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Whisky-Feuer


Whisky-Feuer

Rabenschwarze Whiskykrimis
2. Auflage

von: Mara Laue

CHF 4.00

Verlag: VSS-Verlag
Format: EPUB, PDF
Veröffentl.: 23.07.2023
ISBN/EAN: 9783961273317
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 242

Dieses eBook erhalten Sie ohne Kopierschutz.

Beschreibungen

12 Kriminalgeschichten rund um das liebste Getränk der Schotten: Eine wertvolle alte Flasche, die gestohlen wird, eine Flaschenpost, die ein Leben rettet, eine Brennerei, die abgefackelt wird, ein Säuferlied, das den Weg zu einem Schmugglerversteck weist oder ein rabenschwarzer Mord ...
Der Whisky steht bei jeder der spannenden Storys im Mittelpunkt. Aber nicht immer bringt er den Genießenden Glück. - Nebenbei entführt die Autorin die Lesenden mit authentischem Lokalkolorit ins wunderbare Schottland und weckt die Lust auf eine Reise dorthin - und natürlich auf den Genuss eines wee dram guten Scotch!

Mara Laue lebt und arbeitet als Berufsschriftstellerin und freie Künstlerin am Niederrhein. Die vielseitige Autorin schreibt neben Krimis auch Science Fiction, Fantasy- und Horrorromane, Liebesromane, Lyrik und Theaterstücke.
.Weitere Informationen unter: www.mara-laue.de
Whiskykrimis? Whiskykrimis!
„Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Whiskykrimis zu schreiben?“, werde ich immer wieder gefragt. Ebenso: „Was ist überhaupt ein Whiskykrimi?“ Ich beantworte die zweite Frage zuerst. Ein Whiskykrimi ist ein Krimi, der einen intensiven Bezug zum Whisky hat, sei es, dass ein Whisky oder eine Flasche einer bestimmten Marke eine wichtige Rolle in der Handlung spielt oder dass eine oder mehrere Figuren in der Geschichte ihn bevorzugt trinken. Die Antwort auf die Frage, wie ich auf die Idee gekommen bin, solche Krimis zu schreiben, ist ein bisschen komplizierter.
Alles begann, als ich im Jahr 1987 zum ersten Mal Schottland besuchte. Als ich dieses wunderbare Land betrat, hatte ich das irrationale Gefühl, nach langer Abwesenheit nach Hause zu kommen, ob-wohl ich nie zuvor dort gewesen war. Dieses Gefühl stellt sich bei jedem Besuch von Neuem ein. Bei der Erkundung von Land, Leuten, Sitten und Bräuchen stieß ich zum ersten Mal auf Single Malt Whisky (Erklärung im Anhang „Kleine Whisky(e)ykunde“). Bis dahin kannte ich nur „Blended“ Whisk(e)ys aus dem Supermarkt, und die schmeckten mir nicht besonders.
Der erste Single Malt, den ich nolens volens trank, weil mindestens ein Whisky zum Schottlandbesuch einfach dazugehört, war der achtzehnjährige Talisker Amoroso. Er schmeckte rauchig und süß zugleich und besaß so vielfältige Geschmackskomponenten, die sich erst Schluck für Schluck offenbarten, dass ich kaum glauben konnte, dieses göttlich schmeckende Getränk sei wirklich ein Whisky. Doch so war es. Ich probierte auf meiner Reise durch Schottland weitere Single Malt Whiskys und stellte fest, dass jeder von ihnen eine Klasse weit jenseits der damaligen Supermarkt-Whiskys besaß. (Heute bieten viele Supermärkte auch exquisite Single Malts an.)
Weil so ein guter Whisky aber zu schade ist, um ihn zum „Alltagsgetränk“ zu degradieren oder auf Partys als „Perlen“ an Leute zu verteilen, die ihn gar nicht zu schätzen wissen, blieb er mein Privatgenuss, den ich immer nur zu besonderen Anlässen trinke. Ich feiere mit ihm meine Geburtstage, Weihnachten und sonstige außergewöhnliche Ereignisse. Nachdem ich Berufsschriftstellerin geworden war (2005), gehört zu diesen Ereignissen auch der Abschluss jedes neuen Buchvertrages und die Begrüßung jedes neuerschienenen Buches.
