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DAS GESTALTUNGSBUCH
VORWORT
NO 01GARTEN HENGELHAUPT
Grüne Kulisse für zarte Blüten
NO 02GARTEN EGGERT
Reizvolle Kontraste
NO 03GARTEN KITTSTEINER
Eine runde Sache
NO 04GARTEN GROLL
Romantischer Liebhabergarten
NO 05GARTEN CAESAR
Rein ins Vergnügen!
NO 06GARTEN FRANK
Natur auf allen Ebenen
NO 07GARTEN GRAU
Grüne Geometrie
NO 08GARTEN HECKENBÜCKER
Alles im Blick
NO 09GARTEN STEFFEN
Rosenromantik im Blütenmeer
NO 10GARTEN SCHIRMER-HAEP
Im Garten daheim
PFLANZENREGISTER
BEZUGSQUELLEN
GARTENGESTALTER
IMPRESSUM
Wann ist ein Garten klein? Über diesen Begriff lässt sich sicherlich trefflich streiten. Weder der Staat noch eine Industrienorm helfen uns mit einer Definition. In der Stadt mögen 250 Quadratmeter großzügig sein, auf dem Land gilt ein Garten dieser Größe aber eher als klein.
Wer denkt, ein kleiner Garten ist einfacher zu gestalten als mehrere hundert Quadratmeter, der irrt sich. Je kleiner der Garten, desto sorgfältiger muss er geplant und durchdacht sein. Und viele Besitzer wünschen sich einen Garten, der individuell und vielseitig, aber auch pflegeleicht und gemütlich ist. Aber wie gestaltet man ein überschaubares Rechteck hinter dem Doppelhaus oder ein schmales Grundstück hinter einem Reihenhaus? Bei kleinen Gärten liegt die besondere Kunst in der Beschränkung – findet zu viel statt, wirkt er oft überladen und unruhig. Die klassische Rasenfläche, umgeben von Blumenbeeten, lässt das Grün allerdings häufig nicht größer wirken und langweilt den einen oder anderen Besitzer schnell. Versuchen Sie nicht, mehr in den Garten zu zwängen, als hineinpasst, trauen Sie sich aber auch etwas zu, indem Sie in kleinen Gärten abwechslungsreiche „Räume“ schaffen. Beziehen Sie Ihre Lebensweise und den Stil des Hauses in die Planung mit ein, Ihr eigener Garten ist schließlich Ihre ganz persönliche Sache. So wird ein kleines Stückchen Grün zu Ihrem Traumgarten.
Anhand von zehn Gärten zwischen 100 und 350 Quadratmetern Größe wird in diesem Buch exemplarisch gezeigt, wie kleine Gärten gestaltet werden können und was es dabei zu beachten gilt. Die Bandbreite reicht von formalen Anlagen über Rosengärten und naturnahe Gärten bis hin zu einem Grundstück in Hanglage, die teils in Eigenregie und teils mit Unterstützung von Gartengestaltern geplant und angelegt wurden. Zu jedem dieser Gärten werden neben eindrucksvollen Fotos nicht nur viele kleine Pflanzenporträts und Details aufgeführt – die Gartenbesitzer verraten auch ihre ganz persönlichen Gartentipps.
Unsere zehn Gartenbesitzer haben ihre Gärten nach eigenen Vorstellungen gestaltet und so ihren perfekten Garten geschaffen. Wir haben uns erlaubt – zum Teil mit tatkräftiger Unterstützung der Gartenbesitzer – für jedes Grundstück drei Gestaltungsvarianten zu entwickeln, um zu zeigen, wie man gute Ideen neu interpretieren kann. Während eine alternative Bepflanzung einen neuen Eindruck vermitteln kann, sind bei einigen Varianten komplett neue Gärten entstanden. „Ich habe richtig Lust bekommen, meinen Garten anders zu gestalten“, sagte beispielsweise Dorothea Steffen, nachdem sie zwei neu gestaltete Varianten ihres Gartens entwickelt hatte. Ich hoffe, dass es Ihnen nach der Lektüre dieses Buchs ähnlich geht. Lassen Sie sich von unseren zehn Gärten und den dazugehörigen Tipps und Porträts inspirieren, vielleicht ist ja auch die passende Idee für Ihr eigenes grünes Refugium dabei.
Ein gemütlicher Sitzplatz, dazu die passende Bepflanzung – mit nur wenigen Zutaten entsteht schnell ein ganz persönlicher Raum zum Wohlfühlen.
Dank der geschickt gestaffelten Kombination aus immergrünen Bäumen und weiß blühenden Stauden und Sträuchern wirkt der Garten von Vera und Michael Hengelhaupt großzügig und abwechslungsreich.
