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HEILUNG

der lange Weg zum Erfolg

Bericht aus meiner Praxis

Amin Ramadhan Karisa

Aufgeschrieben von Heidemarie Güpner

© tao.de in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld

1. Auflage Dezember 2016

Amin Ramadhan Karisa
Aufgeschrieben von Heidemarie Güpner

rastarama@gmx.de
hum.team.guepner@gmx.de

Fotos: private Aufnahmen
Grafiken & Layout: Sandrine Amendola
www.jingrafik.myportfolio.com

Verlag: tao.de in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld,
www.tao.de, eMail: info@tao.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN Paperback: 978-3-96051-413-8
ISBN Hardcover: 978-3-96051-415-2
ISBN e-Book: 978-3-96051-414-5

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und sonstige Veröffentlichungen.

INHALT

Haftungsausschluss

Vorwort

1. Wie alles begonnen hat

2. Wundbehandlungen

2.1. Junge, der Ziegen hütete

2.2. Maulidi, die Hauttransplantation

2.3. Amina, die Brustkranke

2.4. Omar, die Beinamputation

2.5. Malmesi, der Fischer

2.6. Watuma, der Motoradunfall

2.7. Juma Baya, der Steinbrucharbeiter

2.8. Mädchen aus Vitengeni

2.9. Weitere Einzelfälle

3. Malaria

4. HIV/AIDS

5. Andere behandelte Krankheiten

6. Alternative Heilpflanzen und -mittel

6.1. Neem

6.2. Moringa oleifera

6.3. Artemisia Annua Anamed

6.4. Weitere Pflanzen

6.5. Pflanzen und Früchte unserer Ernährung

6.6. Kolloidales Silber

6.7. MMS

6.8. Okubaka

6.9. Schlangenstein

7. Unser Gesundheitsprojekt

8. Worterklärungen

Danke

Haftungsausschluss

Dieses Buch dient der Information über Möglichkeiten der Selbsthilfe, der persönlichen Entwicklung und der Gesundheitsvorsorge. Wer die in diesem Buch beschriebenen Techniken und Mittel anwendet, tut dies in eigener Verantwortung. Die Autoren beabsichtigen keineswegs, Diagnosen zu stellen oder Therapieempfehlungen zu geben.

Die hier beschriebenen Behandlungen sind nicht als Ersatz für professionelle Behandlung bei gesundheitlichen Beschwerden - gleich welcher Art – zu verstehen. Dies betrifft ausdrücklich jede Form von körperlichen, psychischen oder sonstigen Leiden.

Ohne Rücksprache mit dem Arzt oder Therapeuten sollten Sie keine Behandlung abbrechen und insbesondere keine eigenmächtige Änderung an der Dosierung verschriebener Medikamente vornehmen.

 

„ Wenn jemand ein Buch schreibt,
soll er nur das schreiben,
was er weiß.“

J. W. von Goethe
(1749-1832)

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Vorwort

Im Sommer 2013, ich bin wieder einmal in Kenia, begleite ich Ramadhan bei einer seiner vielen „Vorortbehandlungen“. Es ist der Patient, den er seit Januar 2012, seit mehr als anderthalb Jahren, behandelt hat. Wir sind dort, weil er mir zeigen möchte, dass der junge Mann geheilt ist und längst wieder arbeiten geht. Wieder einmal bewundere ich das Ergebnis seiner Behandlungen. Es basiert auf seinem Wissen, seinen Erfahrungen und vor allem auch seiner Geduld und Fürsorge für die Patienten.

Bis dahin waren es schon viele Kranke, Schwerkranke, denen er geholfen hat. Und man muss berücksichtigen, unter welchen Bedingungen das alles geschehen war. Die hygienischen Verhältnisse unter denen die Behandlungen durchgeführt wurden, erreichten nie, nicht einmal annähernd, die gewohnten Standards in westlichen Ländern. Ramadhan behandelte in dunklen Hütten, auf dem nackten Boden, meist Lehmboden, auf Pappunterlagen oder ähnlichem Material.

Die Mittel, die er einsetzte, waren Pflanzen, alternative Heil-Mittel und Verbandsmaterial, was in den seltensten Fällen keimfrei verpackt war. Das von uns mitgebrachte Material war immer nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Oft waren es Kangas (1), die in Streifen zerschnitten wurden. Selten konnte der Patient es sich leisten, selbst Verbandsmaterial zu kaufen. Und genauso selten wurden die langwährenden Behandlungen bezahlt. Die Patienten, die ihn suchten, hatten schon einen langen Weg mit erfolglosen Behandlungen und hohen Kosten hinter sich.