Eines Tages im Jahr 2011 saß ich wieder einmal mit meinem Talisker Amoroso, der seit dem ersten Schluck damals in Schottland immer noch meine persönliche Nummer eins ist, feierte einen neuen Vertragsabschluss und hörte nebenbei die alten Bluessongs von Robert Johnson aus den 1920er Jahren. In dem Moment kam die Muse vorbeigeflogen und flüsterte mir „Talisker Blues“ ins Ohr. Mit dieser Wortkombination konnte ich zunächst nichts anfangen. Doch wenn die Muse küsst, tut sie das nicht ohne Grund.
Innerhalb von Minuten verfestigte sich die Idee zu einem Krimi, in dem es darum geht, dass ein junger Mann nach dem Genuss einer exorbitanten Menge Talisker einen Blackout hat und im Suff seine Freundin ersticht. Dafür muss er zwanzig Jahre ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung kehrt er in seine Heimat, auf die Insel Skye, zurück und versucht, sich ein neues Leben aufzubauen. (Skye wählte ich als Schauplatz, weil der Talisker auf dieser Insel hergestellt wird.) Doch gegen seinen Neuanfang haben etliche Leute etwas einzuwenden und machen ihm das Leben schwer. Als wieder eine Frauenleiche gefunden wird, neben der eine leere Whiskyflasche mit seinen Fingerabdrücken liegt, steht für alle fest, dass er wieder der Täter war. Doch diesmal war er nicht betrunken und weiß genau, dass er die Frau nicht umgebracht hat. Ihm kommen Zweifel: War er vor zwanzig Jahren vielleicht auch unschuldig und jemand hat ihm den Mord angehängt?
Aus dieser Idee entstand mein erster „Whiskykrimi“, der auch den Titel „Talisker Blues“ trägt. Er verkaufte sich so gut, dass der Verlag weitere Kriminalromane mit Bezug zu Whisky und Musik (Blues, Soul, Jazz, Rock usw.) wünschte. Nach einer Lesung aus „Talisker Blues“ in der Familienbildungsstätte meiner Heimatstadt, schlug mir die Kursleiterin vor, im Jahr darauf eine Lesung der besonderen Art zu veranstalten, die mit einer Whiskyverkostung ein-hergehen sollte. So entstand die Vortragsreihe „Whisky und Wort“, die sieben Jahre lang erfolgreich und immer ausgebucht war.
In jeder dieser Lesungen stellte ich zwei bis drei verschiedene Single Malt Whiskys in Verbindung mit einer Kriminalgeschichte vor, in der eben diese Whiskys eine mehr oder weniger intensive Rolle spielen. Schon nach der ersten Lesung kam die Frage auf, ob es diese Storys auch als Buch gibt. Nun machen drei Storys noch kein Buch. Erschwerend, vielmehr verzögernd kam hinzu, dass ich als Berufsschriftstellerin strenge Abgabetermine für meine Romane habe, sodass ich neben dem „Abarbeiten“ dieser Termine kaum Zeit habe, weitere Werke zu schreiben, die noch nicht termingebunden unter Vertrag sind. Deshalb konnte ich jedes Jahr nur höchstens drei Whiskykrimis für „Whisky und Wort“ schreiben.
Doch nun haben sich genug Storys zusammengeläppert, die Sie hier lesen können.
Alle Geschichten spielen in Schottland an verschiedenen Orten von der Großstadt bis zum kleinen Dorf, vom Touristenzentrum bis zum „Hinterwald“. Alle beschriebenen und namentlich genannten Straßen und Landschaften sind authentisch, wovon Sie sich überzeugen können, sollten Sie einmal die betreffenden Gegenden besuchen. Lediglich wo Hausnummern genannt wurden, musste ich diese aus rechtlichen Gründen frei erfinden. Doch jedes Haus hat eine Entsprechung in der Realität, ein Vorbild, dem ich es nachempfunden habe.
Für die Namen meiner Figuren habe ich traditionelle schottische Clannamen verwendet, obwohl natürlich nicht alle Menschen in Schottland traditionelle Namen haben. Viele sind auch aus England und anderen Ländern eingewandert, wie überall auf der Welt. Ein Glossar der in den Storys verwendeten schottisch-gälischen Ausdrücke finden Sie am Ende des Buches.

