Zum dritten Mal bat das Auswärtige Amt Kinder und Jugendliche, ihre Gedanken und Geschichten aufzuschreiben.
Junge Menschen aus der ganzen Welt folgten dem Aufruf und schickten ihre Kurzgeschichten, Tagebucheinträge, Gedichte und Aufsätze. Die Geschichten geben einen einzigartigen Einblick in die Alltags- und Gedankenwelt der jungen Menschen und ihre Sicht auf Europa: Was bedeutet Europa für sie? Wie gehen sie mit den aktuellen Geschehnissen um? Was erwarten sie von Europa jetzt und in der Zukunft?
Du, ich – wir sind Europa
Herausgegeben vom Auswärtigen Amt
Mit einem Vorwort von Eckart von Hirschhausen
Inhaltsübersicht
Informationen zum Buch
Vorwort
Autorinnen und Autoren bis 9 Jahre
Elfchen
Lisa und Leila
Der Frieden
Wie viel Europäische Union steckt in Ihrem Leben?
Jamilas Traum von der Flucht nach Europa
Europa, Europa
Eine Reise durch Europa
Die Suche
Europa-Elfchen
Europa von innen und außen gesehen
Mein Europa
Das ist Europa
Europa, so wie wir darüber denken
Eine Maus auf Reisen
Die Drachen
Autorinnen und Autoren im Alter von 10 bis 13 Jahren
Europa – Zentrum der modernen Welt
Über Europa
Urlaub in Europa
Meine Freundin Anthi
Neuland
O Europa
Auf nach Europa?
Die Revolution – 2877
Mein Leben im Jahr 2025
Das ist Europa
Zwei Mal Geschenke
Was ist Europa für mich?
Auf nach Europa
Einmal durch Europa, bitte!
Mit der besten Freundin quer durch Europa
Die Malerin
Vier Jahre im Orient
Zukunft
Gegenseitig helfen
Vorfreude
Europa – kein Projekt auf Probezeit
Freundinnen
Europa ist sehr bedeutend
Über Europa
Leyla
Unser Europa
Es war einmal ein Opa
Europa hat keine Grenzen
Fernweh
Du, ich – »Wir«?
Europa für mich
Reise in die Vergangenheit
Die Ukraine und Europa
Marina und Leyla im Einsatz für Europa
Reise durch Europa
Europa, der coolste Kontinent der Welt
Den richtigen Weg auswählen
Wir sind die EU
Wie alle können Europa sein
Drei Perspektiven
Europa, ein neues Leben?
Die Idee Europas
Vereint in Europa
Zusammen, Europa
Europa, meine Großeltern, meine Eltern und ich
Mein Urlaub auf Teneriffa
Die Zeichen der Vielfalt
Eine hellere Zukunft
Jeder Mensch braucht Glück
Campingurlaub in Frankreich
Mein Europa
Autorinnen und Autoren im Alter von 14 bis 17 Jahren
Wir alle sind Europa
Europa ist mein Traum
Europa bedeutet Freiheit
Europa ist Vielfalt
Europa: der Superkontinent
Europa soll helfen
Gleich und doch unterschiedlich
Europa – Kraftimpuls in der Welt
Mein Europa, dein Europa – UNSER Europa
Ich bin Europa!
Eine Reise nach Europa
Das europäische Friedensprojekt
Mein erster Tag
Die Dame Europa
Ein Teil Deutschlands in meiner Heimatstadt
Ich liebe Europäer!
Was ist Europa?
Zusammengehörigkeit
Europäische Kultur
Vielfalt und Einigkeit in Europa
Wir sind so sehr Europäer, wie wir Inder sind
Endloses Band
Vanilleeisesser
Europa – nicht nur ein Wort
Das ausgetüftelte Metrosystem in Moskau
Grenzenlos
Meine Geschichte über Europa
Mein Europa
Ein Chatverlauf bei WhatsApp
Aus der Geschichte lernen
Die Moskauer Metro – Verbindung von Pracht und Funktion
»Park Patriot«
Blühendes Europa
Stilles
Heimat
Europa lebt in unserem Herz
Ich lebe in Europa
Was ist Europa?
Die Familie Europa
Polizeiaufgebot
Warum lernst du Deutsch?
Auf Seite 92
Schöne Reise nach Europa
Griechenland als Teil der EU: Warum ist es ein Vorteil? Griechische Schüler sagen ihre Meinung
Europa – ein Wort, sechs Buchstaben
In Europa willkommen
Europa und Afrika
Wo ist die Lösung verborgen?
Meine Wünsche für Europa
Massenmetropole Moskau – trotz 15 Millionen Menschen geschmeidig und sauber
Love whomever you want
Europabrücke
Europa – ein Kontinent der Zukunft
Die Wiege der Kultur
»Schöner wohnen« in Deutschland?
Einfache Frage, einfache Antwort
Wir
Die Melodie
Mondlicht
Das bunte Gesicht Europas
Die Zukunft Europas
Europa
Kursfahrt »Rumänien«
Gyzzaflapastiellabullarpiz
Der Traum der Europa
Europa
Ich fühle mich als Europäerin
Reisetagebuch von Lillie Thompson
Eine Reise, die alles verändert
Europa ist eine Reise wert
Europa soll florieren
Ein Brief an meine deutsche Freundin
Für ein Europa ohne Angst
Eine lange Reise und ein steiniger Weg
Europa – kein Märchen
Einigkeit macht stark
Fußball verbindet Europa
Unsere Zukunft liegt in unseren Händen
Europa – für ein besseres Morgen
Die drei Riesen und die zwölf Sterne
Mutter Europa
Europa hat alles, was eine Person braucht
Die Frau im Karton
Eguisheim, ein 1000 Jahre altes Dorf
Europa
Freude, schöner Götterfunken
Europa – ein Zeichen für Frieden und Zusammenhalt
Ich liebe die einzigartige Vielfalt von Europa
Alle sollen gleichberechtigt sein
Du, ich – weit in Europa
Tagebuch eines Reisenden
Ich bin Europäer
Das Wiedersehen
Europa – eine Geschichte
Das ist die EU
Ode an Europa
Sechs Tage in Finnland – ein Reisebericht
Mein Freund Chinmay
Was ist Europa?
