Hans Dominik


Land aus Feuer und Wasser



Roman

Impressum




Klassiker als ebook herausgegeben bei RUTHeBooks, 2016


ISBN: 978-3-95923-210-4


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Zehntes Kapitel - Ein Jahr später



Ein Jahr verfließt schnell, wenn seine Tage vom Morgen bis zum Abend mit Arbeit erfüllt sind, und über einen Mangel an Arbeit konnten sich die Herren Wille und Schmidt nicht beklagen. Sie hatten ein gerüttelt und geschüttelt Maß davon zu bewältigen, während die neue deutsche Kolonie unter ihrer Obhut wuchs und gedieh.

Von Aktenstößen umgeben saß Dr. Schmidt in seinem Arbeitszimmer, als Wille mit einem Papier in der Hand zu ihm kam. Nur zögernd und etwas vor sich hin brummend unterbrach der lange Schmidt seine Tätigkeit, während Wille, das Papier in seiner Rechten schwenkend, ihn ansprach.

"Lassen Sie Ihren Zylinder bügeln und Ihren Gehrock ausbürsten, Herr Kollege."

Schmidt kniff nach alter Gewohnheit die Lippen zusammen und setzte sein säuerlichstes Gesicht auf.

"Zylinder? ... Gehrock? ... Warum? Steht uns etwa hoher Besuch aus Deutschland bevor?"

Wille schüttelte den Kopf und sah im Gegensatz zu Schmidt höchst vergnügt aus. "Das ist es nicht, Doktor. Aber Pate stehen müssen Sie heut Nachmittag." Er sah das entsetzte Gesicht des langen Schmidt und fuhr fort, während er ihm das Blatt hinhielt. "Hier ist die amtliche Meldung. Der fünfzigtausendste Einwohner der Kolonie soll heut getauft werden, und uns beide hat man als Paten gebeten. Ja, Kollege Schmidt, Würde bringt Bürde. Da hilft nun nichts. Wir müssen beide hin, und etwas Nettes müssen wir dem Täufling auch schenken. Lassen Sie sich's mal durch den Kopf gehen, was wir dafür wählen; ich werde in einer Stunde wieder zu Ihnen kommen."

Wille ging aus der Tür und ließ einen total aus dem seelischen Gleichgewicht gebrachten Mann zurück ... Pate stehen ... Geschenke machen? ... Das waren für den langen Schmidt Dinge, mit denen er sich sein Leben lang noch nicht befaßt hatte. Unruhig begann er in seinen Schreibtischkästen zu kramen, als ob er in ihnen Rat und Hilfe finden könnte. Ein altes Notizbuch fiel ihm dabei in die Hände, und zerstreut begann er darin zu blättern.

Es waren Aufzeichnungen über die früheren Ereignisse auf der Insel, die er fortlaufend eingetragen hatte. Jetzt stieß er auf die Worte: vorzeitige Sprengung durch einen Amerikaner. Der Krater stürzt zusammen, der Teufel ist los. Wir fliehen in die Stratosphäre ... Sein Blick fiel auf das Datum, das dabei stand und ging dann zu dem Terminkalender auf seinem Tisch. Er stutzte. Es war ja beidemal dasselbe. Dann war also heut der Jahrestag jenes denkwürdigen Experimentes, dem die neue Kolonie ihr Dasein verdankte. Fast hätte er es über der Arbeit des Alltages vergessen. Wille hatte auch kein Wort davon gesagt. Wahrscheinlich ging's dem wohl ebenso. Er sprang auf und eilte in Willes Zimmer. Ehe er jedoch seine Mitteilung anbringen konnte, kam ihm Wille schon zuvor. "Ein Funkspruch, Herr Kollege. Sie werden kaum erraten, von wem er kommt ..."

"Keine Ahnung, Herr Doktor Wille."

"Von 'St 25' kommt er. Professor Eggerth gratuliert uns zum ersten Jahrestag der Kolonie und bittet, den Sekt kühl zu stellen. In einer Stunde wird sein Schiff hier landen. Ohne den Professor hätten wir den Tag weiß Gott übersehen."

"Doch nicht, Herr Dr. Wille", widersprach der lange Schmidt und hielt ihm sein altes Notizbuch hin. "Ich wollte Sie eben daran erinnern."

"Ja, mein lieber Schmidt", Wille strich sich durch das Haar, "da wird's heut wohl mit der Arbeit nicht mehr viel werden. 'St 25' begrüßen ... Taufe mitmachen ... nachher Geburtstag feiern ... nun wir haben das ganze Jahr hindurch keinen Tag gefeiert. Da können wir's uns heut schon einmal erlauben."

Als 'St 25' auf seinem alten Liegeplatz niederging, standen Wille und Schmidt zum Empfang bereit.

"Der Sekt steht bereit, Herr Professor", begrüßte Dr. Wille den Mann, mit dem ihn jahrelange gemeinsame Arbeit verband und dem er soviel zu verdanken hatte. Professor Eggerth schaute sich nach allen Seiten um und griff den Arm Willes.

"Sie müssen mich führen, Herr Doktor", sagte er dabei scherzend, "hier ist ja so viel anders geworden, dass ich mich allein nicht mehr zurechtfinde. Ihr altes Verwaltungsgebäude ... meine Hochachtung! Das hat sich ja zu einem richtigen Regierungspalast entwickelt. Wer von uns hätte vor einem Jahr geglaubt, dass das alles so werden würde."

"Wir glaubten an Sie, Herr Professor, und unsere Hoffnung ist nicht enttäuscht worden", sagte Wille, während sie langsam auf das Gebäude zu schritten, Dr. Schmidt stand allem vor dem Stratosphärenschiff, aber er blieb nicht lange allein. Georg Berkoff stürmte die Treppe hinab und fiel ihm stürmisch in die Arme.

"Aber Herr Berkoff!" versuchte der lange Schmidt abzuwehren, doch Berkoff ließ sich nicht hindern und begann herauszusprudeln, was er auf dem Herzen hatte. Grüße aus Deutschland überbrachte er dem Doktor. Grüße von dem alten Forstrat in Waltershausen, bei dem er noch vor achtundvierzig Stunden zu Besuch gewesen war und Grüße auch von Frederic Smith, der nun schon fast ein Jahr in den Eggerth-Werken tätig war und sich zu einem Konstrukteur entwickelt hatte, dessen Fähigkeiten Professor Eggerth hoch einschätzte.

Weiter liefen die Stunden, und der nächste Punkt, der auf der Tagesordnung stand, die Tauffeierlichkeit, mußte erledigt werden. Da fiel dem Dr. Schmidt ein schwerer Stein vom Herzen, als Professor Eggerth an seiner Statt die Patenstelle übernahm. Mit einer Mischung von Staunen und Entsetzen beobachtete er, wie der Professor den jungen Weltbürger auf seinen Armen hielt, ohne das Kind zu zerbrechen oder fallen zu lassen. Ganz undenkbar schien es ihm, dass er das selber jemals fertiggebracht hätte.