„ Von meinem Lieblingsplatz direkt am Wasserbecken habe ich den ganzen Garten im Blick.“
Dass der Garten von Vera und Michael Hengelhaupt nur 250 Quadratmeter groß ist, mag man auf den ersten Blick gar nicht glauben. Das Zentrum des Gartens bildet ein Wasserbecken mit einer Größe von 1,50 x 4 Metern. Von dem asiatisch inspirierten Bereich, der mit Kies, Muschelkalk und Bangkirai-Holz kombiniert wurde, blickt man über den gesamten, im formalen Stil gehaltenen Garten. Man könnte denken, das Becken raube dem Garten Platz, tatsächlich streckt es ihn aber optisch. Wasserspiele üben eine besondere Faszination auf unsere Sinne aus und bereichern den Garten um Geräusche, Lichtreflexionen und Bewegung. Rund um den Lieblingsplatz von Vera Hengelhaupt wird gelesen, Kaffee getrunken und die Sonne genossen. Kein Wunder, denn das durch die überlaufende Schale entstehende sanfte Plätschern lädt zum Entspannen ein. Daher lohnt sich auch in kleinen Gärten das Aufstellen von sprudelnden, plätschernden oder murmelnden Wasserelementen. Ein schöner Nebeneffekt sind die Reflexionen der Nachmittagssonne und der frühen Abendsonne auf dem Wasser, die sich manchmal sogar an der Wohnzimmerdecke des Doppelhauses spiegeln. Die Reflexion ist ein reines Zufallsprodukt, da das Haus nicht direkt in die Planung der Gartenarchitektin Petra Hirsch miteinbezogen wurde. Die vorhandene Terrasse wurde integriert und erweitert, das Gefälle des Geländes um das Haus herum stufenförmig integriert. Wichtig dabei war, dass das Wasserbecken von der Terrasse aus einsehbar ist. Viel Wert haben die Hengelhaupts auch auf das Thema Beleuchtung im Garten gelegt. Dadurch ergeben sich ebenfalls schöne Spiegelungen im Wasser. Außerdem kann der Garten im Dunkeln als zusätzlicher Raum wirken und in der kalten Jahreszeit als beleuchtete Winterlandschaft.
Um dem Garten eine größere Raumtiefe zu verleihen, wurden Bäume, Sträucher und Stauden gestaffelt angeordnet. Die Pflanzen reichen am Südwestende des Gartens als blühender und grüner Wall von der Rasenfläche bis zu den abschließenden Säulenhainbuchen (Carpinus betulus ‘Frans Fontaine’) und der Eibenhecke (Taxus baccata). „So kann das Auge über die verschiedenen Pflanzen wandern, und man hat das Gefühl, dass der Garten größer ist“, sagt Vera Hengelhaupt. Der Blick bleibt nicht an der ersten Reihe der Pflanzen hängen, der Betrachter bekommt vielmehr die Möglichkeit, in die Tiefe des Gartens zu schauen und immer neue Gewächse mit unterschiedlichen Blattformen und Strukturen zu entdecken.
Doch die Staffelung der Pflanzen an der Südseite des Grundstücks dient nicht nur einer größeren Raumtiefe – dank unterschiedlicher Höhe und Blütezeit können sich die Hengelhaupts fast das ganze Jahr an immer neuen Blüten erfreuen. Ab dem Frühjahr schmiegen sich die reich blühenden Bergenien (Bergenia-Hybride) ‘Silberlicht’ und die krautig und ausdauernd wachsenden Buschwindröschen (Anemone nemorosa) an den Boden. Darüber breiten die Funkien (Hosta sieboldiana) ihre schmucken Blätter aus. Die Sorten ‘Frances Williams’ und ‘Guacamole’ sind langlebig, robust und begeistern mit schönem Laub und Blüten. Ihre großen Blätter bleiben viel länger präsent als bunte Blüten und prägen das Erscheinungsbild des Beets vom Austrieb im Frühjahr bis zum Einziehen im Herbst. Auch sie verleihen dem Garten mehr Tiefe. Im Frühling leuchten dazwischen die großen weißen Köpfe der Fosteriana-Tulpe ‘Purissima’ (Tuli-pa fosteriana) auf. Hinter den Funkien erheben sich die Rhododendren (Rhododendron yakushimanum) ‘Falling Snow’, ‘Silberwolke‘ und ‘Yaku Angel‘. Diese werden wiederum von den Rispenhortensien (Hydrangea paniculata) der Züchtung ‘Limelight’ und den ebenfalls weiß blühenden Azaleen (Rhododendron luteum) ‘White Melody’, ‘Persil’ und ‘Daviesii’ überragt. Durch die panaschierten Blätter der Funkien wirken die Übergänge weich und harmonisch. Da Hortensien, Rhododendren und Funkien mit den Jahren sehr üppig werden, sollte man zwischen den Pflanzen ausreichend Platz lassen.
„ Beim Farbkonzept für die Blumen haben wir zu Weiß gegriffen, da es vor den dunklen Hecken so toll leuchtet.“
Die Steinlaterne aus Granit sorgt für fernöstliche Atmosphäre und hebt sich als Blickpunkt gut gegen Struktur und Farbe der Blätter ab.
Von Mai bis Juli leuchten die weißen Blüten der Hortensie (Hydrangea paniculata) ‘Limelight’ mit den panaschierten Blättern der Funkie ‘Patriot’ und den weißen langen Blütendolden des Pagoden-Hartriegels um die Wette.