Sicher und frei
Du, ich – wir waren Europa
Europa – die Fäden der Freundschaft
Stacheldraht und Regenschirm
Europa – nicht nur ein Kontinent!
Europa ist wichtig für die moderne Welt
»ПОСЛЕДНИЙ ЗВОНОК« – Das letzte Klingeln
Hast du das gewusst?
Altes Europa – neues Zuhause
We stand together
Impressum
Liebe Mit-Europäer,
danke für Eure wunderbaren Beiträge! Es freut mich, dass so viele von Euch dem Aufruf gefolgt sind, mit Gedichten, Berichten, Reportagen und Träumen auszudrücken, was Europa für Euch ist, was es zusammenhält, was es auseinandertreibt und wie ihr eure Zukunft seht.
Allen, die diese Sammlung in die Hand bekommen, wünsche ich viele Perspektiven und Impulse.
Besonders gefreut habe ich mich über ein Gedicht aus Estland, denn da kommt meine Familie her. In Zeiten, in denen viele Menschen zu uns kommen, weil sie ihre Heimat verloren haben, finde ich es wichtig, daran zu erinnern, wie viele Menschen in den vergangenen 60 Jahren bei uns Heimat gefunden haben. Seht ihr, jetzt sage ich schon »bei uns«. Für meine Großeltern und meine Eltern war »Heimat« immer woanders. Ich bin kein Flüchtlingskind, aber Flüchtlingsenkel. Genauer gesagt: Kind zweier Geflüchteter. Meine Großeltern und meine beiden Eltern sind noch in Estland geboren, wo beide Familien über Jahrhunderte ansässig waren. Sie waren Deutschbalten, kamen nach Umsiedlung und Flucht nach Baden-Württemberg, wo die Kenntnis des Hochdeutschen auch nicht immer von Vorteil war. 1945 war man froh, wenn man den Weltkrieg überlebt hatte. So wie viele heute froh sind, dem Krieg in Syrien und anderswo lebend entkommen zu sein. Nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich. Und mir ist auch klar, dass es viele Unterschiede zu damals gibt. Aber was half meiner Familie hier, neue Wurzeln zu schlagen? Der Zugang zu Bildung! Meine Eltern durften für umsonst in die Schule. Eine Zeitlang barfuß, um die Schuhe nicht abzunutzen und die Hefte wurden am Ende des Schuljahres ausradiert, weil kein Geld da war für ein neues. Solche Erinnerungen lassen sich nicht ausradieren.
Und so lange ist das alles gar nicht her. Das Gefühl, entwurzelt zu sein, überträgt sich über mindestens eine Generation. Mein Vater bekam ein Stipendium von wenigen D-Mark, lernte beim Studium meine Mutter kennen und sie bekamen vier Kinder zusammen. Wir Geschwister haben alle eine Ausbildung, eine Arbeit und zahlen Steuern.
Die »Investition« in die Bildung der Neuankömmlinge hat sich also nach einer, spätestens nach zwei Generationen für unsere Gesellschaft viele Tausend Mal vielfach gelohnt. Und auch wenn ich dagegen bin, Menschen nach ökonomischem Nutzen zu beurteilen, möchte ich daran erinnern: Es tut uns selber gut, allen, die willens und in der Lage sind, Teil dieser offenen, demokratischen und freien Gesellschaft zu werden, diese Chance zu bieten. Auch wenn das Geduld und manche Rückschläge bedeutet. Ich lebe sehr gerne in Deutschland. Ich bin viel gereist, habe es geliebt mit Interrail quer durch Europa zu fahren, nachts von London bis Lissabon, nicht aus alfabetischen Gründen, sondern um das Geld für eine Übernachtung zu sparen. Obwohl ich ziemlich viele Länder kenne, kenne ich kein Land, in dem ich lieber wäre als in Deutschland als Teil von einem vereinigten Europa. Mark Twain sagte sehr treffend: »Nichts ist gefährlicher als die Weltanschauung der Menschen, die die Welt nie angeschaut haben.«
Die am lautesten Heimat schreien und meinen, diese verteidigen zu müssen, haben oft nicht weit über den eigenen Tellerrand geschaut. Und auch nie erlebt, dass der eigene Teller leer ist. Es gibt einige Rechts- und Linksextreme in vielen Ländern Europas, auch in Deutschland, die von Demokratie, Gewaltenteilung und Europa nicht viel halten und gerne laut sagen, was sie denken. Das ist ja Teil der Demokratie, dass jeder sagen darf, was er denkt, egal wie lange er nachgedacht hat. Als Medienmensch ärgert mich aber diese Verzerrung, dass wir über die Lauten so viel mehr berichten als über die Lauteren, über die Rechten mehr als über die Aufrechten, über die Feinde der Demokratie so viel mehr als über die gelungenen Projekte und die überwiegende Mehrheit der Menschen, die gerne in Frieden miteinander leben. Wir können so froh sein, in einem Land zu leben mit so vielen Freiheiten wie praktisch nirgendwo sonst. Wo jeder an das glauben darf, was er will, und lieben darf, wen er will. Und man nicht wie in vielen Ländern der Erde für einen Witz hinter Gitter kommen kann. Egal ob er gut war oder nicht. Ich liebe es, als Künstler auf die Bühne zu gehen, und sagen zu können, was ich denke. Das ist alles andere als selbstverständlich. Mein »Heimat-Sender« ist der Westdeutsche Rundfunk. Wir haben ARD, ZDF, 3sat, Arte, Deutschlandfunk, Deutschlandradio, freies öffentlich-rechtliches Fernsehen und Radio. Klar kommt da viel Krimi und Quatsch. Aber auch mehr Gutes, Kritisches und Sinnstiftendes als in jedem anderen Land, bei dem ich im Urlaub durch die Kanäle gezappt bin. Ok, BBC ist teilweise besser, hat aber den Brexit auch nicht verhindert. Wenn populistische Parteien versprechen, als erstes eine unabhängige Berichterstattung beschneiden zu wollen, ist das allein schon Grund genug für mich, die auf keinen Fall zu wählen. Demokratie ist bisweilen schwer auszuhalten, aber das Beste, was uns in Europa in den vergangenen 100 Jahren passiert ist. Demokratie ist nicht die blinde Herrschaft der Mehrheit, sondern die gesetzlich geschützte Möglichkeit, nach festen Spielregeln eine Regierung gewaltfrei abzuwählen und durch eine neue zu ersetzen. Gab es nicht immer. Und auch heute nicht für viele Teile der Welt.