Und dann kam zum Schluß die Jahresfeier, zu der sich um den alten runden Tisch im Verwaltungsgebäude alle zusammenfanden, die damals mit 'St 25' ausgezogen waren. Professor Eggerth und sein Sohn Hein, Wille und Schmidt, und selbstverständlich fehlte auch Georg Berkoff nicht in dem Kreise, der hier mit perlendem Schaumwein auf das weitere glückhafte Gedeihen der jungen Kolonie anstieß. Rede und Gegenrede flogen hin und her und auch derjenigen, die heute nicht dabei waren, wurde gedacht. Der lange Schmidt war es, der zuerst die Rede auf James Garrison brachte.

"Er war der Geist, der stets das Böse will und stets das Gute schafft", bemerkte Dr. Wille philosophisch.

"Hoffentlich behalten Sie mit dieser Prophezeiung auch für die Zukunft recht", meinte Professor Eggerth. "Ich würde es Garrison wünschen, aber ich habe Zweifel."

"Weshalb denn?" fragte Wille.

"Weil er sich auf ein gefährliches Experiment eingelassen hat", sagte der Professor nachdenklich. "Ich erfuhr vor drei Tagen, dass das Carnegie-Institut auf seine Veranlassung bergmännische Arbeiten an den Vulkanen in der Nikaragua-Zone vornimmt. Die Zeitungen berichten zwar nur von Schürfungen am Viejo und Ometepe. Aber aus anderer Quelle weiß ich, dass große Stollen in diese Berge getrieben werden, und dass unser Freund Garrison sie persönlich überwacht."

"Viejo und Ometepe?" Der lange Schmidt kniff nach alter Manier die Lippen zusammen. "Der Yankee kann allerlei erleben, wenn er sich an diesen Vulkanen vergreift."

Professor Eggerth zuckte die Achseln. "Wir können ihn nicht daran hindern, mein lieber Schmidt. Aber vielleicht bekommen wir schon in den nächsten Wochen etwas von ihm zu hören. Hoffen wir, dass es nichts allzu Schlimmes ist."

"Ah, bah, Vater", mischte sich Hein Eggerth ein, "Unkraut verdirbt nicht. Den Isthmus wird er vielleicht ruinieren, aber der Yankee kommt sicher heil davon."

"Darauf wollen wir trinken", sagte Professor Eggerth und hob sein Glas.

 

 

Inhalt



Erstes Kapitel - 'St 25' auf großer Fahrt

Zweites Kapitel - Ein Experiment wird vorbereitet

Drittes Kapitel - Die Bombe fällt

Viertes Kapitel - Politische Folgen eines Experimentes

Fünftes Kapitel - Neugierige Leute aus USA

Sechstes Kapitel - Ein Wiedersehen

Siebentes Kapitel - Entfesselte Gewalten

Achtes Kapitel - Im Nebel verloren

Neuntes Kapitel - Die 'Berenice ' macht eine Luftfahrt

Zehntes Kapitel - Ein Jahr später

 

 

 

Erstes Kapitel - 'St 25' auf großer Fahrt



Der Minister Schröter legte ein Schriftstück aus der Hand und wandte sich zu seinem Besucher. "Sie wollen die neueste Type Ihrer Stratosphärenflugzeuge noch auf Nonstop-Flügen um unsern alten Globus herum erproben, bevor Sie Ihre Maschinen für die neuen transozeanischen Linien zur Verfügung stellen?"

"Das ist meine Absicht, Herr Minister", beantwortete der Inhaber der großen Flugzeugwerke in Bitterfeld, Professor Eggerth, die Frage. "Ich möchte die neue Type erst aus der Hand geben, nachdem sie auch die letzte Prüfung einwandfrei bestanden hat."

"Wieviel Zeit wird das noch kosten?" fragte Minister Schröter.

Professor Eggerth deutete auf das auf dem Tisch liegende Schriftstück. "Wie Sie aus meinem Exposé ersehen, habe ich die neue Type für die Probeflüge mit Reservetanks ausrüsten lassen, so dass die Maschinen die 40.000 Kilometer um den Erdball herum ohne Zwischenlandung durchführen können. Ich denke, in acht bis zehn Tagen mit allen Prüfungen zu Ende zu kommen."

Der Minister nickte. "Ich habe die Einzelheiten darüber in Ihrer Denkschrift gelesen. Für die Probeflüge sind Zusatztanks ein brauchbares Aushilfsmittel; im regelrechten Flugverkehr brauchen wir die Tragkraft der neuen Schiffe besser für Nutzlast. In Ihrem Exposé kommen Sie, Herr Professor, zu dem Ergebnis, dass ein Treibstoffvorrat für eine Strecke von 8.000 Kilometern das verkehrswirtschaftliche Optimum ergibt."

"Ganz recht, Herr Minister", bestätigte Professor Eggerth die Worte Schröters. "Für diese Strecke sind auch die bleibenden Tanks bemessen, die Zusatztanks würde ich vor der Übergabe der Schiffe an die Verkehrsgesellschaften entfernen lassen."

Die Unterredung schien zu Ende zu gehen, und Professor Eggerth machte Anstalten, sich zu erheben, aber der Minister hatte noch etwas anderes auf dem Herzen. Mit einer Bewegung lud er ihn ein, noch zu bleiben, überlegte eine Weile und begann dann langsam, fast stockend und jedes Wort abwägend zu sprechen ...

"Die neuen transozeanischen Linien, die wir planen, werden ausschließlich auf fremde Stützpunkte angewiesen sein ..." Professor Eggerth zuckte die Achseln, wollte etwas sagen und setzte zum Sprechen an, als Schröter bereits fortfuhr: "Ich weiß, was Sie sagen wollen, Herr Professor. Bei dem augenblicklichen Stand der Dinge ist das nun einmal so, aber es braucht nicht unbedingt so zu bleiben."

Wieder wollte Professor Eggerth etwas entgegnen, und wieder unterließ er es, um den Gedankengang des Ministers nicht zu stören.

"Ich hätte einen Auftrag ... besser vielleicht gesagt ... eine Mission für Sie, Herr Professor. Eine Mission, die viel diplomatischen Takt und eine glückliche Hand erfordert. Nach dem, was Sie uns bereits früher geleistet haben, wüßte ich keinen besseren Mann dafür als Sie ..."

Professor Eggerth quittierte das Kompliment mit einer leichten Verneigung, und der Minister fuhr fort, seine Gedanken zu entwickeln.

"Sie werden bei den beabsichtigten Probeflügen den Erdball mehrmals umkreisen. Vielleicht gelingt es Ihnen dabei, hier oder dort noch irgendein herrenloses Stückchen Land zu entdecken, das wir in Besitz nehmen und als Stützpunkt für unsere Fluglinien einrichten können. Meine Anregung für Sie geht dahin, in diesem Sinn unterwegs Ausschau zu halten."

Der Minister hatte geendet, Professor Eggerth antwortete nicht sofort. Den Kopf in die Hand gestützt saß er nachdenklich da, geduldig wartete Schröter, bis er zu sprechen begann.

"Die Aufgabe, die Sie mir stellen, ist nicht leicht, Herr Minister. Es wäre ein besonderer Glückszufall, wenn wir auf unseren Flügen ein Fleckchen fänden, das noch nicht von irgendeiner andern Macht in Besitz genommen ist."

