer Bewohner in ähnlicher Masse gefunden zu haben. Die christlichen Papyri stammen fast ausschließlich von antiken Müllhalden in Ägypten, nur selten aus Bauten mit archäologischem Kontext. Die schiere Masse der Qumranrollen stellt alles andere in den Schatten. Alle christlichen griechischen Papyri bis zum fünften Jahrhundert zusammengenommen entsprechen etwa der Hälfte der Zahl der Qumranrollen.

Auch auf sprachwissenschaftlichem Gebiet haben die Qumranrollen unsere Kenntnis der hebräischen Sprache revolutioniert. Das in den Qumranrollen bezeugte Hebräisch schließt eine große Lücke |8|zwischen den jüngeren Werken der Hebräischen Bibel und den ältesten Straten der rabbinischen Literatur. Dies gilt – vor allem auch aufgrund der Bar Kosba Texte von anderen Fundorten um das Tote Meer – auch für das Aramäische.

Schließlich profitiert auch die antike Buchkunde, Kodikologie (Lehre über den Aufbau von Büchern) und Paläographie (Erforschung der Geschichte der Schrift). Für das Studium einer Religion, die genau in dieser Periode begann, das Buch mehr und mehr ins Zentrum ihres Kultes zu stellen, ist das Wissen über die physische Beschaffenheit von Büchern absolut fundamental. Gab es neben Rollen noch andere Buchformen? Gab es schon Rollen, die die ganze Tora einschlossen? Inwiefern bestimmten Inhalt oder Zweck das Layout einer Rolle? Gab es private Abschriften heiliger Texte? Wie unterscheiden sie sich von liturgischen Rollen? Welche Zusatzzeichen erfanden die Schreiber, um Lesen und Vorlesen zu unterstützen (Aufteilung in Paragraphen, Titel)? Wie wurden Korrekturen angezeigt?

1.2 Die Entdeckung 1946/1947

Die Entdeckungsgeschichte ist legendär. Letzte Wahrheiten sind schwierig zu erreichen. Wir schreiben das Jahr 1946 oder 1947. Der Zweite Weltkrieg ist beendet. Großbritannien bereitet sich darauf vor, das seit der Eroberung 1917 unter sein Mandat gestellte Palästina zu verlassen. Seit 1936 brechen immer wieder Unruhen zwischen Arabern und Juden aus. Beide wissen, es werde eine größere Auseinandersetzung geben, sollte es zur Gründung eines jüdischen Staates kommen. Praktisch ist es ein Bürgerkrieg auf kleiner Flamme.

Ende 1946 oder Anfang 1947 sucht Mohammad edh-Dhib („der Wolf“) vom Beduinenstamm Ta‘amireTa‘amire in den Berghängen auf der Nordostseite des Toten Meeres unweit von Jericho nach einer verirrten Ziege, vielleicht auch nach einem geeigneten Versteck, denn Waffenschmuggel ist eine gute Verdienstquelle für die Bewohner der Wüste. Wir werden es nie genau wissen. Edh-Dhib gibt an, sich in den Schatten eines Felsen gesetzt und spielerisch Steine in eine nahegelegene Öffnung geworfen zu haben. Als er Geschirr zerspringen hört, flieht er zunächst zu seinem Stamm, um am nächsten Tag mit seinem Cousin zurückzukommen. Durch die kleine Öffnung dringen sie in die Höhle ein und finden inmitten unzähliger Scherben acht intakte Krüge, die sich bis auf einen als leer entpuppen. Dieser Krug enthält kein Gold, sondern nur drei in Tuch eingewickelte Rollen in einer ihnen unbekannten Schrift. |9|Obgleich sie enttäuscht sind, keinen Schatz vorgefunden zu haben, kehren sie noch einmal in die Höhle zurück und entnehmen ihr noch vier weitere Rollen.