Demokratie ist kein Zuschauersport. Die größte Gefahr für die Demokratie ist, sie für selbstverständlich zu halten. Setzt Euch für unser Gemeinwesen ein, sonst übernehmen das andere. Jede Generation braucht wieder gute Gründe, an Europa zu glauben, an Versammlungsfreiheit, Meinungsfreiheit und freie Presse und unveräußerliche Menschenrechte. Mensch – jetzt klinge ich wie mein eigener Opa. Das habe ich nicht gewollt.
Ich wollte eigentlich nur sagen: ich glaub an Euch. Ich vertraue Euch, dass ihr nach allem was hier an Ideen versammelt ist, das gut hinbekommt. Und das einzige, was man der Jugend ernsthaft vorwerfen kann ist: nicht mehr dazuzugehören!
In diesem Sinne, haltet die Augen, Ohren und Grenzen offen,
Euer Schirmherr 2017
Eckart von Hirschhausen
schwarzrotgold
unser Deutschland
alle spielen Fußball
ich mag alle Länder
super
Jelica Ramadani, 9 Jahre, Kroatien
russisch
das Russland
es ist alt
ich finde Russland gigantisch
wow
Ben Müller, 8 Jahre, Deutschland
freundlich
das Deutschland
es gibt Frieden
ich lebe in Deutschland
schön
Junior Azgiebe Udoh, 9 Jahre, Afrika
heiß
mein Serbien
wir tanzen dort
es gibt freie Hunde
fern
Larissa Salihi, 9 Jahre, Kosovo
bosnisch
schwere Sprache
ich spreche deutsch
wir besuchen Oma Opa
schön
Enis Aljustic, 9 Jahre, Bosnien
friedlich
ruhiges Deutschland
wird nicht geschossen
ich wohne in Deutschland
gut
Manizha Wafa, 11 Jahre, Afghanistan
kalt
die Berge
sie sind spitz
ich finde Österreich toll
schön
Leonie Jäger, 9 Jahre, Russland
weg
lange Reise
durch viele Länder
Pferde laufen neben Autos
anders
Mara Potop, 9 Jahre, Moldawien
nah
flaches Holland
ganz viel Wasser
wir spielen am Strand
toll
Yasmina Berbers, 9 Jahre, Deutschland
groß
gutes Deutschland
Europa ist schön
in Deutschland gibt’s Essen
YamYam
Mosallam Akalas, 10 Jahre, Syrien
polnisch
Papa Mama
rot-weiße Flagge
ich bin ein Pole
deutsch
Maksymilian Chrzanowski, 9 Jahre, Polen
Italien
die Pizza
die Pizza schmeckt
ich finde Pizza toll
lecker
Julia Arendt, 10 Jahre, Deutschland
heiß
Land Spanien
es ist heiß
ich trinke sehr viel
sonnig
Jason Hoffmaann, 9 Jahre, China
Lisa
Ich heiße Lisa, bin 9 Jahre alt und gehe in die Klasse 3a. Unsere Lehrerin, Frau Schmidt, hat vor ein paar Tagen gesagt: »Demnächst kommt ein Flüchtlingskind in unsere Klasse.«
Ich war gespannt, ob es ein Mädchen oder ein Junge werden würde.
Endlich war es so weit. Ein Mädchen mit schwarzen langen Haaren stand vor uns.
Schmidti sagte: »Das ist Leila aus Aleppo. Setz dich am besten neben Lisa. Lisa melde dich bitte, damit Leila weiß, wo sie sich hinsetzen soll.«
Tim rief laut in die Klasse: »Neben Lisa ist doch der einzige freie Platz, da muss man ja blind sein, um das nicht zu sehen.«
»Danke für deinen Beitrag«, sagte Frau Schmidt gereizt.
Leila kam langsam auf mich zu.
»Hallo«, sagte ich vorsichtig. Erst guckte Leila mich nur an, dann erwiderte sie meinen Gruß. Doch da sagte Schmidti auch schon: »Nehmt bitte eure Sprachbücher raus, für dich habe ich noch kein Buch, aber du kannst bei Lisa mit reingucken«, sagte sie an Leila gewandt.
Ich legte mein Buch so in die Mitte, dass wir beide hineingucken konnten. Leila guckte mich fünf Minuten lang an, dann erst schaute sie in das offene Buch, das vor ihr lag. Nach einer halben Stunde sagte Schmidti: »So, das war es für heute, packt jetzt eure Sachen ein, na los!«
Leila war die Letzte in der Klasse. Ich hörte gerade noch, wie Frau Schmidt zu Leila sagte: »Gewöhn dich erst einmal ein. Ich bin sicher, deine Mitschüler werden Freunde von dir.«
Ich glaubte, dass Leila nichts verstanden hatte. Doch plötzlich nickte Leila und kam zu mir.