"Das weiß ich", bestätigte Minister Schröter den Einwurf des Professors. "Die Aussicht, noch etwas Derartiges zu entdecken, ist so gering, dass sich nicht einmal die Kosten einer besonderen Expedition dafür rechtfertigen ließen. Da Sie nun aber doch einmal auf die Reise gehen, wollte ich Sie bitten, diese Mission für uns mit zu übernehmen. Wenn Sie nichts Geeignetes entdecken, dann mein verehrter Herr Professor, müssen wir uns beide mit dem Gedanken trösten, wenigstens das Beste für unser Land gewollt zu haben."

Professor Eggerth strich sich über die Stirn, als ob er lästige Gedanken fortwischen wolle, sprach in lebhafterem Ton. "Zum Resignieren bleibt später immer noch Zeit. Nehmen wir zunächst einmal an, das Unwahrscheinliche würde doch Wirklichkeit, wie gedenken Sie dann zu handeln?"

"In einem solchen Fall müßten wir blitzartig schnell handeln. Die Funkeinrichtungen Ihrer Schiffe setzen Sie instand, jederzeit mit uns in Verbindung zu treten. Unmittelbar nachdem Sie ein passendes Objekt entdeckt haben, müßte es auch bereits offiziell von uns in Besitz genommen werden. Sie wissen ..." ein leichtes Lächeln ging über die Züge Schröters, während er weiter sprach, "ein sogenanntes fait accompli kann bisweilen recht nützlich sein. Wir haben es vor Jahren in der Antarktis gemerkt."

"Gestatten Sie eine Zwischenfrage, Herr Minister?" Schröter sah den Professor ein wenig befremdet an, als der fortfuhr. "Wo stecken eigentlich zur Zeit meine alten Freunde Wille und Schmidt?"

Ein Zug des Verstehens ging über das Gesicht Schröters, während er wieder das Wort nahm.

"Wollen Sie die beiden Herren mitnehmen? Der Gedanke wäre gar nicht übel. Da hätten Sie für alle Fälle gleich einen ehemaligen Reichskommissar und seinen Ministerialrat an Bord."

"Daran dachte ich, Herr Minister. Fragt sich nur, ob die beiden zur Zeit abkömmlich sind?"

"Ich denke, sie sind es, Herr Professor. Dr. Wille, Reichskommissar im einstweiligen Ruhestand, arbeitet gegenwärtig in seinem Privatlaboratorium. Wir können jederzeit über ihn verfügen. Etwas anders liegt die Angelegenheit mit Dr. Schmidt. Er hat auf seine Pension als Ministerialrat verzichtet, dafür aber eine etatsmäßige Stellung in unserem magnetischen Observatorium bei Potsdam angenommen. Wie ich ihn kenne, wird er sich vielleicht sträuben, aber ich denke, wir werden ihn ebenfalls abkommandieren können."

"Ich verstehe, Herr Minister", jetzt war die Reihe zu lächeln bei Professor Eggerth. "Mein Freund, der lange Schmidt, wird sich möglicherweise ein wenig sperren ... ein edler Kern, aber eine ziemlich rauhe Schale. Ich denke, Sie werden auch mit ihm fertig werden."

"Bestimmt, Herr Professor."

Der Minister griff zu einem Schreibblock, um sich in Sachen Dr. Wille und Dr. Schmidt ein paar Notizen zu machen, als Professor Eggerth von neuem das Wort ergriff.

"Ich will selbst an die beiden Herren schreiben oder noch besser, ich werde sie gleich aufsuchen und ihnen die Forschungsmöglichkeiten bei den Probeflügen in verlockenden Farben schildern. Ich hoffe, auf die Weise beide dazu zu bringen, dass sie freiwillig mitkommen. Dadurch würden sich behördliche Anordnungen von Ihrer Seite erübrigen."

"Sehr gut, Herr Professor; wenn Sie das erreichen können, entheben Sie mich einer unerwünschten Notwendigkeit."

"Ich möchte es auch noch aus einem anderen Grunde, Herr Minister. Wenn die beiden Herren unsere Expedition als freie Wissenschaftler begleiten, ist es vorläufig nicht nötig, sie in unsere letzten Absichten einzuweihen. Es würde genügen, wenn Sie mir Vollmachten für Herrn Dr. Wille mitgeben, nach denen er gegebenen Falles zu handeln hätte."

Minister Schröter nickte zustimmend. "Ich werde Ihnen die Vollmachten ausstellen lassen. Wenn es erforderlich ist, treten Sie damit hervor, wenn Sie nichts Passendes finden ... was ich leider für das Wahrscheinlichere halte ... dann braucht überhaupt kein Dritter davon zu erfahren, dass wir uns getäuscht haben."

"Sehr wohl, Herr Minister. Ich gedenke in fünf Tagen zum ersten Flug zu starten. Darf ich bis dahin auf den Eingang der besagten Papiere rechnen?"

"Sie werden sie in drei Tagen haben", sagte Minister Schröter.

Ein Händedruck und ein kurzer Abschied. Professor Eggerth verließ das Ministerium, um sich mit seinen alten Freunden Wille und Schmidt in Verbindung zu setzen.


* * * * *


'St 25', das neueste Stratosphärenschiff der Eggerth-Werke war auf großer Fahrt. Gleichmäßig wie Uhrwerke arbeiteten seine mächtigen Pumpen und saugten in klingendem Kolbenspiel die dünne eisige Außenluft an, um sie auf Atmosphärendruck komprimiert und durch die Kompression gleichzeitig erwärmt in das Innere des druckfesten Schiffskörpers zu werfen. In rastlosem Wirbel drehten sich die Propeller und rissen den schimmernden Metallbau mit derjenigen Geschwindigkeit durch die Stratosphäre, die man nach der Rechnung erwarten durfte und nun auch praktisch verwirklicht sah.

Durch zollstarke Kristallscheiben fiel das Sonnenlicht von oben her in den Mittelraum des Flugschiffes, und wurde in hundert Reflexen von dem glänzenden Leichtmetall widergespiegelt, aus dem Wände und Mobiliar bestanden. In das dunkle, fast schon stählerne Blau eines wolkenlosen Himmels stieß der Blick durch die Seitenfenster des Raumes. Viele Kilometer unter dem dahinstürmenden Schiff, aus solcher Höhe in Einzelheiten nicht mehr zu erkennen, dehnte sich in lichterem Blau die endlose Fläche der Südsee.

Zwei Männer, beide kaum über die Mitte der Zwanzig hinaus, saßen im Mittelraum des Schiffes vor einem Tisch, dessen Platte zum größten Teil von einer Seekarte eingenommen wurde, Hein Eggerth, der Sohn des Erbauers von 'St 25', und Georg Berkoff, in gleicher Weise als Pilot bewährt und als Ingenieur.

Georg Berkoff beugte sich über die Karte und begann mit Bleistift und Lineal zu arbeiten. Kleine Kreuze auf ihr, Standortaufnahmen der letzten Stunden verband er durch gerade Linien, um so den Kurs des Stratosphärenschiffes deutlicher zu machen; rechnete danach ein wenig, verglich Zeiten, ließ den Bleistift fallen und wandte sich an seinen Gefährten.