TIPP
Pflanzen Sie nicht zu große Lauboder Nadelgehölze. Sie wachsen oft schnell und unkontrolliert, sodass man sie meist nur schwer schneiden und formen kann. Am besten informieren Sie sich beim Kauf immer über die endgültige Höhe und Breite.
Legen Sie Ihren kleinen Garten am besten stufenförmig an. Er gewinnt so an Raum und Weite, und der Blick des Betrachters bleibt nicht an der ersten Reihe der Pflanzen hängen. Eine Beschränkung auf wenige Farben bringt Ruhe in das Gartenbild.
„So kann das Auge über verschiedene Pflanzen wandern, und man hat das Gefühl, dass der Garten räumlich größer ist.“
Den Abschluss bilden Eibenhecken. Sie gehören zu den Koniferen und glänzen mit sattem Grün und einer schönen Nadelform. Aus den immergrünen Nadelgehölzen lassen sich hohe und vor allem blickdichte Hecken formen. Jungpflanzen um 1 Meter Höhe wachsen recht langsam, deshalb dauert es etwas, bis die Hecke blickdicht wird. Im Garten der Hengelhaupts wurden daher gleich 2 Meter hohe, kräftige und buschige Exemplare verwendet. In der Regel reicht ein Formschnitt im Jahr aus, am besten vor dem Austrieb oder um den Johannistag am 24. Juni. Auch wenn Eiben nur langsam austreiben, sie vertragen selbst einen Schnitt bis ins kahle Gehölz sehr gut und treiben garantiert wieder aus.
Auch West- und Ostseite des Gartens sind geschickt bepflanzt. Vorne im Beet blühen Stauden, dahinter stehen unterschiedliche Hochstämmchen. An der Ostseite dominieren der Weißbunte Pagoden-Hartriegel (Cornus controversa) ‘Variegata‘, eine Felsenbirne (Amelanchier), ein Trompetenbaum (Catalpa bignonioides) sowie ein Amberbaum (Liquidambar styraciflura). Dazwischen wachsen der Schwarzrohrbambus (Phyllostachys nigra) ‘Henonis’, Goldrohrbambus (Phyllostachys aurea) und Bergenien (Bergenia) der Sorte ‘Silberlicht’. An der Westseite befindet sich eine Rosenrabatte mit Englischen Rosen, darunter ‘Heritage’, ‘A Shropshire Lad’ und ‘Winchester Cathedral’ in Rosa, Apricot und Weiß. Kletterrosen und Stauden wie die Katzenminze (Nepeta) ‘Walkers Low’, Taglilien (Hemerocallis) mit so klangvollen Namen wie ‘Ruby Wine’, ‘Catherine Woodberry’, ‘Gentle Shepherd’ oder ‘Dad’s Best White’ und Bauernhortensien (Hydrangea macrophylla) sowie Gräser, die von einer niedrigen Buchshecke (Buxus sempervirens var. aborescens) eingefasst sind, runden das Bild ab. Gleich an der Terrasse verbreitet die anmutige Magnolie (Magnolia soulangiana) ‘Heaven Scent’ im Mai mit ihren rosaweißen Blütenglocken einen herrlichen Duft. •
Der Garten der Hengelhaupts ist hauptsächlich in Weiß und zartem Rosa gehalten. Weiß schafft übersichtliche Strukturen und hellt besonders dunkle Ecken im Garten auf. Weiße Blumen strahlen nicht nur eine besonders elegante Schönheit aus, sie leuchten noch lange in der Abenddämmerung, wenn bunte Blumen nicht mehr zu sehen sind. Zudem vergrößert die Farbe Weiß den Garten optisch und lässt ihn weitläufiger wirken. Hier verstärkt der Kontrast der weißen Blüten vor der dunkelgrünen Eibenhecke sowie den grünen Blättern der Rhododendren und Azaleen diesen Effekt. Das gestaltende Element dabei ist die Formensprache der Pflanze. Mit der Blütenform, dem Wuchs, der Größe und Maserung der Blätter kann die Eleganz der weißen Blüten noch hervorgehoben werden. Wer die Farbe Weiß wählt, sucht Klarheit und Übersichtlichkeit. Selbst zartrosa oder blassblaue Blüten fangen in der Gegenwart weißer Blüten an zu leuchten.
Die Materialauswahl im Garten der Familie Hengelhaupt zeichnet sich durch klare und puristische Elemente aus, die asiatisch anmuten. Die chinesische Steinlaterne aus Granit ist zum Beispiel ein künstlerisches Element in Japanischen Gärten, die der Akzentuierung dient. Daneben finden sich noch eine japanische Lavastein-Laterne, steinerne Buddha-Büsten sowie ein Buddha-Kopf aus Lavagestein. Das Wasserbecken ist umgeben von einer Kiesfläche, kombiniert mit Stufen, Wegen und Absätzen aus Muschelkalk und einem Sonnendeck aus Bangkirai-Holz, unter dem sich die Wasserpumpe versteckt.