Leila
Eines Tages saß meine Mama auf der Bettkante, sie sagte zu mir: »Leila, steh auf! Du musst in die Schule!«
Da schreckte ich auf und rief: »Heute? In die Schule?«
»Ja, ich habe dich dort angemeldet. Du wirst so lange dort hingehen, bis wir zurück nach Syrien gehen können.Vielleicht bis zum Schulabschluss. Zieh dich jetzt an, sonst kommst du noch zu spät zur Schule.«
Ich konnte es einfach nicht fassen. Kaum waren wir am Ziel, da musste ich auch noch in die Schule. Ob es mir dort gefallen würde? Ich stand ganz langsam auf, zog mich an und aß mein Frühstück. Als ich auf die Uhr schaute, zuckte ich zusammen. Es war schon kurz vor acht. Ich holte meine Jacke und meine Schuhe und rannte, so schnell ich konnte.
Am nächsten Tag wurde es noch später. Ich stürmte in die Klasse. Eine große, schlanke Frau sah mich streng über den Rand ihrer Brille an. Sie sagte: »Du störst den Mathematikunterricht.«
Ich ging mit gesenktem Kopf zu meinem neuen Platz, Lisa flüsterte: »Das ist Frau Müller. Sie ist eine der strengsten Lehrerinnen der Schule.«
Ich konnte das gut nachvollziehen, denn sie sah viel strenger aus als Frau Schmidt. Ich flüsterte Lisa zu: »Kann ich mit in dein Buch schauen?«
Da sagte die Mathelehrerin: »Ich dulde keine Schülerinnen, die quatschen!«
»Aber«, fing ich an.
»Nein! Kein aber! Ich bin die Lehrerin und nicht du!«, entgegnete sie.
Beiläufig sagte sie: »Ich habe dich noch nie in meinem Unterricht gesehen. Wie kommt es, dass dies heute das erste Mal ist?«
»Ähm«, sagte ich.
»Ich warte auf eine Antwort!«
»Ähm«, fing ich wieder an.
Lisa sagte: »Das ist Leila. Sie kommt aus Syrien und ist seit gestern in unserer Klasse!«
Frau Müller unterbrach sie und sagte: »Ich habe nicht dich gefragt, Lisa!«
Dann wandte sie sich wieder zu mir: »Oh, das hatte ich ja gar nicht gewusst. Hätte man mir das nicht vorher sagen können?«, sagte sie in einem höhnischen Ton.
In meinem Bauch begann eine große Welle Wut hochzukommen, dass ich sie hätte anschreien können. Die Lehrerin, die Mathematik unterrichtet, hat uns fünf Seiten aufgegeben.
Im Musikunterricht sangen wir ein syrisches Lied, da war ich die Beste und ging später mit einem Lächeln nach Hause.
Als ich durch das Küchenfenster guckte, sah ich meine Mutter weinend am Küchentisch sitzen. Ich ging mit einem komischen Gefühl im Bauch ins Haus.
»Du weinst doch fast nie«, sagte ich.
Meine Mama sagte dann schnell: »Ich weine doch gar nicht!«
Da sah ich, dass ihr eine dicke Träne über die Wange kullerte.
»Jetzt sag schon, was ist los?«, fragte ich. »Ist Opa etwa tot? Oder …?«
Mama unterbrach mich und sagte: »Geh sofort ins Zimmer, ab Marsch!«
Langsam ging ich ins Zimmer und legte mich aufs Bett. Ich musste die ganze Zeit an Mama denken. Wieso weinte sie?
Lisa
Am nächsten Morgen schaute ich auf die Uhr und sah, dass es schon fünf vor acht war. Ich zog mich so schnell wie möglich an, aß mein Frühstück und rannte zum Bus. Der Bus fuhr vor meiner Nase weg. Jetzt musste ich auch noch zur Schule laufen. Es war schon halb neun, als ich endlich da war.
»Scheiße, jetzt bin ich richtig zu spät.«
Zum Glück hatten wir in der ersten Stunde Schmidti. Außer Atem entschuldigte ich mich bei ihr. Schmidti sagte zu mir: »Lisa, geh jetzt zu deinem Platz.«
Leila sah mich fragend an. Ich legte mein Deutschbuch wieder in die Mitte des Tisches. Das Thema war die wörtliche Rede.
In der nächsten Stunde hatten wir Sport. Leila sollte ihr Kopftuch abnehmen, sie weigerte sich.
Herr Meier sagte: »Wenn du dein Kopftuch nicht abnimmst, dann kannst du nicht am Sportunterricht teilnehmen.«
Leila funkelte Herrn Meier an, dann beschimpfte sie ihn auf Arabisch und stapfte mit wütendem Blick zur Bank.
Herr Meier sah sie fragend an. Wir mussten drei Runden um den Sportplatz laufen. Ich beneidete Leila, weil sie die drei Runden nicht laufen musste. Bestimmt ärgerte sie sich über Herrn Meier, da sie nicht mitmachen durfte.
Leila
Ich wachte früh am Morgen auf, guckte aus dem Fenster und sah, dass es noch stockduster war. Ich drehte mich um und versuchte weiterzuschlafen. Doch ich musste wieder an den Abend zuvor denken, als meine Mutter weinend am Küchentisch gesessen hatte. Ich hatte immer noch das merkwürdige Gefühl im Bauch.
Lisa
Ich wollte mit Schmidti reden und fand sie im Lehrerzimmer.
»Wann hat Leila eigentlich Geburtstag?«, fragte ich.
»Offiziell haben alle syrischen Flüchtlinge das gleiche Datum, nämlich den 1.1., aber Leilas Mutter hat mir den 14. Juni genannt.«
In der nächsten Stunde hatten wir eine Lesestunde bei der Lesepatin Frau Ernst. Wir lasen abwechselnd in einem Freundschaftsbuch. Zum Abschluss der Lesestunde gab uns Frau Ernst ein Schokobonbon.