"Großartig, Hein! 'St 25' hat die 2.000-Stunden-Kilometer erreicht, steht im Begriff, sie zu überschreiten." Er warf einen Blick auf die Wanduhr. "Schon wieder eine Stunde vorüber. Zeit, dass die nächste Ortsaufnahme kommt. Wenn es so weiter geht, werden wir mit 'St 25' einen neuen Weltrekord aufstellen."

Auch Hein Eggerth schaute auf, aber sein Blick galt weniger der Uhr als dem Höhenzeiger neben ihr. "Alle Wetter, Georg!" Er deutete, während er es sagte, mit der Hand auf das Meßinstrument. "Mehr als 30 Kilometer Höhe, auch das gibt einen neuen Rekord. So hoch ist bisher noch kein Schiff in die Stratosphäre gestiegen."

Georg Berkoff beobachtete eine Weile den Zeiger des Höhenmessers, der um die Zahl '32' herum spielte. "Das würde unsere Geschwindigkeit erklären", meinte er nachdenklich, "aber ... aber ..."

"Du meinst, mein alter Herr riskiert mal wieder allerhand", fiel ihm Hein Eggerth ins Wort.

"Das will ich nicht gesagt haben, Hein, obwohl ... immerhin ..."

"Du willst sagen, Georg, dass man für 'St 25' zunächst nur eine Flughöhe von 25 Kilometern vorgesehen hat, und dass wir jetzt 7 Kilometer höher stehen. Ich sehe keine Gefahr dabei. Es ist lediglich eine Frage der Kompressoren. So lange sie den Atmosphärendruck im Schiffskörper halten, können wir unbesorgt steigen."

"Was ja inzwischen schon wieder geschehen ist", fiel Berkoff ein und wies auf den Höhenmesser, dessen Zeiger bei '33' stand. In seine letzten Worte klang das Klappen der Tür, die von der Schiffszentrale zum Mittelraum führte. Eine Gestalt erschien in der Türöffnung. Auf langen Beinen ein langer, hagerer Rumpf; darüber ein schmales von zahllosen Fältchen durchzogenes Gesicht mit ein paar klugen Augen, das wohl sympathisch wirken konnte, wenn nicht ein abweisender, säuerlicher Zug um die schmalen zusammengekniffenen Lippen gestört hätte.

"Der lange Schmidt! Er bringt das neue Besteck", konnte Hein Eggerth seinem Freunde Berkoff eben noch zuraunen. Dann trat der Ankömmling schon mit merkwürdig eckigen Bewegungen an den Tisch heran und legte ein mit einigen Zahlen beschriebenes Blatt auf die Seekarte.

"Die letzte Ortsaufnahme, Herr Eggerth. Wollen Sie die Güte haben, Ihre Eintragungen danach zu vervollständigen?"

"Sofort, Herr Ministerialrat", erwiderte Eggerth. Er griff nach dem Blatt und las die Zahlen ab. "20 Grad 15 Minuten südlicher Breite, 151 Grad 24 Minuten westlicher Länge."

Während Herr Dr. Schmidt, zur Zeit Ministerialrat im einstweiligen Ruhestand, aber von Hein Eggerth und Georg Berkoff privatim kurz und respektlos der lange Schmidt genannt, den Raum verließ, um sich wieder zu der Kommandozentrale im Vorderschiff zu begeben, griff Berkoff zum Bleistift. Einige Sekunden ging sein Blick suchend über die Karte. Dann trug er ein neues Kreuz ein. Wiederholte dabei mehr für sich die eben von Hein Eggerth genannten Werte, fuhr dann zu dem gewandt lauter fort:

"Die Gegend kommt mir verflucht bekannt vor, Hein. Weißt du noch damals? Die Robinson-Insel? Da müssen wir ja ziemlich nah dran sein ... Schade, dass es unsern Freunden aus Amerika da nicht besser gefallen hat. Die beiden Yankees hätten sich manchen Kummer ersparen können, wenn sie etwas länger auf dem idyllischen Eiland ausgehalten hätten."

Hein Eggerth warf erst einen Blick nach der Tür, durch die Dr. Schmidt verschwunden war, bevor er antwortete.

"Georg, Menschenkind! Ich bitte dich, sei vorsichtig. Wenn der lange Schmidt dich eben gehört hätte! Ich glaube, er wäre glatt durch die Decke gegangen."

"Ah, bah, Hein!" Berkoff lachte leicht auf, "die Decke über uns besteht aus starkem Duralumin und dreizölligem Quarzglas. Er wird sich's überlegen, da durchzufahren ... Außerdem liegt die Geschichte ja schon drei Jahre zurück. Sie ist längst verjährt."

"Für uns vielleicht, Georg, aber für unsern Freund Schmidt noch längst nicht. Der Mann ist zähe und ausdauernd. Nicht nur als Wissenschaftler, wo er sehr löblich und anerkennenswert ist, sondern auch in seinen privaten Zu- und Abneigungen. Für unsere munteren Streiche hat er kein Verständnis."

"Ist eigentlich schade um den Mann", meinte Berkoff mit leichtem Bedauern. "Ein Wissenschaftler von Weltruf und dabei ein Gebaren ... das Gesicht, als er dir eben das Besteck gab, die Milch konnte davon sauer werden. Hein, Junge, Junge! Wenn ich denke, dass wir in der nächsten Stunde vielleicht über die Insel fliegen, auf der wir die Herren Garrison und Bolton damals in einem reichlich benebelten Zustand aus 'St 8' ausbooteten ... es juckt mich in allen Fingerspitzen, dem langen Schmidt bei der Gelegenheit doch den einen oder anderen Brocken von der Geschichte hinzuwerfen."

"Laß es lieber bleiben, Georg", wehrte Hein Eggerth ab. "Es würde nur unersprießliche Erörterungen zwischen Schmidt und meinem alten Herrn geben, bei denen wir die Leidtragenden wären."

"Wie du willst", sagte Berkoff resigniert, beugte sich wieder über seine Karte und begann auf ihr zu suchen. "Das ist doch ganz verrückt!" meinte er nach kurzer Zeit. "Ich kann unsere Insel von damals auf der Karte nicht finden."

"Was, Georg? Die Insel nicht auf der Karte? Ein Eiland von gut und gern 15 Quadratkilometern? Die müßte doch eingetragen sein."

"Ist aber nicht drauf, Hein."

"Dann taugt die Karte nichts, Georg. Ich werde nach vorn gehen und eine bessere holen."

Er verließ den Raum und kehrte nach kurzem mit einer anderen Seekarte zurück, die er auf dem Tisch über der ersten ausbreitete. Während Hein Eggerth und Georg Berkoff sich darüber beugten und von neuem zu suchen begannen, klappte die Tür zum Vordergang zum zweiten Male. Dr. Schmidt kam zurück und machte es sich in einem Sessel bequem. Dabei entging es ihm nicht, dass die beiden die Köpfe zusammensteckten und miteinander flüsterten. Der lange Schmidt begann die Ohren zu spitzen und wurde neugierig.

"Was suchen Sie?" fragte er und trat zu ihnen.

"Eine Insel, Herr Ministerialrat", antwortete Berkoff. "Ein Inselchen von immerhin 10 Kilometer Länge und etwa 3 Kilometer Breite. Hier müßte es liegen." Er legte den Finger auf die Karte. "Aber es ist nicht eingetragen. Keine Spur von einer Insel, nicht einmal eine Untiefe ist an der Stelle verzeichnet."