Er war für viele die letzte Chance. Und Ramadhan hatte den Ehrgeiz, ihnen zu helfen. Ich saß mit ihnen im Gespräch, Heiler und Patient, und hatte den irrwitzigen Gedanken, Ramadhan sollte ein Buch schreiben.

Kaum gedacht, schon ausgesprochen, waren auch er und der Patient von dem Gedanken begeistert. Nun, es konnte nur ein Bericht, ein praxisbezogener Bericht werden. Einige Bilder hatten Ramadhan und ich schon gemacht. Mir war klar, ohne Nachweise, schwarz auf weiß, besser vielleicht bunt, brauchte er das Buch nicht schreiben. So war die Idee geboren. Die Idee, Informationen mit vielen Menschen zu teilen, vor allem in den Regionen, wo Schulmedizin oft nicht erreichbar, aber ein wahrer Schatz der Natur vorhanden ist.

Jetzt hatte Ramadhan eine Idee und sagte: „Ich erzähle und Du schreibst auf. Am Besten in deutscher Sprache. Dann kannst Du einige Deiner Freunde bitten, es in andere Sprachen zu übersetzen – englisch, französisch, portugiesisch und spanisch. So erreichen wir vielleicht viele Menschen, die meine Erfahrungen umsetzen können.“ Bald schon begann Ramadhan zu erzählen, ich schrieb auf und in Deutschland folgte die weitere Bearbeitung; mehrfach war ich wieder in Kenia, um neben anderen Aufgaben das Buchprojekt zu beraten.

Ramadhan, der viel liest, seit Jahren auch einen Computer hat, entdeckte Zitate, mit denen ich das Buch abrunden sollte. Beim Erzählen und Aufschreiben konnten wir immer wieder auch feststellen, wie richtig es war, ihn dort zu unterstützen, wo er zu Hause war und ist. Welche Entwicklung hat dieser junge Mann genommen, weil man ihm geholfen und nicht bevormundet hat, seine Berufung, seinen Weg zu finden. Das schließt Erfahrungsaustausche mit Menschen, die es anders wissen, mit ein. Dazu gehören auch die Möglichkeiten, außerhalb des eigenen Lebensraums Informationen zu sammeln.

Endlich ist das Buch fertig. Wir wissen beide, wir sind keine „Schreiberlinge“, sind aber der Überzeugung, den Menschen etwas mitteilen zu können. Wir hoffen auf eine interessierte und verstehende Leserschaft.

Heidemarie Güpner
Berlin, August 2015

„ Wollte man warten,
bis man etwas so gut könnte,
dass niemand etwas daran
auszusetzen fände,
brächte man nie etwas zuwege."

(Volksweisheit)

1.

Wie alles begonnen hat

Begonnen hat alles viel früher. Ich glaube nicht an Zufälle. Ich bin überzeugt, dass unser Weg schon vorher bestimmt ist. Warum sonst, habe ich mich seit frühester Kindheit für Pflanzen interessiert? Warum begleitete ich meinen zu früh verstorbenen Großvater bei der Arbeit auf dem Feld und hörte interessiert zu, was er mir über die Pflanzen erzählte? Er zeigte mir nicht nur, wie er Mais säte und pflegte, bis er von den Frauen der Familie geerntet und entkörnt wurde. Bei ihm wuchs der Maniok so groß und dicht, wie bei keinem unserer Nachbarn. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir als Kinder, und davon gab es in unserer Familie schon immer viele, zu Lebzeiten meines Großvaters Hunger hatten.

Das kam alles erst später. Mein Großvater starb, als ich sieben, acht Jahre alt war. Damals wusste ich noch nicht, wann ich geboren wurde, an welchem Datum. Von da an übernahmen mein Onkel und mein Vater, neben meiner Großmutter, die Verantwortung für die Familien. Beide waren aber nicht mehr auf dem Feld beschäftigt, sondern verdienten den kargen Lebensunterhalt im Straßenbau und als Helfer im Krankenhaus.

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Ramadhan während einer Behandlung beim Patienten

Das dort verdiente Geld reichte weder für die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Kleidung noch für das Schulgeld. Mein Vater hatte schon, als ich geboren wurde, zwei Frauen. Ich war das erste Kind meiner Mutter, dem noch vier weitere Geschwister folgten. Die zweite Frau brachte bereits ein Kind in die Familie mit. Ihr zweites Kind, meine Schwester, wurde fast zeitgleich mit mir geboren. Nach und nach wuchsen die Familien um immer mehr Kinder.