Am folgenden Tag war Wandertag und ich stand voller Freude auf. Dann rannte ich zum Frühstückstisch und aß schnell mein Müsli. Danach packte ich zwei Badeanzüge ein und rannte zum Bus. Zum Glück hatte ich den Bus heute nicht verpasst. Ich stieg ein und war schon um kurz vor 8 Uhr in der Schule. Leila war auch schon da. Ich gab ihr meinen Badeanzug und ein Handtuch für den Ausflug. Leila freute sich und bedankte sich mit einem Lächeln.
Als wir am See ankamen, durften wir alle hineinspringen. Leila stand am Rand und traute sich nicht ins Wasser, da sie nicht schwimmen konnte. Das hatte ich total vergessen. Sie ging nur mit ihren Füßen ins Wasser.
Leila
Ich wachte früh am Morgen auf. Ich hatte Geburtstag!!! Jetzt war ich 9 Jahre alt. Mama kam mit einem Tablett ins Zimmer. Darauf stand ein kleiner Schokoladenkuchen. Mama gab mir einen Kuss und sagte: »Steh schnell auf, du hast noch zwei Geschenke.«
»Von wem ist dieser Umschlag?«, fragte ich Mama.
Auf Mamas Gesicht breitete sich ein geheimnisvolles Lächeln aus: »Das ist ein gemeinsames Geschenk von Lisas Eltern und mir.«
Ich nahm den Umschlag und öffnete ihn. Es war ein hellblauer Zettel, auf dem ein Stempel gedruckt war. In schwarzer Schrift stand BBB drauf.
Mama sagte: »Das ist ein Gutschein für einen Schwimmkurs der Berliner Bäderbetriebe. Erinnerst du dich noch daran, als ich vor ein paar Tagen so traurig war? Ich habe Syrien und unser Haus so vermisst und mich hier so fremd gefühlt. Ich war so verzweifelt, dass ich nicht einmal mit dir darüber reden konnte. Ich habe viel nachgedacht, und mir wurde klar, dass wir uns langsam eingewöhnen müssen, um uns hier nicht mehr so fremd zu fühlen. Ich habe Lisas Mutter beim Einkauf getroffen, und wir stellten fest, dass wir beide ein bisschen Französisch können. Lisas Mutter erzählte, wie wichtig es ist, schwimmen zu können. Sie hat in der Zeitung gelesen, dass es jetzt Extrakurse für geflüchtete Kinder gibt. Das ist doch ein tolles Geschenk, um sich hier einzuleben.«
Das fand ich auch und überlegte mit Mama zusammen, wo wir einen schönen Badeanzug kaufen könnten.
Grietje du Maire, 9 Jahre, Charlotte Hinrichs, 9 Jahre, Marlene Neubacher, 9 Jahre, Deutschland
Es war einmal ein armer Mann, der Djego hieß. Er wohnte im antiken Gebäude Stoneage. Eines Tages ging Djego gerade mit Lolla, seinem Hund, spazieren, als er an einem Plakat vorbeikam. Darauf stand: Viele Jahre lang ist das Gebäude St. Francesco erhalten worden, aber es wird vermutlich bald zerstört werden. Grund ist der Krieg, der hier seit einem Monat zwischen Deutschland und Frankreich herrscht.
Plötzlich war Djego viel gehetzter als sonst. Denn die Kirche St. Francesco war sein Lieblingsplatz. Er rannte zu St. Francesco und sah den Krieg schon von Weitem. Er blieb lieber außer Sichtweite und dachte nach, wie er den Krieg beenden könnte. Und dann hatte er eine gute Idee: Er bastelte bis in den Abend hinein und dann war er fertig. Seine Idee war, zwei Fahnen zu basteln. Eine blaue mit gelben Sternen, die stand für Europa, und eine weiße für den Frieden. Damit wollte er allen zeigen, dass Europa Frieden schließen muss.
Und tatsächlich, es funktionierte. Der Krieg hörte auf.
Vor Freude jubelte Djego: »Juchhu!«
Und Lolla bellte fröhlich mit.
Emilia Hansako, 8 Jahre, Italien
Ob Sie essen, Fernsehen schauen oder sich anziehen, fast immer tun Sie es mithilfe der Europäischen Union. Gehen wir mal davon aus, dass Sie früh am Morgen frühstücken: Falls Sie zum Beispiel ein Croissant essen, kommt die Ware meist von einer französischen Firma oder sogar direkt aus Frankreich, und wenn Sie sich Nutella daraufschmieren, dann kommen die Nüsse wahrscheinlich aus der Türkei, kein Mitglied der Europäischen Union, aber Antragsteller einer Mitgliedschaft; und der Hersteller Ferrero kommt aus Italien. Beim Mittagessen verspeisen Sie vermutlich Spaghetti oder Pizza, wahrscheinlich vom Italiener. Wie wäre es mit einem leckeren Abendbrotsandwich? Da sollten Sie sich aus dem Englandurlaub eine Packung Sandwichbrot mitbringen und über Holland fahren, um noch schnell Ihren Lieblingskäse einzukaufen.
Kommen wir nun zum nächsten Punkt: Urlaub. Falls Sie in Ihrer Freizeit verreisen, werden Sie sehen, was die Europäische Union Ihnen bieten kann: Fast überall können Sie mit dem Euro bezahlen, wenn Sie eine deutsche Krankenkarte haben, wird die in den meisten anderen EU-Ländern akzeptiert, und ohne besondere Vorfälle kommen Sie meist ohne Kontrollen über die Grenzen.
Das Klima auf unserem Erdball wird schlechter, denn Menschen stoßen immer mehr Abgase aus. Die Sonnenstrahlen kommen zwar durch die Ozonschicht, aber nicht wieder hinaus. Die Wärme sammelt sich auf der Erde und es wird heißer. Die Folgen sind: Hochwasser, kein Regen oder auch schmelzende Eisberge. Damit es nicht so weitergeht, gibt es den Klimavertrag, bei dem viele EU-Länder mitmachen.