"Wenn sie nicht eingetragen ist, dann existiert sie nicht", erklärte der lange Schmidt apodiktisch.

"Verzeihung, Herr Ministerialrat", widersprach Hein Eggerth. "Die Insel existiert doch. Wir sind früher einmal auf ihr gelandet und haben eine genaue Ortsbestimmung gemacht. Hier muß sie liegen. Das lasse ich mir nicht nehmen."

Dr. Schmidt wollte den Mund zu einer Erwiderung öffnen, als ein kurzer metallischer Klang durch den Raum dröhnte. Fast wie ein Schlag hatte es geklungen, etwa als ob jemand mit einem Hammer gegen den Schiffsrumpf geschlagen habe.

"Was war das? Haben Sie es gehört?" fragte Berkoff, sah die anderen an und schwieg. Nur das gleichmäßige Spiel der Kompressoren und der Propellermotoren drang gedämpft durch den Raum.

"Die Maschinenanlage ist in Ordnung", stellte Hein Eggerth nach kurzer Pause fest. "Das Geräusch muß durch eine Einwirkung von außen her hervorgerufen sein."

Der lange Schmidt griff den Ball, den ihm Hein Eggerth mit dieser Frage zuwarf, willig auf. Er richtete sich in seinem Sessel auf und begann zu dozieren, als ob er auf dem Katheder säße.

"Das sind die Gefahren der Stratosphäre. Ich habe Ihrem Vater meine Bedenken nicht verhehlt, Herr Eggerth, als er sich entschloß, über die vorgesehenen 25 Kilometer hinauszugehen. In dieser Höhe fehlt bereits ein beträchtlicher Teil des soliden Luftpolsters, das uns in der dichteren Atmosphäre schützt. Es treiben sich eben doch mehr Vagabunden, allerlei Brocken verschiedenster Größe im Weltraum umher, als man gewöhnlich anzunehmen geneigt ist. Hier oben ist ihre Geschwindigkeit gegen die Erdbewegung noch nicht genügend abgebremst. Der Luftverkehr sieht sich deshalb hier unberechenbaren Gefahren gegenüber."

Während Dr. Schmidt sich weiter in langatmigen Ausführungen erging, wandten Georg Berkoff und Hein Eggerts ihre Aufmerksamkeit wieder der Seekarte zu und ließen ihn reden.

"Die Meteoritengefahr dürfte für die Stratosphärenschiffahrt ungefähr das gleiche bedeuten, was die Eisberge für die Seeschiffahrt sind", hatte der eben gesagt, als er plötzlich abbrach, ein paar schnelle Atemzüge tat und sich wie von einer Schwäche befallen in den Sessel zurücksinken ließ.

"Ist Ihnen nicht wohl, Herr Doktor?" Noch während Hein Eggerth die Frage stellte, spürte er selbst ein unangenehmes Knacken in den Ohren. Während er den Mund öffnete und durch Verschlucken von Luft der störenden Empfindung Herr zu werden versuchte, ging sein Blick zu dem Barometer an der Wand, das den Luftdruck im Innern des Stratosphärenschiffes anzeigte. Noch vor kurzem hatte es, wie es ja auch sein sollte, einen Luftdruck von 760 Millimetern Quecksilbersäule gewiesen. In wenigen Minuten war es um 200 Millimeter gefallen und sank noch ständig weiter.

"Zum Teufel! Was ist das? Eine Undichtigkeit im Schiffsrumpf?" Georg Berkoff sagte es mit einem fragenden Blick auf Hein Eggerth. Der nickte nur kurz. Er war aufgesprungen und wollte eben die Tür zu dem vorderen Gang öffnen, als sie ihm aus der Hand genommen wurde. Professor Eggerth kam in den Mittelraum, gefolgt von Dr. Wille.

"Was hat es gegeben, Vater?" Nur mühsam brachte Hein Eggerth die Worte hervor, die verdünnte Luft erschwerte auch ihm das Sprechen. Professor Eggerth ließ sich in einen Sessel fallen und deutete schweigend auf die Meßinstrumente an der Querwand des Raumes. Der Höhenzeiger, der noch vor wenigen Minuten auf 33 Kilometer wies, war bis auf 25 abgesunken und fiel jäh weiter. In steilem Gleitflug, der fast schon zum Sturzflug wurde, ging 'St 25' aus der Stratosphäre nach unten in dichtere Luftschichten hinab. Auf 10 Kilometer kam der Zeiger, ging über die 5, um schließlich leicht pendelnd bei der 3 stehenzubleiben. In 3.000 Meter Höhe strich das Flugschiff dahin. Langsam, aber stetig begann jenes andere Meßinstrument wieder zu steigen, das den Luftdruck im Innern des Schiffes anzeigte. Hier in dieser tieferen Schicht der Atmosphäre wirkte sich die Arbeit der mächtigen Kompressoren wieder aus. Ihre Kolben vermochten jetzt genügend Luft in den Schiffsraum zu schleudern, um den vollen Atmosphärendruck aufrechtzuerhalten. Kräftig setzte das trommelnde Spiel der Propellermotoren wieder ein und allmählich wich auch die Benommenheit, welche die Insassen von 'St 25' infolge der plötzlichen Druckverminderung befallen hatte.

Nach ein paar kräftigen Atemzügen brach Professor Eggerth das Schweigen. "Wir haben einen Riss im Schiffsrumpf, Hein. Im Fluge können wir ihn nicht reparieren. Wir müssen einen passenden Landungsort suchen."

Georg Berkoff hatte sich über die Karte gebeugt. "Wie denken Sie über die Gesellschaftsinseln, Herr Professor?" fragte er. "Es sind nur ein paar hundert Kilometer von hier. Auf Tahiti gibt es meines Wissens eins Flugschiffwerft mit allen Hilfsmitteln."

Professor Eggerth machte eine abwehrende Bewegung. "Ausgeschlossen, mein lieber Berkoff! Wo denken Sie hin? Mit 'St 25' in eine fremde Werft gehen, damit die liebe Konkurrenz uns recht schön alles abgucken kann? Das gerade Gegenteil davon brauchen wir. Irgendeine unbewohnte Insel, auf der wir vor neugierigen Augen sicher sind. So einsam und abgelegen wie nur möglich. Fremde Hilfe brauchen wir nicht. Unsere Bordmittel genügen vollkommen. Sie hatten ja die gute Idee, Herr Berkoff, einen Schweißapparat mit auf den Flug zu nehmen. Fragt sich nur noch, wo wir möglichst in der Nähe ein für unsere Zwecke geeignetes Plätzchen finden ..."

"Ja! Wo, Herr Professor?" meinte Berkoff und fuhr mit den Fingern suchend über die Karte.

"Gehen wir doch auf unsere Robinson-Insel", raunte Hein Eggerth ihm halblaut zu,.

"Ja, zum Teufel, Hein, die steht doch nicht auf der Karte", widersprach ihm Berkoff. "Hier an der Stelle müßte sie liegen, aber sie ist doch nicht da."

"Ist ja Quatsch, Georg! Wir sind doch beide auf ihr gewesen. Einen Augenblick mal, Vater", er zog den Professor mit sich auf den Gang hinaus.