Sie versuchen, ihre Funde bei Antiquitätenhändlern in der nächstgelegenen Stadt, Bethlehem, zu Geld zu machen. Ein Händler namens Faida Salahi (George Isaiah) erwirbt drei Rollen. Ein anderer, Khalil Iskandar Schahin (19101993), genannt KandoKando, erwirbt vier andere. Kando hält die Schrift für Syrisch und bringt sie ins St. Markus Kloster in Jerusalem. Der frisch ernannte syrische Metropolit Mar Athanasius Jeschua SamuelMar Athanasius Jeschua Samuel (19091995) kauft ihm diese vier Rollen ab und zeigt sie in den Sommermonaten verschiedenen Gelehrten und Mittelsmännern an der École Biblique et Archéologique und der jüdischen Nationalbibliothek im in Zonen aufgeteilten Jerusalem. Kein Fachmann hält sie für antik.

Der Archäologe und Epigraphiker der Hebräischen Universität, Eliezer SukenikEliezer Sukenik (18891953), wäre ohne Zweifel der beste Ansprechpartner, doch weilt er im Freisemester im Ausland. Am 24. November 1947 kontaktiert ein armenischer Mittelsmann Salahis den jüdischen Professor und zeigt ihm am Jaffator durch einen Stacheldrahtzaun ein Fragment. Sukenik stellt aufgrund seiner vorherigen Arbeiten zu antiken Inschriften sogleich Ähnlichkeiten der Schrift fest, bemerkt auch orthographische Besonderheiten und vermutet, die Rollen könnten tatsächlich antik sein. Doch ist bislang kein einziger antiker hebräischer Text auf Pergament bekannt. Sicher ist sich seit dem Skandal um die Shapira-Fragmente Ende des 19. Jahrhunderts so schnell niemand mehr.

Die sogenannten Shapira-FragmenteShapira-Fragmente waren fünfzehn Lederfragmente in paläohebräischer Schrift mit einem Text ähnlich dem des Deuteronomiums. Ein Antiquitätenhändler namens Moses Shapira hatte sie 1878 von Beduinen erworben. Diese gaben an, die in Leinen gewickelten Texte um 1865 in einer Höhle im Wadi Mujib auf der jordanischen Seite des Toten Meeres gefunden zu haben. Nach anfänglich großem Aufsehen scheiterte er 1883 mit Verkaufsverhandlungen an Museen in Berlin und London und wurde sogar der Fälschung bezichtigt. In der Folge nimmt sich Shapira das Leben. Form, Inhalt und Entdeckungsumstände der Qumranrollen widerlegen einen Teil der vormals gegen die Authentizität der Fragmente angeführten Argumente. Dass sie seit 1888 vermisst sind, macht neuen Untersuchungen allerdings einen Strich durch die Rechnung.

Nur fünf Tage später ist die Abstimmung in der Vollversammlung der frisch gegründeten Vereinten Nationen über die Teilung Palästinas in einen arabischen und einen jüdischen Staat. An eben diesem Tag wagt es Sukenik (dessen einer Sohn, Matti, im Krieg fällt, während der andere, Yigael Yadin, wenig später Oberbefehlshaber |10|der israelischen Streitkräfte sein wird) in einem arabischen Bus nach Bethlehem zu fahren. Er kauft Salahi zwei seiner drei Rollen ab. Es handelt sich um die Kriegsregel (1QMilhama) und die Hymnenrolle (1QHodayota). Mit der Abstimmung in den Abendstunden bricht der Bürgerkrieg offen aus. Trotzdem schafft es Sukenik Ende Dezember 1947, auch die zwei Krüge und die dritte und letzte Rolle im Besitz Salahis, die „kleine“ Jesajarolle (1QIsaiahb), noch zu erwerben.

Als Sukenik erfährt, dass die Rollen aus einer Höhle im Nordosten des Toten Meeres stammen, kommt ihm ein heute berühmter Passus aus Plinius dem Älteren in den Sinn, der die Essener hier verortet (s.u. S. 78). Sukenik kennt auch den von Jeremia erwähnten Usus, Texte in Tongefäßen vor Ratten und Würmern zu schützen: „So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Nimm diese Urkunden, die versiegelte Kaufurkunde und auch die offene, und leg sie in ein Tongefäß, damit sie lange Zeit erhalten bleiben.“ (Jer. 32,14). Der Talmud erwähnt das Begräbnis einer unbrauchbar gewordenen Torarolle in einem Krug (bMeg 26b). Sukenik schließt daraus: die Schriftrollen kommen aus einer essenischen Geniza.