In der Schule oder auf der Arbeit sehen Sie Menschen aus anderen EU-Ländern. Der Vorteil: Sie können einfach in ein anderes EU-Land ziehen und dort ohne Probleme arbeiten und wohnen, wenn Sie aber in China wohnen und nach Spanien umziehen wollen, bräuchten Sie erst einmal eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis. Ein weiterer Vorteil in der Europäischen Union.
Doch die Europäische Union hat noch mehr Vorteile, das weiß auch Max: Er ist 9 Jahre alt und wohnt in Fürth. Doch sein Vater, Constantin, wechselt die Arbeit und deswegen müssen sie umziehen. Die neue Arbeit ist in Paris. Er wird im Louvre, das ist ein französisches Museum, arbeiten. Doch sie haben Glück, denn Frankreich liegt in der Europäischen Union.
Am Umzugstag klappt alles prima, sie werden nicht an der Grenze aufgehalten und es gibt auch sonst keine Staus. In Frankreich finden sie sich schnell ein: Sie können hier mit dem Euro bezahlen und auch hier ihren deutschen Lieblingskäse kaufen.
Das ist die Europäische Union, denkt Max, es ist praktisch, weil es sich so anfühlt, als wäre es ein einheitliches, großes Land ohne Grenzen.
Zusammenfassend bietet Ihnen die Europäische Union viele Vorteile, zum Beispiel die Sicherung des Friedens oder Vielseitigkeit. Sie können fast überall Produkte aus anderen EU-Ländern kaufen. Des Weiteren bieten die finanzkräftigeren Staaten Ländern, die sich in wirtschaftlichen Krisen befinden, Unterstützung. Dies nennt man »Rettungsschirm«.
Es wäre katastrophal, wenn die Europäische Union aufgelöst werden würde, mögliche Folgen könnten schlimmere Finanzkrisen und langfristig eine Verschlechterung des Klimas weltweit sein und Max würde seinen heißgeliebten Käse nicht mehr bekommen.
Alle Menschen sollten froh sein, in der EU leben zu dürfen. Die Europäische Union steht für Freiheit, Frieden und Zusammenhalt.
Ihsan Külcür, 9 Jahre, und Simon Schliski, 9 Jahre, Deutschland
Es gibt Träume, die wahr werden. Es gibt Träume, die nur geträumt werden, aber jeder Traum kann erzählt werden, so wie auch dieser Traum von einem kleinen Flüchtlingskind namens Jamila, das es geschafft hat, nach Europa zu kommen und dort ein schönes Leben zu haben.
So fängt die Geschichte nicht an. Viel grausamer und auch nicht in Europa, sondern im Irak, in einer kleinen Stadt, nicht weit entfernt vom Meer, namens Machira.
Mitten in Machira und in Teilen vom Irak war Krieg und viele Häuser wurden zerstört. Auch das Haus von Jamila und ihrer Familie. Also mussten alle fliehen. Ihre ganze Hoffnung lag in einem neuen Leben in Europa.
Sie konnten kaum etwas mitnehmen. Das ganze Geld, was sie mitgenommen hatten, mussten sie für ihre lange Reise auf einem alten verrosteten Boot bezahlen. Jamila musste sich ganz klein machen, weil auch viele andere auf das Boot wollten.
Als sie fast angekommen waren, brach das alte verrostete Boot auseinander. Alle hatten Schwimmwesten an. Aber die machten das Schwimmen nicht leichter. Gott sei Dank kam eine Hilfsorganisation, die sich Friedenskämpfer nannte. Die Friedenskämpfer holten alle Menschen aus dem Wasser.
Die Fahrt mit dem Friedenskämpfer-Boot ging viel schneller als die mit dem anderen Boot. Sie waren ungefähr eine Viertelstunde mit dem Friedenskämpfer-Boot unterwegs und dann waren sie auch schon da.
Die Friedenskämpfer brachten Jamila, ihre Familie und alle anderen Flüchtlinge auf eine Insel von Griechenland. Dort wurde der Familie geholfen. Noch war ihre Reise nicht zu Ende. Aber schon bald hatten sie ein Haus und Jamila konnte zur Schule gehen. Die Sprache zu lernen hat trotzdem noch Zeit gebraucht, aber mit den ersten Freunden konnte sie sich schon bald unterhalten. Sie war glücklich über ihr neues Leben in Frieden und Freiheit.
Das war der Traum, den ich euch erzählen wollte, der vielleicht einmal in Erfüllung gehen wird. Der Traum von einem kleinen Flüchtlingskind namens Jamila.
Mila Maier, 8 Jahre, Deutschland
Europa, Europa!
Individuell und doch gemeinsam.
Europa, Europa!
Mit dir ist keiner einsam.
Europa, Europa!
Du Kontinent der Welt.
Europa, Europa!
Bist für uns wie ein schützendes Zelt.
Europa, Europa!
Meine Heimat bist du hier und jetzt.
Europa, Europa!
Ich will nicht, dass dich etwas verletzt.
Europa, Europa!
Du bist meine Zukunft: bunt, grenzenlos und mit Vernunft.
Europa, Europa!
Ich schenke dir Vertrauen, denn ich will auf dich bauen.
Europa, Europa!
Ich schreibe über dich nun.
Ich verspreche dir auch, ich werde etwas für dich tun.
Europa, Europa!
Ich grüße und bitte dich:
Enttäusch mich nicht!
Allegra Piergallini, 9 Jahre, Deutschland
In Deutschland lebte ein junger Mann, er hieß Erik und war um die 30 Jahre alt. Jeden Tag machte er dasselbe: aufwachen, Frühstück essen, lesen, Sport im Garten machen, mittagessen, ein Nickerchen machen, wieder lesen, wieder im Garten Sport machen, abendessen und dann schlafen.