"Warum so geheimnisvoll, Hein?" fragte der verwundert.

"Weil Dr. Schmidt nicht zu hören braucht, was ich dir zu sagen habe. Wir befinden uns ganz in der Nähe der Insel, auf der wir damals die beiden Amerikaner ausgesetzt haben ..." Professor Eggerth lächelte.

"Aha, ich begreife! Alte Sünden, von denen unser Freund Schmidt immer noch nichts wissen darf."

"Ganz recht, Vater. Diese Insel ist für unsere Zwecke wie geschaffen. Unbewohnt! Eine große ebene Wiese bietet einen vorzüglichen Landungsplatz ..."

"Gut, Hein! Da wollen wir landen."

"Gewiß, Vater ... aber ..."

"Was gibts dabei noch für ein Aber?" unterbrach ihn der Professor.

"Die Insel ist auf unseren Karten nicht eingetragen. Ich habe mit Berkoff schon vergeblich danach gesucht."

Professor Eggerth wiegte den Kopf nachdenklich hin und her. "Auf der Karte nicht eingetragen? Wie willst du sie dann finden?"

"Ich habe die Zahlen unserer damaligen Ortsbestimmung genau im Gedächtnis, und Berkoff weiß sie ebenfalls noch. Ein Irrtum ist ausgeschlossen."

"Dann wollen wir sie ansteuern. Die Hauptsache bleibt, dass ihr den genauen Ort kennt. Geh' in die Zentrale und laß den Kurs setzen. Bitte bei der Gelegenheit gleich Dr. Wille zu mir in den Mittelraum zu kommen."

Während Hein Eggerth nach vorn ging, kehrte der Professor in den Mittelraum zurück. Kurz darauf kam auch Dr. Wille, ein Wissenschaftler von gleicher Gründlichkeit und gleichem Ansehen wie Schmidt, aber sonst in fast allen Dingen das gerade Gegenteil des langen Doktors.

Ein reichliches Jahrzehnt hatten diese beiden Forscher früher zusammen gearbeitet. Groß und unbestreitbar waren die Erfolge, die sie besonders auf dem Gebiet des Erdmagnetismus in gemeinsamer Tätigkeit erreicht hatten, aber fast als ein Wunder mußte es gelten, dass sie sich bei ihren wissenschaftlichen Meinungsverschiedenheiten, die nur allzuhäufig in einen Streit auszuarten drohten, doch niemals ernstlich verkracht hatten. Dass dem so war, lag zweifellos weniger am langen Schmidt als an Dr. Wille, der es durch sein konziliantes Wesen immer wieder vermochte, ihre Debatten und Disputationen im entscheidenden Augenblick in ein ruhigeres Fahrwasser zurückzuleiten.

"Nun, Herr Kollege, was sagen Sie zu unserm Zwischenfall?" begrüßte Wille seinen alten Freund und Widersacher.

"Ich habe mich bereits darüber ausgesprochen", erwiderte der lange Schmidt säuerlich. "Wir sind zu hoch in die Stratosphäre gegangen. Es war nichts anderes zu erwarten."

"Aha, Kollege, Ihre alte Meteoritentheorie! Sie glauben ein verirrtes Steinchen aus dem Weltraum hätte 'St 25' leck geschlagen."

"Das meine ich in der Tat, Herr Doktor Wille", vertrat Schmidt seine Meinung.

"Ja, dann müßte aber eine Beule, irgendeine Eindellung am Schiffskörper sein. Die haben wir trotz sorgfältigen Untersuchens nicht feststellen können. Wir, das heißt Professor Eggerth und ich, vermuten eine andere Ursache für den Riss und haben uns auch bereits eine bestimmte Ansicht darüber gebildet."

"Ich muß trotzdem meine Hypothese aufrecht erhalten", widersprach Dr. Schmidt, und schon entwickelte sich zwischen den beiden gelehrten Häusern wieder eine jener Streitereien, die man seit langem an ihnen gewohnt war. Professor Eggerth ließ sie gewähren und wandte sich mit Berkoff der Seekarte auf dem Tisch zu.

"Es ist mir unbegreiflich, dass die Insel nicht eingetragen ist", meinte Berkoff. "Ein Stück Land von der Größe ist doch schließlich nicht zu übersehen."

"O doch, Herr Berkoff! Vergessen Sie nicht die endlose Weite der Südsee, in der die Inseln nur verlorene Punkte sind. Es ist wohl denkbar, dass manche von ihnen noch von keines Menschen Auge gesehen und von keines Menschen Fuß betreten wurden ..."

"Für unsere Insel kann das aber nicht zutreffen, Herr Professor. Wir sahen damals Ziegen und Tauben auf ihr; die müssen doch unbedingt einmal von einem Schiff dorthin gebracht worden sein."

"Zweifellos, mein lieber Herr Berkoff. Dass sie sich auf der Insel von selbst aus dem Urschleim gebildet haben, ist kaum anzunehmen." Professor Eggerth konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, während er fortfuhr, "aber die Vorfahren dieser Ziegen können schon vor hundert oder hundertfünfzig Jahren ausgesetzt worden sein, und in der Zwischenzeit ist die Insel längst wieder in Vergessenheit geraten. Übrigens meine Herren ...", er wandte sich an Wille und Schmidt, die ihren Disput gerade durch eine kurze Atempause unterbrachen, "das ist eine Tatsache, aus der man vielleicht einige nicht unwichtige juristische Schlüsse und Folgerungen ziehen könnte."

"Juristische Schlüsse, Herr Professor? Ich bin neugierig, was Sie folgern wollen", meinte Dr. Wille.

"Ich ziehe den einzig möglichen Schluß, Herr Doktor. Diese Insel ist, wie die Juristen sagen, eine 'res nullius', das heißt, eine Sache, die niemandem gehört. Der erste, der sie in Besitz nimmt, ist ihr rechtmäßiger Eigentümer."

"Theoretisch vielleicht, meine Herren ... aber praktisch? ..." Dr. Schmidt schüttelte halb zweifelnd, halb mißbilligend den Kopf. "Da würden am Ende doch wohl allerlei andere Leute kommen und unter Berufung auf ihre Interessensphären protestieren ... würden ältere Ansprüche geltend machen ... man weiß aus der Kolonialgeschichte zur Genüge, wie es in solchen Fällen zugeht. Vor hundert Jahren mag so etwas wohl noch möglich gewesen sein, aber in unserer Zeit halte ich es für ausgeschlossen. Sie werden mir darin Recht geben müssen."

Dr. Schmidt blickte die anderen Zustimmung heischend an.

"Ich glaube, Herr Kollege, dass Sie mit Ihrer Meinung Recht haben könnten", pflichtete ihm Dr. Wille nach kurzem Nachdenken bei.

"Wir streiten um des Kaisers Bart, meine Herren", meinte Professor Eggerth, "weder wir noch irgendwelche anderen Staaten haben an diesem weltverlassenen Flecken ein Interesse. Selbst wenn das Eiland bewohnt wäre, hätte es wenig Wert; es liegt viel zu weit abseits von den Kopralinien, die den Verkehr mit den größeren Inselgruppen vermitteln. Glauben Sie mir, es hat schon seine guten Gründe, dass sich bisher kein Liebhaber dafür gefunden hat."