Das Wort GenizaGeniza wird von der Wurzel g-n-z („verbergen“) abgeleitet und bezeichnet allgemein einen Ort, an dem Schriften gesammelt werden, die den Gottesnamen enthalten (oder enthalten könnten) und nach der jüdischen Tradition deshalb nicht einfach weggeworfen werden dürfen. Normalerweise werden die in einer Geniza angesammelten Schriften nach einiger Zeit auf einem Friedhof beerdigt. Seit wann diese Institution besteht, ist unklar. Die ältesten schriftlichen Erwähnungen sind talmudisch (bShab 115a). In der mittelalterlichen Kairoer Geniza wurden Dokumente gefunden, die sonst nur in Qumran belegt sind (s.u. S. 14).

In den ersten beiden Monaten des Jahres 1948 verhandelt Sukenik erfolglos auch mit Mar Samuel, dessen vier Rollen er ebenfalls erwerben möchte. Die Amerikaner sind schneller. Am 19. Februar 1948, etwa ein Jahr nach ihrer Entdeckung, werden Samuels Rollen zur American School of Oriental Research gebracht, dem heutigen Albright-Institut nördlich der Altstadt. Ein Postdoktorand, John TreverJohn Trever (19162006), vertritt dort den gerade auf Forschungsreise im Irak weilenden Direktor, Millar Burrows. Er erkennt, dass die große Rolle eine Jesajahandschrift ist. Außerdem hat er eine Sammlung mit Dias zur Geschichte des Bibeltextes bei sich, unter denen auch ein Foto des Nash-Papyrus ist, so dass auch er das mögliche hohe Alter der Qumranrollen erkennt.

|11|Der Nash-PapyrusNash-Papyrus, heute in Cambridge, wurde Ende des 19. Jahrhunderts von W. Nash in Ägypten erworben. Dieses (fragmentarische) Einzelblatt enthält den Dekalog gefolgt vom Schma. Es handelt sich um die einzige andere damals bekannte vorchristliche hebräische Handschrift. Vielleicht war sie ein liturgischer Merkzettel oder aber ein Amulett. 1903 von Stanley Cook veröffentlicht, wurde sie von ihm zunächst auf das zweite Jahrhundert n. Chr. datiert. 35 Jahre später konnte William Albright bereits mehr aramäisches und nabatäisches Vergleichsmaterial für seine minuziöse paläographische Studie verwenden und die Schrift in das zweite vorchristliche Jahrhundert datieren. Ein Foto ist auf der Webseite http://cudl.lib.cam.ac.uk/view/MS-OR-00233/1 einsehbar.

Ein glücklicher Zufall will, dass Trever ein talentierter Fotograf ist und die Erlaubnis aushandeln kann, die Rollen zu fotografieren. Bis heute gehören seine Fotos zu den wichtigsten Urkunden, denn im Laufe der Geschichte haben auch diese „großen“ Rollen immer wieder unter abbrechenden Fragmenten gelitten. Trevers Fotos werden zum führenden amerikanischen Experten William Albright geschickt, der das hohe Alter der Schrift bekräftigt. Am 12. April 194812. April 1948 informiert Burrows die Weltöffentlichkeit mit einer PressemitteilungPressemitteilung zum ersten Mal über die Entdeckung der ältesten biblischen Handschrift aus dem ersten Jahrhundert v. Chr., der „großen“ Jesajarolle (1QIsaiaha = 1QIsaa), eines Habakukkommentars (1QPesher Habakuk = 1QpHab), des „Manual of Discipline“ einer unbekannten Sekte, „möglicherweise der Essener“ (Gemeinschaftsregel = 1QSerekh Hayahad = 1QS) und einer vierten nicht identifizierten Rolle (des späteren Genesisapokryphons), „entdeckt im Kloster St. Markus“. Kurz darauf publiziert auch Sukenik eine Pressemitteilung über die Rollen im Besitz der Hebräischen Universität.

Am 14. Mai 1948 ruft David Ben Gurion die Gründung des Staates IsraelsGründung des Staates Israels aus. Die arabischen Nachbarstaaten reagieren mit offenem KriegKrieg, und es wird nach einer ohnehin schon unsicheren Zeit nun völlig unmöglich, offizielle archäologische Expeditionen durchzuführen. Dennoch wagen es einige der involvierten Mittelsmänner, illegale Erkundigungen in der Höhle fortzusetzen und weitere Fragmente zusammenzutragen. Während der Belagerung Jerusalems bringt Sukenik das Kunststück zustande, die erste wissenschaftliche Studie über die Rollen zu veröffentlichen.

