Details
Rassenbilder aus der Vergangenheit
Die anthropologische Lektüre antiker Bildwerke in den Wissenschaften des 19. und 20. Jahrhunderts1. Aufl.
CHF 43.00 |
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Verlag: | Wallstein |
Format: | |
Veröffentl.: | 26.06.2024 |
ISBN/EAN: | 9783835386297 |
Sprache: | deutsch |
Anzahl Seiten: | 472 |
Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.
Beschreibungen
Die Vermessung von Kunstwerken gehörte zu den wichtigsten Methoden der »Rassenwissenschaften«
In der rassistischen Bildpropaganda völkischer und nationalsozialistischer Ideologen fallen die vielen Abbildungen von antiken Kunstwerken auf. Nicht nur griechische Götter- und Heroenstatuen, sondern auch Reliefs und Malereien aus Ägypten und dem Alten Orient wurden anthropometrisch vermessen und mit Fotografien moderner Populationen in Beziehung gesetzt. Dabei galten die ägyptischen Bildwerke in dieser Hinsicht als besonders authentisch, präzise und verlässlich.
Doch hier handelte es sich keineswegs nur um einen pseudowissenschaftlichen Irrweg des völkischen Rassismus. Die anthropologische Lektüre antiker Bildwerke seit dem späten 18. Jahrhundert war eine etablierte Praxis sowohl in den Rassen- als auch in den Kunst- und Altertumswissenschaften. Auf diese Weise schien es nicht nur möglich, kollektive historische Akteure (»Völker«) anthropologisch zu klassifizieren, sondern auch die Konstanz anthropologischer Typen durch die Zeit hindurch aufzuzeigen und die angebliche wissenschaftliche Legitimität des Rassenkonzepts zu untermauen. Felix Wiedemann untersucht Aufkommen und Verschwinden dieser Methode vor dem Hintergrund ihres politischen, kulturellen und epistemischen Kontextes.
In der rassistischen Bildpropaganda völkischer und nationalsozialistischer Ideologen fallen die vielen Abbildungen von antiken Kunstwerken auf. Nicht nur griechische Götter- und Heroenstatuen, sondern auch Reliefs und Malereien aus Ägypten und dem Alten Orient wurden anthropometrisch vermessen und mit Fotografien moderner Populationen in Beziehung gesetzt. Dabei galten die ägyptischen Bildwerke in dieser Hinsicht als besonders authentisch, präzise und verlässlich.
Doch hier handelte es sich keineswegs nur um einen pseudowissenschaftlichen Irrweg des völkischen Rassismus. Die anthropologische Lektüre antiker Bildwerke seit dem späten 18. Jahrhundert war eine etablierte Praxis sowohl in den Rassen- als auch in den Kunst- und Altertumswissenschaften. Auf diese Weise schien es nicht nur möglich, kollektive historische Akteure (»Völker«) anthropologisch zu klassifizieren, sondern auch die Konstanz anthropologischer Typen durch die Zeit hindurch aufzuzeigen und die angebliche wissenschaftliche Legitimität des Rassenkonzepts zu untermauen. Felix Wiedemann untersucht Aufkommen und Verschwinden dieser Methode vor dem Hintergrund ihres politischen, kulturellen und epistemischen Kontextes.
Felix Wiedemann, geb. 1974, ist Privatdozent am Friedrich-Meinecke-Institut und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Einstein Center »Chronoi«. Er studierte Neuere Geschichte, Politikwissenschaft und Philosophie in Düsseldorf und Berlin. Seine Promotion schloss er 2006 an der Freien Universität Berlin mit einer Arbeit zur Rezeption der europäischen Hexenprozesse in verschiedenen politischen, sozialen und religiösen Bewegungen der Moderne ab. Die Habilitation erfolgte 2018 mit einer Arbeit über Migrationsnarrative in der Historiographie des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Forschungsschwerpunkte: Wissenschafts- und Historiographiegeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, historische Rassismus- und Antisemitismusforschung, Orientalismusforschung sowie die Geschichte deutschen Vergangenheits- und Erinnerungspolitik nach 1945.