Dr. Schmidt wollte noch einen Einwand machen, als Hein Eggerth in den Mittelraum zurückkam. "Geht alles in Ordnung, Hein?" fragte der Professor. "Ist das Land schon in Sicht?"

Er stockte, als er in das Gesicht seines Sohnes blickte, stutzte noch mehr, als der, ohne die Frage direkt zu beantworten, ihn bat, mit nach vorn in den Pilotenraum zu kommen.


* * * * *


Von Georg Berkoff und seinem Sohn gefolgt kam Professor Eggerth in den Pilotenraum, in dem große Kristallscheiben einen freien Ausblick nach vorn erlaubten. Mehr als zollstark war das Glas, um während des Fluges in der Stratosphäre den Überdruck im Schiffsinnern sicher aufzunehmen; aber so vollkommen farblos war es und so genau plan geschliffen, dass es die Sicht trotz seiner Stärke nicht behinderte.

Der Professor trat an das Mittelfenster heran. In endloser Weite dehnte sich vor seinen Blicken die See. Etwas dunkler gesättigter erschien ihr Blau jetzt als vorher aus der Höhe der Stratosphäre. Ungefähr 10 Kilometer voraus erhob sich die Silhouette einer Insel aus der Flut und gewann an Form und Farbe, während 'St 25' mit gedrosselten Motoren darauf zu flog. Noch betrachtete der Professor sie schweigend, als Bert Roege, der zweite Pilot des Flugschiffes, ein Blatt von seinem Schreibblock riss und es Hein Eggerth reichte.

"Die neue Ortsbestimmung, Hein." Der warf einen kurzen Blick darauf, sah die Zahlen und griff sich an die Stirn.

"Bei Gott, Georg. Nach der Ortsbestimmung muß sie es sein ... und doch ... es ist alles so anders."

Professor Eggerth wandte sich zu dem Sprechenden hin. "Was ist anders, Hein?" fragte er.

"Der Berg zur Linken, Vater. Damals lag dort ein bewaldetes Plateau, nach meiner Erinnerung kaum höher als 500 Meter. Anstatt dessen ragt jetzt ein mächtiger Bergkegel in die Höhe. Ohne Baum und Strauch, vollkommen kahl. Nach dem Besteck hier muß es ja unsere alte Insel sein, aber wiedererkannt hätte ich sie nicht, und Roege ging es ebenso wie mir. Auch er war im Zweifel. Deshalb bat ich dich in den Kommandoraum."

Während Hein Eggerth sprach, nickte der Professor ein paarmal leicht vor sich hin. Jetzt nahm er das Wort. "Ich kann es verstehen, Hein, dass ihr eure alte Insel nicht wiedererkennt. Es hat wohl in der Zwischenzeit hier einen Vulkanausbruch gegeben. Der neue Kegel dort ... ich schätze seine Höhe auf 2.000 Meter ... hat das Bild natürlich von Grund auf verändert. Allzulange kann der Ausbruch übrigens nicht zurückliegen, sonst müßten sich wenigstens Spuren einer Vegetation auf den Berghängen zeigen."

Er griff nach einem scharfen Glas, beobachtete den neuen Berg eine Weile und reichte es dann seinem Sohn, während er weiter sprach.

"Erloschen ist der Vulkan noch nicht. Durch das Glas kannst du einen schwachen Dunst über dem Gipfel bemerken. Hoffen wir, dass er Ruhe hält, bis wir unsern Schaden ausgebessert haben und uns wieder in die Stratosphäre zurückziehen können. Unsern Landeplatz wollen wir auf jeden Fall in einiger Entfernung von ihm wählen. Besser bewahrt als beklagt."

Während seiner letzten Worte waren auch Dr. Wille und Schmidt hinzugekommen und hatten die letzten Worte von Professor Eggerth noch gehört, Dr. Schmidt kniff die Lider zusammen, um schärfer sehen zu können und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin.

"Wie meinten Sie, Herr Ministerialrat?" fragte ihn Berkoff in der stillen Hoffnung, den langen Schmidt in Harnisch zu bringen und sich an ihm reiben zu können. Aber der war so mit seinen Gedanken beschäftigt, dass er die Frage überhörte. Er griff in die Tasche, zog ein Notizbuch heraus, blätterte darin, schien endlich gefunden zu haben, was er suchte, nickte ein paarmal für sich, während er Notizen überlas und steckte das Buch dann wieder fort. Berkoff wollte zum zweitenmal fragen, als Dr. Schmidt ihm zuvor kam.

"Selbstverständlich ist der Vulkan neu, Herr Berkoff. Er war noch nicht vorhanden, als Sie die Insel das letztemal besuchten." Kurz und knapp, nicht wie eine Frage, sondern wie eine Feststellung kamen die Worte von seinen Lippen. Ohne auf die bejahende Antwort Berkoffs zu achten, fuhr er zu Dr. Wille und Professor Eggerth gewandt fort: "Der Berg ist zwölf Wochen und drei Tage alt ..."

Der Professor blickte erstaunt auf. "Wie wollen Sie das so genau wissen, Herr Dr. Schmidt? Mein Sohn und Herr Berkoff waren vor ungefähr drei Jahren hier. Seitdem dürfte kein Mensch wieder die Insel betreten haben."

"Trotzdem bleibe ich bei meiner Behauptung, Herr Professor. Die Entstehung dieses Vulkans hängt zweifellos mit dem großen Seebeben vom 12. Februar dieses Jahres zusammen. Sie erinnern sich an den Bericht in der 'Geophysical Research', Herr Dr. Wille? Ich sandte Ihnen das betreffende Heft vor einigen Wochen zu."

"Gewiß, Herr Kollege", bestätigte Dr. Wille die Frage. "Ich habe den Bericht gelesen und zu meinen Akten genommen. Es war ein klassischer Beweis für die Atkinsonsche Theorie über die unterirdischen Zusammenhänge vulkanischer Tätigkeit."

"Eine grauenvolle Naturkatastrophe war es", Professor Eggerth sagte es mehr zu sich als zu den anderen, "über zehntausend und mehr Kilometer hin wurde damals unsere alte Erdrinde lebendig. Von den japanischen Inseln bis zu den Alpen Südamerikas hin begannen Vulkane, darunter auch welche, die man für längst erloschen hielt, wieder Asche und Flammen zu speien. In der Südsee hier ist in jenen kritischen Tagen wahrscheinlich manches Eiland in die Tiefe gesunken, vielleicht auch manches neue, von dem man heut noch nichts weiß, aus den Fluten emporgetaucht ...", er brach ab, um anzuhören, was die Herren Schmidt und Wille sich zu sagen hatten.