Die kulturpolitische Bedeutung der KoinzidenzBedeutung der Koinzidenz der Entdeckung der letzten Überreste einer jüdischen Bibliothek mit hebräischen Texten aus der Zeit des Zweiten Tempels inmitten der Geburtswehen des neuen Staates Israel ist kaum zu überschätzen. Sie kommt einem Telefonanruf aus der Vergangenheit nahe. In einem Staat |12|mit neugegründeten Städten wie Tel Aviv ohne antike Gebäude, mit einer sehr jungen Bevölkerung und wenig alten Leuten, gab es plötzlich Texte aus der Zeit des letzten jüdischen Staates 2000 Jah re zuvor, von denen viele ohne größere Schwierigkeiten von Schulkindern entziffert werden konnten! Nicht von ungefähr sollte der junge Staat später viele Kräfte daran setzen, die Rollen in Jerusalem zusammenzutragen und auszustellen. Sie waren immer auch ein politisch unschätzbares Zeugnis der jüdischen Alteingesessenheit im Heiligen Land, eine Verbindung des wiedergeborenen Staates zu den letzten jüdischen Regenten im Lande.

1.3 Schriftrollenfunde am Toten Meer vor 1947

Die Entdeckungen von 1946 oder 1947 waren keinesfalls die ersten Handschriftenfunde vom Toten Meer. Der Kirchenvater Eusebios von Cäsarea in Palästina (ca. 260340) gibt einen Bericht des OrigenesOrigenes (ca. 184254) wieder:

In den Hexapla setzte er (Origenes) bei den Psalmen neben die bekannten vier Ausgaben nicht nur eine fünfte, sondern auch eine sechste und siebte Übersetzung und bemerkt, daß eine derselben zu Jericho in einem Krug (en pithō) zur Zeit des Antoninus (188217), des Sohnes des Severus, aufgefunden worden sei. (Eusebios, Kirchengeschichte, VI 16, modifizierte Übers. von Kraft 1967, zur Hexapla, s.u. S. 195)

Der aus Palästina stammende Epiphanios von SalamisEpiphanios von Salamis (310403) berichtet vielleicht vom selben Vorfall und einem anderen, wenn er schreibt:

Und in der Zeit des Severus wurde eine fünfte Übersetzung in einem Krug versteckt in Jericho gefunden, und in den Zeiten des Antoninus eine sechste Übersetzung in Emmaus, ebenfalls in einem Krug versteckt. (Nach M. Stone und R. Ervine, The Armenian Texts of Epiphanius of Salamis De Mensuris et Ponderibus 1718 (CSCO 583, tomus 105, Leuven, 2000, 87).

Von anderen Handschriftenfunden am Toten Meer berichtet um 800 n. Chr. Timotheos I. von Seleukia KtesiphonTimotheos I. (727/729823), Patriarch von Seleukia Ktesiphon / Bagdad in einem Brief an seinen Korrespondenten Sergius, Metropolit von Elam:

Wir erfuhren von glaubwürdigen Juden, die eben als Katechumenen im Christentum unterrichtet wurden, daß vor zehn Jahren in der Nähe von Jericho in einem Felsenhause Bücher gefunden wurden. Es heißt nämlich, daß der Hund eines jagenden Arabers einem Thiere folgend eine Höhle betrat und nicht zurückkam. Sein Herr folgte ihm und fand im Felsen ein Häuschen und darin viele Bücher. Der Jäger ging nach Jerusalem und teilte es den Juden mit. Sie kamen in Menge heraus und fanden die Bücher des alten (Testamentes) und andere in hebräischer Schrift. Und da der Erzähler |13|ein Schriftkundiger und Schriftgelehrter war, fragte ich ihn um manche Stellen, die in unserem neuen Testamente als aus dem alten angeführt, aber dort nirgends erwähnt werden, weder bei uns Christen, noch bei den Juden. Er sagte: sie sind vorhanden und finden sich in den dort gefundenen Büchern. […] Es sagte aber jener Hebräer zu mir: „Wir fanden in jenen Büchern mehr als 200 Psalmen Davids“. Ich schrieb nun an jene darüber. Ich denke jedoch, dass diese Bücher niedergelegt wurden von dem Propheten Jeremias, oder von Baruch, oder von einem andern aus denen, welche das Wort Gottes hörten und davon bewegt wurden. Als nämlich die Propheten in göttlichen Offenbarungen die Eroberung, Plünderung und Verbrennung, die über das Volk wegen seiner Sünden kommen sollten, erfuhren, da verbargen sie, fest überzeugt, daß keines der Worte Gottes zu Boden fällt, die Schriften in Felsen und Höhlen und versteckten sie, damit sie nicht im Feuer verbrennen, noch von den Plünderern geraubt werden sollten.