Ich wünsche Ihnen rabenschwarzes Vergnügen beim Lesen!
Eine todsichere Sache
„Der Alte muss weg!“ Darin waren sich alle einige. Nur über das Wie gab es noch sehr viel zu diskutieren, vielmehr sorgfältig zu planen.
‚Der Alte’ – das war Fergus Stewart of Darnley, der letzte Nachkomme des Nebenzweigs eines Nebenzweigs des Nebenzweigs des Royal Stewart Clans. Abgesehen von seinem hohen Alter von in-zwischen 89 Jahren war sein hervorstechendstes Merkmal, dass er Besitzer einer alten Burg war, die zwar nicht zum traditionellen Clanerbe gehörte, aber in Steinwurfweite von Ullapool am Loch Broom lag, einem Eldorado für Wanderer, Fischer und Naturbegeisterte. Fergus’ zweites markantes Kennzeichen war seine Liebe zum Whisky. Sein Liebling: Talisker Amoroso, den er kistenweise hortete.
Die Geschwister Johnny, Isobel und Kyle Ross hatten Caisleán Dùil – Burg Hoffnung – wie das Anwesen bezeichnenderweise hieß, zufällig bei einem Urlaub entdeckt und befunden, dass es der perfekte Ort für ihren Plan war, ein Event Hotel zu eröffnen. Ullapool war von Touristen gut besucht und ein Event Hotel in der Art, wie es den Geschwistern vorschwebte, wäre der Knüller – eine Goldgrube, ohne Frage.
Man war sich mit dem alten Fergus schnell einig geworden: Die Geschwister übernahmen die Instandsetzung des sehr renovierungsbedürftigen Gemäuers und zahlten dem Alten eine Leibrente bis an sein Lebensende anstelle eines Kaufpreises. „Das letzte Hemd hat keine Taschen“, hatte Fergus gesagt. „Und wenn ich auf meine alten Tage in Frieden in meiner Burg bleiben und erleben kann, wie sie wieder aufblüht, dann ist das Reichtum genug für mich.“
Die Geschwister hatten nicht protestiert, denn so ein Schnäppchen bekamen sie garantiert nie wieder.
Jedoch war die Sache nicht ganz so idyllisch geworden, wie sie sich das vorgestellt hatten. Statt dass die Renovierungsarbeiten zügig vorangehen durften, bestand der Alte darauf, dass sie nicht vor elf Uhr morgens begonnen wurden, denn: „Ein alter Mann wie ich braucht seinen Schönheitsschlaf.“
Das wäre nicht weiter tragisch gewesen, wenn Fergus nicht insistiert hätte, dass auch während des Mittagessens absolute Stille zu herrschen hatte. Nur die Natur durfte lärmen, aber kein menschengemachtes Gerät. Nachmittags ab vier Uhr durfte kein Hammer mehr geschwungen werden, geschweige denn ein Betonmischer oder irgendein anderes lautes Gerät auch nur einen Mucks von sich geben, weil der Alte um diese Zeit seinen Amoroso ungestört genießen wollte – in Ruhe, die nur unterbrochen werden durfte von dem flüsternden Knirschen des Gemäuers, dem Säuseln des Windes in den Bäumen und den Stimmen der Vögel, die darin nisteten. Wenn Fergus endlich genug Talisker und Stille genossen hatte, waren die Bauarbeiter längst in den Feierabend entschwunden.
Jeden Tag gab es ein Zeitfenster von nur zweieinhalb Stunden, in denen die Burg instandgesetzt werden konnte. Wenn das so weiterging, würden Jahre vergehen, bis das Hotel endlich fertig wäre und Gewinn abwerfen konnte. Doch so viel finanzielles Durchhaltevermögen hatten die Geschwister nicht. Wenn sie nicht innerhalb der nächsten Monate endlich vorankamen, mussten sie ihren Traum begraben. Schon bald hatten sie deshalb begonnen, auf Fergus’ Tod zu hoffen. Eine Regung, für die sie sich einerseits schämten, doch die Situation wurde immer angespannter.
Denn der Alte erwies sich nicht nur als blühend gesund, zäher als das sprichwörtliche Leder und langlebiger als eine Katze mit ihren neun Leben, er hatte auch etwas gegen die Eventvorbereitungen. Die dazugehörige moderne Musik war ihm ein Gräuel, und nichts außer Dudelsackklängen durfte seine Ohren beglücken. Besonders wenn er selbst das Ding spielte, was er ausgiebig mehrmals täglich tat. Obendrein versuchte er Einfluss darauf zu nehmen, in welcher Reihenfolge die Renovierung stattzufinden hatte und machte Terror, wenn die Geschwister dem nicht nachgaben.
Die Nerven lagen bei Kyle, Johnny und Isobel blank, was in der nicht mehr verhandelbaren Entscheidung gipfelte: „Der Alte muss weg!“
„Aber wie?“ Isobel blickte ihre Brüder, mit denen sie sich zur Beratung in ihr Arbeitszimmer zurückgezogen hatte, fragend an.
„Wir vergiften seinen Talisker“, schlug Johnny grimmig vor.
„Bist du wahnsinnig?“, empörte sich Kyle. „Den guten Tropfen vergiften? Das grenzt an Blasphemie! Dieses wunderbare Getränke“, schwärmte er, „dieser Nektar von der Tafel der Götter, dieses Geschmackswunder mit seiner rauchigen Süße, dem pfefferigen Nachbrennen, dem Geschmack nach Meer – und nach mehr – und dieser Hauch von Trockenfrüchten im Abgang...“
„Hauptsache, der Alte geht endlich ab“, unter-brach ihn Johnnys grimmig. „Mir egal wie.“
„Abgesehen von der Blasphemie, einen guten Talisker zu vergiften“, schlug sich Isobel auf Kyles Seite, „dürfen wir keine Methode wählen, bei der sofort ein Verdacht auf uns fällt. Und egal, was wir vergiften, das können nur wir gewesen sein, weil wir uns mit Fergus die Küche teilen und auch für ihn die Mahlzeiten zubereiten. Gift scheidet also aus.“
„Wie wäre es mit dem klassischen Dolch im Rücken?“, überlegte Kyle. „Meinetwegen auch in der Brust. Während der Alte schläft. Das können wir dann einem Einbrecher in die Schuhe schieben.“
Isobel blickte ihn an, als habe er nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Einbrecher. Hier in Ullapool, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen und die Polizeistation winzig ist, weil sie nichts zu tun hat, außer ab und zu mal Touristen zu ermahnen, nicht zu schnell zu fahren. Wann gab es hier den letzten Einbruch? Seit wir hier wohnen jedenfalls nicht.“ Sie schüttelte den Kopf. „Auch bei der Methode fällt der Verdacht sofort auf uns.“

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