Wieder einmal waren die beiden in einen wissenschaftlichen Disput geraten. Dr. Wille verfocht die Theorie eines über Tausende von Kilometern zusammenhängenden feurig-flüssigen Magmas und konnte sich dabei auf die bei jenem letzten großen Seebeben an weit voneinander entfernten Orten gleichzeitig beobachteten Vulkanausbrüche stützen. Dr. Schmidt dagegen vertrat eine andere These, welche Vulkanausbrüche als rein lokale Ereignisse zu werten versucht. Nicht ohne Geschick holte er seine Gründe aus der Theorie der kontinentalen Verschiebungen, der zufolge Vulkane und Vulkanausbrüche immer nur dort auftreten, wo die treibenden Kontinentalschollen das plastische Magma vor sich her aus der Tiefe emporpressen, und als nebensächlich tat er den Einwand Wittes ab, dass einzelne Vulkane bei einem einzigen Ausbruch plötzlich Hunderte von Kubikkilometern glutflüssiger Lava ausgespien hätten. Vielleicht hätte dieser Disput der beiden Forscher noch länger gedauert, wenn die Notwendigkeit, jetzt einen passenden Landungsplatz für 'St 25' zu suchen, ihm nicht ein Ende bereitet hätte.

Schon hatten sich die großen Klappen im Oberteil des Schiffsrumpfes zurückgeschoben, schon reckten sich die gewaltigen Hubschrauben empor und begannen schnell und immer schneller zu rotieren. Nun hing das Gewicht des Flugschiffes sicher an ihnen, und nur noch ganz langsam trieb der glänzende Metallbau durch die Luft dahin. Schon überschritt er die Küstenlinie und stand über dem Lande.

Hein Eggerth deutete nach Steuerbord, wo sich vom Strand aus eine ebene Wiese ziemlich weit landeinwärts erstreckte und schlug vor, dort niederzugehen. Professor Eggerth nickte.

"Der Platz scheint gut zu sein, Hein. Wir wollen ihn für unsere Landung ins Auge fassen, aber erst möchte ich mir den neuen Vulkan aus der Nähe ansehen."

Er gab Bert Roege, der wieder das Steuer genommen hatte, eine Weisung. Etwas kräftiger trommelten die Propellermotoren, ein wenig schneller schwebte das Schiff auf einem etwas veränderten Kurs dahin. Immer näher kam es dem Vulkankegel. Deutlich war jetzt zu erkennen, dass die Hänge des Berges aus feiner Asche und gröberen Brocken eines tiefbraunen lavaähnlichen Gesteins bestanden. Unverkennbar war jetzt auch eine zitternde Dunstwolke über der Kegelspitze.

Ein neues Kommando gab der Professor, und kräftiger arbeiteten die Hubschrauben und rissen das Schiff weiter empor, so dass es über die Höhe der Wolke hinaus kam. Und dann trieb es über den Kraterrand dahin.

Ein Anblick bot sich den Männern in 'St 25', der ihnen für Minuten die Sprache verschlug. Hell weißglühend und brodelnd stand ein Lavasee im Kraterinneren. Wie von leichten Stößen bewegt wogte die feurige Masse ständig auf und nieder. An das Atmen eines schlafenden Riesen erinnerte die Bewegung. 'Wehe, wenn dieser Riese erwacht', war der Gedanke, der alle beseelte, während 'St 25' den Krater überflog und langsam nach der anderen Seite hin abtrieb. Der neue Vulkan war weit davon entfernt, erloschen zu sein. Das hatte die kurze Beobachtung zur Genüge gezeigt.

"Wir wollen landen", die Stimme des Professors brach das Schweigen, "auf dem Platz, Hein, den wir dafür in Aussicht genommen hatten."

In mäßiger Fahrt schob sich 'St 25' von dem verdächtigen Berge fort und folgte der Uferlinie einige Kilometer in westlicher Richtung. Ein Hebelgriff und die Propellermotoren standen still. Eine zweite Hebelbewegung und auch die Hubschrauben verlangsamten ihren Lauf. Ganz allmählich sank das Schiff nach unten, bis es leicht und stoßfrei auf schwellendem grünen Rasen aufsetzte.

Verschraubungen wurden gelöst, Türflügel geöffnet. Treppen und Leitern aus blinkendem Leichtmetall herausgeschoben. Froh, sich nach so langem Flug einmal wieder die Beine auf festem Land vertreten zu können, schickte die Besatzung sich an, das Schiff zu verlassen, als Professor Eggerth dazwischen trat. Mit etwas betrübter Miene fügte sich Bert Roege seiner Anordnung, mit zwei Maschinisten als Bordwache zurückzubleiben und die Hubschrauben in ständiger Startbereitschaft zu halten. Er hätte sich lieber draußen ins Gras gelegt. Erst als Professor Eggerth zu ihm sagte: "Das Wohl und Wehe von uns allen hängt von Ihrer Wachsamkeit und Bereitschaft ab, Herr Roege", fügte er sich.

"Ihr anderen", wandte sich Professor Eggerth weiter an seinen Sohn und Berkoff, "macht euch an die Reparatur. Sie, Herr Schmieden, sind dabei behilflich. Sehen Sie zu, dass Sie möglichst bald damit klar kommen. Soviel ich gesehen habe, wird sich der Riss ohne Schwierigkeit schweißen lassen."

"Ja, dann wollen wir mal, Georg!" sagte Hein Eggerth zu Berkoff. Gemeinsam steckten sie aus Leichtmetallrohren gefertigte Leiterstücke zu zwei längeren Leitern zusammen und lehnten diese gegen das vordere Drittel des Flugschiffkörpers, wo die Zylinder der Kompressormotoren durch die Schiffswandung ins Freie traten.

"Habt ihr die Stelle?" fragte Professor Eggerth, als die beiden oben standen.

"Jawohl, Vater. Ist ein tüchtiger Riss, reichlich einen halben Meter lang. Kein Wunder, dass der Innendruck in 'St 25' sofort abfiel. Ist wieder die gleiche Stelle, mit der wir schon einmal Schwierigkeiten hatten. Wir werden klarstellen müssen, was die Ursache ist. Berkoff führt es auf Ermüdungserscheinungen des Metalles durch die Motorschwingungen zurück. Ich denke, es können auch Wärmespannungen gewesen sein."

"Du hast recht, Hein. Das wird noch gründlich untersucht werden müssen", stimmte ihm der Professor bei, während er sein Notizbuch herauszog. Dort hatte er den Riss, soweit er sich während des Fluges von innen feststellen ließ, bereits aufgezeichnet, und die in der Nähe befindlichen Motorenteile skizziert. Jetzt fügte er noch einige Notizen hinzu und steckte das Buch wieder in die Tasche.

"Macht euch mit den Schweißapparaten darüber her", fuhr er fort ... "Zu Hause im Werk werden wir weiter sehen, was zu tun ist."

Während am Rumpf von 'St 25' die Blaubrenner des Schweißapparates zu zischen begannen, wandte sich Professor Eggerth um und ging über die Wiese zu Dr. Wille und Schmidt, die er in einiger Entfernung lebhaft miteinander debattierend und gestikulierend stehen sah. Schon von weitem fing er einige Brocken ihrer Unterhaltung auf. Sie waren schon wieder in eine Debatte über die verschiedenen Theorien des Vulkanismus verwickelt. 'Unverbesserliche Streithähne' dachte er, während er näher trat.

"Meine Herren, Sie glauben alles zu wissen", mischte er sich in ihre Unterhaltung, "und ich sage Ihnen, wir wissen gar nichts oder doch wenigstens so gut wie gar nichts über die wirklichen Vorgänge bei den vulkanischen Erscheinungen."