Oskar Braun, „Ein Brief des Katholikos Timotheos I. über biblische Studien des 9. Jahrhunderts“, Oriens Christianus 1 (1901) 299313, hier 301305.

Als viertes Zeugnis gelten die in mittelalterlichen Sektenkatalogen erwähnten „MagharierMagharier“ (wörtlich „Höhlenmenschen“). Der Karäer Jaqub Qirqisani aus dem frühen zehnten Jahrhundert führt ihren Namen darauf zurück, dass sie nach ihren in einer Höhle gefundenen Büchern heißen (arab. maġariya, dt. Höhle, vgl. hebr. me‘ara). Es ist nicht ganz klar, ob Qirqisani sie der Gegenwart oder der Vergangenheit zurechnet, doch stehen sie in seinem Sektenkatalog zwischen den aduqiya (Sadduzäern/Zadokiten) und den Nachfolgern Jesu. Nach einer zweiten Quelle, Muhammad asch-Schaharastani (10861153), lebten die asketischen Magharier vierhundert Jahre vor Arius, dem „Gründer“ der Arianer (ca. 2503369731048364s.u. S. 291

Geniza der Kairoer Ben Ezra Synagoge900

19Taylor-SchechterT.-S.1013Friedberg Genizah Projekthttp://www.genizah.org

19DamaskusschriftCDAramäische Levi DokumentALDSirachGenizapsalmenDamaskusschrift

Aramäischen Levi DokumentALDs.u. S. 226283fDamaskusschriftCDTeil 4, S. 240fSirachs.u. S. 180 und 340fGenizapsalmen

Weitere Entdeckungen der ersten Jahre (19491952)

Waffenstillstand719491901197919031971École Biblique et Archéologiques.u. ArchäologieHöhle 11

Zweifel über das AlterJewish Quarterly Review18861976Damaskusschrift18921975500701875196419041981Journal of Jewish Studies195014s.u. S. 4330200

USAMärz 19501950erste EditionenHabakukkommentars1951Gemeinschaftsregel|16|Genesisapokryphon1954250 Dollar zu erwerben und nach Israel zu bringen.

11922200619212002

19511Wadi Murabbaat18Höhle 2230s.u. S. 124127Höhle 33Kupferrolle

Höhle 4 mit tausenden Fragmenten470Höhle 55Höhle 6

Die „Scrollery“ (19521960)

4Scrollery

190619871923198819531954EditionsteamUSA19212012190919801930200719231988190919881929PAM Fotos Fotos“ (, heute Rockefeller Museum) s.u. S. 5860

Ankaufssystem

1955Höhlen 7, 8, 9 und 10789101955Discoveries in the Judaean Desert (DJD)DJDDiscoveries in the Judaean Desert of JordanDJDJ1Hymnenrolle1aKriegsregel1) und die „kleine“ (QIb

1956Höhle 1111s.u. Archäologie, S. 9121011PsalmenrolleEzechielrolleLevitikusrolleTempelrolle1967

132135195219601961|19|Nahal Hever, und Ketef Jericho, Ein Gedi und Nahal Arugot. – entdecken Beduinen Dokumente aus dem vierten Jahrhundert v. Chr. in Wadi Daliyeh. – findet Yadins Team in der Festung Masada Texte aus der Zeit des Zweiten Tempels und aus der folgenden römischen Besetzung (S. 129132

1956Kupferrolle195640 Exemplare verkauft werden. Dazu tragen allerdings auch seine Überinterpretationen bei, die in unzähligen Texten christianisierende Hinweise finden. Unter anderem behauptet er, der Lehrer der Gerechtigkeit sei gekreuzigt worden.