Doch eines Tages bemerkte er, dass es langsam langweilig wurde, immer das Gleiche zu machen. Und außerdem wusste er nicht einmal, wer sein Nachbar war.
Er rief zum Nachbarhaus hinüber: »Hey, du da im Haus nebenan. Wie heißt du und wer bist du?«
Doch er bekam keine Antwort. Und jetzt verstand Erik. Er hatte gar keinen Nachbarn.
Jetzt erst bemerkte Erik, dass er selbst sich auch nie aus seinem Garten begab. Nur zum Einkaufen ging er aus seinem Garten. Wahrscheinlich wollte keiner einen Nachbarn, der sich vom Fleck rührte.
Und plötzlich fühlte Erik Abenteuerlust in sich aufbrodeln. Und schon begab er sich auf eine Reise. Er wollte durch ganz Europa reisen. Schließlich ging es los. Erst durch die Schweiz. Dann durch Italien, wo er herausfand, dass Italiener sehr gutes Olivenöl produzieren. Durch Frankreich, wo er den Eiffelturm besuchte. Durch Spanien, wo ihn die komische Sprache total verwirrte. Er reiste durch Schweden, Norwegen, Rumänien, Serbien, Griechenland, Portugal und Finnland, wo er dann plötzlich verstand. Das Gefühl, das schon seit Wochen in ihm geschlummert hatte, war Einsamkeit. Er brauchte jemanden, um mit ihm durch Europa zu reisen. Und wie gerufen kam plötzlich ein Mann vorbeigelaufen, der wie ein Weltenbummler aussah. Erik lief zu ihm und fragte: »Würden Sie mit mir durch Europa reisen?«
Und so saßen sie am nächsten Tag zusammen im Flugzeug und konnten es nicht erwarten, Europa weiter zu entdecken!
Orel Pollak, 9 Jahre, Italien
Ich lebte ganz friedlich in einem großen Rudel in Dänemark auf einer Insel namens Lolland.
Entschuldigung, ich muss erst einmal erklären, wer wir sind: Wir sind Drachen und wir lebten friedlich. Dann kam jemand, der den friedlichen Zustand störte. Wir flogen weg. Jeder flog seinen eigenen Weg, nur ich und ein alter weiser Drache flogen zusammen los.
Ich fragte verzweifelt: »Wieso müssen wir fliehen? Und wer ist dafür verantwortlich?«
»Die Menschlinge dürfen uns nicht sehen«, antwortete der alte weise Drache.
»Sie kommen und bauen ein komisches Projekt, sie wollen eine Art Unterwassertunnel konstruieren und der Verantwortliche ist Europa, glaube ich. Einer der Arbeiter hat es so gesagt.«
Nach einer Weile flogen wir getrennte Wege.
Ich wollte Europa unbedingt finden, um es zur Rede zu stellen, und war mir sicher, dass ich es schaffen würde. Zunächst flog ich in Richtung Süden, über ein Territorium, das die Menschlinge Deutschland nennen. In einer riesigen Stadt sah ich einen hohen Turm mit einer großen glänzenden Kugel, durchbohrt von einer Spitze. Beeindruckt flog ich weiter nach Südwesten und kam in ein Territorium namens Frankreich. Ich landete auf den Dächern und sah mir die Leute von oben an, während ich überlegte, wie ich Europa finden könnte. Bald folgte ich einem Menschling, der mir verdächtig vorkam, und erblickte plötzlich ein riesiges Metallgestell, das Eiffelturm genannt wurde. Doch irgendwann stellte ich fest, dass weder der Menschling noch der Turm Europa waren. Verwirrt fragte ich mich, was das sollte: »Überall Türme, Territorien und Menschlinge …«
Schließlich flog ich weiter Richtung Südwesten, es wurde wärmer und wärmer. Und irgendwann kam ich in ein sonniges, trockenes Territorium, das Spanien genannt wird. Dort verbrachte ich die Nacht. Am nächsten Morgen flog ich wieder auf die Dächer und schaute mir von oben alles an. Doch vergeblich, Europa fand ich nicht. Am Ende beschloss ich wieder in den Norden zu fliegen, weil ich kühle Gebiete gewohnt bin und es mir zu heiß wurde.
Ich flog in die Himmelsrichtung Nordost und kam am Ende auf eine große Insel. Wie immer setzte ich mich auf die Dächer, um Europa zu finden, dann hörte ich auf einmal eine Frau rufen: »Ich finde England einfach toll!«
Die Insel heißt also England, dachte ich. Als der Tag vorbei war, war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich Europa jemals finden würde. Da beschloss ich wieder, weiterzufliegen in Richtung Nordost. Ich flog lange über das Meer.
Und plötzlich kam ich in Dänemark an. Verzweifelt setzte ich mich an den Strand, es war so, als ob ich im Kreis geflogen wäre. Da hörte ich Schritte hinter mir, schnell drehte ich mich um und sah einen Jungen, der mich anstarrte. Erschrocken fiel mir ein, dass uns laut der Drachenregel kein Menschling sehen durfte. Doch der Junge blieb ganz ruhig und sagte: »Wieso sitzt du so verzweifelt hier am Strand?«
Zuerst überlegte ich, wegzufliegen, aber dann antwortete ich schließlich doch. Ich erzählte ihm die ganze Geschichte und endete damit, dass ich Europa nicht gefunden hatte. Der Junge lachte und rief: »Du bist IN Europa!«
»WAS??!!«, antwortete ich.
»Ja, Europa ist ein Kontinent. Wenn du mit ihm schimpfen willst, dann musst du auch mit mir und mit dir schimpfen. Wir sind nämlich alle Europa, wir bilden es.«
»Wirklich?«, frage ich.
»Ja«, antwortet der Junge, »wenn du willst, kannst du mit mir kommen.«
»Danke«, sagte ich leise.
»DU, ICH – WIR SIND EUROPA«, riefen wir im Chor.
