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Nymphomania

Heiße Spiele einer Unersättlichen

erotische Erzählungen von

Catharina van den Clamp

Cover: © Mrdjenovic - shutterstock.com

Cover-Design: Stephan Krüger - Booksell-Verlag

© 2015 by Booksell Verlag eine Marke der ProCon Lang GmbH - All rights reserved

www.booksell-verlag.de

ISBN 978-3-946346-09-8

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In jeder Frau steckt eine Nymphomanin

Kurz bevor sich die Türen des ICE schlossen, rannte eine langbeinige Frau in einem schwarzen Lederkostüm den Bahnsteig entlang. Mehr als nur ein Augenpaar beobachtete, wie sie ihren Trolli mit Leoprint hinter sich herziehend auf ihren hohen Absätzen balancierte. Während viele der schauenden Frauen sich wunderten, wie sie es schaffte, sich auf den zwölf Zentimeter hohen Stilettos nicht die Knöchel zu brechen, spielten sich im Hirn der Männer ganz andere Fragen ab. Das lag sicher nicht nur an ihrer auffälligen Garderobe. Ihre ausladende Oberweite und ihr wallendes rotes Haar taten ihr übriges, um den Herren den Kopf zu verdrehen.

Ein Schaffner erschien wie aus dem Nichts und half der rothaarigen Schönheit dabei, ihren Koffer die Stufen des ICE hoch zu tragen. Den langen Blick, den er dabei auf ihr Dekollete warf, quittierte sie mit einem süßen Lächeln, welches ihr ganzes Gesicht erstrahlen ließ. Die Türen des ICE schlossen sich geräuschlos und der Zug setzte sich gleitend in Bewegung.

Moni strich ihren engen Rock glatt und begann nach einem Sitzplatz Ausschau zu halten. Sie hatte kein Ticket, geschweige denn eine Sitzplatzreservierung. Doch sie machte sich keine weiteren Gedanken darüber. Es würde sich schon alles richten. So jedenfalls war ihre bisherige Erfahrung.

Die leeren Plätze in dem Bereich, in dem sich die Familien mit Kindern befanden, ließ sie hinter sich. Sie bemerkte die Blicke der Anwesenden kaum, oder ließ es sich nicht anmerken. Hoch erhobenen Hauptes ging sie den Gang entlang. Ihr eleganter Walk wurde nur unterbrochen, wenn sie sich an einem Sitz festhalten musste, weil der Zug eine leichte Kurve nahm. In einem Abteil, in dem sich die Sitzbänke gegenüberstanden und Tische zur Kommunikation einluden hielt sie inne. Sie ließ ihren Blick über die Zuggäste gleiten. An dem alten Ehepaar ging sie vorbei. Auch den Geschäftsmann im grauen Anzug ließ sie links liegen, obwohl er sie mit großen Augen ansah. Ebenso den Studenten, der sich an seinen Rucksack gefletzt hatte, schenkte sie nur ein kleines Lächeln. Obwohl er sich augenblicklich gerade hinsetzte, lächelte sie nur, strich sich eine Locke aus der Stirn und ging an ihm vorbei.

Sie suchte eine andere Reisebegleitung. Etliche Stunden Fahrt lagen vor ihr, und die wollte sie nicht mit einem geilen Businesstypen oder einem unerfahrenen Jüngelchen verbringen, welches bei der ersten Berührung sofort abspritzte. Diese Zeiten hatte sie hinter sich.

Moni steuerte eine Frau mit Brille und dunkelblondem Haar an. Diese saß allein und hatte sich hinter einem Taschenbuch verschanzte. Die Frau war ungeschminkt und ihre Hemdbluse versteckte ihre Formen, so dass man nur erahnen konnte, dass sich darunter ein weiblicher Busen befand.

„Entschuldigen Sie, ist dieser Platz noch frei?“, fragte Moni. Ihre Stimme klang erstaunlich tief und vibrierte leicht.

Der Geschäftsmann, der Student und noch einige weitere Männer streckten ihre Köpfe auf den Gang und verdrehten ihre Hälse um einen Blick auf sie zu erhaschen.

Die Frau senkte das Buch und musterte sie mit einem erstaunten Blick. „Ja klar.“ Sofort versteckte sie sich wieder hinter ihrer Lektüre.

Moni verstaute ihr Köfferchen und setzte sich mit einer fließenden Bewegung, der man ansah, dass sie sich in ihrem Körper wohl fühlte. Als sie einen Blick in den Gang entlang warf, verschwanden die Gesichter der Männer augenblicklich.

„Diese Männer sind doch immer gleich. Egal wie alt sie sind“, seufzte sie und ließ sich in den Sitz zurücksinken.

Die Brillengläser der Frau gegenüber blinkten kurz hinter dem aufgeschlagenen Buch hervor, verschwanden aber sofort wieder.

Moni öffnete ihre Jacke und streifte sich die Pumps ab. Die Füße legte sie auf den Sitz gegenüber, neben die unscheinbare Frau.

„Es macht ihnen doch nichts aus, wenn ich es mir bequem mache?“ Sie fixierte das Buch und wartete, dass die bebrillten Augen wieder erschienen.

Eine kleine Bewegung des Buches zeigte an, das die Frau den Kopf schüttelte.

„Da bin ich aber froh. Wissen Sie, so hübsch die Schuhe auch sind, sie sind eine Tortur für die Füße.“

„Warum tragen Sie die dann überhaupt?“, kam es leise hinter dem Buch hervor.

„Na, wegen der Körperhaltung. Ist Ihnen nicht aufgefallen, wie die Männer alle starren, wenn eine Frau mit hohen Hacken vorbeigeht? Der Busen wird betont und der Arsch wackelt hin und her. Einen besseren Köder gibt es nicht.“ Moni verstummte. „Aber das ist ja jetzt vorbei“, fügte sie leise hinzu. „Eigentlich sollte ich mir eine neue Garderobe zulegen. So was in ihrer Art wäre sicher nicht schlecht. Trägt sich bestimmt bequem, oder?“

Verwirrt ließ die Frau ihr Buch sinken. „Wollen Sie mich jetzt verarschen?“

„Nein, natürlich nicht. Ich will nur ein neues Leben beginnen und weiß noch nicht so genau wie ich es anfangen soll. Vielleicht sollte ich mir die Haare färben. Oder einfach abschneiden.“

„Sind Sie wahnsinnig?“ Die Empörung in der Stimme der Frau war unüberhörbar. „Ihre Haare sind wundervoll!“

„Sicher. Leider sind sie aber auch der Grund für mein Schlamassel.“

Die Frau hatte ihr Buch zugeschlagen. Neugierig sah sie Moni an. „Was? … Darf ich so frech sein und Sie fragen, was ihre Haare damit zu tun haben?“