1957195919581959Konsens1306890

19561957Konkordanz|20|für die Mitglieder der Scrollery wird schließlich fertiggestellt, allerdings nicht über das Team hinaus verbreitet. wird sie eine entscheidende Rolle bei der inoffiziellen Veröffentlichung der Texte aus Höhle spielen.

19604

19601990

196019601990DJD19901970Verschleppung der Herausgabe2001954École Biblique et Archéologique

Revue de Qumrân19704DJD1982

|21|Qualen, manchmal gar unter Tränen geschrieben worden ist. Du magst erahnen, dass sein Autor, durch das Hintertürchen dem Höhle  Team beigetreten, froh ist, heute durch das Haupttor davonzukommen. (Baillet, , xiv).

1967Tempelrolle108 Dollar „entschädigt“). Sie war in einem Schuhkarton unter den Bodenplanken von Kandos Haus versteckt. Leider hat das in der Zwischenzeit durchgesickerte Putzwasser die Hälfte der Rolle unwiederbringlich zerstört.

veröffentlicht Yadin die . Es ist die erste wichtige Qumranrolle, deren Analyse zunächst nur Forschern zugänglich ist, die Ivrit lesen. Die Publikation der wird sich als Wasserscheide für die Deutung der Gesamtbibliothek erweisen. Bis dato drehen sich die meisten Veröffentlichungen um die Theologie und Exegese der Besitzer der Rollen. Nun steht plötzlich die Halakha im Zentrum. Plakativ gesagt folgt dreißig Jahren christianisierender Lektüre der Rollen nun eine Epoche der „Rejudaisierung“, einer Heimholung Qumrans in die jüdischen Studien (vgl. den Titel von Schiffmans einflussreicher Einleitung).

TempelrolleTempelrolle

197719242013akademischer Skandal par excellence2080

4QMMTQMMTMiqsat Maase Hatora1979198435

19902010

Biblical Archaeology Review

HaaretzStrugnellDJDDJD

Emanuel Tov1941Zwölfprophetenrolle8XII|23|kurz nach seiner Ernennung vor neue Tatsachen gestellt: Die Huntington Library will allen Interessierten Zugang zu Fotos der Qumranrollen, auch der unveröffentlichten, gewähren. Erst jetzt wird öffentlich bekannt, dass aus Vorsorge vor möglichen Kriegen insgeheim mehrere Kopien der -Fotoserien angefertigt und verteilt worden waren: seit am in Cincinnati, und seit den er Jahren auch im Oxforder , im in Claremont, Kalifornien und in der Huntington Library in Kalifornien.

1991PAMAFacsimile Editionof the Dead Sea Scrolls1991

4. Qimron verklagt Shanks auf Schadenersatz und gewinnt. Da es sich um einen antiken Text handelt und nicht um einen modernen, war dieser Ausgang nicht ohne weiteres vorauszusehen. Qimron und Strugnell wird das Copyright für ihre Rekonstruktion eines von einem antiken Autor verfassten Textes zugesprochen.

42857Verschlußsache Jesus

1991Wacholder und Abegg19242011APreliminary Editionof the Unpublished Dead Sea Scrolls: The Hebrew and Aramaic Texts from Cave Four|24|gibt für seinen (blinden) Lehrer Wacholder, der zeitlebens auf die Herausgabe dieser Texte wartete, Zeile für Zeile der Konkordanz für jedes Wort in seinem Kontext in einen Computer ein. Daraus rekonstruiert er dann in „Reverse Engineering“ die vollständigen Transkriptionen der späten fünfziger Jahre, die der Konkordanz als Grundlage gedient hatten. (Das ist so, als würde man mit Google books den Text eines Buches rekonstruieren, obgleich man immer nur auf Abschnitte von – Zeilen Zugriff hat).

801993Mikrofiche-EditionAbschluss von Discoveries in the Judaean Desert2008

DonceelNorman GolbWho wrote the Dead Sea Scrolls?

19921942GesamtübersetzungTextos de Qumran19941995elektronische Datenbanken|25|Fotos, zuerst von Alexander und Lim, dann bei Brill und bei Accordance (S. 612012s.u. S. 6019771