Clara Sánchez Hänsch, 9 Jahre, Deutschland
groß
viele Länder
verschiedene Sprachen sprechen
durch die Länder reisen
Europa
Selma Schau, 8 Jahre, Italien
Eigentlich wohne ich in Deutschland, aber zurzeit bin ich mit meiner Familie in Japan, weil mein Vater für ein paar Monate in Tokio arbeitet. In dieser Zeit gehe ich in Japan zur Schule. In meiner Klasse ist außer mir nur ein anderer ausländischer Junge. Er heißt Laurent und kommt aus Frankreich. Weil er der einzige andere Ausländer ist, sprechen wir oft miteinander. Die japanischen Kinder sind dann neugierig und gucken, was wir machen.
Letztes Jahr war ich in den Sommerferien selbst in Frankreich. Ich kam mir aber sehr fremd vor, weil ich kein Wort verstanden habe. Das Baguette schmeckte zwar lecker, aber nach ein paar Tagen wollte ich gerne wieder deutsches Brot essen.
Die japanischen Kinder verstehen weder Deutsch noch Französisch. Sie sagen sogar, dass sich für sie beides gleich anhört. Sie sehen auch keinen Unterschied, weil wir beide mit den gleichen Buchstaben schreiben, ganz anders als die japanischen Schriftzeichen. Für die japanischen Kinder sprechen wir deshalb die gleiche Sprache, nämlich europäisch.
Beim Mittagessen in der Schule erzählen wir auch, was wir zu Hause essen. Laurent mag Baguette und Gratin gerne, ich Schwarzbrot und Bratkartoffeln. Die japanischen Kinder verstehen den Unterschied aber nicht. Für sie ist japanisches Essen Reis, europäisches Essen sind Brot und Kartoffeln.
Die japanischen Kinder kennen aber Fußballvereine wie Borussia Dortmund oder Paris Saint-Germain, die in der europäischen Champions League gegeneinander spielen. Das kann man in Japan sogar im Fernsehen sehen. Aus welchem Land die Vereine kommen, wissen viele nicht genau. Sie finden es auch nicht so wichtig. In Japan ist Baseball mit Abstand die wichtigste Sportart. Laurent und ich haben noch nie Baseball gespielt.
Letztes Jahr habe ich noch gedacht, dass Deutschland und Frankreich ganz unterschiedlich sind. Jetzt glaube ich aber, dass die japanischen Kinder recht haben: Laurent und ich, wir sind Europa. Eigentlich sind unsere Länder sehr ähnlich. Und beide sind ganz anders als Japan.
Benno Schindlmayr, 8 Jahre, Deutschland
Meine Tante arbeitet in Luxemburg. Immer wenn wir mit dem Auto zu ihr fahren, sagt meine Mama irgendwann: »Schau mal, jetzt fahren wir in ein anderes Land. Aber das alles hier ist Europa.«
Ich weiß nicht, was Europa ist, aber es ist blau mit gelben Sternchen. Wie die Fahne auf meinem Schreibtisch. Und es scheint groß zu sein. Denn mit dem Auto brauchen wir mindestens drei Stunden zu meiner Tante. Und zu meinen Cousins nach Paris noch länger.
Die Eltern meiner Freundin Elena kommen aus Polen und das ist auch Europa, sagt Mama. Ich weiß, dass »Danke« auf Polnisch »Dziekuje« und »Hallo« »Czesc« heißt. Und dass es in Polen einen Kindertag gibt, an dem Kinder Geschenke bekommen. Die Eltern meiner Freundin haben mir auch etwas geschenkt. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Und dann hat Elena ein Kinderlied auf Polnisch gesungen und ich habe dazu getanzt.
Antonia Steinbeck, 6 Jahre, Deutschland
das Lächeln eines Kindes in Lissabon,
die Schönheit der Natur in Korsika,
die klare Luft der Sonne in Spanien,
die grüne Freiheit in der Schweiz,
das laute Rauschen des Meeres an der Ostsee,
die wunderschönen Worte eines Franzosen in Frankreich,
die sandigen Dünen in Dänemark,
der große Reichstag in Berlin,
das ist Europa!!!
Rosa Lee Teuscher, 9 Jahre, Deutschland
Mein Name ist Leo und ich habe zwei Mal in der Woche im Musical Elisabeth den kleinen Kronprinzen Rudolf, den Sohn der Kaiserin Sissi, gespielt. Ich erzähle euch das, weil Rudolf schon mit 16 Jahren ein vereintes Europa gründen wollte. Ich finde, dass diese Idee eine sehr gute war, weil die verschiedenen Länder zusammenhalten sollen, anstatt Kriege zu führen und zu streiten. Später dann wurde Rudolfs Idee umgesetzt, indem die EU gegründet wurde.
Europa ist ein starker Kontinent, der gut als Team zusammenarbeitet. Das ist sehr wichtig, denn in der Welt gibt es viele Probleme, die man nur zusammen lösen kann. Ich finde auch, dass das bis jetzt gut klappt, aber es könnte noch besser sein. Ich finde es nicht gut, dass Großbritannien ausgetreten ist aus der Europäischen Union. Ich finde, alle Länder sollten zusammenhalten.
»Die schlimmen Sachen sind nicht aus der Welt des Gleichen.«
Ich heiße Giulia und ich bin Leos Schwester. Ich finde es toll, dass man in Europa so frei reisen kann. In diesen Osterferien war ich mit meiner Familie in Mailand und konnte ohne Probleme danach auch nach Turin und Rom reisen. Es gab keine Komplikationen, wir zahlten überall in Euro und wir wurden auch nicht aufgehalten. Ich finde diese Reisefreiheit sehr gut, da wir oft andere Länder in Europa besuchen. Auch finde ich es schön, dass wir uns mit Menschen in anderen Ländern und Städten so gut verstehen. Wir haben nämlich in vielen Ländern viele verschiedene Freunde.