Als ich etwa sieben Jahre alt war, hatte meine Mutter bereits vier Kinder, die zweite Mutter ebenso vier und weitere ergänzten die Großfamilie von meinem Onkel. Immer war mein Großvater darauf bedacht, ausreichend Mais, unser Hauptnahrungsmittel, Maniok, Linsen und Bohnen anzupflanzen, dass alle Esser bis zur nächsten Ernte satt wurden. Mit meiner Großmutter, die ihren Mann um viele, viele Jahre überlebte, streifte ich ebenso durch die Felder und suchte gemeinsam mit ihr nach Gemüse, was unser tägliches Ugali (2) ergänzte und nach Pflanzen, mit denen sie so manche Krankheit behandelte.

Dennoch sollte es viele Jahre dauern, bis ich die Pflanzen und dann deren Heilkraft wiederentdeckte. Nachdem mein Großvater verstorben war, die Lebensumstände sich in unserer Familie immer mehr verschlechterten, oft kein Schulgeld für einen regelmäßigen Schulbesuch zur Verfügung stand, machte ich mich alleine, etwa mit acht Jahren, auf den Weg ins Leben.

Nicht weit entfernt von meinem Zuhause im Ort Mnarani begann ich, bei bessergestellten afrikanischen und indischen Familien zu arbeiten. Ich war als „Waschmann“, als Gärtner, als Ziegenhirt und „Junge für alles“ tätig. Ich musste u.a. zusehen, wie ich die Wäsche der Kinder meiner Arbeitgeber sauber bekam. Dazu benutze ich, wie überall in Afrika, das bekannte „OMO“. Oft waren meine Hände von dem aggressiven Waschmittel entzündet und ich hatte offene Wunden.

Nicht anders sahen meine Hände nach der, für einen acht bis neun jährigen Jungen, viel zu schweren Gartenarbeit aus: Vorbereitung des Bodens zur Gemüseanpflanzung und Ernten. Wenn ich dann nach Hause kam, was leider viel zu selten war, heilte meine Großmutter die Verletzungen mit ihren selbst gemachten Salben oder legte einfach nur Blätter als Verband auf die Wunden.

Trotz meiner mühsamen Tätigkeit reichte der Lohn gerade, um mein Schulgeld zu bezahlen. Oft musste ich den Arbeitgeber wechseln, weil sie mir nicht mehr als ein Dach über dem Kopf (außerhalb der Familienunterkunft) und etwas zum Essen für meine schwere Arbeit zahlten. Dennoch konnte ich wenigstens regelmäßiger die Schule besuchen. Ich bin gerne in die Schule gegangen. Ich träumte davon, ein Mediziner, ein Arzt, zu werden. Mein Vater war zeitweise als Pfleger und Laborant beschäftigt. Seine Erzählungen waren spannend und, er hat vielen Kranken in unserem Dorf geholfen. Das wollte ich auch mal tun, so mein Traum.

Meine Mutter hatte zwischenzeitlich Arbeit auf den umliegenden Sisalplantagen (3) gefunden und versuchte, mit diesen Einnahmen die ständig wachsende Familie zu ernähren. Ich hatte gute Noten in der Schule und auch die Empfehlung, nach der achten Klasse die Sekundarschule zu besuchen. Da ich sechs, fast sieben anstrengende duale Schuljahre – arbeiten, lernen – hinter mir hatte, sah ich keine Chance, das Geld für eine höhere Schule mit Internat-Unterbringung zu beschaffen.

Also begann ich, im kleinen Hafen von Mnarani/Kilifi zu arbeiten. Auch diese Arbeit – das Aufbereiten von Booten und Schiffen war anstrengend, schmutzig und schlecht bezahlt.

Zwischenzeitlich hatte sich in Kenia der Tourismus entwickelt. Anfang der neunziger Jahre kamen immer mehr Urlauber aus dem fernen Europa zu uns. In dieser Branche, so sprach es sich unter den Jugendlichen herum, ließ sich damals viel leichter und schneller Geld verdienen; also wechselte ich in die Tourismusbranche. Ich verkaufte anfangs am Strand Schnitzereien. Schnell erlernte ich die notwendigen Vokabeln, um mit den Touristen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien ins Gespräch zu kommen. Die Touristen wollten sich nicht nur an unserer herrlichen Küste sonnen, sondern die ursprüngliche und sprichwörtlich wilde Tierwelt Afrikas kennenlernen.